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362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
212
wuudet, auf dem Krankenbette zu dem Entschlüsse einer Gott gewidmeten Lebensrichtung gebracht ward. In Paris, wo er Theologie studierte, faud er Gesinnungsgenossen, darunter Franz datier, den nachmaligen „Apostel Indiens." Der Orden verpflichtete sich außer zu den drei Mönchsgelnbden zum unbedingten Gehorsame gegen den Papst und erhielt 1540 von Paul Iii. als „Gesellschaft Jesu" die Bestätigung. Die Jesuiten stellten sich besonders 3 Aufgaben: a) die Seelsorge und den Unterricht der Jugend, b) die Mission, c) die Wiedergewinnung des der katholischen Kirche verloren gegangenen Gebiets. Der Orden verbreitete sich sehr rasch und wurde durch seine Organisation und durch die richtige Verwendung seiner Kräfte eine mächtige Waffe der katholischen Kirche.
iv. Ausbreitung der Reformation.
Außer in Italien und Spanien fand die Reformation in den meisten Ländern Europas Eingang.
A. Zn der Schweiz. Hier traten Zwingli und Kaloin als Reformatoren auf.
1. Ulrich Zwingli, Pfarrer zu Zürich, wurde, >oie Luther, durch die Verkündigung eines Ablasses zur Opposition gegen die kirchlichen Satzungen veranlaßt, 1519. Von Luther, mit dem er ein vergebliches Religions-gespräch zu Marburg führte, unterschied er sich in der Abendmahlslehre. Zwinglis Lehren fanden besonders in den industriellen Kantonen Eingang, während die Hirtenkantone Schwyz, Uri, Unterwalden katholisch blieben. Als er den ersteren auch das politische Übergewicht verschaffen wollte, entbrannte ein Bürgerkrieg, in dem die katholischen Waldstütte siegten und Zwingli in der Schlacht bei Kappel fiel, 1531.
2. Johann Kalvill, 1509—64, aus Noyon in der Pikardie gebürtig, kam, aus Frankreich vertrieben, nach einem unsteten Wanderleben nach Genf, das er zum Mittelpunkte der reformatorifchen Bewegung machte. Eigentümlich ist ihm die Lehre von der Gnadenwahl. Der üppigen Stadt Genf gab er eine strenge, theokratische Verfassung mit demokratischer Grundlage (Wahl der Kirchenältesten). Kaloins Lehre, zum Unterschiede von der lutherischen die reformierte genannt, verbreitete sich in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und erhielt im Heidelberger Katechismus 1563 eine genaue Fassung.
B. In Arankreich. Hier verbreitete sich besonders Kalvins Lehre, deren Bekenner den Namen Hugenotten erhielten. Da der unzufriedene Adel die neue Lehre zu politischen Zwecken benutzte, so entstanden bald blutige Bürgerkriege.
C. In Schweden, Norwegen und Dänemark.
1. Vorgeschichte. Skandinavien, die Heimat der Normannen, konnte lange Zeit kein starkes Königtum erblühen sehen. Die ältesten Dynastieen Dänemarks und Schwedens leiten ihren
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Extrahierte Personennamen: Franz_datier Franz Ulrich_Zwingli Luther Luther Zwinglis Kappel Johann_Kalvill Johann Kaloins
Extrahierte Ortsnamen: Paris Indiens Italien Spanien Europas Schweiz Marburg Schwyz Frankreich Genf Genf Frankreich Deutschland Niederlanden Heidelberger_Katechismus Arankreich Schweden Norwegen Skandinavien Schwedens
165
d. Der Religionsfriede zu Nrnberg, 1532. Da aber die 1532 Trken das Reich von neuem bedrohten und die Hilfe der Protestanten notwendig wurde, so einigte man sich auf dem Reichstage zu Nrnberg, 1532, dahin, da bis zur Erffnung eines allgemeinen Konzils keiner um des Glaubens willen bedrngt werden solle.
e. Die Wiedertufer in Mnster. In den Jahren 1533 - 1535 bte die Sekte der Wiedertufer in der Bischofsstadt Mnster eine Schreckensherrschast ans. Der Schneider Bockelson, gewhnlich Johann von Leyden genannt, machte sich zum Könige von 3ton", und Mnster wurde der Schauplatz von Greueltaten aller Art. Johann von Leyden fhrte die Vielweiberei und Gtergemeinschaft ein und umgab sich mit einem ppigen Hofstaat. Die bischflichen Truppen eroberten nach langer Belagerung die Stadt, und Johann von Leyden und seine Helfershelfer wurden grausam hingerichtet.
f Luthers sptere Lebenszeit und sein Ende. Die Landesfrsten, deren Ansehen und Macht durch den Sieg der die Bauern sehr gewachsen waren, beanspruchten jetzt auch die Kirchenhoheit. Die bischfliche Gewalt wurde aufgehoben, und die Landesherren nahmen das Kirchenregiment in die Hand. Die Gter der reichen Klster und Stifte wurden von den Fürsten eingezogen. Der Kurfürst von Sachsen erlie eine Visitationsordnung,
durch welche Superintendenten zu geistlichen Aufsehern bestimmt wurden.
Diese Kircheuorduuug wurde fr die evangelischeu Lnder vorbildlich. Luther schrieb (1529) seinen groen und kleinen Katechismus und arbeitete eine deutsche Messe und Ordnung des Gottesdienstes" aus. Im Jahre 1525 vermhlte sich Luther mit Katharina von Bora, einer frheren Nonne. Er lebte in Wittenberg, wo ihm das leerstehende Augustinerkloster als Wohnung angewiesen wurde. 1534 vollendete er die Bibelbersetzung. Luther starb am 18. Februar 1546 in Eisleben, wo er den Erbschaftsstreit der Grafen von Mansfeld schlichten sollte. Er liegt in der Schlokirche zu Wittenberg begraben.
5. Per Schmatkatdische Krieg, 15461547.
a. Veranlassung. Im Jahre 1546 wurde ein allgemeines Konzil nach Trient in Sdtirol berufen. Kaiser Karl V. hoffte, da hier die Vereinigung der kirchlichen Parteien erzielt werden wrde,
doch weigerten sich die Protestanten, Vertreter nach Trient zu senden.
Daher beschlo der Kaiser, die Protestanten mit Gewalt zu unterwerfen. Er fand die politische Veranlassung zum Kriege in dem Nichterscheinen der Hupter des Schmalkaldischen Bundes auf dem Reichstage zu Regensburg, 1546, und in der Vertreibung des katholischen Herzogs von Braunschweig.
Auf der Seite des Kaisers stand der ehrgeizige protestantische Herzog Moritz von Sachsen, der die schsische Kurwrde erstrebte.
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Extrahierte Personennamen: Schneider_Bockelson Johann_von_Leyden Johann Johann Johann_von_Leyden Johann Katharina_von_Bora Karl_V. Karl_V. Moritz_von_Sachsen
Zweiter Zeitraum. Von 2000 bis 560 v. Chr. 85
terhaltung bei der panathenäischen Festlichkeit ausmachen
sollte, auch rief er die Dichter Anaereon und Eimonides
zu sich. , ‘ '
Doch brach im Jahre 514 eine Verschwörung
gegen beide Brüder aus. Hipparch hatte die Schwe-
ster eines gewissen Harmodius öffentlich beleidigt.
Harmodius verband sich daher mit seinem Freunde
Arist ogiton, und Hipparch fiel unter ihren Dol-
chen. Von nun an regierte Hippias strenge; aber desto
eifriger suchten die Alcmäoniden, welche Pisi'stratus aus
Athen verbannt hatte, die alte Berfaffung ihres Vaterlandes
wieder herzustellen. Mit Hülfe der Spartaner gelang
es auch wirklich diesen Verbannten, sich im Jahre 510
Athens zu bemächtigen, und den Tyrannen Hippias zu
vertreiben. Clisthenes, der Sohn des Megacles,
stand nun an der Spitze des attischen Staates. Aber
bald bildete sich unter Isagoras eine Partei wider
ihn, welcher viele Große Athens beitraten. Desto mehr
schmeichelte Clisthenes der Menge. Cr bewirkte eine
neue Eintheilung des attischen Gebietes und Volkes, in-
dem er statt vier Stämmen zehn machte, und ihnen
neue Namen gab. Auch vermehrte er den Senat mit
hundert neuen Mitgliedern. Allein Isagoras wandte sich
nach Lacedämon. Dem Verlangen des mächtigen spar-
tanischen Königs Cleomenes gemäß, mußte auch wirklich
Clisthenes sammt seinem Anhänge Athen verlaffen. Dann
ging Cleomenes, von einer kleinen Kriegsmacht begleitet,
-selbst nach Athen, und verbannte auf einmal sieben hun-
dert Familien. Als er aber hierauf auch die Verfassung
andern wollte, griff das Volk zu den Waffen. Cleo-
menes und Isagoras, welche ihre Zuflucht in die Burg
nahmen, wurden zwei Tage daselbst belagert. Am drit-
ten Tage ergaben sie sich unter der Bedingung, daß die
Spartaner frei abziehen dürften. Isagoras ging mit
ihnen, aber viele Athener von seiner Partei wurden hin-
gerichtet. Clisthenes kam nun zurück, und stellte die
Volksherrschaft zu Athen wieder her. Athen aber sandte
Abgeordnete nach Sardes, um mit den Persern ein
Vündniß zu schließen, weil man den Krieg mit Sparta
als unvermeidlich betrachtete. Auch war es wirklich Plan
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78 Alte Geschichte«
Ephorat entweder errichtete, oder doch die Macht des-
selben erweiterte.
Ungefähr vierzig Jahre später begann der zweite
messenische Krieg (682- 608 v. Chr.). Besonders die
Jugend Messeniens sehnte sich nach der vormaligen Freiheit
ihrer Vater, und wünschte das harte Joch der Spartaner
abzuwerfen. Vor allen aber glühte der messenische Jüng-
ling Aristo men es vor Begierde, sein Vaterland zu be-
freien. Er begann den Krieg mit Glück. Aber auch den
Spartanern ward, als sie im Gedränge der Noch das
Orakel zu Delphi um einen ausgezeichneten Führer baren,
von den Athenern der Dichter Lyrtäus gesandt, dessen
Gesänge die Eintracht unter ihnen herstellten, und ihren
öfters sinkenden Muth mit wunderbarer Kraft wieder ho-
den. Bei Stenpklerus kam es zwischen beiden Parteien
und ihren Verbündeten zum hitzigen Treffen. Aristome-
ues siegte. Er ward immer kühner und unternehmender.
Allein nach vielem Glücke und mannigfaltigen Proben des
Heldenmutheö mußte er sich, durch die Verrätherei der Ar-
cadier genöthigt, in die Festung auf dem Berge Ira
werfen. Doch auch von hier aus ängstigte er die Sparta-
ner. Er gerieth in spartanische Gefangenschaft, aber
wunderbar gerettet, wurde er von Ira aus aufs neue
furchtbar. Ja, aus einer zweiten Gefangenschaft kehrte
der Held ebenfalls wohlbehalten zu den Seinigen zurück.
Endlich im eilften Jahre (668 v. Chr.) ward Ira durch
Überfall genommen; Verrätherei hatte den Spartanern
den Weg dazu gebahnt, und Erschöpfung die längere
Ausdauer des Kampfes den Messeniern unmöglich ge-
macht. Viele Messcnier wunderten aus. Die Übrigen,
welche auf Ira oder dem Laude zurückgeblieben waren,
wurden von den Spartanern in den Stand der Heloten
versetzt. Auch vertheilten die Sieger den größten Theil
des meffenischen Landeigenthnms durch das Loos unter sich.
Von nun an bildete sich Sparta mehr und mehr zu
einem Kriegerstaate, welcher für ganz Griechenland furcht-
bar zu werden drohte. Der Ruhm ihrer Tapferkeit,
welche besonders die Argiver, denen sie um 550 v.
Chr. Thyrea Wegnahmen, zu erfahren hatten, erscholl
nicht nur bei den Griechen in Kleinasien, sondern auch
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Dritter Zeitraum. Von 1096 bis 1517. 545
Michael Paläologus griff alsbald mehrere Besitzungen der
Lateiner mit Glück an; im Jahre 1261 stürmte sein Feld-
herr Strategopulus Constantinopel; Balduin Ii. muß-
te flüchten; die Herrschaft der Griechen ward wieder her-
gestellt.
3. Di e Kaise r von Nieäa: Theodor Lascaris
(1204- 1222), Johannes Hi. Dueas Vataces
( 1222 - 1255 ), Theodor Lascaris Ii. (1255 -
1259), Johannes Iv. Lascaris (1259), Mi-
chael Paläologus.
Constantinopels Verlust hatte den Griechen wieder
Muth und Stärke gegeben. Selbst Helden traten jetzt
aus dem Kreise derselben hervor. So der Schwieger-
sohn Kaisers Alexius 111., Theodor Lascaris (1204 —
1222), der am Anfänge bloß über drei Städte und zwei
tausend Soldaten geboten hatte, aber im Laufe einer acht-
zehnjährigen siegreichen Regierung daö kleine Fürstenthum
Nicaa zur Größe eines Kaiserthums ausdehnte. Sein Ei-
dam und Nachfolger Johannes Ducas Vataces
(1222-1255) erweiterte die Gränzen des neuen Staates
noch mehr, und bedrängte selbst Constantinopel auf allen
Seiten. Zugleich sorgte Vataces für den innern Wohlstand
seines Reichs, besonders durch Beförderung des Ackerbaues.
Auch war die Erziehung der Jugend und die Wiederbele-
bung der Wissenschaften ein Gegenstand seiner ernsten Für-
sorge. Theodor Lascaris 11.(1255- 1259), obwohl
er seinem Vater Vataces an Tugenden weit nachstand,
führte während seiner kurzen Negierung sein Heer dreimal
in das Herz der Bulgarei. Durch Michael Paläolo-
gus, einen griechischen Großen von einem alten, berühm^-
teo Hause, wurde zwar Johann es Iv. Lascaris (1259),
der bei dem Tode seines Vaters Lascaris Ii. noch minder-
jährig war, um Thron und Freiheit gebracht, aber auch
die Herrschaft der Griechen in Europa wiederhergestellt.
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30
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
Schicksal traf auch verdienterweise Münzer und die andern Volksanführer.
Da wir einmal bei der Erzählung der Uebertreibungen jener Zeiten der Reformation sind, so wollen wir noch von einer berichten, die sich in den Jahren 1534 und 1535 zutrug. Von Münzers Anhängern waren einige entkommen und hatten sich nach Holland gewendet, wo sie auch manche Anhänger bekamen. M Diese Leute kamen auf den Einfall, alle, die zu ihnen gehörten, noch einmal zu laufen, weil die Kindertaufe keine wahre Taufe sei; denn die Kinder verständen ja nichts davon. Auch behaupteten sie, alle, die zu ihrer Kirche gehörten, wären heilig und zur Gründung des Reiches Jesu auf Erden berufen. Einige dieser Wiedertäufer kamen nun nach Westphalen und ließen sich in Münster nieder; der Schneider Johann Bockold (Jan Bockel-sohn) von Leyden, Jan Matthiesen, ein Bäcker von Harlem, der Tuchhändler Knipperdolling, Krechting und andere. Ein Prediger der Stadt, Rottmann, ein unwürdiger Schüler Luthers, schloß sich bald an die Schwärmer an, die immer mehr Anhang unter den Bürgern fanden. Nachdem sie bei Erneuerung des Magistrats durchgesetzt hatten, daß lauter Wiedertäufer zu Magistratspersonen gewählt wurden, erhielten sie die Oberhand und bemächtigten sich des Zeughauses; der Bischof war schon früher weggegangen. Rottmann und Knipperdolling ließen den Leuten auf dem Lande sagen: sie möchten nur zu Hause alles stehen und liegen lassen und nach der Stadt kommen, da sollten sie das zehnfach wiederbekommen; denn sie lehrten, wie Münzer, eine allgemeine Gütergemeinschaft. Die Reichen mußten alles hergeben und verließen je eher je lieber die Stadt, die nun den Armen und den Wiedertäufern allein überlassen blieb. Matthiesen befahl, daß jeder bei Lebensstrafe fein Gold, Silber und übriges Eigenthum in ein bestimmtes Haus bringen sollte; es geschah. Dann wurden alle Bücher, die Bibel ausgenommen, verbrannt, und alle Kirchenbilder, Orgeln, gemalte Fenster, Thurmuhren it. a. zertrümmert.
Indessen rückte der Bischof von Münster mit einem Heere herbei, die Stadt zu belagern. Da erschien der Bäcker Matthiesen auf dem Markte, suchte sich 30 Männer aus und rief: Gott habe ihm geoffenbart, daß er mit diesen Leuten allein das ganze Heer des Bischofs in die Flucht schlagen würde. Wirklich zog der Tollkopf aus, und alle waren neugierig, wie es ihm gehen würde.
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Extrahierte Personennamen: Münzers_Anhängern Schneider_Johann_Bockold Johann Jan_Bockel-sohn Jan_Matthiesen Rottmann Rottmann
Wiedertäufer in Münster.
31
Aber — er wurde gleich vom ersten Soldaten niedergestochen. Da trat der Schneider Bockold auf und sprach: das habe er längst gewußt; denn er sei ja bestimmt, seine Wittwe zu heiratheu und auch als Bürgermeister an seine Stelle zu treten. Aber diese Würde verrückte dem armen Schneider vollends den Kopf. Auf sein Geheiß mußte ein anderer Prophet, der Goldschmied Tausendschnur, dem Volke bekannt machen: Gott habe ihm offenbart, daß Bockold König sein, den ganzen Erdball beherrschen und alle Fürsten todtschlagen solle. Da fiel Bockold aus seine Kniee und rief: „Meine Brüder, das hat mir Gott schon vor vielen Tagen offenbart; aber ich wollte warten, bis ein anderer es euch verkündigte." So wurde aus dem Schneider ein König; er ließ sich goldene Kronen, einen Scepter, ein Schwert u. s. w. machen, ertheilte Audienz, ließ einen Thron auf dem Markte errichten, wo er Gericht hielt, und wenn er über die Straße schritt, so trug er einen scharlachenen Mantel mit einer langen Schleppe, die ihm von Edelknaben nachgetragen werden mußte, hatte die Krone auf dem Kopfe und ein glänzendes Gefolge hinter sich. Er erlaubte so viele Weiber zu nehmen, wie jeder wollte; er selbst brachte es auf 14. Eine enthauptete er auf dem Markte mit eigener Hand, weil sie ihm Vorstellungen über allen den Unsinn machte, und tanzte dann mit andern um den blutigen Leichnam herum, indem sie sangen: Ehre sei Gott in der Höhe! Endlich schickte er 28 Apostel aus in die benachbarten Städte; denn das Reich Christi, sagte er, solle auf Erden aufgerichtet werden. Nun war es Zeit, dem'unwesen ernstlich Einhalt zu thun. Der Bischof schloß die Stadt immer enger ein, und die Hungersnoth nahm so überhand, daß viele verhungerten und die andern wie Schattenbilder umherwankten. Und doch durfte keiner sich unterstehen, von Heb ergäbe zu sprechen. Da flohen zwei Bürger aus der Stadt und zeigten dem Bischöfe, wie er die Stadt schnell einnehmen könnte. Das geschah- denn auch, und nach einem wüthenden Kampfe, in welchem Rottmann seinen Tod fand, baten die Wiedertäufer um Gnade. Bockold, Kuipperdolling und Krechting wurden in eiserne Käfige gesperrt und wie seltene Thiere im Lande umhergeführt und gezeigt, dann aber in Münster grausam hingerichtet. Die Käfige mit den Leichnamen hängte man an dem Lambertusthurme auf; da kann man sie noch heute sehen.
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Huldreich Zwingli.
73
seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen.
Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei.
. Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Zwingli Anna Anna Anna Cappel Zwingli
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als
Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen.
Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich_Ii Friedrich Schwyz Rudolph_von_Habsburg Rudolph August Adolph_von_Nassau Albrecht_I. Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_von_Baiern Ludwig Friedrich_von_Oestreich_(Habsburg Friedrich Ludwigs Ludwigs Friedrichs Friedrichs Leopold Leopold Ludwig_der_Batet Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwyz Unterwalden Schwyz