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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Johann_Parricida Johann Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Johann Johann Heinrich Heinrich Dante_Alighieri V._Ariedrich_von_Österreich
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
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Stadt und das ganze uniliegende Gebiets. In derselben Stadt wurde
ein abscheuliches dreiköpfiges Götzenbild-) von den verblendeten Menschen
als Gott verehrt. Der Fürst Heinrich, welcher die Hingebung seines
Volkes an den so garstigen Götzendienst auf das höchste verabscheute, suchte
daher dasselbe auf alle Weise zu Gott zu bekehren. Und da er keinen
Erben hatte, so setzte er den Markgrafen Albrecht als Nachfolger in seiner
Herrschaft ein und schenkte dessen Sohn Otto^), als er ihn aus dem
Wasser der h. Taufe hob, die ganze Z au che, nämlich das südliche Land
Obnle, als Pate. Nachdem er im Laufe der Zeit viele deutsche Fürsten
sich treu iu Freundschaft verbunden, deu Götzendienst unterdrückt^) und die
Räuber ziemlich ausgerottet, lebte er, da er im Umkreise Ruhe hatte, mit seiner
Gemahlin Petrussa in dem Wunsche nach Frieden ergeben dem Herrn. . .
Als er aber bereits vom Alter gebrochen hinfällig zu werden begann,
erinnerte er feine Gemahlin getreulich daran, daß er dem Markgrafen
Albrecht die Stadt Brandenburg für deu Fall fernes Todes versprochen
habe. Sodann eine Zeitlang von Fiebern befallen und hingestreckt, entschlief
er treu, wie wir hoffen, im Herrn. Wohl eingedenk seiner letzten Ermahnung
wollte also seine Wittwe, da sie wußte, daß die Einwohner des Landes
zur Verehruug der Götzeubilder geneigt seien, das Land lieber den Deutschen
übergeben, als selbst dem schändlichen Götzendienste beistimmen; klugen
Ratschlägen gemäß hütete sie nur mit Wissen ihrer größten Vertrauten die
nnbeerdigte Leiche ihres bereits seit drei Tagen toten Gemahls, zeigte dem
Markgrafen Albrecht, den er als seinen Erben eingesetzt hatte, die Sache
an und rief ihn herbei, damit er komme zur Übernahme der Stadt. Dieser
kam der Ankündigung entsprechend eilends mit einer starken Schar Bewaff-
neter, nahm die Stadt Brandenburg wie durch Erbfolge-^) in Besitz und ver-
anstaltete unter Teilnahme vieler Edlen gemäß der Macht des Fürsten ein
ehrenvolles Begängnis des Verstorbenen. Nachdem der Markgraf Albrecht
so die freie Bestimmung über seinen Besitz gewonnen hatte, vertrieb er von
den Heideu die offenkundigen Straßenräuber sowie die von dem unreinen
Götzendienste Angesteckten aus der Stadt und übergab den Schntz derselben
kriegerischen Deutschen und slawischen Männern, denen er das größte Ver-
trauen schenkte. Sobald aber das Gerücht, von allen Übeln das schnellste,
') Das Havelland, von der Havel, dem Rhin und dem jetzigen Ruppiner
Kanal umflossen.
2) Der dreiköpfige Gott Tri gl äff (darnach der Triglaw oder Terglon in
den Ostalpen bekannt), auch von den Pommern verehrt. Er hatte die Herrschaft
des Himmels, der Erde und der Unterwelt; ein schwarzes, mit der Kraft der
Weissagung begabtes Roß war ihm heilig. An der Stelle des Triglafftempels
in Brandenburg erhob sich unter Pribislans die Marienkirche. — 3) Es ist der nach-
malige Markgraf Otto I., geboren 1126 oder 1127. —4) Pribislans selbst nahm mit
seiner Gemahlin erst 1136 die Taufe. — 5) Wahrscheinlich 1150; den Titel eines
Markgrafen von Brandenburg führte Albrecht aber nachweislich schon seit 1144. —
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht Petrussa Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Otto_I. Otto_I. Albrecht Albrecht
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leidenschaftlich dem Spiele ergeben, verspielten ihre ganze Habe und endlich die eigene Freiheit. In diesem Falle ließen sie das lange rotblonde Haar scheren und sich in die Fremde verlausen. Die Jagd war ihre Vorbereitung und Übung für den Krieg. War dieser ausgebrochen, dann fühlten sie sich erst ganz im Vollgenuß des Lebens. Ihr Mut scheute vor feiner Gesahr zurück; der Tod im Kampse eröffnete ihnen den Einzug zur Walhalla, dem Aufenthalte der Seligen. Der Germane mit feiner Körperkraft und feiner Todesverachtung war der Schrecken der Feinde. Selbst aber diese rühmten an ihnen die Treue, mit der sie ein gegebenes Wort hielten, die Einfachheit und Reinheit ihrer Sitten, die hohe Achtung, die sie vor den Frauen hegten, in denen sie etwas Göttliches sahen.
Die Götter der Germanen. Aus ihrer alten Heimat hatten die Jnbogermanen den Glauben an den Himmelsgott (Tiwas, Deus, Zeus) mitgebracht, in der neuen entwickelten sich neue Anschauungen, und mit ihnen neue Götter. So gab es auch bei den verschiedenen deutschen Stämmen verschiedene Götter. Diese waren ursprünglich Naturkräste, die in der Phantasie der Menschen zu Personen sich gestalteten. Am meisten Geltung gewann Wotan, der Windgott, der zugleich Träger der Kultur wird. Mit den abgeschiedenen Helden thront er im Göttersaale, der Walhalla, am Met und dem Fleische des Ebers sich erfreuend. Die Raben zu seinen Füßen fliegen ans, um ihm zu berichten, was auf der Erde vorgeht. Aber in einen blauen, mit Sternen besäten Mantel gehüllt, den Stahlhelm auf beut Haupte, besteigt er den Schimmel, um, gefolgt von den Walküren, die Luft zu burchfliegen. Er führt dann die auf dem Schlachtfelbe gefallenen Helben in feine Walhalla. (Sage vom toilben Jäger.) Ober auch in einen bunflen Mantel gehüllt, den Hut über das Gesicht gezogen, so daß sein Auge bebetft wirb, geht er zu den Wohnungen der Menschen. Wehe benen, die dem Unbekannten gastliche Ausnahme weigern! Neben ihm gelangte zur höchsten Vebeutung Thor ober Donar, der Gewittergott. Er fährt in einem mit Böcken bespannten Wagen durch bic Luft und wirft den Streithammer, der immer wieber in feine Hand zurückkehrt. Er bewirkt das Gewitter, zerteilt die Wolken, daß ein fruchtbarer Regen, und die Felsen, daß der Quell hervordringt. Andere viel verehrte Götter waren Freyr, Freya und Frigg. — Die Germanen glaubten, daß die Welt ans nichts hervorgegangen fei, daß einst die ganze Götterwelt (die Afeit) mit den Menschen und der Erbe in einem Weltbranbe untergehen, daß aber dann eine neue schönere Welt erstehen werbe. Außer den Menschen bewohnten die Erbe Riesen und Zwerge, Wasser- und Walbseen. Ihre Götter verehrten die Germanen nicht im Tempel, sonbern ant liebsten im Dunkel des Walbes, auch machten sie keine Götzenbilber.
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zuge. In Deutschland wirkte für ihn Hermann v. Salza, der Hochmeister des deutschen Ordens. Im Hafen von Brindisi trafen die Truppen zusammen; und obgleich eine Seuche unter ihnen wütete, schiffte sich der Kaiser mit dem immer noch stattlichen Heere ein. Aber die Seuche folgte ihm auf das Meer und forderte zahlreiche Opfer. Auch Ludwig von Thüringen,
1227 der Gemahl der heiligen Elisabet, starb. Da kehrte der Kaiser um, und das Heer löste sich auf. Der Papst glaubte an eine ernstliche Absicht Friedrichs, sein Gelöbnis zu erfüllen, nicht, sondern sprach den Bann über ihn aus und machte ihn in einer leidenschaftlichen Sprache der Christenheit bekannt. Scharen von Bettelmönchen arbeiteten gegen den „ketzerischen Kaiser". Nun antwortete auch dieser in heftigen Schriften und zwang die Geistlichkeit, iu feiner Anwesenheit Messe zu lesen. So brach der alte Kampf Zwischen den beiden Gewalten mit voller Heftigkeit wieder ans. Die Römer zwangen Gregor zur Flucht. Friedrich rüstete nun den Kreuz-
1228 zng aufs neue und segelte 1228 nach Syrien ab. Obgleich der Papst jetzt das Unternehmen verbot und den Gläubigen untersagte, dem Gebannten zu gehorchen, erreichte der Kaiser durch kluge Unterhandlungen mehr als seine Vorgänger. Durch einen Vertrag brachte er Jerusalem, Bethlehem und die Küste in feine Gewalt und ließ sich darauf Zu Jerusalem zum Könige krönen. Da belegte der Patriarch von Jerusalem die heiligen Stätten mit dem Interdikte, weil der Gebannte sie betreten hatte. Friedrich kehrte nun heim und vertrieb die in Apulien eingefallenen päpstlichen Truppen („die Schlüsselsoldaten") mit Leichtigkeit. Der Papst mußte sich darauf zum Frieden bequemen und den Kaiser vom Banne lösen. (Friede zu St. Germauo 1230.)
Empörung Heinrichs. Die Städte Oberitaliens zur Unterwerfung zu bringen, hinderte die Empörung, die Heinrich gegen den Vater anzettelte. Er erschien nicht auf dem angesagten Reichstage, unterwarf sich dann zwar, erhob sich aber von neuem, als Friedrich verschiedene seiner Maßregeln getadelt hatte. Aber er fand in Deutschland wenig Anklang, daher trat er mit den Lombarden in Verbindung. Als aber der Kaiser nun im Reiche erschien, stand ihm Heinrich so hilflos gegenüber, daß ihm nichts übrig blieb, als Unterwerfung. Er wurde in Apulien bis zu feinem Tode in strenger Haft gehalten. Um sich die Anhänglichkeit der Reichsfürsten zu sichern, gab Friedrich ihnen wichtige Rechte, das Münzrecht, die Gerichtsbarkeit; die Freiheit der Städte schränkte er zu ihren Gunsten ein. —
Die Ketzerverfolgungen. Friedrich hatte ein Gesetz gegen die Ketzer gegeben. Nun erhob sich in Deutschland eine blutige Verfolgung gegen sie. Die Seele derselben wurde Magister Konrad von Marburg, indem er eifrig das Kreuz gegen sie predigte; die Dominikaner („die Hunde des Papstes") erregten das Volk. Die als Ketzer gebannten Stedinger Bauern wurden, nachdem auch gegen sie das Kreuz gepredigt war, trotz
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brindisi Friedrichs Syrien Jerusalem Bethlehem Jerusalem Jerusalem Apulien Deutschland Apulien Deutschland
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1486—99 Johann (Cicero), —1499, Albrechts Sohn und Nachfolger, der erste Zoller, welcher sich dauernd im Lande aufhielt, die Sprache und Art der Märker verstand, vergrößerte das Saud durch das Ländchen Zoffen und legte den Grund zur Universität Frankfurt. Er stand in der neuen humanistischen Bildung, drückte sich in der lateinischen Sprache fließend aus. Tieser Umstand erwarb ihm den Beinamen.
Die Kurfürsten pir Zeit -er Deformation.
Joachim I. (—1535) rief die Universität zu Frankfurt in das Leben; sie wurde zu einer Verteidigerin der alten Kirche und trat dadurch in einen Gegen-atz zu Witteuberg. Trotz feiner großen Jugend, in welcher er zur Negierung 'kam, trat er mit großer Festigkeit auf gegen adlige wie bürgerliche Räuber, welche unter einem so jungen Herrn leichtes Spiel zu haben wähnten. Er ließ sie trotz der Fürbitte mächtiger Verwandten ohne Schonung hinrichten. Wie seine Universität hielt auch er an der alten Lehre fest, und stand daher aus der Seite Karls. Er verbot Luthers Bibel, weil sie Irrtümer verbreite. Er trat damit in einen Gegensatz zu seinem Volke, welches sich früh zu Luthers Lehren hinneigte. In den Städten fing man an, lutherische Geistliche zuzulassen. Joachim bemerkte das mit Unwillen, aber eine Religionsversolgung veranlaßte er nicht. Mit Schmerz erfüllte es ihn aber, als er erfuhr, daß seine eigene Gemahlin Elisabeth der neuen Lehre anhing. Sie fürchtete den Zorn ihres Gemahls so sehr, daß sie sich nachts aus dem Schlosse stahl und aus dem Lande floh. Er glaubte, den Neuerungen auch nach seinem Tode halt zu gebieten, indem er seine Söhne Joachim und Johann verpflichtete, der katholischen Kirche treu zu bleiben. — Verdienstlich war es, daß er den sür beide Länder so verderblichen Krieg mit Pommern zur Ruhe brachte. Im Vertrage zu Grimnitz erkannte er die Reichsunmittelbarkeit des Herzogtums Pommern an, erhielt dagegen die Zusicherung der Nachfolge des brandeuburgischen Hauses, im Falle die pommerfchen Herzöge ausstürben. Das Land Ruppin stand nur mittelbar unter der Herrschaft der brandenburgifchen Kurfürsten. Als aber die Grasen von Lindow, welche das Ländchen von ihnen zu Lehen trugen, ausstarben, zog er es ein und verband es unmittelbar mit dem Kurstaate. —Die Städte erfreuten sich im Mittelalter fast unbeschränkter Selbstverwaltung, da eine obrigkeitliche Beaufsichtigung fast ganz fehlte. Das hatte aber zu mancher Unzuträglichkeit geführt; es war eine lässige Verwaltung eingetreten und das Vermögen der Städte wurde oft geschädigt. Der Rat wurde meist nur ans einzelnen Familien ergänzt, welche die Ämter als ihr Erbe ansahen. Joachim gab eine Reihe zweckmäßiger Gesetze: die Stadträte wurden gehörig beaufsichtigt und angehalten, Rechnung zu legen; eine Feuerordnung ward eingeführt, Verordnungen gegen den Luxus, welcher bei allen Ständen eingerissen war, erlassen. Ein weiteres
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Extrahierte Personennamen: Johann_(Cicero Johann Albrechts Albrechts Zoller Karls Joachim Joachim Johann Johann Lindow Joachim
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Frankfurt Witteuberg Karls Ruppin
Volk in Dienst nahmen, welches neben der Lanze auch mit dem Feuer-gewehr bewaffnet war; er verlor seine einflußreiche Stellung und verarmte. Auch die reichsfreien Ritter waren in Gefahr, zum Landadel herabgedrückt zu werden. In den Städten strebten die zu Zünften verbundenen Handwerker die Herrschaft des Stadtadels zu brechen; der aufblühende Großhandel drückte auf den gemeinen Mann. Immer lauter wurden die Klagen über die Verteuerung der Lebensrnittel und den Wucher. Die Unsicherheit der Straßen hinderte den Verkehr. Der Bauer sank immer tiefer in den Zustand der Unfreiheit. Die Gutsherrfchaft vermehrte feine Lasten an Abgaben und Diensten beliebig, sprach sich das Eigentumsrecht über das Gut zu und beschrankte die Freizügigkeit des Bauern, der zu dem Gute gehöre und mit demselben vererbe (Hörigkeit, Erbunterthänig-keit). Hatten bisher Schöffen, aus dem Volke erwählte nicht studierte Richter, nach althergebrachtem Rechte im öffentlichen Verfahren das „Urteil gefunden", so drang jetzt das dem Volke ganz unbekannte römische Recht ein, nach welchem von gelehrten Richtern (Juristen) im geheimen Verfahren geurteilt ward. Die Macht des Kaisers sank desto tiefer, je mehr sich die des Landesfürstentums hob; das Reich verwaiste immer mehr, besonders feit die Kaiser aus dem Hause Habsburg ihre Hauptsorge ihren österreichischen Erbstaaten zuwandten.
Unzufriedenheit auf kirchlichem Gebiete. Die römisch-katholische Kirche hatte, wie sie meinte, ihre Glaubenssätze und gottesdienstliche Ordnung für alle Zeiten festgestellt. Was Papst und Konzil in Glaubensfachen beschlossen hatten, galt für unumstößlich, denn sie waren in ihrem Zusammenwirken unfehlbar. Die Kirche nannte sich die alleinseligmachende. Es war daher natürlich, daß sie keine Abweichungen von ihren Lehren duldete, denn sie führten zum ewigen Verderben. Der von der Lehre Abweichende (Ketzer) wurde aus der Kirche gestoßen und der weltlichen Obrigkeit überliefert. Der Tod war die Strafe für die Ketzerei. Aber selbst zur Zeit der höchsten Macht der Kirche hatten ketzerische Sekten an ihrem Glauben festgehalten, obgleich sie mit Feuer und Schwert verfolgt wurden. Hundert Jahre vorher hatten die Lehren des Engländers Wiclef nicht nur England, sondern auch Böhmen ergriffen und das ganze Volk erregt. Johannes Hnß büßte seine Ketzerei mit dem Tode auf dem Scheiterhaufen, aber damit war sie nicht unterdrückt. Die Unzufriedenheit mit der herrschenden Kirche wuchs, der Ruf nach einer Reformation an Haupt und Gliedern wurde immer lauter. Die Fürsten beschuldigten den Papst, daß er durch allerlei Auflagen ihre Unterthanen ausbeute; das Volk klagte über den weltlichen Sinn besonders der höheren Geistlichkeit, die es den weltlichen Großen an Aufwand und Lnstleben gleich thäten; die Gebildeten über Unwissenheit und Unsittlichfeit, wie sie bei Geistlichen nicht selten vorkam; fromme Gemüter wurden durch den Gottesdienst trotz feiner feierlichen Form nicht mehr erbaut und erwärmt. Seit die Kennt-
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tränken. „Deine Vortrefflichkeit", schrieb der Papst an Karl, „hat alle unsre Erwartungen übertroffen."
Luther hatte Worms bereits verlassen. Unterwegs predigte er an mehreren Orten und besuchte Verwandte in der Heimat seiner Familie.
Da die ihm gestellte Frist der Heimkehr ablies, so schwebte er in großer Gefahr. Daher hatte sein Kursürst beschlossen, ihn zu verbergen; es überfielen ihn zwischen Altenstein und Ruhla fünf Reiter, setzten ihn unter großem Geschrei auf ein Roß, jagten mit ihm im Walde kreuz und quer und brachten ihn endlich auf die Wartburg in Sicherheit.
Auf der Wartburg (1521—1522). Hier lebte Luther verkleidet 1521-22 als Junker Georg über ein Jahr so verborgen, daß selbst seine nächsten Freunde anfangs feinen Aufenthalt nicht kannten. Eine ernste Arbeit beschäftigte ihn bis tief in die Nächte hinein; er wollte die Heilige Schrift, die einzige Quelle des Christenglaubens, dem deutschen Volke eröffnen.
Es gab zwar deutsche Übersetzungen der Bibel, aber sie waren an vielen Stellen ungenau, für das Volk nicht allgemein verständlich und ansprechend. Er übersetzte zunächst das neue Testament; die ganze Bibel erschien erst 1534 unter dem Titel: „Biblia, das ist die ganze heilige Schrift. Deutsch durch Martin Luther. Wittenberg Mdxxxiv."
Luthers Bibelübersetzung hat nicht nur eine religiöse, sondern auch eine nationale Bedeutung. Er gab dem deutschen Volke eine gemeinsame Schriftsprache. Denn bisher sprach jeder Stamm nur seinen Dialekt, in ihm wurde geschrieben und gepredigt. Luther benutzte nun für feine Bibelübersetzung eine Sprachweise, welche sich in der sächsischen Kanzlei ausgebildet hatte und auch in den Schreibstuben andrer Fürsten und vieler Städte gebräuchlich geworden war. Durch die Bibel kam sie in allgemeinen Gebrauch und ist, vielfach bereichert und ausgebildet, die gemeinsame Sprache aller gebildeten Deutschen geworden.
Luthers Mitarbeiter. Luther wurde von einer Anzahl gelehrter und gleichgesinnter Männer in seinem Wirken lebhaft unterstützt, dahin gehört Justus Jonas, der Pommer Bngenhagen, besonders aber Philipp Melanchthon. Dieser gehörte schon als Jüngling zu den ersten Gelehrten Deutschlands, er war ein tiefer Kenner der griechischen Sprache. Er blieb Luther in inniger Liebe verbunden, trotz der Verschiedenheit ihrer Natureu. Luther war derb, ja grob und auffahrend, Melanchthon dagegen sanft und milde. Luther sagt: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit den Rotten und Teufeln muß kriegen, darum meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sind. Ich muß die Klötze und Stämme ausrotten, Dornen und Hecken weghauen, die Psützen ausfüllen, ich bin der grobe Waldrechter, der die Bahn brechen und zurichten muß. Aber Magister Philipp fährt säuberlich und still daher, bauet und pfleget, säet und begänßt mit Lust, nachdem Gott ihm hat gegeben seine Gaben reichlich."
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Georg Martin_Luther Justus_Jonas Pommer_Bngenhagen Philipp_Melanchthon Philipp Melanchthon Philipp Philipp
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liche Verfassung damals noch in vielen Beziehungen eine freie Bethätigung der Gemeinden zuließ und so die aus dem Staate verjagte Freiheit sich gleichsam in die Kirche flüchtete, daß ferner die Herrscher selbst in der Gemeinde sich als Brüder den Brüdern gleichstellen und sich als Laien den Geboten des Klerus unterordnen mußten, so war doch noch bei weitem wichtiger, daß in der christlichen Kirche innerhalb des Staates eine Macht festen Bestand erhielt, die, obschon in der Welt stehend, doch sich in ihrem Ursprünge, ihren Zwecken und ihrem Endziel unmittelbar mit dem Ueberirdischen verknüpft, die deshalb von keiner menschlichen Gewalt in ihrem innersten Wesen anzutasten ist, zumal sie die Verheißung hat, daß sie die Welt endlich überwinden wird. Und diese Macht hatte in den Bischöfen Vertreter, die in dem Vollgefühl unbesieglicher Gotteskraft furchtlos die Herrscher darauf hinwiesen, daß es eine äußerste Grenze der Gewalt auch für die Obrigkeit gebe und jenseits derselben das Gebot für die Christen stehe: „Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen".
Nach Constantin hat das Heidenthum noch einmal die christliche Kirche zu überwältigen gesucht, der Zwiespalt über die Lehre brach abermals aus, und der neugeschlossene Bund zwischen Kirche und Staat schien keineswegs gesichert, bis endlich Theodosius durch kaiserliches Ediet die Götzenopfer völlig verbot, den Arianismus als ketzerische Lehre im Römerreiche ausrottete und das Nicänische katholische Glaubensbekenntniß zur unbestrittenen Geltung brachte (381). Seitdem war das römische Reich ein christlicher Staat, und die einige katholische Kirche wurde Staatskirche. Wie wenig aber die Bischöfe sich deshalb willenlos dem Kaiser zu beugen gedachten, erfuhr Theodosius an sich selbst. Wegen der Grausamkeiten, die er bei der Bestrafung des aufständigen Thessalonich geübt hatte, schloß ihn der Bischof Ambrosius von Mailand von der Kirchenthür aus, rief Hm das Wort entgegen: „Du hast wie David gefehlt, nun thue auch Buße wie David!" und nahm ihn erst nach achtmonatlichen schweren Bußübungen wieder in die Gemeinschaft der Gläubigen auf. Ueberall machte sich nun der Einfluß der Kirche in der Gesetzgebung des Staates geltend: die unsittlichen Schauspiele wurden aufgehoben oder beschränkt, das Löos der Sklaven und Gefangenen gemildert, das Eheband gewann eine neue Weihe, das Weib eine edlere und würdigere Stellung, die Wittwen und Waisen traten unter den Schutz des Staates. Kirche und Staat beherrschten fortan mit und neben Einander das Leben der Menschen, und auf ihrem Verhältniß zu einander beruhte jede wichtige Entwickelung des Lebens. Zu einer schrankenlosen Gewalt konnte der Staat neben der Kirche nicht mehr gelangen, und noch viel weniger war ihm möglich, die Macht der Kirche über die Seelen zu brechen.
Es war die Frage, ob es diesem neubegründeten und mit der christlichen Kirche so enge verbündeten Reiche nicht endlich doch gelingen würde, der Germanen Herr zu werden und sie dauernd zu unterwerfen. Leicht war die Aufgabe mit nichten, zumal die Germanen schon die Waffen des Reichs fast allein in Händen hatten und mit ihnen die Entscheidung selbst in den wichtigsten inneren Fragen herbeiführten. Alamannifche Söldner-waren es, die Constantin zuerst zum Kaiser ausriefen; mit Legionen, die er in Gallien und Britannien zum großen Theil aus Germanen gebildet hatte, überwand er dann seine Widersacher und stieg zur Alleinherrschaft
I. 5
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Extrahierte Personennamen: Constantin Theodosius Theodosius David David David!" David Constantin
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Welt gegeben sei, so daß der Staat, im Kampfe mit ihm gefährdet, aus dem Bunde mit ihm eine neue, unwiderstehliche Kraft gewinnen könne. Deshalb erklärte er sich offen für den Christenglauben, begünstigte die Bischöfe auf alle Weise und bereicherte die Kirchen. Die neue Hauptstadt sollte nach seinem Willen eine Christenstadt durch und durch gleich von ihren Anfängen sein. Der Uebertritt zum Christenthum, früher mit den härtesten Strafen bedroht, wurde nun ein dem Herrscher wohlgefälliges Werk, und gegen das Ende feines Lebens empfing er selbst noch die Taufe.
Bei großer Einbuße an innerer Kraft und wahrem Glaubensleben erwuchs der Kirche aus ihrer engeren Verbindung mit dem Staate der Vortheil, daß sie bei einer eben damals ihre ganze Existenz bedrohenden Spaltung ihren Zusammenhang nicht nur erhielt, sondern sogar stärker einigende Formen gewann. Schon hatten sich nämlich bedeutende Männer im Morgen- und Abendlande bestrebt die großen Glaubenslehren des Christenthums nicht allein mit dem Herzen zu ersassen, sondern auch geistig zu durchdringen und systematisch zu verbinden; eine theologische Wissenschaft entstand, mit ihr aber drohten sofort dogmatische Streitigkeiten die innere und äußere Einheit der Kirche für immer zu lösen. Die Lehre des Arius, daß Christus göttlich, aber nicht Gott, nicht gottgleichen, sondern gottähnlichen Wesens sei, bewegte zu jener Zeit die ganze Christenheit, erhitzte die Gemüther der Gläubigen gegen einander, und einer großen Trennung der Kirche schien kaum noch vorzubeugen. Da berief Constantin das erste allgemeine Concil nach Nicäa, eine Reichssynode nach dem Muster der Provinzialsynoden, wie sie bisher allein bestanden hatten; hier wurde die Lehre des Arius von den versammelten Bischöfen verurtheilt und die wahre Lehre der Kirche in einem Glaubensbekenntniß festgestellt.*) Dem Beschlusse der Bischöfe gebot der Kaiser sich unbedingt zu fügen und sicherte so die Einheit der rechtgläubigen Kirche und ihrer Lehre (325).
Aber bei weitem größer als der Gewinn, den die Kirche aus ihrer Vereinigung mit dem Staate zog, waren offenbar die Vortheile, die dieser durch die Verbindung gewann. Eine Religion, welche gebietet: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist!" und „Jedermann sei Unterthan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat!" eine Religion, welche ihre Bekenner anweist Zoll zu geben, wem Zoll gebührt, Furcht, dem Furcht gebührt, Ehre, dem Ehre gebührt, welche es zur Pflicht macht, nicht allein dem gütigen und gelinden Herrn, sondern auch dem wunderlichen Herrn gehorsam zu sein, und in diesem Gehorsam ein Gott besonders wohlgefälliges Werk sieht, wie sie denn vor Allem die Tugenden des Duldens und der Ergebung erhebt, welche endlich das unbefriedigte Herz des Menschen nicht auf ein irdisches Glück, sondern auf die Seligkeit der jenseitigen Welt verweist — eine solche Religion verhieß jenem Staate, den Constantin begründete, eine festere Grundlage zu geben, als sie die am feinsten berechnende Staatsklugheit gewähren konnte.
Und doch fand gerade in dieser Religion die neubegründete Despotie die bestimmteste Grenze ihrer Gewalt und stieß hier auf eine undurch-brechbare Schranke. War es schon nicht ohne Bedeutung, daß die kirch-
*) d. h. es siegte in Nicäa das Bekenntniß des Athanasius: „Jesus Christus, Gottes einiger Sohn, ist vom Vater geboren vor der ganzen Welt, nicht geschaffen und mit dem Vater einerlei Wesens."
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Extrahierte Personennamen: Christus Constantin Constantin Christus
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solche Vorstellungen allen Mythologien gemeinsam sind, so hat doch keine drese düstere, nächtige Seite mit solcher Vorliebe kultivirt, wie die skandinavisch - deutsche. Die finsteren, ungeheuerlichen Spukgestalten dieser Dämonenwelt wurzelten so fest in der Phantasie besonders der Deutschen, daß sie zum Theil selbst jetzt, nach zwei Jahrtausenden, aus dem Gedankenkreise der Massen noch nicht völlig verschwunden sind. Die gefürchtetsten dieser, den unteren Gottheiten der Griechen und Römer vergleichbaren, mythischen Wesen waren die (Elementar-)Riesen, die Nachkommen der durch Odin und seine Brüder gestürzten ersten Götterdynastie der Eisriesen. In allen Elementen, im Wasser, Feuer, in der Luft und auf der Erde, hausten eine Menge dieser Riesen und Riesinnen, die zwar meist, jedoch nicht immer in feindlichen Verhältnissen zu den Menschen standen, öfters indessen auch freundlichen Verkehr mit ihnen pflogen. So heiratheten z. B. Riesen reizende Erdentöchter und pflanzten durch sie ihr Geschlecht fort, welches damit allmählig in menschliche Art überging; tapfere und schöne Jünglinge fanden Gnade in den Augen milder Riesentöchter und zeugten Kinder mit ihnen, ja mitunter traten Riesen sogar in menschliche Verhältnisse hinüber, z. B. als Knechte. Wie die Riesen durch ihre physische Ueberlegenheit, durch ihre rohe Stärke den Menschen furchtbar waren, fo die Zwerge, Elben (Elfen) und andere Erd- und Wassergeister, wegen ihrer List, Verschlagenheit und bösen Zauberkünste. Der Dualismus, der in der ganzen skandinavisch-deutschen Mythologie waltet, theilte indessen auch das Reicb dieser Geister, welches einen eigenen König (Alberich, Elberich, Alberon, Oberon) hatte, in gute und böse; die Lichtelben waren den Menschen meist freundlich gesinnt, während bei den Wasserelben (Nixen) und den schwarzen, zu welchen namentlich die Zwerge zählten, das entgegengesetzte Verhältniß stattfand.
Zu den ansprechendsten Mythen der skandinavisch-deutschen Heidenwelt gehörte die von den Nornert, schon weil aus ihr einer der überzeugendsten Beweise von dem Glauben der Germanen an eine über ihren Göttern stehende Weltregierung, wie auch von der Abstammung ihrer religiösen Anschauungen aus dem Morgenlande resultirt; denn in ihrer Vorstellung von den Nomen paart sich dieser Glaube prägnant genug mit orientalischem Fatalismus. Da die Götter selbst, wie wiederholt hervorgehoben worden, nur etwas Erschaffenes, selbst dereinst wieder mit Untergang bedroht, folglich nicht einmal im Stande waren, ihr eigenes Schicksal zu wenden, waren sie natürlich auch nicht die souverainen Herren desjenigen der Sterblichen. Sie konnten diesen wohl Glück (wie z. B. Sieg in der Schlacht) und Glücksgüter bescheeren, aber Wirksamkeit und Dauer ihrer diesfälligen Verfügungen waren von der Ratifikation jener höchsten Macht abhängig, die an der Spitze aller Weltordnung stand, die seit der Zeiten Urbeginn die Geschicke aller Erschaffenen, wie der Götter selbst, unabänderlich bestimmt hatte, also einer Vorsehung. Standen die Anordnungen der Götter unbewußter Weise nicht im Einklänge mit den fraglichen Urfest-setzungen, dann galten, dann erfüllten sich (Balders erwähnter Tod zeigt, sogar an den Göttern selbst) nur die Letzteren. Das, wie angedeutet, auch den Göttern vorenthaltene Geheimniß derselben war den Nornen allein bekannt (weshalb selbst Odin sie auszuforschen suchte); sie waren die Bewahrerinnen, Verkünderinnen und Vollstreckerinnen der in Rebe stehenden Urfestsetzungen, d. h. der Beschlüsse der über den Göttern stehenden Vor-
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