!
402
So sehr der Sinn des Römers sonst auf die äußeren Ver-
hältnisse des Lebens und das unmittelbar Nützliche gerichtet war,
so verachtete er doch eigentlich den Handel als ein niedriges
Gewerbe, obschon die Lage Rom's und die Verbindung mit den
schönsten Ländern der Erde besonders dazu einzuladen schienen.
Dieser blieb lange den Fremden, Freigelassenen und Sklaven
überlassen. Doch nahmen in späterer Zeit die Ritter am Groß-
handel Theil. Sie vereinigten ' sich zu Gesellschaften für An-
pachtung der Staatseinkünfte, für Banquier- und Wechselge-
schäfte, für Lieferungen und Entreprisen. Solche Großhändler
nannte man vorzugsweise neg-okisloros, so wie ihre Geschäfte
neß-otia. Auch jedes städtische Gewerbe galt für keine an-
ständige Beschäftigung eines freien Bürgers und blieb Fremden,
Freigelassenen und Sklaven überlassen. Für die wichtigste und
ehrenvollste Erwerbsquelle galt der Ackerbau, und Grundbesitz
war der vornehmste und fast einzige Reichthum des Römers.
Die größten Feldherren und Staatsmänner, deren Häupter der
Lorbeer schmückte, beschäftigten sich, zumal in der ältern Zeit,
am liebsten auf ihrem Acker hinter dem Pfluge, und der Land-
bau war die kräftigste Pflanzschule aller römischen Tugenden.
Sogar die Namen so mancher der angesehensten Römerfamilien,
wie Fabius, Lentulus, Pifo, Cicero und viele andere sind ganz
vom Landbau und von gemeinen Gartengewächsen hergcnommen.
Mit dem wachsenden Umfange des Reichs vermehrte sich auch der
Grundbesitz einzelner Bürger. Die einfachen Landsitze der Vor-
zeit verwandelten sich in prachtvolle Villen, auf welche sich der
reiche Besitzer von den Staatsgeschäften zurückzog, und die Be-
treibung der Landwirthschaft ward größtentheils ärmeren Bür-
gern, Clienten und Sklaven überlassen. Seitdem der Ackerbau,
der festeste Grundpfeiler des Staates, im Ansehn sank, sank auch
der Staat selbst mehr und mehr von seiner frühern Höhe hinab.
K. 88. Erziehungswesen.
Die Erziehung der Zugend war in der älteren Zeit mehr auf kör-
perliche als geistige Ausbildung gerichtet, und bestand hauptsächlich in
einer frühzeitigen Angewöhnung an die Sitten und Handlungsweise
des rechtlichen Staatsbürgers. Die nöthigsten Elementarkenntnisse
erhielt der Knabe entweder im elterlichen Hause, oder in Privat-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
I
203
verschaffen, die man vorher gar nicht gekannt hatte. Reich beloben fehlten ihre Schiffe mit den kostbarsten Waaren bei Morgenlanbes znrck und verschickten sie nebst den Erzengnisien ihres eigenen Landes durch alle Staaten Europas. Ihrem Bei-spiele folgten bald andere Städte. Durch die Kreuzzge kam unter (inbereit Safran, Indigo, Alaun und das Zuckerrohr nach Europa. Letzteres lernten die Kreuzfahrer bei Tripolis in Syrien kennen. Es wurde zuerst nach Sicilien verpflanzt, von Sicilieu kam es spterhin nach Madeira und, nach der Entdeckung von ! Amerika, nach Brasilien und Westinbien, von wo wir jetzt uu-seren Zucker beziehen. Der König Roger Ii. von Sicilien nahm (1140) zuerst Seidenarbeiter aus den griechischen Stdten Korinth und Theben mit sich nach Palermo, das baburch die Mutterstadt aller abendlndischen Seidenfabriken geworden ist. Von da kam der Seidenhandel in die Lombarbei, in das sbliche Frankreich und so nach und nach weiter in die brigen Staaten Europas.
Der gewhnliche Lanbweg der Kreuzfahrer ging lngs der Donau nach Constantinopel. Durch die fast ununterbrochenen Zge entstaub im sblichen Deutschland ein lebhafter Verkehr, und die bort gelegenen Städte, besonders Wien, das die Ver-bindung mit Constantinopel vermittelte, ferner Nrnberg, Augs-brg und Regensburg erwarben sich groen Reichthum. Aber auch im Norben war der Handel recht blhend. Fr Alles, was in den groen fdbeutschen Stbten gefertigt ober einge-hanbelt wrbe, erffneten sich zu Erfurt und Braunschweig neue Lagersttten, und fo zog sich nun ein neuer belebenber Handel vom abriatifchen Meerbusen bis an Rieben"achtens Ksten durch das Herz von Deutschland hinab. Insbesondre gaben die Waldungen an den Ksten der Ostsee das herrlichste Holz zum Schiffbau; in Schweden und Norwegen fand mau das trefflichste Eisen. Auch wurde groer Handel getrieben mit Bernstein und Pelzwerk. Vorzglich verschaffte der Fischfang einen sehr reichen Erwerb; benn damals wurden die Ksten der Ostsee noch
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Sicilieu
Extrahierte Ortsnamen: Europas Europa Tripolis Syrien Sicilien Amerika Brasilien Westinbien Sicilien Korinth Theben Palermo Frankreich Europas Donau Constantinopel Deutschland Wien Constantinopel Nrnberg Deutschland Ostsee Schweden Norwegen
290
sehr verbunden; jedoch wisse er nicht, wie er die Menge der
Auszeichnungen der Art, die er schon habe, neben einander
ordnen solle."
Indessen ist auch nicht zu leugnen, daß Potemkin sich
manche Verdienste um Rußland erwarb, indem er die groß-
artigen Bestrebungen seiner Kaiserin zur Beförderung der
Cultur des Landes kräftig unterstützte. Unter ihrer Regierung
wurden viele Städte, Kanäle und Erziehungsanstalten ange-
legt, öde Wüsten in fruchtbares Erdreich umgeschaffen, der
Handel begünstigt, die Gesetzgebung verbessert, und manche
Mißbräuche in der Staatsverwaltung abgeschafft. Ganz Ruß-
land fühlte den Segen ihrer Negierung und näherte sich mit
starken Schritten der Cultur der übrigen europäischen Völker.
Wir werden später, bei der Erzählung des Unterganges des
polnischen Reiches, noch einmal auf diese Kaiserin zurückkom-
men müssen.
63. Gustav Hl., König von Schweden (1771—1792).
In demselben Maße, in welchem Rußland aus seiner
früheren Stellung sich hinaufschwang, sank Schweden von sei-
ner früheren Höhe hinab. Dieses war durch seine vielen
Kriege, besonders unter Karl Xii., ganz erschöpft und unzu-
frieden wegen der vielen und leichtsinnig unternommenen Kriege.
Daher entwarfen sogleich nach dem Tode Karl's Xii. die
Reichstände eine Verfassung, durch welche die königliche Macht
wesentlich beschränkt wurde, und ihnen das Recht der Ent-
scheidung über Krieg und Frieden, Gesetze und Abgaben zukam.
Neben den Reichständen gab es noch einen Neichsrath, der
eigentlich die höchste Gewalt ausübte, weil die Neichstände
nur selten zusammenkamen. Die beiden ersten Nachfolger
Karl's Xii., der König Friedrich 1. und Adolf Friedrich, er-
trugen noch diese Beschränkung, nicht aber des letzteren Sohn,
Gustav 111., der im Jahre 1771 seinem Vater in der Ne-
gierung folgte. Dieser junge liebenswürdige Fürst gewann
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Hl. Gustav Karl_Xii Karl Friedrich Friedrich Adolf_Friedrich Adolf Friedrich Gustav_111. Gustav
170
Erdtheilen Handelszweige zu verschaffen, die man vorher gar nicht ge-kannt hatte. Reich beladen kehrten ihre Schiffe mit den kostbarsten Waaren des Morgenlandes zurck und verschickten sie nebst den Erzeug-niffen ihres eigenen Landes durch alle Staaten Europas. Ihrem Bei-spiele folgten bald andere Städte. Durch die Kreuzzge kam unter ande-ren Safran, Indigo, Alaun und das Zuckerrohr nach Europa. Letzteres lernten die Kreuzfahrer bei Tripolis in Syrien kennen. Es wurde zuerst nach Sicilien verpflanzt, von Sicilien kam es spterhin nach Madeira und, nach der Entdeckung von Amerika, nach Brasilien und Westindien, von wo wir jetzt vielfach unseren Zucker beziehen. Der König Roger Ii. von Sicilien nahm (1140) zuerst Seidenarbeiter aus den griechischen Stdten Korinth und Theben mit sich nach Palermo, das dadurch die Mutterstadt aller abendlndischen Seidenfabriken geworden ist. Von da kam der Seidenhandel in die Lombardei, in das sdliche Frankreich und so nach und nach weiter in die brigen Staaten Europas.
Der gewhnliche Landweg der Kreuzfahrer ging lngs der Donau nach Constantinopel. Durch die fast ununterbrochenen Zge entstand im sdlichen Deutschland ein lebhafter Verkehr, und die dort gelegenen Städte, besonders Wien, das die Verbindung mit Constantinopel ver-mittelte, ferner Nrnberg, Augsburg, Ulm und Regensburg erwarben sich groen Reichthum. Aber auch im Norden war der Handel recht blhend. Fr Alles, was in den groen sddeutschen Stdten gefertigt oder eingehandelt wurde, erffneten sich zu Erfurt und Braunschweig neue Lagersttten, und so zog sich nun ein neuer belebender Handel vom adriatischen Meerbusen bis an Niedersachsens Ksten durch das Herz von Deutschland hinab. Insbesondere gaben die Waldungen an den Ksten der Ostsee das herrlichste Holz zum Schiffbau; in Schweden und Norwegen fand man das trefflichste Eisen. Auch wurde groer Handel getrieben mit Bernstein und Pelzwerk. Vorzglich verschaffte der Fisch-fang einen sehr reichen Erwerb; denn damals wurden die Ksten der Ostsee noch hufiger als jetzt von Heringen besucht. Den Handel im Norden trieben vorzglich Lbeck, Hamburg, Bremen und Wisby. In Wisby, welches jetzt nur ein unbedeutendes Stdtchen auf der schwedi-schen Insel Gothland ist, wohnten damals zwlftausend Kaufleute. Vor-zglich berhmt wurde diese Stadt durch dat Water-Recht, dat de Koop-lde und de Schipers gemaket Hebben to Wisby." Auch mit dem rus-fischen Nowgorod wurde eine hchst ergiebige Verbindung angeknpft,
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Extrahierte Personennamen: Bernstein
Extrahierte Ortsnamen: Europas Europa Tripolis Syrien Sicilien Sicilien Madeira Amerika Brasilien Westindien Sicilien Korinth Theben Palermo Lombardei Frankreich Europas Donau Constantinopel Deutschland Wien Constantinopel Nrnberg Augsburg Ulm Niedersachsens Deutschland Ostsee Schweden Norwegen Hamburg Bremen Wisby
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 98 —
anlagen von der Stadtgemeinde angekauft; sie werden nicht gedüngt, und es wird dadurch der Verunreinigung des Wassers vorgebeugt. Da das Wasser durch ganz kalkarmen Boden fließt, so ist es auch ein sehr weiches Wasser, das außerordentlich wenig Kalk enthält. Da Kalk jedoch für die Entwicklung des Körpers, seines Knochengerüstes und der Zähne in gewissem Maße ein Bedürfnis ist, wurde gelegentlich schon angeregt, man solle dem hiesigen Wasser künstlich Kalk zuführen.
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Versorgung Freiburgs mit Wasser sehr reichlich. Es gibt viele und große Städte, bei denen der Wasserverbrauch im Durchschnitt etwa 100 Liter täglich auf den Kopf der Bevölkerung ausmacht, während in Freiburg die Tagesabgabe zwischen 200 und 300 Litern zu liegen pflegt. Auch im Jahre 1911, dem ganz außerordentlich trockenen Jahr, in welchem die Ergiebigkeit der Wasserleitungen erheblich zurückging, betrug die Mindestabgabe noch 186 Liter-täglich auf den Kopf der Bevölkerung. M. Buhle.
4$. Die Entwässerung.
Ebenso wichtig wie die Wasserversorgung ist oitch die Abwasser-beseitiguug.
Das dem Hause rein zngesührte Wasser wird verunreinigt und muß entfernt werden.
In ländlichen Gegenden kann man es, ebenso wie die in Gruben gesammelten menschlichen und tierischen Abgänge ans Aborten^ und Stallungen, zur Bewässerung und Düngung landwirtschaftlich bestellten Geländes verwenden. In Städten wird das unmöglich, weil die meisten Einwohner keine Landwirtschaft betreiben.
In den Untergrund darf man die Stosse nicht versickern lassen, weil der Grundwasserstrom, der anderen zur Versorgung mit reinem Wasser dient, verunreinigt und vergiftet werden könnte.
In kleineren Städten findet man immerhin noch das Grubensystem. Gewöhnlich besorgt daun die Gemeinde die Absuhr und sucht bei den Landwirten der Umgebung Abnehmer. Je größer aber die Stadt, desto schwieriger ist das durchführbar, weil die großen Mengen ein ausgedehntes Absatzgebiet fordern. Dadurch aber werden die Fuhrkosten zu hoch. In größeren Städten pflegt man deshalb sowohl die Abwasser, als auch die Abgänge der Aborte mit einem Rohrnetz zur Stadt hinauszuleiten, So ist es auch in Freiburg. Das Straßennetz enthält ein Netz von Kanälen. Stammkanäle, welche große Gebiete zu entwässern haben, nehmen die Hauptkanäle kleinerer Gebiete ans, die sich dann wieder in kleinste, nur einzelnen Straßen dienende Kanäle verzweigen.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
215
und grndete das Theresianum", eine von Jesuiten geleitete groartige Erziehungsanstalt zur Heranbildung knftiger Staatsdiener aus adeligen Husern. Die Tonkunst wurde am Wiener Hofe eifrig gepflegt und das Theater zur Blte gebracht. Nicht weniger sorgte die Frstin fr Industrie, fr Handel und Verkehr. Fabriken fr Porzellan, Sammet und Tuche wurden gefrdert, die Seidenkultur wurde eingefhrt, und um auch fr den Landwirt und die Weinbauern neue Absatzgebiete zu gewinnen, legte die Kaiserin eine groe Handelsstrae nach Trieft an; so wurde Wein, Getreide und Schlachtvieh seewrts sogar bis nach Klein-asten in den Handel gebracht.
Neben all dieser vielseitigen Thtigkeit erbrigte Maria Theresia hinreichende Zeit fr ein auerordentlich herzliches Familienleben und auch in der Beziehung ist sie ihren Vlkern, die zu ihr als zu einer wahren Landesmutter hinaufschauten, ein leuchtendes Vorbild gewesen. Am 29. November 1780 starb Maria Theresia, die wrdigste und hervorragendste der Frauen, die als Selbstherrscherinnen auf den Thro-nen groer Reiche gesessen haben.
Kaiser Joseph Ii. (17651790). Nach dem Tode des Kaisers Franz I. wurde dessen und der Maria Theresia Sohn, Joseph, als Nach-folger auf den kaiserlichen Thron erhoben, den er fnfundzwanzig Jahre inne hatte. In den sterreichischen Erbstaaten war der Einflu dieses Herrschers gering, so lange seine Mutter lebte, denn diese nahm, wie frher den Gemahl, so spter den Sohn nur als Mitregenten an.
In Bezug auf die auswrtigen Verhltnisse ging ein Hauptstreben Josephs dahin, die Einbue an Land, welche sterreich durch die schleichen Kriege erlitten hatte, durch neue Erwerbungen, sei es im Westen, sei es im Osten, auszugleichen. Schon frher wurde erzhlt, wie er des-halb seinen ganzen Einflu aufbot, um Bayern zu erwerben, wie aber Friedrich der Gr. dieses Vorhaben zu nichte machte und sowohl durch die Bestimmungen des Teschener Friedens, 1779, als auch durch die Bildung des Frstenbundes, 1785, die Anstrengungen des Kaisers vereitelte. Auch der Trkenkrieg, an dem Joseph Ii. sich in Verbindung Utit der russischen Kaiserin Katharina Ii. vornehmlich im Jahre 1789 beteiligte, hat fterreich einen erwnschten Lnbererwerb im Osten uicht eingebracht.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Franz_I. Maria Theresia Joseph Friedrich Friedrich Joseph_Ii Katharina_Ii
152 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden
das Uebergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, frei-
willig oder gezwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aem-
ter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche
ihnen strittige Bischofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen
von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften
ihnen dieselben, so daß die Städte in der That Republiken waren. Un-
ter ihnen waren Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich
durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer
Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mai-
land die mächtigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bo-
logna, Verona, Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo,
Padua und andere waren reich und von einer zahlreichen und streit-
baren Bürgerschaft bewohnt. Waren diese Städte einig gewesen, so
hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich mach-
ten, der ganzen Welt Trotz bieten können; allein sie haderten unaufhör-
lich mit einander. Pavia, als die alte longobardischc Königsstadt, wett-
eiferte mit dem stärkeren und reicheren Mailaud um den Vorrang, und
dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen woll-
ten, mit grausamem Uebermuthe. Die Bürger von Lodi baten den Kai-
ser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein
Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie
aber verspotteten das kaiserliche Siegel, beschimpften die Boten und zer-
störten das wehrlose Lodi. Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart
nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er ihr
Gebiet bis vor die Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und
strafte die Lombarden für die Tücke, mit der sie ihm überall Nachstel-
lungen bereiteten.
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
dadurch seine Hausmacht beträchtlich (1156). 1157 zwang er den Her-
zog Boleslaw von Polen zur Huldigung und erhob darauf den böhmi-
schen Herzog Wladislaw Ii. für dessen treue Dienste zum König. Im
Jahre 1158 endlich zog er gegen Mailand mit einem gewaltigen Heere
und umlagerte die Stadt so lange, bis sie sich auf Gnade und Ungnade
ergab. Hierauf wurde auf den ronkalischen Feldern bei Piacenza im
November großer Reichstag gehalten, damit festgesetzt werde, was dem
Kaiser in Italien zustehe. Gelehrte Juristen beriethen nun das römische
Recht, und darin fanden sie begreiflich für den Kaiser als den Nach-
folger der Cäsaren sehr vieles: alle Belehnungen sotten dem Kaiser ge-
hören, die Städte sind ihm Heeresfolge schuldig und zu Naturallieferun-
gen an die kaiserlichen Heere verpflichtet; dem Kaiser gehören als Ne-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Bea- Friedrich Boleslaw_von_Polen Boleslaw
Das byzantinische Reich. Die bilderstürmenden Kaiser. 103
an den Thoren Europas und Asiens. Der griechische Kaiser gebot aber auch
über die ganze Kraft seines Reichs und war dabei nicht von dem guten
Willen der großen Lehenträger abhängig, wie die meisten abendländischen
Herrscher; das Reich besaß eine geregelte Finanzverwaltung, einen Staats-
schatz, daher verfügte der Kaiser über regelmäßige Reichseinkünfte und
konnte Heere und Flotten ausrüsten und unterhalten. Die Mannschaft
wurde zum größten Theil aus Barbaren geworben, -namentlich aus Sla-
ven, welche sich im Reiche niedergelassen hatten; die Befehlshaber wa-
ren dagegen meistens Griechen, welche oft genug bewiesen, daß die er-
erbte römische Kriegskunst noch von keinem andern Volke erreicht war.
Die Vertheidigung des Reiches und Konstantinopels wurde besonders
durch die Lage am Meere erleichtert, und tüchtige Kaiser richteten deß-
wegen auch ihr Hauptaugenmerk auf die Seemacht, indem sie mit Recht
glaubten, Konstantinopel könne nicht fallen, so lange es das Meer frei
habe. Diese Hauptfestung war damals zugleich der erste Handelsplatz der
Welt; sie vermittelte den Verkehr zwischen Europa und Asien, und stand
mit dem russischen Novgorod so gut in Verbindung als mit Italien,
Frankreich und Deutschland. Auch der alte Gewerbfleiß hatte sich in
den Städten erhalten und selbst die Barbaren fanden bald die griechi-
schen Fabrikate so unentbehrlich, als heut zu Tage die vielnamigen In-
dianer in Amerika und Neger in Afrika die englischen. Handel und
Industrie waren deßwegen die Quellen, welche dem Staatsschätze die
besten Zuflüsse gaben.
Dem Kaiser Heraklius folgten einige unbedeutende Kaiser, bis 717
Leo Iii. der Jsaurier, ein tüchtiger Feldherr, sich des Thrones be-
mächtigte. Dieser schlug die Araber zurück, die Konstantinopel ein
ganzes Jahr belagerten und dabei 100,000 Mann verloren haben sol-
len, stürzte aber das Reich durch sein Verbot der Bilderverehrung in
Verwirrung. Dazu sollen den Kaiser politische Rücksichten bewogen
haben; der Koran verbietet jede bildliche Darstellung nicht nur Gottes
und höherer Wesen, sondern überhaupt alles Lebendigen, daher die Mos-
lemin überall gegen die Bilder, namentlich religiöse, wütheten. Zu
Leo's Zeit ließ der Chalife Iezid (723) alle Bilder in den Kirchen der
eroberten Provinzen zerstören, was den griechischen Kaiser auf den Ge-
danken brachte, den mohammedanischen Fanatismus als den gefährlichsten
Feind dadurch zu entwaffnen, daß in dem griechischen Reiche selbst alle
heiligen Bilder weggeschafft würden. Dem ersten Befehle (726) folgte
bald (730) ein noch viel strengerer, der Todesstrafe auf die Beibehal-
tung von heiligen Bildern in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und selbst
in Privathäusern setzte. Dagegen erhob sich Widerstand von Seite des
Volks und der Geistlichen, die Päpste Gregor Ii. und Iii. verwiesen dem
Kaiser seine Gewaltthätigkeit sehr strenge, indem sie ihm die katholische
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Leo_Iii Leo Gregor_Ii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Konstantinopels Konstantinopel Europa Asien Italien Frankreich Deutschland Amerika Afrika Konstantinopel Gottes
168
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Krieg gegen die lombardischen Städte (1155).
Weit schwerer als die republikanisierenden Römer waren die freien
Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger
Karls des Großen die Oberherrschaft ansprach. Diese waren seit Hein-
rich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden
Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend
zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte
wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten
die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden
zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden,
behaupteten die Lombarden das Uebergewicht.
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder ge-
zwungen, und begleitete in der Regel die wichtigsten Aemter. Besonders
hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche ihnen strittige Bi-
schofswahlen darboten; mancher Bischof schenkte ihnen von seinen Ho-
heitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkauften ihnen dieselben,
so daß die Städte in der That Republiken waren. Unter ihnen waren
Genua, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel,
der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung ent-
faltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mäch-
tigste; aber auch Pavia, Tortona, Kremona, Krema, Bologna, Verona,
Vicenza, Komo, Lodi, Treviso, Brescia, Bergamo, Padua und andere
waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft be-
wohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit,
wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz
bieten können; allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia,
als die alte longobardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren und
reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren
Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Ueber-
muthe. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mai-
land, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er
zu ihnen als Kaiser und Herr sprach. Sie aber verspotteten das kai-
serliche Siegel, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi.
Auf seinem Römerzuge konnte der Rothbart nicht Rache nehmen, weil
sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die
Thore der Stadt, erstürmte einige Kastelle und strafte die Lombarden
für ihre Tücke, mit der sie ihm überall Nachstellungen bereiteten.
Friedrich erwirbt Burgund (1156). Er züchtigt Polen (1157).
Nach seiner Rückkehr von dem Römerzuge ehelichte Friedrich Bea-
trix, die Erbtochter des Grafen Naynald von Burgund, und vermehrte
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karls Friedrich Friedrich Friedrich_Bea- Friedrich
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Mittel-Eur op a.
Vechte. 4) Kanal von Brüssel in den Rüpel zur graben Fahrt nach Antwerpen und'
aufwärts nach Charleroi (a. d. Sambre) und westwärts nach Bergen und Doornik
(a. d. Schelde). 5) Von Gent westwärts nach Brügge und Osteude. 6) Der Cam-
pine- und Wilhelmskanal (Lier-Hertogenbosch). — Belgien besitzt außerdem ein eug-
maschiges Netz vorzüglicher Eisenbahnen.
Die Niederländer waren ehemals das gewerbsleißigste Volk Europas, und noch
heutzutage, wo andere Völker, namentlich die Engländer, ihnen vielfach zuvorgekommen,
ist ihr Kunstfleiß von Wichtigkeit. Schon die Menge und Bevölkerung der Städte, von
denen einige ehemals noch größer waren als jetzt, beweist dies. Im 15. Jahrhundert
waren in Brügge allein 50,000 Menschen mit Bereitung wollener Tuche beschäftigt,
und Gent war so volkreich und mächtig, daß es beträchtliche Kriege, selbst gegen Frank-
reich, führen konnte. Antwerpen zählte, bevor Amsterdam in die Höhe kam, 200,000 E.,
während Brüssel jetzt weit bedeutender ist, als früher. Niederländische Tücher gingen
aber auch durch ganz Europa, was seit geraumer Zeit abgenommen hat. Ebenso ists
mit Bearbeitung der Seide; Haarlem hatte ehemals 3000 Seideustühle, jetzt nur 50.
Dessenungeachtet gehört Belgien durch seine Metall-, Wollen-, Linnen-, Baumwollen-,
Rübenzucker-, Glas- und Thonwaarenindustrie zu den ersten Industrieländern der Erde.
Hollands Tabake und Branntweinbrennereien („Schiedamer") sind so bekannt, wie
Limburgs (Mastrichter) Gerbereien; gleichfalls berühmt sind die Brabanter (Brüsseler)
Kanten oder Spitzen, wozn der feinhaarige Flachs, den man selber baut und spinnt,
den Zwirn liefert. Ebenso vorzüglich ist holländisches Papier (Deventer, Zwolle, Zaan-
dam), mit welchem in neuerer Zeit englisches und schweizerisches wetteifert. Schließlich
sind auch die holländischen Thonpfeifen nicht zu vergessen, die am besten zu Gouda ge-
macht werden, wo 5000 Menschen damit beschäftigt sind.
Wie die Gewerbe, so ist auch der Handel der Holländer noch immer lebhaft,
obwohl er sehr abgenommen. Der holländische Handel verhielt sich zum englischen im.
Jahre 1640 (vor der Schifffahrtsacte Cromwells wie 5: 1; 1750 wie 6: 7; 1794
wie 6: 15. Unter Napoleons Herrschaft war er Null, dann hob er sich wieder. — Wie
der Kaufmann Hollands im Ruf großer Rechtlichkeit und Pünktlichkeit steht, so gilt das
dortige Volk überhaupt für sparsam, einfach, aufrichtig und mildthätig. Holländisches
Phlegma und holländische Reinlichkeit sind zum Sprichworte geworden, und das Wort:
Alte batavische Treue*) hält der Holländer ebenso in Ehren, wie der Bewohner
des rheinischen Hochlands sich der Schweizer Treue rühmt. Wir sind eben allzumal
Deutsche. Die ältesten bekannten Bewohner des Landes zwischen den Rheinarmen,
vom Taunus dorthin ausgewanderte Chatten und vom Niedern Jnsellande (Bat-Auen)
Batauer genannt, waren eine, zeitlang den Römern verbündet, später unter deren
Herrschaft. Nördlich von ihnen saß ein Theil des deutschen Friesenvolkes. Beim Verfall
des Römerreiches kam das Land in Besitz der Franken, mit denen sich die Bataver ver-
mengten und deren Namen nun aus der Geschichte verschwindet. Auch ins südl. Bel-
*) Man denke des hochherzigen Schiffskapitäns Speik, der 1831 den 5. Februar
sich mit seinem Schiffe in die Luft sprengte, um die Ehre des holländischen Namens
zu retten und nicht den untreu gewordenen Belgiern in die Hände zu fallen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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