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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 35

1899 - Gera : Hofmann
k — 35 — am Tage gewebt hatte. So wenig das Gewand fertig wurde, so wenig kam die Hochzeit zustande. 5. Das einfache Leben der Griechen in der Heldenzeit. Die Hauptbeschäftigung waren Getreide-, Wein- und Obstbau, Viehzucht, Jagd und Fischerei. Die niedrigen Arbeiten, wie hacken, graben, Vieh hüten, Holz spalten, Feuer anzünden, Getreide zermahlen und dergl. ver- richteten Sklaven; diese waren entweder Kriegsgefangene oder durch See- raub und Handel erworben. Als Zugtiere dienten Stiere, als Lasttiere Esel und Maultiere. Rosse zogen im Kampfe die Streitwagen. Die Herden bestanden aus Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Der Handel wurde nur im kleinen getrieben und beschränkte sich meist auf Tauschhandel. Gemünztes Geld kannte man kaum. Die Schiffe wurden gerudert. Durch Krieg und Seeraub suchten sich kühne und unter- nehmungslustige Männer zu bereichern. Zierliche und kunstvolle Waffen und Geräte wußte man zu verfertigen, so allerlei Henkelkrüge, Dreifüße, Tische und Stühle, und wohnliche Häuser sowie feste Burgen aus Steinen herzustellen. An der Spitze der Volksgemeinde stand der König. Als Zeichen seiner Würde trug er ein Zepter. Mit Weib, Kindern und Sklaven bewohnte er eine feste Steinburg. Im Schatzhause verwahrte er die ererbten Schätze seiner Väter und die besten Beuteanteile. Im Kriege führte er als Feldherr seine Scharen; im Frieden sprach er Recht als Richter und brachte den Göttern die Opfer aus Stieren dar. Seine Ratgeber und Helfer waren in Krieg und Frieden die Edeln, d. h. die Tapfersten und Weisesten seines Volkes. Seine Gefolgschaft bildeten im Kriege die freien Männer; im Frieden bauten sie den Acker, trieben Gewerbe, Schiffahrt, Handel und Viehzucht. Geachtet und geehrt wurden die griechischen Frauen, heilig gehalten die Ehen, verachtet und bestraft Frauenraub und Untreue, wie der trojanische Krieg zeigt. Man meinte, manche Frauen könnten Zukünftiges Vorhersagen, allerlei Zeichen deuten, Krankheiten heilen und Zauberkunst treiben. Die Weiber webten und nähten Gewänder. Selbst Königinnen schämten sich nicht zu spinnen und zu weben, wie Könige sich nicht scheuten, Hand an Axt und Richt- scheit zu legen. Bei Kriegen löste sich der Kampf meist in Einzelgefechte auf, und die Entscheidung lag in der Tapferkeit und List der Führer. Diese standen im Kriege auf Streitwagen und warfen von dort Speere und Lanzen; dann sprangen sie wohl auch herab, forderten den Gegner mit kühnen Reden heraus und bekämpften ihn mit dem Schwerte in der Hand, indem sie sich mit dem Schilde deckten. Diesem Einzelkampfe 3*

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 159

1899 - Gera : Hofmann
159 nehmen Geschlechtern gewählt. Die Gemeinen oder die niedere Bürger- schaft schlossen sich nach den einzelnen Gewerken zu Zünften (Gilden und Innungen) zusammen, hatten aber keinen Anteil an der Leitung des Stadtwesens. Sie wurden vielfach von den herrschenden Geschlechtern bedrückt und mußten alle Lasten und Steuern tragen. Gegen die Willkür und Herrschaft der Geschlechter erhoben sich die Zünfte und erzwangen nach schweren Kämpfen die Aufnahme zünftiger Mitglieder in den Rat. Trotz dieser inneren Kämpfe blühten die Städte auf. Die Handwerker suchten ihren Erzeugnissen eine immer größere Voll- kommenheit zu geben. Auf den Märkten floß zusammen, was Stadt und Land hervorbrachte. Immer behaglicher, ja üppiger wurde das Leben, prunkvoll die Kleidung, schwelgerisch das Mahl, besonders bei Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen. Durch Ratsverordnungen mußte endlich festgesetzt werden, wie viele Schüsseln aufgetragen, was an Wein und Geschenken gegeben, wie viele Spielleute,, geworben werden durften. Auch strenge Kleiderordnungen wurden erlassen, um dem unsinnigen Luxus zu wehren. Mit besonderer Lust wurden bei Trunk und Schmaus, Gesang, Spiel und Tanz die Frühlings- und Schützenfeste im Freien gefeiert. — Noch einen Blick werfen wir auf das häusliche Leben der Frauen in der Hohenstaufenzeit! Tie Frauen liebten wohlriechende warme Bäder, strählten sorgfältig ihre Haare, durchflochten sie mit seidenen Bändern, umwanden sie mit Schleiern oder Kopftüchern und setzten Hüte oder Schapel auf das Haupt. Die weißen Hemden wurden kunstvoll gesäumt und gestickt, die langen, wallenden Kleider mit einem Gürtel zusammengehalten, darüber eine Pelzjacke und ein Mantel getragen und auf wohlgeformte Schuhe Wert gelegt. In den Ohren blitzten Schmuck- gehänge, an den Armen goldene Bänder und Ringe, auf der Brust Spangen und an den Fingern Reise. Handschuhe wurden über die wohlgepflegten Hände gezogen und Riechfläschchen am Gürtel getragen. Auch der Spiegel aus Glas, Metall oder Elfenbein, ja Schminke und allerlei „Falschheit" kam in Gebrauch. Die Verlobung wurde von den Eltern vereinbart, der Verspruch und Ringewechsel vor Verwandten gethan. Sodann wurde das Heirats- gut verabredet und die Vermählung im Ringe der „Sippen" durch ein Ja der Braut und den Ringewechsel geschlossen. Die kirchliche Ein- segnung folgte den Morgen darauf, ebenso die Hochzeitfeier und die Aus- stattung der Braut mit einer Morgengabe. Die Frau blieb unter der Gewalt des Mannes; er war ihr Herr und Vormund, ja durfte sie un- gestraft züchtigen. Die Kinder erhielten bei der Taufe Patengeschenke. Sie spielten mit „Docken" oder Puppen, mit Steckenpferden und Armbrüsten, mit Schaukeln und Kreiseln, mit Bällen und Ringeln, das Ballspiel besonders im Frühling. „Spielten doch Mägdlein erst Straßen entlang Ball, o so kehrte der Vöglein Gesang!" singt Walther von der Vogelweide. Nur Kinder vornehmer Häuser erhielten von Geistlichen oder in Klöstern ge- ordneten Unterricht. Meist verstanden die Ritterfrauen besser zu lesen

3. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 395

1890 - Gotha : Perthes
395 ward ein dem Gotte geweihtes Tier ernährt, gepflegt und angebetet. Aus golddurchwirkten Purpurdecken ruhten diese Tiere, welche man badete, salbte, mit Schmuck versah, mit Leckereien fütterte, nach dem Tode einbalsamierte und in heiligen Gräbern bestattete. Starb eine Katze, so schoren sich die Hausbewohner die Augenbrauen; starb ein Hund, so wurden Kopf und Leib rasiert. Reiche Leute verwendeten oft ihr ganzes Vermögen auf die Bestattung heiliger Tiere. Das heilige Krokodil vom See Möris lebte zahm im Tempel von Fleisch und Mehl, trug Glas- und Goldgehänge in den Ohren. Spangen an den Vorderbeinen, ward nach dem Tode einbalsamiert und in heiligem Sarge begraben. Viele hielten es für eine fromme That, dieses Krokodil mit Leckerei zu füttern. Die größte Verehrung genoß der schwarze Ochse Apis, der besondere Kennzeichen hatte. Ihm ähnliche Stiere durften nicht getötet werden, und sein eigener Tod ward tief betrauert, dann aber suchten Priester nach einem neuen Apis. War er gesunden, so schickte man ihn 40 Tage auf schöne Weide, und dann dursten ihn auch Frauen sehen. Endlich führte man ihn in einem Boote, welches eine goldene Kapelle trug, nach Memphis, wo man seine Ankunft sieben Tage mit Aufzügen, Festen und Schmausereien feierte. Fröhlich ward das Fest der Göttin der Fruchtbarkeit gefeiert. Männer und Frauen kamen zu Schiffe nach Babustis; auf allen Böten ertönte Flötenmusik, Weiber lärmten mit Klappern, die anderen schlugen in die Hände und sangen dazu. In jeder Stadt ward gelandet, die Straßen unter Neckerei, Tanz und Geschrei durchzogen, in Babustis große Opfer gebracht und viel Wein getrunken, weil an 70 000 Männer und Frauen hier sich einzufinden pflegten. Osiris und Isis verehrte man im ganzen Lande, jenen als Herrn der Welt uni) des Lebens, diese als Göttin der Fruchtbarkeit. Der Feind beider war Typhon, die ausdörrende Hitze, Unfruchtbarkeit und

4. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 83

1890 - Gotha : Perthes
83 und Speer besaß nur der König, denn sie waren kostbare Güter, das übrige Volk trug nur Spieße oder Stecken, folgte dem Könige zwar in den Krieg, trat aber nur dann ein in den Kampf, wenn es galt, den König oder dessen Leiche zu retten. Der König fuhr in zweirädrigem, hinten offenem Karren mit 2 4 Pferden und einem Wagenlenker seinem Haufen voran, suchte sich einen Gegner aus, nannte unter stehenden Redensarten seinen Namen und zählte seine Vorfahren auf, um dann den Gegner nach seinem Namen zu fragen und zugleich auszuschimpfen, welcher auf gleiche Weise verfuhr. Man warf nun die Lanze aufcinanbcr, welche man mit dem hölzernen Schilde auffing, den man mit mehreren Rindhäuten überzogen und mit einem Bronzerand und einer Bronzekuppe in der Mitte versehen hatte, fehlte man, oder blieb der Wurf wirkungslos, so sprang man vom Wagen und griff sich mit dem kurzen Schwerte an, oder warf sich mit großen Feldsteinen. Erlag ein Kämpfer, so beeilte sich der Sieger, dessen Gespann zu nehmen und dem Gefallenen die Rüstung abzuziehen, was der Volkvhaufen und herbeieilende Fürsten zu hindern suchten, so daß um Gefallene stets ein heftiger Kampf entstaub. Konnte man die Leiche des Gegners fortschleppen, so warf man sie den Geiern und Schakals vor, machte also ehrenvolle Verbrennung auf bcm Scheiterhaufen, Bestattung und Wettkämpfe babei unmöglich, was für die größte Beschimpfung galt. Kleibung und Hausgerät waren sehr einfach. Man trug einen Leibrock, etwa eine Art Staubkittel, barüber ein längeres Oberkleib ohne Ärmel, entbehrte der Beinkleiber und trug statt Strümpfe und Stiefeln nur Sanbalen, bereu Bänber man schmückte und geschmackvoll um den Fuß wanb. Beim Essen saß jeder vor einem besonderen Tischchen, erhielt das Fleisch geschnitten, aß mit den Händen, welche er daher vorher und nachher wusch, und genoß dazu eine Art Brotkuchen. Weiter 6*

5. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 257

1890 - Gotha : Perthes
257 rede bu, was dir gefällt, lade aber nicht freie Männer an deine Tafel, sondern Barbaren und Sklaven, die deiner Kleider Saum küssen und deinen Gürtel anbeten!" Bei so frechen, beleidigenden Reden konnte sich Alexander nicht mehr halten, sprang auf und suchte nach seinen Waffen, welche man jedoch bereits entfernt hatte. Er rief nach seiner Leibgarde, doch sie erschien nicht, der Trompeter sollte Alarm blasen und erhielt, als er zögerte, einen Faustschlag ins Gesicht, blies aber trotzdem nicht. Inzwischen fuhr Klitos fort, den König zu verlachen und zu verhöhnen, bis man ihn endlich fortschaffte und Ruhe im Saale eintrat, in welchem Alexander in heftiger Erregung auf und ab ging. Er dachte an Darius und Bcssus und zürnte, weil ihm nichts als der elende Name des Königs verblieben sei, und Klitos, der ihn verhöhnte, ihm doch alles zu verdanken habe. Als Alexander in diesem lauten Selbstgespräche gerade den Namen Klitos nannte, erschien dieser wieder am andern Ende des Saales und rief: „Hier ist ja Klitos, Alexander! Was soll erd" und dazu sang er ein Spottlied: „Armes Griechenland, wie geht es dir so bös!" Da konnte sich Alexander nicht mehr halten, riß einer Wache die Lanze aus der Hand und schleuderte sie gegen Klitos, welcher zähneknirschend und röchelnd zu Boden sank. Entsetzt wichen die Tischgenossen zurück, und Alexander kam plötzlich zur Besinnung. Verzweiflung ergriff ihn, er wollte sich mit demselben Speere über der Leiche erstechen, doch man verhinderte dies, schaffte ihn auf sein Lager und bewachte ihn dort. Hier lag er weinend, jammernd und den Toten beim Namen rufend, sich dabei des Undanks anklagend und verfluchend und den Tod herbeirufend. Drei Tage lag er ohne Schlaf, Speise und Trank im Zelte, bis er endlich ermattete und nur noch seufzen konnte. Die besorgten Soldaten urteilten, der freche Klitos sei mit Recht getötet, und riefen nach dem König, worauf die Körner, Die Kämpfe im Altertum. 17

6. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 21

1890 - Gotha : Perthes
21 Von ihren Verwandten und Freunden, den Festgesandten ihrer Stadt und den Landsleuten begleitet, zogen die bekränzten Sieger zum Zeustempel auf weit sichtbarer Höhe, welche im Glanze der sinkenden Sonne strahlte, um dem Gotte wegen des errungenen Sieges Dankopfer zu bringen. Diese Höhe, Kronion genannt, war ein steil abfallender, mit Fichten bewachsener Hügel, mit welchem der Olymp bis in die Ebene und den Bezirk der Altis hineintrat. Jetzt ertönten aus den festlich geordneten Zügen der Landsleute, welche ihren Sieger triumphierend zum Altare führten, die Verse des Archilochos: „Heil dir im Siegesprangen, o Herrscher Herakles, Heil dir und dem Jolaos, die beiden Kriegslanzen! Heil dir im Siegesprangen, Herakles! Heil dir im Siegesprangen (Name des Siegers)!" Am Abend feierten die Landsmannschaften ihre Sieger durch festliche Schmanserei unter den Zelten ihrer Priester. Alle Zelte und Meßbuden, welche außerhalb des heiligen Bezirks der Altis ausgeschlagen standen, waren voll fröhlicher Lust und jnbelndeni Gedränge. War dann am fünften Tage das Schluß-opfer gebracht, so bewirteten die Eleer am Abend die Sieger in ihrem Prytaneion (Ratssaal) neben der Altis. Daheim erwarteten den Sieger neue Ehren. Jeder Staat meinte selbst in seinem Bürger gesiegt und den Preis davon getragen zu haben. Der Sieger wurde im festlichen Zuge eingeholt und unter Absingung eines eingeübten Siegesliedes in den Tempel des stadtschirmenden Gottes geführt. Dieser Gottheit brachte man ein Dankopfer für den Sieger dar, welchem ein Festmahl folgte, b'.s endlich die jubelnde Menge den Gefeierten in sein Haus geleitete. In den meisten Staaten erhielten die olympischen Spieler dauernde Auszeichnungen, saßen z. B. bei öffentlichen Festen auf der vordersten Bank, Sparta wies ihnen in der Schlachtreihe den besten Platz unmittelbar neben den

7. Deutsche Prosa - S. 204

1900 - Gera : Hofmann
204 Hermann Hettner. Häuschen auf der Oberseergasse; er teilte seine Stube mit seiner Wirtin, einer alten Waschfrau; seine Schlafkammer war unter dem niedrigen Dach ein kleiner Holzverschlag, im Sommer erstickend heiß und bei schlechter Witterung nicht einmal hinlänglich gegen Regen und Schnee geschützt. Des Mittags hatte er nichts zu essen, als Obst und Butter- brot; nur am Sonntag fand er bei einer armen Tante in der Friedrich- stadt ein dürftiges Fleischgericht. Aber die Fortschritte in der Akademie, die er mit leidenschaftlichem Eifer besuchte, waren schnell und erlangten die allgemeinste Anerkennung. Aus der untersten Klasse, in welcher die meisten Schüler zwei Jahre, viele noch länger zu sitzen pflegten, wurde er bereits nach neun Monaten in den Gipssaal versetzt. Auf der Ausstellung erhielt er die damals übliche Geldprämie von 25 Thalern. Das zweite Jahr war mit demselben Erfolg gekrönt; nach elf Monaten rückte er in den Aktsaal vor und erhielt wieder die Prämie. Sein wackerer Strebensgenosse und inniger Freund war Julius Thäter, jetzt Professor der Kupferstecherkunst in München, der ebenfalls ein Meister ersten Ranges in seiner Kunst geworden ist. Endlich hatte sich die äußere Lage etwas besser gestaltet. Der junge Künstler hatte die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde erregt, seine liebenswiirdige Persönlichkeit gewann ihm die Liebe aller. Es wurden ihm fast für alle Tage der Woche Freitische angeboten; durch Unter- richtgeben und kleine Nebenarbeiten gelang es auch, für eine etwas be- haglichere Wohnung sorgen zu können. In diese Zeit füllt das erste fröhliche Ausschauen nach einer tieferen und allgemeineren wissenschaft- lichen Bildung, durch welche Rietschel in späteren Jahren sich vor vielen, selbst berühmten Künstlern sehr vorteilhaft auszeichnete, und welche leider jetzt die meisten Akademieschüler sträflich vernachlässigen, in der aberwitzigen Meinung, daß die Bildung ihre Naivetät beeinträchtige. Zum erstenmal lernte er Goethe, Schiller, Shakespeare und die alten Dichter mit verständnisvollster Bewunderung kennen. Ein vorgerückterer junger Künstler, Milde aus Hamburg, führte Rietschel in diese neue Welt ein. Thäter und einige Monate hindurch auch der Landschafter Preller aus Weimar, der aber bald Dresden verließ, nahmen an diesen Studien den innigsten Anteil. Trotz alledem lagerten über der Aussicht in die Zukunft nach wie vor die düstersten Sorgen. Es konnte dem talentvollen Jüngling nicht lange verborgen bleiben, daß sich die Akademie im kläglichsten Zustand befand. . . . Noch hatte sich Rietschel nicht für einen bestimmten Kunstzweig entschieden. Er dachte daran, Maler zu werden, aber er war ohne Hilfe und Rat. . . Ein günstiger Zufall wurde entscheidend. Der Minister Graf von Einsiedel suchte zur Vergrößerung seines Hütten- werkes in Lauchhammer einen geschickten Modelleur und entschloß sich,

8. Deutsche Prosa - S. 370

1900 - Gera : Hofmann
370 Berthold Auerbach. Aus dem Kindergarten. Berthold Auerbach, Aus dem Schatzkästlein des Gevattersmanns. (Stuttgart u. Augsburg. I. G. Cotta'scher Verlag. 1856.) Zerstören ist oft die liebste Thätigkeit eines Kindes. Dn kommst vom Markte nach Haus, hast gut verkauft oder auch nichts gelöst, du willst doch daheim eine Freude bereiten und bringst deinem Kinde ein buntes Spielzeug mit. Kaum aber ist die erste Freude der Überraschung und des Staunens vorüber, so beginnt das Kind an dem Mitgebrachten und Geschenkten zu ändern, zu bosseln, und wenn's hoch kommt, nach wenigen Tagen ist das Spielzeug in Stücken und zerstört. Du bist Sommers auf einem Spaziergange mit deinem Knaben und brichst ihm auf sein Bitten oder Verlangen eine schlanke Gerte ab, gieb acht, er duldet kein Blatt daran, sondern streift eines nach dem andern herunter, bis er nach Wohlgefallen mit der biegsamen Gerte hantieren kann; über eine Weile hat er begonnen, die Gerte zu lösen und schält sie nach und nach ganz los, vom heftigen Fuchteln bricht bald oben bald unten ein Stück ab, ein anderes wird geflissentlich ab- gebrochen und von der schönen Gerte kommt selten etwas nach Haus, um im vergessenen Winkel zu dorren. Leicht möglich, daß dieser Zerstörungstrieb des Kindes dich ärgerlich macht oder du willst ihm nichts mehr schenken oder nimmst ihm das Gegebene wieder weg und schließest es in den Schrank. . . . Der Grundtrieb eines jeglichen Lebendigen und des Menschen vor allemist: etwas zu schaffen, hervorzubringen, zu gestalten. Wir nehmen die Welt ringsumher nicht bloß müßig hin, sondern wollen etwas daraus machen. Dieser Drang beginnt im Kleinen oder zeigt sich im Großen, in Ackerbau und Gewerbe, in der Schöpfung von Kunstwerken und in der Bildung unserer Lebens- und Staatsverhältnisse. Haben wir etwas vollbracht und es steht nun vor uns, was früher nur als Plan und Wille in unserem Kopfe war, so haben wir, oft ohne es zu wissen, das Wohlgefühl, aus den Dingen um uns her etwas gemacht zu haben: in ihnen steckt nun, was wir früher bloß im Sinne hatten, unser eigener vollsührter Wille schaut uns daraus an. So geht es, wenn wir aus Brettern einen Stuhl, aus einem Steinblock eine Figur, aus unserem klaren Willen eine Gemeinde- oder Staatseinrichtung ge- schaffen haben. Dieser Trieb der Bethätigung, die Lust, seine Kraft wo auszulassen, seinen Willen wo einzuprägen, zeigt sich auch schon mächtig im Kinde. Gieb ihm ein Spielzeug: dein Töchterchen mag sich damit begnügen, die Puppe aus- und anzuziehen, in die Wiege zu legen und zu wiegen

9. Deutsche Prosa - S. 55

1900 - Gera : Hofmann
Königin Luise. 55 die Kinderlust aus den braunen Augen, wenn die jungen Damen nach Frankfurt kamen und im Dichterhause am Hirschgraben Specksalat aßen oder an dem Brunnen im Hofe sich selber einen frischen Trunk holten. So menschlich einfach wie die Kindheit der Prinzessin verlief, ist auch der Schicksalstag der Frau in ihr Leben eingetreten; dort in Frankfurt, am Tische des Königs von Preußen, fand sie den Gatten, der ihr fortan „der beste aller Männer" blieb. An lauten Huldigungen hat es wohl noch niemals einer deutschen Fürstenbrant gefehlt; das war doch mehr als der frohe Zuruf angestammter Treue, was die beiden mecklenburgischen Schwestern bei ihrem Einzug in Berlin begrüßte. In einem Augenblicke gewann die Kronprinzessin alle Herzen, da sie das kleine Mädchen, das ihr die üblichen Hochzeitsverse hersagte, in der Einfalt ihrer Freude, zum Entsetzen der gestrengen Oberhofmeisterin umarmte und küßte. Die unerfahrene siebzehnjährige Frau, aufge- wachsen im einfachsten Leben, sollte sich nun zurecht finden auf dem schlüpfrigen Boden dieses mächtigen Hofes, wo um den früh gealterten König ein Gewölk zweideutiger Menschen sich scharte, wo der geistvolle Prinz Ludwig Ferdinand sein unbändig leidenschaftliches Wesen trieb und der Kronprinz mit seiner frommen Sittenstrenge ganz vereinsamt stand; da fand sie eine treue und kundige Freundin an der alten Gräfin Voß. Wer kennt sie nicht, die strenge Wüchterin aller Formen der Etikette, die in siebzig Jahren höfischen Lebens das gute Herz, das gerade Wort und den tapferen Mut sich zu bewahren wußte? Sie gab ihrer Herrin den besten Rat, der einer jungen Frau erteilt werden kann: keinen anderen Freund und Vertrauten sich zu wählen als ihren Ge- mahl; und dabei blieb es bis zum Tode der Fürstin. Für den edlen, doch früh verschüchterten und zum Trübsinn ge- neigten Geist Friedrich Wilhelms ward es ein unschätzbares Glück, daß er einmal doch herzhaft mit vollen Zügen aus dem Becher der Freude trinken, die schönste und liebevollste Frau in seinen Armen halten, an ihrer wolkenlosen Heiterkeit sich sonnen durfte. Aber auch die Prin- zessin fand bei dem Gatten, was die rechte Ehe dem Weibe bieten soll: sie rankt sich empor an dem Ernst, dem festen sittlichen Urteile des reifen Mannes, lernt manche wirre Träumerei des Mädchenkopfes auf- zugeben. Unablässig strebt sie „sich zur inneren Harmonie zu bilden"; ihre wahrhaftige Natur duldet keine Phrase, keinen halbverstandenen Begriff. Etwas Liebenswürdigeres hat sie kaum geschrieben als die naiven Briefe an ihren alten freimütigen Freund, den Kriegsrat Scheffner. Da fragt sie kindlich treuherzig, damals schon eine reife Frau und vielbewunderte Königin: was man eigentlich unter Hierarchie verstehe, und wann die Gracchischen Unruhen, die Punischen Kriege ge-

10. Deutsche Prosa - S. 337

1900 - Gera : Hofmann
Vom Reichtum. 337 Dies geht noch weiter. Nicht allein das Geld selber, sondern alles, was an Geld zu sehr erinnert, wird eben dadurch unfähig, als Geschenk, als ein Zeichen der Liebe, des Dankes, der Verehrung zu dienen. Also das Notwendige, das Nützliche, welches einzutauschen ja die wichtigste Bestimmung des Geldes ist. Man wird nicht leicht jemandem, der uns geholfen oder erbaut oder erfreut hat, ein Paar Stiefel oder ein Faß Mehl oder ein Fuder Brennholz zuschicken. Auch nicht ein Dutzend Strümpfe, es sei denn, daß man sie selbst gestrickt hätte. Je weniger nützlich ein Gegenstand ist, desto besser eignet er sich zu einer Ehrenspende, und die geradezu unbrauchbaren, die höchstens zur Zierde dienen können, gelten für die ehrenvollsten: kunstvoll ge- arbeitete Waffen, Büsten, prunkvolle Schreibzeuge, unbequeme Pokale und dergleichen Dinge mehr, welche für sein Geld zu kaufen dem Be- schenkten schwerlich jemals einfallen würde. Selbst die Freundschaftsgeschenke verraten gewöhnlich diese Ab- neigung gegen das Nützlichkeitsprinzip, und je ferner die Beziehungen werden, desto unerlaubter werden Geschenke, welche jemand „gut ge- brauchen kann". Nur den Nächststehenden sieht man es nach, wenn sie Spenden für den täglichen Hausbedarf bringen oder Gaben von unverschleierter Kostbarkeit widmen; der Fernstehende darf nur mit flüchtigen Spielereien seine Teilnahme bezeugen. Es giebt eine fein nuancierte Skala des Geziemenden, von dem Blumensträuße und der Bonbonniere, welche ein junger Herr selbst der unverheirateten Tochter des Gastfreundes überreichen darf, bis zu dem Brillantschmuck, den der verlobte Bräutigam seiner Erwählten auf den Weihnachtstisch legen mag. Bares Geld aber dürfte auch der Bräutigam nicht schenken; dieses Vorrecht steht nur dem Ehemanne und den Eltern und allen- falls den älteren Onkeln und Tanten zu. Auf den Zwischenstufen zwischen diesen Extremen giebt es zahlreiche Regeln zu beachten, um dem Geschenke das beschämende Element, die Erinnerung an den Laden- preis, zu benehmen. Das wirksamste Mittel ist immer die persönliche Arbeit, deren Verwendung auf den Gegenstand nicht in Geld berechnet werden kann. Damit geben wir eigene, nicht fremde Kraft. Eine Geld- börse, welche eine liebenswürdige Dame für uns gehäkelt hat, ist etwas ganz anderes als ein ganzer Laden voll von diesem Artikel. Die Herren sind, da sie sich auf Häkeleien nicht verstehen, schlimmer daran als die Frauen. Gewöhnlich müssen sie sich darauf beschränken, die persönliche Arbeit durch die persönliche Auswahl zu ersetzen, was denn freilich auch nicht ohne Seufzen abzugehen pflegt. Glücklich, wer zuweilen Rebhühner und Hasen selbst schießt und damit ein befreundetes Haus sich verbinden kann. Es soll vorkommen, daß solche Jagdgeschenke beim Wildhändler gekauft werden; aber es ist nie gehört worden, daß der M. Henschke, Deutsche Prosa. 22
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