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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 37

1899 - Gera : Hofmann
37 Tüchtigkeit unwiderstehlich zu machen. Sie umfaßte den Staat, die Gesellschaft und die Familie. An der Spitze des Staates standen zwei Könige, welche Anführer im Kriege, die obersten Priester, Vorsitzende der Gerusia und Vollstrecker der Gesetze waren. Die Gerusia bestand aus 28 Geronten (Greisen über 60 Jahre) und den beiden Königen und war die höchste richterliche und Verwaltungsbehörde. Die fünf Ephoren führten anfangs die Aufsicht über die Sicherheit der Bürger; später legten sie sich auch die Aufsicht über die Könige bei und wurden so die wichtigste Behörde. Die Volksversammlung bestand aus den Spartiaten, die über 30 Jahre alt waren; sie beschloß die Gesetze durch bejahenden oder verneinenden Zuruf. Das Land um Sparta war in gleichgroße Freigüter für die Spartiaten, das dahinterliegende in gleichgroße Lehensgüter für die Periöken geteilt; der Grundsatz der Gütergleichheit sollte durchgeführt werden. Um Einheit und Einfachheit in der Gesellschaft zu erhalten, war aller Luxus, der Besuch aller Fremden und das Reisen im Aus- lande verboten, eisernes Geld und gemeinsames Essen eingeführt. Die Zuthaten zu den Mahlzeiten wurden von den Einzelnen nach bestimmtem Verhältnis geliefert. Berühmt ist die schwarze Suppe aus Schweine- fleisch, Blut, Essig und Salz. Bis auf die Familie und die Kinder- erziehung erstreckte sich das Recht des Staates. Schwächliche und ver- krüppelte Kinder wurden ausgesetzt. Vom- siebenten Jahre an wurden die Knaben öffentlich und gemeinsam erzogen. Sie wurden abgehärtet und körperlich fleißig geübt. Mitten im Winter mußten sie baden, barfuß gehen und auf Schilf aus dem Eurotas schlafen. Sie wurden häufig gegeißelt und durften dabei keinen Schmerz äußern. Zur Übung in der Kriegslist durften sie stehlen, wurden aber unbarmherzig gezüchtigt, wenn sie sich ertappen ließen. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrfurcht schuldig. Beim Sprechen mußten sie kurz und bündig („lakonisch") sein. Als Knaben gefragt wurden, was sie in Sparta lernten, antworteten sie lakonisch: „Gehorchen und befehlen!" — „Was wir als Männer wissen müssen!" — „In Athen lernt man reden, in Sparta handeln!" Nichts ehrte den Spartaner mehr als der Tod fürs Vaterland; nichts schändete ihn mehr als feige Flucht. Nicht um das Leben, wohl aber um die Ehre ihrer Söhne sorgten die Mütter. Siegreich mit dem Schilde oder tot auf dem Schilde, das war gleich ehrenvoll. Als einst eine spartanische Mutter erfuhr, daß ihr Sohn ehrenvoll gefallen sei, da rief sie glücklich: „Dazu habe ich ihn erzogen, daß er fürs Vaterland zu sterben wüßte!" An den Übungen der Knaben nahmen die Mädchen teil. Sie turnten und härteten sich ab. Die Frauen waren in Sparta mehr geachtet als irgendwo in Griechenland. 4. Lykurgs opfermutiges Ende und die Wirkung seiner Gesetze. Das Orakel zu Delphi urteilte über die Gesetze: „Solange Sparta ihnen treu bleibt, wird es groß, herrlich und unbesieglich sein!" Lykurg nahm einen Eid von seinen Mitbürgern, an seinen Gesetzen bis zu seiner Rückkehr nichts zu ändern, ging auf Reisen und kam nie wieder. Sparta aber dehnte kraft seiner Gesetze nach und nach seine Herrschaft auf den ganzen Peloponnes aus. — Besonders schwer war die Unter-

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 124

1899 - Gera : Hofmann
124 ihren Fahrzeugen auf den Flüssen bis in das Herz von Deutschland und Frankreich hinein. Sie eroberten die Normandie in Frankreich, brandschatzten Paris, plünderten Köln, verbrannten Hamburg. Im Osten beunruhigten die Slaven an der Elbe die deutschen Grenzgebiete. Ludwigs Leben war so ein fortwährender Kampf. 4. Das rühmlose Ende der Karolinger. Karl der Dicke, Ludwigs Sohn, vereinigte noch einmal alle Länder Karls des Großen, aber die Krone war seinem stets schmerzenden Haupte zu schwer. Den Normannen kaufte er zweimal den Frieden ab. Da setzten ihn Deutsche und Franken ab. Sein Neffe Arnulf, der sich hohen Kriegsruhm im Kampfe mit den Slaven erworben hatte, wurde gewählt. Er schlug bei Löwen an der Dyle die Normannen bis zur Vernichtung und bändigte den wilden Mährenherzog. Er hinterließ Krone und Reich seinem sechs- 899 jährigen Sohne Ludwig dem Kinde. Die deutschen Länder wurden von auswärtigen Feinden, den Ungarn, überschwemmt, und im Innern tobten die Fehden der Großen. Weinend über des Reiches Unglück, 911 starb Ludwig das Kind (911), und mit ihm erlosch das Geschlecht der Karolinger in Deutschland. Unter den Karolingern wurden nach und nach die einzelnen großen Stämme der Deutschen selbständig. Ihre Führung übernahmen Männer, die sich durch Adel, Tapferkeit und großen Grundbesitz auszeichneten, die Herzöge, die in ihren Gebieten nahezu königliche Gewalt ausübten. So entstanden fünf Herzogtümer: Sachsen, Bayern, Schwaben, Franken und Lothringen. 5. Frauenleben in der Karolingerzeit. Der Mann warb um die Braut bei den Eltern und Verwandten. Viel galt dabei die Eben- bürtigkeit. „Sitte, Recht und Ehre fordern, daß ein Mann die Frau nur mit beider Wollen nimmt." Mit einem Goldring verlobten sich Braut und Bräutigam. Verwandte erhielten Geschenke, die Braut eine Morgengabe. Die Eheschließung erfolgte im Ringe der Verwandten, die kirchliche Einsegnung hinterher. Die Ausstattung und Mitgift der Braut hieß Brautmiete. Das Gesinde, das ihr aus dem Elternhause folgte, Heimgesinde. In der Ehe vertrat der Mann in allem die Rechte der Frau. Starb er, so erbte sie nach 30tägiger Trauer einen Teil der Hinter- lassenschaft und konnte sich wieder verheiraten. Die Frau lebte mit den Mägden und den Töchtern in der Kemenate (von Kamin), einem heizbaren Frauengemach, das unverletzlich und Fremden unzugänglich war. Hier beschäftigten sich die Frauen fleißig mit Spinnen, Weben, Wirken, Nähen und Sticken von Gewändern aus Wolle und Leinen und vertrieben sich, die Zeit mit fröhlichem Geplauder. Keine kleine Rolle spielte dabei die Putzfrage. Man wußte schon damals, „wie willig sich die Mägdlein putzen". Die Kleider von Leinen, Wolle, Samt und Seide, welche Händler aus dem Morgenlande brachten, waren durch Steppwerk und Stickerei, mit Goldfäden durchwirkt, sowie durch Borten und edles Gestein geziert und durch blanke Knöpfe und Nägel geschmückt. Auch Haare uüd Haupt schmückten die Mägdlein mit Krone und Kränz-

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 159

1899 - Gera : Hofmann
159 nehmen Geschlechtern gewählt. Die Gemeinen oder die niedere Bürger- schaft schlossen sich nach den einzelnen Gewerken zu Zünften (Gilden und Innungen) zusammen, hatten aber keinen Anteil an der Leitung des Stadtwesens. Sie wurden vielfach von den herrschenden Geschlechtern bedrückt und mußten alle Lasten und Steuern tragen. Gegen die Willkür und Herrschaft der Geschlechter erhoben sich die Zünfte und erzwangen nach schweren Kämpfen die Aufnahme zünftiger Mitglieder in den Rat. Trotz dieser inneren Kämpfe blühten die Städte auf. Die Handwerker suchten ihren Erzeugnissen eine immer größere Voll- kommenheit zu geben. Auf den Märkten floß zusammen, was Stadt und Land hervorbrachte. Immer behaglicher, ja üppiger wurde das Leben, prunkvoll die Kleidung, schwelgerisch das Mahl, besonders bei Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen. Durch Ratsverordnungen mußte endlich festgesetzt werden, wie viele Schüsseln aufgetragen, was an Wein und Geschenken gegeben, wie viele Spielleute,, geworben werden durften. Auch strenge Kleiderordnungen wurden erlassen, um dem unsinnigen Luxus zu wehren. Mit besonderer Lust wurden bei Trunk und Schmaus, Gesang, Spiel und Tanz die Frühlings- und Schützenfeste im Freien gefeiert. — Noch einen Blick werfen wir auf das häusliche Leben der Frauen in der Hohenstaufenzeit! Tie Frauen liebten wohlriechende warme Bäder, strählten sorgfältig ihre Haare, durchflochten sie mit seidenen Bändern, umwanden sie mit Schleiern oder Kopftüchern und setzten Hüte oder Schapel auf das Haupt. Die weißen Hemden wurden kunstvoll gesäumt und gestickt, die langen, wallenden Kleider mit einem Gürtel zusammengehalten, darüber eine Pelzjacke und ein Mantel getragen und auf wohlgeformte Schuhe Wert gelegt. In den Ohren blitzten Schmuck- gehänge, an den Armen goldene Bänder und Ringe, auf der Brust Spangen und an den Fingern Reise. Handschuhe wurden über die wohlgepflegten Hände gezogen und Riechfläschchen am Gürtel getragen. Auch der Spiegel aus Glas, Metall oder Elfenbein, ja Schminke und allerlei „Falschheit" kam in Gebrauch. Die Verlobung wurde von den Eltern vereinbart, der Verspruch und Ringewechsel vor Verwandten gethan. Sodann wurde das Heirats- gut verabredet und die Vermählung im Ringe der „Sippen" durch ein Ja der Braut und den Ringewechsel geschlossen. Die kirchliche Ein- segnung folgte den Morgen darauf, ebenso die Hochzeitfeier und die Aus- stattung der Braut mit einer Morgengabe. Die Frau blieb unter der Gewalt des Mannes; er war ihr Herr und Vormund, ja durfte sie un- gestraft züchtigen. Die Kinder erhielten bei der Taufe Patengeschenke. Sie spielten mit „Docken" oder Puppen, mit Steckenpferden und Armbrüsten, mit Schaukeln und Kreiseln, mit Bällen und Ringeln, das Ballspiel besonders im Frühling. „Spielten doch Mägdlein erst Straßen entlang Ball, o so kehrte der Vöglein Gesang!" singt Walther von der Vogelweide. Nur Kinder vornehmer Häuser erhielten von Geistlichen oder in Klöstern ge- ordneten Unterricht. Meist verstanden die Ritterfrauen besser zu lesen

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 213

1899 - Gera : Hofmann
Uns der Neuzeit. 67. vr. Martin Luther und die Reformation (1483—1546). 1. Der begabte Vergmannssohn und seine Erziehung. Der Mann, welcher der Sehnsucht seiner Zeitgenossen eine Stimme und einen kräftigen Willen lieh und der neuen Zeit den Stempel seines Geistes aufdrückte, ist dem Bauernstände entsprungen. Sein Vater, der Bergmann Hans Luther, zog mit seiner Gattin Margarete aus Möhra bei Eisenach des bessern Unter- halts wegen nach Eisleben. Hier wurde ihm am 10. Novbr. 1483 ein Söhnlein geboren, das in der Taufe am folgenden Martinstage Martin geheißen ward. Ein Jahr später zog Hans Luther nach Mans- feld. Seine redliche Arbeit segnete Gott, so daß er zu ziemlichem Wohlstände kam und seinen acht Kindern eine gute Er- ziehung geben konnte. Den schwächlichen, aber wohlbegabten Martin hat er oft auf den Armen zur Schule getragen, ihn aber auch nicht selten mit großer Strenge „gestäupt". Im 14. Jahre kam der Knabe auf die Schule nach Magdeburg und später, der Kostensparung wegen, zu Verwandten nach Eisenach. Hier hat er sich als Chorschüler mit seinem Beten und Singen das Wohlwollen der Frau Cotta erworben und von ihr Kost und Pflege erhalten. Mit 18 Jahren bezog er, wohlaus- gerüstet mit Kenntnissen, die Universität Erfurt, wo er so fleißig studierte, daß ihm schon mit 20 Jahren die Gelehrtenwürde eines Magisters erteilt wurde. 2. Der gewissenhafte Mönch und seine Seelenkämpfe. Luthers Vater wollte einen Rechtsgelehrten aus ihm machen, aber sein eigenes Herz zog diesen zur Gottesgelahrtheit, besonders seitdem er in der Bibliothek eine lateinische Bibel gefunden und fleißig gelesen hatte. In heftiger Seelenangst um seine Seligkeit rieb er sich fast auf. Der plötz- liche Tod seines Freundes Alexius, eigene Lebensgefahr durch einen Blitzstrahl und eine schwere Krankheit bestimmten ihn, der Welt zu ent- sagen und nur den Himmel zu suchen. Er trat 1505 als Mönch in das Augustinerkloster zu Erfurt, um sein Leben ganz Gott zu widmen. Sein Vater war darob sehr ungehalten. Im Kloster mußte Luther die niedrigsten Dienste thun. Dazu wollte er durch Fasten, 1483

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 282

1899 - Gera : Hofmann
282 2;5. Friedrich der Große. Nach dem Gemälde von Chodowiecki. Mannes geweckt und gestählt wurde. Sein Vater wollte einen guten, biederen Deutschen ans ihm machen, aber seine treffliche Erzieherin Frau von Rocoule und sein geistvoller Lehrer Duhan de Jandun flößten dem hochbegabten Knaben schon früh eine Vorliebe für die französische Sprache und Litteratur ein. Deutsch hat er nie richtig sprechen und schreiben gelernt, doch war seine Gesinnung gut deutsch. Sein Vater wollte ihn zur Frömmigkeit erziehen, wandte aber dabei verkehrte Mittel an. Durch lange Hausandachten wurde der lebhafte Knabe ermüdet, durch einen überaus trockenen Religions- unterricht gelangweilt und durch ein strafweises Auswendiglernen von Psalmen mit Ekel gegen die religiösen Stoffe erfüllt. Er hat nie Liebe und Verständnis für ihren tiefen Lebensgehalt gewonnen, dagegen die Lehren der französischen Aufklärer mit Beifall in sich ausgenommen. Auch das Bemühen des Königs, ihn einfach, ordentlich und sparsam zu machen, war ohne rechten Erfolg. Der Kronprinz hatte einen Hang zum Leichtsinn, mochte nicht knausern, zog lieber einen bequemen Schlaf- rock als den knappen Soldatenrock an und trug lieber einen französischen Haarbeutel als einen steifen Soldatenzopf. Ter König geriet oft in Zorn über den „weibischen Kerl" und warf eines Tages den gestickten Schlafrock ins Feuer. Vor allem aber sollte der Kronprinz ein guter Soldat werden; doch das schien am wenigsten zu glücken. Der pein- liche Zwang, die rohe Behandlung der Soldaten, der derbe Ton und

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 312

1899 - Gera : Hofmann
— 312 — 2zh. Friedrich Wilhelm Iii. 235. Königin Luise. Nach dem Gemälde von Gérard. Nach dem Gemälde von Lebrun. Mit ungeheurem Jubel wurde die junge Braut in Berlin empfangen. Ein liebliches Bürgerkind, das sie mit Blumen und einem Festgedichte begrüßte, schloß sie im Drange ihres Herzens in die Arme und küßte es. Erschreckt und seufzend sprach die würdige Oberhofmeisterin: „Was haben Eure Hoheit gethan? das ist gegen die Hofsitte!" Luise aber entgegnete unbefangen: „Wie, darf ich das nicht mehr thun?" Dies Wort wurde bekannt und gewann der Kronprinzessin alle Herzen. Ein Zeitgenosse schrieb: „Die Ankunft dieser engelschönen Fürstin verbreitete über jene Tage einen erhabenen Lichtglanz. Alle Herzen schlugen ihr entgegen, und ihre Anmut und Herzensgüte ließ keinen unbeglückt." König Friedrich Wilhelm Ii. schenkte ihr zum Geburtstage das Schloß Oranienburg. Dann fragte er, was sie sich noch wünsche. „Eine große Hand voll Gold für die Armen!" war ihre Antwort. „Wie groß?" forschte der König. „So groß wie das Herz des besten Königs!" antwortete Luise. Und sie erhielt, was sie wünschte, um viele Arme zu beglücken. In herzlicher Liebe und ungetrübtem Glücke verflossen die ersten Jahre der Ehe. Am liebsten weilte das junge Paar auf seinem Landgute Paretz, wo er sich gern den „Schulzen" und sie „die gnädige Frau von Paretz" nennen ließ. Einfach, aber wohnlich richtete der Kronprinz das Schloß ein. Dem Baumeister sagte er: „Nur immer denken, daß Sie für einen armen Gutsherrn bauen!" Ungezwungen und herzlich verkehrte das glückliche Paar mit den schlichten Landleuten und teilte ihre Freuden und Leiden. Auf Märkten kaufte die Kronprinzessin den Kindern kleine Geschenke. Alle umdrängten sie und riefen um die Wette: „Mir auch was, Frau Königin!" Im Herbst 1797 bestieg Friedrich Wilhelm Iii. den Thron. Ihrer Großmutter schrieb die junge Fürstin: „Ich bin nun Königin, und was mich dabei am meisten freut, ist die Hoffnung, daß ich meine Wohlthaten nicht mehr so ängstlich

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 320

1899 - Gera : Hofmann
320 seligkeiten einstellte/ Der König mußte zwar diesen eigenmächtigen Schritt öffentlich mißbilligen, da Berlin noch französische Besatzung hatte, aber von der Begeisterung des Volkes gedrängt und getragen, verlegte er seine Residenz nach Breslau, um frei handeln zu können. In dem Bündnis zu Kalisch gelobten Friedrich Wilhelm und Alexander, nicht eher das Schwert aus der Hand zu legen, bis Deutsch- land befreit sei. Für die Helden des Kampfes stiftete der König den Orden des „eisernen Kreuzes" mit der Inschrift: „Mit Gott für König und Vaterland!" Hochherzig und opfer- freudig erhob sich unter großartiger Begei- sterung zuerst das fast ganz zertretene Ost- preußen. Für die Sache des Vaterlandes zu groß und keine That zu schwer. Nach dem Muster dieser Provinz entstand überall die Landwehr und der Landsturm, und Freiwillige eilten scharenweise dem Könige zu. Patriotische Dichter wie Th. Körner, E. M. Arndt, M. v. Schenken- dorf und Fr. Rückert schürten die Begeisterung. Am 17. März er- schien der zündende Aufruf: „An mein Volk!" und verwandelte Preußen 239. General Hork. war hier kein Opfer 240. Theodor Körner. 2<u. Ernst Moritz Arndt. in eine große Kriegswerkstätte. Ein Gefühl glühte in allen Herzen, ein Gedanke regte alle Hände: „Das Vaterland retten oder mit Ehren untergehen!" Greise traten neben Jünglingen, hohe Beamte neben schlichten Bauern unter die Waffen. Mit stolzer Thräne hieß die Mutter den Sohn, die Gattin den Gatten, die Braut den Bräutigam in den heiligen Krieg ziehen. Die begeisterte Jungfrau Eleonore Prohaska trat in Männerkleidung ein und opferte ihr Leben für das Vaterland. Volle Börsen und bescheidene Sparbüchsen, kostbarer Schmuck wie schlichte Trauringe und schönes Lockenhaar wurden auf dem Altar des Vaterlandes geopfert. Das kleine Preußen mit kaum 5 Millionen Einwohnern stellte

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 328

1899 - Gera : Hofmann
828 Immer bedeutsamer wurde die Stellung der Frauen am Anfänge dieses Jahrhunderts. Ihre Teilnahme am öffentlichen Leben und ihr Einfluß auf die Litteratur und die Volkswohlfahrt wuchsen von Jahr zu Jahr. In den Befreiungskriegen brachten sie begeistert die größten Opfer. Preußische Prinzessinnen erließen am 1. April 1813 einen Aufruf an die Frauen aller Stände, worin sie zur Mitarbeit an der Rettung des Vaterlandes aufforderten durch regelmäßige Gaben an Geld, Schmucksachen, Verbandstoffen, Wollen- und Leinenzeugen, durch Pflege der Verwundeten, Erquickung der Kämpfer u. s. w. Der Erfolg war ein großartiger, der Anteil der Frauen an der Befreiung des Vaterlandes ein reich gesegneter. Als Schutzgeist begleitete die Freiheitskämpfer das Bild der verklärten Königin Luise. Die arme, aber edelgesinnte Ferdinande von Schmettau opferte ihr reiches, schönes Lockenhaar auf dem Altar des Vaterlandes. Hofrat Heun ließ daraus Uhrbänder und Ringe Herstellen und löste dafür 3600 Mark. Eleonore Prohaska, die Heldenjungfrau, trat als „Jäger August Renz" in das Lützow'sche Freikorps, focht und fiel als Heldin in dem Gefechte an der Göhrde in Hannover. Glücklicher war die Mecklenburgerin Friederike Krüger. Sie brachte es im Aork'schen Korps zum Unteroffizier und kehrte, mit dem eisernen Kreuze und einem russischen Orden geschmückt, heim. Johanna Stegen half das Gefecht bei Lüneburg siegreich entscheiden, indem sie den Preußen, die sich schon zurückziehen wollten, aus einem umgestürzten französischen Munitionswagen im Kugelregen Patronen in der Schürze zutrug. Begeistert pries ein Rück er t den Opfermut der deutschen Frauen. Die Dichtkunst in ihrer schönsten Blütezeit haben deutsche Frauen wesentlich beeinflußt. Es braucht bloß erinnert zu werden an Goethes Mutter, die Frau Rat, an Schillers Gattin Charlotte von Lengefeld, an die Herzogin Amalie von Weimar und an die herrlichen Frauen- gestalten, die Goethe und Schiller in ihren Meisterwerken gezeichnet haben. Auch um die Volkswohlfahrt erwarben sich Frauen die größten Verdienste. Luise Scheppler, die treue Dienstmagd des Pfarrers Ob erlin im Stei nthale, führte zuerst den Gedanken der Kleinkinder- Bewahranstalten aus. Weitere Verbreitung erhielten diese wohlthätigen Anstalten durch die edle Fürstin Pauline von Lippe-Detmold. Als Gründerin der so segensreichen Frauenvereine muß Amalie Sieveking in Hamburg angesehen werden. Sie gründete in der Cholerazeit den Frauenverein „Tabea" für Armen- und Krankenpflege, der viel Elend gelindert hat. Auf ihren Wunsch wurde sie, wie ihre lieben Armen, in einem Sarge mit flachem Teckel begraben. Das Glück und Behagen des häuslichen Lebens hing haupt- sächlich von den Frauen ab. Sie entschieden über die innere Einrichtung des Hauses. Viel Porzellan, Zinngeschirr, Betten und Leinenzeug war ihr Stolz. Speise und Trank bereiteten sie selbst. Kaffee wurde der beliebte Früh- und Nachmittagstrunk. Immer rührten sie die fleißigen Hände, strickten, nähten, sotten Seife, gossen Lichte, schlissen Federn, spannen am Rade und besuchten sich in Spinustuben.

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 329

1899 - Gera : Hofmann
f — 329 — Die Trachten dieser Zeit ließen Hals, Nacken und Arme frei. Ein Gürtel umschloß die Gestalt. Ein farbiger Shawl ward übergeworfen. Die Haare flössen in Locken nieder oder wurden durch ein Stirnband gehalten. Ein kostbarer Strick- oder Arbeitsbeutel hing am Arme. Biblische Namen (wie Eva, Ruth, Rahel) oder Namen aus berühmten Dichtungen (wie Laura, Amalia, Luise) wurden Sitte. Die Erziehung der Mädchen war Sache der Mutter und des Hauses. Öffentliche Mädchenschulen waren noch immer selten. Im Zeichnen und in der Musik wurde durch Privatlehrer unterrichtet. Mädchen traten selten an die Öffentlichkeit. Bei der Eheschließung sprachen die Eltern das ent- scheidende Wort. Der Brautstand dauerte oft jahrelang. Hochzeitreisen waren noch nicht Sitte. — Deutschlands Zerrissenheit und Ohnmacht, die sich besonders auf dem kläglichen Bundestage zu Frankfurt in dessen langweiligen und nutzlosen Verhandlungen zeigte, war der große Schmerz eines jeden guten Deutschen. Die neununddreißig Bundesstaaten bekümmerten sich wenig umeinander, und der „Bund" ward zum Gespött. Das wach- gerufene und durch die siegreichen Kämpfe gekräftigte Nationalgefühl der Deutschen fand sich nirgends befriedigt. Friedrich Wilhelm Iii. starb, tief betrauert von seinem Volke, an: 7. Juni 1840 und liegt neben seiner unvergeßlichen Gemahlin Luise 1840 im Mausoleum zu Charlottenburg begraben. Sein Wahlspruch, mit dem auch sein Testament begann, lautete: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!" Schöne Merkworte von ihm sind: „Meine Sache ist die Sache meines Volkes!" — „Ich möchte um vieles nicht über ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte." Fragen: Wie hat sich die Ohnmacht des deutschen Reiches entwickelt? — Warum scheiterte der russische Feldzug? — Was trieb zu der wunderbaren Er- hebung von 1813? — Wie zeigten die Frauen ihre Vaterlandsliebe? — Wodurch war Napoleon bei den Kämpfen im Vorteil? — Wie war das Reich der hundert Tage möglich? — Warum war die Kongrcßarbeit eine so verzweifelte? — „Der Brand von Moskau" von Stägemann. — „Aufruf" von Körner. — „Das Eiserne Kreuz", „Der Landsturm" und „Auf Scharnhorsts Tod" von Schenkendorf. — „Die Trommel" von Besser. — „Lützows wilde Jagd" von Körner. — „Karl Theodor Körner" von Förster. — „Der Trompeter an der Katzbach" von Mosen. — „Das Lied vom Feldmarschall" und „Die Leipziger Schlacht" von Arndt. — „Blücher am Rhein" von Kopisch. — „Belle-Alliance" und „Vor Blüchers Standbild" von Sturm. — „Ein Wort vom alten Blücher" von Hesekiel. — „Die Grenadiere" von Heine. — „Die nächtliche Heerschau" von Zedlitz. — „Die drei Gesellen" von Rückert. — „Der Tod Friedrich Wilhelms Iii." von Gruppe. 88. Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861) und die Revolutionen. 1. Allerlei Aufstände und Umwälzungen. Der Herd der Un- ruhen blieb Frankreich, wo der redliche Ludwig Xviii. beim besten Willen die Parteien nicht befriedigen konnte. Unter seinem eigensinnigen Bruder Karl X. brach in der Julirevolution (1830) der Thron der 1830 Bourbonen zusammen, und der „Bürgerkönig" Louis Philipp aus dem Hause Orleans suchte nun seine Regierung den Volkswünschen anzubequemen.

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 336

1899 - Gera : Hofmann
336 wie sein Vater, einfach, bieder und verständig. Auch in seinem Äußeren hat er die meiste Ähnlichkeit mit ihm." Des Prinzen Jugend fiel in die Zeit der „deutschen Schmach" und des „preußischen Unglücks". Ein tiefer, unverlöschlicher Eindruck blieb ihm lebenslang aus jener Zeit. Er hatte gesehen, wie seine edle Mutter blutige Thräuen weinte, als sie mit ihren Kindern bis an das äußerste Ende des Reiches flüchtete, wie sie todkrank in einer Bauernhütte am Nervenfieber darniederlag, wie sie neben dem zer- brochenen Wagen am Grabenrande saß, während ihre Kinder mit blauen Kornblumen ihr Haupt schmückten, und wie endlich der Jammer des Vater- landes ihr das Herz brach. Als Jüngling nahm er an den Befreiungs- kriegen teil und zeichnete sich durch Mut aus. Mit ganzer Seele widmete 2^8. Bismarck 249. Roon. er sich dem Soldatenstande. Er vermählte sich 1829 mit der edlen, deutschgesinnten Prinzessin Augusta von Weimar. Gott segnete die Ehe mit zwei Kindern, dem späteren Kaiser Friedrich Iii. und der noch lebenden Großherzogin Luise von Baden. In dem Revolntions- jahre 1848 zog er sich durch seine Geradheit den Haß der Berliner zu und mußte auf den Wunsch seines königlichen Bruders auf einige Zeit nach England gehen. Hier lernte er die verfassungsmäßigen Rechte eines freien Volkes kennen und ehren. Später besiegte er in Baden und der Pfalz die Aufständischen. Sein Charakter zeigte sich zu allen Zeiten schlicht und wahr, stark und klar, gerecht und fromm, mild und leutselig. In seiner ersten königlichen Ansprache wünschte er, „daß es ihm unter Gottes gnädigem Beistände gelingen möge, Preußen zu neuen Ehren zu führen." 1864 2. Der deutsche Mann im dänischen Kriege 1864. Er setzte gegen den Widerstand des Abgeordnetenhauses mit Hilfe des tüchtigen Kriegsministers von Roon und des thatkräftigen und klugen Minister- präsidenten von Bismarck (geb. 1. April 1815) eine neue Heeresein- richtung durch, welche die Wehrkraft des Landes bedeutend erhöhte. Ein Versuch, die deutschen Fürsten aus friedlichem Wege zu einigen und Deutschlands äußere Machtstellung wie innere Wohlfahrt zu erhöhen, scheiterte an der Eifersucht zwischen Preußen und Österreich. Damals
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