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1. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 39

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
39 — I] hielt ihren Namen der Sage nach von dem Grafen Ludwig dem Springer. Dieser kam zufällig bei der Jagd auf diesen Berg, und als er die freund- üche Aussicht nach allen Seiten hin ge- wahrte, rief er aus: „Wart. Berg, dusollst mir eine Burg be- kommen!" In alten Zeiten war die Wart- bürg die Residenz der Landgrasen von Thü- ringen. Landgraf Her- mann versammelte hier die größten Dichter seiner Zeit, und 1206 soll hier sogar ein „Sängerkrieg" statt- gefunden haben. Auf der Wartburg wohnte auch vor Zeiten die heilige Elisabeth, eine fromme Landgräfin von Thüringen. Am bekanntesten ist uns die Wartburg durch Luther geworden, der hier ein Jahr lang in stiller Verborgenheit zubrachte. (Gesch. Die Wartburg. £.48) In der „Luther- stube", wo er wohnte und die Übersetzung der Bibel begann, zeigt man noch jetzt einen Brief Luthers, einen Tisch aus dem Hause seiner Eltern, die ersten Bibelausgaben :c. Den aus der Sage bekannten Tintenklecks an der Wand jedoch sucht man heute ver- gebens, da er iu neuerer Zeit — mit Recht — übertüncht worden ist. b. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen (Vi6 v. Brand. — über 200 T.) wird gebildet aus einem Hauptteil und 13 kleineren Teilen. Das Hauptland liegt halbmondförmig um den Südwestfuß des Thüringer Waldes. Die Werra ist die Pulsader des kleinen Ländchens. Die Hauptstadt ist Meiningen (12 T.) im lieblichen Werrathale. Bei Saalfeld fiel 1806 der preußische Prinz Louis Ferdinand. Außerdem merken wir Hildburghausen und Sonneberg. 1. Sonneberg ist der Mittelpunkt einer großen Spiel- und Holzwarenindustrie, die hier durch den Holzreichtum der Umgegend hervorgerufen ist. Fast in jedem Hause der Stadt sowie in 30 umliegenden Dörfern werden kleine Wagen, Eimer, Pferdchen, Hündchen n. a. Spielwaren angefertigt, und die kleinen Mädchen und Schulbuben helfen dabei schnitzen, drehen, pappen, kleistern, leimen, malen :c. Diese Spielsachen gehen dann unter dem Namen „Nürnberger Spielwaren" weit in die Welt hinein bis nach Amerika, und jährlich werden sür 5 Mill. Ji solcher Waren von den Sonne- berger Handelsherren versandt. c. Das Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha (1/20 v. Brand. — an 200 T.).

2. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 47

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
Weltstellung verdankt: 1. es ist von 3 Erdteilen umlagert (welchen?), 2. es ist von 3 Seiten von Meeren umspült (welchen?), 3. es hat unter allen Erdteilen die reichste Küstenentwicklung. (Suche die wichtigsten Meerbusen, Inseln und Halbinseln aus der Karte auf!) Diese 3 Umstände, besonders aber die reiche Kiistenentwicklung, sind es gewesen, die zunächst Handel und Verkehr begünstigten und dadurch Europa allmählich auf seine jetzige hohe Kulturstufe gebracht haben. 2. Bedeutung der Küstenentwicklung. Ein Erdteil, welcher keine Buchten hat, ist schwer zugänglich. Je tiefer dagegen das Meer ins Land einschneidet (wie z. B. dies bei Slldeuropa der Fall ist), desto leichter ist es, ins Innere des Erdteils ein- zudringen. Der Mangel an Buchten erschwert aber auch die Anlage von Häfen, und wo letztere fehlen, da können keine Schiffe landen, weshalb hier den Fremden der Zu- tritt verschlossen ist. Anders ist es, wenn ein Land viele Buchten und Häfen hat. Letztere befördern nicht nur die Schiffahrt des Landes selbst, sondern locken auch fremde Völker an, um Erzeugnisse ihres Landes zum Umtausch zu bringen. Es entwickeln sich Handel und Verkehr. Mit dem Austausch der Waren ist aber noch ein andrer Vorteil verbunden. Durch die Fremden werden auch fremde Kunsterzeugnisse, Erfindungen, Kenntnisse zc. llberbracht. Dieser Umstand aber trägt nicht unwesentlich zur Erlangung einer höhern Bildung und Gesittung bei. Insofern kann man also wirklich sagen, daß die Meeresbuchten einen Erdteil aufschließen. 3. Das Klima in Europa ist im allgemeinen ein gemäßigtes. Sowohl die Hitze des Südens wie die Kälte des Nordens ist noch erträglich. Der Nordwesten hat be- sonders durch die Einwirkung des Golfstromes (des „Ofens vom nordwestlichen Europa") ein sehr mildes Klima erhalten 1l2).H,ier an der Küste bleiben selbst zur Winter- zeit Myrten im Freien grün, währen!) im Osten der Winter mit großer Strenge auf- tritt. Der Westen Europas hat, da er dem Meere nahe liegt, viel Regen, milde Winter und mäßig warme Sommer. (Warum? S. 25.) Je weiter wir aber nach Osten wan- dern, desto geringer wird der Niederschlag und desto größer der Unterschied zwischen Winter und Sommer. (S. 13.) 4. Bodengestalt. Der Südwesten Europas ist vorzugsweise Gebirgslaud, der Nordosten Tiefland. Das mächtigste Gebirge sind die Alpen, an die sich die Pyre- näen, die Apenninen, die Karpathen und der Balkan anschließen. Den größten Raum (doppelt so groß wie die Alpen) aber nimmt das skandinavische Gebirge ein. Die Hochgebirge sind überall von Flußthälern und Niederungen durchbrochen, so daß sie sast alle mehr oder weniger leicht zugänglich sind. (Suche die bedeutendsten Flüsse sowie ihre Quelle und Mündung auf der Karte auf!) 5. Die Alpen, a) Die Alpen — das höchste Gebirge Europas — bilden einen gewaltigen 1000 km langen Halbbogen, der am mittelländischen Meer (östuch von der Rhonemündung) beginnt und sich bis an die ungarische Tiefebene erstreckt. (Welche 5 Länder nehmen an ihnen Teil?) Man unterscheidet die West-, Mittel- und Ostalpen. 1. Die Westalpen (in Frankreich und Italien) reichen von der Rhonemündung bis zum Genfersee. Zu ihnen gehört der Montblanc, der höchste Berg der Alpen und zugleich ganz Europas (4800 m). Durch den Mont Cenis [fceni] fährt hier eine Eisenbahn, welche Frankreich mit Italien verbindet. 2. Die Mittelalpen erfüllen hauptsächlich das Gebiet der Schweiz. Zu ihnen gehören die wildesten und großartigsten Alpenzüge wie die penninischen Alpen mit dem großen St. Bernhard (Bernhardiner Hunde), dem Monte Rosa (4600 m) :c. und die Berner Alpen mit dem Finsteraarhorn und der Jungfrau (ebenfalls über 4000 m). Hier finden sich die breitesten Schneefelder, die größten (über 20 km langen) Gletscher und die meisten „Zacken" und „Hörner" der Alpen (wie die Schreckhörner, die Wetterhörner 2c.). — Etwa in der Mitte der Mittel- alpen erhebt sich der Gelnrgsstock des St. Gotthard, ein Quellgebiet von 4 Flüssen.

3. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 60

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
seine Sternwarte. An der Südküste liegen Dover (Überfahrt nach Frankreich), sowie die beiden größten Kriegshäfen Portsmouth sportsmößj und Plymonth [plimmöfj], ebenso Southhampton [fanjjhämptn], die Hauptstation der englischen überseeischen Postdampfer. An der Westküste liegen Bristol [brisil] und Liverpool fliwwerpuhlj (600 T.), nächst London die beiden größten Handelsstädte des Landes. Liverpool verdankt seine Größe seiner günstigen Lage. Für viele große Fabrik- städte Englands der nächste Hafen, hat es auch zugleich nach Nordamerika die kürzeste Wasserstraße. Daher ist L. auch der Haupthafen für Baumwolle, die ja hauptsächlich aus Nordamerika her eingeführt wird. 3. Die Bergländer Großbritanniens sind nur von mäßiger Höhe (die höchste Erhebung 1300m). Man unterscheidet 1. das Bergland von Cornwall s-uoahlj, 2. das Gebirge von Wales [uäls], 3. das Bergland von Nordengland und 4. das schottische Berg land. (Welche Gegenden füllen die Bergländer vorzugsweise aus? Welche beiden von ihnen nehmen Halbinseln ein?) An den Abhängen und am Fuße der Gebirge sind unermeßliche Schätze von Steinkohlen und Eisenerzen angehäuft. Kein Land der Erde besitzt solche mächtigen Lager von „schwarzen Diamanten" wie England, das ja allein fast so viel Kohlen liefert, wie das übrige Europa zusammen- genommen. Das größte Steinkohlenbergwerk liegt an der Ostküste bei Newcastle snjnkaßl) am Tyne ftein^, dasselbe beschäftigt 7 0000 Arbeiter und 1100 Schiffe (wozu?). — Eine natürliche Folge dieser ungeheuren Kohlen- und Eisenschätze ist die großartige Entwickelung der englischen Gewerbthätigkeit. Dieselbe hat — namentlich in den Gebirgsgegenden — Fabrikstädte von wahrhaft riesiger Größe entstehen lassen. Die Hauptfabrikorte für Stahlwaren sind Birmingham [börminghämj und Sheffield. Lange Zeit galten die englischen Stahlwaren für unübertrefflich, stehen aber jetzt den deutschen Fabrikaten vielfach nach. Die bedeutendste Stadt für Baumwollenspinnerei und -Weberei ist Manchester [mäntfchestr]. Manchester mit seinen 280 umliegenden Ortschaften birgt fast 1 Million Menschen, die größtenteils mit der Verarbeitung der Baumwolle beschäftigt sind. Die ganze Stadt ist beständig in eine schwarze Rauchwolke gehüllt; denn es giebt hier über 3000 große Fabriken, in denen Baumwolle gesponnen oder gewebt wird. Um die (rohe) Baumwolle bequem von Liverpool herbeischaffen zu können, hat man keine Kosten gescheut und eine Eisenbahn angelegt, die in einem 3 km langen Tunnel unter der Stadt Liverpool hingeht und so in den Hafen gelangt. Noch großartiger und teurer aber ist der Kanal, den man erbaut hat, um die Steinkohlen aus dem Gebirge her- beizuschaffen. Derselbe überschreitet an einer Stelle sogar auf hohen Brücken einen schiffbaren Fluß und dringt in einem 18 km langen Tunnel in die Berge ein, aus deren Schöße die schwarzen Kohlenschiffe reich beladen nach M. zurückkehren. Nächst Manchester ist Glasgow [glasgo], in Schottland, der bedeutendste Fabrik- ort für Baumwollenwaren. (Glasgow hat über Va M. E., ist also fast noch einmal so groß wie Edinburgh, die prachtvolle, auf 3 Hügelreihen gelegene Hauptstadt Schottlands.) 4. Handel und Seemacht. So sehr auch die Landwirtschast und Gewerbthätig- keit in England blühen — seine eigentliche Machtstellung verdankt das Inselreich doch seinem Seehandel. Derselbe wird besonders durch die zahlreichen (über 100 größere) und vortrefflichen Häfen, durch die großartige Gewerbthätigkeit (Ein- und Ausfuhr) sowie durch die zahlreichen Kolonien, welche Großbritannien in allen Weltteilen besitzt, begünstigt. — Die Handelsflotte Großbritanniens besteht aus 30 000 Schiffen, und die Kriegsflotte — die größte aller Staaten und der Stolz der Briten — aus 80 großen Panzerschiffen, 400 Dampfern und 120 Segelschiffen. (6 mal so groß als die deutsche Kriegsflotte!) 5. Irland bildet im Innern eine wellige Tiesebene, welche reich ist an blinkenden

4. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 65

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
Pferde im Auslande kaufen.) Die Bauern haben vielfach nur ein kleines Besitztum und sind daher selten reich. Aber dennoch ist Frankreich durch seinen Wein-, Obst- und Seidenbau sowie durch seinen Gewerbfleiß eins der wohlhabendsten Länder Europas. e. Der Küstenstrich südlich von der Garonne ist durch Dunen, welche der Wind weit in das Land hineinweht, vielfach versandet und, da dem Wasser der Abfluß mangelt, mit Sümpfen und Seen angefüllt. Zum Anbau von Feldfrüchten sind nur wenige Stellen geeignet. Die Bewohner dieser „Heiden" treiben daher Schafzucht oder nähren sich als Kohlenbrenner und Pechsieder im Walde. Des sumpfigen Bodens wegen gehen die Leute hier häufig auf Stelzen. Auf Stelzen schießt der Jäger das Wild, auf Stelzen bewacht der Hirt, seinen Strumpf strickend, die Herde; auf Stelzen durcheilt der Briefbote mit der Schnelligkeit eines trabenden Pferdes diese Ein- öden. Wege und Stege giebt es in den Heiden nicht, und nur selten erblickt man einen Menschen oder eine armselige Hütte, in welcher die ärmlichen Bewohner Hansen. ä. Städte des Tieflandes. An der Seine liegt Paris (Hauptst., 2^/2 M.). Paris, nächst London die größte Stadt Europas, ist mit einem 40 km langen und 10 m hohen Walle umgeben. Außerdem ist die Stadt durch mehr als 40 Außen- werke geschützt. Die früheren Festungswälle sind infolge der Stadterweiterung abge- tragen und in prachtvolle, mit Bäumen bepflanzte Straßen (Boulevards) umgewandelt worden. Hier sieht man die feinsten Wohnhäuser, die schönsten Läden, die größten Hotels. Am rechten Ufer der Seine finden wir die prachtvollsten Königsschlösser mit ihren herrlichen Gärten. An diese schließen sich die elysäischen Felder an, die nur ihren Lustwäldern, Alleen, Kaffeehäusern, Tanzlokalen und Karnssels ein Lieblingsort der Pariser geworden sind. — Paris ist die erste Fabrikstadt Frankreichs. Ihre Luxus- und Modewaren zeichnen sich durch Feinheit des Geschmackes aus und werden fast in der ganzen Welt gekauft. — Etwa 20 km westlich von Paris liegt Versailles [werßaj], mit einem prachtvollen Schlosse. In demselben wurde am 18. Januar 1871 König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen. An der Seine liegen ferner die Seehandelsstädte Ronen sruang^ und Havre [ahwr]; letzteres, das „Hamburg der Seine", ist die wichtigste Stadt für Ein- fuhr von Kolonialwaren für ganz Frankreich. Nordwestlich von Havre, im äußersten Norden der als Halbinsel vorspringenden Normandie, Cherbonrg sscherbuhr), einer der bedeutendsten Kriegshäfen Frankreichs. Nordöstlich von Havre, ebenfalls an der Küste, die bekannten Überfahrtsörter nach England Calais [Mäh] und Boulogne [bulonj]; nicht weit von der belgischen Grenze das uralte Lille [lihl] (200 T.), der Mittelpunkt einer großartigen Webeindustrie, die durch die Steinkohlenlager in den Ardennen unterstützt wird, und durch welche der N. der bevölkertste Landstrich Frank- reichs geworden ist (267 Bew. auf 1 qltm); an der Somme: die altertümliche Fabrikstadt Amiens samjäng); an der Loire: Orleans [orleang], der „Schlüssel zu Südfrankreich", sowie Tours [fuhr] und Nantes [nangt], dessen Aufblühen durch die zunehmende Versandung der Loire gehemmt wird; an der Garonne: der Seehafen Bor-- deaux stordo] (250 T.), bekannt durch seinen Weinhandel, und Toulouse [tuluhs], wichtig durch seinen Handel mit Spanien. 2. Die Bretagne [bretan}], die größte Halbinsel Frankreichs, ist ein niedriges Berg- land, hat aber seiner vielen Schluchten und nackten Bergkuppen wegen eine rasche, wilde Gebirgsnatur. Große Strecken sind mit ausgedehnten Heiden angefüllt, welche die Schaf- und Bienenzucht begünstigen. Zum Ackerbau sind nur einige Thäler geeignet. Die Nähe des Meeres lockt daher die Bewohner nmsomehr an, ihren Erwerb auf der See zu suchen. — An der buchtenreichen Westküste liegt Brest, Frankreichs größter Kriegshafen, der mehr als 500 Kriegsschiffe aufnehmen kann. Realienbuch A. (Ix. Erdkunde.) 5

5. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 32

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
wird. (Welche Gebirge scheidet die Mosel? die Nahe? die Ruhr?) Unter allen preußischen Provinzen erstreckt sich keine so weit nach Süden wie die Rheinprovinz. Daraus erklärt sich das milde Klima, das in den Gebirgstälern herrscht. Darum auch gedeiht hier auf dem sonnerwärmten Schieferboden und im Schutze gegen die rauhen Winde ein vorzüglicher Wein, der für den Rheinländer eine nicht geringe Ein- nahmequelle bildet. Besonders viel Wein wird im Mosel- und Nahethale gebaut. (Vergl. den Nheingau S. 12.) Die Mosel windet sich von Trier bis Koblenz zwischen den Bergen der Eifel und des Hnnsrücks hindurch und macht daher ungemein viele Krümmungen. Die Nordabhänge der Ufer sind mit Eichengebüsch, sogenannten „Lohhecken", bepflanzt. Alle 15 Jahre werden dieselben niedergehauen. Die Rinde wird dann von den Stämmen abgeschält und an die Gerber verkauft. Die Südabhängc dagegen, in deren Felsen- geklüs^e die Sonnenstrahlen heiß hineinfallen können, erzeugen den bekannten Mosel- wein. Da ist jedes Fleckchen Erde mit Reben bepflanzt. Stufen erheben sich über Stufen, oft 20—30 übereinander. Die einzelnen Stufen nennt man Chöre. Sie sind von niedrigen Mauern eingefaßt, damit der Regen die Erde mit den Reben nicht in die Tiefe hinabspüle. Überall sieht man hohe Pfeiler mit Gewölben, welche Wein- gärten tragen. Zuweilen führen hohe Brücken von einem Felszacken zum andern. Auf mühsamen, oft stundenlangen Bergpfaden muß der Winzer Erde und Dünger nach oben schaffen. Wohl ihm, wenn eine reiche Ernte seinen Fleiß belohnt! ■Jm Innern des rheinischen Schiefergebirges lagert ein großer Schatz von Mine- ralien, die für den Rheinländer ebenfalls eine bedeutende Erwerbsquelle bilden. Eisen und Blei wird unter allen preußischen Provinzen in der Rheinprovinz am meisten ge- Wonnen, und ihr Kohlenreichtum ist einer der größten in Deutschland, besonders an der Ruhr, bei Saarbrücken und bei Aachen. Deshalb herrscht auch in der Rhein- Provinz eine ungemeine Regsamkeit in der Gewerbthätigkeit namentlich da, wo das Tiefland an das Gebirge grenzt, südlich von Aachen und östlich von Düsseldo^ 2. Fabrikthätigkeit. Der Mittelpunkt der rheinischen Gewerbthätigkeit ist das Thal der Wupper. „Meilenweit zieht sich in ununterbrochener Reihe die Zeile der Häuser hin. Rad an Rad wälzt sich geschäftig um, Schlot ragt an Schlot empor. Thalauf, thalab erdröhnt der Fall des Hammers und rollt die Walze im geräuschvollen Umlauf. Hier schnurrt die Spindel, dort klappert hastig der Webstuhl. Bald sind es Eisen, Stahl und Messing, bald Seide, Baumwolle und -Leinen, welche unter kunstreicher Hand im Dienste der Gewerbe sich mannigfaltig umgestalten." Hier liegt die Doppelstadt Elb er- seld-Barmen (250 T.), die sich etwa 10 km lang im Wupperthale ausdehnt und durch ihre Band- und Seidenwebereien weit und breit berühmt ist. Weiter thalaufwärts — etwas abseits von der Wupper liegt Solingen, dessen Schwerter und Klingen so vorzüg- lich sind, daß sie selbst in englischen und französischen Heeren im Gebrauch sind. In Rem- scheid, dessen nächste Umgebung von 18 Bächen durchflössen wird, welche Schleifsteine, Räderwerke:c. in Bewegung setzen, werden vorzugsweise Werkzeuge (Sensen, Sägen, Äxte, Beile, Geräte für die verschiedensten Handwerker:c.) hergestellt. Lennep ist besonders durch seine Tuchwebereien bekannt. Die bedeutendste Fabrikstadt des Rheinlandes — ja, der ganzen Welt ist jedoch Essen. Hier liegt die Gußstahlsabrik des „Kanonen- königs" Krupp, in der jährlich Tausende von großen und kleinen Kanonen, Eisenbahn- schienen, Waggonrädern :c. gegossen werden. Die hier gegossenen Kanonen sind von solcher Güte, daß kein Land der Welt — selbst England nicht — gleiches zu bieten vermag. Hunderte von hohen Fabrikschornsteinen schwärzen hier die Luft; jeden Tag werden 3 Mill. kg Steinkohlen und 1v» Mill. kg Erz verbraucht. Mehr als 80 große Dampfhämmer besorgen die Schmiedearbeiten, und wenn der Riese unter ihnen — der 50 000 kg schwer ist — auf das glühende Eisen niederfällt, dann glaubt man den Donner einer Kanone zu hören, und Thüren und Fenster erbeben im weiten

6. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 34

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
— 156 m hoch — werden nur noch vom Miinfter in Ulm (161 rn) an Höhe über- troffen. 1877 erhielt der Dom vom Kaiser Wilhelm 22 erbeutete französische Kanonen zum Geschenk, aus deren Metall die Kaiserglocke gegossen wurde. Von Köln gelangen wir weiter nach dem freundlichendüsseldorfsmalerslk,.!50) und später nach der Festung Wesel, wo uns ein Denkmal an die 1809 erschossenen 11 Offiziere des Schillschen Freicorps erinnert. (Gesch. S. 82). 4. Das Tiefland füllt den größten Teil der nördlichen Hälfte der Provinz aus und umfaßt ein großes Stück der sog. niederrheinischen Tiefebene. Dieselbe beginnt (etwa bei Aachen und Bonn) mit einem bewaldeten, freundlichen Hügellande und setzt sich nach N. hin als Flachland durch Holland bis ans Meer fort. Am Südrande des Tieflandes befinden sich (bei Aachen und Eschweiler) große Steinkohlenlager. An das Hügelland schließen sich nach N. hin äußerst fruchtbare Ebenen an. Das Klima in denselben ist infolge der Meeresnähe sehr milde (S. 24) und gehört zu dem angenehmsten in Deutschland. Daher findet sich hier überall eine dichte Bevölkerung, und die Land- Wirtschaft wetteifert mit der Gewerbthätigkeit. Besonders wird hier (infolge des üppigen Graswuchses) wie in dem benachbarten Holland viel Viehzucht getrieben. Außer den Rheinstädten (f. voriges Kap.) ist hier besonders Aachen zu nennen, in dessen hrißen Schwefelquellen schon Karl d. Gr. so gern badete. Hier hatte er eine „Pfalz"; im Dom liegt er begraben, und auf dem Markte der Stadt steht noch heute feine Bild- säule. Seine jetzige Blüte verdankt Aachen seinen noch sprudelnden, heilkräftigen Schwefelquellen sowie seiner (durch den Kohlenreichtum begünstigten) Fabrikthätigkeit, deren hauptsächlichster Zweig die Tuchfabrikation ist. Eine andre sehr gewerbreiche Stadt des linksrheinischen Tieflandes ist Krefeld, das durch seine Samt- und Seiden- Webereien weit und breit berühmt ist. 5. Unter dem Oberpräsidium der Nheinprovinz stehen auch die hohenzollern- schen Lande, die seit 1849 zu Preußen gehören. 2. Die norddeutschen Küstenstaaten. a. Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-^tre'litz. (Nicht ganz x/a v. Brand. — fast 700 T.) 1. Das Küstenland mit dem Fischlande. Das Küstenland hat neben srncht- barem Marschlande auch vielen sandigen Boden. Die Nähe des Meeres weist daher die Küstenbewohner vorzugsweise auf Schiffahrt und Seehandel hin. Die wichtigsten See- Handelsstädte sind Wismar und Rostock (mit dem Vorhafen Warnemünde). In Rostock wurde Blücher geboren. Ein Standbild, das ihm zu Ehren errichtet ist, trägt die Inschrift: „Im Harren und Krieg, im Sturz und Sieg bewußt und groß, so riß er uns vom Feinde los". Die meisten Schiffer liefert verhältnismäßig das „Fischland", eine Landenge, die etwa 100—2000 m breit ist und nur 5 Dörfer enthält. Hier sieht man im Sommer fast nur Frauen und Kinder, da die Männer auf der See sind. Schon von klein auf macht der Knabe sich mit dem nassen Elemente vertraut, und fragt man ihn: ..Was willst du werden?" so antwortet er: „Schiffer". Sobald der Junge die Schule verlassen hat, geht er mit dem ersten besten Schiffe in See. Die Heimat sieh: nur ab und zu im Winter. Trifft er dann mit Bekannten zusammen, so wird er mii dem Gruße: „Woll tau seihn!" aufs herzlichste unter kräftigem Händedruck bewillkommnet. Während seines Ausenthalts in der Heimat besucht er nun die Seemannsschule in Wustrow (dem größten Dorfe der Landenge) und macht hier das Steuermannsexamen. Kapitän zu werden ist das Ziel seiner Wünsche, und vielfach bringt er es auch dahin. Verwandte und Freunde nehmen einen „Part", d. h. sie schießen soviel Geld zusammen,

7. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 49

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— 49 — Ii B. Außerdeutsche Länder Europas. 8. ®ic Schweis. (Etwas größer als Brandenb. — fast 3 M.) 1. Bodenverhältnisse. Die ganze Schweiz ist Hochland. Den Süden und Osten füllt der weitverzweigte westliche Teil der Mittelalpen (S. 48), und im Nordwesten zieht sich der Schweizer Jura von der Rhone bis zum Rhein entlang. Zwischen den Alpen und dem Jura liegt die Schweizer Hochebene. Dieselbe ist äußerst fruchtbar, weshalb hier Acker-, Obst- und Weinbau die hauptsächlichste Nahrungs- quelle ihrer Bewohner ist. 2. Alpenwirtschaft. Die saftigen Bergwiesen mit ihren würzigen Kräutern be- günstigen die Viehzucht. Selbst noch oberhalb der Baumgrenze finden sich zahlreiche Grasplätze, „Almen'' oder • ' seinen Rindern, Schafen und Ziegen abweiden läßt. Ende Mai oder Anfang Juni findet die „Auffahrt" statt. Oben auf der Alp steht die Senn- Hütte. Dieselbe ist aus schwe- ren Balken erbaut und mit Brettern gedeckt, die zum Schutze gegen den Sturm mit großen Steinen beschwert sind. Daneben befindet sich der Stall mit dem Milchkeller. Das Vieh weidet frei. Damit es aber nicht Schaden nehme, muß der Senn die gefähr- lichsten Stellen durch Zäune schützen. Ende August oder Anfang September zieht er mit Sennhütte, seiner Herde wieder ins Thal, und wenn ihm während des Sommers kein Stück von seiner Herde verloren gegangen ist, dann findet er Thor und Stall mit Kränzen geschmückt. 3. Flüsse und Seen. Am Fuß der Alpen haben reißende Bergslüsse (Rhein, Reuß, Aar, Rhone) große Seen gebildet, in denen sich ihr Wasser vom Geröll reinigt. Die bekanntesten sind: Genfer-, Neuenbnrger-, Vierwaldstätter-, Züricher- und Bodensee. (S. 45.) Die Seen sind eine Hauptzierde der Alpen. Ihrer reizenden Lage und ihres milden Klimas wegen, welches ihnen die schützenden Berge gewähren, sind ihre Ufer mit zahlreichen Ortschaften besetzt und im Sommer viel von Fremden besucht. 4. Bevölkerung und Gewerbthätigkeit. Die Bevölkerung der Schweiz besteht größtenteils aus Deutschen, nur in Genf und an der Rhone wohnen Franzosen, im Tefsin- thale Italiener. Der Boden vermag den Bedarf an Getreide nur zur größern Hälfte zu decken, weshalb die Bewohner vielfach auf Gewerbthätigkeit und Handel angewiesen sind. Da aber die Steinkohlen fehlen, so hat man an geeigneten Stellen die Trieb- kraft der Gebirgsbäche zu großen Maschinenanlagen (Spinnereien, Webereien, Drucke- reien zc.) benutzt. Der Hauptsitz der Baumwollenindustrie ist die Ostschweiz. Ihre Mittelpunkte daselbst sind Zürich, St. Gallen :c. — Seide wird besonders in Realienbuch A. (Ii. Erdkunde.) 4

8. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 19

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Bis 1296 war sie Residenz der polnischen Könige. Im Mittelalter blühte sie besonders durch Handel, da sie den Verkehr zwischen Deutschland und dem Osten Europas ver- mittelte. Auch heute noch bildet der Handel mit russischen und polnischen Landespro- dukten den Haupterwerbszweig der Bewohner. Namentlich werden Holz, Getreide, Wolle, Schweine, Felle, Honig :c. von Posen aus weiter nach Deutschland hinein versendet. Die Bewohner sind nur zur Hälfte deutscher Herkunft, i/4 sind Juden, V* Polen. 3. Der polnische Bauer. Die Bewohner der Provinz sind zur größern Hälfte polnischer Abstammung und die Dörfer im östlichen Teile fast ausschließlich von Polen bewohnt. So lange das Land unter polnischer Herrschaft stand, war der Bauer Leib- eigner seines Gutsherrn, und in den Dörfern sah es jämmerlich aus. Seitdem jedoch das Land preußisch und der Bauer ein freier Mann geworden ist, hat sich vieles ge- bessert. Die Dörfer, in denen z. T. jetzt auch schon viele Deutsche wohnen, haben ein sauberes und freundlicheres Aussehen erhalten. An vielen Stellen, wo früher ein altes zerfallenes Wohnhaus mit zerfetztem Strohdache stand, erhebt sich jetzt ein anderes, das nett und dicht gebaut und nicht selten mit Ziegeln gedeckt ist. In der Stube wird die Luft nicht mehr durch Gänse, Schweine u. a. Kleinvieh verpestet; die Dorfstraße ist gepflastert, und die Wege sind mit Bäumen bepflanzt worden. Fast in allen Dörfern sind Schulen errichtet, und lesen und schreiben lernt jetzt wohl jedes Kind. 6. Provinz Schlesien, (über 40 T. qkm — 4m.— Vs kath.) 1. Bodengestalt. Schlesien hat im allgemeinen die Gestalt eines großen mulden- förmigen Thales, das im Osten vom südlichen Landrücken (dessen bedeutendster Teil die Taruowitzer Höheu sind), im Südwesten aber von den Sudeten (S. 5) um- schlössen wird. 2. Das Oderthal. Der größte Teil Schlesiens ist Tiefland, das der Länge nach von der Oder durchflössen wird. (Nenne die bedeutendsten Nebenflüsse der Oder in Schlesien! S. 10.) Bei Ratibor wird die Oder schiffbar. Dichte Forsten, hier und da von magern Äckern unterbrochen, bedecken hier ihre Ufer. Bald aber lichtet sich das linke Ufer, und ein fettes Weizenfeld beginnt, das sich bis zu dem durch seine Gemüse- und Blumengärtnereien bekannten Liegnitz hin erstreckt. An Kosel, Oppeln und Brieg vorüber führt die Oder nach Breslau (350 T.), der Hauptstadt Schlesiens. Breslau ist die zweitgrößte Stadt Preußens. Auf dem Marktplatze erfreuen uns die Standbilder Friedrichs d. Gr. und Friedrich Wilhelms Iii., auf dem Blücherplatze erhebt sich das Denkmal Blüchers. (Aus welcher Veranlassung sind diese Denkmäler gesetzt?) Die Kohlenvorräte der Provinz (wo? siehe die folgend. Kap.!) ermöglichen eine großartige Fabrikthätigkeit, die sich hauptsächlich auf Maschinen und Wollweberei erstreckt. Die Wolle liefert hauptsächlich das rechte, sandige Oderuser, wo etwa 3 Mill. Schafe in ungeheuer großen Schäfereien gehalten werden. Daher auch hat Breslau einen der bedeutendsten Wollmärkte in Europa. Im Westen und Süden von Breslau dehnt sich die äußerst fruchtbare mittel- schleiche Ebene aus, deren Zuckerrübenbau zahlreiche Zuckerfabriken hervorgerufen hat. Der Hauptort hier ist Liegnitz. Die weite Ebene ist oftmals der Schauplatz heftiger Kämpfe gewesen, so bei Mollwitz 1741, Hohenfriedberg 1745, Leuthen 1757, Liegnitz 1760, an der Katzbach 1813. — Stromabwärts von Breslau gelangen wir nach der Festung Glogau und von dort mit der Eisenbahn nach Grünberg, in dessen hügeliger Umgebung noch Wein gebaut wird. 3. Am Fuße der Sudeten dehnt sich bis zur Ebene hin ein breites Hügelland aus, das von muntern Gebirgsbächen durchschnitten wird. In den langen, tiefen Thälern ziehen sich oft stundenlange Gebirgsdörser hin, wie Langenbielau (20 T.), Wüstegiersdorf n. a. Die Bewohner derselben ernähren sich — da Bergbau wegen Mangel an Erzen nur im geringen Maße betrieben werden kann — vielfach als

9. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 64

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
— An der Scheide liegt auch Gent, das jetzt wieder wie ehemals durch Spinnerei und Weberei bedeutend ist. Von Gent aus ist die Scheide mit der Nordsee durch einen Kanal verbunden. An demselben liegt Brügge, einst die stolze Residenz der Herzöge von Burgund und der bedeutendste Handelsort Europas, den alle Schiffe des Südens und Nordens aufsuchten. Jetzt aber ist der Meeresarm, welcher die Stadt mit der See verband, versandet, und daher ist die Stadt still und öde geworden. West- lich von Brügge gelangt man nach dem berühmten Seebade Ostende. 3. Das Bergland. Den Südosten Belgiens nehmen die Ardennen ein, in deren urwaldähnlichen Wäldern noch Wölfe hausen. Im Schöße dieses Berglandes findet man einen unermeßlichen Reichtum an Steinkohlen und Eisen. Der Kohlenreichtum besonders — es giebt dort über 300 Steinkohlengruben — hat eine sehr lebhafte Gewerbthätigkeit und eine sehr dichte Bevölkerung hervorgerufen. (Auf 1 qkm wohnen durchschnittlich 192 Menschen. Vergl. damit das Königreich Sachsen (S. 41) sowie auch Norwegen und Schweden (S. 57)!) Überall im ganzen Lande sieht man die großartigsten Fabrikanlagen, und Brabanter (Brüsseler) Spitzen, Tuche und Teppiche, Brügger Damaste und Lütticher Waffen gehen durch die ganze Welt. Der lebhafte Handel wird durch zahlreiche Kanäle und Schienenwege sehr wesentlich gefördert (Belgien hat das dichteste Eisenbahnnetz Europas), und so kommt es, daß B. in gewerblicher Beziehung nächst England in Europa die erste Stelle einnimmt. — Das Bergland wird von der Maas durch- schnitten. Von^ Lüttich (dem „belgischen Birmingham") an sind die Ufer derselben auf weite Strecken dicht mit Häusern und Fabriken übersät. Auf der Grenze zwischen Hügelland und Ebene liegt Brüssel (Vs M), die Hauptstadt Belgiens, eine vor- nehme Stadt, deren Prachtbauten und kostbare Läden den Reichtum des ganzen Landes wiederspiegeln. — 3 Stunden südlich von Brüssel liegt das Schlachtfeld von Belle- Alliance (1815). 17. (Etwas kleiner als Deutschland — 38 M.) 1. Das Tiefland, a. Flüsse. Das Tiefland Frankreichs, welches vorzugsweise den N. und W. des Landes ausfüllt, ist reichlich bewässert und wird von der Seine [ßähn], Loire [locchr] und Garonne durchströmt. (Gieb den Grund für die Haupt- richtung der Ströme an!) Alle drei haben große, meerbusenartige Mündungen und sind bis weit ins Land hinein schiffbar. (Inwiefern ist dies sür den Seehandel wichtig?) Die vielfach nur geringen Bodenerhebungen des Tieflandes begünstigen die Anlage vieler Kanäle, wodurch besonders Schiffahrt und Handel gefördert werden. d. Boden, Klima und Produkte. Das Tiefland wird vielfach von wellen- förmigen Erhebungen durchzogen. Es ist meist sehr fruchtbar, besonders in den Fluß- Niederungen, wie z. B. an der Loire, deren Gebiet mit zu den reichsten Gegenden Frankreichs gehört. Mit der Fruchtbarkeit des Bodens vereinigt das Tiefland ein günstiges Klima. (Wie muß sich dasselbe nach der geogr. Lage zum Klima Deutsch- lauds verhalten?) Das Klima ist so milde, daß man sich fast überall im Winter mit Kaminheizung begnügt. An der Westseite herrscht Seeklima. (Warum?) Die vielen Niederschläge erscheinen häufig als Regen, sehr selten als Schnee. Darum bleiben hier auch die Laubhölzer im Winter grün, und Feigen, Myrten und Melonen gedeihen im Freien aufs schönste. Bei dem günstigen Klima giebt der fruchtbare Boden — der meist mit Weizeu, im Süden auch mit Mais bestellt wird — reichen Ertrag. Obst hat Frankreich in Übersülle und von ganz vorzüglicher Güte. Aber bei alledem steht die Landwirtschast der deutschen und der englischen nach, so daß Frankreich bei mittel- mäßiger Ernte Getreide einführen muß. An Wiesen ist vielfach Mangel, weshalb die Viehzucht nur mäßig betrieben wird und eine nicht unbedeutende Vieheinfuhr (aus Holland, Deutschland :c.) stattfindet. (Bei Kriegsrüstungen muß Frankreich seine

10. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 66

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
3. Der gebirgige Teil Frankreichs. Die höchsten Gebirge hat Frankreich an der Süd- und Ostgrenze, wo es Anteil hat an den Pyrenäen, den Westalpen (S. 47), dem Iura und den Vogesen. Mehr in der Mitte des Landes — am rechten Ufer der Rhone bis zur Maas hin — erstreckt sich von Süden nach Norden das französische Mittelgebirge. Dasselbe enthalt in seinem südlichen Teile an 50 ausgebrannte Krater und zahlreiche heiße Quellen, zum Teil mit kochendem Wasser. — In seinem Innern birgt das Mittelgebirge auch einen nicht unbedeutenden Bor- rat von Steinkohlen. (Wo finden sich ferner Steinkohlenlager in Frankreich? S. 65.) Jedoch vermögen diese Steinkohlenvorräte den Bedarf des Landes nicht zu decken. An Bau- und Brennholz mangelt es ebenfalls in Frankreich, da von den größern Wal- düngen während der Revolution 2/$ abgeholzt sind.) Der wichtigste Fabrikort hier ist St. Etienne sßängt ehtjänn^, wo die Kohlen- und Eisenerze eine großartige Stahl- warensabrikation hervorgerufen haben und die Waffen für das französische Heer ge- schmiedet werden. An den nördlichen Ausläufern des Gebirges reift — begünstigt durch den kalkhaltigen Boden und ein mildes Klima — die köstliche Burgundertraube sowie (besonders an den Usern der Marne) der Wein, aus welchem der weltberühmte Champagner bereitet wird. Die Haupthandelsorte für diesen Schaumwein sind Reims [rängs] und Epernay [epernä]. (An der Marne Chalons, Hunnen- schlacht 451; an der Maas die Festung Sedan, 1870.) 4. Die Rhoneebene, zwischen den Westalpen und dem französischen Mittelgebirge, wird von der reißend schnell fließenden Rhone bewässert. Am Zusammenflusse der Rhone und Saone [ßohnj liegt Lyon, die zweitgrößte Stadt Frankreichs, über (400 T.), Hauptplatz für Seiden- und Samtstoffe in ganz Europa. (Warum sind die südlichen Länder Europas besonders zum Seidenbau geeignet? S. Naturgesch. S. 81: Der Seidenspinner.) Der südliche Teil der Rhoneebene führt den Namen Provence [prowangß]. 5. Die Provence ist ein herrliches Land. Unter dem ewig blauen Himmel weht eme reine, balsamische Lust. Statt uusers rauhen Winters tritt nur eine frostige Regenzeit von einigen Wochen mit etwas Reif und vielleicht ein wenig Eis am Morgen ein. Schnee fällt höchst selten und bleibt dann nur wenige Stunden liegen. Daher sind auch die Laubbäume jahraus, jahrein mit grünem Laub bedeckt, und die Apfel- sinen prangen stets mit dustenden Blüten und goldnen Früchten. Schon um Weih- nachten blühen Tulpen, Hyacinthen :c., und überall bricht das junge Grün mächtig hervor. Wegen dieses milden Klimas ist die Provence während des Winters vielfach von Brustkranken besucht. Von den Produkten des Landes ist besonders das Pro- venceröl bekannt, das aus den Frllchten des Ölbaumes bereitet wird und von den Bewohnern der Provence als Butter — die in Frankreich ebenso wie in Italien rar ist (warum?) — bei Zubereitung der Speisen benutzt wird. Die bedeutendste Stadt in der Provence ist Marseille [marßäj], (über 1/ä M.), die größte Seehandelsstadt Frankreichs (vermittelt besonders den Handel nach Algier). Weiter östlich liegen Toulon, ein Kriegshafen ersten Ranges, sowie der klimatische Kurort Nizza. 6. Zu Frankreich gehört auch die Insel Korsika mit der Hauptstadt Ajaccio [ajatfcho] (Napoleon). — Seit 1870 ist Frankreich eine Republik. 18. Die pmenäische Halbinsel oder Spanien und Portugal. (Etwas größer als Deutscht. — aber nur 21 M.) 1. Die Bodenfläche der Halbinsel (auf welcher die beiden Königreiche Spanien und Portugal liegen) setzt sich aus folgenden Hauptteilen zusammen: a. aus der castilischen Hochebene, welche durch das castilische Scheide- gebirge in zwei Stufen von ungleicher Höhe getrennt wird, in eine nördliche, höhere
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