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ähnlich. Der Hals rst walzenrund, die Brust breit und der
Rumpf nach hinten etwas dünner. Der Schwanz ist aufwärts
gebogen; die Beine sind bei einigen hoch und dünn, bei andern
dick, stark und kurz oder mittelmäßig lang. Die Füße des Hun-
des sind rundlich, die vorder» haben fünf, die hintern vier
Zehen mit ziemlich langen, etwas stumpfen Klauen. Es gibt ver-
schiedene Hunde: Spitzhunde, Pudel, Doggen, Windspiele,
Wachtelhunde, Mopse, Schäfer- und Jagdhunde. Die Spitz-
hunde haben eine spitze Schnauze, aufrecht stehende, spitzige Ohren
und einen spiralförmig aufgekrümmten Schwanz. Der Pudel hat
eine kurze, kegelförmige Schnauze, einen rundlichen Kopf und große
herabhängende Ohren. Er ist mit krausen Haaren bekleidet. Der
Jagdhund hat eine lange, starke Schnauze, herabhängende Ohren,
nicht sehr hohe Beine und einen sehr scharfen Geruch. Der Mops
ist klein, hat eine sehr stumpfe Schnauze und ist dümmer, als die
andern Hunde. (Beschreibt den Windhund, Dachs-, Schäfer- und Metzgerhund I)
Der Hund bewacht das Haus seines Herrn. Diesem ist er treu
und folgt ihm auf den ersten Ruf oder Pfiff. Freundlich springt
er an ihm hinan, bellt vor Freude, leckt ihm die Hand und läuft vor
ihm her. Wenn er noch jung ist, läßt er sich leicht zur Jagd, zu
Arbeiten und Künsten abrichten. Der Hund ist treu, folgsam
und gelehrig. Er ist sehr gefährlich, wenn er toll oder wasserscheu ist.
Der Hund frißt Brod, Fleisch, Gemüse u. s. w. Er nimmt
Nahrung zu sich und kann sich von einem Orte zum andern
bewegen. Wenn man ihn schlägt, so fühlt oder empfindet er
Schmerz. Der Hund ist ein Thier und wird — weil er von den
Menschen im Hause gehalten wird — ein Hausthier genannt. Er
hat im Innern seines Körpers viele gegliederte Knochen oder ein
Knochengerüst und rothes, warmes Blut. (Ev. Lue. iñ, 21.)
2. Die Kuh.
Das Horn, die Hörner; das Kinn, die Kinne; die Knorpelleiste, die
Knorpelletften; die Wamme, die Wammen; der Huf, die Hufe; die Milch;
die Butter; der Käse, die Käse; das Fleisch; das Fell, die Felle.
Das Kuhhorn, die Kuhhörner u. s. w. _
Das Horn der Kuh, die Hörner der Kühe u. s. w.
Ein Kinn, zwei Hörner u. s. w.
Die Kuh ist, wie der Hund, mit Haaren bedeckt. Sie hat die-
selben Theile, die auch der Hund hat. Außerdem hat sie an ihrem
Kopfe zwei Hörner. Die Hörner sind gebogen und rund. Mit den
Hörnern kann sie stoßen. Die Kuh hat keine Schnauze, sondern ein
Maul. Das Maul ist breit, und in der obern Kinnlade hat sie
keine Vorderzähne, sondern eine Knorpelleiste. Unter dem Kinn be-
ginnt ein hangendes Fell, welches bis zwischen die Vorderbeine geht und
die Wamme heißt. Die Füße der Kuh heißen Hufe. Diese Hufe sind
nicht, wie beim Pferde, ganz, sondern in zwei Theile gespalten. —
Die Kuh lebt, nimmt Nahrung zu sich und kann sich von einem
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sie die Sparbüchse füllen, und wenn Jahrmarkt wäre, dürfte sich jedes
nach seinem Belieben etwas kaufen. Da waren die Kinder voll
Freude und Eifer; jedes gab Acht, ob es nichts zu thun gebe, was
den Eltern nützen könne. Das eine fand hier und da altes Eisen,
sammelte es und brachte es dem Vater; das andere schüttelte die
Maikäfer von den Bäumen, und warf sie in einen Topf und übergab
ihn dem Vater, daß sie getödtet wurden. Ein Mädchen strickte noch
einmal so viel an seinem Strumpf, als ihm aufgegeben war; ein an-
deres füllte die Gießkanne und begoß die Pflanzen im Garten und die
Leinwand auf der Bleiche. Alle verdienten sich manchen Kreuzer; nur
dem Habenichts wollte nichts einfallen, was er Nützliches thun könnte.
Wenn er wirklich etwas anfing, so brachte er es nicht bis zu Ende.
Endlich erbarmte sich doch einmal die Mutter über ihn, und schenkte
ihm drei Kreuzer. Aber kaum hörte er diese in seiner Sparbüchse
klappern, so machte er auch schon tausend Anschläge, das Geld aus-
zugeben. Ehe der Jahrmarkt kam, hatte er den einen Kreuzer ver-
nascht, für den zweiten steinerne Spielkügelchen gekauft, und diese so-
gleich verspielt, den dritten hatte er gar aus seiner löchernen Tasche
verloren. Als der Markttag kam, und die andern sich schöne, nützliche
Waaren kauften, hatte er allein nichts. Er war und blieb sein
Leben lang der Habenichts.
Ein alter Habenichts mußte betteln gehen, obgleich er früher Haus
und Hof und Feld und Vieh besessen hatte, so gut wie irgend einer.
Auch war ihm sein Haus nicht abgebrannt, sein Feld nicht über-
schwemmt worden, sein Vieh nicht an der Viehseuche gestorben;
sondern der Herr Habenichts war auch ein Taugenichts. Er hatte
nicht gearbeitet, sondern viel geschlafen, viel im Wirthshaus gesesien,
viel gegessen, viel getrunken, viel gespielt. So war es gekommen, daß
er einen Acker nach dem andern, ein Stück Vieh nach dem andern
verkaufen mußte, und daß zuletzt sein Haus von dem Gericht ver-
steigert wurde. Als er gar nichts mehr hatte, da wurde er ein
Bettler, und durchzieht nun mit dem Stock und dem Bettelsack das
Land. Allein oft muß der Habenichts Hunger leiden, weil die Leute
sagen: „Du bist ja noch gesund und stark. Warum arbeitest du nicht?"
Aber das hilft nun nichts mehr; denn wer in seiner Jugend nicht
arbeiten und sparen gelernt hat, der lernt es im Alter nicht mehr.
Darauf haben die Leute auch zwei Sprüchwörter gemacht. Das eine
lautet: „Jung gewohnt, alt gethan; frühe fang' das Gute
an!" Das andere heißt: „Was Hänschen nicht lernt, das
ernt Hans nimmermebr *
4. Die Singvögel.
Ein freundliches Dörfchen war von einem ganzen Walde'der schön-
sten Obstbäume umgeben. Im Frühling blüheten und dufteten die
Bäume gar lieblich; im Herbste aber waren alle Zweiglein reichlich
mit Äpfeln, Birnen und Zwetschen beladen. Auf ihren Ästen und in
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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u. s. w., gemalt sind. Aus dem Innern der Bude ertönt bald ein
Krächzen oder Pfeifen, bald ein Brüllen oder Grunzen, und nun,
mein lieber Jakob, wirst Du misten, daß ich von einer Thierbude oder
Menagerie (Menascherie) rede. Und so kleines Volk, wie wir, kann
für 1 Sgr. das Alles besehen. Das wird für uns lehrreich fein.
Es erwartet Dich Dein Freund
Esten, den 18. Oktober 1856. Otto Kraft.
7. Die zwei Wanderer.
Zwei Wanderer zogen gemeinsam über Land. Und als sie unterwegs aus-
rührten in einer Herberge, erscholl plötzlich ein Geschrei, daß eine Feuersbrunft
im Dorfe sei. Da sprang der eine Wanderer auf, warf seinen Stab und Bün-
del von sich, um eilends zu helfen; der andere aber hielt ihn zurück und sprach:
Wesbalb sollen wir hier verzögern? Sind nicht Hände genug zum Helfen? Was
kümmern uns die Fremden? Aber jener hörte nicht auf die Reden, sondern lief
hinaus zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam, und stand
und sah zu von ferne.
Vor dem brennenden Hause aber stand eine Mutter, wie erstarrt, und rief:
Meine Kinder! meine Kinder! Als der Fremdling solches hörte, sprang er in das
brennende Haus zwischen die krachenden Balken, und die Flamme schlug um ihn
her und über ihm zusammen. Das Volk aber rief: Der ist verloren! Als man
aber harrete eine Weile, siehe, da trat er hervor mit versengtem Haar und trug
zwei Kindlein auf den Armen und brachte sie der Mutter. Da umarmte sie die
Kinder und fiel dem Fremdling zu Füßen. Dieser aber hob sie tröstend auf,
und unterdessen stürzte das ganze Haus zusammen. Als nun sein Gefährte
sagte: Wer hieß dich doch, ein so kühnes Wagestück zu beginnen? antwortete er:
„Der Herr des Feuers, der auch des Hauses Herr und der Kinder Vater und
Retter ist, der hat mir's befohlen in meinem Herzen."
8. Was bin ich mehr, als ihr?
Das Wasser Tauscht’, das Wasser schwoll — nämlich das Wasser der
Oder, die am 27. April 1785 aus ihren Ufern trat, Dämme durchbrach,
Brücken abriss, Häuser umwarf und vielen Menschen ihren Sitz auf den
Dächern oder den Bäumen anwies, wo selbst die Vögel nicht mehr sitzen wollten.
Kinder schrieen, Mütter jammerten, Männer klagten : Alles ringsumher war voll
Jammer und Noth. Edle Menschenherzen eilten von allen Seiten herbei, um
den Armen zu helfen. Und es muss viele Herzen dazu getrieben haben :
denn Kähne fuhren ab und zu und setzten Greise und Weiber aufs Trockne,
und Hände von Schwimmenden ragten aus den Fluthen empor und trugen
Kinder zu ihren Müttern an’s Land, — kurz, Noth und Hülfe suchten’»
einander zuvorzuthun; aber die Noth hatte lange die Uebermacht.
Das edelste Menschenherz unter allen schlug aber diesmal in einer Herzogs-
brust. Diese öffnete sich zusammt Börse und Haus für Hunderte von Un-
glücklichen. Nicht genug 1 Bald stand der Herzog auch am Ufer und zog
her vor den Anderen als rettender Engel. Kaum erschien er, so umringten
ihn Flehende von allen Seiten. Eine Mutter fiel vor ihm nieder und flehte
jammernd um den Befehl, ihre Kinder zu retten. Er bot Geld aus, aber
Niemand hatte das Herz, es zu verdienen; denn gar zu schaurig rauschte
die immer höher steigende Fluth, und eigenes Leben stand gegen fremdes
ln der Wage. Da wiederhallte in Leopolds Herzen das mahnende Wort :
„Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein
Lebon verlieret um meinetwillen, der wird es finden." — Und
schon stand er selbst im Kahne und antwortete denen, die ihm abriethen : „Was
bin ich mehr, als ihr? Ich bin ein Mensch, und hier gilt’s Menschenleben!" Und
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4. Von der Undankbarkeit.
In einer Stadt, weit von hier, hatten die Leute eine kleine Kirche
gebaut, ein Thürmchen darauf gesetzt und eine Glocke darein gehängt.
Das Kirchlein stand immer offen, und Jeder konnte zu jeder Zeit hin-
eingehen. Und mitten in dieser Kirche hing oben von der Decke herab
ein Seil, das war an der Glocke im Thurm befestigt; und wenn man
an dem Seile zog, dann läutete die Glocke. Durfte dann aber Jeder
läuten, der nur wollte? — That das nicht bloß der Küster? — Nein,
Jeder durfte läuten, der einen Andern wegen Undankbarkeit zu ver-
klagen hatte. Und wenn er so das Glöcklein der Undankbarkeit läu-
tete , daß es hell durch die kleine Stadt ertönte und alle Leute es
hörten; dann kamen mehrere der Ältesten in die Kirche und fragten
den Kläger: „Was willst du?" Und dann ließen sie auch den ver-
klagten Undankbaren kommen und straften ihn nach ihrer Weis-
heit mit Worten und Thaten, und nöthigten ihn mit Liebe, daß er
sich bedankte, und wieder Gutes thäte dem, der ihm Gutes ge-
than hatte.
Nun wohnte aber auch in derselben Stadt ein reicher Mann, der
hielt sich ein Reitpferd, und wenn er verreiste, mußte ihn dasselbe
immer tragen, den ganzen Tag lang und den folgenden auch wieder.
Mit der Zeit wurde aber das treue Thier immer älter und immer
schwächer und blind und lahm, und konnte seinen Herrn nicht mehr
tragen. Und was that nun der reiche Herr?
Behielt er dankbar das treue Thier bei sich im Stall und pflegte
seiner, oder nicht? Nein, er behielt es nicht bei sich, sondern jagte es
fort aus dem Stall auf die Straße und in den Busch. Und das
arme, alte, kranke Thier mußte sein Futter selber suchen und konnte
doch nicht sehen! Da fand es denn freilich oft gar nichts und mußte
Hunger leiden und alle Nächte unter freiem Himmel zubringen, daß
der kalte Thau auf seinen Leib fiel, und seine alten Knochen froren.
Und am Tage schnupperte es humpelnd überall umher und suchte
Futter. So kam es denn auch einmal in die Kirche der Undankbar-
keit, die immer offen stand, und schnupperte drin umher und suchte
Futter — und fühlte mit seinem Maul das Seil und sog und zog
daran, und das Glöcklein auf dem Thurm fing an zu läuten. So-
gleich kamen die Ältesten der Stadt von dem Nathhause nach der
Kirche, und was sahen sie? Das arme, lahme, blinde Pferd des rei-
chen Mannes war am Läuten. „Ja, ja," sagten sie, „das Pferd
hat Recht, am Glöcklein der Undankbarkeit zu ziehen!" und ließen den
reichen Herrn kommen und sagten: „Siehe, du undankbarer Mann,
da steht dein treues Pferd und verklagt dich! Du hast wirklich sehr
undankbar an ihm gehandelt; darum rathen wir dir: Nimm es zu
dir und gönne ihm die kurze Zeit noch, die ^es leben mag!" Da
schämte sich der reiche Mann vor Gott und den Menschen, nahm das
gute Thier mit sich in den Stall, und fütterte es, bis es starb.
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zehren hatte, konnte es in der Geschwindigkeit nicht aasrechnen, wie es
möglich sei, täglich mit fünfzehn Kreuzern auszureichen und noch so frohen
Muthes dabei zu sein, und verwunderte sich darüber. Aber der brave Mann
im Zwilchrocke erwiederte ihm: „Es wäre mir übel gefehlt, wenn ich so
viel Geld brauchte. Mir muss ein Drittheil davon genügen; mit einem Drit-
theil zahle ich meine Schulden ab und das übrige Drittheil lege ich auf
Kapital an.“ Das war dem guten Fürsten ein neues Räthsel. Aber der
fröhliche Landmann fuhr fort und sagte: „Ich theile mit meinen armen
Eltern, die nicht mehr arbeiten können, und mit meinen Kindern, die es erst
lernen müssen; Jenen vergelte ich die Liebe, die sie mir in meiner Kindheit
erwiesen haben, und von diesen hoffe ich, dass sie mich einst in meinem
müden Alter auch nicht verlassen werden.“ War das nicht artig gesagt und
noch schöner und edler gedacht und gehandelt? Der Fürst belohnte die
Rechtschaffenheit des wackern Mannes, sorgte für seine Söhne, und der
Segen, den ihm seine sterbenden Eltern gaben, wurde ihm im Alter von
seinen dankbaren Kindern durch Liebe und Unterstützung redlich entrichtet.
„Des Vaters Segen baut den Kindern Häuser.“ (Leset Sirach 3, 1 —18.)
15. Meister Kämmerlein.
Vor etlichen und dreißig Jahren starb in einem preußischen Dorfe der Gemeinde-
schmied Jakob Horn. Im gemeinen Leben hieß er nicht anders, als Meister
Hämmerlein.
„Meister Hämmerlein? Ei, warum denn Meister Hämmerlein?"
Weil er die sonderbare Gewohnheit hatte, wo er ging und stand, sein Hämmer-
lein und ein paar Nägel in der Tasche zu führen, und an allen Thoren, Thüren
und Zäunen zu hämmern, wo er etwas los und ledig fand. Vielleicht auch, weil
er über seinem Hämmerlein Gemeindeschmied des Dorfes geworden war.
„Wie wäre denn das zugegangen?"
Ganz natürlich, wie ihr sogleich hören sollt. Sein Vorfahr war gestorben.
Vier wackere Burschen hatten sich um den Dienst gemeldet und Dem und Jenem
Allerlei versprochen. Meister Hämmerlein hatte.sich nicht gemeldet und nichts ver-
sprochen; er hämmerte bleß ein wenig an einer Gartenthür und erhielt dafür den Dienst.
„Und bloß für ein Bischen Hämmern?"
Bloß für e'in Bischen Hämmern! An einer Gartenthür, nahe am Dorfe,
hing schon wochenlang ein Brett ab. Meister Hämmerlein kam mit seinem Fell-
eisen des Weges her. Flugs langte er einen Nagel und sein Hämmerlein aus
der Tasche und nagelte das Brett fest. Das sah der Dorfschulze. Ihm schien
es sonderbar, daß der landfremde Mensch das Brett nicht los sehen konnte, das
doch selbst der Eigenthümer des Gartens wohl zwanzigmal so gesehen hatte,
ohne es fest zu machen. Er wollte ihn anreden; aber der Bursche war fort, ehe
er ihm nahe genug kam.
Ein paar Stunden darauf ging der Schulze in die Dorfschenke. Sogleich
fiel ihm der junge Mensch ins Gesicht. Er saß ganz allein an einem Tischchen und
verzehrte sein Abendbrod. „Ei willkommen!" rief der Schulze. „Treffen wir uns
hier, guter Freund?" Der junge Mensch stutzte, sah ihm steif ins Gesichr
und wußte nicht, woher die Bekanntschaft kam. „Ist Er nicht der junge Wanderer,"
fragte der Schulze, „der diesen Abend da außen am Wege das Brett einer Garten-
thüre fest gemacht hat?" — „Ja, der bin ich." — „Nun gut; so kommt, Nachbar
Hans," sagte der Schulze zu dem Eigenthümer des Gartens, der zufällig auch
zugegen war, „kommt und bedankt euch bei dem wackern Fremdlinge! Er hat
im Vorbeigehen eure zerbrochene Gartenthür wieder zurecht gemacht."— Nachbar
Hans schmunzelte, sagte seinen Dank, setzte sich neben dem Schulzen traulich zu
dem Fremdling und alle Gäste lauschten auf ihr Gespräch. Es betraf das Hand-
werk, die Wanderungen und Kundschaften deffelben, und in Allen erwachte der
emmüthige Wunsch, ihn zum Gemeindeschmied zu bekommen, weil Allen der Zug
hon gemeinnütziger Denkart gefallen Hatte.
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Extrahierte Personennamen: Jakob_Horn Hämmerlein Hämmerlein Hämmerlein Hämmerlein Hans," Hans
Hämmerlein mußte bleiben; und da er schon am folgenden Morgen einen
Beweis von seiner Geschicklichkeit in der Vieharzneikunst und im Beschläge gab, so
war nur Eine Stimme für ihn: „Dieser und kein Anderer soll Gemetndeschmied
werden." Man schloß den Vertrag mit ihm ab, und Meister Hämmerlein war
unvermuthet Schmiedemeister eines großen Dorfes, das er wenige Stunden zuvor
auch nicht einmal dem Namen nach gekannt hatte. Sage mir nur noch Einer:
„Wer ungebeten zur Arbeit geht, geht ungedankt davon."
Zu seiner Besoldung gehörte unter andern ein Grundstück, das er alljährlich
mit Kartoffeln oder andern Gemüspflanzen bestellte. Da er den Acker zum
ersten Male in Augenschein nahm, bemerkte er auf dem Fahrwege verschiedene
Löcher, in welche die Wagen bald rechts, bald links schlugen. — „Warum Mt
ihr doch die Löcher nicht mit Steinen aus?" fragte Meister Hämmerlein die
Nachbarn, welche den Acker ihm zeigten. — „Je," sagten diese, „man kann
immer vor andern Arbeiten nicht dazu kommen." — Was that aber Meister
Hämmerletn? — So oft er auf seinen Acker ging, las er von ferne schon Steine
zusammen und schleppte deren oft beide Arme voll bis zu den Löchern. Die
Bauern lachten, daß er, der selbst kein Gespann hielt, für Andere den Weg
Besserte *, aber, ohne sich stören zu lassen, fuhr Meister Hämmerlein fort, jedes
Mal wenigstens ein paar Steine auf dem Hin und Herweg in die Löcher zu
werfen, und in etlichen Jahren waren sie ausgefüllt. — „Seht ihrs?" sagte er
nun. „Hätte jeder von euch, der leer die Straße fuhr, auf dem Wege die
Steine zusammengelesen, auf den Wagen geladen und in die Löcher geworfen; so
wäre der Weg mit leichter Mühe in einem Vierteljährchen eben geworden."
16. Sprüchwörter.
A. Mit Erklärung.
1. Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt." Mancher, der nicht an dieses Sprüch-
wort denkt, wird betrogen. Aber eine andere Erfahrung wird noch öfter ver.
geffen: Manches glänzt nicht, und ist doch Gold; und wer das nicht glaubt und
nicht daran denkt, der ist noch schlimmer daran. In einem wohlbestellten. Acker,
in einem gut eingerichteten Gewerbe ist viel Gold verborgen, und eine, fleißige
Hand weiß es zu finden; und ein ruhiges Herz dazu und ein gutes Gewissen
glänzt auch nicht, und ist noch mehr als Goldes Werth. Oft ist gerade da am
wenigsten Gold, wo der Glanz und die Prahlerei am größten ist. Wer viel
Lärm macht, hat wenig Muth. Wer viel von seinen Thalern redet, hat nicht
viel. Einer prahlte, er habe einen ganzen Scheffel Dukaten daheim. Als er
sie zeigen sollte, wollte er lange nicht daran. Endlich brachte er ein kleines, run-
des Schächtelchen zum Vorschein, das man mit der Hand bedecken konnte. Doch
er half sich mit einer guten Ausrede. Das Dukatenmaaß, sagte er, sei kleiner,
als das Fruchtmaaß.
2. Wenn man den Teufel an die Wand malt, so kommt er.
Das sagt Mancher und versteht's nicht. Den bösen Geist kann man eigent-
lich nicht an die Wand malen, sonst wäre er kein Geist. Was will denn das
Sprüchwort sagen? Wenn man leichtsinnig an das Böse denkt und sich dasselbe
in Gedanken vorstellt oder lange davon spricht, so kommt zuletzt die Begierde
zum Bösen in das Herz, und man thut's. Soll der böse Feind nicht kommen,
so mal' ihn nicht an die Wandl Willst du das Böse nicht thun, so denke nicht
daran, wo du gehst und stehst, und sprich nicht davon, als wenn es etwas Ange-
nehmes und Lustiges wäre.
3. Klein und rein!
Klein, das will sagen: einfach, bescheiden, demüthig. Rein, das will sagen:
frei von Unrecht und ohne Schulden. Am Hochmuth und am Borgen gehen gar
Viele zu Grunde. Sie wollen Herren sein, sich dienen lassen, aber nicht dienen.
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TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
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dem das nützliche £)i bereitet wirb. Wieber anbere besäet er mit
Flachs, welcher uns die Leinwand gibt, und aus bieier werben Hem-
den und anbere Kleibungsstücke verfertigt. Aus einige Acker werben die
nützlichen Kartoffeln, ober die Schotensrüchte: Erbsen und Bohnen
gepflanzt, auf anbere die Futterkräuter für das Vieh gesäet, als:
Klee, Wicken, Rüben, Möhren u. s. w. Den Klee trocknet man auch
zu Kleeheu. Aus Runkelrüben preßt man einen süßen Saft,
aus welchem Zucker gekocht wirb. — Wie herrlich ist im Sommer
das Felb! Welche Pracht, welche Mannigfaltigkeit zeigt sich da
überall, wohin unser Auge nur blickt! Hier ragen die schlanken Halme
des Getreides empor; es neigen sich die Ähren des Roggens, des
Weizens, der Gerste und die büschelartigen Rispen des Hafers;
bort blüht der Raps in gelber, der Flachs in blauer, die Kartoffel-
pflanze in weißer, blauer ober rother Farbe. Man hört die Vögel
lieblich singen, verschiebene Insekten summen und schwirren, und sieht
auch den Hirten mit seiner Heerbe.
Zwischen dem Getreibe und den übrigen Felbfrüchten finden wir
im Sommer auch noch viele anbere Pflanzen, welche der Ackers-
mann nicht gesäet ober gepflanzt hat. Sie pflanzen sich durch Samen
und Wurzeln selbst fort. Einige berselben haben die Kraft in sich,
kranke Menschen gesunb zu machen, und werben beswegen Arznei-
pflanzen genannt, z. B. die Camille. Rur wenige Pflanzen gibt es
im Felbe, deren Genuß dem Menschen schädlich ist. Diese heißen
Giftpflanzen. Unter dem Getreibe findet man z. B. häufig den
Taumellolch. Auch der schwarze Nachtschatten und der Gift-
Hahnenfuß werben bisweilen auf Ackern, Misthaufen, an Hecken u. s. w.
angetroffen. Die meisten Giftpflanzen wachsen aber nicht im Felde
und Garten, sondern in Wäldern und Wiesen und auf Schutthaufen.
Einige Kräuter wachsen so zahlreich zwischen den angebauten
Pflanzen, daß sie diesen schädlich sind. Sie müssen ausgerottet
werden und machen dadurch dem Ackersmann viele Last. Diese lästi-
gen Kräuter sind: Die Quecke, die Distel, der Hederich u. s. w.
Sie heißen Unkraut.
Im Sommer reift das Getreide. Wenn es reif ist, wird es mit
der Sichel abgemähet oder mit der Sense abgeschnitten, in Garben
aufgebunden und getrocknet, und der Bauer fährt es nach Hause in
seine Scheune. Im Herbste werden die Kartoffeln ausgemacht und
in den Keller gebracht. Hat der Landmann nun alle Feldfrüchte
glücklich in Scheune und Keller gebracht; so vergißt er auch nicht, dem
lieben Gott, der dem Felde zur rechten Zeit Regen und Sonnenschein gab,
für diesen reichen Segen zu danken. Er feiert alsdann das Erntefest.
Nun ist das Feld nicht mehr so schön, als im Sommer. Es ist
kahl und todt, und der rauhe Wind weht über die Stoppeln. Hier
und da nur pflügt ein Bauer, oder säet Roggen und Weizen für das
künftige Jahr; sie heißen Winterfrucht. Von den andern Feldfrüchten
säet man den Samen im Frühjahre, und diese heißen Sommerfrüchte.
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Schreibet die Namen von den euch bekannten Säugethieren auf, welche
in Waldund Wiese leben! — Welche von diesen Thieren wohnen auf der
Erde? — Welche vrohnen in Höhlen in der Erde? —
Schreibet über jeden Namen dieser Thiere einen Satz, in welchem ihr
von jedem Thiere aussagt, was es thut!
Schreibet Namen auf von Vögeln in Wald und Wiese! — Welche sind
Singvögel? — Welche nicht? — Welche sind Raubvögel? —
Schreibst über jeden Namen einen Satz auf, in welchem ihr von dem
Vogel aussagt, wie er ist, — was er ist, oder was er thut!
Schreibet Namen auf von Insekten, die im Walde oder in der Wisse
sind! — Dann von Würmern! —
Schreibet über jeden Namen einen Satz! —•
9. Aufgaben.
1. Was thut der Schreiner? — 2. der Schmied? — 3. der Schneider?
4. Was darf ein Handwerker nicht thun? —
Der Schreiner kann: arbeiten, gehen, hobeln, sägen, meißeln, Poliren, fär-
den, anstreichen, beizen, leimen, messen, hauen, behauen, klopfen, zimmern, richten,
schleifen, schneiden, schnitzen, bohren, nageln u. s. w.
Das Arbeiten, die Arbeit; das Gehen, der Gang; das Hobeln, der Hobel u. s. w.
Was thut der Schreiner heute? — Was hat er gestern gethan? — Was
wird er morgen thun? — (Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.)
Haben, — sein, — werden. (Hülfszeitwörter.)
Der Schreiner arbeitet; die Schreiner arbeiten. Der Schreiner hat gearbeitet;
die Schreiner haben gearbeitet. Der Schreiner wird arbeiten; die Schreiner
werden arbeiten. — Der Schreiner geht; die Schreiner gehen. Der Schreiner
ist gegangen; die Schreiner sind gegangen. Der Schreiner wird gehen; die
Schreiner werden gehen. U. s. w.
Arbeitet der Schreiner? Arbeiten die Schreiner? Hat der — ? U. s. w.
(Ebenso die übrigen Aufgaben — zuerst mündlich, dann schriftlich.)
5. Was thut der Bauer? — 6. die Mutter?
Der Bauer kann: pflügen, säen, eggen, mähen, binden, fahren, reiten, auf-
laden, abladen, anspannen, abspannen, füttern, streuen, reinigen, düngen, jäten,
einfahren, dreschen, verkaufen u. s. w.
Das Pflügen, der Pflug; das Säen, die Saat) das Mähen, der Mäher u. s. w.
Was pflügt der Bauer? Der Bauer pflügt den Acker (Zielfall). Der
Bauer säet den Samen. U. s. w. Pflügt der Bauer den Acker? U. s. w
Wo pflügt der Bauer? Der Bauer pflügt auf dem Felde. Der Bauer
mähet auf dem Acker. Der Bauer fährt über die Landstraße. U. s. w.
— Pflügt der Bauer auf dem Felde? U. s. w. (Ortsbestimmung.)
Wann pflügt der Bauer? Der Bauer pflügt bei Tage. Der Bauer
säet im Frühlinge. Der Bauer egget des Morgens. U. s. w. — Pflügt
der Bauer bei Tage? U. s. w. (Zeitbestimmung.)
Wie pflügt der Bauer? Der Bauer pflügt gerade. Der Bauer säet schnell.
U. s. w. — Pflügt der Bauer gerade? U. s. w. (Art-und W et sebestimmung.)
(Ebenso die 6. Aufgabe: Was thut die Mutter? — mündlich und schriftlich.)
Hi. Beschreibung des Waldes und der Wiese.
Nicht überall sind Gärten oder Felder; große Bodenflächen sind
auch mit Bäumen und Sträuchern besetzt. Das ist der Wald. Ein
kleiner Wald heißt das Gehölz oder der Busch. Die Wälder ge-
hören entweder verschiedenen Bewohnern der Gemeinde, oder sie sind
das gemeinschaftliche Eigenthum aller Gemeindebürger (Gemeinde-
Eigenthum). Die Bäume im Walde heißen Wald bäume und
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a. s. w. von einander getrennt, sondern liegen nahe oder dicht bei
einander und weiter von ihren Ländereien entfernt. Eine Gesammt-
heit von Bauernwohnungen, welche nahe zusammen stehen, und bei
denen sich dann auch gewöhnlich eine Kirche und eine Schule befindet,
heißt ein Dorf. Jedes Dorf hat einen eigenen Namen. Nennt die
Nächstliegenden Dörfer! — Außer den Bauern wohnen in einem Dorfe
auch noch Handwerker, welche solche Dinge verfertigen, die der Bauer
nicht entbehren kann, als: Kleidungsstücke, Haus- und Ackergeräthe.
Daher findet man in Dörfern auch Schneider, Schuster, Schmiede,
Zimmerleute, Faßbinder, Müller u. s. w. Man nennt die Bewohner
der Weiler und Dörfer gewöhnlich Landleute oder Landbewohner.
In den Dörfern ist es meistens sehr stille. Nur das Muhen der
Kühe, das Krähen der Hähne, das Bellen der Hunde, das Meckern
der Ziegen und das Geklapper der Mühle nimmt man wahr. Wenn
es Abend wird, verstummt auch dieses Getön, und bald tritt völlige
Stille und Dunkelheit ein; denn Alle haben sich zur Ruhe begeben.
Nur den treuen Haushund hört man zuweilen bellen. Hier und da
brennt noch ein einsames, mattes Lämpchen an dem Lager irgend
eines Kranken, dem ein mitleidiges Herz die unendlich lange
Nacht abkürzen hilft, oder ihm das nöthige Labsal reicht. Des
Morgens aber erhebt sich der Landmann oft schon vor Sonnen-
Aufgang und geht neu gestärkt an seine ländlichen Arbeiten. Dann
hört man den Ruf des Pferdeknechtes; die Stallmagd eilt mit
einem großen Milchgefäße in den Stall oder auf die ferne Weide zu
den Kühen, um sie zu melken; von den Tennen her erschallt der
bald klingende, bald dumpfe Ton des Dreschflegels u. s. w.
Nicht alle Menschen wohnen aus Bauernhöfen, in Weilern oder in
Dörfern. Vielen Menschen gefiel es nicht, weit von einander zu woh-
nen. Auch bedurften sie zu ihren Geschäften keiner so großen Boden-
fläche, wie die Ackersleute. Sie wollten gern nahe zusammen wohnen
und Nachbaren ganz in der Nähe haben, und bauten daher nach
und nach Wohnung an Wohnung. Solche Orte, die meistens aus
einer großen Anzahl von Häusern bestehen, heißen Städte. Es gibt
große und kleine Städte. Die Städte haben auch, wie die Dörfer
und Weiler, eigene Namen. Wie heißt unser Wohnort? Ist er ein
Weiler, ein Dorf, oder eine Stadt? — Nennt benachbarte Städte! —
Die Häuser in einer Stadt stehen dicht neben einander und meistens in
geraden Reihen. Zwei sich einander gegenüberliegende Reihen bilden
eine Straße oder eine Gasse. In den Häusern der Stadt wohnen
außer dem Hauseigenthümer oft auch noch Miethsleute. Daher
wohnen in den Städten auf kleinen Flächen viele Menschen, wohingegen
in den Dörfern auf großen Flächen nur wenige Menschen wohnen.
Außer den gewöhnlichen Häusern gibt es in der Stadt Gebäude,
welche den Stadtbewohnern gemeinschaftlich gehören. Solche Ge-
bäude heißen öffentliche Gebäude. Zu ihnen gehören: die Kirche,
die Schule, das Rathhaus, das Armen- und Krankenhaus, das Brand-
tzaesterb' Lesebuch für Mitteln. evangel. vvnzsch. 5
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über das Wasser kein Weg; da kommt gleich der Zimmermann, bauet
den Steg. Von hüben nach drüben 's Kind gehen nun kann,
hab' Dank, du geschickter Zimmermann!
Ä. Die beiden Ziegenböcke.
Es waren einmal zwei Geiß bocke, die hatten starke Hörnerund
lange Bärte, aber wenig Hirn in dem Kopfe. Diese begegneten sich
auf einem Wege mitten über einem tiefen Wasser. Da sprach der
eine: „Geh mir aus dem Wege, oder ich stoße dich!" Der andere
aber antwortete: „Wenn du stößest, so stoße ich wieder, und ich gehe
nicht aus dem Wege." Und so geriethen die beiden eigensinnigen
und hartnäckigen Böcke an einander, streckten die Köpfe vorwärts,
und preßten die Hörner so an einander, als wenn es Mauersteine
wären. Ich glaube, sie waren sich gleich an Srärke; denn es konnte
keiner den andern zurückdrücken. Aber daran hatten sie nicht gedacht,
daß man auch aus gleiten kann. Und doch geschah es so. Die
Köpfe streiften neben einander her, und der eine Bock purzelte auf
der rechten Seite, der andere auf der linken Seite des Steges hin-
unter und tief in das Wasser hinein. Zum Glücke konnten sie schwim-
men, und kamen nach vieler Anstrengung, aber wohl durchnäßt und
mit steifem Nacken an das Ufer. Sie hätten zwar gern noch einmal
angefangen, allein der Muth war ihnen doch vergangen; auch ärgerten
sie sich über das Gelächter der Leute, welche zugesehen hatten. Und
wenn sie wieder an einen schmalen Steg kamen, so sahen sie sich erst
um, ob nicht schon Jemand darauf ginge, und warteten lieber, bis der
Steg leer war.
5. Untreue.
Eine Maas wäre gern über ein Wasser gewesen and konnte nicht. Da
bat sie einen Frosch um Rath und Hülfe. Der Frosch war ein Schelm und
sprach zur Maus: „Binde deinen Fuss an meinen Fuss, so will ich schwim-
men und dich hinüber ziehen!“ Da sie aber aufs Wasser gekommen waren,
tauchte der Frosch unter und wollte die Maus ertränken. Indem nun aber
die Maus sich wehrt und arbeitet, fliegt eine Weihe daher und erhascht die
Maus und zieht den Frosch auch mit heraus und — frisst sie beide.
Merke: Untreue schlägt ihren eignen Herrn.
Wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
6. Fischlern.
Fischlein! Fischlein! du armer Wicht, schnappe nur ja nach der
Angel nicht! Geht dir so schnell zum Halse hinein, reißt dich blutig
und macht dir Pein. Siehst du nicht sitzen den Knaben dort? Fisch-
lein, geschwinde schwimme fort!
Fischlein möcht' es wohl besser wissen, schaute nur nach dem fetten
Bissen, meinte, der Knabe mit seiner Schnur wäre hier so zum
Scherze nur. Da schwamm es herbei, da schnappt es zu — nun
zappelst du, armes Fischlein du!
Wer nicht hören will, muß fühlen.
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