Markgraf Ludwig von Bayern.
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Brandenburg unter den fiaptscfjeit Markgrafen.
8. Markgrafuudwig von Bayern (1323—1351) und seine
Nachfolger.
Markgraf Ludwig von Bayern. Ms Ludwig von Bayern als deutscher König regierte, erklärte er die verwaiste Mark Brandenburg als ein erledigtes Reichslehn und überwies dieses Land seinem achtjährigen Sohn Ludwig. Er führte für diesen die vorinnndschaftliche Regierung und war bestrebt, die raubsüchtigen Nachbarn und die Raubritter int Zaume zu halten. Doch konnte er nicht hindern, daß die Polen in die Mark einbrachen, gegen 200 Dörfer verbrannten und über 6000 Männer in die Sklaverei schleppten. — Später war ein Sohn des Königs von Böhmen mit der Gräfin Margarete von Tirol verheiratet, die von einem ihrer Schlösser den Beinamen Maultasch führte. Da diese gern den Markgrafen Ludwig zum Gemahl haben wollte, trotzdem sie mit demselben nabe verwandt war, so trennte König Ludwig die Ehe gegen alles Kirchenrecht und vermählte seinen Sohn mit der geschiedenen Gräfin. Der Papst war hierüber sehr erzürnt und that Vater und Sohn in den Bann.
Der „falsche Waldemar" erscheint. Da die Mark in große Not geraten war, und auch eine verheerende Pest, der schwarze Tod, sich einstellte, so dachten viele an die glanzvolle Regierung Waldemars zurück. — Um jene Zeit erschien bei dem Erzbischof von Magdeburg ein Pilger und bat um einen Labetrunk. Als man ihm denselben reichte, that er einen kräftigen Zug, gab den Becher zurück und ließ den Siegelring des verstorbenen Waldemar hineinfallen, mit der Bitte, denselben dem Erzbischof zu bringen. Als dieser den Ring erblickte, rief er freudig aus: „Das ist Markgraf Waldemars Ring." Nachdem der Pilger nun zurückgerufen war, und der Erzbischof kaum dessen Antlitz gesehen hatte, glaubte er, den wirklichen Waldemar vor sich zu haben. Dieser erzählte hierauf: „Wegen zu naher Verwandtschaft mit meiner Frau fühlte ich heftige Gewissensbisse; deshalb pilgerte ich nach Jerusalem, um dort Vergebung der Sünden zu suchen. Mein Tod vor 29 Jahren war nur Täuschung; denn für mich wurde ein anderer begraben. In Jerusalem vernahm ich, daß mein Land im Unglück seufze; deshalb kam ich zu seiner Errettung zurück."
Waldemars Freunde, Feinde und Ende. Schnell verbreitete sich nun die Kunde in der Mark, daß der geliebte Fürst wiedergekehrt sei, und er wurde überall mit Jauchzen empfangen. Daraus forderte Waldemar den Markgrafen Ludwig auf, ihm fein Land gutwillig zurückzugeben. Da dieser ihtt_ aber für einen Betrüger hielt, so kam es zu einem Kriege, in welchem fast die ganze Mark von Ludwig abfiel. Der damalige deutsche König Karl, welcher Ludwig zürnte, erklärte sich zu Gunsten des angeblichen Waldemar und belehnte diesen mit der Mark. Da er sich aber später mit Ludwig aussöhnte, so gab er demselben die Mark zurück und erklärte Waldemar für einen Betrüger. Doch eine Anzahl von Städten hielt auch ferner zu Waldemar, mußte sich aber später Ludwig unterwerfen. Waldemar verlor indes immer mehr feinen Anhang und zog sich nach Dessau zurück, wo er am Hofe des Fürsten von Anhalt bis zu feinem Tode als Markgraf geehrt wurde. Seine Gegner behaupteten, er fei ein Müller, Namens Jakob Rehbock, gewesen, der mit dem verstorbenen Waldemar große Ähnlichkeit besessen und als ehemaliger Knappe desselben sich dessen Gewöhn-
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Die Königin Elisabeth Christine. 63
zu machen. Ich habe die öffentlichen Einkünfte nie zu meinem Nutzen verwendet und scheue mich nicht, öffentlich Rechenschaft abzulegen. Meine letzten Wünsche in dem Augenblicke, wo ich den letzten Hauch von mir gebe, werden für die Glückseligkeit meines Reiches sein."
50. Die Königin Elisabeth Christine.
Ihre Stellung als Kronprinzessin. Friedrich Ii. war mit der
Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern vermählt. Er hatte sie nicht aus Neigung, sondern nur nach der Bestimmung seines Vaters geheiratet. Seine Absicht, sich mit der Prinzessin Amalie von England zu vermählen, hatte er aufgeben müssen, um mit dem Vater nicht in Widerspruch zu geraten. In der ersten Zeit der Ehe lebte Elisabeth Christine mit ihrem Gemahl teils in Rheinsberg, teils in Neu-Ruppin oder Berlin, wurde aber in die Kreise Friedrichs, der sich mit Künstlern, Dichtern und Gelehrten umgab, selten hineingezogen.
Als Königin. Seit Friedrich zur Regierung gekommen war, zog er sich allmählich von seiner Gemahlin zurück, richtete derselben aber einen glänzenden Hofstaat ein und ließ ihr auch die einer Königin gebührende Ehre zu teil werden. Friedrich schenkte seiner Gemahlin das Lustschloß Schönhausen, wo sie ihren liebsten Sommersitz hatte. In Schloß Sanssouci soll sie indes niemals gewesen sein. Trotzdem der König sich von seiner Gemahlin zurückzog, hat er ihr doch stets Achtung und Ehrfurcht gezollt. Bei besonderen Familienfestlichkeiten erschien er an ihrer Seite, und wenn er Gesandte aus fremden Staaten empfing, so wurden dieselben auch der Königin vorgestellt. Sobald es jemand an der nötigen Achtung gegen seine Gemahlin fehlen ließ, war er sehr ungehalten. In seinem Testament bezeichnet er sie als eine Fürstin, die nie vom Pfade der Tugend abgewichen.
Eigenschasten. Elisabeth Christine besaß ein frommes Gemüt. Mehr als die Hälfte ihres Einkommens verwandte sie zu wohlthätigen Zwecken. Trotz der Zurücksetzung, die sie von ihrem Gemahl erfahren, schrieb sie doch nach seinem Tode: „Es giebt keinen Tag, an dem ich nicht Thränen vergieße, um diesen teueru, unvergleichlichen König." Ihr Leben floß nicht ganz freudlos hin; denn durch ihre Frömmigkeit und Leutseligkeit, sowie durch ihr Wohlwollen gegen jedermann bereitete sie sich mancherlei Genüsse. Durch die Ruhe des Gewissens erhielt sie sich die Heiterkeit des Lebens, so daß sie vor ihrem Ende sagen konnte: „Gott hat mich gnädig bewahrt, daß ich mir keine Handlung vorwerfen darf, durch die irgend ein Mensch mit meinem Wissen an seinem Glück gelitten hätte." — Ihren Gemahl überlebte die Königin noch lange, und sie erreichte ein Alter von 81 Jahren.
51. Die Kaiserin Maria Theresia. 1740—1780.
. Regierungsantritt. Kaiser Karl Vi. hatte keinen Sohn und bestimmte daher durch ein besonderes Gesetz, die sogenannte „pragmatische Sanktion", daß seine Tochter Maria Theresia ihm in der Regierung folgen sollte._ Als sie jedoch den Thron bestieg, erhoben sich Preußen, Frankreich, Spanien, Bayern und Sachsen gegen sie und machten Ansprüche aus einzelne österreichische Erblaude. So entstand unter Teilnahme der verschie-denftcnmächte der österreichische Erbfolgekrieg.
Treue der Ungarn. In ihrer Bedrängnis begab sich Maria Theresia nach Ungarn. Auf dem Reichstage zu Preßburg bat sie die Ver-
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Extrahierte Ortsnamen: Rheinsberg Neu-Ruppin Berlin Friedrichs Lustschloß_Schönhausen Schloß_Sanssouci Frankreich Spanien Sachsen Ungarn Ungarn
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Das Ordensland Preußen.
brecht. Derselbe vermählte sich mit der Prinzessin Marie Eleonore von Cleve. Da er in Geistesverwirrung geriet, so wurde er unter Vormundschaft gestellt. Mit seinem Tode aber siel das Herzogtum Preußen, da er keine männlichen Nachkommen hinterließ, als polnisches Lehen an Brandenburg (1618).
Übertritt zur reformierten Kirche. Um jene Zeit herrschte nicht nur zwischen Lutheranern und Katholiken, sondern auch zwischen Lutheranern und Reformierten Glaubensstreit und Haß. Da Johann Sigismund zu der reformierten Lehre hinneigte, so trat er zu derselben öffentlich über. Trotzdem er versprach, keinen Unterthan weder öffentlich, noch heimlich in Glaubenssachen zwingen zu wollen, hatte er doch viel Widerwärtigkeiten von den Lutheranern zu erdulden. Sein Wahlspruch lautete: „Für Gesetz und Volk."
Cleve, Mark und Ravensberg.*) Der Herzog von Jülich, Cleve, Berg und Graf von Mark und Ravensberg starb (1609) kinderlos. Nur seine Schwester Eleonore, Herzogin von Preußen, hatte Ansprüche auf diese genannten Gebiete. Da Johann Sigismund die älteste Tochter der bereits verstorbenen Eleonore zur Gemahlin hatte, so war er der rechtmäßige Erbe jener Landesteile. Dennoch erhob auch der Prinz von Pfalz-Neuburg Erbansprüche, und so kam es nach mancherlei Streitigkeiten zu einem Vertrage, nach welchem Cleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg fielen. Diese Gebiete am Niederrhein bildeten den Kern zu den späteren preußischen Landesteilen am Rhein.
Anna von Preußen. Johann Sigismuud war mit Anna von Preußen, der Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen vermählt. Als der Kursürst in den Erbschastsangelegenheiten viele Reisen und Mühen hatte, war sie stets bestrebt, die Sorge mit ihm zu teilen. Ihr erstgeborener Sohn mußte eine Zeitlang die Universität zu Frankfurt a. O. besuchen, und darauf sandte man ihn zur weitern Ausbildung auf Reisen. Trotzdem der Kurfürst zur reformierten Kirche übertrat, blieb Anna doch mit ihren Töchtern bei der lutherischen Lehre. Ihr Wahlspruch lautete: „Gottes Wort, mein Hort." In Königsberg hat sie ihrem Wunsche gemäß ihre Grabstätte gefunden.
Das Grdensland «Preußen.
19. Die alten Preußen.
Das Land Preußen. Schon im grauen Altertum war das Land Preußen, welches zwischen der Weichsel, Drewenz und Memel lag, berühmt durch seinen Bernstein, der hauptsächlich an der Küste von Samland gesunden wird. Ein großer Teil des Landes wurde von dichten Wäldern bedeckt, in welchen Auerochsen, Bären und Elentiere hausten. Das Land war sehr wasserreich, und in den Niederungen, welche heute zu den reichsten und fruchtbarsten Gegenden gehören, sah man in alten Zeiten meistens nur Sümpfe.
Gestalt Kleidung und Wohnung. Die alten Preußen waren von hohem Wüchse und schlankem Körperbau. Sie hatten blaue Augen
*) Cleve — die Kreise Cleve und Rees mit Wesel und ein Teil der Kreise Duisburg und Geldern. Mark — die Kreise Altena, Hagen, Bochum, Hamm und Teile der Kreise Iserlohn, Dortmund und Soest. Ravensberg — die Kreise Bielefeld, Halle, Herford (im Reg.-Bez. Minden).
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Die Königin Sophie Dorothea. 47
Geldsummen zur Einrichtung neuer Schulen und gab auch freies Holz zum Bau der Schulgebäude. Sehr ernstlich ließ er die Eltern ermähnen, ihre Kinder zum regelmäßigen Schulbesuch anzuhalten. Ebenso verordnete er, daß kein Kind zum Konfirmandenunterricht gehen dürfe, das nicht lesen und schreiben könne. Die Lehrer aber wurden angewiesen, die Kinder Christo zuzuführen und für die Ewigkeit vorzubereiten.
Friedrich Wilhelms Ende. Mit feinem Sohne, dem Kronprinzen Friedrich, hatte der König lange Zeit nicht im Einvernehmen gelebt. Als Friedrich Wilhelm aber bedenklich krank ward, eilte der Thronfolger zu
dem Vater und küßte ihm die Hände. Davon wurde der fönst so harte
Mann derartig gerührt, daß er sprach: „Thut mir Gott nicht viel
Gnade, daß er mir einen so würdigen Sohn gegeben? Ich
sterbe zufrieden, da ich einen solchen Sohn zum Nachfolger-habe."
40. Die Königin Sophie Dorothea.
Ihre Fügsamkeit. Sophie Dorothea, die Gemahlin Friedrich Wilhelms I. war eine Prinzessin von Hannover und eine Schwester des Königs Georg von England. An dem Hose ihres Vaters hatte sie sich eine seine Bildung und Lebensart angeeignet und fand Gefallen an allem Zarten, Sinnigen und Schönen. Von dem fparfamen Könige wurden ihr jedoch die Mittel sehr knapp zugeteilt, und sie sah sich genötigt, auf viele Bedürfnisse zu verzichten, die sie an ihrem väterlichen Hofe kennen gelernt hatte.
Besuch des Zaren. Zu jener Zeit besuchte der Zar, Peter d. Gr., den König in Berlin. Sophie Dorothea mußte sich, trotzdem ihr dessen rohe Sitten zuwider waren, gegen den Gast freundlich stellen und ihm sogar ihr Schloß Monbijou zur Wohnung einräumen. Der Zar hatte ein großes Gefolge und feine Gemahlin Kathinka mitgebracht. Letztere trug ein Kleid, das ganz mit Diamanten, Metallsachen, Orden und Heiligenbildern behängen war, so daß eine Art Geläute entstand, wenn sie sich bewegte. Als Peter neben Sophie Dorothea an der Tafel saß, machte er mit seinem Tischmesser dicht vor der Königin derartige Bewegungen, daß dieselbe erschrak und aufstehen wollte. Doch Peter sagte, sie solle sich nicht fürchten, er werde ihr kein Leid anthun. Dabei ergriff er die Hand der Königin und preßte sie so heftig, daß die hohe Frau laut aufschrie. Peter aber rief lachend: „Die Knochen Ew. Majestät sind nicht so hart, wie die meiner Kathinka." — Als der Zar das Schloß Monbijou mit den Seinen verlaffen hatte, sah die Königin mit Betrübnis, wie beschädigt und verwüstet alles darinnen war. Es fiel ihr schwer, den Lieblingssitz wieder in wohnlichen Zustand zu setzen.
Zerstörte Pläne. Es war der Wunsch der Königin, daß ihre Tochter Wilhelmine mit dem Sohne ihres Bruders, dem Herzog von Glocester, und ihr Sohn Friedrich mit der Prinzessin Amalie von England vermählt werden sollte. Der Kronprinz schrieb sogar an die Königin von England, er sei entschlossen, keine andere Ehe zu schließen, als mit der Prinzessin Amalie. Doch Friedrich Wilhelm I. war diesen Plänen entgegen, und die Wünsche seiner Gemahlin gingen daher nicht in Erfüllung.
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Joseph Ii.
sammlung um Hilfe. Ihre Schönheit und die Worte ihrer Bitte waren so wirkungsvoll, daß alle Anwesenden die Schwerter zogen und, wie wir bereits vernommen haben,ausriefen: „Wir wollen sterben für unsere Königin Maria Theresia." Durch ganz Ungarn hallten diese Worte wieder, und es sammelte sich ein Heer, dem sich täglich neue Scharen aus den Kronländern anschlossen. Hierauf wurden die Gegner besiegt; nur Friedrich der Große behauptete Schlesien.
Als Landesmutter erwarb sich Maria Theresia durch ihre Herzensgute und Klugheit die
Liebe ihrer Unterthanen, und
Maria Theresia. (Nach Marlin de Mertens.) ihre Herrschaft war eine segensreiche. Ackerbau, Handel, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft nahmen unter ihrer Regierung einen sichtlichen Aufschwung. — Nach vierzigjähriger Regierung schied sie aus diesem Leben.
52. Kaiser Joseph Ii. 1765—1790.
Regierungsantritt. Menschenfreundlichkeit. Als Maria Theresia gestorben war, wurde ihr Sohn Joseph Alleinherrscher; vorher war er schon nach dem Tode seines Vaters (1765) Mitregent gewesen. Er besaß eine große Menschenfreundlichkeit und Leutseligkeit. So öffnete er den bisher nur dem Adel zugänglichen Augarten allem Volke zur Belustigung und ließ über den Eingang die Worte setzen: „Allen Menschen gewidmeter Belustigungsort von ihrem Schätzer." Als er einst auf seinen Reisen au einem Pflügenden Landmanne vorbeikam, stieg er ans dem Wagen und ackerte selbst zwei Furchen.
Gerechtigkeitsliebe. Als in Böhmen eine Hungersnot ausbrach, ließ Joseph Korn und andere Lebensmittel nach diesem Lande schaffen und sah selbst nach, wie diese Gaben verteilt wurden. So kam er auch in eine kleine Stadt, wo der Amtmann, welcher eine große Gefell-Kaiser Joseph Ii. schaft bei sich hatte, die Bauern auf
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Die Jungfrau von Orleans.
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brannte. Sein Freund Hiero nymus von Prag hatte im folgenden Jahr dasselbe Schicksal.
Der Hussitenkrieg. Die böhmischen Anhänger dieser beiden Männer nannten sich Hussiten und wollten nun für Hussen's Lehre Gut und Leben lassen. Es kam zu einem Kriege. Die kaiserliche Heeresmacht wurde durch Zrska, den Anführer der Hussiten, besiegt, und die Schrecknisse des Krieges dauerten 16 Jahre, bis endlich ein Vertrag zu Stande kam. Aus den wilden Hussiten bildete sich die Gemeinde der böhmischen Brüder, die sich unter mancherlei Anfechtungen aufrecht erhalten haben.
121. Die Jungfrau von Orleans.
Ihre Herkunft. Johanna d'arc oder die Jungfrau von Orleans, war die Tochter eines französischen Sandmanns aus Lothringen. In der Einsamkeit hütete sie ihre Heerden und wuchs zu einer Jungfrau voll Schönheit und Anmuth heran. Sie zog sich gern von ihren Gespielen zurück und glaubte Erscheinungen von heiligen und Engeln zu haben. In frommer Schwärmerei lebte sie so ein träumerisches Leben bis zu ihrem 19. Jahre. Da war großes Unglück über ihr Vaterland gekommen, und oft hörte sie im Hause ihres Vaters das Mißgeschick ihres guten Königs betrauern.
Krieflc zwischen Frankreich ltitb England. Als Karl Vii. (1422) in Frankreich den Thron bestieg, waren die Franzosen mit den Engländern schon seit langer Zeit in harte Kämpfe verwickelt gewesen. Die Familie der Capetinge r war nämlich in Frankreich ausgestorben und eine Seitenlinie, das Haus Valois zur Regierung gekommen, während auch von England aus Ansprüche auf den Thron gemacht wurden. König Karl wurde so hart bedrängt, daß er als letzten festen Punkt nur noch Orleans besaß, welches auch von den Engländern belagert wurde. Die Noth des Königs wuchs mit jedem Tage.
Johanna vor Karl. Da wurde Karl gemeldet, eiu wunderbares Mädchen sei an der Spitze eines kleinen Haufens von Reitern eingetroffen, verlange den König zu sprechen und verheiße ihm die Rettung Orleans, so wie seine Krönung in der Krönungsstadt Rheims. Karl erstaunte und hielt's für Trug; aber er beschloß, sie vor sich zu lassen und zu prüfen. Er trat unter fein Gefolge und ließ einen andern feine Stelle einnehmen. Das Mädchen wendete sich aber sogleich von dem falschen König ab, bis es den rechten herausfand und vor ihm knieend ihn als den begrüßte, an den sie gesandt worden, um ihm Rettung zu bringen. Die Schilderungen von der Noth des Vaterlandes hatten dies Mädchen in ihrer Zurückgezogenheit so innig beschäftigt, daß sie von innern Erscheinungen ihrer schwärmerisch erregten Einbildungskraft darin bestärkt, fest überzeugt war, zur Retterin ihres Vaterlandes berufen zu fein. Der König ließ jetzt die Sache prüfen, und da man den Sinn des Mädchens rein befunden, fanden ihre Aussagen Glauben. Nun ließ sie fick eine weiße Fahne fertigen, auf deren weißem Grunde der Heiland gemalt war, die Erdkugel haltend, von Lilien umgeben. Zugleich bezeichnete sie einen Ort, wo in einer Kirche ein am Griff mit fünf Kreuzen geziertes Schwert sich finde; das solle man hervorholen und ihr bringen. Dies trug sie, bediente sich aber desselben nie, um Feinde zu todten, sondern höchstens, um sich der An dringenden zu erwehren.
Johanna in Orleans. 1 Der1'König beschloß jetzt,^Isie nach ihrem Verlangen nach Orleans zu senden. Als sie zu Pferde und vollständig gerüstet, ihre Fahne in der Linken in Orleans ihren Einzug hielt, wurde sie mit lautem Jubel empfangen. Nun unternahmen die Franzosen, von Johanna geführt, mehrere Ausfälle; sie waren alle siegreich; denn Grauen und Entsetzen kam über die englischen Soldaten, wenn sie die kriegerische Jungfrau mit Fahne und Schwert auf sich losschreiten sahen. Unwissenheit und Aberglaube waren zu allgemein verbreitet, als daß man diese Erscheinung für eine natürliche hätte halten können. Bei einem besonders heftigen Sturme wurde Johanna verwundet. Sie entfernte sich, ließ sich verbinden und kehrte aufs neue in den Kampf zurück. Die schon ganz ermüdeten Franzosen wurden durch ihr Wiedererscheinen neu begeistert; noch ein kühner Sturm,
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Arankreich Frankreich Frankreich Frankreich Sicherhettsp Paris Frankreich Haus_Coliguys
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Heinrich Iv., König von Frankreich.
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Anrede that Wunder; seine Leute erfochten einen herrlichen Sieg, und als sie dem fliehenden Feinde nachjagten, rief er ihnen nach: „Schonet der Franzosen, und macht nur die Fremden nieder!" Ungeachtet seiner Siege machten ihm seine Feinde so viel zu thun, daß er einsah, Frankreich würde nicht eher beruhigt werden, bis er wieder zur katholischen Kirche überträte. Denn er und Sonde hatten nach der Bartholomäusnacht zwar den katholischen Glauben annehmen müssen, waren aber bald wieder zur Partei der Hugenotten überaegangen. Heinrich nahm wieder öffentlich den katholischen Glauben an. Viele seiner Freunde schlugen sich nun zu ihm, und endlich hatte er auch die Freude, daß ihm Paris übergeben wurde (1594). Als er hier seinen Einzug hielt, sah er sich anfangs ängstlich um; denn er wußte wohl, daß er noch von den meisten Katholiken gehaßt wurde und daß keiner seinen llebertritt für aufrichtig ansah. Als das Volk ihm aber überall entgegenrief: „Es lebe der König!" sagte er: „Ich sehe wohl, daß das arme Volk lange in der Tyrannei gehalten worden ist". — Sein Zug ging zunächst nach der Notredamekirche. Hier war das Gedränge so arg , daß er fast hineingetragen wurde. Seine Soldaten wollten ihm Platz verschaffen; er verbot es aber. „Ich will lieber", sagte er, „mehr Mühe haben, hineinzukommen, wenn sie mich nur recht bequem sehen können; denn sie scheinen recht hungrig darnach zu sein, einen König zu sehen". — Seine ärgsten Feindinnen, ein paar Damen aus dem Hause Guise, die Herzogin von Monpensier und Nemours, die alles von seiner Rache fürchteten, besuchte er noch denselben Tag, und als man ihm rieth, doch nun feine Feinde zu züchtigen, antwortete er: „Ich will alles vergessen, ich will alles verzeihen".
Das Grbict von Nantes. 1598. Um seine frühern Glaubensgenossen, die Hugenotten, zu beruhigen, gab er das Edict zu Nantes, wodurch ihnen völlige Religionsfreiheit und das Recht, alle Ehrenstellen zu bekleiden, zugesichert wurde. Jetzt waren alle Parteien versöhnt, und Heinrich suchte nun die Wohlfahrt des Landes im Innern des Reiches zu heben. Des unterdrückten Landmannes nahm er sich ganz besonders an und erließ ihm große euntmen von rückständigen Steuern. „Ich werde nicht eher zufrieden fein, bis ich es dahin gebracht habe, daß jeder Bauer des Sonntags ein Huhn im Topfe hat", so sagte und handelte er. — Das waren feine vergnügtesten Stunden, wenn er mit seinem kleinen Sohne spielen konnte Emst ritt der kleine Knabe auf des Vaters Rücken in der Stube umher-, als grabe der spanische Gesanbte eintrat. „Herr!" fragte Heinrich, „haben sie auch Kinder?" — ,,^a, Sire", erwiderte dieser. — „Gut", sprach Heinrich, „dann werden sie es mir nicht übel nehmen, wettn ich meinen Ritt fortsetze".
Sully. König Heinrich Iv. hatte das Glück, in dem Marquis von Rosny, nachhertgen Herzog von Sully, nicht nur einen ausgezeichneten Staatsmann, fottbern auch einen aufrichtigen eblett Freuttb zu fittbett. Sully war dem Könige alles und ohne feinen Rath beschloß biefer nichts. Heinrich konnte zuweilen mtpfmblich werden, wenn Snlly ihn tadelte; aber immer war das Ende dieser Verstimmung, daß seine Freundschaft und sein Zutrauen wuchsen. — Der Neid der Hofleute versuchte mehrmals, solche Zwischenzeiten des Unwillens zu benutzen, n?1 r ? mächtigen Freund des Königs zu stürzen, was ihnen jedoch niemals gelang. Einst hatte sich Sully über Vorwürfe, die man ihm gemacht, beim Könige vertheidigt; biefer kam ihm gleich mit der zuvorkommettbsten Freunblichkeit entgegen und Sully, bavon gerührt, wollte sich dem Könige zu Füßen werfen. Heinrich aber, bet.in einiger Entfernung die Hofleute stehen sah, hielt ihn zurück und sagte: „Nicht boch,^ stehet aut! die Menschen bort könnten sich einbilben, ich hätte euch wirklich etwas zu verzeihen". — Einige Zeit barauf machte ihm Sully wegen einer unge-rechten Handlung so nachdrückliche Vorsteüungen, daß der König in heutigen Zorn gerteth und plötzlich aufstanb und wegging: „Das ist boch ein unausstehlicher Jjtenich! er thut nie etwas anberes, als daß er mir wiberfpricht, und mißbilligt alles, was ich will. Aber bei Gott! ich will mir Gehorsam verschaffen; ich will ihn in 14 Tagen nickt sehen!" Des attbern Morgens um sieben Uhr horte Sully
' -ov ,, brerl Uhr für fernen König gearbeitet hatte, an feine Thür klopfen. „Zicx ist ba? ruft er. „Der König!" heißt die Antwort, und Heinrich tritt herein, umarmt seinen y-reunb und sagt: „Wenn ihr mir nicht mehr wiberstrecken werbet, werbe ich glauben, daß ihr mich nicht mehr liebt".
^önigsmord. Heinrich hatte den Platt, die ganze Christenheit in ein grotzev christliches Reich zu bereinigen, alle Staaten einanber an Macht gleich
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Heinrich Heinrich Monpensier Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Sully Heinrich_Iv Heinrich Marquis_von_Rosny Sully Sully Heinrich Heinrich Sully Sully Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Paris Nantes Nantes
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Geschichte der neuen Zeit.
zu machen und einen ewigen Frieden zu gründen. Der Plan war seltsam und unausführbar und gewiß auf die Schwächung Deutschlands und die Vergrößerung Frankreichs berechnet; aber es sollte dem Könige nicht vergönnt sein, den Anfang dazu zu machen. — Heinrich hatte mancherlei Feinde, wurde durch diese oft beunruhigt, und es quälten ihn oft schwermüthige Ahnungen. Einst fuhr er in Begleitung einiger Großen aus, um seine trüben Gedanken zu zerstreuen. Die Kutsche, an beiden Seiten offen, kommt an eine enge Gasse, wo sie einiger beladener Wagen halber, die entgegen kamen, still halten muß. Die Bedienten gehen seitwärts von der Kutsche ab, die Wagen vorbei zu lassen; einer geht voraus, um Platz zu machen; die Herren im Wagen kehren ihr Gesicht nach den Pferden. In dem Augenblick steigt Franz Ravaillac auf das Hinterrad des königlichen Wagens und versetzt dem König zwei Stiche hintereinander mit solcher Geschwindigkeit, daß keiner der im Wagen Sitzenden die That eher gewahr ward, als bis sie geschehen war. Auf des Königs Geschrei: „Mein Gott! ich bin verwundet!" wandten sie sich alle um und sahen den Mörder noch einen dritten Stich thun, der aber fehl ging, worauf er vom Wagen sprang, mit dem blutigen Messer in der Hand, starr wie eine Bildsäule stehen blieb und sich freiwillig greifen ließ. Der König war in den ersten Augenblicken verschieden. Bei der Leichenöffnung fand man alle edlen Theile in so vortrefflichem Zustande, daß die Aerzte erklärten, er würde ohne diesen Zufall noch 30 Jahre haben leben können. Er starb im 57. Lebensjahre. — Revaillac gab als Grund seiner That an, daß er den König für einen Tyrannen und Feind der katholischen Religion gehalten. Zum Tode verurtheilt, litt er die fürchterlichste Strafe mit großer Standhaftigkeit. Er wurde am ganzen Leibe mit glühenden Zangen gezwickt, in die dadurch verursachten Wunden ward geschmolzenes Blei und Schwefel gegossen; dann band man vier schwache Pferde an seine Arme und Beine, um ihn zu zerreißen; aber diese zogen wohl eine Stunde, ehe sie damit ;n Stande kommen konnten. Das erbitterte Volk freute sich an dem Anblick dieser Unmenschlichkeit und übte noch an dem zerstückelten Leichnam seine Wuth aus.
Nach Nösselt, Stacke u. a.
129. Die Königin Ktisaöeth von Kngtand und Maria Stuart.
Heinrich Viii. von England (1509—1547) war ein leidenschaftlicher, verschwenderischer und störrischer König, besonders auch eingebildet aus seine große Gelehrsamkeit. Von seiner Gattin Katharina wollte er sich scheiden fassen und das Hoffräulein Anna Boleyn zur Gemahlin nehmen. Als ihm nun aber der Papst die Scheidung verweigerte, ließ er sich ein Universitätsgutachten ausstellen, daß seine 'Ehe mit Katharina wegen zu naher Verwandtschaft ungültig sei, und daraufhin verstieß er sie und heiratete die Boleyn. Jetzt verhängte der Papst den Bann über ihn. Da ward er wüthend über denselben und riß sich ohne weiteres sammt seinem Königreiche ganz von Rom los. Der König erklärte sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche und verfaßte ein eigenes Glaubensbekenntniß. Er raubte zu seinem schwelgerischen Leben Geld von allen Seiten zusammen, beging in jeder Hinsicht die größten Willkurlichkeiten und Ungerechtigkeiten uuo ließ Widersprechende in Schaaren hinrichten. Auch Anna Boleyn, gegen die er Argwohn der Untreue gefaßt, verlor ihr Haupt, sowie noch^eine andere von den sechs Gemahlinnen, die er nach einander hatte. Seine Tyrannei, welche die Engländer geduldig trugen, wuchs von Jahr zu Jahr, und nach einem wahren Greuelleben starb er (1547).
Elisabeth (1558—1603). Später kam Elisabeth auf den Thron. Sie war die zweite Tochter Heinrich Viii. und der Anna Boleyn. Elisabeth hatte große Geistesgaben und eine treffliche Bildung. In ihrer Abgeschiedenheit von Kind auf hatte sie sich außer weiblichen Arbeiten und Musik auch mit den Studien beschäftigt; sie verstand Lateinisch und Grie-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Franz_Ravaillac Franz Maria_Stuart Maria Heinrich_Viii Heinrich Katharina Anna_Boleyn Katharina Anna_Boleyn Elisabeth Heinrich_Viii Heinrich Anna_Boleyn Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankreichs England Rom