Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
230. Pie christliche Mission.
175
Dieser Überblick zeigt zur Genüge, wie die christliche Kirche wirklich sich
zu allen Zeiten als eine Missionsanstalt angesehen und aus kleinem, senfkorn-
artigem Anfange ihre Zweige immer weiter ausgebreitet hat.
Wer könnte alle die guten Früchte des Christentums zählen! Die Ehre,
welche von Christen Gott in der Höhe gegeben ward, schuf Frieden aus Erden,
alles Irdische ward geheiligt. Unter frommem Regiment, bei einem aufs Himm-
lische gerichteten Sinn blühten Künste imb Wissenschaften. Die Stärke der
Völker wuchs, und der Herr gab dem kleinen christlichen Europa die Herrschaft
über die heidnischen Weltteile, uni ihnen das Evangelium zu bringen. Jeder
Mißbrauch dieser Herrschaft wird schwer gebüßt. Wenn Europa dessen ver-
gißt, der ihm Stärke und Segen verlieh, so wird seine Kraft zusam-
menbrechen und der Segen weicheii. W. Hoffmnnn u. K. v. Raumer.
ichtbar iiahet mit Macht die Zeit, wo alle Reiche der Welt Gottes und
des Heilandes werden, aller Kniee sich beugen sollen in dem Namen Jesu
Christi, in welchem allein das Heil ist, und alle Zungen bekennen, daß Jesus
Christ der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters.
Noch aber ist der Heiden Zahl nebst der der Jünger Mohameds und
der Zerstreuten aus Israel fast dreimal so groß, als die der Christen, und
welche Bollwerke des Satans sind noch zu überwältigen, bis jene herrliche
Zeit erscheint! Ja, wenn noch die ganze Christenheit ein Missionsvolk
wäre! Aber Unzählige, die sich Christen nennen, sind lau und kalt und feind-
selig dem heiligen Werk gegenüber, das Christi Ehre und das Heil der Welt
fördern will. Kein wahrer Menschenfreund kann bei dieser großen Liebesarbeit
unbeteiligt bleiben; wie viel weniger darf, wer sich für einen Jünger Jesu
hält, ihr seine lebendige Teilnahme versagen, sich weigern, sie durch Opfer,
Arbeit und Gebet zu unterstützen!
Desgleichen darf ein Menschenfreund, geschweige ein wahrer Christ,
der inneren Mission nicht fremd stehen. Sie hat zum Ziel, das heidnische
Wesen innerhalb der Christenheit auf dem Wege evangelischer Belehrung
und Vereinigung zu bekämpfen und auszurotten, und der sittlichen Verkommen-
heit, der Armut, dem Elende aller Art zu steuern. Sie bildet Enthaltsam-
keits-, Erziehungs-, Jünglingsvereine, Vereine zur Verbreitung guter
Schriften, Gefängnisgesellschaften; sie stiftet Rettungs-, Kranken-,
Armenhäuser, Asyle zur Besserung entlassener Sträflinge, Diakonen- und
Diakonissen-Anstalten, Kleinkinder-, Armen- und Sonntagsschulen; sie
sucht die in der Zerstreuung (Diaspora) lebenden Glaubensgenossen auf,
bringt ihnen christliche Erbauung und sammelt sie zu kirchlichen Gemeinden,
während die Gustav-Adolfs-Vereine bemüht sind, ihnen Kirchen und Schu-
len, Prediger und Lehrer zu geben. Sowohl die innere, als die äußere
Mission schließen sich enge an die Bibelgesellschaften und an die seit 1799 ent-
standenen Traktatgefell sch asten an. Alle diese christlichen Vereinigungen
find unwiderfprechliche Zeugnisse, daß in der evangelischen Kirche der Geist des
Herrn wieder mit Macht wehet und waltet. Und du sollst diesem Zuge des
239. Die christliche Mission.
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Extrahierte Personennamen: W._Hoffmnnn Jesu
Christi Jesus
Christ
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Gottes Israel Christi
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
220
4. Bonifacius, der Apostel der Deutschen.
So predigte er denn von neuem den Heiden und vorzugsweise den Hessen mit
der ihm eigenen leidenschaftlichen Kraft. Um durch eine in die Augen fallende That
die Menschen von der Ohnmacht der heidnischen Götter zu überzeugen, fällte er selbst
eine uralte, dem Wodan heilige Eiche, die in der Nähe des heutigen Geismar stand.
Die Umstehenden erwarteten mit Entsetzen, daß sofort ein Blitzstrahl den Frevler
treffen werde. Als das aber nicht geschah, erkannten sie die Machtlosigkeit ihrer
Götzen, und viele ließen sich taufen. Aus dem Holz der Eiche erbaute Bonifacius
eine dem hell. Petrus geweihte Kapelle (das nachmalige Kloster Fritzlar).
Noch größere Schwierigkeiten fand der unermüdliche Mann in Thüringen,
denn hier widerstrebten auch viele irrgläubige und sittenlose Priester seinen An-
ordnungen, so daß er viele ihres Amtes entsetzen und neue an ihre Stelle
berufen mußte. Dennoch ließ er nicht nach in seinem Eifer; überall gründete
er Kirchen und Klöster, und wie er selber mit dem feurigsten Glauben die
werkthätigste Liebe verband, so wurden auch die unter seinem Einfluß gestifteten
Klöster bald Zufluchtsörter für die Bedrängten, Herbergen für die Wanderer,
Spitäler für die Kranken und Pflanzstätten für Kunst und Wissenschaft.
Nach diesen Erfolgen erteilte chm der Papst die Würde eines Erzbischofs
und lud ihn ein, wieder nach Rom zu kommen. Während dieses Besuches
kamen seine Pläne für die Gestaltung der deutschen Kirche zur Reife: als er
zurückkehrte, war er fest entschlossen, die Kirchenverfasfung des ganzen Landes
gleichmäßig zu ordnen und den Papst zum Schiedsrichter derselben zu machen.
Er berief im Jahre 742 die erste deutsche Kirchenversammlung, welche strenge
Gesetze gegen den anstößigen Lebenswandel vieler Geistlichen erließ und feierlich
den römischen Bischof oder Papst für das Oberhaupt der deutschen Kirche
erklärte. Im Einverständnis mit Pipin stellte er dann auch im westlichen Teil
des Frankenreiches, dem heutigen Frankreich, dieselbe Kirchenverfassung her und
ließ die Oberhoheit des Papstes von allen Bischöfen anerkennen.
Nachdem Bonifacius 30 Jahre lang für die Ausbreitung des Christen-
tums in Deutschland gewirkt hatte, ward er zum Erzbischof von Mainz gewählt.
In dieser mächtigen Stellung salbte er Pipin den Kleinen, den starken Reichs-
verweser des Frankenreiches, zum König; aber die Vollmacht dazu ließ er sich
vom Papste geben, so daß auch dies Ereignis wesentlich dazu beitrug, die
strenge kirchliche Ordnung und die Oberhoheit des Papstes zu befestigen.
Aber obgleich er so der erste Kirchenfürst Deutschlands war, vergaß er
doch nicht seiner eigentlichen Lebensaufgabe, der mündlichen Verkündigung des
Evangeliums und der Heidenbekehrung. In seinem siebzigsten Jahre legte er seine
erzbischöfliche Würde nieder und ging noch einmal als Glanbensbote oder Missionar
zu den westlichen Friesen. Keine Gefahr oder Beschwerde achtend, zog er von Ort
zu Ort und predigte mit solcher Begeisterung, daß täglich Hunderte sich taufen
ließen. Aber in der Gegend des heutigen Gröningen drang eine Schar heid-
nischer Friesen, voll Erbitterung über die Zerstörung ihrer Götzenbilder, auf ihn
ein; seine Begleiter griffen zu den Waffen, aber er verbot ihnen jeden Widerstand,
indem er auf die fromme Ergebung des Heilandes verwies; und so erlitt er
mit 52 Genossen den Märtyrertod im Jahre 755. Sein Schwert und Schild
war der Glaube an Jesus Christus; aber mit dieser Wehr und Waffe hat er
Dinge vollbracht, die vorher unmöglich erschienen waren. Nach Dielitz.
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Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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5. Karl der Große.
hindurch die Plage Europas gewesen war. Karl eroberte und verwüstete ihr
Land bis an die Raab und siedelte in den gewonnenen Strecken wieder Franken
an; daun aber überließ er seinem Sohne Pipin die Fortsetzung des Krieges,
und dieser erstürmte das befestigte Feldlager der Avareu zwischen Donau und
Theiß, den für unüberwindlich gehaltenen Ring, in welchem eine unermeßliche
Beute von den Ranbzügen des Volkes aufgehäuft war. — Endlich unternahm
Karl zur Sicherung der Nordgrenze des Reiches einen Feldzug gegen den Dänen-
könig Gottfried, der wiederholte Einfälle in das Land der Sachsen gemacht hatte;
er erzwang einen Frieden, durch welchen auch das nordalbingische Sachsen, das
heutige Holstein, zum Frankeyreiche kam. Die Eider ward jetzt die feste Grenze
zwischen Deutschen und Dänen, und im Norden derselben warfen die letzteren
zu ihrer Sicherung einen Erdwall, das sogenannte Danewerk, auf. Auch gegen
seine östlichen Nachbarn, die Slaven, welche bis an Elbe und Saale vor-
gedrungen waren, gewann der große König manchen Sieg; nicht nur verhinderte
er ihr >veiteres Vorgehen nach Westen, sondern er brachte auch einen nicht
unbedeutenden Teil derselben in Abhängigkeit von seiner Herrschaft.
So waltete Karl von der Raab bis an den Ebro, von der Tiber bis
an die Eider; zum ersten Male waren alle deutschen Stämme zu einem großen
Reiche vereinigt. Es war ein Riesenstaat, der mächtigste und größte der Welt,
ein Staat, dem alle anderen sich beugen mußten. Es lag nahe, dabei an das
ehemalige ungeheure römische Reich zu denken. Aber dieses deutsche Reich war
um soviel stärker als jenes, weil es ein christliches war, und eine Religion,
die römisch-katholische, , alle Glieder umfaßte. So kam der Gedanke auf, den
Glanz des alten römischen Kaisertums zu erneuern, aber in höherer und edlerer
Art, als es früher geglänzt hatte. Als daher Karl im-Jahre 800 mit großem
Gefolge nach Rom kam, setzte ihm der Papst Leo am Weihnachtsabend eine herr-
liche Krone aufs Haupt und begrüßte ihn als ersten römisch-deutschen Kaiser.
Sein Reich aber hieß fortan das heilige römische Reich deutscher Nation:
der Papst sollte darin das geistliche, der Kaiser das weltliche Oberhaupt sein;
nach und nach sollte es alle Völker der Erde in einem Glauben friedlich umfassen.
Doch über diesen gewaltigen Plänen versäumte Karl nicht, sein Volk auch
zu bilden. Neben der Kirche sollten Schulen dazu mitwirken. Aii seinem Hose
versammelte er die gelehrtesten und weisesten Männer seiner Zeit, darunter den
Angelsachsen Alcuin. Mit diesen unterhielt er sich, wenn er von seinen Feld-
zügen ausruhte, über gelehrte Dinge, und unermüdlich war er, sich zu unter-
richten und seine mangelhafte Jugendbildung zu vermehren. Außer dem Deutschen
sprach er das Lateinische recht gut; das Lesen aber ward ihm schwer. Rechnen lernte
er erst im höheren Mannesalter; auch das Schreiben versuchte er und gab sich
große Mühe dabei, aber die Finger, die das Schwert zu führen gewohnt waren,
fügten sich nicht mehr dem Zwange, Buchstaben zu malen. Desto eifriger war er
darauf bedacht, im Volke und besonders unter der Geistlichkeit die nötigen Kennt-
nisse zu verbreiten; er gründete viele Klosterschulen, und die Knabenschule an seinem
Hofe stand unter seiner eigenen Aufsicht, er ließ sich die Arbeiten der Schüler
vorlegen und belohnte den Fleiß und strafte die Faulheit. Auch beim Chorge-
sang in seiner Kapelle spähte er scharf nach Priestern und Sängern, er wußte
genau, was jeder vermochte, und ward sehr ungnädig, wenn ein Fehler vorfiel.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl Karl Gottfried Karl_von_der_Raab Karl Karl Karl Leo Leo Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europas Donau Sachsen Sachsen Holstein Frankeyreiche Rom Weihnachtsabend
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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16. Das Rittertum.
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inwendig, um den Druck zu mildern, stark gefüttert. Die Waffen bestanden aus
Lanze, Schwert, Kalben, Streithammer oder Streitaxt und einem Schilde, der
gewöhnlich Non Holz, aber mit einem eisernen Reifen und einem meist ledernen
Überzüge versehen war. Auch die Pferde waren mehr oder weniger geharnischt,
und über die Sättel oft eine große, geschmückte Pferdedecke gehängt.
Am glänzendsten trat das Rittertum in den zahlreichen Turnieren her-
vor, die erst im zwölften Jahrhundert eine bestimmte Gestalt annahmen. Durch
feierliche Berufungen wurden die Ritter eingeladen, und schon am Abend vor dem
eigentlichem Beginn des Kampfspieles fanden Vorkämpfe und Gefechte statt, beson-
ders unter den Knappen, welche ihre Meisterschaft am folgenden Tage darthun
und Ritter werden wollten. Gewisse Ehrengesetze wurden streng beobachtet; man
durfte sich z. B. nicht an den Sattel festbinden lassen, keine scharfen Lanzen
gebrauchen und mit dem Schwerte nicht stechen, man sollte das Pferd des Geg-
ners nicht verwunden und den Kampf endigen, sobald jener den Helm abnähme.
Jeder strebte sich durch die Pracht seiner Rüstung und Kleidung, durch die Stärke
und Schönheit seines Pferdes auszuzeichnen, und Sammet, Seide, Hermelin,
Zobel, Silber linb Gold werden bcibei häufig erwähnt. Die ausgesetzten Preise
waren sehr verschieden. Man kämpfte entweder Mann gegen Mann oder in
ganzen Scharen; der Sieg war errungen, wenn man den Gegner aus dem Sat-
tel gesetzt hatte. Oft kamen bei solchen Turnieren Ritter um; auch ohne Wun-
den erstickten manche in ihren schweren Rüstungen. Die Päpste suchten deshalb
durch wiederholte Verbote jene Feste zu verhindern, aber die Gefahr und der
Glanz lockten zu sehr, sie wurden nicht ausgerottet.
Ein Hauptunterscheidungszeicheu der ritterlichen Familien wurden die
Wappen, welche seit dem Ansang der Kreuzzüge, auch im Siegel, immer häu-
figer gebraucht wurden. Gewöhnlich erinnerten dieselben an eine Heldenthat der
Vorfahren; einer z. B., der zuerst eine feindliche Mauer erstiegen hatte, erhielt
eine goldene Leiter in sein Wappen, ein anderer, der angesichts der Feinde allen
voran dnrch einen Fluß geschwommen war, eiu weißes Schild mit einer quer
hindurchgehenden Linie, die den Fluß andeutete.
Wie die Ritter überhaupt die Vorschriften des Christentums zu erfüllen hat-
ten, so wurden ihnen besonders Demut und Milde eingeschärft, zwei Tugenden,
die bei dem kriegerischen Leben nur zu leicht verloren gehen konnten. Im Äußeren
zeigte sich die Verbindung des Rittertums und der Religion besonders in den
großen Ritterorden, welche so feste und wohlgeordnete Genossenschaften bildeten,
daß Ansehen, Macht und Reichtum nicht ausbleiben konnten. Sie gingen unmit-
telbar aus den Kreuzzügen hervor; Krankenpflege und Kampf gegen die Ungläu-
bigen waren ihre vorzüglichsten Aufgaben. Der wichtigste unter ihnen war der
deutsche Orden, gestiftet während der Belagerung von Akkon durch den Herzog
Friedrich von Schwaben, Sohn Friedrich Barbarossas. Die Brüder, welche alle
von deutscher Abstammung sein mußten, wurden in streitende, dienende und geist-
liche geteilt; die ersteren trugen einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuze. Als
Akkon durch die Christen erobert war, ward es der erste Hauptsitz des Or-
dens und seines Meisters. Schon unter dem vierten Hochmeister, Hermann
von Salza, zählte er 2000 Ritter und besaß zahlreiche Güter im Morgen-
und im Abendland, besonders aber in Deutschland. Da Hermann von Salza ein-
16*
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Zobel Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Hermann
von_Salza Hermann_von_Salza
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
230. Die christliche Mission.
175
heidnischen Weltteile, um ihnen das Evangelium zu bringen. Jeder Mißbrauch
dieser Herrschaft wird schwer gebüßt. Wenn Europa dessen vergißt, der
ihm Stärke und Segen verlieh, so wird seine Kraft zusammenbrechen
und der Segen weichen. W. Hoffmann „. K. v. Raumer.
230. Die christliche Mission.
Sichtbar nahet mit Macht die Zeit, wo alle Reiche der Welt Gottes und
des Heilandes werden, aller Kniee sich beugen sollen in dem Namen Jesu
Christi, in welchem allein das Heil ist, und alle Zungen bekennen, daß Jesus
Christ der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters.
Noch aber ist der Heiden Zahl nebst der der Jünger Mohameds und
der Zerstreuten aus Israel fast dreimal so groß, als die der Christen, und
welche Bollwerke des Satans sind noch zu überwältigen, bis jene herrliche Zeit
erscheint! Ja, wenn noch die ganze Christenheit ein Missionsvolk wäre!
Aber Unzählige, die sich Christen nennen, sind lan und kalt und feindselig
dem heiligen Werk gegenüber, das Christi Ehre und das Heil der Welt fördern
will. Kein wahrer Menschenfreund kann bei dieser großen Liebesarbeit unbeteiligt
bleiben; wie viel weniger darf, wer sich für einen Jünger Jesu hält, ihr
seine lebendige Teilnahme versagen, sich weigern, sie durch Opfer, Arbeit
und Gebet zu unterstützen!
Desgleichen darf ein Menschenfreund, geschweige ein wahrer Christ,
der inneren Mission nicht fremd stehen. Sic hat zum Ziel, das heidnische
Wesen innerhalb der Christenheit ans dem Wege evangelischer Belehrung
und Vereinigung zu bekämpfen und auszurotten, und der sittlichen Verkommen-
heit, der Armut, dem Elende aller Art zu steuern, Sie bildet Enthaltsam-
keits-, Erziehungs-, Jünlingsvereine, Vereine zur Verbreitung guter
Schriften, Gefängnisgesellschaften; sie stiftet Rettungs-, Kranken-,
Armenhäuser, Asyle zur Besserung entlassener Sträflinge, Diakonen-
und Diakonissen-Anstaltcn, Kleinkinder-, Armen- und Sonntags-
schulen; sie sucht die in der Zerstreuung (Diaspora) lebenden Glau-
bensgenossen auf, bringt ihnen christliche Erbauung, und sammelt sie zu
kirchlichen Gemeinden, während die Gustav-Adolfs-Vereine bemüht sind,
ihnen Kirchen und Schulen, Prediger und Lehrer zu geben. Sowohl die innere,
als die äußere Mission schließen sich enge an die Bibelgesellschaften und an die
seit 1799 entstandenen Traktatgesellschaften an. Alle diese christlichen Ver-
einigungen sind nnwidersprechliche Zeugnisse, daß in der evangelischen Kirche
der Geist des Herrn wieder mit Macht wehet und waltet. Und du sollst diesem
Zuge des heiligen Geistes nicht widerstreben, sondern fragen: „Herr, was willst
du, daß ich thun soll?" und mit willigem Herzen auf seine Antwort lauschen.
Denk' nicht mit Kain: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?" — Bist
du ein Christ, bist tu ans Gott geboren, so liebst du die alle, für welche der
Sohn Gottes sein Blllt vergossen hat, als deine Brüder und freuest dich mit
dem guten Hirtei: über jeglichen Sünder, der Buße thut, und stimmest von
Herzen ein in den Lobgefaug aus die göttliche Nächstenliebe, den St. Paulus
erhebt in seinem ersten Briefe an die Korinther am Dreizehnten. Dem
denke nach!
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Extrahierte Personennamen: W._Hoffmann Jesu
Christi Jesus
Christ
Extrahierte Ortsnamen: Europa Gottes Israel Christi Gottes
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
220
4. 25omfactus, der Apostel der Deutschen.
So predigte er denn von neuem den Heiden und vorzugsweise den Hessen mit
der ihm eigenen leidenschaftlichen Kraft. Um durch eine in die Augen fallende That
die Menschen von der Ohnmacht der heidnischen Götter zu überzeugen, fällte er selbst
eine uralte, dem Wodan heilige Eiche, die in der Nähe des heutigen Geismar stand.
Die Umstehenden erwarteten mit Entsetzen, daß sofort ein Blitzstrahl den Frevler
treffen werde. Als das aber nicht geschah, erkannten sie die Machtlosigkeit ihrer
Götzen, und viele ließen sich taufen. Aus dem Holz der Eiche erbaute Bonifacius
eine dem heil. Petrus geweihte Kapelle (das nachmalige Kloster Fulda).
Noch größere Schwierigkeiten fand der unermüdliche Mann in Thüringen,
denn hier widerstrebten auch viele irrgläubige und sittenlose Priester seinen
Anordnungen, so daß er viele ihres Amtes entsetzen und neue an ihre Stelle
berufen mußte. Dennoch ließ er nicht nach in seinem Eifer; überall gründete
er Kirchen und Klöster, und wie er selber mit dem feurigsten Glauben die
werkthätigste Liebe verband, so wurden auch die unter seinem Einfluß gestifteten
Klöster bald Zufluchtsörter für die Bedrängten, Herbergen für die Wanderer,
Spitäler für die Kranken und Pflanzstätten für Kunst und Wissenschaft.
Nach diesen Erfolgen erteilte ihm der Papst die Würde eines Erz-
bischofs und lud ihn ein, wieder nach Rom zu kommen. Während dieses
Besuches kamen seine Pläne für die Gestaltung der deutschen Kirche zur Reife:
als er zurückkehrte, war er fest entschlossen, die Kirchenverfassung des ganzen
Landes gleichmäßig zu ordnen und den Papst zum Schiedsrichter derselben zu
machen. Er berief im Jahre 742 die erste deutsche Kirchenversammlung, welche
strenge Gesetze gegen den anstößigen Lebenswandel vieler Geistlichen erließ und
feierlich den römischen Bischof oder Papst für das Oberhaupt der deutschen
Kirche erklärte. Im Einverständnis mit Pipin stellte er dann auch im west-
lichen Teil des Frankenreiches, dem heutigen Frankreich, dieselbe Kirchenverfassung
her und ließ die Oberhoheit des Papstes von allen Bischöfen anerkennen.
Nachdem Bonifacius 30 Jahre lang für die Ausbreitung des Christen-
tums in Deutschland gewirkt hatte, ward er zum Erzbischof von Mainz gewählt.
In dieser mächtigen Stellung salbte er Pipin den Kleinen, den starken Reichsverwe-
ser des Frankenreiches, zum König; aber die Vollmacht dazu ließ er sich vom Papste
geben, so daß auch dies Ereignis wesentlich dazu beitrug, die strenge kirchliche Ord-
nung und die Oberhoheit des Papstes zu befestigen.
Aber obgleich er so der erste Kirchenfürst Deutschlands war, vergaß er
doch nicht seiner eigentlichen Lebensaufgabe, der mündlichen Verkündigung des
Evangeliuins und der Heidenbekehrung. In seinem siebzigsten Jahre legte er
seine erzbischöfliche Würde nieder und ging noch einmal als Glaubensbote oder
Missionar zu den westlichen Friesen. Keine Gefahr oder Beschwerde achtend,
zog er von Ort zu Ort und predigte mit solcher Begeisterung, daß täglich
Hunderte sich taufen ließen. Aber in der Gegend des heutigen Gröningen
drang eine Schar heidnischer Friesen, voll Erbitterung über die Zerstörung
ihrer Götzenbilder, auf ihn ein; seine Begleiter griffen zu den Waffen, aber er
verbot ihnen jeden Widerstand, indem er auf die fromme Ergebung des Heilandes
verwies; und so erlitt er mit 52 Genossen den Märtyrertod im Jahre 755.
Sein Schwert und Schild war der Glaube an Jesus Christus; aber mit dieser
Wehr und Waffe hat er Dinge vollbracht, die vorher unmöglich erschienen waren.
Nach Dielitz.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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5. Maxi der Große.
an; dann aber überließ er seinem Sohne Pipin die Fortsetzung des Krieges,
und dieser erstürmte das befestigte Feldlager der Avaren zwischen Donan und
Theiß, den für unüberwindlich gehaltenen Ring, in welchem eine unermeßliche.
Bente von den Ranbzügen des Volkes aufgehäuft war. — Endlich unternahm Karl
zur Sicherung der Nordgrenze des Reiches einen Feldzug gegen den Dänenkönig
Gottfried, der wiederholte Einfälle in das Land der Sachsen gemacht hatte;
er erzwang einen Frieden, durch welchen auch das nordalbingische Sachsen, das
heutige Holstein, zum Frankenreiche kam. Die Eider ward jetzt die feste Grenze
zwischen Deutschen und Dänen, und im Norden derselben warfen die letzteren
zu ihrer Sicherung einen Erdwall, das sogenannte Danewerk, auf. Auch
gegen seine östlichen Nachbarn, die Slaven, welche bis an Elbe und
Saale vorgedrungen waren, gewann der große König manchen Sieg; nicht
nur verhinderte er ihr weiteres Vorgehen nach Westen, sondern er brachte
auch einen nicht unbedeutenden Teil derselben in Abhängigkeit von seiner
Herrschaft.
So waltete Karl von der Raab bis an den Ebro, von der Tiber bis
an die Eider; zum ersten Male waren alle deutschen Stämme zu einem großen
Reiche vereinigt. Es war ein Riesenstaat, der mächtigste und größte der Welt,
ein Staat, dem alle anderen sich beugen mußten. Es lag nahe, dabei an das
ehemalige ungeheure römische Reich zu denken. Aber dieses deutsche Reich
war um soviel stärker als jenes, weil es ein christliches war, und eine Religion,
die römisch-katholische, alle Glieder umfaßte. So kam der Gedanke auf, den
Glanz des alten römischen Kaisertums zu erneuern, aber in höherer und edlerer
Art, als es früher geglänzt hatte. Als daher Karl im Jahre 800 mit großem
Gefolge nach Rom kam, setzte ihm der Papst Leo am Weihnachtsabend eine
herrliche Krone aufs Haupt und begrüßte ihn als ersten römisch-deutschen
Kaiser. Sein Reich aber hieß fortan das heilige römische Reich
deutscher Nation: der Papst sollte darin das geistliche, der Kaiser das
weltliche Oberhaupt sein; nach und nach sollte cs alle Völker der Erde in
einem Glauben friedlich umfassen.
Doch über diesen gewaltigen Plänen versäumte Karl nicht, sein Volk
auch zu bilden. Neben der Kirche sollten Schulen dazu mitwirken. An seinem
Hofe versammelte er die gelehrtesten und weisesten Männer seiner Zeit,
darunter den Angelsachsen Alcnin. Mit diesen unterhielt er sich, wenn er
von seinen Feldzügen ausruhte, über gelehrte Dinge, und unermüdlich war er,
sich zu unterrichten und seine mangelhafte Jngendbildnng zu vermehren. Außer
dem Deutschen sprach er das Lateinische recht gut; das Lesen aber ward ihm
schwer. Rechnen lernte er erst im höheren Mannesalter: auch das Schreiben
versuchte er und gab sich große Mühe dabei, aber die Finger, die das Schwert
zu führen gewohnt waren, fügten sich nicht mehr dem Zwange, Buchstaben zu
malen. Desto eifriger war er darauf bedacht, im Volke und besonders unter
der Geistlichkeit die nötigen Kenntnisse zu verbreiten; er gründete viele Kloster-
schulen, und die Knabenschule an seinem Hofe stand unter seiner eigenen Auf-
sicht, er ließ sich die Arbeiten der Schüler vorlegen und belohnte den Fleiß
und strafte die Faulheit. Auch beim Chorgesang in seiner Kapelle spähte er
scharf nach Priestern und Sängern, er wußte genau, was jeder vermochte,
und ward sehr ungnädig, wenn ein Fehler vorfiel.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Gottfried Karl_von_der_Raab Karl Karl Karl Leo Leo Karl Karl Alcnin
Extrahierte Ortsnamen: Donan Sachsen Sachsen Holstein Frankenreiche Rom
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
280
35. Friedrich Wilhelm I. und der Kronprinz Friedrich
Verschönerung der Hauptstadt Berlin und die Hebung des Ackerbaues angelegen
sein; 15 000 Salzburger, die wegen ihres evangelischen Glaubens aus
Österreich vertrieben waren, siedelte er in Ostpreußen an, wo ihnen Äcker und
Wiesen überlassen, auch das nötige Vieh und Gerat gegeben und Kirchen und
Schulen errichtet wurden. Denn er war von einer aufrichtigen, einfachen
Frömmigkeit erfüllt, und so hat er denn auch für die Volksschulen sehr viel gethan:
den Eltern ward es strenge zur Pflicht gemacht, ihre Kinder vom fünften Jahre
an in die Schule zu schicken, und kein Kind sollte konfirmiert werden, ohne
lesen und schreiben zu können. — Seine Lebensweise war eine überaus einfache.
Abends, wenn er sich von den Mühen des Tages erholen wollte, lud er eine
Anzahl von Generalen, Ministern und Gesandten zu einer Gesellschaft, und hier
ward bei der Pfeife Tabak, einem Krug Bier und einfacher Kost die freieste
und ungezwungenste Unterhaltung geführt. In diesem Tabakskollegium durfte
man ihm alles rund heraus sagen: doch neben den ernsten Unterhaltungen überließ
man sich allerlei Späßen und Neckereien, besonders ward durch den derben Witz
des alten Dessauers die fröhliche Stimmung oft erhöht.
Von ganz anderer Natur als-der König war der am 24. Januar 1712
geborene Kronprinz Friedrich. Mehr und mehr zeigte er außerordentliche
Fähigkeiten, und unter dem Einfluß seines französischeil Erziehers entwickelte
sich in ihm eine große Neigung für Kunst und Wissenschaft. Dagegen trieb er
die militärischen Übungen nicht mit Lust, das bloße Exercieren befriedigte ihn
nicht, und das rohe Treiben der Soldaten widerte ihn an. Auch das Tabaks-
kollegium mit seinen derben Späßen behagte ihm nicht, und sehr ließ er es
an der vom Vater gewünschten Sparsamkeit fehlen. So bildete sich allmählich
eine tiefe Verstimmung zwischen Vater und Sohn aus, und mit Bitterkeit
äußerte der König wohl: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet, er macht sich
nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." Wo
er seinem Sohne begegnete, drohte er ihm mit dem Stock, und in seiner
leidenschaftlichen Natur behandelte er ihn oft vor allem Hofgesinde aufs
schimpflichste. So reifte allmählich im Kronprinzen der Plan, heimlich zu
entweichen: mit einem Lieutenant von Katte verband er sich zur Flucht nach
England, aber die Unglücklichen wurden ergriffen, und der Zorn des Königs
kannte jetzt keine Grenzen. Mit seinem Stocke schlug er den Sohn blutig, ja,
er würde ihn, durch seine festen Antworten gereizt, mit dem Degen durchbohrt
haben, wenn sich nicht der General von Mosel zwischen beide geworfen hätte.
Der Lieutenant von Katte ward als Ausreißer vor des Kronprinzen Augen
hingerichtet; er selbst ward auf die Festung Küstrin gesetzt, und hier mußte er
täglich über sieben Stunden in Regierungssachen arbeiten, auch im übrigen
hielt man ihn äußerst strenge. Aber diese Zucht war dein allzu feurigen und
geistvollen Friedrich höchst heilsam; nicht nur ward er mit der Staatsverwal-
tung aufs genaueste bekannt, sondern er lernte auch, seine Leidenschaften zu
beschränken und in treuester Pflichterfüllung die Aufgabe des Lebens zu sehen.
So ward er in seiner Einsamkeit allmählich umgewandelt, und mehr und
mehr lernte er die strenge, aber brave Art seines Vaters schätzen. So erfolgte
denn endlich die Versöhnung zwischen den beiden Männern, von denen jeder in
seiner Eigentümlichkeit so groß und edel war. Der König kaufte seinem
Sohne das Schloß Rheinsberg bei Ruppin, wo der Prinz in ernster
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin England Schloß_Rheinsberg Ruppin
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16. Das Rittertum.
inwendig, um den Druck zu mildern, stark gefüttert. Die Waffen bestanden
aus Lanze, Schwert, Kolben, Streithammer oder Streitaxt und einem Schilde,
der gewöhnlich von Holz, aber mit einem eisernen Reisen und einem meist ledernen
Überzüge versehen war. Auch die Pferde waren mehr oder weniger geharnischt
und über die Sättel oft eine große, geschmückte Pferdedecke gehängt.
Am glänzendsten trat das Rittertum in den zahlreichen Turnieren her-
vor, die erst im zwölften Jahrhundert eine bestimmte Gestalt annahmen. Durch
feierliche Berufungen wurden die Ritter eingeladen, und schon am Abend vor dem
eigentlichen Beginn des Kampfspieles fanden Vorkämpfe und Gefechte statt, be-
sonders unter den Knappen, welche ihre Meisterschaft am folgenden Tage darlun
und Ritter werden wollten. Gewisse Ehrengefetze wurden streng beobachtet; man
durfte sich z. B. nicht an den Sattel festbinden lassen, keine scharfen Lanzen
gebrauchen und mit dem Schwerte nicht stechen, man sollte das Pferd des Gegners
nicht verwunden und den Kampf endigen, sobald jener den Helm abnähme.
Jeder strebte sich durch die Pracht seiner Rüstung und Kleidung, durch die Stärke
und Schönheit seines Pferdes auszuzeichnen, und Sammet, Seide, Hermelin,
Zobel, Silber und Gold werden dabei häufig erwähnt. Die ausgesetzten Preise
waren sehr verschieden. Man kämpfte entweder Mann gegen Mann oder in
ganzen Scharen; der Sieg war errungen, wenn man den Gegner aus dem Sattel
gesetzt hatte. Oft kamen bei solchen Turnieren Ritter um; auch ohne Wunden
erstickten manche in ihren schweren Rüstungen. Die Päpste suchten deshalb
durch wiederholte Verbote jene Feste zu verhindern; aber die Gefahr und der
Glanz lockten zu sehr, sie wurden nicht ausgerottet.
Ein Hauptunterscheidungszeichen der ritterlichen Familien waren die
Wappen, welche seit dem Anfang der Kreuzzüge, auch im Siegel, immer
häufiger gebraucht wurden. Gewöhnlich erinnerten dieselben an eine Heldentat
der Vorfahren; einer z. B., der zuerst eine feindliche Mauer erstiegen hatte, erhielt
eine goldene Leiter in sein Wappen, ein anderer, der angesichts der Feinde allen
voran durch einen Fluß geschwommen war, ein weißes Schild mit einer quer
hindurchgehenden Linie, die den Fluß andeutete.
Wie die Ritter überhaupt die Vorschriften des Christentums zu erfüllen
hatten, so wurden ihnen besonders Demut und Milde eingeschärft, zwei Tugenden,
die bei dem kriegerischen Leben nur zu leicht verloren gehen konnten. Im Äußeren
zeigte sich die Verbindung des Rittertums und der Religion besonders in den
großen Ritterorden, welche so feste und wohlgeordnete Genossenschaften bildeten,
daß Ansehen, Macht und Reichtum nicht ausbleiben konnten. Sie gingen un-
mittelbar aus den Kreuzzügen hervor; Krankenpflege und Kampf gegen die Un-
gläubigen waren ihre vorzüglichsten Aufgaben. Der wichtigste unter ihnen war der
deutsche Orden, gestiftet während der Belagerung von Akkon durch den Herzog
Friedrich von Schwaben, Sohn Friedrich Barbarossas. Die Brüder, welche alle
von deutscher Abstammung sein mußten, wurden in streitende, dienende und geist-
liche geteilt; die ersteren trugen einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuze. Als
Akkon durch die Christen erobert war, ward es der erste Hauptsitz des Ordens
und seines Meisters. Schon unter dem vierten Hochmeister, Hermann von
Salza, zählte er 2000 Ritter und besaß zahlreiche Güter im Morgen- und
im Abendland, besonders aber in Deutschland. Da Hermann von Salza ein-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Zobel Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Hermann_von
Salza Hermann_von_Salza
15. Die Einführung der Reformation.
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Mit der Aufhebung der Klöster und der Durchführung der Reformation
nahm auch das gelehrte Schulwesen durch die Fürsorge der Landesfürsten einen
bedeutenden Aufschwung, während für die Volksschule in Stadt und Land bis
zum Erlaß der gemeinschaftlichen Schulordnung v. I. 1745 weniger geschah.
Neben der Kieler Stadtschule, den älteren, schon aus katholischer Zeit stammenden
Anstalten zu Schleswig, Husum und Hadersleben, die neu geordnet wurden,
entstanden nacheinander lateinische Schulen in Meldorf (1540), Bordesholm
(1566) und Flensburg (1566). In der Stadt Schleswig wurde von Herzog
Adolf selbst eine Art Universität errichtet, die jedoch wegen der Ungunst der
Zeiten nur kaum 20 Jahre Bestand hatte.
4. Die Bedeutung der Deformation für unser Land, insbesondere
für Schleswig.
So war es denn wieder eine religiöse Bewegung, die wie im Anfang
unser Land an Deutschland knüpfte. Von da hat es schlimme Tage kommen
gesehen und mit seinen Glaubensgenossen ertragen. Mit Gut und Blut haben
die Bewohner dieser Lande ihren Glauben verteidigen müssen und ihre gesegnete
Heimat in langem Kriege verwüstet gesehen. Aber sie haben auch teilgenommen
in vollem Maße an den Segnungen der neuen gereinigten Lehre, ja, in noch
höherem Maße als andere deutsche Länder. Überall in den Städten, in den
Flecken und Kirchdörfern, bald auch in den einzelnen Dörfern, entstanden
Schulen zum Unterrichte des Volkes, und es waren deutsche Männer, die in
den Kirchen den Erwachsenen predigten, und Deutsche, welche die Jugend in
den Schulen unterrichteten. Und noch war die Bevölkerung in allen Gegenden
des Landes der hochdeutschen Sprache nicht kundig. Die niederdeutsche oder
plattdeutsche Mundart war damals die alleinige Volkssprache, in ihr wurden
die Verhandlungen des Landtages geführt und die Gesetze erlassen; neben ihr ward
in den friesischen Gegenden nur friesisch, in den Gebieten nördlich von der Schlei
bis an die Königsau mit Ausnahme der meisten Städte die westjütische Mundart
gesprochen. Durch Luthers Bibelübersetzung wurde das Hochdeutsch der kur-
sächsischen Kanzlei in Deutschland zur vorherrschenden Schriftsprache, breitete sich
schnell aus und ward bald auch in unseren Gegenden bekannter. Schon
Christian Iii. war für die Verbreitung der hochdeutschen Sprache thätig und
fing an, sich ihrer den Ständen gegenüber zu bedienen.
Seit 1560 verschwand das Niederdeutsche gänzlich aus den Erlassen der
Regierung. Vier Jahre später begannen auch die Stände ihre Verhandlungen
in hochdeutscher Sprache zu führen; um 1600 drang Hochdeutsch in alle Gerichte
ein und gelangte im Laufe des folgenden Jahrhunderts zu alleiniger Geltung.
Zuletzt erst folgte Kirche und Schule.
So führte die Reformation weiter, was in den vergangenen Jahrhunderten
erst begonnen war, und ward Träger der deutschen Sprache und Sitte im
Herzogtum Schleswig. Selbst als die eigentliche Bewegung derselben schon
vorüber war, ward das vordringende Deutschtum nicht gehemmt, denn andere
günstige Umstände traten hinzu. Die Theologie, die erste und fast einzige
Wissenschaft jener Zeiten, wurde vorzugsweise an den Universitäten Deutschlands
gepflegt. Wer sich eine höhere Bildung erwerben wollte, ging südwärts nach
3*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Herzog
Adolf Adolf Christian_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Husum Meldorf Flensburg Schleswig Schleswig Deutschland Luthers Deutschland Schleswig Deutschlands