Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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14. Die Kurfürstin Luise Henriette.
Vom Pferde sinkend, bleibt er mit einem Fuße im Steigbügel hängen.
Das scheu gewordene Pferd schleift ihn ein Stück mit fort. Der Herzog verläßt
den König, nicht aber der Edelknabe. Er schwingt sich von: Rosse und bietet
es seinem am Boden liegenden Herrn an. Vergebens mühet sich dieser, mit Hilfe
des Edelknaben sich vom Boden zu erheben. Ein neuer Schwarm der Kaiser-
lichen sprengt herzu, es fallen Schüsse, eine Kugel dringt dem Könige durch die
Schläfe — er ist nicht mehr.
Inzwischen haben die Schweden das daherjagende blutige Pferd ihres
Königs erblickt. Von Mund zu Mund geht die Schreckenskunde: der König ist
tot. — Der Eindruck des Unglücks ist fast überwältigend. Einige der schwedi-
schen Generale denken an einen geordneten Rückzug und äußern sich in diesem
Sinne. „Nein", ruft der tapfere Bernhard von Weimar, „keinen Rückzug; Rache!
Sieg oder Tod muß jetzt unser Feldgeschrei sein."
Sein Ausruf ist der rechte Ausdruck des Gefühls, das sich der Mehrzahl
der protestantischen Krieger bemächtigt hat. „Rächet den König! rächet ihn!"
Also tönt es umchtvoll aus dem Heere.
Mit Sturmgewalt geht es wieder gegen den Feind. Auf allen Punkten
wird sein Widerstand gebrochen, gräßlich mähet der Tod in seinen Reihen, er weicht.
Aber noch eine harte Probe seines Heldensinnes hat das Heer zu bestehen. Pap-
penheim, dem Eilboten nachgesandt worden, kommt jetzt mit seinen Geschwadern da-
hergebraust. Ein neues, gewaltiges Ringen beginnt; aber auch die Pappenheimer
werden in die Flucht geschlagen, ja ihr Führer fällt, Das ganze kaiserliche Heer
ist auf der Flucht. In der Nacht bei Fackelschein finden die Schweden die Leiche
ihres geliebten Königs am sogenannten Schwedensteine.
Zehntausend schliefen um Gustav den letzten Schlummer im Felde bei Lützen.
Ein eisernes Denkmal zeigt der Nachwelt die Stelle, auf der der König
seine Heldenseele aushauchte. Ein Denkmal erhabenerer Art ist dem Könige in
dem Gustav - Adolf - Vereine gestiftet.
Der größte Held der Protestanten war zwar dahin, aber — auch der Zauber
des Namens Wallenstein war geschwunden.
14. Die Kursürstin Luise Henriette.
Der grosse Kurfürst hatte sich zur Gemahlin die Tochter des Prinzen von
Oranien, Luise Henriette, erkoren, eine durch bedeutende Geistesgaben,
Herzensgüte, echte Frömmigkeit und edle Weiblichkeit ausgezeichnete
Prinzessin.
Im Jahre 1646 am 17. November fand die Vermählung statt, aber
erst im nächsten Frühjahr holte der Kurfürst seine junge Gemahlin in sein
Land, da sie ihn gebeten hatte, er möge sie noch so lange bei ihrem alten,
schwer erkrankten Vater lassen, bis sich die Krankheit gehoben habe. Der
Kurfürst willigte ein und die liebende Tochter war dem teuren Vater der
Engel am Schmerzenslager, der, so weit es der Macht der Liebe möglich
ist, ihm Trost und Erleichterung bis ins Kleinste zu bringen verstand.
Aber die Krankheit verschlimmerte sich — und im März verschied der
Vater sanft in den Armen seiner geliebten Luise. Nachdem das feierliche
Begräbnis des hohen Verstorbenen vor sich gegangen war, begab sich der
Kurfürst mit seiner Gemahlin nach Cleve, dessen Schloss er für dieselbe
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Extrahierte Personennamen: Luise_Henriette Bernhard_von_Weimar Gustav Gustav Gustav Adolf Luise_Henriette Luise_Henriette Cleve
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188. Das Leuer im Walde.
Schwedenkönige Gustav Adolf. Am 17. September 1631 stand er bei Leip-
zig mit seinem Heere dem katholischen Feldherrn Tilly gegenüber. Da gab's
natürlich eine Schlacht. Aber ehe sie begann, ließ der König sein ganzes
Heer das Lied anstimmen: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Als der Sieg
gewonnen war, warf er sich mitten unter den Toten und Verwundeten auf seine
Kniee, dankte Gott und ries: „Das Feld muß er behalten" (V. 2). Das sehen
wir vorher an den Vierhundert zu Pforzheim. Um ihren geliebten Landes-
herrn, den Markgrafen Friedrich von Baden, vor Tod oder Gefangenschaft zu
retten, als ihn Tilly 1622 bei Wimpfen geschlagen hatte, stellten sie sich an
der Brücke des reißenden Bellinger Baches, dem einzigen Übergangspunkte, auf.
Während die Kaiserlichen unter Trommelwirbel und Trompetenklang heran-
rücken, knieet die Schar nieder. Über den Leichen ihrer Brüder und über den
Leichen ihrer Feinde steigt ihr Gesang zum Himmel empor: „Ein' feste Burg
ist unser Gott." Der Kampf beginnt. An der Spitze der Pforzheimer steht
ihr Bürgermeister Deimling. Ein Musketenschuß zerschmettert ihm das rechte
Bein; er knieet aus das linke und schwingt die Fahne hoch empor. Eine
Traubenkugel zerreißt ihm den rechten Arm, er nimmt die Fahne in die linke
Hand. Noch einmal hebt er sie empor und sinkt, von einer Kugel durchbohrt,
zu Boden. Ein Jüngling ergreift die Fahne. Furchtbar wütet der Tod;
Leichen türmen sich auf Leichen. Immer mehr schmilzt die Heldenschar zusam-
men; aber ihre Fahne hält sie allezeit hoch. Siehe, noch einmal flattert sie,
noch einmal blitzt ihre goldene Inschrift: „Ein' feste Burg ist unser Gott" über
das Feld des Todes: da saust ein Schwert durch die Luft, die Fahne sinkt: der
letzte der Vierhundert ist gefallen.
Soviel aus der Lebensgeschichte dieser köstlichsten Perle unter allen evan-
gelischen Liedern. Zum Schlüsse sei noch des alten Reimleins gedacht:
Ein' feste Burg ist unser Gott,
half vor alters, hilft noch aus Not. Runkwitz.
188. Das Feuer im Walde.
Zwei Knaben liefen durch den Hain
und lasen Eichenreiser auf
und türmten sich ein Hirtenfeu’r,
indes die Pferd’ im fetten Gras
am Wiesenbache weideten.
Sie freuten sich der schönen Glut,
die wie ein helles Osterfeu’r
gen Himmel flog und setzten sich
auf einen alten Weidenstumpf.
Sie schwatzten dies und schwatzten das
vom Feuermann und Ohnekopf,
vom Amtmann, der im Dorfe spukt
und mit der Feuerkette klirrt,
weil er nach Ansehn sprach und Geld,
wie’s liebe Yieh die Bauern schund
und niemals in die Kirche kam.
Sie schwatzten dies und schwatzten das
vom sei’gen Pfarrer Habermann,
der noch den Nufsbaum pflanzen tät,
von dem sie manche schöne Nuss
herabgeworfen, als sie noch
zur Pfarre gingen, manche Nuss!
Sie segneten den guten Mann
in seiner kühlen Gruft dafür
und knackten jede schöne Nuss
noch einmal in Gedanken auf. —
Da rauscht das dürre Laub empor,
und sieh, ein alter Kriegesknecht
wankt durch den Eichenwald daher,
sagt: „Guten Abend!“ wärmet sich
und setzt sich auf den Weidenstumpf.
„Wer bist du, guter alter Mann?“
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