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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 47

1896 - Leipzig : Hirt
47 kaum zu retten wute! Friedrich Iii. fhlte sich durch den Hochmut Karls, der es darauf anzulegen schien ihn zu demtigen, so gekrnkt, da er Pltz-lich, in der Nacht vor dem festgesetzten Krnungstage, ohne Abschied zu nehmen, davonzog. Dies erbitterte den ehrgeizigen Herzog natrlich der die Maen; von einer Verlobung Marias mit Maximilian war keine Rede mehr; vielmehr fiel Karl der Khne in Deutschland ein, um sich zu rchen. Doch richtete er nichts aus. Ebenso milang ihm ein Versuch die Schweizer zu unterwerfen. Er kam in diesem Kampfe um. Nun fhlte sich seine Tochter Maria so schutzlos, da sie Maximilian herbeirief und sich mit ihm vermhlte. 2. Der Erzherzog war damals 19 Jahre alt, ein schner Jngling, hochgewachsen, von wahrhaft kniglichem Anstnde, mit lebhaften blauen Augen, groer, stark gebogener Nase, hoher, mchtig gewlbter Stirn und blonden Locken. Er drstete nach khnen Abenteuern, war treuherzig im Verkehr, ein Freund der Knstler und Gelehrten. Leidenschaftlich liebte er die Jagd. Einst geriet er auf der Gemsenjagd an eine Stelle, wo er weder vorwrts noch rckwrts konnte. Der steile Bergrcken, die Martinswand, liegt bei Innsbruck. Von unten sah man den verwegenen Jger wie in der Luft schweben, und man hielt ihn fr rettungslos verloren. Man glaubte nicht, da jemand in seine Nhe gelangen knne. Erst am dritten Tage wurde Maximilian durch die todesverachtende Treue eines Tyrolers befreit. Er hatte mit dem Leben schon abgeschlossen und dem tief untenstehenden Volke durch Zeichen kundgegeben, da er sich auf das Sterben vorbereite. Whrend er noch betete, hrte er Schritte; wie ein Engel erschien ihm der Retter, der mit eigener Lebensgefahr auf nur ihm bekannten Stegen den jungen Fürsten rettete. 3. Ein so khner Mann wie Maximilian, gehrte dazu, um Marie von Burgund vor den ueren Feinden, den Franzosen, wie vor den Gegnern im Innern des Landes, besonders den trotzigen Brgern von Gent, zu beschtzen. Ritterlich unterzog sich Maximilian diesen Aufgaben und gewann dadurch die innige Liebe seiner Gemahlin. Aber ein jher Tod vernichtete schon nach wenigen Jahren das Glck dieser Ehe. Maria liebte die Jagd ebenso sehr wie ihr Gemahl; hoch zu Ro, den Falken auf der Hand, sprengte sie einst dahin, als sie zu Falle kam und sich ttlich verletzte. Untrstlich stand Maximilian an ihrem Sterbelager, und dieser Anblick erschwerte ihr den Abschied von dem Leben so sehr, da sie ihn mit zitternder Stimme, in der sich ihre ganze Liebe noch einmal aussprach, anflehte, das Gemach zu verlassen. Als er dann die Verstorbene zum letzten-

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 68

1896 - Leipzig : Hirt
68 die Franzosen sich schon nherten. Sie selbst erklrte: ich will lieber in die Hnde Gottes als dieser Menschen fallen." Und so wurde sie am 3. Januar 1807 bei der heftigsten Klte, bei dem frchterlichsten Sturm und Schneegestber in den Wagen getragen und zwanzig Meilen weit nach Memel gebracht. Die Reise dauerte drei Tage und drei Nchte; am Tage fuhr man teils auf den Sturmwellen des Meeres, teils auf dem Eise; die Nchte verweilte man in den elendesten Htten. In der ersten Nacht lag die Knigin in einer Stube, deren Fenster zerbrochen waren, so d der Schnee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquickende Nahrung. So hat noch keine Knigin die Not empfunden. Kaum war sie genesen, so erschtterte der Friede von Tilsit, der den Staat um die Hlfte verkleinerte, ihre Gesundheit von neuem. Nur ihr Gottvertrauen hielt sie aufrecht, und sie zeigte eine solche Wrde und edle Haltung, da sie den König und ihre ganze Umgebung zu trsten vermochte. Ohne Murren fgte sie sich in die Entbehrungen, welche das Un-glck dem Knigshause auferlegte. Um dem verarmten Vaterlande zu Hilfe zu kommen, wurde das groe goldene Tafelgeschirr, ein Erbstck der Vter, in die Mnze geschickt, um Geld daraus zu prgen. Auch ihre Diamanten gab Luise hin und behielt nur einen Schmuck von Perlen; denn Perlen", sagte sie, bedeuten Thrnen, und ich habe deren so viele vergossen". 4. Die Ergebung, mit der sie die Heimsuchung trug, machte sie ihrem Gemahl noch teurer, und das ganze Volk hing ihr, wie einer Heiligen, in rhrender Liebe an. Als sie (erst im Jahre 1809) wieder nach Verlin zurckkam, uerten sich Verehrung und Treue in begeisterter Weise. Aber die Leiden hatten das Herz der Knigin, das so lebhast fr das Wohl des Vaterlandes schlug, gebrochen. Sie hatte den lange gehegten Wunsch, den Vater und ihre Geschwister zu besuchen, im Juni 1810 ausgefhrt. Dort, auf dem Schlosse Hohenzieritz, verfiel sie in eine gefhrliche Krankheit, und ihr Gemahl mute bald an ihr Sterbebett berufen werden. Die Knigin hatte" so erzhlt als Augenzeugin die Oberhofmeiste-ritt, den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie ihn, mit welcher Freude umarmte und kte sie ihn! Und er weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. So viel die arme Knigin es nur vermochte, versuchte sie noch immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr. So ging es fort, und sie wurde immer schwcher. Der König sa auf dem Rande des Bettes, und ich knieete davor. Er suchte die erkalteten Hnde der Knigin zu erwrmen; dann hielt er die

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 8

1896 - Leipzig : Hirt
8 Theoderichs. Lange freilich war er hochangesehen; klug und gerecht lenkte er ferne Goten wie die unterworfenen Bewohner Italiens. Jahrhunderte lang war das arme Land der Schauplatz zerrttender Kriege gewesen. Die Rmer hatten sich aus Parteiha gegenseitig zerfleischt; jetzt endlich kehrte der goldne Friede, Sicherheit und Ruhe wieder ein. Die Gerechtigkeit des Knigs wurde so geachtet und gefrchtet, da man dem Sprichwort zufolge Gold auf den Straen liegen lassen konnte, ohne da es gestohlen worden wre. Selbst den leidenschaftlichen Ha der Rmer gegen die Sieger wute Theoderich viele Jahre zu beschwichtigen. So wurde er geehrt, fast geliebt und konnte es wagen, die schwierigste Aufgabe lsen zu wollen: die seinen Goten verwandten Stmme zu einigen, so da sie ihre Fehden vergessen, ihre Streitigkeiten seinem richterlichen Schiedssprche berlassen sollten. Es wre eine herrliche Krnung seines Friedenswerkes geworden, wenn er eine Einheit der germanischen Stmme zu stnde gebracht htte. Aber drohend erhob sich gegen ihn der Schatten des gemordeten Odoaker. Man mitraute der Reinheit seiner Absichten; das verbitterte das Herz des groen Mannes; so wurde er selbst mi-trauisch und verfolgte am Ende seiner Regierung seine treuesten Anhnger. Mit seinem Tode (526)*) brach auch sein Reich zusammen. 3. Wohl versuchte seine Tochter Amalaswintha und deren Nach-folger den vordringenden Rmern Halt zu gebieten; die tchtigen Feld-Herrn des ostrmischen Kaisers (Belisar und Narses) besiegten sie jedoch. Am Vesuv wurde der letzte Ostgotenknig Teja mit einem kleinen Huf-lein feiner Getreuen eingeschlossen. In einem Engpa schtzte er lange wie ein gewaltiger Turm die hinter ihm stehenden Seinigen. Die gegen ihn geschleuderten Pfeile und Wurfspiee sing er geschickt mit seinem Schilde auf. Als dieser von feindlichen Geschossen starrte, lie er ihn fallen und wendete sich zu seinem Waffentrger, um einen neuen in Empfang zu nehmen. In diesem Augenblicke schwirrte eine todbringende Lanze heran und durchbohrte die unbedeckte Brust. So starb der letzte Fürst der Ost-goten und mit ihm verschwand sein Volk vom Boden der Erde. 4. Italien aber wurde wieder eine Beute feindseliger Parteien. Denn Narses siel in Ungnade und rief aus Rache einen anderen germanischen Stamm, *) Eine Sage erzhlt davon: Als Theoderich wenige Tage nach der Hinrichtung zweier treuen Diener zu Mittag a, geschah es, da seine Leute den Kopf eines groen Frsches.zur Speise auftrugen. Kaum erblickte ihn der König auf der Schssel liegen, so schien ihm der Kopf der eines Enthaupteten zu sein, wie'er die Zhne in die Unter-uppe bi, und mit verdrehten Augen drohend schaute. Erschrocken und von Fieberfrost ergriffen eilte der König ins Bett, beweinte seine Unthat und verschied in kurzer Zeit.

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 27

1896 - Leipzig : Hirt
27 dem Spiele stehen, so will ich Euer Gebot befolgen, es komme, was da wolle, und des Kaisers Drohung mge der mich ergehen." Hiermit rstete sich Heinrich zu dem Heerzug und kam bald nach Welsch-lernt) zu der Stadt, wo die Deutschen lagen; jedoch verbarg er sich vor des Kaisers Antlitz und floh ihn. Sein Zelt lie er ein wenig seitwrts vom Heere ans-schlagen. Eines Tages lag er da und badete in einem Zuber und konnte aus dem Bade die Gegend berschauen. Da sah er einen Haufen Brger aus der belagerten Stadt kommen und den Kaiser dagegen reiten zu einem Gesprch, das zwischen beiden Teilen verabredet worden war. Die treulosen Brger hatten aber diese List ersonnen; denn als der Kaiser ohne Waffen und arglos zu ihnen ritt, hielten sie gerstete Mannschaft im Hinterhalte, und berfielen den Herrn mit frechen Hnden, da sie ihn fingen und schlgen. Als Herr-Heinrich diesen Treubruch geschehen sah, lie er Baden und Waschen, sprang aus dem Zuber, nahm den Schild mit der einen, und sein Schwert mit der andern Hand, und lief, wie er war, unter die Menge der Feinde. Khn schlug er unter sie, ttete und verwundete eine groe Menge und machte sie alle flchtig. Darauf lste er den Kaiser aus seinen Banden, lief schnell zu-rck, legte sich in den Zuber und badete nach wie vor. Als Otto wieder zu seinem Heere kam, erkundigte er sich, wer sein uu-bekannter Retter gewesen wre; zornig sa er im Zelt auf seinem Stuhl und sprach: Ich war verraten, wo mir nicht zwei ritterliche Hnde geholfen htten; wer aber den Mann kennt, fhre ihn zu mir, da er reichen Lohn und meine Huld empfange; kein khnerer Held lebt hier noch anderswo." Nun wuten wohl einige, da es Heinrich von Kempten gewesen war; doch frchteten sie den Namen dessen auszusprechen, dem der Kaiser den Tod geschworen hatte. Mit dem Ritter" antworteten sie stehet es so, da schwere Ungnade auf ihm lastet. Mchte er Deine Huld wieder gewinnen, so lieen wir ihn vor Dir sehen." Da nun der Kaiser sprach: und wenn er ihm gleich seinen Vater erschagen htte, solle ihm vergeben sein", nannten sie ihm Heinrich von Kempten. Otto befahl, da er alsbald hergebracht wrde; er wollte ihn aber erschrecken und bel empfangen. Als Heinrich von Kempten hereingefhrt war, gebrdete der Kaiser sich zornig und sprach: Wie trauet Ihr Euch, mir uuter die Augen zu treten? Ihr wit doch wohl, warum ich Euer Feind bin, der Ihr meinen Bart gerauft und ohne Schermesser geschoren habt! Welch hochfahrender bermut hat Euch jetzt hierher gefhrt?" Gnade, Herr" sprach der khne Ritter ich kam gezwungen hierher. Mein Abt, der hier steht, gebot es bei schwerer Strafe. Gott sei mein Zeuge, wie ungern ich diese Fahrt gethan. Aber meinen Dienst-eid mute ich halten. Wer mir das bel nimmt, dem lohne ich so, da er sein letztes Wort gesprochen hat." Da begann Otto zu lachen: Seid mir tausendmal willkommen, Ihr auserwhlter Held! Mein Leben habt Ihr ge-rettet, das mute ich ohne Eure Hilfe lassen." So sprang er auf, kte ihm Augen und Wangen. Von Feindschaft war keine Rede mehr: der hochgeborene Kaiser lieh und gab ihm groen Reichtum und brachte ihn zu Ehren, von denen man lange erzhlt hat.

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 36

1896 - Leipzig : Hirt
36 - ungebrochener Stimme die Worte: Euch alle, Ihr Lebenden, frage ich: verdiene ich den Tod, weil ich mein Recht verteidigt habe? Und verdient die Treue den Tod, da alle, die zu mir standen, ihn erleiden sollen?" Das Schicksal seines Freundes, den er in seinen Untergang hineinzog, schmerzte ihn tief. Seine letzten Worte aber waren: O Mutter, welches Herzeleid bereite ich Dir!" Dann fiel sein Haupt; laut auf schrie vor Schmerz bei diesem Anblick Friedrich von Baden. Dann wurde auch er enthauptet, ein hehres Beispiel deutscher Freundestreue. 4. Der grausame Karl von Anjou erfreute sich seiner Frevelthat nicht lange. Auf der Insel Sizilien machten sich seine Franzosen ganz besonders verhat. Da brach ein gewaltiger Volksaufstand los (die sizilianische Vesper), bei dem alle auf der Insel befindlichen Franzosen ermordet wurden. Man schttelte die franzsische Herrschaft gnzlich ab. Von Kummer und Gewissensbissen verfolgt, sank Karl in das Grab. 5. Wie der letzte mnnliche Staufer ein trauriges Geschick hatte, so auch die letzte Frau. Margarethe war mit einem Landgrafen von Thringen vermhlt worden. Dieser behandelte sie so unwrdig, da sie schlielich fr ihr Leben frchten mute. Sie entschlo sich zu fliehen und, wenn auch schweren Herzens, ihre beiden Shne zu verlassen. Im berma des Abschiedsschmerzes soll sie ihren Sohn Friedrich in die Wange gebissen haben. Sie sah ihre Kinder nicht wieder. In Drftigkeit und von den Ihrigen vergessen starb sie in Frankfurt a. M., wohin sie sich geflchtet hatte. 11. Hwdolf von Kabsurg (127391). 1. Mit dem Tode Konrads Iv., des letzten regierenden Fürsten aus dem Hause der Staufer, geriet Deutschland in eine arge Zeit der Ver-wirrung. Man whlte zu Herrfchern fremde Fürsten, die nur nach dem Glnze der Krone trachteten, ohne die Brde der Regierung tragen zu wollen. Da that denn jeder, was ihm beliebte; die Starken und Mchtigen befehdeten die Schwachen und Friedlichen; es herrschte das Faustrecht, weil kein Richter da war, Frevelthaten zu bestrafen. Dieser Zustand (Zwischen-reich oder Interregnum genannt) dauerte beinahe 20 Jahre. Schwer litten darunter besonders die Geistlichen, welche nicht Gewalt mit Gewalt ver-gelten sollten. ? 2. Da rief der Erzbischof von Mainz die zur Wahl berechtigten Fürsten zusammen und schlug ihnen vor, den Grasen Rudolf von Habsburg zum Könige zuzkren (whlen). Es war ein kluger Vorschlag. Htte er einem mchtigen Herzoge die Krone verschaffen wollen, fo wrden sich die anderen

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 59

1896 - Leipzig : Hirt
59 Adolf konnte ihn bei Nrnberg nicht aus seinen trefflich angelegten Ver-schanzungen heraustreiben. Die entscheidende Schlacht bei Ltzen (1632) gewann Wallenstein zwar nicht, doch fgte es sein Glcksstern, da der groe Gegner den Tod fand. 9. Jetzt schien es Wallenstein an der Zeit, die Fremden aus Deutsch-land zu vertreiben und dem Vaterlande den lange ersehnten Frieden zurck-zugeben. Davon wollte freilich der Kaiser nichts hren. Voll Mitrauen betrachtete man in Wien diese Plne des Feldherrn; man frchtete, auch gegen den Willen des Gebieters werde er mit den Schweden Frieden schlieen, ja, wenn Ferdinand sich weigern sollte, daraus einzugehen, werde er mit den Feinden sich verbinden. So entschlo man sich, ihn zum zweiten Male abzusetzen, und da man bedachte, da das Heer vielleicht mehr seinem Feldherrn als seinem Kaiser anhangen werde, so ging man heimlich und versteckt zu Werke, untergrub zunchst das Vertrauen der Offiziere und Soldaten, indem man ihnen Wallenstein als schwarzen Verrter darstellte. Dadurch gelang es, die Mehrzahl der Regimenter von ihm abwendig zu machen. Mit den brigen zog er nach Eger, als wenn er sich mit den Schweden vereinigen wollte. Besonders vertraute er einem Obersten Butler. Dieser aber stand auf der Seite des Kaisers und lie zuerst bei einem Gastmahl die wichtigsten Anhnger Wallensteins tten, dann schickte er einige seiner Dragoner ab, um Wallenstein selbst zu er-morden. Dieser hatte eben ein Bad genommen und war im Begriff, schlafen zu gehen. Sein Mundschenk, der ihm in goldener Schale den Schlaftrunk gebracht hatte, begegnete den Hereinstrmenden und wollte ihnen empfehlen, die Ruhe des Herrn nicht zu stren. Aber ihm selbst versetzten sie eine Wunde und erhoben das Geschrei: Rebellen". Indem Wallenstein bei diesem Lrm, wie er war, nach dem Fenster ging, [stieen die Dragoner Butlers die Thr auf und schrieen ihm die Worte zu: Schelm und Ver-rter". Offenbar erkannte Wallenstein, da er verloren sei. An einem Tisch angelehnt, die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben, spannte er die Arme weit aus und empfing in dieser Stellung den Todessto. Dieses Ende eines bedeutenden Mannes war um so bedauerlicher, als dadurch der Abschlu des Krieges weit hinausgerckt wurde. Denn nun mischten sich die Franzosen auch noch in den Kampf ein, und erst 1648 kam der fr Deutschland beraus unheilvolle Westflische Friede" zustande.

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 69

1896 - Leipzig : Hirt
69 eine und legte die andere in meine Hnde, um da ich sie warm reiben sollte. Es war etwa 9 Uhr (in der Frhe des 19. Juli). Die Knigin hatte ihren Kopf sanft auf die Seite geneigt und die Augen fest gen Himmel gerichtet. Ihre groen Augen weit geffnet und auswrts blickend sagte sie: Ich sterbe; o Jesu, mache es leicht!" Ach, das war ein Augen-blick, wie niemand ihn je vergit." Schluchzend war der König zurck-gesunken und hatte kaum die Kraft, der Verklrten die Augen zuzudrcken. 5. Das Andenken an die Knigin Luise lebte fort und trieb viele edle Vaterlandssrennde an zur hingebenden Thtigkeit fr den zertrmmerten Staat. Der alte Geist der Frmmigkeit, Pflichttreue und Sittenreinheit kehrte wieder ein. Der Freiherr von Stein schuf als Staatsmann ein neues Preußen, der Feldherr Scharnhorst ein neues Heer. An der eben gegrndeten Hochschule in Berlin wetteiferten gelehrte Männer, die reifere Jugend fr den notwendigen Kampf gegen den Feind vorzubereiten; krperlich suchte sie der Volksfreund Jahn durch die Einfhrung des Turnens zu sthlen. Dies alles geschah im Geiste Luisens. Die Dichter priesen sie als den verklrten Schutzengel Preuens. 6. Endlich kam der Tag, den sie vorausahnend geschaut hatte, wo der Napoleon, der niedrige Verleumdungen der die Knigin von Preußen verbreitet hatte, das Gottesgericht hereinbrach. In den weiten Ebenen Rulands ging 1812 durch Hunger und Klte seine groe Armee" zu Grunde. Nunmehr erhob sich Preußen wie ein Mann, und in dem Befreiung s-kriege (181315), war es ihr Bild, das die Kmpfer begeisterte. Der Dichter Theodor Krner, selbst ein todesmutiger Streiter, sprach es aus in den Worten: So soll Dein Bild auf uusrer Fahne schweben Und soll uns leuchten durch die Nacht zum Sieg. Luise sei der Schutzgeist deutscher Sache, Luise sei das Losungswort zur Rache!" Als nach der groen Vlkerschlacht bei Leipzig die Herrschast Napoleons der Deutschland zusammengebrochen war, als der khnste Feldherr, der Feldmarschall Blcher, sein Heer bis Paris gefhrt hatte, da sprach dieser alte Held still vor sich hin: Luise ist gercht". 7. Friedrich Wilhelm in. verwand den Schmerz, da sich die Augen-sterne geschlossen hatten, die ihm auf seiner dunklen Bahn so treu geleuchtet, niemals ganz. Er errichtete der geliebten Entschlafenen im Park von Charlottenburg ein Mausoleum (Grabdenkmal) und lie dasr von dem tchtigsten Bildhauer dieser Zeit, Christian Rauch, einen Marmorsarkophag

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 19

1918 - Leipzig : Voigtländer
3. Die zwölf arbeiten. Der nemeische Löwe. Um seinen tttut und seine Ausbauer Zu prüfen, erteilte ihm das Orakel Zu Delphi den Befehl, dem Lurystheus, einem Könige im {üblichen Griechen-Ianb, zwölf Jahre bienftbar zu sein und alles gehorsam auszuführen, was er von ihm verlangen werbe. 3m Dienste des Lurystheus vollbrachte Herkules zwölf Arbeiten. Die erste bestaub barin, batz er einen grimmigen Löwen erlegen sollte, bcr in dem walbigen Cale It cm ca hauste. Das Untier verbreitete Angst und Entsetzen in der ganzen (Begenb; menschliche Waffen konnten sein zottiges Fell nicht burchbringen. Ais Herkules in den löalb kam, suchte er lange umsonst nach dem Löwen; enblich sah er ihn daher kommen. Rasch verbarg er sich hinter einem Baume, spannte seinen Bogen und schoß dem Löwen, als er nahe genug war, einen Pfeil in die Flanken zwischen Rippen und Hüfte. Aber der Pfeil prallte ab und fiel wirkungslos zu Boben. Der Löwe stutzte und ließ die Augen forschenb nach allen Seiten rollen. tdieber traf ihn ein Pfeil in die Seite, ohne ihn zu verrounben: ba entbe&te er den Jäger, zog den langen Schweif an sich, schüttelte die tltähne, krümmte wilb brüllenb den Rücken und sprang mit gewaltigem Satze auf Herkules los. Der hatte schon den Bogen aus der Hand geworfen, und als der Löwe mit den fürchterlichen Krallen ihn packen wollte, versetzte er ihm mit der Keule einen solchen Schlag vor die Stirn, daß das Ungeheuer betäubt zu Boben stürzte. Jetzt warf Herkules auch die Keule weg, sprang hinter den Löwen, schlang ihm die Arme um den Nacken und brückte so lange, bis das Tier erstickt war. Dem toten Löwen zog er die Haut ab und warf sie sich als Mantel um die Schultern; den Rachen setzte er sich auf den Kopf, wie einen Helm. So kehrte er zu (Eurijstheus zurück. Als der den Helben mit dem Löwenfell und der Keule sah, geriet er in solche Angst, daß er in ein ehernes Faß kroch. 4. Die Hydra. Doch balb legte Lurystheus dem Herkules die zweite Arbeit auf. In einer sumpfigen (Einöbe wohnte die Hqbra, eine unmäßig große Schlange mit neun Köpfen, die arge Verheerungen anrichtete. Mit biefem Ungeheuer, dem kein Mensch zu nahen wagte, sollte Herkules den Kampf bestehen. (Er nahm seinen Freunb Joläus mit; der zünbete an der Höhle der Hqbra ein Feuer an und machte dem Herkules die Spitze seiner Pfeile glühenb. Mit biesen feurigen Pfeilen schoß nun der Helb in die Höhle hinein. Da fuhr die Schlange heraus; grausig war es anzusehen, wie sie den ungeheuren Leib daher» walzte und brohenb aus den neun Hälsen zischenb züngelte. Mit vor-

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 47

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 47 — wurden, eilte ein Athener im schnellsten Laufe nach seiner Vaterstadt, rief fast atemlos durch die Straßen und auf dem Markte: „Freuet euch, Mitbürger, wir haben gesiegt!" und fiel dann tot zur Erde. Noch lange nachher feierten die Athener diesen Siegestag, und die Taten der Helden . von Marathon lebten unvergänglich in der (Erinnerung des Volkes. 8. Tod des tnütiaöes. Leider erfuhr Miltiades von seinen tititbürgern schnöden Undank. Nach der Vertreibung der Perser unternahm er einen Feldzug gegen die Insel paros, die es mit den Persern gehalten hatte. Das Unternehmen mißlang, und Miltiades selbst ward schwer verwundet. Seine Mitbürger verurteilten ihn wegen dieses Mißgeschickes zu einer hohen Geldstrafe, und da Miltiades nicht zahlen konnte, wurde er ins Gefängnis geworfen, wo er an der Wunde starb, j 18. tefyemiftofcles und Aristides. 1. wie Theinislokles in Htfyen zu Ansehen gelangt. Als Miltiades gestorben war, gewannen in Athen zwei Männer großen Einfluß: Themistökles und Aristides. — Der eine, Themistokles, hatte schon in früher Jugend treffliche Gaben gezeigt, und seine Lehrer sagten von ihm: „Aus Themistokles wird einst nichts Gewöhnliches werden, sondern etwas sehr Gutes oder sehr Schlimmes." Als Jüngling trug er sich mit kühnen Gedanken; zu Künsten, die mehr zum Vergnügen Menen, hatte er keine Lust. Als er sich einst in einer heitern Gesellschaft befand und auf der Leier etwas vorspielen sollte, erwiderte er stolz: -Spielen und singen kann ich nicht; aber einen Staat groß und berühmt zu machen, die Kunst glaube ich zu verstehen." Nach dem Siege bet Marathon war er nicht heiter und fröhlich, sondern ernst und verdrießlich, und als seine Freunde nach d^m Grunde fragten, sagte er: „Die Siegeszeichen des Miltiades lassen mich nicht schlafen." voll Eifer widmete er sich dem Kriegswesen und der Verwaltung des Staates, Und bald glänzte er durch einsichtsvolle, kräftige Reben in der Volksversammlung. Dabei wußte er durch Freigebigkeit die herzen zu gewinnen ; und daß er durch sein außerordentliches Gedächtnis jeden ein« Seinen seiner Mitbürger mit Hamen kannte, schmeichelte der eiteln Volksmenge nicht wenig. Klar erkanntethemistokles, daß derperser-^önig den Athenern die Niederlage bei Marathon nicht verzeihen werde, ^Nd daß nur zur See die Freiheit Griechenlands erfolgreich verteidigt werden könne. Daher forderte er die Athener zur (Erbauung einer großen Kriegsflotte auf. Diesem Plane trat ein anderer Staatsmann entgegen, bei dem athenischen Volke gleichfalls viel galt. (Es war Aristides.

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 13

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 13 — an der Mosel führten die Römer den (Dbft* und Weinbau ein. Römische Kaufleute zogen durch die deutschen Lande mit römischen Waren, vor allem mit Waffen, Schmucksachen, Ittetallroaren, römischen Kleidern und wein, während ihnen die Deutschen im Tausch die Erzeugnisse ihres Landes lieferten, besonders Zelle, pelze, Bernstein, Vieh, Feld-fruchte und das von römischen Frauen begehrte deutsche Frauenhaar; selbst deutsche Sklaven wurden im Tauschhandel vergeben oder gegen römischelttünzenundschmudtfachenverkauft. fluch lernten biedeutschen von den Römern den Bau von festen Häusern, Brücken und wegen. 4. Die Völkerwanderung. Die Hunnen. 1. Deutsche völkerbündnisse. Seit Armins Siege konnten die Römer nicht mehr daran denken, Deutschland zu unterwerfen. Sie suchten nur noch ihr Gebiet vor dem (Eindringen der deutschen Volker Zu sichern. Darum stellten sie an den deutschen Grenzen ihre besten Heere auf und zogen Wälle, Gräben und Mauern von gewaltiger Stärke. Überreste dieses Grenzmalis, des Pfahlgrabens, der sich vom Rhein bis an die Donau zog, haben sich bis zum heutigen Tage erhalten. Dennoch ließen sich die kriegerischen Deutschen nicht von Angriffen auf das römische Reich zurückschrecken. Die fortwährenden Kämpfe belehrten sie, daß Eintracht stark macht. Daher schlossen sich die zahllosen kleinen Völkerschaften immer mehr zusammen und bilde« len größere Vereinigungen. So entstanden die vier großen Völkerbündnisse der Alemannen am (Dberrhein, der Franken am Mittel» und Niederrhein, der Sachsen zwischen Rhein und (Elbe und der (Boten lm östlichen Deutschland. Besonders mächtig wurden die aus Skandinavien stammenden (Boten, die ihre Herrschaft weit hin nach Osten bis 3um Schwarzen Meere ausbreiteten. Sie teilten sich in Westgoten und (Dstgoten. (Endlich trat ein (Ereignis ein, das sie alle in mächtige Belegung setzte: es begann die große Völkerwanderung (375 n. Chr.). 2. Die Hunnen in (Europa. Den Anstoß zu der Völkerwanderung gab ein wildes Nomadenvolk, das von Asien her in (Europa einbrach. (Es waren die Hunnen, Leute mit schwarzem struppigem haare, schmutziggelber (Besichtsfarbe, schiefen Augen, breitschulterig und klein, aber wild und furchtbar. Sie lebten von wurzeln und von heisch, das sie nicht kochten, sondern wie einen Sattel aufs Pferd legten und durch einen tüchtigen Ritt mürbe machten. Feste Wohnsitze kannten sie nicht; von Jugend auf schweiften sie im Freien, in Bergen und Wäldern umher und lernten Hitze und Kälte, Hunger und Durft
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