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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 74

1896 - Leipzig : Hirt
74 während des Krieges in aufopfernder Weise fr die Verwundeten gesorgt und einen Bund fr freiwillige Krankenpflege gestiftet, der unter dem Zeichen des roten Kreuzes zunchst Deutschland umfate, dann aber auch Anerkennung seiner segensreichen Bestrebungen in anderen Lndern fand; ja, sie zwang in spteren Jahren ihrem hinflligen Krper die Kraft ab, den Vater-lndischen Frauenverein," bestimmt zur Linderung der Not jeder Art, weiter zu leiten. 10. Das kaiserliche Paar war umgeben von seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln. Da traf ein schwerer Schicksalsschlag diesen reichgesegneten Familienkreis. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm verfiel einer tckischen unheilbaren Krankheit. Wie zu frchten stand, untergrub dieser Kummer auch die letzte Kraft des greisen Kaisers. Zwar ermattete seine Pflicht-treue nicht; er sprach noch auf dem Sterbebett das heldenhafte Wort aus: Ich habe keine Zeit mde zu sein." Aber am 9. Mrz 1888 schlo ein sanfter Tod seine Augen fr immer. Die Kaiserin folgte ihm bald (1890) in die ewige Ruhe. 21. Kaiser Ariedrich Iii., König von Preußen (9. Mrz bis 15. Juni) 1888. 1. Ein todeswunder Held folgte dem ersten Deutschen Kaiser: der Kronprinz Friedrich Wilhelm (geb. 18. Oktober 1831), der als König von Preußen den Titel Friedrich Iii. annahm. Seit seiner Knabenzeit fr den Thron bestimmt, hatte er durch den Vater die Anregung zur soldatischen Ausbildung, durch die Mutter die Vorliebe fr geistige Arbeit empfangen. Mit Eifer widmete er sich beiden Gebieten. Bald wurde er durch die Offenheit und sonnige Heiterkeit seines Wesens allbeliebt. So rhmte man auch in England, das er mehrfach besuchte, seine Ein-fachheit und Selbstlosigkeit, und mit diesen Eigenschaften gelang es ihm, dort die Zuneigung der Prinzessin Viktoria zu gewinnen. Es war nicht Politik", hat er selbst gesagt, es war nicht Ehrgeiz, es war mein Herz." Der glckliche Bund vereinte zwei Seelen, die dasselbe Ziel als hchstes ansahen: mit schlichtem Sinne in steter Arbeit und gegenseitiger Treue dem Volke voranzugehen und zu dem etwas rauhen und strengen Wesen des preuischen Staates den mildernden Einflu, den Kunst und Wissen-schaft ausben, hinzuzufgen. 2. Dem traulichen Kreise seiner Kinder, die ihn bald umgaben, wurde der Prinz durch die ernsten Pflichten seines Berufes entrissen. Es war

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 77

1896 - Leipzig : Hirt
77 8. In dieser Stille entwarf er Plne fr seine sptere Regierung. Er wollte Preußen und Deutschland in friedlicher Entwickelung zu neuen Ehren führen; von seiner Regierung sollte einst gesagt werden, sie sei dem Volke wohlthtig, dem Lande ntzlich, dem Reiche ein Segen gewesen. Aber ehe ihm die Krone zufiel, erkrankte er. Niemand hegte eine ernste Besorgnis bei den ersten Anfngen feiner Krankheit, die zu unbedeutend erschien, als da sie dieser reckenhaften Erscheinung gefhrlich werden knnte. Doch der Zustand verschlimmerte sich mehr und mehr; nicht der Aufenthalt im sonnigen Italien, nicht die sorgsamste Pflege, nicht rztliche Kunst ver-mochten den Leiden, die der Kranke mit feltener Geduld und Selbstber-Windung trug, Einhalt zu thun. Keine Aussicht auf Besserung war mehr vorhanden, als der Tod des Vaters den Sohn auf den Thron berief. Aus der Fremde, wo er Heilung gesucht hatte, brach er trotz strenger Klte und dem Abraten der rzte voll hehren Pflichtgefhls zur Heimat auf. Seine letzten Krfte wenigstens wollte er dem geliebten Vaterlande widmen, dem er schon manches Opfer gebracht hatte. Die Unterthanen konnten noch Eins von dem geliebten Herrfcher lernen: zu leiden, ohne zu klagen, zu sterben in der Erfllung der Pflicht. Tapfer ertrug er die schwere Schickung, nicht mehr ausfhren zu knnen, was er so lange erwnscht hatte, die Liebe seines Herzens in Theten umzuwandeln. Am 14. Juni war der Geburtstag seiner Tochter, der Prinzessin Sophie. Schon frhmorgens lie er sie an sein Schmerzenslager treten und ber-gab ihr die Blumen, die er fr sie bestimmt hatte, anscheinend ganz heiter und froh, wenn er ihr auch feine Segenswnsche nur schriftlich ausdrcken konnte. Am folgenden Tage entschlummerte der Held, im Streiten und im Leiden groß, zu einem besseren Leben. 22. Kaiser Wilhelm Ii. 1. Kronprinz Friedrich Wilhelm und seine Gemahlin Viktoria hatten ihre Kinder von frhester Jugend an in grter Einfachheit erzogen; besonders die Mutter hatte sie gern mit dem Leben der rmeren bekannt gemacht, damit sie werkthtiges Mitleid lernen sollten. Die beiden ltesten Shne, Prinz Wilhelm (geb. 27. Jan. 1859) und Prinz Heinrich waren deshalb auf das Gymnasium in Kastel gebracht worden, um fern von dem Hofleben im Verkehr mit Altersgeuoffen aus allen Stnden ihre Schulbildung zu vollenden. Prinz Wilhelm zeigte frhzeitig eine ungewhnliche Willenskraft, die Georg-Eckert-Institut fr internationale e -^.i.ih'.mhf^rrchung Liruui.sw<iv.'ug -Schu juchbibllothek -

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 46

1896 - Leipzig : Hirt
46 4. Aber die Krone Deutschlands boten beim Tode Siegmunds (1437) die Kurfrsten doch dem Hohenzollern an. Indessen, Friedrich I. lehnte sie seines hohen Alters wegen ab und gab selbst seine Stimme neidlos dem Schwiegersohn Siegmunds, Albrecht Ii., mit dem die ununterbrochene Reihe der deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg beginnt. Friedrich I. dachte damals schon ernstlich an seinen Tod; denn er nahm (1437) auf seinem Schlosse Kadolzbnrg bei Nrnberg eine Teilung seiner Lnder unter seine Shne mit deren Zustimmung vor. Nicht dem ltesten Sohne Johann bergab er die Mark, sondern dem zweiten, Friedrich, dessen Beiname Eisenzahn" seine Zhigkeit und Thatkraft andeutet. So starb Friedrich I., wie er gelebt hatte: als treuer Hausvater fr seine Lnder und fr seine Familie gewissenhaft sorgend. 14. Maximilian I. (1493-1519). 1. An der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich regierte einst Herzog Karl von Burgund, der reichste Fürst seiner Zeit, wegen seiner uu-gestmen Tapferkeit der Khne" genannt. Zu seinem Glcke fehlte ihm nur zweierlei: er wre gern König geworden, und er htte gern einen Sohn als Thronerben gehabt. Da ihm nur eine Tochter, Maria, erblhte, so wollte er deren Hand demjenigen Prinzen geben, der ihm zur Knigswrde verhelfen konnte: dem Sohne des Kaisers Friedrich Iii. Denn ausschlie-lich der Kaiser hatte das Recht einen Herzog zum Könige zu erheben. Friedrichs Sohn Maximilian war nicht blo mit Schnheit und Kraft des Krpers geziert, sondern hatte auch, beweglichen Geistes, groe Be-shigung fr die Knste des Friedens wie fr die des Krieges. So ver-sprach denn Karl der Khne diesem Kaisersohne seine Tochter zu vermhlen, wenn er von Friedrich Iii. die Knigswrde erhielte. In Trier, an der Grenze ihrer Reiche, kamen die Fürsten zusammen. Der burgundische Herzog gefiel sich darin, seinen ganzen Reichtum zur Schau zu tragen und eine beispiellose Pracht zu entfalten. Er hatte ein Gefolge von 3000 Personen; Edelsteine in Werte von 100000 Goldgulden trug er an sich. In der Kirche hatte er die 12 Apostel in vergoldetem Silber aufstellen lassen und eine goldene Lilie mit Edelsteinen. Der Speise-saal war mit goldenen Tapeten behngt, und auf dem Schnktifche stand viel Goldgeschirr, herrlich gearbeitet. Wie stach davon der Aufzug des Kaisers ab, der immer in Geldnot war, so da er manchmal in einem mit Ochsen bespannten Wagen fahren mute und sich vor seinen Glubigern

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 66

1896 - Leipzig : Hirt
66 11 Uhr besuchte er die Parabe. Nach einem kurzen Spaziergange ober Spazierritte wnrbe pnktlich zu Mittag gespeist. Bis 2 Uhr behte sich gewhnlich die Unterhaltung bei Tafel aus. Dann spielte der König noch eine halbe Stunbe auf der Flte, bis die Rte kamen, um die Arbeiten, die ihnen frhmorgens aufgetragen worben waren, vorzulegen. Der Abenb wrbe dann mit einem Konzert ober mit Vorlesen ausgefllt. Alljhrlich reiste der Fürst aber balb in diese, balb in jene Provinz; babei war er ebenso nnermblich thtig; er hrte jeben seiner Unterthanen an und half, wo er irgenb konnte. Bis zu seinem letzten Augenblick sorgte er fr die Zukunft des Staates, den sein Vater und er groß und mchtig gemacht haben. 19. Ariedrich Wilhelm Iii. (1797-1840) und die Knigin Luise. 1. Auf den groen König war sein Neffe, Friedrich Wilhelm Ii., gefolgt; ein Herrscher, der trotz eines glcklichen Regierungsanfanges seinen Vorgnger balb recht sehr vermissen lie. Am preuischen Hofe machten sich Genusucht und Frmmelei breit. Gnstlinge und Frauen hatten einen ungebhrlichen Einflu. Fern bavon wuchs der Kronprinz auf, ein ernster Jngling, von aufrichtiger Gottesfurcht beseelt, nur leiber durch eine verkehrte Erziehung verschchtert und ohne Vertrauen auf sich selbst. Unschnlbig und voll ebler Einfalt, wie er war, fhlte er sich beim ersten Anblick hingezogen zu einer lieblichen Frstentochter, der Prinzessin Luise von Mecklenburg, welche nach kurzer Bekanntschaft die Liebe des Krn-Prinzen erwiberte. So kam ein Herzensbnbnis zu staube, wie es auf Thronen selten zu finben ist. Das junge .Paar lebte am liebsten fr sich auf dem Lanbe, besonbers auf dem Gute Paretz an der Havel. Scherzenb nannte sich der Kronprinz den Schulzen von Paretz", whrenb seine Gemahlin sich als gnbige Frau von Paretz" gefiel. An Erntefesten mischten sie sich wohl, wenn das junge Volk der Schnitter zum Tanze flog, unter die Frhlichen. Nicht selten ging die hohe Frau bei den jhrlichen Dorffesten von Bube zu Bube, um fr die Jugenb, die sie umringte, kleine Geschenke einzukaufen, und dann kam es vor, ba die Kinder ihr zutraulich zuriefen: Mir auch was, Frau Knigin!" Ebenso harmlos gestaltete sich das Familienglck im heiteren Verkehr mit den eigenen aufblhenben Kinbern, so ba bieses Beispiel ein Vorbilb fr das ganze Land wrbe. Wenn die Kronprinzessin an ihrem ersten

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 60

1896 - Leipzig : Hirt
60 17. Kriedrich Wilhelm, der groe Kurfürst (164088). 1. Inmitten der Schrecken und Leiden des 30jhrigen Krieges wuchs in Brandenburg ein Kurprinz, Namens Friedrich Wilhelm, heran. Als Knabe von sieben Jahren kam er durch die Frsorge seiner Mutter nach der Festung Kstrin, um ungestrt von den Wirren des Krieges sich zu ent-wickeln. Er hatte gute Fhigkeiten; er lernte zwar langsam, aber was er gelernt hatte, verga er nicht wieder; besonders der Religionsunterricht wirkte tief auf sein Gemt ein. In dieser Zeit schon erregte er die Aufmerksamkeit des Schweden-knigs Gustav Adolf; dieser legte wohl die Hand auf den Kopf des Knaben und bestimmte ihn zum zuknftigen Gemahl seiner einzigen Tochter Christine. Als nach dessen Tode der Krieg die Mark Brandenburg selbst berhrte, schickte die Mutter den nunmehr 14jhrigen Sohn nach den Niederlanden auf die Universitt Leiden. Dort lernte er ein kleines Volk kennen, das in heldenmtigem Kampfe gegen einen weit berlegenen Feind, die Spanier, sich Freiheit und Un-abhngigkeit errungen hatte; das durch rastlosen Flei das erste Handels-Volk der Welt geworden war; das durch peinliche Sauberkeit und Ord-nungsliebe behbigen Wohlstand sich erarbeitet hatte und darber der Kunst und Wissenschaft nicht verga. Groe Gelehrte schmckten die Universitt Leiden, und tchtige Knstler fhrten die Bltezeit niederlndischer Malerei herbei. Zwar dauerte der Freiheitskrieg noch fort, aber er wurde mit Glck von dem Statthalter, dem Prinzen Friedrich Heinrich ans dem Hanfe Oranien, gefhrt. Diesem Hause verdankte Holland alles, was es war. Wilhelm (der Schweigsame) hatte den Gedanken der Befreiung vom spanischen Joche angeregt und bis zu seinem Tode den beraus schweren, beinahe hoffnungslosen Kampf thatkrftig geleitet; in feinen Bahnen war fein Sohn Moritz weitergegangen; ihm war sein Bruder Friedrich Heinrich gefolgt. In den Kreis dieser groen Vorbilder trat der branden-burgische Kurprinz, bereit zu beobachten und zu lernen. Einen guten Kern brachte er bereits mit. In der Residenzstadt Haag herrschte unter der reichen Jugend ein ppiges Leben, abstechend von der arbeitsfreudigen Nchternheit des Volkes. Man suchte den jungen Fürsten in die verfhrerischen Schlingen dieses Treibens zu verstricken; aber er ri sich davon los: ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig"; er eilte zu seinem Vter-lichen Freunde, dem Statthalter, in das Kriegslager vor Breda. Eine

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 64

1896 - Leipzig : Hirt
64 Wilhelms-Graben. Schulen, hohe wie niedere, legte er an. Eine groe Bchersammlung schuf er dadurch, da er die von seinen Vorfahren be-sessenen Werke, die auf dem Boden des Schlosses moderten, aufstellen und ordnen lie. Besonders wichtig war aber die Aufnahme der aus Frankreich der-triebenen Reformierten (Hugenotten). Ludwig Xiv. wollte nmlich, wie in allen anderen Beziehungen, so auch in der Religion eine vollstndige Einheit in seinem Lande herstellen. Deshalb muten alle diejenigen, welche sich nicht zu seinem Glauben bekehren wollten, und deren gab es recht viele in Frankreich heimlich entfliehen. Friedrich Wilhelm nahm diese geschickten und fleiigen Leute gern bei sich auf und siedelte sie in der-schiedenen Gegenden an. Damit hob er Bildung und Betriebsamkeit bei seinen Unterthanen, die neue Einrichtungen kennen lernten; Gewehrfabriken, Zuckerfiedereien, Gaze-, Seide- und Kreppfabriken entstanden. Ganz besondere Aufmerksamkeit widmete der Kurfürst dem Seehandel und der Flotte. Er ruhte nicht eher, als bis seine Flagge (der rote Adler im weien Felde) sich auf dem Weltmeere zeigen konnte; ja, er erwarb sogar schon eine Kolonie in Afrika. Wenn das auch keinen Bestand hatte, so lag darin doch ein deutlicher Fingerzeig, auf welchen Bahnen seine Nachfolger wandeln sollten; sogar die Erwerbung Schlesiens zeichnete er ihnen schon als eine notwendige Maregel vor. Als er (1688) starb, war der Staat gegrndet, welcher der uralten deutschen Zerrissenheit ein Ende machen sollte. 18. Ariedrich der Groe (174086). 1. Es gab in Preußen einmal einen König, den man frh und spt nur in Uniform sah. Er liebte seine Soldaten so, da er sie seine lieben blauen Kinder nannte; denn blau war die Farbe ihres Waffenrockes. Der König Friedrich Wilhelm I. war zwar sehr sparsam, aber nicht etwa geizig; er sammelte einen Schatz, weil er wute, da sein Sohn Krieg zu führen haben wrde. Dieser Sohn sollte deshalb ein tchtiger Soldat und ein sparsamer, gottesfrchtiger Mensch, wie der Vater, werden. Anfnglich spielte auch der kleine Kronprinz Fritz gern mit Soldaten; aber bald las er lieber Bcher und blies auf der Flte, und statt der Uniform zog er gern einen bequemen Schlafrock ganz heimlich an. Wenn der Vater kam, versteckte er ihn freilich, aber der König merkte es doch und wurde sehr zornig darber. Noch unwilliger wurde er, als er erfuhr da der Sohn

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 119

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 119 - 53. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. 1. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740). Ruf den ersten preußischen König Friedrich 1. folgte dessen Sohn Zricdrichwilhclm I. Seine Thronbesteigung führte eine gewaltige Umwandlung am preußischen Hose herbei. So prunkliebend der Vater gewesen war, so einfach und sparsam war der Sohn. Sofort entfernte er allen überflüssigen Aufwand und beschränkte die Hofhaltung auf das Notwendigste. Diele Hofbeamte wurden entlassen; von hundert Kammer Herren behielt er nur acht, wer bei Hofe blieb, mußte sich eine bedeutende Verringerung des Gehaltes gefallen lassen. Des Königs eigne Lebensweise war die eines schlichten Bürgers; seine Mahlzeiten bestanden aus Hausmannskost. Für höfische Bildung und feine Lebensart, wie sie seine (Eltern liebten, hatte er keinen Sinn. Derb und rauh, suchte er seine (Erholung in dem sogenannten Tabakskollegium, einer von ihm ausgesuchten Gesellschaft von Offizieren. Jeder der Anwesenden mußte rauchen ober doch eine pfeife im Munde haben. Dabei wurde über Politik und Solbatcn gesprochen, aber bei einem Kruge Bier auch mancher derbe Scherz gemacht, Am Hofe und im Lande verlangte der König Zucht und Sitte. (Er hatte ein unerschütterliches vertrauen zu (Bott. Jeden Tag hielt er Hausandacht, jeden Sonntag ging er mit den Seinen zur Kirche und verlangte das auch von seinen Beamten und Offizieren. Rls kerndeutscher Mann haßte er die Nachahmung französischen Wesens. Niemand in Berlin durfte nach französischer Mode gekleidet gehen. (Ruf unserm Bilde V mag wohl das in deutscher Tracht in die französisch aufgeputzte Gesellschaft tretende (Ehepaar dem strengen König bereits gehorcht haben.) Tief beklagte er, daß französische Sitte und Unsitte an so viele deutsche Höfe gedrungen war. 3n seinem Lande, gelobte er sich, sollten deutsche Zucht und deutsche Ehrbarkeit wieder zu (Ehren kommen. Und der König besaß die Festigkeit und Rücksichtslosigkeit, um seinem willen Geltung zu verschaffen. 2. Des Königs Landesverwaltung. Sobald der König die Hofhaltung nach seinem Sinne umgestaltet hatte, ging er an eine durchgreifende Umgestaltung der Landesverwaltung. (Er sah alles und kümmerte sich um alles. (Er sorgte für die Bauern und verteidigte ihre Hechte gegen die adligen Gutsbesitzer. (Er hatte ein herz für bic hanbwerker und bestimmte, wie bic Lehrlinge auszubilben und zu behanbeln seien. (Er ließ Fabriken bauen und verbot die (Einfuhr fretnber Ware, damit das Geld im Lande bleibe. Die Bürger Berlins

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 84

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 84 — geführt' wurde. 3m nahen Walde legten sie ihm Rittermeider an, setzten ihn aus ein Pferd und brachten ihn auf ein einsames Berg* schloß, die Wartburg. Alle Welt meinte, Luther sei tot. Seine Feinde jagten: „Den hat der Teufel geholt." Aber es ging ihm auf der Wartburg ganz wohl. (Er hieß dort Junker Jörg, trug einen ritterlichen Waffenrock, ließ sich den Bart wachsen, streifte durch den Wald am Schloßberg und machte zuzeiten wohl auch Jagden mit. 6. Die Bibelübersetzung. Rber seines Berufes blieb Cuther auf der Wartburg stets eingedenk. „Ich wollte," schrieb er, „für die (Ehre des göttlichen Wortes lieber auf glühenden Kohlen brennen, als hier in der Einsamkeit leben und verfaulen." (Er studierte Tag und Nacht und ließ manche kräftige Schrift erscheinen, worin er das Papsttum angriff und die Widersacher der Reformation widerlegte. Da merkte die Welt, daß der Gottesmann noch am Leben sei; aber den (Drt konnte niemand erfahren. Das Hllerroichtigftc aber, was Luther auf der Wartburg begann, war seine Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache. Diese Bibelübersetzung wurde das beste Rüstzeug für die Ausbreitung der neuen Lehre; denn dadurch wurde das göttliche Wort in seiner ganzen Kraft und Herrlichkeit allem Volke zugänglich. 7. Rückkehr nach Wittenberg. Unterdessen brach unter Luthers Anhängern in Wittenberg allerlei Unordnung und Schwärmerei aus. Da ward ihm bange, sein großes Reformationswerk könne auf falsche Wege geraten. (Er verließ schon nach zehn Monaten die Wartburg und kehrte, trotz Bann und Acht, plötzlich nach Wittenberg zurück. Dort gelang es der Macht seiner predigt, die Ordnung wieder herzustellen. 8. Der Bauernkrieg (1525). Seit dem 13. Jahrhundert waren die früher freien Bauern immer mehr in Abhängigkeit von den adligen oder geistlichen Grundherren geraten, die ihnen Schutz und Freiheit von Kriegsdiensten gewährten (s. Nr. 23, 1). viele waren Leibeigene der Großen geworden und mußten diesen „fronden und zehnten", d. H. unentgeltlich Arbeiten verrichten und den zehnten Teil ihrer (Erträgnisse an (Betreibe und Vieh abgeben. Dazu wurden sie von den Herren hart und grausam behandelt. Ais Luther mit seiner Lehre von geistiger Freiheit auftrat, meinten die Bauern, es sei ihnen damit auch Freiheit von allen ihren Plagen und drückenden Verpflichtungen gepredigt. Schon vorher hatten sie sich hin und wieder empört; nun aber rotteten sie sich in großen Scharen zusammen, vornehmlich in Schwaben und Franken. Anfänglich waren ihre Forderungen an die

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 121

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 121 — Sein Nachfolger, an den er diese Worte richtete, erbte von ihm ein Land, das nur wenig über zwei Millionen Einwohner zählte, aber so wohl geordnet und stark war, daß es sich mit weit großem Staaten Messen durfte. Indem der König seine Kriegsmacht verstärkte, einen vortrefflichen Beamtenftand schuf, den Wohlstand seines Landes hob und durch Sparsamkeit den Staatsschatz füllte, sorgte er für die Zukunft. Ghne die gewissenhafte Arbeit dieses Königs hätte schwerlich der preußische Staat einmal der erste in Deutschland werden und dessen Führung übernehmen können. 54. Friedrich der Große. Seine Jugendjahre. 1. Der Kronprinz und sein strenger Vater. Der dritte in der Reihe der preußischen Könige ist Friedrich Wilhelms I. Sohn, Friedrich Ii. der Große (1740—1786). Er war geboren am 24. Januar 1712 und hatte eine schwere Jugendzeit; denn streng wie gegen seine Untertanen war Friedrich Wilhelm auch gegen den Thronfolger. Dor'allem wollte er ihn zu einem tüchtigen Soldaten heranbilden; schon sehr frühe wurde der Prinz zu allen militärischen Übungen angehalten. In seinem zehnten Jahre mußte er bereits gleich einem gemeinen Soldaten, trotz Wind und Wetter, mit Tasche und Flinte aus die Schloßwache ziehen und Schildwache stehen. Den Zweck dieser Strenge vermochte der Knabe noch nicht einzusehen, und das unaufhörliche Exerzieren gewährte seinem lebhaften Geiste keine Befriedigung. Er las lieber französische Bücher, machte Gedichte und ergötzte sich mit Flötenspiel. Das war dem derben Sinne des Vaters zuwider; er fürchtete, bet solchen Neigungen werde aus seinem Sohne nimmermehr ein rechter Feldherr werden. „Fritz", sagte er verdrießlich, „ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird iuir meine ganze Arbeit verderben." 2. Friedrichs Fluchtversuch. Je mehr der Prinz heranwuchs, desto mehr entfremdete er sich seinem Vater, und desto härter wurde er behandelt. Endlich faßte er den törichten Entschluß, heimlich nach England zu entfliehen. Aber die Sache wurde verraten und Friedrich verhaftet in dem Augenblicke, wo er sein vorhaben ausführen wollte. Als er vor den Vater geführt wurde, geriet dieser so in Zorn, daß er "ach dem Degen griff, um den „feigen Ausreißer", wie er den Prinzen Kannte, zu durchbohren. Aber ein alter General sprang dazwischen, hielt des Königs Arm zurück und rief: „Töten Sie mich, Majestät, aber schonen Sic Ihres Sohnes!" Der Kronprinz wurde auf die Festung Küstrin ins

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 124

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 124 — unter ihre Pflicht. Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl aber, daß ich tätig bin." Rlles ordnete er selber an, sorgfältig und pünktlich. Schort um vier Uhr morgens stand er auf und ging an den Rrbeitstifch. Ruf die eingelaufenen Schreiben und Bittschriften erfolgte rasch der Bescheid ; oft schrieb ihn der König mit eigner t)and in kurzen treffenden Worten an den Rand. Keinem seiner Untertanen verweigerte er das Gehör. „Die armen Leute", sagte er, „wissen, daß ich Landesvater bin; ich mutz sie hören, denn dazu bin ich da." Sein Lieblingsaufenthalt war das Schloß Sanssouci bei Potsdam. Dort widmete er die Stunden, die ihm die Staatsgeschäfte frei ließen, der Musik und wissenschaftlichen Beschäftigung. Ruch als Schriftsteller erwarb er sich Ruhm. Während der Mahlzeit unterhielt er sich mit den gebildetsten seiner Offiziere und mit berühmten Gelehrten, aus denen er seine Tischgesellschaft wählte. Da war er in witzigen sinnreichen Reden unerschöpflich-Jedes Jahr bereiste er die Provinzen, um die Truppen zu mustern und zugleich nach allem in der bürgerlichen Verwaltung zu sehen, tjohe und niedere Beamte mußten da Rechenschaft über ihre Tätigkeit geben. Damit auch die Zeit, die der König auf der Landstraße zubrachte , nicht unbenutzt bleibe, mußten die Landräte und Rmtleute neben seinem wagen herreiten und ihm von dem Zustande der Kreise und Ortschaften berichten. Ruch Kaufleute und Geschäftsmänner sah er gern, um sich bei ihnen nach den Gewerbeverhältnissen und nach dem Gange des Handels zu erkundigen. Ittit Bauern und geringen Leuten redete er freundlich und treuherzig, und alle Stände hatten sich der Hilfe und unermüdlichen Fürsorge ihres Königs zu erfreuen. 56. Der Siebenjährige Krieg. 1. Ursachen und Anfang des Krieges (1756). Das friedliche walten des Königs sollte bald durch einen gewaltigen Kriegssturm unterbrochen werden, der von allen Seiten gegen ihn heraufzog« Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht verschmerzen. Daß das kleine Preußen es dem mächtigen (Österreich abgerungen hatte, war ihr unerträglich. Sie suchte daher nach einer Gelegenheit, das Verlorene wiederzugewinnen. Dabei kam ihr zustatten, daß Preußens rasches Emporsteigen auch bei andern Staaten Neid und (Eifersucht erregt hatte. So verbanden sich in der Stille Österreich, Rußland, Frankreich, Sachsen-Polen und Schweden, um den König von Preußen wieder zum Range eines Kurfürsten von Brandenburg hinabzudrücken. Rber Friedrich erhielt von dem geheimen Bündnis Kunde und kam seinen
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