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durch die Faust oder das geheime Gericht der heiligen Feme, sondern durch das
Reichskammergericht entschieden werden. Er teilte Deutschland in 10 Kreise
und führte das Postwesen ein. Karl V., von 1520—56, der mächtigste Fürst
seiner Zeit, in dessen Reich die Sonne nie unterging, war ein Feind der Reformation.
Zu Leopold I. Zeit, von 1658—1705, rissen die Franzosen Elsaß und Straßburg
an sich, die Türken aber wurden bei Wien entscheidend geschlagen. Franz l. war
Maria Theresias Gemahl. Dessen Sohn Joseph Ii., von 1765—00, wurde als
ein wahrer Vater von seinen Unterthanen geehrt und geliebt. Franz Ii., von 1792
bis 1806, war der letzte deutsche Kaiser aus dem Hause Habsburg.
<1. Das Leben im Mittelalter. Die Zeit von Aufrichtung des deutschen Reiches
durch Karl d. Gr. bis etwa zur Reformation nennt man das Mittelalter.
Während desselben schieden sich die Bewohner unseres Vaterlandes mehr und mehr
in drei Stände: Wehr-, Lehr- und Nährstand, a. Zum Wehrstande gehörte der
Adel oder die Ritterschaft mit ihren Vasallen und Kriegsknechten. Zur Ritterwürde
gelangten nur Söhne von Rittern, nachdem sie sich während ihrer Lehrzeit als Edel-
knaben und Knappen tadellos und tüchtig erwiesen hatten. Unter bestimmten Feier-
lichkeiten (Ritterschlag) wurden sie dann in die Zahl der Ritter aufgenommen, wo-
bei sie sich verpflichten mußten, die Kirche zu ehren, Recht und Wahrheit zu ver-
teidigen, Witwen und Waisen zu schützen. Zur Förderung des ritterlichen Sinnes
veranstalteten die Fürsten oft Turniere oder Waffenspiele. Dem Tapfersten wurde
zuletzt ein Preis oder Dank von edler Frauenhand überreicht. Daß aber die Ritter
oft gegen einander oder gar gegen friedliche Bürger die Waffen in wilder Fehde
führten, war nicht löblich. Die Vasallen und Kriegsknechte der Ritter kämpften
größtenteils zu Fuß. Die Erfindung des Schießpulvers und der Gebrauch desselben
im Kriege gestaltete das ritterliche Heerwesen gänzlich um. d. Zum Lehr stände
gehörte die Geistlichkeit. Nur allein die Mönche in den Klöstern beschäftigten sich
damals mit Volksunterricht. In den Klosterschulen wurden Kinder, wohl auch Jüng-
linge, unterrichtet. Ebenso unterwiesen die Mönche dasvolk durch Lehre und Beispiel
im Acker- und Gartenbau, im Betriebe verschiedener Handwerke und Kunstfertigkeiten,
sowie in der Krankenpflege. Vielfach beschäftigten sie sich mit dem Abschreiben und
Verbreiten der damals bekannten Bücher. Als aber zunehmender Reichtum sie
träger, genußsüchtiger, lasterhafter machte, hörte ihre Lehrthätigkeit mehr und mehr
auf. e. Zum Nähr stände gehörte die Landbevölkerung und in den Städten der
Bürger- und Gewerbestand. Die Landleute waren meistens Leibeigene der Fürsten,
Klöster und Ritter und führten alh solche gewöhnlich ein kümmerliches Dasein. Besser
hatten es die Stadtbewohner. Die Handwerker waren anfangs den Edeln der Stadt
zinspflichtig. Als sie aber später in Zünfte zusammentraten, errangen sie auch
bürgerliche Rechte und Anteil an der Verwaltung. Auch die Kunst wurde von den
Zünften sorgsam gepflegt. In sogenannten Singschulen trugen ehrsame Meister
die von ihnen gedichteten Lieder vor. Der berühmteste Meistersänger war Hans
Sachs, Schuhmacher in Nürnberg. Die deutsche Baukunst stand damals schon in
hoher Blüte. Die herrlichsten Bauwerke des deutschen oder gotischen Baustils sind
der Kölner und Straßburger Dom. Die Rechtspflege war dagegen sehr mangelhaft.
Zwar hatte das Volk schon geschriebene Gesetze: den Sachsen- und Schwaben-
spiegel, doch nahmen in den Kämpfen zwischen Kaisern und Päpsten die Verbrechen
zu. Schreckliche Folterqualen und grausame Todesstrafen waren damals gebräuch-
lich. Manchmal entschied auch ein sogenanntes Gottesurteil. Dennoch nahm die all-
gemeine Unsicherheit so zu, daß im Volke selbst zuletzt die sehr gefürchteten Fem-
gerichte entstanden. Im Mittelalter sind auch wichtige Entdeckungen und Er-
findungen gemacht, a. Christoph Kolumbus, 1438 zu Genua geboren, war der
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Sachs Christoph_Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Hause_Habsburg Bürger- Nürnberg Genua
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liches versuchte Andreas Hofer in Tyrol. Auch er unterlag. Österreich mußte nach
zwei blutigen Schlachten bei Gr. Aspern und Wagram zu Schönbrunn mit
Napoleon Frieden schließen.
ä. Ein schwerer Schlag sollte Preußen noch treffen. Die Königin Louise,
die so viel für ihr Vaterland gethan hatte, besuchte im Jahre 1810 ihren Vater, den
Großherzog v. Mecklenburg-Strelitz, und starb am 19. Juli auf dessen Schlöffe
Hohenzieritz.
6. Napoleons Zng nach Rußland 1812. Napoleon wollte auch Rußland de-
mütigen und erklärte Alexander im Sommer 1812 den Krieg. Mit einer halben
Million Krieger, unter denen auch Preußen waren, zog er nach Rußland. In zwei
Schlachten wurden die Ruffen geschlagen, und die Franzosen erreichten endlich Moskau.
Aber die Russen gaben ihre Hauptstadt den Flammen preis, und die Franzosen muß-
ten den Rückzug antreten. Bald stellte sich ein furchtbar strenger Winter ein, und
was das Schwert der Russen nicht wegraffte, das kam durch Hunger und Kälte um
oder ertrank beim Übergang über die Beresina. Von dem großen französischen Heere
gelangten nur 30 000 ohne Waffen, krank und elend in ihr Vaterland zurück. Die
Preußen, unter Aork, waren in den Ostseeländern von allem verschont geblieben.
8 19. Preußens Erhebung und Deutschlands Befreiung. Der Freiheitskrieg
von 1813—1815. „Der König rief, und alle, alle kamen." a. 1813. Jeden
Deutschen ergriff nun die freudige Hoffnung, daß jetzt die französischen Sklavenketten
gebrochen werden könnten. Jetzt oder nie, dachte jeder. Eine unaussprechliche Be-
geisterung erfüllte jeden, besonders in Preußen. Die Schriften und herrlichen Frei-
heitsgesange eines Arndt, Körner und Schenkendorf schürten das Feuerder Vater-
landsliebe mächtig in den Herzen an. Friedrich Wilhelm begab sich von Berlin nach
Breslau und erließ von da aus einen Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps.
Scharenweise eilten nicht nur Jünglinge herbei, sondern sogar Familienväter, Beamte,
Künstler und Gelehrte. Die nicht mitziehen konnten, gaben, was sie hatten: Geld,
Kleidungsstücke, Verbandzeug für die Krieger. Auch die Landwehr trat jetzt zu-
sammen. An ihren Mützen trug sie ein Kreuz mit der Inschrift: Mit Gott für
König und Vaterland. Das war die Losung zum bevorstehenden Kriege. Eiser-
nes Kreuz. Der König schloß mit Rußland und England ein Bündnis. Er erklärte
Napoleon den Krieg und rief am 17. März 1813 sein Volk zu den Waffen. Gleich
darauf rückte Napoleon vor, und es kam zur Schlacht bei Lützen und Groß-
Görschen am 2. Mai. Obgleich das französische Heer fast doppelt so groß war als
das der Verbündeten, so blieb die Schlacht doch unentschieden. Hier wurde der edle
General v. Scharnhorst schwer verwundet und ließ sich nach Prag bringen. Die Ver-
bündeten gingen aber etwas zurück, um Verstärkungen an sich zu ziehen. Napoleon
verfolgte sie, und es kam den 20. und 21. Mai 1813 zu einer sehr blutigen Schlacht
bei Bautzen, die wieder unentschieden blieb. Napoleon sagte: „Wie? nach einer
solchen Schlächterei keine Resultate? Nicht einmal den Nagel von einer
Kanone lassen sich diese Preußen nehmen." Er hatte die Kraft und den Mut
der Verbündeten kennen gelernt und bot ihnen einen Waffenstillstand auf 6wochen
an, der auch angenommen wurde. Während des Waffenstillstandes rüsteten alle Par-
teien. Österreich und Schweden traten den Verbündeten bei. Diese teilten ihre groß-
ßen Heere in 3 Haufen. In Sachsen stand unter dem österreichischen Feldherrn
Schwarzenberg die Hauptarmee, in Schlesien unter Blücher die schlesische
und nördl. von Berlin unter dem schwedischen Kronprinzen Bernadotte die Nord-
armee. Am 23. August wurden die Franzosen, welche Berlin nehmen wollten, von
den preußischen Generalen Bülow und Tauenzien bei Gr. Beeren geschlagen. „So
flutscht et bäter!" Dann drang Blücher vor. Als sich aber Napoleon mit seiner
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Hofer Napoleon Napoleons Napoleon Alexander Alexander Arndt Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Schwarzenberg Bernadotte August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Tyrol Mecklenburg-Strelitz Napoleons Moskau Beresina Deutschlands Berlin Breslau England Groß-
Görschen Prag Bautzen Schweden Sachsen Berlin Berlin
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Einflüsse in Deutschland. Österreich aber trat ihm hierbei hindernd entgegen. Daher
kam es 1866 zwischen beiden zum Kriege. Mit Österreich verbanden sich die meisten
größeren deutschen Staaten, mit Preußen außer einigen norddeutschen Ländern auch
Jtali en.
König Wilhelm beschloß, seine Feinde zu überraschen und an ihrer Vereinigung
zu hindern. Darum wurde nach dem Plane unseres „Schlachtendenkers" Moltke
in Böhmen, Nord- und Süddeutschland zugleich gefochten. Preußische Truppen be-
setzten schnell Sachsen, Kurhessen und Hannover. Dann rückten sie in drei Heerhaufen
in Böhmen ein und schlugen die Österreicher (vom 23.—29. Juni) bei Trautenau,
Podol, Gitschin. Jetzt vereinigte sich die Elbarmee unter Herwarth v. Bitten-
feld mit der I. Armee unter Prinz Friedrich Karl, und König Wilhelm selbst griff
Benedeck, den österreichischen Anführer, bei Königsgrätz den 3. Juli 1866 an.
Die Schlacht tobte schon von 7 Uhr morgens. Die Preußen konnten aber keinen ent-
scheidenden Sieg davon tragen, weil die Stellung der Österreicher sehr fest war. Mit
Sehnsucht erwartete man die Ii. Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wil-
helm. Endlich gegen 2 Uhr nachmittags kam auch diese auf dem Schlachtfelde an und
brachte die Entscheidung. Sie nahm das Dorf Chlum, den Mittelpunkt der österr.
Stellung, und durchbrach die feindlichen Reihen. In wilder Flucht verließen die
Österreicher das Schlachtfeld, doch die Preußen folgten ihnen mit solcher Schnelle, daß
sie keine Zeit behielten, sich wieder zu sammeln. Schon nach wenigen Tagen standen
diepreußen vorwien. Auch diesüddeutschen waren vomgeneral Vogel v. Falken-
stein bei Kissingen, Aschaffenburg, Hünfeld geschlagen worden. Da mußten
Österreich und dessen Bundesgenossen den Frieden zu Prag schließen (23/8. 66).
Hannover, Kurhessen, Nassau, Schleswig-Holstein, sowie kleinere Teile von Bayern
und Hessen-Darmstadt wurden mit Preußen vereinigt. Die Staaten nördlich vom
Main traten unter Preußens Führung zum norddeutschen Bunde zusammen, und auch
mit den Süddeutschen wurden Bündnisse abgeschlossen. Österreich mußte ganz aus
dem deutschen Bunde treten und Kriegskosten zahlen. — So stand endlich Deutsch-
land wieder groß und mächtig da.
§ 23. Der „siebenmonatliche" deutsch-französische Krieg 1870—71. a. Die
Ursache war französische Eitelkeit und Raublust. Ein Vorwand zum Kriege war
bald gefunden. Die Spanier hatten ihre Königin vertrieben und boten dem Prinzen
Leopold v. Hohenzollern die Krone an. Napoleon stellte aber nun an König
Wilhelm in beleidigender Art das Verlangen, dem Prinzen die Annahme der Krone
zu verbieten und sich schriftlich zu verpflichten, niemals einzuwilligen, wenn einhohen-
zoller die spanische Königskrone annehmen wolle. König Wilhelm wies alle diese
Anträge zurück. Da behauptete Napoleon, Frankreichs Ehre sei verletzt und erklärte
den 19. Juli 1870 Preußen denkrieg. Napoleon hoffte auf die alte deutscheuueinig-
keit, hatte sich aber sehr verrechnet; denn ganz Deutschland erhob sich wie ein Mann
gegen den schnöden Friedensstörer. Lieb Vaterland, magst ruhig sein! ertönte es in
allen deutschen Gauen, und alles eilte herbei zur „Wacht am Rhein".
b. Der Krieg gegen das französische Kaisertum. Nach 14 Tagen war das
ganze deutsche Heer kampfbereit in drei Haufen an der französischen Grenze. Die
I. Armee unter dem General v. Steinmetz stand bei Trier, die Ii. unter dem
Prinzen Friedrich Karl (dabei die Sachsen unter ihrem Kronprinzen Albert)
bei Mainz, die Iii. unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm (nord- und
süddeutsche Truppen) in der Rheinpsalz. Das Oberkommando führte König Wilhelm
selbst. Bismarck, Moltke und Roon begleiteten ihn. Auch die Franzosen wurden
von tapfern Generalen: Mac Mahon (Mahoug), Bazaine (Basähn) u. a. ange-
führt. — Napoleon besetzte am 2. August 1870 die preußische Stadt Saarbrücken.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Herwarth_v Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm Friedrich_Wil- Friedrich Leopold_v Leopold Napoleon Wilhelm Wilhelm Napoleon Napoleon Friedrich_Karl_( Friedrich Karl Albert Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Bismarck Napoleon August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Kurhessen Hannover Kissingen Aschaffenburg Kurhessen Nassau Schleswig-Holstein Bayern Hessen-Darmstadt Main Frankreichs Deutschland Rhein" Sachsen Mainz Rheinpsalz Mahon