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1. Geschichte der neuesten Revolution - S. V

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
V Es ist noch ein Geringes, was es aufhält; der Abfall schmückt sich noch mit dem Namen des Liberalismus; aber immer mehr offenbart er sich in seinem wahren Wesen, und immer sichtbarer wiederholen sich alle die Erscheinungen, welche der Revolution von 1848 vorangingen und sie be- gleiteten. Und der Feind ist nun kühn genug geworden, den Umsturz aller göttlichen Ordnungen, die Herrschaft von unten, die Verherrlichung des Menschen, als des Urquells aller Macht auf Erden, mit Verachtung der Majestät des allerhöchsten Gottes, des Schöpfers und Herrn Himmels und der Erde, frei und laut zu verkündigen. Im Rausche des ersten Revolutionssturmes geschieht Manches, was die wiederkehrende Besinnung nicht ferner zu behaupten wagt, aber in unfern Tagen ist mit kühlem Blute, mit vollem Selbstbewußtscin wider alles göttliche und menschliche Recht thatsächlich dem Volke das Recht beigelcgt worden, nach unbeschränkter menschlicher Willkühr über sich selbst zu be- stimmen, und in Folge von solchen, unter einer despotischen Schreckensherrschaft abgehaltenen Volksabstimmung sind die von Gott verordnetcn rechtmäßigen Fürsten und Obrigkeiten verjagt worden. Und wie der König zu Assyrien spricht (Jes. 9, 13.): „Ich habe die Länder anders getheilt und ihr Einkommen geraubt, und wie ein Mächtiger die Ein- wohner zu Boden geworfen, und meine Hand hat gefunden die Völker, wie ein Vogelnest, daß ich habe alle Lande zu- sammengerafft, wie man Eier aufrafft, die verlassen sind, da niemand eine Feder reget, oder den Schnabel aufsperret und zischet;" so hat auch der mächtige Repräsentant und Verfechter dieses antichristischcn Princips schon angefangen, die Länder anders zu theilen, und zu- sammen zu raffen, wie man Eier aufrafft, die verlassen sind, und es hat niemand eine Feder geregt, oder den Schnabel aufgcsperret und gczischet. Es ist ja so leicht begreiflich, daß diese antichristische Erhebung des Men- schen über alles göttliche Recht und Ordnung nicht allein die Rache dessen, der ha spricht: „Ich will meine Ehre

2. Geschichte der neuesten Revolution - S. VII

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
Vii nun fünfzigjährigen Dienst bewährt hat, dem deutschen Volke durch seine Schriften auch ein Prediger zu sein, wohl an, in der Stunde der höchsten Gefahr auch nicht zu schweigen und das Seinige zu thun, damit das drohende Verderben wo möglich noch abgewendet werde. Das ist der Zweck dieser vorliegenden neuen Ver- einsschrift. Wie Thatsachen und Erfolge kräftiger lehren, als Worte, so hat auf unsere Bitte ein verehrter Mann und bewährter Schriftsteller es unternommen, in ähnlicher Weise, wie der Verfasser der Geschichte der fran- zösischen Revolution von 1789, die Geschichte der neuesten Revolution zu erzählen, damit unser Volk darin sein eigen Bild beschaue, und jetzt, wo es die- selben Bahnen wieder einzuschlagen beginnt, welche es damals wandelte, ernstlicher daran erinnert werde, was für Frucht und Lohn es von seinen Irrwegen hatte, und welch einen Jammer und Herzeleid es ihm brachte, den Herrn seinen Gott also zu verlassen und sich wider ihn zu em- pören. Es wird ein jeder dem Herrn Verfasser es nur Dank wissen, daß er sich begnügt hat, die Geschichte ohne viele Reflerionen und Commentarien selbst reden zu lassen; für den, der noch sehen und hören will, ist sie der Art, daß er mit Entsetzen vor dem Abgrunde zurückbeben muß, in welchen ein neuer Ausbruch derselben Sünden noth- wendig stürzen muß. In diesen Tagen hat Gott einen König heimgerufen, dem die Revolution auch das treue Herz gebrochen. Die Schrift aber sagt: „Die Gerechten werden weggerafft vor dem Unglück" (Jes. 57, 1.). Und es steht gleich dabei: „Und ist niemand, der es zu Herzen nehme." Die Welt verstehet es nicht, was sie an diesem „Gerechten" auf dem Throne gehabt, gethan und verloren hat. Sein Tod ist ein neuer Aufruf zur Buße. Der Herr spricht: „ Siehe, Ich bereite euch ein Un- glück zu und habe Gedanken wider euch; darum kehre sich ein jeglicher von seinem bösen Wesen und bessert euer

3. Geschichte der neuesten Revolution - S. VIII

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
Vili Wesen und Thun (Jer. 18, 11.). Dmn der Herr ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte und reuet ihn bald der Strafe (Joel 2, 13.). Der Gott aber alles Trostes und aller Hoffnung helfe uns zu der allein rettenden That wahrer Buße und Bekehrung, und segne dazu auch diese Schrift, daß sie solche Frucht bringe. Der Herausgeber.

4. Geschichte der neuesten Revolution - S. 7

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
7 Königsthron, sich den Verfolgungsmaßregeln widersctzte und dadurch die Gunst des Volks zu gewinnen begann. Das Palais Royal wurde unmerklich ein Mittelpunkt der Ver- einigung für s. g. liberale Staatsmänner, wie Casimir Parier, Laffitte, Dupin, Gérard u. A. m. Auch unter Karl X. ging der Herzog von Orleans ruhig seinen Weg weiter, beschäftigte sich mit der Erziehung seiner Kinder, die er in die öffentliche Schule schickte, und be- obachtete scharf den Gang der Ereignisse. Trotz der Vor- stellungen der Ultraroyalisten überhäufte ihn Karl X. mit Wohlthaten, so daß er bald als einer der reichsten Privat- männer dastand. Als nun in Frankreich Karl X., von jesuitischen Rathgebern umgeben, auf der betretenen Bahn der Reaktion immer weiter fortging und es schon mehrere Anzeichen einer nahenden Revolution gab, richteten sich die Blicke der Liberalen immer mehr auf den Herzog von Orleans, der seinerseits sehr geschickt zu Werke ging und sich als den Mann der Zukunft betrachtete. Dies war also der Mann, der nicht von dem französischen Volke in seinen Urversammlungen, sondern von den französischen Kammern auf den Thron erhoben wurde, die dreifarbige Nationalfahne wiederherstellte, die Verfassungsurkunde oder Charte als einen freien Vertrag zwischen Nation und König annahm und feierlich versprach, daß die verbesserte Charte nun einewghrheit w e r d e n so l l t e. Seine Gegner freilich nannten ihn, weil dieses neue Königthum von den wohl- habenden Mittelklassen geschaffen worden war, den Bürgcr- könig und bemerkten spöttisch, daß er die neue Krone im Straßenkoth von Paris gefunden habe. Wie wenig übrigens der neue König selbst auf die Festigkeit des Julithroncö baute, sprach er aus mit der Aeußerung: „In dem Ver- hältnisse der Könige hat sich gegen sonst Manches geändert. Doch keiner kann auf jedes Schicksal vorbereiteter sein als ich; denn ich bin der einzige unter ihnen, der seine Stiefeln sich geputzt hat und nöthigenfalls es wieder thun könnte." Karl X., der sich mit dem Hofe, der Leibgarde und den treuen Schweizern nach Rambouillet gezogen und den küm- merlichen Rest des ganzen Heeres entlassen hatte, schiffte sich am 17. August zu Cherbourg nach England ein und starb 6 Jahre nachher in der Verbannung zu Görz in Oesterreich den 6. November 1836. Die Donner der französischen Julirevolution ertönten durch ganz Europa, hier erschreckend und beängstigend, dort *

5. Geschichte der neuesten Revolution - S. 10

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
10 Gleichheit der bürgerlichen und politischen Rechte und ent- hielt außer andern die wichtige Verheißung, daß in allen Bundesstaaten eine landständische Verfassung stattfinden und gleichförmige Verfügungen über die Preßfreiheit getroffen werden sollten. Wie wenig nun auch diese neue, unter den Einflüssen des Auslandes entstandene Verfassung geeignet zu sein schien, Deutschlands Einheit, Größe, Macht und Wohlfahrt zu voller Entwickelung kommen zu lassen; so war dennoch nach den Zeiten der Ohnmacht, der Schande und tiefsten Erniedrigung auch diese Gestaltung der Dinge in Deutschland bei treuer und weiser Verwirklichung der in der Bundesakte den Völkern gemachten Zusicherungen noch als ein großes Glück, als der Anfang einer neuen aufstei- genden Bewegung zu betrachten. Während die kleinern norddeutschen Staaten ihre alten Ständeverfassungen beibe- hielten, wurden in den süddeutschen Staaten konstitutionelle Verfassungen eingeführt. Auch König Friedrich Wil- helm Iii. von Preußen hatte in der berühmten Kabincts- ordre vom 22. Mai 1815 die Einführung von Reichs- ständen verheißen, nachmals aber, durch manche Erschei- nungen der Zeit bedenklich gemacht und in der konstitu- tionellen Staatsform für Preußens Einheit und Macht Gefahr ahnend, sich auf die Einführung von blos bera- thenden Provinzialständen beschränkt. Ueberhaupt kam auch in Preußen der Staatsgrundsatz des österreichischen Staatskanzlers Fürstert von Metternich immer mehr in Geltrurg, nach welchem Aufrechterhaltung alles Dessen, was vorhanden ist, als höchstes Ziel einer weisen Politik be- zeichnet wurde. Selbst Männer, wie Arndt, Jahn u. A., deren Wort und Beispiel in den Zeiten der Roth von so großer Wirkung gewesen, wurden nun als Förderer ge- fährlicher Neuerungen vor Gericht gestellt, ihrer Aemter entsetzt, von der Polizei überwacht. Daher fehlte es auch in Deutschland nach der franzö- sischen Julirevolution nicht ganz an revolutionären Bewe- gungen, namentlich in Braun schweig, in den König- reichen Sachsen und Hannover, im Kurfürstenthum Hessen-Kassel, und auch in diesen Ländern wurden ge- mäß den Volkswünschen und -Bedürfnissen ähnliche Verfas- sungen bewilligt, wie sie Bayern, Württemberg und andere Staaten schon länger besaßen. In den beiden größer» Staaten jedoch blieb es nach der Julirevolution verhältniß- mäßig ruhig, zumal da in Preußen dein unumschränkten

6. Geschichte der neuesten Revolution - S. 13

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
13 hoher Begeisterung und froher Hoffnungen getrieben hat. Die Greuel der erftcn französischen Revolution hatten Allen, welche ihr Herz nicht muthwillig gegen die Stimme der Wahrheit verstockten, gezeigt, was aus der Welt ohne Gott und Christum werden müsse und von welchen dämonischen, grundstürzendcn Machten die Volksgeister bewegt werden, wenn sie nicht mehr den hohem Ordnungen Gottes _ in Staat und Kirche gehorchen wollen. Die Freiheit, Gleich- heit und Brüderlichkeit, welche die Revolution den Franzo- sen wie den benachbarten Völkern verheißen hatte, war in die härteste Knechtschaft und Zwingherrschaft umgeschlagen und hatte der Welt genugsam bewiesen, welche Freiheit und Gleichheit man aus solchen Händen zu empfangen habe. Dagegen hatten die Kämpfer für nationale Freiheit und Un- abhängigkeit in ihrer Begeisterung („Mit Gott für König und Vaterland") ihr Vertrauen auf die Hülfe des Herrn gesetzt, und der zweimalige Sieg hatte dieses Vertrauen herr- lich gerechtfertigt. Als daher die Stifter des heiligen Bun- des erklärten, daß sie, fern von jener alten verderbten Po- litik, fortan in der Verwaltung ihrer Staaten all ihr Thun auf die erhabenen Wahrheiten der Religion gründen woll- ten; mochten wohl manche Staatsmänner über die in der Politik bisher unerhörte Sprache lächeln und auch diesem Bunde nur das Schicksal anderer heiliger Bündnisse der Vorzeit prophezeihen, aber dennoch mußte man in dem aus der Rührung einer großen Zeit stammenden Ideal eine ewige Wahrheit und Weissagung erkennen. Freilich mußte das sehr bedenklich erscheinen, was der kaum wiederhergestellte Papst Pius Vii. that. Wiewohl er es nicht verschmäht hatte, durch ketzerische Waffen wie- der auf den heiligen Stuhl gehoben zu werden, so protestile er dennoch gegen die Beschlüsse des Wiener Kongresses, suchte die alten Grundsätze des Papstthums von Neuem geltend zu machen, stellte den Orden der Jesuiten, der un- ter Katholiken und Protestanten so viel Unheil angerichtct hatte, wieder her und erklärte die protestantischen Bibelgesell- schaften für eine Pest. Damit stellte sich das Papstthum zu der ganzen Entwickelung der neuen Zeit in einen un- versöhnlichen Gegensatz, und indem cs mit starrem Geist mittelalterlicher Priesterherrschaft an dem Alten, aber auch oft Veralteten und Abgelebten festhielt und sich allen, auch den berechtigtsten Reformen in Staat und Kirche widersetzte, brach gerade im römischen Süden Europas, zunächst in

7. Geschichte der neuesten Revolution - S. 46

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
46 zial-demokratischen Abgeordneten, die sich den altberüchtig- ten Namen des „Berges" beilegten, im Verhältniß zu frü- her in der Kammer gewachsen, und alle Freunde der Ord- nung konnten nicht ohne Besorgniß für die Zukunft wahr- nchmen, welche Verbreitung die Grundsätze der „rochen Re- publik" binnen Jahresfrist im französischen Volke erlangt hatten. Dabei war die neue Bergpartei, wenn auch geringe an Zahl, aber stark durch Einheit und furchtbar durch ihre wühlerische Thätigkeit. Ihre Emissäre durchreisten nach allen Richtungen das Land, und Demagogen wie Ledru- Rollin selbst suchten auf solchen Rundreisen auf großen po- litischen Banketten mit dampfenden Schüsseln, brennenden Reden, glühenden Trinksprüchen und rauschender Musik die Herzen und Hände für die demokratisch-soziale Republik zu begeistern. Am leichtesten gelang dies in den großem Städten, wo die jungen Leute des Mittelstandes, die große Menge der Arbeiterklasse und der zahlreichen Müssiggänger und Bummler, die statt zu gehorchen befehlen, statt zu arbeiten faullenzen wollen, für sozialistische Umsturzlehren schwärmerisch gestimmt waren. Hier und besonders in Paris war der Abfall von Gott und seinem heiligen Wort, die Verwirrung aller Begriffe von Recht und Unrecht — hatten doch gerade Leute wie Proudhon das Eigenthum für Diebstahl erklärt — so groß, daß die Revolution nicht nur unter den Tagelöhnern, Handwerksgesellen, Fabrikar- beitern, sondern auch unter liederlichen Studenten, herab- gekommenen Schreibern und Handlungsdienern zahlreiche und dienstwillige Arme fand. Ueberdies pflegte noch eine jede politische Revolution alles lose und schlechte Gesindel, ver- rufene Menschen und Gauner aller Art, und deren giebt es zumal inparis und den großen Städten Frankreichs eine groß- ße Zahl, als einen fürchterlichen Schweif hinter sich herzuzie- hen. Schwerer hielt es schon, mit dem Landvolk anzubmden und die Bauern zu Kommunisten zu machen. Allein auch hier war die Unwissenheit groß, und Mancher ging in die Schlinge, wenn so ein hochgelehrter Herr aus der Stadt ihnen vorschwatzte, die Edelleute, die alten Herzöge und Marquis würden wicderkommen, ihnen ihre Grundstücke wegnehmen und sie wieder zu Zinspflichtigen und Leibeige- nen machen. Manche Bauern, von unersättlicher Begierde beherrscht, hörten es gern, wenn vom Theilen, namentlich der großen Landgüter der Reichen die Rede war, kamen dagegen bald wieder zur Besinnung, wie jener Bauer bei

8. Geschichte der neuesten Revolution - S. 47

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
47 Bordeaur, den man angelogen hatte, der Befehl zum Thei- len sei aus Paris gekommen. Sogleich, erzählt man, ging er zum Ortsvorsteher und verlangte des Nachbars Wiese; der aber sagte ihm: „Du kommst zu spat, schon hat Einer nicht nur die Wiese Deines Nachbars, sondern auch Dei- nen Garten verlangt." Wüthend schrie der Bauer: „Mei- nen Garten? Ich hole die Muskete und will dem Kerl zeigen, wo er her ist." — Insbesondere aber reizte der Um- stand, daß der Präsident die neue römische Republik durch französische Waffen unterdrückte, Len Zorn der (Lozialisten- partei in der Kammer. Als daher am 12. Mai 1849 ein Antrag ihres Führers Ledru-Rollin auf Anklage des Prä- sidenten und seiner Minister in der Kammer durchfiel, mach- ten die Mitglieder der äußersten Linken am folgenden Tage einen Versuch, sich als Nationalversammlung zu konftitui- ren und erließen ein Manifest an Volk und Heer. Durch große Massen verstärkt, zogen sie nach dem Palast des Prä- sidenten, dem Elysse, und nach dem Palast Bourbon, wo die Nationalversammlung ihren Sitz hatte. In der Mar- tinsstraßc stiegen Barrikaden empor. Allein der General Changarnier schlug auch diesmal den Aufstand schnell nie- der. Die Führer oder Theilnchmer desselben wurden zum Theil verhaftet und dcportirt, zum Theil flohen sie, wie Ledru-Rollin, nach England. Paris wurde in Belagerungs- zustand erklärt, die Presse immer mehr beschränkt und die erschrockene Kammer lieh dem Präsidenten bereitwillig ihren Arm zur Unterdrückung der republikanischen Freiheiten. Nach der ersten Vertagung der Kammer im August 1849 unternahm der Präsident, um sich populär zu ma- chen, Reisen in die Provinzen, hielt Ansprachen an Beamte und Korporationen und, während die wiederversammelte Kammer sich durch tumultuarische Auftritte bei allen gut- gesinnten Bürgern und durch ihre reaktionären Maßregeln bei den Republikanern um alles Ansehen brachte, suchten seine Anhänger in besondern öffentlichen Blättern und durch die Gründung der bonapartistischen „Gesellschaft vom 10. Dezember" ihn als die einzige Stütze Frankreichs, als den Retter vor den Greueln der Anarchie darzuftellen. Er selbst umgab sich am 31. Oktober 1849 mit einem ganz bonapartiftisch gesinnten Ministerium und stellte eine Menge ihm ergebener Präsekte und Beamten an. Dagegen dauerten in der Kammer die Zänkereien und Partcistrcitigkeiten fort und hinderten das Zustandekommen weiser Gesetze. Aber

9. Geschichte der neuesten Revolution - S. 48

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
48 diese ewigen Zänkereien, die Zerrissenheit der Kammer in feindselige Parteien bewirkten endlich, daß das ganze par- lamentarische Wesen in den Augen des Volks tief herabge- würdigt wurde. Ja, ein großer Theil der Franzosen, überdrü- ßig der Freiheit durch ihre Ausartung in Frechheit und Ungebundenheit, begierig nach Ruhe nach den fieberhaften Aufregungen der Demokratie und den unermüdlichen Sor- gen der Zukunft, gelangte zu der Ansicht, daß nur die Abschaffung jeder berathenden Versammlung, das vollkom- mene Schweigen der Presse und eine unumschränkte Regie- rungsform Frankreich der Ruhe und dem Glück zurückge- den würden. Diese Sehnsucht nach einer festen Gewaltherr- schaft wurde noch vermehrt, als man die Zahl der Sozia- listen wachsen sah; denn als im Mai 1850 in der Haupt- stadt eine Ersatzwahl nöthig wurde, gelang es denselben, den geistreichen, aber sittenlosen Romanschreiber Eugen Sue in die Nationalversammlung zu bringen. Das führte zu strengem Maßregeln: zur Eintheilung Frankreichs in vier große Militärdivisionen, wodurch die Gewalt in die Hände weniger ergebener Generale kam, zur Auflösung der Mobilgarde, zur Beschränkung des Stimmrechts, zur Auf- hebung des Vereinsrechts, zu einem neuen Unterrichtsge- setz, nach welchem die oberste Leitung des Schul- und Un- terrichtöwesens der Universität entzogen und zwischen der Kirche und dem Staat getheilt wurde, da selbst nach des liberalen Thiers Ausspruch nur die christliche Kirche, als die Inhaberin der göttlich geoffenbarten Wahrheit, und die christliche Schule den hercinbrechenden Irrlehren des staats- feindlichen Sozialismus einen Damm entgegensetzen könne. In allen diesen Dingen ging der Präsident mit der Kammer noch Hand in Hand; allein der innere Zwiespalt zwischen den beiden Gewalten trat immer mehr hervor, als er zu verschiedenen Malen Erhöhung seines Gehaltes ver- langte. Auch gingen schon Gerüchte um von einem Staats- streich, von einem Umsturz der Verfassungen durch den Prä- sidenten. Die Führer der altmonarchischen Parteien droh- ten mit Aehnlichem und unternahmen Pilgerfahrten zum Herzog von Bordeaux nach Wiesbaden und zur Familie Orleans nach Claremont. Eine Fusion, eine Vereinigung und Versöhnung der ältern mit der jüngern bourbonischen Linie wurde in Aussicht gestellt. Das brachte die geheimen Pläne Ludwig Napoleons zur Reife. Die Truppen, die man 1830 und 1848 als Besiegte behandelt hatte, wurden

10. Geschichte der neuesten Revolution - S. 49

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
49 durch Schmeicheleien und Festschmause gewonnen; die Ar- mee überhaupt, die unter den Bourbons über Hintansetzung geklagt, und die vom Auslande erlittene Schmach noch nicht vergessen hatte, begeisterte sich von Neuem für den kaiserli- chen Namen und, als er im September und Oktober 1850 auf der Ebene'von Satory bei Versailles große Heerschau hielt, wollten die Rufe der glänzend bewirtheten Truppen: „Es lebe der Kaiser!" gar nicht aufhören. Alles, was die Kammer gegen solche Demonstrationen unternahm, blieb ohne Erfolg. Uebrigens wurde die Lage Frankreichs durch die Feindseligkeit der Versammlung gegen den Präsidenten und durch die Agitation der monarchischen Parteien gegen einander und gegen die Sozialisten immer unerträglicher. Man konnte weder arbeiten noch regieren. Handel, Ge- werbe, Ackerbau — Alles lag danieder. Selbst konserva- tive Volksvertreter baten den Präsidenten dringend, die in sich zerrissene Nationalversammlung aufzulösen. Andere, die s. g. Fusionisten machten ihm Anträge, sich ihm anzuschlie- ßen, wenn zur Rettung der Gesellschaft vor den Complo- ten und Verschwörungen der „ Rothen * und Anarchisten ein Staatsstreich nöthig werden sollte. Selbst Repräsen- tanten von der rothen oder sozialistischen Partei boten ihm ihre Hülfe an. Auch lagen genaue und ausführliche Be- richte von den Präfekturen und Gerichtsbehörden vor, welche keinen Zweifel an den Raub- und Mordplänen übrig lie- ßen, welche bei der Wahl eines neuen Präsidenten der Re- publik zum nächsten Mai 1852 zum Ausbruch kommen sollten. Alle diese Dinge brachten die Herrscherpläne und den Entschluß des Präsidenten zur Reife, durch einen Staats- streich, also durch eine neue Revolution die Verfassung zu befestigen und, wie sein großer Oheim am 18. Brumaire 1799, mit Hülfe des ihm ergebenen Heeres die parlamen- tarische Opposition niederzuwerfen und die Herrschaft an sich zu reißen. Seine Vertrauten bei dieser Sache waren besonders: Herr von St. Arnaud, Kriegsminister, Herr von Morny, Volksrepräsentant, Herr von Maupas, Polizei- Präfekt. Ueber vierzehn Tage lang wurde zwischen diesen dreien und dem Präsidenten Alles verabredet, festgesetzt, vor- bereitet und so merkwürdig geheim gehalten. Der Tag, welchen der Präsident zur Ausführung seines Entschlusses wählte, war der 2. Dezember als der Tag der Kaiserkrö- nung Napoleons I. und der Schlacht von Austerlitz. Den Gcsch. d. neutsten Revol. 4
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