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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 96

1888 - Leipzig : Engel
— 96 - Um die Juden zu demüthigen und von der Gesellschaft auszuschliessen, mussten sie gleich ihren Glaubensbrüdern in ändern Ländern eine bestimmte in die Augen fallende Kleidung oder andere in die Augen fallende Zeichen, die Männer einen Ring aus rothem oder gelben Tuch, einen gehörnten Hut, die Weiber Streifen am Schleier tragen. In manchen deutschen Städten wurde ihnen auch geboten, lange Bärte zu tragen, in ändern wieder, die Bärte alle vier Wochen zu kürzen. Eine andere Ausgeburt des mittelalterlichen Judenhasses war der Judeneid. Bereits der Schwabenspiegel bestimmte, dass der Jude bei Ablegung eines Lides auf einer Sauhaut, auf der Haut des Thieres stehen solle, welches zu essen ihm seine Religion verbietet, an manchen Orten musste er auf einem dreieckigen Schaukelstuhl oder auf einer in Lammblut getauchten Haut stehen. Der Eid wurde in der Synagoge auf der Thora geleistet. Die in Anwendung gebrachten verschiedenen Eidesformeln waren voll Verwünschungen und Verfluchungen, gegen die sich jedes menschliche Gefühl empören musste. Trotz der dicken Scheidewände, welche die Juden von den christlichen Einwohnern trennten, fühlten beide dennoch den tiefen Zug eines gegenseitigen Bedürfnisses. Die Juden waren gehasst und doch unentbehrlich, denn in ihren Händen lag der Handel, sie galten als die natürlichen Darlehnsgeber. Der Güterbesitz war ihnen versagt, der Landbau verleitet, vom Handwerk waren sie durch die Innungen und Zünfte ausgeschlossen, es blieb ihnen nichts anders übrig als Handel und Geldgeschäfte. Die von ihnen betriebenen Geldgeschäfte führten nothwendig zum Wucher wie sehr auch die Rabbiner auf Grund des Religionsgesetzes dagegen eiferten. Im 14. und 15. Jahrhundert schwankte der gesetzliche Zinsfuss zwischen 21 und 86 Prozent, und in manchen Städten war es den Juden gesetzlich gestattet, 100 bis 120 Procent zu nehmen. Dem so von den Fürsten und Kaisern genährten Wucher verdankte es der Jude im Mittelalter, dass ihm trotz allem nationalen Hasses und aller religiösen Unduldsamkeit überall der Aufenthalt gestattet wurde, ihm hatte er es aber auch zuzuschreiben, wenn von Zeit zu Zeit sich jener Hass in Wuthausbrüchen und Verfolgungen wieder Luft machte. Die Verfolgung, welche 1384 in Schwaben und Franken wüthete, trug ganz offen den Charakter der Beraubung; im darauf folgenden Jahre wurden die Juden in allen schwäbischen Bnndesstädten gefangen genommen und ihrer Forderungen beraubt; ähnliche Scenen wiederholten sich gar oft. Waren die weltlichen und geistlichen Fürsten den Juden verschuldet, so glaubten die Kaiser sich berechtigt, die Forderungen der Juden für null und nichtig zu erklären. So erliess Kaiser Wenzel 1390 eine Verordnung, dass sämmtliche Schuldforderungen der Juden an Christen erloschen und sämmtliche Pfänder der Christen auszuliefern seien. Kaiser Ruprecht, welcher diesen Erlass bestätigte, betrachtete das Vermögen der Juden als sein Eigenthum, über das er nach Willkür schalten und walten konnte; zur Eintreibung der Judensteuern bestellte er einige Juden und ernannte aus finanziellen Rücksichten den „jüdischen Meister Israel, einen gelehrten und redlichen Juden, zum obersten Hochmeister oder Oberrabbiner über alle Hochmeister und Juden und Jüdinnen in deutschen Landen“; er war mit der Ein-

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 85

1888 - Leipzig : Engel
- 85 - Arzt und Gelehrter in hoher Achtung stand, nach Venedig, wo er nach sechs Jahren sein thatenreiches Leben beschloss (1508); in Padua wurde er bestattet. Sein Bibel-Commentar ist von Juden und Christen sehr geschätzt, oft gedruckt und zum Theil ins Lateinische übersetzt. Gleich Abravanel begaben sich viele der Verbannten nach Italien und nach den griechischen Inseln, viele suchten in Nordafrika und in der Türkei eine neue Heimat. Haarsträubend sind die Leiden, welche die Unglücklichen auf ihren Wanderungen zu dulden hatten. Tausende rafften Hunger und Pest weg, Tausende kamen durch grausame Menschen um oder tödteten aus Verzweiflung sich selbst. Gegen 12000, die in Castilien wohnten, wandten sich nach dem nahegelegenen Navarra, von wo aber schon 1498 alle Juden ebenfalls vertrieben wurden. Gleiches Schicksal ereilte in demselben Jahre die Juden der Provence. Etwa 120000 der spanischen Exulanten zogen nach Portugal. §. 16. Die Juden in Portugal. In Portugal, wo die Juden seit uralter Zeit wohnten und unter den Avest-gothen wie später unter den christlichen Königen gleiches Schicksal mit ihren spanischen Glaubensgenossen theilten, nimmt die Geschichte der Juden erst mit dem 12. Jahrhundert ihren Anfang. Hier lebte die Familie Jachia-Negro, deren Urahn Jachia Ibn Jaisch, ein weiser, tapferer und reicher Mann, bei dem ersten König von Portugal als Hausminister und Reiteranführer in grosser Gunst stand. In keinem Lande waren die inneren Verhältnisse der Juden so früh vom Staate geordnet als in Portugal. Schon der duldsame und strenggerechte König Affonso H3. (1248—1279), der die Juden gegen die fanatische Geistlichkeit in Schutz nahm, regelte das Rabbinatswesen. An der Spitze der portugiesischen Juden stand ein vom König ernannter Oberrabbiner, der die von der Gemeinde gewählten Local- und Provinzialrabbiner bestätigte, in Begleitung eines Oberrichters, eines Kanzlers, Secretärs und Executors alljährlich sämmtliche Gemeinden des Landes bereiste, die Verwaltung der Legate und Waisengelder beaufsichtigte und in die Rechenschaftsberichte der Gemeinden Einsicht nahm. Auch das Gemeinde- und Steuerwesen der Juden war durch das Gesetz geregelt. Sie wohnten in besondern Judengassen, deren es in Lissabon, der grössten jüdischen Gemeinde des Landes, mehrere gab; dieselben wurden allabendlich geschlossen und von zwei königlichen Wächtern bewacht. Sie beschäftigten sich mit Wein- und Landbau, betrieben die verschiedensten Handwerke und einen ausgebreiteten Handel mit Landsproducten und Waaren. Sie waren gesellschaftlich von den Christen getrennt und mussten viele sehr drückende Steuern zahlen, wie: Kopfsteuer, Rabbinatssteuer, Flottensteuer, d. h., sie mussten zu jedem neuen Schiffe, das der König ausrüstete, einen Anker und ein neues 60 Ellen langes Tau liefern, Personalsteuer, Steuer von Wein, Fischen, Geflügel und Getreide. Trotz dieser drückenden Steuern hatten die Juden Portugals allen Grund mit ihrer Lage zufrieden zu sein. Sie waren von den Königen geschützt und
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