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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 65

1888 - Leipzig : Engel
— 65 — Noch bei Lebzeiten Maimuni’s hatten selbst in Spanien, wo die arabische Bildung heimisch war, Einzelne es gewagt, gegen manche seiner Ansichten aufzutreten, so namentlich R. Heir Halewi Abulafia, „der Fürst“, ein durch Gelehrsamkeit und Stellung angesehener Mann (st. 1244), der sich in einem Sendschreiben an die „Weisen Lünels“ über die maimuni’sche Auffassung der Auferstehung beklagte. Da er jedoch hier wenig Anklang fand und von Ahr on den Heschullam aus Lünel derb abgefertigt wurde, wandte er sich an die Gelehrten im Norden Frankreichs, wo er an dem später nach Palästina aus-gewanderten Tosafisten Sims on den Abraham aus Sens einen Kampfgenossen fand. Die längst eingetretene Spannung zwischen den Gegnern und Verehrern Maimuni’s kam endlich zum Ausbruch. Im Jahre 1232 stellte sich nämlich dei strenggläubige talmudische Gelehrte Salomo den Abraham aus Montpellier an die Spitze des Kampfes; mit seinen beiden Schülern, Jona den Abraham Ge-rondi, der später Schulhaupt zu Toledo wurde, und David den Saul, sprach er den Bann über alle diejenigen aus, welche sich mit irgend einer Wissenschaft, ausser Bibel und Talmud, insbesondere mit dem „More Nebuclmn“ befassten. Alle bedeutenden nordfranzösischen, ein grosser Theil der südfranzösischen und spanischen Talmudisten schlossen sich dem Banne an. Diese Aechtung der Wissenschaft rief überall Aufregung und Entrüstung hervor. Alsbald erhoben sich die Verehrer Maimuni’s in Lünel, Beziers und Narbonne, in Aragonien, Catalonien und Castilien, und erklärten ihrerseits Salomo den Abraham und seine Genossen in den Bann. So standen sich die Strenggläubigen und die Freunde der freiem philosophischen Richtung in zwei grossen Parteien feindlich gegenüber; der Kampf wurde auf beiden Seiten mit Leidenschaft und Erbitterung geführt. Um persönlich die hervorragendsten Gemeinden Spaniens und deren Vertreter zu gewinnen , begab sich der greise David Kimchi, ein warmer Verehrer Maimuni’s, auf die Reise, er fand auch überall bereitwillig Gehör, stiess aber auf harten Widerstand bei dem als Gelehrten und Arzt geachteten Jehuda Ibn Alfachar in Toledo, der entschieden auf Seite der Gegner stand, weil, wie er behauptete, Maimuni sich mehr von philosophischen Voraussetzungen als von dem einfachen Inhalte der heil. Schrift hätte leiten lassen. Der Kampf entzündete die Gemüther immer mehr. Da thaten die Strenggläubigen einen verhängnissvollen Schritt: sie traten in Verbindung mit dem gegen die Albigenser eingeführten Inquisitionsgericht und setzten es bei den Dominicanern durch, dass die Schriften Maimuni’s, als gemeinschädlich für den Glauben, in Montpellier und Paris öffentlich verbrannt wurden. Ueber diesen Verratli waren alle Juden diesseits und jenseits der Pyrenäen empört. Alle, die vom Parteihass nicht gänzlich geblendet waren, sahen ihr Unrecht ein, mehrere der Verleumder wurden bei den christlichen Behörden angeklagt und damit bestraft, dass man ihnen die Zunge ausschnitt. Jona Gerondi empfand Reue und that das Gelübde, zu Maimuni’s Grab zu pilgern, um den Geist des von ihm verkannten grossen Mannes um Verzeihung zu bitten; ohne das Gelübde erfüllt zu haben, starb er plötzlich an einer seltenen Krankheit zu Toledo (1263). Als Maimuni’s einziger Sohn, Abraham, der als Leibarzt des Sultans Alkamel in

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 37

1888 - Leipzig : Engel
— 37 — schwung nahm. Die Exilsfürsten, welche aus dem davidischen Hause stammten, waren die Vermittler zwischen dem Volke und den Königen, zu denen sie in einem den deutschen Lehensfürsten ähnlichen Verhältnisse standen. Ihre Würdezeichen waren ein seidenes Obergewand und ein goldener Gürtel. Sie machten grossen Aufwand, wozu die zahlreichen und im Wohlstände lebenden Juden gern die Mittel boten, fuhren in einem goldenen Wagen und hielten eine Menge Diener. Sie waren die Richter in Criminal- und Verwaltungssachen und führten die Oberaufsicht über die öffentliche Sicherheit, sie zogen für die Staatskasse die öffentlichen Abgaben ein und ernannten die Richter und Beamten. Widersetzlichkeiten bestraften sie nach orientalischer Sitte mit Stockschlägen, und es kam, wenn auch nur selten, vor, dass Exilsfürsten ihre Stellung misbrauchten. Nur wenige von ihnen haben einen Namen als Gelehrte, die meisten waren unwissend und selbst im Religionsgesetze nicht bewandert. Einen starken Gegensatz zu den Exilsfürsten, welche erst im 11. Jahrhundert mit Hiskia aufhörten, bildeten die Oberhäupter der babylonischen Akademien. In Babylon wurde nämlich durch Rab und Samuel für die jüdische Wissenschaft eine Saat ausgestreut, die in den von ihren Schülern gegründeten Akademien üppig aufschoss. In Sura lehrte Huna; Juda b. Jecheskel, „der Scharfsinnige“, gründete in Pumbedita einlehrhaus; auch in Machuza, Kafri und ändern Orten befanden sich Hochschulen. Von den babylonischen Amoraim, welche nach den Oberhäuptern der Akademien in 6 oder 7 Generationen eingetheilt werden, waren die hervorragendsten: R. Huna, der Schüler und Nachfolger Rab’s. Trotz seiner Verwandtschaft mit dem Resch Geluta war er arm und bestellte seinen kleinen Acker selbst; später gelangte er zu grossen Reichthümern, von denen er den edelsten Gebrauch machte. In seinem Lehrhause, dem er 40 Jahre Vorstand, versammelten sich oft 800 Schüler. Nach seinem im Alter von über 80 Jahren erfolgten Tode (297) folgte ihm R. Juda b. Jecheskel, der Gründer des Lelirhauses in Pumbedita, und dann R. Chisda aus Kafri, der als der glücklichste Amora galt; von Haus aus arm, wurde er später sehr reich; er feierte 60 Hochzeiten in seinem Hause und keins seiner Familienglieder soll bis zu seinem Tode gestorben sein. Nicht minder glücklich war R. Nachman den Jakob, der die Tochter des Exilsfürsten, die kluge hochmüthige Jaltha, geheirathet hatte. Nach der Zerstörung von Nehardea verlegte er sein Lehrhaus nach Schakanzib, wo er 320 starb. Wegen seines Scharfsinns berühmt war Rabbah bar Nachmani, der, im Jahre 299 zum Schulhaupt von Pumbedita gewählt, den alten Glanz dieser Hochschule wieder herstellte. Seine zahlreichen Schüler wusste er durch Klarheit in der Behandlung des halachischen Stoffes, durch geistreiche Auffassung desselben und durch Einmischung agadischer Sentenzen zu fesseln. Seine Hauptthätigkeit war auf die Begründung der überlieferten Satzungen und auf die Ausgleichung der darin vorhandenen Widersprüche gerichtet; die Agadasammlung, die unter dem Namen Midrasch Rabba bekannt ist, wird ihm fälschlich zugeschrieben. Von den Gesetzeslehrern hochgeehrt, war er, ein strenger Sittenrichter und noch dazu arm, vom Volke nicht geliebt. 22 Jahre stand er der Hochschule in Pumbedita vor und starb auf der Flucht vor persischer Verfolgung eines freiwilligen Todes

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 91

1888 - Leipzig : Engel
— 91 — von Eschenbach genannt; es ist dies Süsskind von Trimberg, der um 1200 wahrscheinlich in Würzburg lebte, von dessen Leben jedoch nichts bekannt ist. § 2. Die gegen die Juden erhobenen Anklagen und Beschuldigungen: Tödtung von Christenkindern, Hostienschändung, Brunnen Vergiftung. Trotz der Kammerknechtschaft und des Judenschutzes, um den das Volk sich wenig kümmerte, waren die Juden recht- und schutzlos und häufigen Verfolgungen preisgegeben; die verschiedensten Verbrechen wurden ihnen zur Last gelegt, um nicht blos Einzelne, sondern oft ganze Gemeinden mit Todesstrafe heimzusuchen. Die boshafteste und zugleich lächerlichste Beschuldigung war die Tödtung von Christenkindern, um deren Blut zur Bereitung der Osterkuchen (Mazzot) zu gebrauchen. Wenn zumal in der Zeit des Pessachfestes ein Christenkind vermisst oder die Leiche eines Christenkindes, dessen Todesursache man nicht kannte, gefunden wurde, so fiel sofort der Verdacht der Tödtung auf die Juden; oft geschah es auch, dass man christliche Leichen verstümmelte und in die Häuser der Juden warf, um der Anklage mehr Wahrscheinlichkeit zu geben. Diese so-wol dem gesunden Menschenverstand als den jüdischen Keligionsgesetzen hohnsprechende Beschuldigung tauchte zuerst in Frankreich, in Bio is, auf. Der Graf Theobald von Blois schenkte der Anklage Glauben und liess sämmtliche Juden der Stadt lebendig verbrennen (26. Mai 1171). Bald darauf wurde in vielen Orten Deutschlands dieselbe Anklage gegen die Juden erhoben. Im Jahre 1181 brachen bei Wien drei Christenknaben, die auf dem Eise spielten, ein und ertranken. Christen beschworen, dass sie gesehen, wie die Juden die Knaben in ein Haus gelockt und geschlachtet hätten. Die Juden wurden angeklagt, 300 wurden verbrannt. Als das Eis aufging, fand man die todten Knaben unversehrt in der Donau. 1236 wurden in Fulda und Hagenau viele Juden erschlagen, weil sie Christenkinder getödtet und ihnen das Blut abgezapft hätten. Als die Juden beim Kaiser Friedrich H. darüber angeklagt wurden, sagte er, die Bosheit der Beschuldigung einsehend, den Anklägern: „Wenn die Kinder gestorben sind, so lasset sie begraben“. Sein Unglaube brachte das Volk gegen ihn auf, sodass er sich genöthigt sah, eine Untersuchung einleiten zu lassen, welche jedoch zu Gunsten der Juden ausfiel. 1283 wurden in Mainz und zwei Jahre später in München die Juden beschuldigt, ein Christenkind ermordet zu haben; in letztgenannter Stadt wartete der Pöbel den Ausgang der Untersuchung nicht ab, sondern mordete alle Juden, die er fand, alle übrigen hatten sich in die Synagoge geflüchtet. Das Volk zündete das Bethaus an und verbrannte darin 180 Personen. Diesen Wahn, dem in Erfurt, Kolmar, Krems, Magdeburg, Weissenburg, Paris, Bern, Würzburg, Posen, in Prag, Trient, Boppard, Budweis, Diessenhofen und vielen ändern Orten Tausende als Opfer fielen, vermochten weder päpstliche Bullen, wie sie schon Papst Innocenz Iv. 1247 erlassen, noch königliche Privilegien zu beseitigen, und obgleich seit 600 Jahren Kaiser und Päpste, spanische und polnische Könige, christliche Theologen wie Luther, Wagenseil und jüdische Ge-

4. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 93

1888 - Leipzig : Engel
— 93 - Schweiz und die Gemeinden am Bodensee: in Bern, Zürich, Winterthur, Schaffhausen, in St. Gallen, Lindau, Ueberlingen, Constanz wurden die Juden durch Scheiterhaufen, Taufe oder Vertreibung aufgerieben. In Basel wurden sie in ein hölzernes Haus auf einer Rheininsel gebracht und dann zusammen mit dem Hause verbrannt. In Constanz (Costnitz), wo man demjenigen das Leben schenkte, der zum Christenthum übertrat, zündete ein so Begnadigter sein Haus an und rief aus der brennenden Wohnung: „Ich sterbe als Jude“. Am grausamsten wurde die Judenverfolgung in Deutschland betrieben. Zu allem Unglück regten ganze Scharen herumziehender Religionsschwärmer, welche mit Geissein, an denen eiserne Nägel befestigt waren, angesichts des Volkes den entblössten Leib zerfleischten und daher Geissler oder Flagellanten genannt wurden, überall das ohnedies fanatisirte Volk gegen die Juden noch mehr auf; aller Orten mordete es in frommer Raserei. Zu Tausenden wurden die Juden erschlagen, verbrannt, ersäuft, zu Tausenden starben sie auf der Flucht vor Hunger. Wer kann alle die Gemeinden aufzählen, die dem Aberglauben und der Volkswuth zum Opfer fielen! In Strassburg, wo wie in Köln der Rath sich der Juden vergebens annahm wurde die ganze Gemeinde, 1800 Menschen, am Sabbat, 14. Februar 1349, auf einem hölzernen Gerüste auf dem jüdischen Begräbnissplatze verbrannt. Mütter rannten mit ihren Kindern ins Feuer, dass man sie ihnen nicht entreisse und taufe. In W o r m s, wo die Bürger einer Schenkung Kaiser Karl Iv. gemäss mit den Juden nach Lust und Willkür schalten konnten, hatte der Rath beschlossen, sämmtliche Juden zu verbrennen; sie kamen ihnen jedoch zuvor: sämmtliche Juden der Stadt steckten ihre Häuser in Brand und starben so den Flammentod. Dasselbe thaten die Juden zu Frankfurt, Oppenheim, Offenburg, Krems, Erfurt, wo von 3000 keine Seele übrig blieb, Esslingen, wo sich alle in der Synagoge verbrannten, u. a. m. In Mainz und Köln setzten sie sich zur Wehr und vertheidigten sich tapfer, bis sie endlich der Uebermacht unterlagen, worauf sie ihre Häuser anzündeten und in den Flammen umkamen (23. August 1349). Auch in Baiern, Oesterreich und im Norden Deutschlands fehlte es nicht an Opfern. In Wien entleibte sich auf Anrathen des Rabbiners die ganze Gemeinde in der Synagoge. Die alten Gemeinden Augsburg, Würzburg, München und nahezu 80 andere wurden gänzlich vertilgt; in Nürnberg wurde die ganze Gemeinde auf dem Judenbühl, 6.December 1349, verbrannt. Nur Regensburg zeichnete sich vor allen Städten aus: es beschirmte die Juden, welche innerhalb seiner Mauern wohnten und hielt die blutdürstige Menge vom Morde ab. In Magdeburg, Quedlinburg, Halberstadt, Hannover, Osnabrück, in Stuttgart, Ulm, Reutlingen, in Metz, Colmar, Schlettstadt, kurz wo Juden waren, wiederholte sich überall dasselbe Trauerspiel. Das Gemetzel erstreckte sich bis nach Brabant: in Brüssel und in Löwen wurden die Juden erschlagen oder verbrannt. Die Juden waren somit in den meisten Gegenden Deutschlands vernichtet; die Städte und die Landesherren theilten sich in die ihnen abgenommene Beute, und für Alles was geschehen war, verhiess der Kaiser Verzeihung. Die Städte, von denen viele infolge der Verheerungen zerstört oder verarmt waren, und die

5. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 147

1888 - Leipzig : Engel
— 147 — Verträge wurde auch sie gezwungen, die bürgerliche Ungleichheit aus ihrem Gesetzbuche zu streichen: nach einem harten Kampfe wurden die schweizerischen Juden 1863 emancipirt. Bekenner des jüdischen Glaubens leben jetzt in allen Kantonen im vollen Genuss aller bürgerlichen Rechte. Russland steht hinter den Forderungen der Zeit noch immer zurück. Wol suchto man die Zustände der Juden auch dort zu verbessern, indem man ihnen den Besuch der russischen Schulen und Universitäten, sowie die Errichtung eigener zeitgemässer Schulen erlaubte und ihnen Freiheiten in der Ausübung der Gewerbe gewährte. Nahum Funkelstein, ein Jude aus Sklow, erhielt auf sein Ansuchen die Erlaubniss (1808), in der Gegend von Nikolajew jüdische Ackerbaukolonien zu gründen. Er legte deren sieben an, gab ihnen hebräische Namen und bevölkerte sie mit jüdischen Einwohnern. Diese jüdischen Ackersleute sind im Sommer Bauern, im Winter Gelehrte; denn zur Winterzeit wird das Talmudstudium mit demselben Fleisse betrieben, wie im Sommer der Ackerbau und die Viehzucht Auf dieselbe Weise leben sie in Kaukasien und Grusien. Kaiser Nikolaus I. behandelte die Juden mit Härte. Er vertrieb sie willkürlich aus Petersburg und Kiew und wollte sie durch einen Ukas von 1843 in die inneren Gouvernements verweisen. Er erliess die allerdrückendsten Ausnahmegesetze und befahl die gewaltsame Abführung zahlloser Judenkinder als zukünftige Rekruten in das Innere des Reichs und ihre Taufe. Seit dem Regierungsantritt Alexander’s Ii. trat auch für die Juden des grossen Czarenreichs eine allmähliche Besserung ihrer Lage ein, die sich aber bald um so trauriger gestaltete. Die Juden in Rumänien hatten trotz der Bestimmung der Pariser Convention vom Jahre 1856, welche die bürgerliche Gleichstellung aller Moldauer und Wallachen ohne Unterschied der Religion verlangte, unausgesetzt mittelalterliche Bedrückungen zu erleiden. Durch den Berliner Vertrag von 1878, der die Gleichstellung aller Staatsangehörigen, sowie die Freiheit der Ausübung aller Kulte für alle Donaustaaten als Grundprincip aufgestellt hat, wurde ihre Lage wol etwas verbessert, aber noch immer stehen sie unter Ausnahmegesetzen. Günstiger gestalteten sich die Verhältnisse der Juden in Serbien, wo ihrer völligen Gleichstellung nur wenig fehlt, und in Griechenland, wo ihnen Freiheiten gewährt sind. In Spanien ist das Verbannungsedict noch immer nicht aufgehoben und trotz mehrfacher Bemühungen freisinniger Männer (Castelar) den Juden der Wiedereintritt noch immer verboten; doch wird den Bekennern des Judenthums, welche sich in verschiedenen Städten des Landes niedergelassen haben, die freie Ausübung ihrer Religion gestattet. § 5. Die Juden in Afrika und Asien. Die Blutbeschuldigung in Damaskus. Der Zustand der Juden in den Reichen der Moslemim ist im allgemeinen Unterdrückung und Entziehung aller Rechte. In Marokko, wo sich gegen 200,000 Juden befinden, die in den Städten Marokko, Fez, Mequinez, Mogador, Tanger u. A. in abgesonderten Vierteln 10*

6. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 14

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— 14 — dem Tempelberge zu. Dort angekommen, nahm selbst der König Agrippa*) seinen Korb auf seine Schulter und trug ihn hinauf in die Tempelhalle. Beim Eintritt der Darbringer begrüsste sie der Levitenchor mit dem Gesänge: „Ich huldige dir, der du mich erhoben und meinem Feinde nicht Schadenfreude über mich gewährt hast!“ (Ps. 30.) Die Tauben, welche, an die Körbe gebunden, um diese herumflatterten, spendete man als Ganzopfer, alles übrige gab man den Priestern. Doch noch während der Korb auf seiner Schulter war, verlas der Darbringer den Abschnitt aus 5. B. M. cap. 26 von „ich habe heute kundgetan“ bis „der Aramäer wollte meinen Vater vernichten“, alsdann nahm er den Korb von der Schulter, hielt ihn an seinen Rändern, während der Priester seine Hand unter dem Korbe hielt und alsdann die Weiheschwingung machte. Dann las der Darbringer den Abschnitt zu Ende . . . Ursprünglich hielt man es so, dass jeder, der selbst lesen konnte, den Abschnitt selbst las, und man ihn dem vorlas, der nicht lesen konnte, da dies aber vielen unangenehm war und sie sich deshalb der Pflicht, die Erstlingsfrüchte zu bringen, entzogen, so ordnete man an, dass allen ohne Unterschied die betreffende Bibelstelle vorgelesen wurde. Die Reichen brachten ihre Erstlingsfrüchte in silbernen oder goldenen Körben, die Armen in Körben aus dem Geflechte geschälter Weiden; diese Körbe wurden nebst den Früchten den Priestern gegeben. *) Regierte von 37—44. Seine Herrschertugenden, seine Güte und seine Frömmigkeit werden oft gerühmt.

7. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 18

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— i8 — chen zu dem Führer : „Wir wollen sterben, nicht wollen wir diese Schmach erleben!“ Und sie flehten ihn an und baten ihn, (von seinem Vorhaben abzulassen.) Dieser aber sagte: „Statt dass ihr mich bittet und anfleht, betet doch zu eurem Gott im Himmel, dass er euch helfe!“ Da er nun in die Nähe von Städten kam, sah er zu seinem Erstaunen, wie aus allen Städten ihm Mengen von Menschen entgegenströmten, Juden, wie er erfuhr, und sobald er in eine Stadt hineinkam, sah er die Menschen auf Sack und Asche in den Strassen liegen. Er war aber noch nicht bis Antiphras gekommen, als ein Schreiben an ihn gelangte, Caligula sei ermordet*) und seine Verordnungen seien aufgehoben. Sogleich nahm man die Bilder, zerschlug sie, und man erhob diesen Tag zu einem Freudentage. *) Caligula ist 41 n. ermordet worden.

8. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 21

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— 21 — handlung möglich, etwas zu retten.“ Da antwortete er ihm: „Stelle dich schwer krank; alle Welt wird kommen, nach dir zu fragen, und wenn dafür gesorgt ist, dass etwas ins Haus gelegt wird, was einen schlechten Geruch verbreitet, so wird bald das Gerücht über dich entstehen, du seiest gestorben. Natürlich dürfen nur deine Schüler, die ins Vertrauen gezogen sind, in das angebliche Sterbezimmer kommen und für deine Fortschaffung sorgen; kein Fremder darf sich dabei beteiligen, da die schwerere Last, die ein Toter als die, die ein Lebendiger verursacht, leicht den Betrug merken lässt. R. Elieser und R. Josua trugen nun den Sarg hinaus. Als sie an das Stadttor kamen, wollten die Wachtposten, um zu prüfen, ob nichts Verbotenes hinausgebracht werde, in den Sarg hineinstechen, aber die Träger sagten: „Wie möchtet ihr dies wagen,würden diefeinde doch sagen, die Juden selbst hätten auf ihren Rabbi gestochen“, und so wendeten sie es auch ab, dass man den Sarg schüttelte. Als R. Jochanan nun glücklich dem Sarge entstiegen und vor den Feldherrn gelangt war, begrüsste er ihn: „Friede mit dir, König! Friede mit dir, König!“ Vespasian aber entgegnete: „Du bist des Todes schuldig; einmal bin ich kein König, und du nennst mich König; und dann: b i n ich König, warum bist du bis heute noch nicht zu mir gekommen?“ Worauf jener: „Wenn du sagst, du seiest kein König, das ist wahr, aber du wirst König werden, sonst würde Jerusalem nicht in deine Hand fallen, denn bei uns geht die Tradition, dass Jerusalem nur von einem König wird erobert werden, und dass du fragst, warum ich bis jetzt nicht zu dir gekommen, wenn du der König bist, so antworte ich, weil es die Barjoni, die in unserer Stadt sind, nicht zugegeben haben.“ Darauf der Feldherr: „Wenn um ein Fass mit Honig sich eine Schlange gewunden hätte, würde man nicht, um die Schlange loszuwerden, das Fass zer-

9. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 35

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
Xi. R. Elieser Ben Hyrkanos (90 n.) Aus Aboth D’ R. Nathan« 2. Rezension, Kap. 13, Ed. Schechter Man erzählt von R. Elieser, dass, als er Thora lernen wollte, er felsigen Boden auf seines Vaters Aeckern pflügen musste, während die ändern Arbeiter guten Boden zu bestellen hatten. Als sein Vater ihn bei der Arbeit weinend antraf, fragte er ihn: „Warum weinst du, quält es dich etwa, dass du felsigen Boden zu bestellen hast? Morgen sollst du auf besserem Boden arbeiten.“ Aber auch bei der leichteren Arbeit weinte er, und auf die Frage seines Vaters, warum er so traurig sei, antwortete er: „Ich möchte Thora lernen.“ „Du,“ erwiderte ihm der Vater, „bist ja schon 28*) Jahre alt und willst jetzt noch mit dem Lernen beginnen? Heirate und dann bringe deine Kinder in die Schule.“ Drei Wochen lang quälte er sich, bis Elijahu ihm erschien und ihn aufforderte, nach Jerusalem zu den Sakkai zu gehen. Dort setzte er sich hin und weinte. „Wessen Sohn bist du?“ fragte ihn R. Jochanan. Er sagte es nicht. „Warum weinst du? — Was wünschst du?“ — „Ich will Thora lernen.“ — „Bist *) Nach einer ändern Lesart; 22 Jahre. 3* ( 35 )

10. Bilder aus der jüdischen Vergangenheit - S. 41

1914 - Frankfurt am Main : Kauffmann
— 4i — „Wer hat diesen getötet?“ „Ich habe ihn getötet!“ rief ein Kuthäer, worauf der König befahl, ihm den Leichnam des Helden zu zeigen; man tat dieses und fand ihn von einer Schlange umwunden. Und der König sprach: „Hätte nicht Gott selbst ihn getötet, wer hätte den töten können?“ Und er wendete auf ihn den Bibelvers an: (V. B. M. 32, 30.) „Hätte sie ihr Hort nicht preisgegeben und Gott sie nicht ausgeliefert, (niemand hätte ihnen etwas anhaben können).“ Die Feinde richteten dann ein Blutbad an, dass die Pferde bis über den Bauch im Blute wateten, und das Blut noch weit im Meere, in das es floss, sichtbar war . . . Der König Hadrian besass ein Gelände von achtzehn Milien im Geviert, so gross wie die Entfernung von Tiberias nach Sephoris ist. Dieses liess er einzäunen und dahinein die bei Bethar Gefallenen bringen, woselbst sie auf seinen Befehl unbegraben blieben, bis ein späterer König*) gestattete, sie zu begraben. Rab Huna sagt, dass zur Erinnerung an diese Erlaubnis dem Tischgebet der vierte Segensspruch hatob wehametib (der Gute und der Gutes zu spenden veranlasst) angefügt wurde: Der Gute, der die Leichen nicht verwesen — der Gutesspendende: Der veranlasst hat, dass die gute Tat eines Menschen sie die Grabesruhe finden liess. *) Antoninus Pius.
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