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der Juden in keiner Weise sich vermehren zu lassen. Den „Schutzbrief' durften die Eltern nur auf ein Kind vererben; erst später gestattete der König, dass sich auch ein zweites Kind, aber nur nach Zahlung einer bedeutenden Geldsumme, „ansetzen“ dürfe. Eine neue drückende Auflage bestand in der Verpflichtung, bei allen Concessionen, die sie erhielten, ein grösseres Quantum Porzellan aus der königlichen Manufactur in Berlin zu kaufen und ausserhalb des Landes in Verkehr zu bringen. Sowol diese lästige Abgabe als den Leibzoll schaffte Friedrich Wilhelm I. 1787 ab; auch hob er die solidarische Verpflichtung auf, nach der die Gemeinden für die Abgaben ihrer Mitglieder haften mussten; das Gesetz der solidarischen Haftbarkeit bei Diebstählen setzte erst Friedrich Wilhelm Iii. 1801 ausser Kraft.
Das Auftreten Napoleon’s und die Stürme, die durch seine Kriegszüge über Europa einbrachen, brachten den Juden Deutschlands direct und indirect Erleichterung von jahrhundertelangem Druck. Dank den Bemühungen des Finanzraths Israel Jacobson und des Hofagenten Wolf Breidenbach (st. 1829) wurde in den Jahren 1801 bis 1804 der Leibzoll in den meisten deutschen Fürstenthümern aufgehoben. In dem von Napoleon geschaffenen neuen Königreich Westphalen erlangten die Juden thatsächlich Gleichstellung: König Jerome erklärte alle Juden seines Staates als Bürger (1808).
Der erste deutsche Fürst, welcher den Juden aus freien Stücken Freiheiten gewährte, war der Herzog Karl Friedrich von Baden; er anerkannte sie 1808 als erbfreie Staatsbürger und erweiterte 1809 ihre Bechte, indem er zugleich ihre religiösen Angelegenheiten ordnete und in dem „Oberrath“ eine kirchliche Behörde einsetzte.
Infolge der Nachbarschaft zum Königreich Westphalen wurde den Juden in Frankfurt a. M. 1811 das Bürgerrecht gewährt. Das Gleiche geschah unter französischem Einfluss in Hamburg, Lübeck, wo sich etwa 40 Familien aus Moisling, einem Dorf in der Nähe Lübecks, niedergelassen hatten; selbst in Bremen, wo früher nie Juden wohnen durften, siedelten sie sich an. Sogar der Grossherzog von Mecklenburg-Schwerin sprach am 22.Februar 1813 dio Gleichstellung der Juden aus.
Nun durfte sich auch Preussen der allgemeinen Zeitströmung nicht länger entziehen: durch das Gesetz vom 11. März 1812 erhob Friedrich Wilhelm Iii. die Juden zu Staatsbürgern. Dafür mussten sie sich der staatsbürgerlichen Abgaben, namentlich der Militärpflichtigkeit, unterwerfen, sie mussten Familiennamen annehmen und sich der deutschen Sprache bedienen. Vorläufig sollten sie nicht zu Staatsämtern, wol aber zu akademischen Lehr- und Schulämtern zugelassen werden.
Für die Juden Bai er ns begann mit dem Regierungsantritt Maximilian Joseph’s ein neuer Zeitabschnitt; er erliess 10. Juni 1813 ein Edict, das die Juden scheinbar gleichstellte, aber grundsätzlich bestimmte, dass die Zahl derselben nicht vermehrt, sondern vermindert werden sollte.
In den deutschen Freiheitskriegen (1813—1815) bewiesen die Juden durch die That, dass die ihnen von ihren Feinden vorgeworfene Feigheit auf blossem Vorurtheile beruhe: jüdische Jünglinge fochten muthig und ehrenvoll für die
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