83
Kaiser bittere Vorwürfe, daß er den Machtzuwachs Preußens nicht verhindert
und so Frankreichs Stellung in Europa geschwächt habe. Durch einen glücklichen
Krieg mit dem ruhmreichen Preußen gedachte Napoleon Iii. die Eitelkeit des
französischen Volkes zu befriedigen und sein wankendes Ansehen neu zu stützen.
Eine Gelegenheit zum Kriege war bald gefunden. Die Spanier hatten ihre Königin
Jsabella verjagt und die Krone dem Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sig-
maringen, einem entfernten Verwandten Wilhelms I., angeboten. Das rief bei
den Franzosen eine gewaltige Aufregung hervor. Die französische Regierung
erklärte, nie dulden zu wollen, daß eine fremde Macht so die Sicherheit Frank-
reichs bedrohe. Aus eigenem Antriebe verzichtete der Prinz auf die Krone.
Aber das genügte den Franzosen nicht. Ihr Gesandter Benedetti verlangte
von König Wilhelm, der gerade in Ems weilte, die Erklärung, daß er zur Be-
setzung des spanischen Königsthrones mit einen: Hohenzollern nie seine Erlaubnis
geben werde. Das konnte und durfte Wilhelm I. nicht tun. Als Benedetti
auf seiner Forderung bestand, ließ Wilhelm I. ihm mitteilen, daß er ihm in
der Angelegenheit nichts weiter zu sagen habe. Dann gab der König Bismarck
über die Vorgänge telegraphisch Nachricht, der diese „Emser Depesche" in ver-
kürzter Form veröffentlichte. Da hallte ein Wut- und Rachegeschrei durch ganz
Frankreich. Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich an Preußen den Krieg.
Vorbereitungen zunr Ranrxf. Schon am 14. Juli war König Wilhelm
von Ems über Coblenz nach Berlin abgereist. Überall wurde er von seinem
treue:: Volke mit jubelnden Zurufen begrüßt; aus tausend und abertausend
Kehlen drang der Kriegsgesang: „Es braust ein Ruf wie Douuerhall." Die
französische Kriegserklärung traf am Todestage der Königin Luise in Berlin
ein. An diesen: doppelt wichtigen Tage begab sich König Wilhelm in das
Mausoleum zu Charlottenburg, um am Grabe seiner Eltern zu beten und sich
Kraft zu erflehen für die kommende schwere Zeit. Napoleon hatte gehofft, die süd-
deutschen Staaten würden sich auf seine Seite stellen oder doch neutral bleiben.
Aber er hatte sich verrechnet. Jetzt gab es keine Trennung mehr für Nord- und
Süddeutschland; alle waren einig, das Vaterland gegen den frechen Erbfeind
zu verteidigen. Voll Mut und Siegeszuversicht zogen die Krieger in den Kampf.
Das beweisen die Worte, die ein märkischer Landwehrmann sprach: „Nun jeht
det olle Siegen wieder los." Mit 3 Armeen rückten die Deutschen an die fran-
zösische Grenze. Die I. Armee unter Steinmetz stand zwischen Coblenz und Trier,
die Ii. unter dem Prinzen Friedrich Karl zwischen Mainz und der Saar.
Die Iii. Armee unter den: Oberbefehl des Kronprinzen Friedrich Wilhelm sam-
melte sich in der Rheinpfalz. Sie bestand zun: größten Teil ans süddeutschen
Truppen. Die Franzosen hatten zwei Armeen aufgestellt, eine unter Bazaine
(basähn) bei Metz, eine andere unter Mac Mahon bei Straßburg.
Die ersten Siege. Am 4. August überschritt die Iii. Armee die Grenze,
stieß auf die Vorhut der Arn:ee Mac Mahons und erstürmte Weißen bürg
und den dahinter liegenden Geisberg. Zwei Tage später griff der Kronprinz
die Hauptmacht des Marschalls Mac Mahon in starker Stellung bei Wörth an.
Es entspann sich ein mörderischer Kampf. In den Weinbergen, in denen blutgierige
Turkos sich versteckt hatten, mußte jeder Schritt mit Blut erkauft werden. Nach ver-
zweifelter Gegenwehr löste sich das Heer der Franzosen in wilde Flucht auf.
An demselben Tage griff die Armee des Generals von Steinmetz die
Franzosen auf den S p i ch e r e r Bergen bei Saarbrücken an. Teile der
Ii. Armee kamen zu Hilfe, und mit heldenmütiger Todesverachtung erstürmten
die Preußen die für uneinnehmbar gehaltenen Höhen.
Die Schlachten um Lnech. Mac Mahon suchte seine geschlagene Armee
im Lager von Chalons a. d. Marne zu ordnen und zu ergänzen. Bazaine ent-
6*
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Leopold_von_Hohenzollern-Sig- Leopold Wilhelms_I. Wilhelms_I. Benedetti König_Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I. Benedetti Wilhelm_I. Wilhelm König_Wilhelm Wilhelm Napoleon Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August Chalons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Europa Frankreich Frankreich Coblenz Berlin Königin_Luise Berlin Charlottenburg Coblenz Trier Mainz Rheinpfalz Mahon Mahon
92
aber läßt unser Kaiser den Grundsatz nicht aus dem Auge: „Wer dem Frieden
dienen will, muß auf den Krieg bereit sein."
Das deutsche Lseer. Der Kaiser ist unablässig besorgt, daß unser Heer,
das erste der Welt, voll und ganz ans der Höhe bleibt. Es wurde auf rund
600 009 Mann Friedensstärke vermehrt. 1890 wurden zwei und 1899 drei
neue Armeekorps errichtet. Für die Fußtruppen wurde die zweijährige Dienst-
zeit eingeführt. Mancherlei Neuerungen, so rauchschwaches Pulver, drahtlose
Telegraphie, Fahr- und Motorräder, Automobile, Luftschiffe usw. vervollkomm-
neten die Kriegskraft in hohem Maße. Unsere Infanterie und Kavallerie erhielt
bessere Gewehre, unsere Artillerie verbesserte Geschütze. Die Erfahrungen der
Manöver und der neuesten Kriege fanden in neuen Ausbildungsvorschriften
Verwertung.
Die deutsche Flotte. Eine ganz besondere Sorgfalt wandte unser Kaiser
der Flotte zu. Er sagte einmal: „Bitter not ist uns eine starke Flotte."
Warum? Deutschland ist Welthandelsmacht geworden. Der Wert der aus
See fortbewegten Gitter beträgt rund 8 Milliarden Mark. In zahlreichen über-
seeischen Unternehmungen stecken viele Millionen von deutschem Kapital. Unsere
Kolonien wurden zahlreicher und wertvoller. Darum sagte auch unser Kaiser
zu den Reichstagsmitgliedern: „Überall in fernen Teilen der Erde wohnen
Tausende unserer Landsleute. Deutsche Güter, deutsches Wissen, deutsche Betrieb-
samkeit gehen iiber den Ozean. An Sie tritt die Pflicht, mir zu helfen, dieses
größere deutsche Reich fest an unser heimisches zu gliedern." Und der Reichstag
half, indem er wiederholt die Gelder bewilligte zum Ausbau einer achtung-
gebietenden Flotte. 1895 wurde der für Kriegs- und Handelsflotte so bedeut-
same Kaiser Wilhelm-Kanal eröffnet, der gegenwärtig erweitert und
vertieft wird, um auch den neuesten gewaltigen Kriegsschiffen die Durchfahrt
zu ermöglichen.
Gebietzuwachs. Einen wichtigen Stützpunkt gewann unsere Flotte an
Helgoland, das 1890 von England gegen ostafrikanischen Besitz (Sansibar)
eingetauscht wurde. 1897 verpachtete China an das Deutsche Reich Kiaut-
schou auf 99 Jahre. Durch Kauf erlangten wir 1899 von Spanien die
Marianen, Palauinseln und Karolinen. In demselben Jahre kamen wir in
den alleinigen Besitz der größten Samoainseln.
Der Lhinakrieg 1900. Der Fremdenhaß der Chinesen loderte i.. I. 1900
zum Aufstande auf. Ju Peking ermordeten die Ausrührer, Boxer genannt,
auch den deutschen Gesandten Freiherrn von Ketteler. Die Gesandten anderer
Staaten flüchteten in das englische Gesandtschaftsgebäude, wo sie von den Boxern
belagert wurden. Ein englischer Admiral machte einen Entsatzversuch. Er wurde
aber zurückgedrängt, weil er zu wenig Truppen zur Verfügung hatte.
In welchem Ansehen die deutschen Seesoldaten standen, beweist der Be-
fehl des Admirals in gefährlicher Stunde: „Die Deutschen vor die Front!"
Deutschland, Rußland, England, Frankreich, Japan und die Union sandten ein
starkes Aufgebot an Truppen nach China, die dem deutschen Feldmarschall Graf
Waldersee unterstellt wurden. Kriegsschiffe der vereinten Mächte beschossen die
Takuforts an der Peiho-Mündung, wobei sich das deutsche Kanonenboot „Iltis"
besonders auszeichnete. Die Forts wurden erstürmt. Mitte August 1900 rückten
die vereinten Truppen in Peking ein und befreiten die Eingeschlossenen. In
wiederholten Gefechten erfuhren die Chinesen die Überlegenheit der fremden Trup-
pen und ließen sich zum Frieden herbei. China hatte den beteiligten Mächten
Kriegskosten zu zahlen, die Hauptschuldigen zu bestrafen und Erleichterungen
im Handelsverkehr zu gewähren. Außerdem mußte ein kaiserlicher Prinz beini
deutschen Kaiser für die Ermordung seines Gesandten Sühne leisten.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun]]
Extrahierte Personennamen: Ketteler Feldmarschall_Graf
Waldersee August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Helgoland England Sansibar China Deutsche_Reich_Kiaut- Spanien Peking Deutschland England Frankreich Japan China Peking China
94
Der Aufstanö in Deutsch-Südwestafrika 1904—1906. Auch in ver-
schiedenen unserer Kolonien waren Unruhen zu dämpfen. So wurde den Sklaven-
händlern in Deutsch-Ostafrika das Handwerk gründlich gelegt. Am gefährlichsten
war der Aufstand der Hereros
und Hottentotten in Deutsch-
Südwestafrika 1904 bis 1906.
Unsere Freiwilligen zeigten, was
der deutsche Soldat auf einem
wildfremden Gelände in glühen-
der^ Hitze bei Wassermangel und
oft ungenügender Verpflegung
zu leisten vermag. Dabei waren
die Aufständischen gut bewaffnet
und verstanden es ausgezeichnet,
das Gelände für ihre Kampfes-
weise auszunützen. Aber auch hier erzwang dassdeutsche Schwert die Ruhe wieder.
Deutsche Treue. Das deutsche Schwert wehrt dem Kriege. Als es immer
deutlicher wurde, daß Frankreich aus Marokko ein vergrößertes Algier machen
und den deutschen Unternehmungen Schwierigkeiten bereiten wollte, wurde es
1906 §xi einer internationalen Konferenz in Algeciras (Südspanien) genötigt.
Mit Unterstützung Österreichs setzte das Deutsche Reich durch, daß Marokko dem
Handel aller Völker offen blieb. Die Feuerprobe aber bestand die deutsch-öster-
* Denkmünze (ite Sndwestafrikakàinpser.
Berliner Dom.
reichische Freundschaft 1908/09. Österreich gliederte ganz rechtmäßig Bosnien
und Herzegowina, welche Länder es schon lange verwaltete, seinem Reiche völlig
ein. Das wollten Rußland und Serbien, unterstützt vor allem von England,
nicht zugeben. Da erklärte Deutschland, es werde seinem Bundesgenossen Öster-
reich in einem etwaigen Kriege sofort voll und ganz beistehen. Nun erkannten
die Gegner Österreichs die Einverleibung vorbehaltlos an. Auch fernerhin werden
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Südwestafrika Deutsch-Ostafrika Deutsch-
Südwestafrika Frankreich Marokko Algier Algeciras Marokko Berliner_Dom Bosnien Serbien England Deutschland
74
Eign^ (16. Juni). Diese Nachricht machte die Fürsten schnell wieder einig.
Sie sandten aufs neue ihre Heere gegen Napoleon. Von Belgien her rückten
Blücher und der englische General Wellington vor. Um die Vereinigung der
beiden zu verhindern, warf sich Napoleon bei Lignp zuerst auf Blücher.
Die Preußen wurden trotz ihrer Tapferkeit besiegt. Blücher selbst geriet in
große Gefahr. Sein Pferd erhielt einen Schuß und stürzte zu Boden. Stöhnend
lag der Greis unter der schweren Last. „Nostitz, ich bin verloren!" rief er seinem
Adjutanten zu. Dieser zog seinen Degen und hielt neben seinem Herrn Wache.
Mehrmals sausten die französischen Reiter an dem Verwundeten vorüber, ohne
ihn zu erkennen. Als er endlich von Preußen unter dem Pferde hervorgezogen
worden war, sprach er: „Schreibt dem König: Geschlagen, aber nicht bezwungen."
Waterloo.. (18. Juni.) Nun wandte sich Napoleon gegen Wellington, der
bei Waterloo mit Engländern, Hannoveranern, Braunschweigern, Nassauern
und Niederländern Aufstellung genommen hatte. Blücher hatte versprochen,
ihm sein ganzes Heer zu Hilfe zu schicken. Aber unendlicher Regen ging hernieder
und machte die Wege grundlos. Rastlos feuerte der Heldeugreis seine Truppen
an: „Vorwärts, Kinder!" „Es geht nicht, Vater Blücher." „Es muß gehen,
ich habe es ja versprochen, soll ich wortbrüchig werden?" Und es ging. Inzwischen
rangen Wellington und Napoleon in verzweiflungsvollem Kampfe. Immer mehr
lichteten sich die Reihen der Engländer. Wellington rief aus: „Ich wollte, es
wäre Nacht oder die Preußen kämen!" Endlich, gegen 5 Uhr, erschienen diese
auf dem Kampfplatze. Um 8 Uhr waren die Franzosen vollständig geschlagen.
Napoleon entging mit knapper Not der Gefangennahme. Westfälische Landwehr-
leute erbeuteten seinen Wagen nebst Hut und Degen. Dieser Sieg entschied
Napoleons Schicksal. Schon drei Wochen später Zog Blücher in Paris ein.
Ende Noxoleons. Jetzt wurde zum zweiten Male in Paris Frieden
geschlossen. Ludwig Xviii. kehrte zurück. Frankreich hatte im ganzen 700
Millionen Frank Kriegskosten zu zahlen. Napoleon verzichtete zugunsten seines
Sohnes auf die Krone. Er selbst wurde ans die öde Felseninsel St. Helena
verbannt. Hier starb er am 15. Mai 1821 am Magenkrebs, kaum 52 Jahre alt.
Napoleon war einer der größten Feldherrn aller Zeiten. Zugleich verstand
er sich trefflich auf die Kunst zu regieren. Er wußte aber nicht seine Herrschsucht
zu zügeln. ^Sein rücksichtsloser Wille hat namenloses Unglück über ganz Europa
gebracht. Seinetwegen haben in 11 Jahren vier Millionen Menschen ihr Leben
lassen müssen. Doch hat er auch sehr viel Gutes bewirkt. Frankreich
erhielt nach der Revolution seine Ruhe wieder, Noch heute besteht in der Haupt-
sache die Verwaltung und Rechtspflege so, wie sie Napoleon schuf. Im übrigen
Europa wurde Napoleon der Anstoß zur Beseitigung vieler veralteter Zustände,
so der Leibeigenschaft, Klassenvorrechte und der Willkürherrschaft mancher Fürsten.
Napoleon gab dem alten deutschen Reiche den Todesstoß. Viele Klein-
staaten verschwanden. Verwaltung, Handel und Wandel erfuhren manche Verbesserung.
Der wiener Kongreß. Nach dem zweiten Pariser Frieden wurden die
Verhandlungen über die Neuordnung Europas in Wien fortgesetzt. Preußen
erhielt fast alle Gebiete zurück, die es vor dem Tilsiter Frieden besessen hatte.
Von den polnischen Besitzungen bekam es aber nur Posen, Danzig und Thorn,
die übrigen sielen an Rußland. Außerdem wurde ihm die Hälfte des König-
reichs Sachsen, Jülich und Berg, Cöln und Trier, das weltliche Münsterland,
Dortmund und Siegen zugesprochen. (Aus den westlichen Erwerbungen wurden
die Provinzen Westfalen und Rheinland gebildet.) — An Stelle des alten
deutschen Kaiserreiches trat der Deutsche Buud, zu dem im ganzen -10 Staaten
gehörten. Die gemeinsamen Angelegenheiten regelte der Bundestag, der von
Vertretern aller Staaten beschickt wurde. Er tagte in Frankfurt a. M. Österreich
führte den Vorsitz.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Blücher Napoleon Blücher Napoleon Napoleon Napoleons Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Wellington Wellington Wellington Paris Paris Frankreich Europa Frankreich Europa Europas Wien Posen Danzig Thorn Sachsen Dortmund Westfalen Rheinland Frankfurt
86
schreckender Weise. Endlich, am 28. Januar 1871, ergab sich die stolze Stadt. Zur
Strafe für ihren Starrsinn mußte sie 160 Millionen Mark Kriegssteuer zahlen.
Rärnxfe gegen die Loire-, Nord- und Gstarrnee. Während der Be-
lagerung von Paris war ein französisches Heer an der Loire zusammengezogen
worden. Irl mehreren siegreichen Schlachten (Orleans, l e M a n s) wurde
es vollständig zersprengt. Das wurde hauptsächlich dadurch erreicht, daß die
Armee unter Prinz Friedrich Karl vor Metz frei geworden war. Bazaine
hatte sich, nachdem alle Ausbruchsversuche gescheitert waren, Ende Oktober mit
180 000 Mann ergeben. Eine andere Armee, Nordarmee, wurde durch den
General Manteussel fast aufgerieben. Reste der Loirearmee vereinigten sich mit
einem Heere unter Bourbaki zu einer O st a r m e e, die Belfort entsetzen und in
Deutschland einbrechen sollte. Inzwischen aber hatte sich am 27. September Straß-
burg nach tapferster Verteidigung dem General von Werder ergeben müssen.
So konnte sich Werder den Franzosen entgegenwerfen. General Manteussel
brachte Hilfe und verlegte Bourbaki den Rückzug. Bourbaki wurde mit 80 000
Mann in die Schweiz gedrängt und dort entwaffnet.
Friede. Frankreich sah allmählich ein, daß eine Fortsetzung des Krieges
nutzlos war und bequemte sich am 26. Februar 1871 zum Vorfrieden von
Versailles. Der endgültige Friede wurde am 10. Mai 1871 zu Frankfurt a. M.
abgeschlossen. Frankreich trat Elsaß und Deutsch-Lothringen ab und zahlte
4 Milliarden Mark Kriegsentschädigung. So war unter Gottes Hilfe der Krieg
glorreich ausgekämpft. Die Deutschen hatten über 150 Gefechte und 17 große
Schlachten bestanden und 22 feste Plätze genommen. 7200 Geschütze, über
600 000 Gewehre und 110 Adler und Fahnen wurden erbeutet. Fast 400 000
französische Soldaten wurden aus der deutschen Kriegsgefangenschaft entlassen.
Wilhelm I. wird deutscher Kaiser. Der schönste Erfolg des glor-
reichen Feldzuges war die Einigung Deutschlands und die Wiederherstellung
des deutschen Kaisertums. Die gemeinsamen großartigen Erfolge auf dem Schlacht-
felde hatten ein inniges Band um die deutschen Stämme geschlungen. Fürsten
und Volk sehnten sich nach einem einigen Deutschland. Die nord- und süd-
deutschen Staaten schlossen sich zu einem neuen deutschen Bunde zusammen,
der sich „Deutsches Reich" nannte. Im Namen der deutschen Fürsten forderte
König Ludwig von Bayern Wilhelm I. auf, den Titel „Deutscher Kaiser" an-
zunehmen. Während um Paris die Kanonen donnerten, wurde Wilhelm I. am
18. Januar 1871 im Schlosse zu Versailles (werßaj) zum Deutschen Kaiser ausgerufen.
Kaiser Milkelrn l. irn frieäen.
Sicherung des Friedens. Nach dem letzten Kriege hat Kaiser Wil-
helm I. noch 17 Jahre segensreich sein Land regiert. In der Erkenntnis,
daß zur Erhaltung des Friedens ein starkes Heer unbedingt nötig sei, vermehrte
er die Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande. Selbst Soldat mit Leib und Seele,
hielt er bis in sein hohes Alter Jahr für Jahr Truppenschau ab, um sich
von der Schlagfertigkeit seines Heeres zu iiberzeugen. Ein Teil der französischen
Kriegsentschädigung wurde zum Ausbail von Festungen verwendet. Im Julius-
turm • in Spandau wurden 120 Millionen Mark als Reichskriegsschatz nieder-
gelegt. 1879 schloß das Deutsche Reich mit Österreich ein Bündnis, dem einige
Jahre später auch Italien beitrat. Dieser Dreibund hat sich als Hort des
Friedens bewährt bis auf unsere Tage.
Rechts- und Wirtschaftseinheit. Das ganze Reich erhielt ein ein-
heitliches Strafgesetzbuch und eine einheitliche Gerichtsverfassung. Als oberstes
Gericht wurde das Reichsgericht in, Leipzig eingesetzt. — Eine große Erleichte-
rung für Handel und Verkehr war die Einführung einer einheitlichen Münz-,
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl_vor_Metz Friedrich Karl Manteussel Bourbaki Bourbaki Wilhelm_I. Ludwig Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Paris Nordarmee Belfort Deutschland Frankreich Versailles Frankfurt Frankreich Deutsch-Lothringen Deutschlands Deutschland Paris Versailles Spandau Italien Leipzig
Lage des niederen Volkes besser geworden. Die junge Republik wurde bald ein
Kaiserreich. Der Mann aber, der nicht nur in Frankreich, sondern in ganz
Europa eine neue Zeit heraufsührte, war N a p o l e o n B o n a p a r t e. )Er wurde
1769 zu Ajaccio auf Korsika als Sohn eines Rechtsanwalts geboren. Schon der
Knabe zeigte scharfen Verstand, rücksichtslosen Willen und glühenden Ehrgeiz. Nach
Besuch der Kriegsschule wurde Napoleon schon mit 16 Jahren Artillerieleutnant.
Zur Zeit der Revolution schloß er sich Robespierre an. Vor Toulon errang er sich
den ersten Kriegsruhm. Napoleons geschickte Führung der Artillerie entriß die Stadt
den königstreuen Franzosen und
den Engländern. Nun wurde Na-
poleon General und bekam 1796
den Oberbefehl über die Armee,
die damals in Italien gegen
Österreich kämpfte. Die Öster-
reicher wurden wiederholt besiegt
und mußten Frieden schließen.
Auch in einem weiteren Kriege
unterlagen sie. Das ganze linke
Rheinufer mußte an Frankreich
abgetreten werden. Napoleon
aber, der siegreiche Feldherr,
wurde von den begeisterten Fran-
zosen zum Konsul auf Lebenszeit
gewählt. So war er in Wirk-
lichkeit der Regent der Republik
geworden, es fehlte nur noch ein
glänzender Titel. 1804 wurde
er als Napoleon I. erblicher
Kaiser der Franzosen. Es zeigte
sich, daß Napoleon nicht nur
ein tüchtiger Feldherr, sondern
auch ein ebenso großer Staats-
mann war. Er schuf eine muster-
hafte Verwaltung, regelte das
Schulwesen und ordnete die
Rechtspflege durch ein bürger-
liches Gesetzbuch, das noch heute
Bedeutung hat.
Einziehung der geistlichen Herrschaften in Deutschland (J803).
Durch Abtretung des linken Rheinufers an Frankleich waren verschiedene Fürsten
geschädigt worden. Sie bekamen dafür die Länder geistlicher Fürsten nebst einer
Reihe Reichsstädte. Über 100 kleine Staaten wurden damals eingezogen. Preußen
erhielt die Bistümer Paderborn und Hildesheim, die östliche Hälfte vom Bistum
Münster, ferner das. Eichsfeld und Erfurt, die Abteien Essen, Werden, Herford
und einige andere Städte.
Lude des alten deutschen Reiches. Der Kaiserthron genügte Napoleons
Ehrgeiz nicht. Napoleon wollte Herr über ganz Europa werden. England
schloß mit Rußland und Österreich ein Bündnis gegen ihn. Die französische
Flotte wurde von der englischen bei Traf alg ar (zwischen Cadiz intb Gibraltar)
vernichtet. Dagegen war Napoleon zu Lande glücklich. Er schlug die Österreicher
und Russen in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (1805). klm die Macht
des morschen deutschen Reiches vollends zu brechen, stiftete Napoleon 1806 den
R h e i n b u n d. 16 deutsche Staaten, u. a. Bayern, Baden, Württemberg, sagten
sich vom deutschen Reiche los und verpflichteten sich, ihrem Beschützer Napoleon
in jedem Kriege 63 000 Mann Hilsstruppen zu stellen. Nun legte Franz Ii.
1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich fortan nur noch „Kaiser
von Österreich".
* Napoleon I.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleon Napoleon_I. Napoleon Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Franz_Ii Franz Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Ajaccio Korsika Italien Frankreich Fran- Deutschland Rheinufers Frankleich Hildesheim Erfurt Herford Napoleons Europa England Cadiz Baden Württemberg
64
Friedrich Wilhelm Hl. (1797—1840.)
, ^ „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott."
Persönlichkeit. Im Gegensatz zu seinem Vater zierten Einfachheit und
Sparsamkeit diesen Herrscher von frühester Jugend an. Von seiner tiefen Fröm-
migkeit zeugen die Worte, die er später oft im Hinblick auf die trüben Zeiten
seiner Regierung sprach: „Wäre Gottes Wort nicht mein Trost gewesen, ich
wäre tu meinem Elend vergangen." Als Kronprinz vermählte er sich mit der
schönen und tugendhaftett Prinzessitt Luise von Mecklenburg-Strelitz. Das junge
Paar weilte am liebsten aus dem stillen Gute Paretz bei Potsdam und gab dem
ganzen Lande das Muster einer einfachen Häuslichkeit und eines glücklichen
Familienlebens.
Der unglückliche Krieg mit Frankreich 1806/07.
Veranlassung. Friedrich Wilhelm war ein Mann des Friedens. Trotz
der Bitten Rußlands, Österreichs und Englands schloß er sich nicht den Bünd-
nissen gegen Napoleon an. Zudem wußte
er, daß das preußische Heer gegenüber
der Kriegskunst Napoleons znrückgeblie-
hcit war. Aber Napoleon reizte Preußen
so lange, bis es ihm den Krieg erklärte.
Ohne zu fragen, ließ er 1895 seine Trup-
pen durch preußisches Gebiet (Ansbach)
marschieren. Dann nötigte er Preußen,
aus Ansbach und Cleve zu verzichten
und dafür Hannover, das er den Eng-
ländern genommen hatte, zu besetzen.
Gleichzeitig sollte Preußen den engli-
schen Schiffen alle Häfen verschließen.
So verfeindete sich Preußen mit Eng-
land. Als der Rheinbund gegründet
war, riet Napoleon Preußen, einen
Nordbund zu gründen. Zu gleicher Zeit
aber hintertrieb er dessen Bildung. Bald
darauf unterhandelte er auch mit Eng-
land wegen der Rückgabe Hannovers. Da
Friedrich Wilhelm m. endlich erklärte Preußen an Napoleon
den Krieg. Vergebens sah sich Preußen
nach Bundesgenossen um. Nur Sachsen und Weimar, später auch Rußland,
sagten Hilfe zu.
Heerwesen. Aus falscher Sparsamkeit war seit Friedrich dem Großen in
Preußen wenig für das Heer getan worden. Man hatte es weder vermehrt
noch besser gegliedert. Auch in Verpflegung und Ausrüstung war alles beim
alten geblieben. Die Gewehre waren schlecht, die Uniformen unpraktisch. Viele
Offiziere waren zu alt, die Festungskommandanten zum Teil gebrechliche Greise.
Zähe hielt man im preußischen Heere an der veralteten Gefechtsweise fest, in
geschlossenen Heersäulen vorzugehen, während Napoleon lang ausgedehnte Schützen-
ketten verwandte.
Jena und Auerstäöt. Mit gewohnter Schnelligkeit drangen die Fran-
zosen über den Thüringer Wald vor und trafen bei S a a l f e l d auf die preu-
ßische Vorhut unter Prinz Louis Ferdinand. Sie wurde geschlagen, der Prinz aber
starb den Heldentod. Bei Jena stand ein größeres preußisches Heer unter Hohen-
lohe. Dieser hatte einige wichtige Stellungen unbesetzt gelassen. Das rächte sich sehr.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise_von_Mecklenburg-Strelitz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleons Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich Friedrich Napoleon Louis_Ferdinand Ferdinand
66
mit den höhnenden Worten: „Es gibt keinen König von Preußen mehr." Er
aber erwiderte in gebrochenem Deutsch: „Wenn sick mein allergnädigster König
und Herr nich mehr is König von die Preuß, so erlaub die Herr Franzos, daß
ick bleib König von Grandenz." Und er ergab sich nicht.
Napoleon in Berlin. Dreizehn Tage nach der Schlacht bei Jena zog
Napoleon durch das Brandenburger Tor in Berlin ein (27. Okt.). Er ließ
sich in die Garnisonkirche zu Potsdam an den Sarg Friedrichs des Großen führen.
Da soll er geäußert haben: „Lebtest du, wär' ich nicht hier." Den Siegeswagen
vom Brandenburger Tor, sowie Schärpe, Ordensstern und Degen Friedrichs
des Großen schickte Napoleon nach Paris. Die königliche Familie aber war vor
dem harten Sieger nach Memel geflohen. Von Berlin aus verfügte Napoleon
die Kontinentalsperre, wodurch den besiegten Festlandsländern aller
Handels- und Postverkehr mit England, dem er nicht so recht beikommen konnte,
untersagt wurde.
Friede zu Tilsit. Die Überreste des preußischen Heeres vereinigten sich
zu Anfang des Jahres 1807 mit den Russen und stellten sich den Franzosen bei
Preußifch-Eylau entgegen. 150000 Mann wüteten gegeneinander. Obschon
Napoleon seine besten Truppen'opferte, so konnte er doch nicht den Sieg an seine
Fahnen: fesseln. Nach einigen kleineren Gefechten kam es zu der blutigen Schlacht
bei F r i e d l a n d, in der Napoleon Sieger blieb. Am 9. Juli wurde in Tilsit
der Friede geschlossen. Preußen verlor sämtliche Gebiete ivestlich der Elbe und
sämtliche polnischen Landesteile, ausgenommen jene, die es in der 1. Teilung
Polens erworben hatte. Bis zur Zahlung der Kriegskosten, deren Höhe später
festgesetzt werden sollte, blieb Preußen von 160 000 Franzosen besetzt, die es
unterhalten mußte. Dann hatte Preußen auch die Kontinentalsperre gegen Eng-
land durchzuführen. Später forderte Napoleon mehr als 154 Millionen Frank
Kriegskosten. Im ganzen aber holte er, so prahlte er selbst, aus dem um die
Hälfte verkleinerten Preußen wohl an die 1000 Millionen Frank. Ein Vertrag
vom Jahre 1808 führte die Räumung des Landes herbei; in Stettin, Küstrin
und Glogau blieben jedoch 10 000 Franzosen. Ferner mußte sich Preußen ver-
pflichten, nur 42 000 Soldaten zu halten.
Aus den abgetretenen polnischen Gebieten bildete Napoleon ein Großherzog-
tum Warschau. Aus Braunschweig, Hessen und westfälischen Teilen erstand ein
Königreich Westfalen mit Kassel als Hauptstadt. Andere westfälische und rheinische
Gebiete kamen zum Großherzogtum Berg. Hannover und Erfurt behielt Napoleon
selbst. Danzig wurde eine freie Stadt, stand aber ganz unter französischem Ein-
fluß. Preußen war also von fast allen Seiten von französischer Macht um-
klammert.
Neugestaltung Preußens.
Die tiefe Erniedrigung Preußens war zugleich der Anstoß zu seiner ruhm-
reichen Wiedererhebnng. Das Unglück hatte in Preußen tiefe Schäden aufgedeckt.
Durch weise Verbesserungen wollte Friedrich Wilhelm Iii. dem Lande aufhelfen.
Seine treuesten Helfer waren die Minister Stein, der Kanzler Harden-
berg und der General Scharnhorst.
Tilgung der Kriegsschuld. Zunächst suchte Stein die Kriegsschuld ab-
zutragen. Dazu wurden Staatsgüter verkauft oder verpfändet, Klöster einge-
zogert und neue Steuern ausgeschrieben. Allerseits mußte größte Sparsanikeit
geübt werden. Der König gab darin das beste Beispiel. An seiner Tafel ging
es sehr eittfach zu. Das goldene Tafelgeschirr, ein Erbstück seiner Väter, wan-
derte mit andereit Kostbarkeiten in die Münze. Die so gewonnenen 472 Millionen
Mark wurden zur Schuldentilgung verwandt. Als Stein 1808 vor Napoleoit
flieheit mußte, setzte der staatsklnge Hardenberg sein Werk fort.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Franzos Napoleon Napoleon Friedrichs Friedrichs Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Frank
Kriegskosten Frank Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Hardenberg
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Jena Berlin Potsdam Paris Berlin England Tilsit Tilsit Polens Stettin Glogau Warschau Hessen Westfalen Großherzogtum_Berg Erfurt Danzig
108
Aber obgleich sich seine Flotte stetig entwickelte, war sie im dänischen Kriege (1864)
doch noch nicht imstande, der feindlichen Flotte erfolgreich gegenüber zu treten.
Im Jahre 1869 wurde der an der Jade erbaute Kriegshafen eingeweiht und nach
Wilhelm I. „Wilhelmshaven" benannt. Aber auch im Kriege gegen Frankreich
(1870/71) war es der jungen Flotte noch nicht möglich, die Blockierung unserer
Küsten zu verhindern. Wohl aber hatte das neugeeinte Deutschland in diesem
Kriege erkannt, daß es einer starken Flotte bedürfe, um etwaige Feinde von seinen
Gestaden fern zu halten. Rastlos wurde daher an ihrem Ausbau gearbeitet, be-
sonders seit der Zeit, als Kaiser Wilhelm Ii. seinen Einfluß machtvoll in dieser
Hinsicht geltend machte.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
69
staat besetzt. Österreich und Preilßen hatte der Eroberer stark geschwächt. Napoleon
stand auf dem Gipfel seiner Macht, aber sein Ehrgeiz und seine Ländergier
kannten keine Grenzen. Noch standen England und Rußland unbezwungen da.
Wohl hatte Napoleon England durch die Kontinentalsperre schwer geschädigt.
Rußland aber weigerte sich, diese Sperre durchzuführen. Da sollte auch dieses
Reich niedergezwungen werden. Mit einem Heere, das mehr als eine halbe
Million Streiter zählte, brach der Korse iur Frühling 1812 gegen Rußland auf.
Der Rheinbund mußte an 200 000 Mann Hilfstruppen stellen. Das verarmte
Preußen hatte nicht nur den Durchzug der „großen Armee" zu gestatten, sondern
sie auch noch mit 20 000 Mann zu verstärken. Kalt und schweigend standen die
Preußen unter General Jork da, als Napoleon an der russischen Grenze Heer-
schau hielt. Napoleon zog geraden Weges aus Moskau zu. Zweimal versuchten die
Russen, die Franzosen aufzuhalten, allein vergebens.
Im September zog Napoleon in M o s k a u ein. Hier gedachte er seinem
erschöpften Heere Winterruhe zu gönnen und Rußland den Frieden vorzuschrei-
den. Allein es kam anders. Die Stadt war verdächtig still, als die Franzosen
einzogen. Die Bewohner hatten sie verlasse:: und die meisten Vorräte wegge-
schafft. Es kam den Franzosen sonderbar vor, daß schon in der ersten Nacht
Feuer ausbrach. Bald wütete ein furchtbarer Brand, der vier Tage dauerte und
fast ganz Moskau einäscherte. Die Russen selbst hatten durch entlassene Sträflinge
das Feuer anlegen lassen. Die Franzosen mußten ein Lager außerhalb der Stadt
beziehen. Wohl hatten sie eine reiche Beute gerettet. Aber bald fehlte das Not-
wendigste : Nahrung.
Da bot Napoleon den Russen Frieden an. Der russische Kaiser aber ließ
antworten: „Jetzt fängt der Krieg erst recht au." Mitte Oktober mußte Napoleon
den Rückzug befehlen. Er siihrte durch dieselben Gegenden, die nicht lange vorher
beim Durchzuge schon ausgesogen waren. Der Hunger warf Soldaten und Pferde
nieder. Dazu kam der russische Winter. Eine Brotkrume, ein Bund Stroh,
einige Stückchen Holz waren der Gegenstand wilder Kämpfe. Gleich gierigen
Raben stürzte man sich auf die sterbenden Kameraden, uni sich ihrer Kleidung
oder ihrer warmen Pelze zu bemächtigen. Beim Übergang über die Beresina
brach die Brücke; Tausende ertranken oder fielen den Kosaken in die Hände.
Napoleon verließ die Armee und eilte unerkannt durch Deutschland nach Paris,
um ein neues Heer zu bilden. Von der großen Armee kamen etwa 50 000
Mann zerlumpt, halb erfroren und ausgehungert in Polen an.
Preußens Erhebung. Diese furchtbare Niederlage gab das Zeichen zur
Erhebung der geknechteten Völker. General Port, der Befehlshaber der preu-
ßischen Truppen in dem russischen Feldzuge, schloß aus eigene Verantwortung
mit den Russen einen Vertrag, der seine Truppen fiir neutral erklärte.
Friedrich Wilhelm Iii. verlegte seine Residenz nach Breslau, und nachdem er
sich mit den Russen verbündet hatte, erklärte er den Franzosen den Krieg. Am
17. März 1813 erließ der König den „Aufruf an mein Volk". Für tapfere
Krieger stiftete er am 10. März den Orden des Eisernen Kreuzes.
Der Erfolg des Ausrufs war großartiger, als der König ahnen konnte.
„Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren und wan-
kenden Knieen, Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehren-
voll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien
und Verwalter weitläufiger Geschäfte, in Hinsicht jedes Kriegsdienstes entschul-
digt, wollten sich selbst nicht entschuldigen." Das arme Preußen stellte bei
5 Millionen Einwohnern ein Heer von mehr als 270 000 Mann auf. Die
Landwehr, zu der alle waffenfähigen Männer vom 17.—41. Lebensjahre gehörten,
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England England Rheinbund Moskau Moskau Deutschland Paris Polen Breslau