Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Ii. Zeitraum. Die Völker des Alterthums re. 15
Vom siebenten Jahre an sorgte der Staat für die Erziehung der Knaben,
und sie waren zu diesem Zwecke nach dem Alter in Klassen getheilt, welche
unter der Aufsicht eigener Lehrer standen. Den Haupttheil der Erziehung
machten die Leibesübungen und Wafsenspiele aus, und hier wurde nichts
vernachlässigt, was irgend dazu beitragen konnte, die jungen Spartaner ab-
zuhärten und ihnen körperliche Gewandtheit und Kraft zu verleihen. Sie
übten sich abwechselnd im Schwimmen, im Ringen, im Faustkampf, im
Laufen und Springen, im Schleudern der Wurfscheibe und in dem soge-
nannten Pankratium, einem Kampfe, welcher aus dem Ringen und Faust-
kampfe zusammengesetzt war; ihre Uebungen fanden in Gegenwart von Zu-
schauern statt, welche die Geschickten und Muthigen lobten, die Furchtsamen
aber tadelten. An einem gewissen Tage des Äahres wurden sämmtliche
Knaben öffentlich gegeißelt, und wer von ihnen bei dieser Veranlassung
Furcht und Schmerz äußerte, wurde dem Spott und der Verachtung der
übrigen preisgegeben. Ueberhaupt hielt man Ueberwindung des Schmerzes
und Standhaftigkeit im Leiden für die größte Tugend des Mannes, und
auf die Ausbildung dieser Eigenschaft wurde schon bei den Kindern aller
Fleiß verwandt. Dagegen wurde List, Betrug und Diebstahl, wenn sie
nur mit Geschicklichkeit ausgesührt wurden und der Thäter seinen Zweck
glücklich erreichte, nicht bestraft, weil man sie als Mittel betrachtete, welche,
gleichwie der Muth und die Unerschrockenheit, zur Besiegung des Feindes
und zur Vertheidigung des Vaterlandes dienen konnten.
Während die Spartaner in dieser Weise auf die Ausbildung des Kör-
pers den größten Werth legten, vernachläßigten sie die Bildung des Geistes
mehr als die übrigen Griechen. In der That waren bei ihnen Wissen-
schaften und Künste von der Erziehung der Jugend so gut wie ausgeschlossen,
weil sie in ihnen nur ein Mittel zur Verweichlichung sahen. Ihr ganzes
Wissen beschränkte sich darauf, daß sie einige religiöse Lieder erlernten,
welche bei festlichen Gelegenheiten und im Kriege, namentlich vor dem Be-
ginn der Schlacht, gesungen wurden. Schreiben und Lesen lernten sie nur
nothdürftig, und von den übrigen Kenntnissen, welche z. B. die athenische
Jugend sich erwerben mußte, um dereinst auf Ehrenstellen im Staate An-
spruch machen zu können, war in Lacedämon nicht die Rede. Doch wurden
die Knaben geübt, mit wenigen Worten viel zu sagen und ihre Antworten
mit dem Salz des Witzes oder Scharfsinns zu würzen. Von solchen lako-
nischen Reden hat uns die Geschichte manche aufbewahrt. Als z. B. ein
schwatzhafter Mensch unter vielen albernen Reden auch die Frage vor-
brachte, wer wohl der beste Spartaner wäre, antwortete man ihm: „Der
dir am wenigsten ähnlich ist." Einem Fremden, der sich seiner Vorliebe für
die Spartaner rühmte und die Versicherung hinzufügte, daß man ihn in
seinem Lande den Spartanerfreund zu nennen pflege, wurde geantwortet:
„Vaterlandssreund, o Fremder! wäre sckwner." Einem athenischen Redner,
der die Spartaner unwissende Menschen nannte, erwiderte mau: „Du hast
Recht, denn wir sind die einzigen Griechen, die von euch nichts Böses ge-
lernt haben." Ein Spartaner, den man aufforderte, einen Menschen zu
hören, welcher den Gesang der Nachtigall vortrefflich nachzuahmen verstehe,
sagte: „Ich habe sie selbst gehört." Und als ein Sophist eine Lobrede auf
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Ii. Zeitraum. Die Völker des Alterthums rc. 19
nämlich auf seinen Vorschlag eine allgemeine Bundeskasse errichtet und der
Apollotempel auf der Insel Delos zur Schatzkammer bestimmt worden
war, wurde er erwählt, um den Beitrag festzustellen, welchen jede zum
Bunde gehörige Stadt jährlich zahlen sollte. Dieses schwierige Geschäft
vollbrachte er mit solcher Gerechtigkeit und Unparteilichkeit, daß Alle ihn
deshalb rühmten und noch nach Jahren sein Andenken segneten. Und wäh-
rend er auf diese Weise über einen großen Theil der Einkünfte des ge-
summten Griechenlands verfügte, blieb er selbst so arm, daß er auf das
Eingeschränkteste leben mußte; bei seinem Tode aber hinterließ er nicht
einmal soviel, daß davon die Kosten seiner Beerdigung bestritten werden
konnten. Er wurde daher auf öffentliche Kosten bestattet; seine beiden
Töchter erhielten von der Stadt Athen eine Mitgift und sein Sohn ein
Landgut zu seinem Unterhalt, und seiner Enkelin wurde noch die Ehre zu
Theil, daß sie wie die olympischen Sieger im Prytaneum (Rathhause)
auf öffentliche Kosten gespeiset wurde.
7. Der griechische Weise Sokrates.
Sokrates war der Sohn eines armen Bildhauers in Athen und er-
lernte die Kunst seines Vaters. Schon früh fühlte er sich angetrieben,
die Schriften der berühmtesten Männer zu lesen und seinen Geist in allen
Zweigen des menschlichen Wissens auszubilden. Es gab damals im gan-
zen Griechenland Lehrer der Beredtsamkeit, Sophisten oder Weise genannt,
welche die Wissenschaften, die sie lehrten, zur Befriedigung ihrer Eitel-
keit brauchten und sich durch Dünkel und Anmaßung lächerlich machten.
Zugleich aber übten sie durch die gefährlichsten Grundsätze, die sie mit
unerhörter Frechheit predigten, und durch die Trugschlüsse und Spitzfindig-
keiten, mit denen sie alle Lehren der Sittlichkeit umzustoßen suchten, einen
sehr verderblichen Einfluß aus die griechische Jugend. Sokrates, von
glühender Lernbegierde erfüllt, versäumte nicht, dem Unterrichte der be-
rühmtesten Sophisten beizuwohnen; da er aber bei ihnen nicht fand, was
er suchte, so bemühte er sich, durch Nachdenken über sich selbst zum Licht
der Erkenntniß hindurchzudringen. Der Anfang aller Weisheit lag ihm
in der Inschrift des delphischen Tempels: „Lerne dick selbst kennen!"
und seit zu dieser Ueberzeugung gekommen, widmete er sein ganzes Leben
dem erhabenen Geschäft, seine Mitbürger über das wahre Glück aufzu-
klären und sie zu guten Menschen zu bilden.
Sokrates stand in seinem dreißigsten Lebensjahre, als er als Volks-
lehrer auftrat. Zuerst suchte er den Lehren der Sophisten mit aller Kraft
seines Geistes entgegenzuarbeiten und ging daher alle Tage auf die öffent-
lichen Versammlungsplätze, in die volkreichsten Straßen oder auch in die
Werkstätten der Künstler und Handarbeiter, um mit den Menschen über
ihre Pflichten und über ihr wahres Glück zu reden. Dabei ließ er sich
durch keine Aeußerung des Spotles oder der Bosheit irre machen. Eben
so wenig war äußeres Ungemach im Stande, die Heiterkeit von seiner
Stirn zu verscheuchen; so daß selbst seine Gattin Xanthippe, die etwas
mürrischer und zanksüchtiger Natur gewesen sein soll, von ihm rühmte, seine
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tugendhafter und glücklicher zu machen. Diese edele Ruhe erbitterte die
Richter; Sokrates wurde ins Gefängniß gebracht und in der nächsten
Sitzung mit einer Mehrzahl von drei Stimmen zum Tode verurtheilt. Er
verzieh den Richtern, ging mit ruhiger Würde in das Gefängniß zurück und
verlebte daselbst noch mehrere Wochen unter lehrreichen Gesprächen mit
seinen Schülern. Er hätte entfliehen können, denn der Wächter war be-
stochen und die Thür des Gefängnisses stand offen; aber Sakrates wies
den Vorschlag zurück, weil man überall und stets den Gesetzen gehorchen
müsse. An dem Tage, an welchem er den Giftbecher trinken sollte, rief
einer seiner Freunde voll Schmerz aus: „O Sokrates, daß du so unschul-
dig sterben mußt!" „„Möchtest du etwa,"" entgegnete er lächelnd, „„daß
ich schuldig stürbe?"" Daraus sprach er mit seinen Freunden über Leben
und Tod und über die Unsterblichkeit der Seele; dann ergriff er mit fester
Hand den ihm dargebotenen Giftbecher und leerte ihn mit unverändertem
Angesicht. Als das Gift zu wirken anfiug, legte er sich nieder und sagte:
„Freunde, wir sind den Göttern einen Hahn schuldig!" Es war dies das
Dankopfer, welches Kranke, wenn sie genasen, den Göttern darzubringen
pstegten.
8. Alexander der Große.
Philipp, König von Macedonien, wußte die Uneinigkeiten der Griechen
so geschickt zu benutzen, daß er einen stets wachsenden Einfluß auf die ein-
zelnen Staaten ausübte und nach dem Siege bei Chärouea (338 v. Ehr.)
die Würve eines Oberfeldherrn Griechenlands für den Kriegszug gegen
Persien erlangte. Die Ausführung seines Unternehmens gegen Asien mußte
er jedoch seinem 21jährigeu Sohne Alexander überlassen.
Alexander bewies schon in seiner Jugend einen großen Unternehmungs-
geist und persönlichen Muth, verbunden mit einem unerschütterlichen Ehr-
geize. Als man ihm einst von den Siegen seines Vaters erzählte, rief er
mit Betrübniß aus: „Mein Vater wird mir nichts zu thun übrig lassen!"
Ein anderes mal, als die besten Reiter vergeblich ihre Kunst versuchten, ein
unbändiges Roß zu besteigen, bat Alexander seinen Vater um die Erlaubuiß,
auch einen Versuch machen zu dürfen. Er ergriff darauf das Pferd beim
Zügel, führte es gegen die Sonne, weil er bemerkt hatte, daß es sich vor
seinem eignen Schatten fürchtete, und schwang sich darauf. Zum Erstaunen
Aller tummelte er das Roß nach Gefallen, so daß der König mit Freuden-
thränen ausrief: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich; Mace-
donien ist für dich zu klein!"
Liebe zu griechischer Kunst und Wissenschaft zeichneten ihn aus; unter
seinem trefflichen Lehrer Aristoteles erwarb er sich umfassende Kenntnisse.
In Korinth besuchte er einst den weisen Diogenes, unterredete sich lange
mit ihm und fand die Antworten so treffend und geistreich, daß er endlich
zu ihm sagte, er möge sich eine Gunst erbitten. „Wenn du mir einen Ge-
fallen erzeigen willst," antwortete Diogenes, „so tritt mir ein wenig ans
der Sonne (er lag nämlich eben vor seiner Tonne, um sich zu sonnen).
Alexanders Begleiter lachten über die Thorheit des Philosophen; der König
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gewinnen, Milde und freundliche Belehrung, sanfte Duldung und Für-
bitte, aber auch unerschütterliche Festigkeit in der Bewahrung des geoffen-
barten und überlieferten Glaubens entgegen. Muthig kämpften große
Kirchenlehrer gegen die von allen Seiten sich erhebenden Irrlehren. Zu
nennen sind in dieser Hinsicht die Griechen: Clemens von Alexandrien,
Origenes, Cyrill von Jerusalem, Athanasius, Gregor von Nazianz, Gre-
gor von Nyssa, Basilius d. Gr. — und die Lateiner: Hilarius, Lactan-
tius, Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, Prosper Aquitanus, Vincen-
tius von Lerin, Petrus Chrysologus, Leo Magnus rc.
Unter allen Secten hat die der Arianer die größte Ausdehnung und
Bedeutsamkeit erlangt. Arius war ein gelehrter, geistreicher und volkö-
beredter Priester zu Alexandrien, aber starrköpfig, ungestüm, ehrsüchtig,
von eingezogenem Benehmen und bußfertiger Miene. Er leugnete die
Gottheit Jesu und behauptete, der Sohn Gottes sei dem Vater an Herr-
lichkeit nicht gleich, sondern nur ähnlich. Da man ihm bewies, daß die
betreffenden Schriftstellen nie nach seinem Sinne erklärt worden seien, so
verwarf er die Tradition. Alle Maßregeln des Bischofs von Alexandrien
und des Kaisers, den Arius aus bessere Gedanken zu bringen, waren
vergeblich. Auf den Antrag Konstantins wurde nun im I. 325 zu Nicäa
in Kleinasien eine allgemeine Kirchenversammlung gehalten. 318 Bischöfe,
eine große Anzahl Priester und Diakonen, der Gesandte des Papstes
und der Kaiser waren zugegen. Unter ihnen zeichnete sich Paphnutins
durch Alter und Weisheit aus. Arius beharrte bei seinen Irrthümern
mit solcher Kühnheit, daß alle Anwesenden staunten. Da wurde er mit
seinen Anhängern von der Kirchengemeinschast ausgeschlossen und des Lan-
des verwiesen. Doch die listigen und bereits zahlreichen Arianer ruhten
nicht, bis sie am Hofe eine Partei gebildet, den Sinn des Kaisers um-
gestimmt und den heiligen Athanasius auf das entsetzlichste verleumdet
hatten; denn dieser große Mann hatte ihnen durch seinen Eifer, seine
tiefe Einsicht ins Christenthum und seine Beredtsamkeit am meisten ge-
schadet. Arius wurde nach Alexandrien zurückgerufen und Athanasius
nach Trier verbannt.
Da sich das gläubige Volk zu Alexandrien der Aufnahme des durch
allerlei Ränke zurückgerufenen Arius widersetzte, so führten ihn die Aria-
ner unter lautem Jubel durch die Straßen der Stadt nach der Haupt-
kirche. Hier lag auf seinen Knieen der fromme Oberhirt Alexander
betend: „Herr, wenn Arius wieder in die Kirche ausgenommen werden
soll, so bitte ich dich, nimm mich doch, ehe dieses geschieht, von der Welt
weg! Hast du aber Mitleid mit deiner äußerst betrübten Kirche, woran
ich gar nicht zweifle, so gestatte doch nicht, daß sie ein Gegenstand des
Spottes und der Verachtung werde!" Als sich nun der jubelnde Zug
der Hauptkirche näherte, erblaßte Arius auf einmal im Angesichte des
ganzen Volkes, fühlte plötzlich eine große Angst und spürte zugleich eine
leibliche Nothdurft Er entfernte sich in ein heimliches Gemach und gab
dort unter den heftigsten Schmerzen seinen Geist auf, indem er häufiges
Blut und einen Theil der Eingeweide ausschüttete. So endete dieser
fürchterliche Störer des Friedens und der kirchlichen Einheit.
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Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung und die Umgestaltung rc. 55
das man allgemein als Strafe für das an dem frommen Bischöfe ver-
übte Unrecht betrachtete, so daß sich der Kaiser bewogen fand, ihn zurück-
zurufen und im Triumphe in seine früheren Würden einzusetzen. Doch
bald erhob sich ein neues Uugewitter gegen Chrysostomus. Er hielt ge-
gen die öffentlichen und abergläubischen Spiele, die man zu Ehren der
Kaiserin vor der Bildsäule derselben, selbst während des Gottesdienstes
feierte, eine ernste, strafende Predigt. Deswegen wurde er zum zweiten
Male abgesetzt und nach einer fernen Stadt in Armenien verwiesen.
Mit Eifer arbeitete er hier für das Wohl der Kirche, unterrichtete das
Volk und eilte den Armen zu Hülfe und Gefangene loszukaufen. Diese
ruhmvolle Thätigkeit verdroß seine Feinde in Konstantinopel und sie
wußten es zu bewirken, daß der heilige Bischof in eine noch entferntere,
wüste Gegend am schwarzen Meere verbannt wurde. Zwei unbarm-
herzige Kriegskneckte mußten ihn dahin abführen. Bestochen wußten sie
ihn unterwegs so zu quälen, daß er den Mühseligkeiten schon unterwegs
erlag (407). Seiner ausgezeichneten Beredtsamkeit wegen hatte er den
Namen Chrysostomus, d. h. Goldmund, erhalten.
Der heilige Augustin wurde von seinem Vater, einem angesehenen
Heiden, für die gelehrte Laufbahn bestimmt Durch seine ausgezeichneten
Geistesanlagen, wie durch seinen großen, aber leider nur vom Ehrgeiz
veranlaßten Fleiß, machte er bedeutende Fortschritte, errichtete schon in
seinem zwanzigsten Jahre in seiner Vaterstadt Tageste in Nordafrika eine
Schule für höhere Wissenschaften, erregte dann in Rom als Lehrer der
Beredtsamkeit allgemeine Bewunderung und wurde vom Kaiser Valentinian
dem Jüngeren als Vorsteher einer Rednerschule nach Mailand berufen.
Mit der Ausbildung seines Verstandes hielt leider die seines Herzens nicht
gleichen Schritt; das üppige Leben anderer heidnischer Jünglinge verführte
auch ihn zu mannigfaltigen Ausschweifungen, er stürzte sich aus einem
Vergnügen in das andere und.schien bereits für das Reich Gottes verloren.
Doch einen Geist, wie Augustin war, konnte die sinnliche Lust , nicht befrie-
digen, er wendete sich zum Studium der Weisheit, verirrte sich aber auch
hier durch Stolz und Einbildung, gerieth in die Jrrthümer der Manichäer,
wurde aber in Mailand durch die Vorträge des heiligen Ambrosius zum
ernsten Nachdenken und zum Verlangen nach dem ewigen Heile geführt und
also von der göttlichen Gnade heimgesucht, daß er sich plötzlich in seinem
32. Jahre zur großen Freude seiner heiligen Mutter Monika bekehrte, die
nicht aufgehört hatte, für ihren verirrten Sohn unter Tausend Thränen
zu beten; weshalb ihr auch einst ein frommer Bischof gesagt hatte: „Gehe
hin, so wahr du lebst, ein Sohn solcher Thränen kann nicht zu Grunde
gehen!"
Augustin zog sich nun in die Einsamkeit zurück, beschäftigte sich da mit
Gebet und dem Lesen der heil. Schrift und empfing vom heil. Ambrosius
selbst die Taufe. Später begab er sich in die Gegend seiner Vaterstadt
zurück, arbeitete hier in der Verborgenheit treffliche Werke aus, wurde
dann zum Priester geweiht und seines brennenden Berufseifers, wie seiner
großen Gelehrsamkeit wegen zum Bischof von Hippo gewählt. Alle Zeit,
die er vom Unterricht der Unwissenden, von Verpflegung der Armen, von
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Iv. Zeitraum. Die Völkerwanderung u Ii d d l e u Iii ñ e st a i t u » q A. 63
Arbeit noch viel war und die Bahn der Märtyrer offen stand. Bei sei-
ner Ankunft in Utrecht (718) hatte Ratbod so eben das westliche Fries-
land wieder erobert und in seinem Zorne die christlichen Gründungen
nicht geschont. Er kehrte daher, vielleicbt von Ratbod gezwungen, zurück
in sein Vaterland, jedoch ohne Zweifel durch den Bischof Willibrord
wohl unterrichtet über die Verhältnisse im Reiche der Franken und über
Karl (Martell), den Fürsten derselben. Deswegen nahm er auch, da in
dieser Zeit Wilbert, sein Lehrer und Abt im Kloster Nutchell starb, die
Stelle desselben nicht an, sondern hielt sich bereit, seine Bestimmung zu
erfüllen. Nachdem aber Karl obgesiegt hatte über seine Feinde, und nach-
dem die Stadt Köln ihm übergeben war, da eilte er mit einer zahl-
reichen Begleitung gleichgesinnter Brüder seines Ordens und mit Em-
pfehlungsschreiben seines Bischofs Daniel wohl versehen wieder nach dem
festen Lande. Seine Absicht war, sogleich nach Nom zu gehen, wohin
Willibrord von Pipin gesendet worden war, und wohin eben deswegen
Winfried von Willibrord gewiesen sein mochte Ans seiner Reise durch
das Reich der Franken hat er ohne Zweifel auch den Fürsten Karl ge-
sehen und von ihm, wie Willibrord von dem Vater, die gehörigen Un-
terweisungen erhalten. Ueber die Alpen, durch Lombardien kam der
fromme Mann mit seinen Gefährten, wenn nicht ohne Schwierigkeit doch
ohne Hinderniß, und langte glücklich an bei den Schwellen des heiligen
Apostels.
Papst Gregor Ii. erkannte sogleich die hohen Tugenden, welche die-
sen Mann auszeichneten und würdigte die Stärke seines Geistes und
seines Willens. Und einen Diener von größerer Beharrlichkeit und einen
Arbeiter in dem erhabenen Werke der kirchlichen Einheit unter der Hoheit
des Papstes von reinerer Treue hätte der apostolische Stuhl nicht zu
finden vermocht. Also gab Gregor dem frommen Priester, den seine
Seele bis zu dem Haupte der Kirche getrieben, der sich bescheiden dem
Willen des Hauptes unterworfen hatte, um desto freieren Schrittes auf
richtigem Wege zu wandeln, im Llamen des Fürsten der Apostel gern die
Vollmacht, unter den ungläubigen Völkern den Llamen Christi zu ver-
kündigen und das Reich Gottes zu begründen; er schrieb ihm vor, den
ganzen Kirchenbrauch und alle Satzungen des apostolischen Stuhles ein-
zuführen und sandte ihn zunächst, da im Süden Deutschlands wie im
Norden schon ein bedeutender Anfang mit diesem Werke gemacht war,
zu den Völkern, die im Mittlern und östlichen Deutschland wohnten Bo-
msacius begab sich mit seinen Gefährten durch Bayern und Thüringen.
In Thüringen fand Bonifacius allerdings heidnischen Aberglauben
und heidnische Weisen, aber keine Heiden. Er fand gute und fromme
Christen, Geistliche und Priester; aber er fand auch arianische Jrrthümer,
und was das Wichtigste war, kein zusammenhängendes Kirchenwesen. Er
fand jedoch in Thüringen noch keinen Boden für den Samen seiner Lehre.
Wahrscheinlich war er zu früh eingetroffen. Er und der Papst hatten
auf Karl gerechnet, den Fürsten der Franken; und Karl war noch nicht
im Stande seine Mackt gegen die deutschen Völker zu richten, weil sein
Verhältniß zu den Neustrasiern noch nicht entschieden war. Bonifacius
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Eid, den er nachher schriftlich absaßte und dem Papste übergab. In
diesem Eide gelobte Bonifacius bei der unthcilbaren Dreieinigkeit, dem
Vater, dem Sohne und dem heiligen Geiste und unter schweren Ver-
wünschungen dem Petrus, dem Fürsten der Apostel und seinem Statt-
halter, dem Papst Gregor, so wie den Nachfolgern desselben, den katho-
lischen Glauben in seiner ganzen Reinheit zu lehren, an der Einheit
dieses Glaubens, in welcher das Heil der Christen bestehe, zu halten
und sich niemals und in keiner Weise gegen die Einheit der Einen und
allgemeinen Kirche zu erklären. Er gelobte niit aller Treue und aller
Kraft den Nutzen der Kirche zu fördern, welcher von Gott die Macht
gegeben sei, zu binden und zu lösen, und dem Papst und seinen Nach-
folgern in allen Stücken gehorsam zu sein. Er gelobte endlich mit kei-
nem Vorsteher der Kirche, der gegen die alten Satzungen der heiligen
Väter handele, Gemeinschaft zu haben, vielmehr sich zu bemühen, jeden
solchen Vorsteher zurückzuhalten von diesem Verfahren, und, wenn ihm
dieses etwa unmöglich sei, seinem apostolischen Herrn wenigstens Anzeige
zu machen von der Ungesetzlichkeit.
Nach Ablegung dieses Eides weihte der Papst den demuthsvollen
und ergebenen Diener am 30. Nov. 723 feierlichst zum Bischöfe, ohne
ihm einen bestimmten Sprengel anzuwcisen. — Also ging Bonifacius
gewiß unter einem starken und gewaltigen Schirm, in Begleitung einer-
zahlreichen Schaar gleichgesinnter Brüder, mitten in Deutschland hinein,
und brachte den Krieg und den Frieden, augenblickliche Verwirrung und
bleibenden Gewinn für den Geist und für die Pflege des Geistes. Er
trat in eine bestehende Welt, die für ihr Dasein kämpfte, mit der Ab-
sicht und mit dem festen Entschlüsse, sie umzuschaffen. Seine Erscheinung
mußte daher Vielen auffallend sein, und sein Zweck Vielen ein Greuel.
Eine Menge menschlicher Interessen wurden durch sein Wirken berührt
und in Gefahr gebracht, und nicht selten wurden alle Leidenschaften auf-
geregt in der menschlichen Brust, die edelsten wie die gemeinsten. Wider-
stand aller Art, Hinderniß im Wort und Werke waren daher unaus-
bleiblich. Bonifacius war allerdings ein theilnehmender Mann, heiteren
Herzens, der die Gefühle der Freundschaft, der Zuneigung, des Wohl-
wollens kannte und pflegte; selbst in Religionssachen war er kein blinder
Eiferer, sondern er nahm gern Rath an und ließ dem Verstände sein
Recht und der Klugheit ihre Ehre. Aber im Bewußtsein der hohen
Bestimmung und in der Sicherheit des mächtigsten Schutzes mag er oft
Männern gegenüber, die an Einsicht, Kenntnissen und Beredlsamkeit tief
unter ihm standen, zu wenig Schonung bewiesen haben gegen das, was
den Menschen heilig und theuer war, zu wenig Nacksicht mit ihren
Schwächen, zu geringe Duldsamkeit gegen ihren Aberglauben, ihre Vor-
urtheile, ihre angestammten Bräuche, die er unverkennbar zum Theil
ganz unrichtig aufgefaßt hatte und die zum Theil wenigstens sehr un-
schuldig, wenn auch verwerflich waren; und durch die Strenge und Härte,
die er unter dem Schirme der fränkischen Waffen nicht scheute, hat er
vielleicht die Herzen erbittert, die Geister gereizt und die Wirrnisse, welche
nothwendig die Erfüllung seines Berufes begleiten mußten, auf mannig-
Nagel, kachol. Weltgeschichte. r.
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TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Apostel Gregor Gregor Bonifacius
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
134 Viii. Zeitraum. Deutschland unter den Luxemburgern rc.
Am jüngsten Tage wird man uns nicht fragen, was wir gelesen,
und ob wir gut gesprochen, sondern was und wie wir es gethan haben.
Die baldige Reinigung von den Sünden ist besser als die Aufbe-
wahrung derselben für die Zukunft rc.
Das zweite Buch enthält Ermahnungen zum innern Umgänge mit
Christus und beginnt: „Das Reich Gottes ist in euch, spricht der Herr."
Andere Hauptlehren darin sind: Soll deine Seele Ruhe finden, so be-
kehre dich von ganzem Herzen zum Herrn. — Verachte das Aeußere und
gib dich dem Innern hin und du wirst das Reich Gottes in dich kommen
sehen. Das dritte Buch handelt vom innern Tröste. Der Hauptinhalt
desselben ist: Man muß den wahren Trost darin suchen, Gott zu dienen,
die Welt zu verachten, das Elend des gegenwärtigen Lebens und alle
Beleidigungen geduldig ertragen und in Gott allein seine Beruhigung
suchen. Das vierte Buch enthält Betrachtungen über das allerheiligste
Sacrament des Altars.
Wegen seiner freundlichen Sanftmuth und Frömmigkeit wurde Tho-
mas von den Brüdern nach einander zum Subprior (Untervorsteher),
Schaffner und Novizenmeister (Erzieher der Ordensjünger) gewählt. Im
Jahre 1422 verschied Johannes von Kempis, der Bruder des Thomas,
mit allen Tugenden geschmückt. Der Tod des geliebten Bruders zog das
Herz Thomas noch mehr von der Erde ab und entflammte dasselbe zu himm-
lischen Begierden. Mit neuem Eifer erfüllte er feine Pflichten und pre-
digte mit solcher Salbung, daß aus fernen Gegenden eine große Menge
Volks kam, um seine wunderfüßen Reden anzuhören. War, wenn er im
Kreise ernster Männer sich befand, von auswärtigen und weltlichen Ge-
genständen die Rede, so saß er gleich einem Stummen da und gab gar
keine Antwort, nicht einmal, wenn er befragt wurde, wofern nicht irgend
geistiger Gewinn aus dem Gespräche sich ergab, denn fremd war er für
alle Dinge dieser Welt. War dagegen von Gott und himmlischen Din-
gen die Rede, dann ließ er nicht lange auf Antwort warten, sondern
wie von einem reinen und übervollen Quell flössen in reichlicher Fülle
die Worte vom Munde. Wie er die Vereinigung des thätigen Lebens
der Martha mit Mariens beschaulichem Leben anmuthig und lebendig zu
schildern wußte, so wußte er auch beide in seinem Wandel aufs innigste
zu vereinigen. Vom Herrn auch mit der Gabe der Weissagung und
andern außerordentlichen Gnaden ausgestattet, starb Thomas den Tod der
Heiligen im 91. Jahre seines Lebens (1472). Nach 200 Jahren (1672)
wurden seine Reliquien aufgefunden und auf Befehl des Kurfürsten Maxi-
milian Heinrich von Köln in einem kostbaren Behältniß in der Kapelle
zum heiligen Joseph zu Zwoll feierlich beigesetzt.
Wenn Thomas von Kempis auch außer seinem Buche von der
Nachfolge Christi nicht die Menge von religiösen Schriften hinterlasfen
hätte, die wir von ihm haben, so würde er schon wegen dieses einen Wer-
kes allein den Ruhm eines unsterblicben Lehrers und Schriftstellers ver-
dient haben.
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Extrahierte Personennamen: Christus Johannes_von_Kempis Thomas Thomas Gott Martha Thomas Heinrich_von_Köln Heinrich Joseph Thomas_von_Kempis Christi
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Gottes Reich_Gottes Mariens
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Viii. Zeitraum. Deutschland unter den Luxemburgern rc. 135
2. Der heilige Johannes von Nepomuk, Märtyrer.
1330—1383
In vielen Kirchen und Kapellen oder auf den Brücken kann man
das Bildniß dieses Heiligen sehen. Um sein Haupt ist ein Kranz von
Sternen. Die Sckstfssleute rufen ihn besonders als ihren Schutzpatron
an. Im Jahre 1330 wurde er im Städtchen Nepomuk, 10 Stunden
von Prag, von frommen, tugendsamen Bürgersleuten geboren. Als er
einst zum Tode krank war, ließen die Eltern nicht nach mit Bitten zur
seligsten Jungfrau uni Fürsprache und gelobten, als sie erhört waren,
ihren Johannes dem Dienste des Herrn zu weihen. Schon früh zeigte
es sich, daß er zu etwas Großem bestimmt war. Alle Morgen ging er
in die Kirche der Cistercienser und hörte hier mehrere heilige Messen mit
der innigsten Andacht In Prag studirte er die Gottesgelahrtheit und
Rechtswissenschaft und befleißigte sich eines sehr frommen Lebenswandels.
Vor dem Empfange der Priesterweihe brachte er einen ganzen Monat
in der Einsamkeit mit Gebet und Betrachtung zu. Bei seinem ersten
heiligen Meßopfer vergoß er in englischer Andacht häufige Zähren.
Der Bischof vertraute Johannes das Predigtamt zu unser lieben
Frau im Tein zu Prag an. Seine Predigten über die Eitelkeit der
Welt, die Schönheit des Himmels und die Nothwenvigkeit der Buße und
Besserung erweichten die Zuhörer zu Thränen. In ganz Prag, selbst
unter den 4000 Studenten, wurden die Sitten besser. In Folge dessen
machte ihn der Bischof zum Canonicus. Der Kaiser Wenzel, der in
Prag Hof zu halten pflegte, verlangte Johannes predigen zu hören. Jo-
hannes erhielt den Auftrag, während der Adventszeir vor dem Hofe zu
predigen. Das war kein Kleines, denn der Kaiser hatte nicht die besten
Sitten. Aber Johannes sprach ohne Menschenfurcht und hatte die Freude,
daß der Kaiser mit Hochachtung gegen ihn erfüllt wurde und einige Zeit
von seinen Lastern abließ. Der Kaiser wollte Johannes den erledigten
Bischofsstuhl von Leitmeritz geben, doch dieser schlug die hohe Würde
aus. Da dachte der Kaiser, daß Johannes wegen der mit dem Amte
verbundenen Beschwerde die Würde abgelehnt und bot ihm die sehr be-
queme Probstei von Wischwath an. Auch diese schlug Johannes aus. Jetzt
ernannte ihn der Kaiser zu seinem Almosenpfleger. Dieses Amt nahm
er an, denn es bot ihm höhere Freuden und Ehren, als ihm die Welt
nur bieten konnte. Johannes ward nicht müde, wohl zu thun, Feinde
zu versöhnen und Prozesse zu schlichten. Man wußte nicht, sollte man
mehr seine Liebe, oder seine Weisheit, seine Demuth oder seine Gelehr-
samkeit bewundern.
Die kaiserliche Gemahlin Johanna wählte den frommen Mann zu
ihrem Beichtvater. Unter seiner Leitung wurde die schon fromme Frau
noch gottseliger. Während der Hoffeste weilte sie in Kirchen und statt
des Umganges mit vornehmen Herren und Frauen wählte sie die Pflege
und Speisung der Armen und Elenden mit eigenen Händen. Voll zärt-
licher Rührung genoß sie das Herrn Frohnleichnam. Das war dem Kaiser
zuwider; selbst sündhaft, hielt er dafür, ihre Frömmigkeit sei nicht auf-
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Johannes_von_Nepomuk Nepomuk Johannes Johannes Wenzel Johannes Johannes Johannes Johannes Johannes Johannes Demuth Johanna
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Prag Prag Prag Canonicus Prag_Hof Leitmeritz
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
208 Xvi. Zeitraum Von der 'Auflösung des deutschen rc.
Nun wurde Frankreich auf seine Grenzen von 1790 zurückgebracht, mußte
800 Millionen Kriegssteuer bezahlen, 150,000 Mann des verbün-
deten Heeres fünf Jahre lang in feinen Festungen unterhalten und alle
von Napoleon geraubten, unzähligen Kunstschätze zurückgeben. Napoleon
selbst wurde aus die afrikanische Insel St. Helena, 800 Meilen von
Europa entfernt, verbannt und als Gefangener von den Engländern be-
wacht, wo er 1821 am Magenkrebse starb.
Auf dem Wiener Congresse (vom 1. Novbr. 1814 bis 9. Juni 1815)
erhielten nach langen Unterhandlungen
1. Oesterreich: die Königreiche Illyrien und Dalmatien, Ober-
italien bis zum Po, und Salzburg nebst Tirol.
2. Preußen: das Großherzogthum Posen nebst Danzig, schwedisch
Pommern nebst Rügen, seine ehemaligen Besitzungen in Westphalen,
Neuschatel in der Schweiz und als Entschädigung für nicht zurückfallende
Besitzungen am Niederrhein einen Theil Sachsens.
3. Der König von Sachsen wurde für sein Festhalten an Napoleon
mit dem Verluste seines halben Königreichs bestraft.
4. Dänemark trat Norwegen an Schweden ab und erhielt dafür
Lauenburg.
An die Stelle des deutschen Kaiserreichs trat der deutsche Bund,
bestehend aus 38 deutschen Staaten.
Chlu'acterbilder-
1. Seelenadel der Königin Luise.
a. Ein Brief datirt:
Memel, den 17. Juni 1807.
„Mit der innigsten Rührung und unter Thränen der dankbarsten
Zärtlichkeit habe ich Ihren letzten Brief gelesen. Wie soll ich Ihnen
würdig danken, bester, zärtlichster Vater, für die vielen Beweise Ihrer
Liebe, Ihrer Huld, Ihrer unbeschreiblichen Vatergüte. Welcher Trost ist
dies für mich und welche Stärkung! Wenn man so geliebt wird, kann
man nicht ganz unglücklich sein. Es ist aufs Neue ein ungeheures Un-
gemach über uns gekommen, und wir stehen auf dem Punkte, das König-
reich zu verlassen. Bedenken Sie, wie mir dabei ist, doch bitte ich Sie,
verkennen Sie Ihre Tochter nicht. Glauben Sie ja nicht, daß Zweifel
und Kleinmuth mein Haupt beugen. Zwei Hauptgründe habe ich, die
mich über Alles erheben. Der erste ist der Gedanke: „Wir sind kein
Spiel des blinden Zufalls, sondern wir stehen in Gottes Hand und die
Vorsehung leitet uns, wenngleich durch Finsterniß, doch am Ende zum
Lichte, venn sein ganzes Wesen ist Licht"; der zweite: „wir gehen mit
Ehren unter." Der König hat bewiesen, daß er nicht Schande will,
sondern Ehre, und er ist besser, als sein Schicksal Preußen will nicht
freiwillig Sklavenketten tragen. Auch nicht einen Schritt hat der König
anders handeln können, als er gehandelt hat. Er, der die Wahrheit und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Helena Novbr Oesterreich Napoleon Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Illyrien Dalmatien Salzburg Westphalen Sachsens Sachsen Schweden Lauenburg Gottes