236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
343
Bayern unter Maximilian Iy Joseph.
Lands Hut (17. Mai 1800). Die Überweisung der Güter von
drei Klöstern an dieselbe gestattete die Mehrung der Lehrer und
ihrer Bezüge, die Berufung namhafter Gelehrten vom Auslande,
die Verbesserung der Bibliothek, der verschiedenen Sammlungen
für Naturkunde und anderer Lehrmittel, fand aber die gehoffte
Anerkennung nicht, weil bei der Besetzung der Lehrstühle arge
Mißgriffe gemacht wurden^"). Die Angelegenheiten des Unter-
richts, welche seit 1782 der kurfürstliche geistliche Rath neben
den geistlichen Angelegenheiten geleitet und überwacht hatte, wur-
den nach Aufhebung dieses Nathes (16. Dezember 1802) einem
unter die Leitung des Freiherrn von Fraunberg gestellten
General-Schul- und Studien-Direktorium überwiesen,
welches für die Verbesferung des deutschen Schulunterrichts, für
die Mehrung der deutschen Schulen, für die Ermunterung der
Geistlichen zur Thätigkeit für den Unterricht viel Zweckmäßiges
verordnete. Nur der von demselben ausgegangene Lehrplan für
die gelehrten Schulen erwies sich unbrauchbar, weil durch ihn
die sogenannten Realien (Mathematik, Geschichte, Geographie
u. dgl.), für welche eigene Fachlehrer angestellt wurden, zu sehr
auf Kosten der alten Sprachen bedacht waren.
§ 107. Die Thätigkeit der bayerischen Regierung nach
Innen wurde im Jahre 1805 neuerdings durch Kriegsunruhen
gehemmt. Napoleon Bonaparte, vormals Cónsul der fran-
zösischen Republik, hatte die seinem Leben bereiteten Nachstellungen
dahm zu benutzen verstanden, daß man ihn (18. Mai 1804)
zum Kaiser der Franzosen, und ein Jahr darnach (26. Mai
1805) zum Könige von Italien erhob. Schon vor und noch
mehr nach dieser Erhebung verletzte er, besonders in Italien,
die eingegangenen Friedensverträge, weshalb England, Ruß-
land und Oesterreich eine neue, die dritte Coalition
gegen Frankreich bildeten. Die Lage Bayerns ward bei dieser
Gelegenheit aufs neue gefährdet. Oesterreich enthielt sich jeder
Mittheilung über seine Absichten und jeder Annäherung gegen
den bayerischen Kurfürsten, während Napoleon Vertrag
und Bündniß anbieten ließ. Erst dann, als der Kurfürst in
Wien das Gesuch stellte, neutral bleiben zu dürfen, brach
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iy_Joseph Maximilian Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Fraunberg Italien Italien England Oesterreich Frankreich Bayerns Oesterreich Wien
277
Bayern unter Maximilian Ii E manuel.
Truppen, wollte nicht, was der Kurfürst von Sachsen, der
Anführer der verbündeten Reichstruppen, wollte und jeder wei-
gerte sich von dem andern Befehle anzunehmen. So erreichten
die Franzosen einen Vortheil nach dem andern, bis der Kaiser
den Markgrafen Ludwig von Baden, einen trefflichen Schüler
Karls von Lothringen, aus dem inzwischen fortgesetzten Türken-
kriege (1689 —1699) abberies und ihm das Kommando anr Rhein
übertrug. Dieser Feldherr stellte 1693 das Gleichgewicht durch
kluge Verthcidigung des Neckarstromes wieder her und verhinderte
ein weiteres Vordringen der Franzosen. Bei den innern Zwistig-
keiten, welche unter den deutschen Fürsten wegen der erst kürzlich
(19. Dezember 1692) vom Kaiser gegründeten neunten Kur-
würde, der hannoverschen, bestanden (die Kurfürsten von
Mainz, Bayern, Sachsen und Brandenburg waren für
die Errichtung dieser neunten Kur, Trier, Köln und Pfalz
gegen dieselbe), war es ein Glück, daß Frankreich, zu gleicher
Zeit im Kampfe gegen Holland, England, Spanien und
Savoyen, nur einen kleinen Theil seiner Kraft auf den Krieg
am Rheine verwenden konnte. In Folge der Ermüdung aller krieg-
führenden Theile ward endlich (9. Mai 1697) ein Friedenscongreß
zu Ryswick, einem Dorfe und Schloße bei Haag in Holland,
versammelt, welcher die Entscheidung der Ansprüche des Hauses
Orleans auf die Rheinpfalz dem Papste überließ. Dieser
entschied für die Pfalz, jedoch mußte der Allodial-Erbschaft wegen
eine Schadloshaltungssnmme von 300,000 Scudi bezahlt werden.
Mitten in der großen Besorgniß, welche die fortwährenden
Erfolge der Franzosen in den ersten Jahren dieses Krieges er-
regten, hatte König Karl Ii von Spanien dem bayerischen
Kurfürsten Maximilian Emanuel als Gemahl seiner
nächsten Base, der Maria Antonia, die Statthalterschaft
der Niederlande mit unumschränkter Gewalt und 75,000 Tha-
lern monatlichen Gehaltes übergeben (1691). Max sah in der
-Statthalterschaft die Brücke zum spanischen Thron, übernahm sie
deshalb gerne und hielt (am 26. März 1692) unter großem
Gepränge seinen Einzug in Brüssel, wo der bisherige Statt-
halter, der Marquis von Gastanaga, den Befehlshaberstab
in seine Hände niederlegte. Statt die neue Stellung zur Ver-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Ii Maximilian Ludwig_von_Baden Ludwig Schüler
Karls Karls Karl_Ii_von_Spanien Karl Maximilian_Emanuel Maximilian Maria_Antonia Maria Max Marquis_von_Gastanaga
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Lothringen Rhein Mainz Bayern Sachsen Brandenburg Trier Frankreich Holland England Spanien Rheine Holland Rheinpfalz Niederlande Brüssel
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog
Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow
in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende
Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um
so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland
nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter
Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich
(24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank-
reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des
bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im
Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm
Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben
zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von
12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm
England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge-
schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den
ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die
verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster-
reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes
französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis
in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo-
leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld-
zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen
Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen
St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge
der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm
(27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800)
Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem
Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800)
und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz-
Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in
Bayern gestattete.
Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor-
dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen
durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli
und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Karl Karl Suwarow Paul_I_von_Rußland Bayern_von_England_Hilssgelder August Maximilian_Iv Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien England Amberg Rhein Marengo
( Bayern Amberg Bayern Oesterreich Ebersberg
338
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn
- 8 —
„Lieb Kind! du fitzest hier? Komm doch heraus und spiel bei mir!"
— Den Knaben stört es nicht, zum Sonnenschein er spricht: „Erst
laß mich fertig sein!" —
Der Knabe schreibet weiter, da kommt ein lustig Vögelein, das
picket an die Scheiben und schaut so schlau zu ihm herein. Es
ruft: „Komm mit! der Wald ist grün, der Himmel blau, die
Blumen blühn!" — Den Knaben stört cs nicht, zum Vogel kurz er
spricht: „Erst laß mich fertig sein!" —
Der Knabe schreibt und scheibet, da guckt der Apfelbaum her-
ein und rauscht mit seinen Blättern und spricht: „Wer wird so
fleißig sein? Schau meine Äpfel! diese Nacht hab ich für dich sie
reif gemacht!"-------Den Knaben stört cs nicht, zum Apfelbaum er
spricht: „Erst laß mich fertig sein!"
Da endlich ist er fertig; schnell packt er seine Bücher ein und
läuft hinaus zum Garten: Juchhe! Wie lacht der Sonnenschein! Das
Bäumchen wirft ihm Äpfel zu, der Vogel singt und nickt ihm zu.
Der Knabe springt vor Lust und jauchzt aus voller Brust; jetzt
kann er lustig sein! —
10. Zwei Gespräche.
Ich stand einmal des Morgens im Dorfe an dem Kreuzwege,
wo der eine Weg gleich in die Schule führt, der andere aber links
nach der Kirmeswiese. Es war schönes Wetter. Da hörte ich zwei
Knaben.folgendes sprechen:
„Guten Tag, Karl!"
Guten Tag, Michel!
„Wo gehst du hin, Karl?" —
In die Schule, Michel. —
„Ei wali In der Schule ist's garstig, da muß man lernen;
draußen auf der Wiese sollst Du einmal sehen, da ist's jetzt hübsch!
Komm, wir wollen dahin spielen gehen, Karl!"
Am Abend, Michel; jetzt geh' ich lernen, ade! —
„Meinetwegen, geh' Du arbeiten, Karl, ich geh' spielen; ade!"
Zwanzig Jahre darnach stand ich in demselben Dorfe an der-
selben Stelle. Es war ein böser, kalter Wintertag. Ein blasser,
ärmlich gekleideter Mensch klopfte an der Thüre des Schulhauscs an.
Der Lehrer, ein junger Mann, öffnete diese, und ich hörte nun die
beiden Folgendes sprechen:
„Guten Tag, lieber Herr!" —
Guten Tag, lieber Mann! —
„Ach Herr, erbarmet Euch mein!" —
Was verlangt ihr denn von mir? —
„Arbeit, Herr! Ich will Euch die Schulstube fegen, ich will
Euch die Ofen heizen, oder andere Dienste der Art thun. Nehmt
mich auf!" —
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Extrahierte Personennamen: Karl! Karl Karl Michel Karl! Karl Michel Karl Karl
man niest, so hält man die Hand vor die Nase, und wendet das
Gesicht von den Leuten ab, vor denen man steht. Die Nase soll man
immer hübsch rein halten. Daher muß jedes Kind mit einem Taschen-
tüchelchen versehen sein; denn mit den bloßen Fingern vor andern
Leuten die Nase schneuzen, ist sehr unanständig. Erbsen, Bohnen
u. s. w. in die Nase zu stecken, ist sehr gefährlich.
Warum?
3. Vergleichung der Augen mit der Nase.
Die Augen befinden sieh im Angesichte, die Nase auch. Die Augen
sind mir sehr nützlich, indem ich ohne sie viele Arbeiten gar nicht ver-
richten, und über manches Schöne mich nicht freuen könnte. Die Nase
ist mir auch nützlich, indem ich durch sie athme, den angenehmen Duft
der Blumen rieche, und auf viele Dinge aufmerksam gemacht werde,
die meiner Gesundheit schädlich werden können, z. B.? —
Ich habe zwei Augen, aber nur eine Nase. Mit den Augen
kann ich sehen, aber mit der Nase kann ich riechen. Das reine Wasser-
kanu ich sehen, aber nicht riechen. Die Nelke kann ich riechen, auch
wenn ich sie nicht sehe. Die verdorbene Luft in einem Zimmer kann
ich riechen; ich kann sie aber nicht sehen. Die Augen sind das Werk-
zeug des Gesichtssinnes; aber die Nase ist das Werkzeug des Geruchs-
sinnes. Mit dem Gesichtssinn kann ieh Dinge wahrnehmen, die ich
mit dem Geruchssinn nicht wahrnehmen kann; dagegen kann ieh mit
dem Geruchssinn Dinge wahrnehmen, die ich mit dem Gesichtssinn
nicht wahrnehmen kann. Statt des Gesichtssinnes sagt man auch kurz:
dal Gesicht, und statt des Geruchssinnes: der Geruch.
Wie viel Sinne kennt ihr mm? — Wie heißen sie? — Nennt Dinar, die
ihr mit dem Gesichte wahrnehmen könnti — Nun nennt Dinge, die ihr mit
dem Geruch wahrnehmen könnt! — Nun solche, die ihr mit dem Gesicht und
dem Geruch wahrnehmen könnt! —
Nennt jetzt sichtbare Eigenschaften und Thätigkeiten! — Jetzt
riechbare Eigenschaften und Thätigkeiten!
4. Der Mund.
Die Lippen, die Kinnladen, die Zähne: die Schncidezähne, die Augem
zähne, die Backenzähne, die Mundhöhle oder der Gaumen, die Zunge,
der Schlund.
Sprechen, reden, leise reden, laut reden, sanft, roh, hart reden, gern,
ungern reden, verabreden, ausreden, bereden, sich unterreden, jemanden zu-
reden, wahr reden, unwahr reden oder lügen, jemanden um etwas ansprechen,
einem etwas vorsprechen, etwas nachsprechen, etwas sagen, einem etwak
untersagen, plaudern, etwas ausplaudern, schwätzen, singen, pfeifen, lachen,
lächeln, speien oder spucken, rufen, schreien, essen, sich satt essen, zu viel
essen, geschwind, langsam essen, ordentlich, unordentlich essen, laut essen
oder schmatzen, blasen, hauchen, saugen, schlürfen, schlucken.
Das Sprechen, die Sprache, das Gespräch, der Sprecher u. s. w.
Ich spreche zu Hause, auf der Straße und in der Schule. Du redest
die Wahrheit, wenn du erwas so sagst, wie du es weißt. Er (sie, es)
redet leise, wenn die Mutter krank ist. Wir müssen in der Sckule laut
reden, damit es alle verstehen können. Ihr müßt sanft mit den Eltern und
Lehrern reden. Sie (die unartigen Kinder) reden vst roh miteinander. U. s.w .
Haesteri' Lesebuch für Mittel«, kathol. Dolkssch. 12
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
178
Der Mund befindet sich unter der Nase und über dem Kinn.
Er besteht aus den Lippen, den Kinnladen, den Zähnen, der
Zunge, dein Gaumen und dem Schlunde. Die Lippe über der
Mundöffnung heißt die Oberlippe, die andere die Unterlippe.
Da, wo zu beiden Seiten die Mundöffnung endet, befindeil sich die
Mundwinkel, rechts der rechte, und links der linke Mundwinkel.
Mit dem Munde können wir essen, trinken, sprechen u. s. w.
Durch das Sprechen oder durch die Sprache können wir einander
mittheilen, was wir wissen, denken, fühlen und wollen, ob wir froh
oder traurig, gesund oder krank sind. Die Theile des Mundes, welche
zum Sprechen dienen, heißen die Sp rech Werkzeuge. Wenn wir
sprechen, bringen wir hörbare Laute oder Schälle hervor. Die
Kraft, die Fähigkeit oder das Vermögen, daß wir hörbare
Laute oder Schälle hervorbringen können, nennen wir unsere Stimme.
Es giebt Menschen, welche nicht sprechen können; sie sind stumm.
Der Stumme kann andern Menschen nicht gut mittheilen, was er
denkt, fühlt und will. Er ist ein unglücklicher Mensch.
Mit dem Munde können wir Brod, Fleisch, Milch, Zlicker, Essig
und Salz erkennen und von einander unterscheiden, ohne daß wir diese
Dinge sehen oder riccheil. Wir können das, indem wir sie schmecken.
Das Schmecken geschieht mit der Zunge. Die Fähigkeit oder
das Vermögen, das; wir mit der Zunge schmecken können, heißt der
Sinn des Geschmacks oder kurz der Geschmack. Die Zmlge ist
nicht selbst der Geschmack — sie ist nur das Werkzeug des
Geschmackssinnes oder des Geschmacks. Das Fleisch, das Brod,
der Zucker, der Essig u. s. w. haben auch einen Geschmack; sie
schmecken gut oder süß oder sauer u. s. w. Das will aber nur sagen:
Sie sind so beschaffen, oder sie haben die Eigenschaft, daß wir
sie schmecken können. Wer kleine Verschiedenheiten dieser Eigenschaften
durch seinen Geschmack genau unterscheiden kann, der hat einen feinen
Geschmack, „eine feine Zunge"; wer daß aber nicht kann, der hat einen
stumpfen Geschmack.
Nennt Dinge, die einen silasen,— lauern,— bittern, — sahnigen,
— heissenden Geschmack haben I — Nun nennt Dinge, die wir nicht
schmecken können, die keinen Geschmack haben oder geschmacklos sindl
3. Die Ohren.
Die Ohrmuscheln, die Ohrläppchen, die Ohrlöcher.
Hören, etwas gern oder ungern hören, etwas vernehmen, rtwaö anhören
oder nicht anhören, jemanden anhören oder nicht anhören, etwas recht oder
genau hören, etwas schlecht oder ungenau hören, etwas verhören, je-
manden erhören, horchen, etwas erhorchen, jemanden behorchen, lauschen.
Das Hören, das Gehör, der Gehorsam, der Gehorsame,.der Ungehor-
sam, der Ungehorsame u. s. w.
Ich höre das Schlagen der Uhr. Du hörst den Gesang der Vögel gern.
Er (sie, es) hört das Schreien der Kinder ungern. Wir hören den Unter-
richt an. Ihr (die Unaufmerksamen) höret den Unterricht leider oft nicht
an, und darum lernet ihr so wenig. Sic (die Mitleidigen) hören einen
Unglücklichen gern an, wenn er ihnen seine Noth klagt. U. s. w.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
202
sie aber nirgends findet, weder bei der Pathin, noch auf dem Wege,
eilt sogleich Alles, was laufen kann, mit Schaufeln in den Wald, um
die Kinder zu suchen. Da sieht man denn das Nothzeichen der Kleinen,
das bekannte rothe Tuchlein, aus dem Schnee noch ein wenig hervor-
stehen, und die Leute denken gleich, daß die kleinen Mädchen selber
nicht weit davon sein können, und rufen und schreien. Die aber
drinnen in ihrer dunklen Kammer hören das Rufen und antworten
darauf, versuchen auch zugleich, sich mit den Händen heraus zu arbeiten.
Das wäre aber unmöglich gewesen, wenn nicht die Männer draußen,
welche die Stimme der Kinder gehört hatten, mit Schaufeln den großen
Schneehaufen, der um die Mädchen her lag, hinweg gearbeitet hätten;
denn der ganze Hohlweg war in der Nacht zugeschneit und zugeweht,
und es war nur gut, daß die kleinen Tannenbäumlein das schwere Dach
von Schnee so getragen hatten, sonst wären die armen Kinder erstickt.
19. Jakob und Anna.
Jakob und Anna waren einmal allein zu Hause. Da sagte
Jakob zu Anna: „Komm, wir wollen in dem Hause etwas Gutes
zu essen aufsuchen, und cs uns recht wohl schmecken lassen!"
Anna sprach: „Wenn du mich an einen Ort hinführen kannst,
wo es niemand sieht, so will ich es mitthun."
„Nun," sagte Jakob, „so komm mit in das Milchkämmerlein,
dort wollen wir eine Schüssel voll fetten Rahm verzehren."
Anna sprach: „Dort sieht cs der Nachbar, der auf der Gasse
Holz spaltet."
„So komm mit mir in die Küche," sagte Jakob; „in dem
Küchenkasten steht ein Topf mit Honig. In diesen wollen wir
unser Brod eintunken."
Anna sprach: „Dort kann die Nachbarin hereinsehen, die an
ihrem Fenster sitzt und spinnt."
„So wollen wir drunten im Keller Äpfel essen," sagte Jakob.
„Dort ist es stockfinster, dass uns gewiss niemand sieht."
Anna sprach: „0, mein lieber Jakobv Meinet du denn wirklich,
dass uns dort niemand sehe? Weisst du nichts von jenem Auge
dort oben, dass die Mauern durchdringt, und ins Dunkle sieht?" —
Jakob ’erschrak und sagte: „Du hast Recht, liebe Schwester!
Gott sicht uns auch da, wo uns kein Menschenauge
sehen kann. Wir wollen daher nirgend Böses thun."
20. Trauer und Freude des Schutzengels.
Thust du Gottes Willen, bist du sündenrein, so freuet sich
im Stillen dein Engelein.
Thust du aber Sünden, sind sie noch so klein, nur Schmerz
wird dann empfinden dein Engelein.
Fühlst du wahre Reue, wird dir Gott verzeih» und jubeln
dann aufs Neue dein Engelein.
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Extrahierte Personennamen: Anna Anna Jakob_zu_Anna Jakob Anna Jakob Jakob Jakob_’erschrak
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1. Der angehende Schüler.
Sonst war ich klein, jetzt bin ich groß,
Lern' lesen, rechnen, schreiben,
Sitz' nicht mehr auf der Mutter Schooß,
Ich mag zu Haus nicht bleiben.
Sobald zur Schul' das Glöcklein schlägt,
So greif ich nach dem Buche,
Der Griffel ist zurecht gelegt,
Daß ich nicht lange suche.
Und in der Schule merk' ich auf,
Damit ich alles lerne.
Drum hat mich auch, ich wette drauf,
Mein Lehrer schon recht gerne.
i'
2. Karl und Bertha.
Bertha: O, lieber Bruder, bleib', doch hier, ich schenk auch
meine Puppe Dir!
Karl: Die Glocke ruft schon, Schwesterlein, ich muß gleich in
der Schule sein.
Bertha: Ach, was willst Du in der Schule machen?
Karl: Da lern' ich lauter schöne Sachen und werd' ein gutes,
frommes Kind.
Bertha: Will mit Dir geh'n geschwind, geschwind.
3. Vom Bübleln, welches das Wasser fürchtet.
Das Vüblein fürchtet das Wasser sehr und hat ein schmutzig
Gesicht; das Bächlein sieht's und läuft ihm nach, das Vüblein
gefällt ihm nicht. Das Vüblein schreit und läuft davon, das Bäch-
lein hat's Leim Beine schon. Es zieht das Vüblein ganz hinein
und wäscht und fegt es sauber und rein.
4. Der Faule.
„Heute nach der Schule gehen, da so schönes Wetter ist? Nein!
Wozu denn immer lernen, was man später doch vergißt.
Doch die Zeit wird lang mir werden, und wie bring' ich sie
herum? Spitz! komm her! Dich will ich lehren. Hund, du List
doch viel zu dumm!
And're Hund' in deinem Alter können dienen, Schildwach'
stehn, können tanzen, apportiren, auf Befehl ins Wasser gehn.
Ja, du denkst, cs geht so weiter, wie du's sonst getrieben hast.
Nein, mein Spitz, jetzt heißt es lernen! Hier! Komm her! Und
aufgepaßt!
So — nun stell' dich in die Ecke — hoch! den Kopf zu mir ge-
richt't — Pfötchen geben! — So! — noch einmal! Sonst giebt's
Schläge! — Willst du nicht?
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TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Bertha Bertha Karl Karl Bertha Karl Karl Bertha