In Berlin erlie er am 21. November 1806 die Kontinental-sperre, wodurch er allen unterworfenen Lndern des Festlandes jeglicheu Handel und schriftlichen Verkehr mit England verbot, um dieses Land wenigstens wirtschaftlich zu Grunde zu richten.
4. Preuisch-Eylau und Friedland. Die Trmmer des preu-ischeu Heeres hatten sich zum Teil jeuseits der Oder gesammelt und mit den Russen vereinigt. Bei Preuisch-Eylau kam es am 7. u ii d 8. Februar 1807 zu einer furchtbar blutigen Schlacht, die uu-entschieden blieb; beide Teile rhmten sich des Sieges, nachdem der Kampf wegen Erschpfung abends spt abgebrochen war. Am 14. Juni warf sich Napoleon zwischen die Heere der Verbndeten und brachte den Russen bei Friedlaud eine entscheidende Niederlage bei.
5. Der Friede zu Tilsit. Da es Napoleon gelang, den russischen Kaiser fr sich zu gewinnen, mute Preußen in seiner vlligen Hilslosig-keit Frieden schlieen. Dieser kam am 9. Juli 1807 zu Tilsit zustande. Preußen verlor alle seine Besitzungen zwischen Rhein und Elbe uebst der Festung Magdeburg, serner einen groen Teil seiner polnischen Besitzungen nebst Danzig und Thorn. Von den polnischen Lndern behielt es nur Westpreuen, das Bistum Erm-land und einen schmalen Streifen des Netzedistriktes.
Bayreuth kam an Bayern, und kleinere Teile wurden Holland und Sachsen zugewiesen.
Preußen durfte nur 42 000 Mann Soldaten halten, mute 112 Mill. Mark Kriegs kosten zahlen und bis zur Abtragung einer bestimmten Summe ein franzsisches Heer von 150 000 Mann in seinen Festungen unterhalten. Seine Hfen mute es den Englndern verschlieen. So wurde der preuische Staat von 306000 qkm mit 9,7 Mill. Einwohnern auf 150000 qkm mit 4.6 Mill. Einwohnern zurckgefhrt.
Iv. Greuens Wiedergeburt.
1. Das Elend im Lande. Der Friede zu Tilsit bezeichnet den Standpunkt der tiefsten Erniedrigung fr Preußen. Der König besa das ihm verbliebene Gebiet nur dem Namen nach ; in Wirklichkeit waren die Franzosen die Herren des Landes und schalteten und walteten in der schrecklichsten Weise. Was Napoleon an Kunstwerken im Lande sand, das schickte er nach Paris.
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110
Friedrich der Zweite". Das preuische Volk nannte seinen König spter gewhnlich den alten Fritz", die Mit- und Nachwelt hat ihm den Ehrennamen der Groe" gegeben. Der ihm geistesverwandte König Friedrich Wilhelm Iv. lie seinem groen Ahnherrn von der Meisterhand Rauchs ein herrliches Denkmal errichten. Hoch zu Ro, umgeben von seinen Generalen und Staatsmnnern, erblickt man den König in der Strae unter den Linden, gerade dem Palais gegenber, das der mchtige Heldenkaiser Wilhelm I. so lange Jahre bewohnt hatte. ') Durch Friedrich den Groen ist Preußen zu.einer europischen Gromacht geworden. Statt 120 000 qkm mit 2% Mill. Einwohnern hinterlie er seinem Nachfolger ein Land von 200000 qkm mit 6 Mill. Einwohnern. Der Wohlstand des Landes hatte durch die Belebung aller seiner Krfte einen lebhaften Aufschwung genommen, und namentlich in den Stdten wohnte ein wohlhabender Brgerstand. Die Finanz- und Rechtspflege war gut geordnet, die Verwaltung eine zielbewute, wenn auch strenge. Mit Recht schlo Friedrich sein Testament mit den Worten: Mge Preußen in hchster Blte bis an das Ende der Zeiten fortdauern." Der erste Deutsche Kaiser konnte 100 Jahre nach dem Tode Friedrichs des Groen behaupten: Alles, was wir Groes und Gutes heute in unserem Lande bewundern, ist auf dem Fundamente aufgebaut, das er gelegt hat."
sterreich.
Maria Theresia. 17401780. 2)
Zu jenen edlen Herrschern und Herrscherinnen, die der aufgeklrten Absolntie zugetan und nach dem Vorbilde Friedrichs des Groen bestrebt waren, das Wohl ihrer Untertanen in geistiger und wirtschaftlicher Hinsicht zu heben, verdient an erster Stelle Maria Theresia, die Tochter Karls Vi., gezhlt zu werden.
I. Maria Theresia als Jungfrau und Gattin. Maria Theresia war von hehrer Gestalt, ebenso schn wie gtig und von fromm-glnbiger Gesinnung. Ihre ungewhnlichen geistigen Gaben hatten eine vorzgliche Ausbildung erhalten; gern beschftigte sie sich mit Geschichte und fremden Sprachen, von denen sie mehrere mit groer Sicherheit beherrschte. Sie liebte Musik und Tanz, und da sich bei ihr edle weibliche Tugenden mit mnnlicher Entschlossenheit vereinigten, so machte es ihr Freude, zuweilen sogar an dem Vergngen der Jagd teilzunehmen.
J) Erg. Nr. 23.
-) Wacker, Lesebuch Iii Nr. 193: Kaiserin Maria Theresia." Vergleiche Gleims Gedicht: An Maria Theresia".
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Rauchs Wilhelm_I. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Karls Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia" Maria
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In Paris herrschte whrenddessen die uerste Not. Die Bewohner litten den bittersten Hunger und verzehrten bereits ekelerregende Tiere. Bald hatten sie auch weder Holz noch Kohlen, das Leuchtgas fehlte, und abends und nachts herrschte in Paris die tiefste Dunkelheit. Um das Unglck zu vergrern, war eine ansteckende Krankheit, die Pocken, aus-gebrochen, der Tausende tglich zum Opfer fielen.
Dazu hatten die Deutschen seit dem 27. Dezember ein heftiges Geschtzfeuer auf die Pariser Forts erffnet, und da auch der letzte Ausfall am 19. Januar, der am Fort Mont Valerien vorbei mit 100 000 Mann ausgefhrt war, mit groen Verlusten zurckgeschlagen wurde, sah sich Paris am 28. Januar 1871 endlich zur bergabe gezwungen.
6. Friede. Zunchst wurde ein dreiwchiger Waffeustill-stand abgeschlossen. Von dem Wafsenstillstand war die Stadt Bel-sort und Burgund ausgenommen. Die Deutschen bezogen die Forts, die franzsischen Truppen muten die Waffen abliefern, blieben aber in der Stadt kriegsgefangen; Paris mute 160 Mill. Mark Kriegssteuer zahlen und durfte sich mit Lebensmitteln versehen. Am 1. Mrz hielten die siegreichen Deutschen ihren Einzug in Frankreichs stolze Hauptstadt.
Nachdem unterdessen von den Franzosen die Nationalver-sammlnng in Bordeaux einberufen war, hatten die Friedensunter-Handlungen am 1. Mrz zu einem vorlufigen Frieden gefhrt, dem dann der endgltige am 10. Mai zu Frankfurt a. M. folgte. Die Friedensbedingungen waren im wesentlichen folgende:
Elsa auer der Festung Belfort und Deutsch-Lothringen mit Metz und Dudenhofen fallen an Deutschland zurck^);
Frankreich zahlt binnen drei Jahren 4000 Mi Ii. Mark (4 Milliarden) Kriegskosten; bis zu deren Zahlung bleibt ein deutsches Besatzungsheer im stlichen Frankreich auf Kosten des Landes; die Kriegsgefangenen werden ausgeliefert.
So endete der Mesenkamps zwischen zwei mchtigen Vlkern unter Gottes Beistand zum Ruhme unseres deutschen Vaterlandes. In einem etwa siebenmonatigen Kriege hatten die Deutschen in 16 groen Schlachten und in 150 Gefechten glorreich gesiegt. 26 Festungen waren gewonnen und 383 000 Mann zu Gefangenen gemacht. 7400 Geschtze, der 600 000 Gewehre und 107 Adler und Fahnen fielen als Kriegsbeute in die Hnde der siegreichen Kmpfer und wanderten als ebensoviele Siegestrophen nach Deutschland.
i) Gre 14 500 qkm mit 1 580 000 Einwohnern, darunter 500 000 Franzosen.
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Extrahierte Personennamen: Elsa
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Burgund Paris Frankreichs Bordeaux Frankfurt_a._M. Deutschland Frankreich Frankreich Gottes Deutschland
— 142 —
von Italien ausgerufen, 1861. Er residierte anfangs in Turin, später in Florenz.
c) Außereuropäische Kriege. Frankreich war nach der Niederwerfung Österreichs unbestritten die erste Großmacht in Europa. Die Fürsten buhlten jetzt um die Gunst des mächtigen Franzosenkaisers. Aber auch die fremden Erdteile sollten den Ruhm der „großen Nation" verbreiten helfen. Im Verein mit England zwang Napoleon den Kaiser von China durch zwei siegreiche Kriege, sein Land dem europäischen Handel und den christlichen Glaubensboten zu öffnen; in Hinterindien eroberte er das Königreich Anani und Cochinchina; in Afrika erweiterte er das französische Algerien. Weniger glücklich verlief die französische Expedition nach Mejico. Dort hatte der Präsident Juarez die Herrschaft an sich gerissen, welcher die eingewanderten Europäer aufs grausamste bedrückte. Deshalb schickte Napoleon ein Heer über den Ozean und setzte, nachdem kaum die Hälfte des Landes erobert war, den Erzherzog Maximilian von Österreich zum Kaiser von Mejico ein. Als jedoch die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit Krieg drohten, zog Napoleon seine Truppe« zurück und überließ Maximilian seinem Schicksale. Der Kaiser von Österreich, selbst mit Preußen und Italien im Kriege, konnte seinem Bruder keine Hilfe bringen, und so fiel der edle Maximilian nach einer Niederlage durch Verrat in die Hände seines Todfeindes Juarez. welcher ihn zu Querstaro erschießen ließ (1867). Seine unglückliche Witwe, Charlotte von Belgien, verfiel einem unheilbaren Wahnsinn^^"
4. Sturz Napoleons Iii. infolge des Krieges mit Deutschland,
f. u. § 83.
Ii. Wiederherstellung der Einheit Deutschlands, 1866-1871
1. Jugendzeit. Prinz Wilhelm von Preußen, der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise, erblickte das Licht der Welt am 22. März 1797. Trotz seiner schwächlichen Gesundheit begann seine militärische Ausbildung schon mit fünf Jahren. Seinen Charakter bezeichnete schon die Mutter mit richtigem Urteile als „einfach, bieder und verständig".
Erst neun Jahre zählte Prinz Wilhelm, als mit der Schlacht bei Jena das Unglück über Preußen hereinbrach. Der tiefe Kummer seiner schwergeprüften Eltern, aber auch die Seelengröße der Königin, welche nie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verlor, hinterließen einen unauslöschlichen Eindruck in seinem empfänglichen Herzen. Während dieser Zeit der Erniedrigung, welche die königliche Familie in tiefer Zurückgezogenheit verlebte, wurde die wissenschaftliche und militärische Ausbildung des heranreifenden Knaben eifrig und erfolgreich gefördert.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Florenz Frankreich Europa England China Hinterindien Afrika Mejico Nordamerika Italien Napoleons Deutschland Deutschlands Jena
2- Umfang. Das neue Deutsche Reich deckt sich dem Umfange nach nicht ganz mit dem alten römischen Reiche deutscher Nation, wie es 1806 zu Grabe getragen war. Es ist verkleinert durch das Ausscheiden Luxemburgs. Liechtensteins und der deutschen Grönländer Österreichs, vergrößert dagegen durch Ost- und Westpreußen. Posen. Schlesien. Schleswig und Elsaß-Lothringen. Es zählt,--abges.ehni von Elsaß-Lothringen, welches als „Reichsland" unter der Verwalümg^es Kaisers steht,^ Staaten mit ¥f Millionen Einwohnern.
3. Verfassung.
a) Der Kaiser. Das neue Deutsche Reich hat vor dem früheren Deutschen Reiche einen großen Vorzug dadurch, daß es ein Erb reich ist. An der spitze steht als Deutscher Kaiser der jeweilige König von Preußen. Dieser hat das Reich nach außen zu vertreten, fht Namen desselben Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, sowie Bündnisse und Verträge mit fremden Staaten einzugehen. Er beruft, vertagt und schließt den Bundesrat und den Reichstag.
b) Der Bundesrat. Das Deutsche Reich ist ein Bundesstaats die Bundesregierungen sind im großen und ganzen selbständig,^^den jedoch einen Teil ihrer Rechte an den Kaiser abgetreten. Jhr^ ^'Vertreter bilden den Bundesrat, in welchem der vom Kaiser ernannte Reichskanzler, der oberste Beamte des Reiches, den Vorsitz führt. Der Kaiser bedarf der Zustimmung des Bundesrates bei der Kriegserklärung, bei der Auflösung des Reichstages und bei der Entscheidung von Streitigkeiten-zwischen einzelnen Bundesstaaten.
c) Der Reichstag. Das deutsche Volk wird durch den Reichstag vertreten, welcher aus 397 Abgeordneten besteht. Die Wahl der Reichstagsmitglieder geschieht durch direkte (unmittelbare) Abstimmung vermittelst Stimmzettel ans je 5 Jahre. Wahlberechtigt und wählbar ist jeder 25 jährige deutsche Bürger, sofern er unbescholten ist und keine Armenunterstützung. genießt. Der Reichskanzler schlägt die Gesetze vor, der Bundesrat berät, und der Reichstag beschließt über dieselben, beantragt auch neue Gesetze und prüft die Einnahmen und Ausgaben des Reiches.
4. Kriegswesen. Im ganzen Reiche gilt die allgemeine Wehrpflicht. Gegenwärtig beträgt die Friedensstärke des Reichsheeres 595000 Mann, die Kriegsstärke mit der Landwehr gegen 5 Millionen. , Die Kriegsflotte zählt über 200 Schiffe, die mit 32000 Marinesoldaten bemannt sind. Oberster Kriegsherr zu Wasser und zu Lande ist der Kaiser.
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— 132
el) Das vergrößerte Hannover wurde zum Königreiche erhoben.
e) Dänemark verlor Norwegen an Schweden, erhielt dagegen Lauenburg.
f) Holland und Belgien wurden zu dem Königreich der Bereinigten Niederlande verbunden.
Das alte Deutsche Reich entstand nicht wieder: an seine Stelle trat der Deutsche Bund. Dieser umfaßte die deutschen Besitzungen Österreichs und Preußens, 32 andere monarchische Staaten und die vier Freien Städte Frankfurt, Hamburg, Lübeck und Bremen. Der Bundestag nahm seinen Sitz zu Frankfurt. Der österreichische Gesandte führte den Vorsitz. Jeder Bundesstaat hatte wenigstens eine Stimme, die größeren bis zu vier Stimmen. Die Beschlüsse waren in wichtigen Angelegenheiten nur dann gültig, wenn Einstimmigkeit herrschte.
2. Die Herrschaft der hundert Tage.
a) Napoleons Rückkehr. Napoleon, welcher von der Uneinigkeit der in Wien versammelten Fürsten und der wachsenden Unzufriedenheit in Frankreich genau unterrichtet war, verließ mit etwa 1000 Getreuen Elba und landete am 1. März 1815 an der Südküste Frankreichs. Das Volk jubelte ihm zu, und selbst die gegen ihn gesandten Truppen unter dem Marschall Ney gingen zu ihm über. Am 30. März zog er in Paris ein; Ludwig Xviii. flüchtete nach Belgien.
b) Der letzte Kamps gegen Napoleon. Sofort erklärten die verbündeten Fürsten „den Feind und Störer der Ruhe der Welt" in die Acht und setzten fast eine Million Soldaten gegen ihn in Bewegung. Die Entscheidung erfolgte in Belgien. Hier stand ein englisch-deutsches Heer unter Wellington und ein preußisches unter Blücher, jedes ungefähr 100000 Mann stark. Napoleon warf sich zuerst auf die Preußen und besiegte sie bei Ligny (16. Juni). Rasch wandte er sich dann gegen Wellington; aber das rechtzeitige Eintreffen Blüchers verwandelte feinen fast schon errungenen Sieg in die Niederlage von Belle-Alliance oder Waterloo (j.8^ Juni). Das französische Heer wurde von der Übermacht fast vollständig 'vernichtet. Napoleon selbst wäre beinahe den Verfolgern in die Hände gefallen.
c) Napoleons Ende. Zum zweitenmal entsagte Napoleon der Krone. Nach einem mißlungenen Versuche, nach Amerika zu entkommen, vertraute er sich der Großmut der Engländer an. Diese brachten ihn nach einem gemeinsamen Beschlusse der verbündeten Fürsten als Kriegsgefangenen nach der einsamen Insel St. Helena. Dort lebte er, von den Engländern argwöhnisch und kleinlich überwacht, noch fünf Jahre, mit der Abfassung seiner „Denkwürdigkeiten" sich beschäftigend. Mit Starkmut ertrug er sein
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