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gerte. Plündernd und mordend ergoss er sich über die eroberte
Stadt und schonte Niemanden, der mit Waffen ihm begegnete. Das
Elend erreichte die höchste Stufe, als plötzlich nach Falkenberg’s An-
ordnung am alten Ring in einem Bause dicht neben der Apotheke,
wo eine grosse Menge Pulver aufbewahrt war, Feuer ausbrach, das,
durch zerstreutes Pulver genährt, rasch um sich griff. In derselben
Stunde brannte es an mehreren Orten.
Das klägliche Bild der durch Schwert und Feuer verwüsteten
Stadt vermochte der Sieger Tilly nicht zu ertragen. Er durchritt die
Stadt nach allen Richtungen und zwang die Soldaten durch Ver-
sprechungen und Drohungen, abzulassen vom Morden und die Flamme
zu löschen. Dem Pater Silvius, einem geachteten Kloslergeistlichen,
um den sich das Volk, weil durch das weisse Gewand leicht bemerk-
bar, Schutz suchend schaarte, rief er französisch zu: «Mein Vater,
rette, befreie, enlreisse, soviel du kannst, dem Verderben.» Und er
selbst stieg ab vom Pferde und hob einen Knaben auf, der an der
Brust der entseelten Mutter lag, sprechend: «Das sei meine Beute!»
Thränen benetzten des greisen Kriegers Angesicht. Allein alle seine Be-
mühungen, die Stadt zu retten, scheiterten an dern Wahnsinne der Mag-
deburger. Das verzehrende Feuer hatte bereits alle Schranken durch-
brochen und nicht mehr konnte man es bewältigen. Das Traurigste
dabei war, dass die Ruinen nicht blos Jene begruben, die aus Furcht
vor dem Feinde ihre Wohnungen zu verlassen sich nicht getrauten,
sondern auch Jene, die in den Kellern und tiefsten Verstecken der
Häuser sich geflüchtet hatten; und wohin das Feuer nicht dringen
konnte, dorthin fand der Qualm Zutritt und die fürchterliche Hitze,
die selbst die Geschütze schmolz. In wenig Stunden fanden beinahe
25,000 Menschen ihren Tod, und die übrig gebliebenen 5000 suchten
des Siegers Schutz, der ihnen auch gewährt wurde.
Dass von den rohen und erbitterten Soldaten viele Gräuel in der re-
bellischen Stadt begangen worden sind, bleibt wahr. Unwahr und eine
Erfindung späterer Zeit aber ist es, dass Tilly das Morden und Brennen
gebilligt oder gar befohlen habe. Nach den hist, polit. Blättern.
26. Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683.
Die Türken, diese ehemals so mächtigen Feinde der Christen,
zogen im Jahre 1683 mit einer ungeheueren Heeresmacht durch Un-
garn und belagerten Wien. 200,000 Mann unter den Befehlen des
Großveziers Kara Mustapha umgaben in einem Umkreis von
sechs Stunden die Vormauer der Christenheit. Der Anzug dieser
Schaaren und die Einschließung der Stadt geschah mit solcher Eile,
daß der Kaiser Leopold I. nur mit Noth nach Linz ssüchten konnte.
Der tapfere Commandant zu Wien, Graf von Stahrem-
berg, vertheidigte die Stadt mit großem Heldenmuthe und wurde
von den Bürgern kräftig unterstützt. Alle Angriffe und Stürme der
Türken wurden zurückgeschlagen. Die Türken beschossen die Stadt
fürchterlich und sprengten einen Theil der Mauern durch Pulver-
minen. Dennoch kamen ste nicht in die Stadt, desto schrecklicher miß-
handelten sie das Land: 50,000 Kinder, 6000 Männer, 11,000
Weiber und 51,000 Jungfrauen schleppten sie aus Oesterreich als
Gefangene nach der Türket. Die Noth in der Stadt wurde immer
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gefangen und ermordet wurde, fand Alexander todt in seinem Blute.
Er ließ ihn feierlich begraben und strafte seinen Mörder. Auch
Indien betrat der große Eroberer, unterwarf einige Völker und
würde noch weiter vorgedrungen sein, wenn ihn-nicht das bedenkliche
Murren seiner Soldaten von weiteren Kriegszügen abgehalten hätte.
Zwölf Altäre wurden an der Gränze seines Siegeszuges errichtet.
Durch diese glänzenden Erfolge übermüthig geworden, überließ
sich Alexander in Babylon, seiner Residenz, asiatischer Schwelgerei
und oft grausamem Despotismus, wie er ihn an seinem Retter
Klitus verübte, den er bei einem öffentlichen Gastmahle ermordete.
Seine üppige Lebensart trug nicht wenig zu seinem frühen Tode
bei, der ihn im 32. Lebensjahre zu Babylon überraschte. — Sein
Tod war das Lärmzeichen eines langwierigen Krieges zwischen seinen
Feldherren, von welchen sich jeder für den würdigsten hielt, ihm
nachzufolgen. Keiner konnte sich aber zum alleinigen Herricher des
großen Reiches emporschwingen. So zerfiel Alexanders Reich in
mehrere Staaten, unter denen Aegypten, Syrien und Macedonien
die bedeutendsten wurden.
Die Römer.
Die Römer haben sich durch die allmälige Eroberung
der ganzen damals bekannten Welt einen unvergänglichen Namen
erworben. Ihre Sprache, die lateinische, ist die Sprache der Kirche
geworden und ihren Gesetzen gehorchen die Völker der späteren
Zeilen.
Nach Troja's Eroberung lande'en Trojaner in Mittelitalien
und stifteten das lateinische Reich oder Latium. Aus den Nachkom-
men der Herrscher von Latium stammten die Brüder Nomulus und
Rem u s, welche an den Ufern der Tiber eine kleine Stadt von Lehm
erbauten und dieselbe Nom nannten. Dieses geschah im Jahre 753
vor Christus. Nomulus war der erste Herricher oder König über
das kleine Gebiet. Bald mehrte sich die Zahl der Häuser und Ein-
wohner und glücklich geführte Kriege mit den benachbarten Volks-
stämmen vergrößerten das Gebiet des neuen Königreichs. Si den
Könige herrschten nach einander über Rom und legten den Grund
zu dem nachmaligen römischen Weltreiche.
Der siebente König wurde im Jahre 510 aus Rom ver-
trieben. An seine Stelle traten zwei Consuln, welche jährlich ge-
wählt wurden. Die Zeit des römischen Freistaats, nahe an
500 Jahre, war eine Reihe ruhmwürdiger Ereignisse und S ege
für die Römer. Diese glücklichen Erfolge verdankten sie ihren Tu
genden, ihrer edlen Einfachheit, ihrer Mäßigkeit, ihrem Gehorsain
gegen das Gesetz und ihrer Liebe zum Vaterlande. Im Frieden
bebauten die vornehmsten Männer ihre Felder, und es geschah nicht
selten, daß Staatsmänner und Feldherrn vom Pfluge zu ihren
hohen Würden gerufen wurden. Ihr Körper war abgehärtet und
ertrug mit Leichtigkeit alle Beschwerden des Krieges. Ihre Kleidung
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