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gerte. Plündernd und mordend ergoss er sich über die eroberte
Stadt und schonte Niemanden, der mit Waffen ihm begegnete. Das
Elend erreichte die höchste Stufe, als plötzlich nach Falkenberg’s An-
ordnung am alten Ring in einem Bause dicht neben der Apotheke,
wo eine grosse Menge Pulver aufbewahrt war, Feuer ausbrach, das,
durch zerstreutes Pulver genährt, rasch um sich griff. In derselben
Stunde brannte es an mehreren Orten.
Das klägliche Bild der durch Schwert und Feuer verwüsteten
Stadt vermochte der Sieger Tilly nicht zu ertragen. Er durchritt die
Stadt nach allen Richtungen und zwang die Soldaten durch Ver-
sprechungen und Drohungen, abzulassen vom Morden und die Flamme
zu löschen. Dem Pater Silvius, einem geachteten Kloslergeistlichen,
um den sich das Volk, weil durch das weisse Gewand leicht bemerk-
bar, Schutz suchend schaarte, rief er französisch zu: «Mein Vater,
rette, befreie, enlreisse, soviel du kannst, dem Verderben.» Und er
selbst stieg ab vom Pferde und hob einen Knaben auf, der an der
Brust der entseelten Mutter lag, sprechend: «Das sei meine Beute!»
Thränen benetzten des greisen Kriegers Angesicht. Allein alle seine Be-
mühungen, die Stadt zu retten, scheiterten an dern Wahnsinne der Mag-
deburger. Das verzehrende Feuer hatte bereits alle Schranken durch-
brochen und nicht mehr konnte man es bewältigen. Das Traurigste
dabei war, dass die Ruinen nicht blos Jene begruben, die aus Furcht
vor dem Feinde ihre Wohnungen zu verlassen sich nicht getrauten,
sondern auch Jene, die in den Kellern und tiefsten Verstecken der
Häuser sich geflüchtet hatten; und wohin das Feuer nicht dringen
konnte, dorthin fand der Qualm Zutritt und die fürchterliche Hitze,
die selbst die Geschütze schmolz. In wenig Stunden fanden beinahe
25,000 Menschen ihren Tod, und die übrig gebliebenen 5000 suchten
des Siegers Schutz, der ihnen auch gewährt wurde.
Dass von den rohen und erbitterten Soldaten viele Gräuel in der re-
bellischen Stadt begangen worden sind, bleibt wahr. Unwahr und eine
Erfindung späterer Zeit aber ist es, dass Tilly das Morden und Brennen
gebilligt oder gar befohlen habe. Nach den hist, polit. Blättern.
26. Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683.
Die Türken, diese ehemals so mächtigen Feinde der Christen,
zogen im Jahre 1683 mit einer ungeheueren Heeresmacht durch Un-
garn und belagerten Wien. 200,000 Mann unter den Befehlen des
Großveziers Kara Mustapha umgaben in einem Umkreis von
sechs Stunden die Vormauer der Christenheit. Der Anzug dieser
Schaaren und die Einschließung der Stadt geschah mit solcher Eile,
daß der Kaiser Leopold I. nur mit Noth nach Linz ssüchten konnte.
Der tapfere Commandant zu Wien, Graf von Stahrem-
berg, vertheidigte die Stadt mit großem Heldenmuthe und wurde
von den Bürgern kräftig unterstützt. Alle Angriffe und Stürme der
Türken wurden zurückgeschlagen. Die Türken beschossen die Stadt
fürchterlich und sprengten einen Theil der Mauern durch Pulver-
minen. Dennoch kamen ste nicht in die Stadt, desto schrecklicher miß-
handelten sie das Land: 50,000 Kinder, 6000 Männer, 11,000
Weiber und 51,000 Jungfrauen schleppten sie aus Oesterreich als
Gefangene nach der Türket. Die Noth in der Stadt wurde immer
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gefangen und ermordet wurde, fand Alexander todt in seinem Blute.
Er ließ ihn feierlich begraben und strafte seinen Mörder. Auch
Indien betrat der große Eroberer, unterwarf einige Völker und
würde noch weiter vorgedrungen sein, wenn ihn-nicht das bedenkliche
Murren seiner Soldaten von weiteren Kriegszügen abgehalten hätte.
Zwölf Altäre wurden an der Gränze seines Siegeszuges errichtet.
Durch diese glänzenden Erfolge übermüthig geworden, überließ
sich Alexander in Babylon, seiner Residenz, asiatischer Schwelgerei
und oft grausamem Despotismus, wie er ihn an seinem Retter
Klitus verübte, den er bei einem öffentlichen Gastmahle ermordete.
Seine üppige Lebensart trug nicht wenig zu seinem frühen Tode
bei, der ihn im 32. Lebensjahre zu Babylon überraschte. — Sein
Tod war das Lärmzeichen eines langwierigen Krieges zwischen seinen
Feldherren, von welchen sich jeder für den würdigsten hielt, ihm
nachzufolgen. Keiner konnte sich aber zum alleinigen Herricher des
großen Reiches emporschwingen. So zerfiel Alexanders Reich in
mehrere Staaten, unter denen Aegypten, Syrien und Macedonien
die bedeutendsten wurden.
Die Römer.
Die Römer haben sich durch die allmälige Eroberung
der ganzen damals bekannten Welt einen unvergänglichen Namen
erworben. Ihre Sprache, die lateinische, ist die Sprache der Kirche
geworden und ihren Gesetzen gehorchen die Völker der späteren
Zeilen.
Nach Troja's Eroberung lande'en Trojaner in Mittelitalien
und stifteten das lateinische Reich oder Latium. Aus den Nachkom-
men der Herrscher von Latium stammten die Brüder Nomulus und
Rem u s, welche an den Ufern der Tiber eine kleine Stadt von Lehm
erbauten und dieselbe Nom nannten. Dieses geschah im Jahre 753
vor Christus. Nomulus war der erste Herricher oder König über
das kleine Gebiet. Bald mehrte sich die Zahl der Häuser und Ein-
wohner und glücklich geführte Kriege mit den benachbarten Volks-
stämmen vergrößerten das Gebiet des neuen Königreichs. Si den
Könige herrschten nach einander über Rom und legten den Grund
zu dem nachmaligen römischen Weltreiche.
Der siebente König wurde im Jahre 510 aus Rom ver-
trieben. An seine Stelle traten zwei Consuln, welche jährlich ge-
wählt wurden. Die Zeit des römischen Freistaats, nahe an
500 Jahre, war eine Reihe ruhmwürdiger Ereignisse und S ege
für die Römer. Diese glücklichen Erfolge verdankten sie ihren Tu
genden, ihrer edlen Einfachheit, ihrer Mäßigkeit, ihrem Gehorsain
gegen das Gesetz und ihrer Liebe zum Vaterlande. Im Frieden
bebauten die vornehmsten Männer ihre Felder, und es geschah nicht
selten, daß Staatsmänner und Feldherrn vom Pfluge zu ihren
hohen Würden gerufen wurden. Ihr Körper war abgehärtet und
ertrug mit Leichtigkeit alle Beschwerden des Krieges. Ihre Kleidung
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Extrahierte Personennamen: Alexander_todt Alexander Alexander Alexander Alexanders Alexanders Christus Nomulus
Extrahierte Ortsnamen: Indien Syrien Macedonien Mittelitalien Latium Latium Rom Rom
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schen sanft. Da aber die Pflanzenkost auch ihre Nachtheile hat, be-
sonders Blähungen und Säure bereitet, so ist es wohl am zweckmäßig-
sten, wie dieses auch wirklich überall geschieht, unsere Mahlzeiten aus
dem Thier- und Pflanzenreich zugleich zu holen, jedoch in der Weise,
daß wir mehr Pflanzenkost als Fleischspeisen genießen. Milch, Butter,
Eier, Brod, Kartoffeln, Obst und Gemüse sind für Kinder und Er-
wachsene gesunde Nahrungsmittel. Frisches, warmes, teigartiges und
zähes Brod, fette Kuchen, seifichte, schlecht gekochte Kartoffeln sind
jedem Magen ungesund.
Unter den Getränken ist unstreitig das Wasser das natür-
lichste und gesündeste. Es verdünnt das Blut, stärkt und belebt
Nerven, Muskeln und Magen, reinigt und bewahrt vor Fäulniß und
Unverdaulichkeit. Alle übrigen Getränke sind dem Menschen über-
haupt unv dem Kinde insbesondere weniger zuträglich, oft sogar schäd-
lich. Branntwein ist ein wahres Gift. Er stumpft die Nerven
ab, macht den Menschen dumm und roh, verursacht Zittern der Glie-
der, Auszehrung, Wassersucht und meistens einen frühzeitigen Tod.
Die unglückliche Familie eines Branntweintrinkers ist sehr zu bekla-
gen. Armuth und häuslicher Unfriede ist meistens ihr trauriges Loos.
Merkwürdig sind die Worte eines Abgeordneten der Indianer an den
Präsidenten des nordamerikanischen Freistaates: „Wir bitten dich um
Pflüge und andere Werkzeuge und um einen Schmied, der sie aus-
bessern könne. Aber, Vater, Alles, was wir vornehmen, wird ohne
Nutzen sein, wenn du nicht verordnest, daß kein Mensch Branntwein
oder andere feurige Getränke dem Indianer reiche. Vater, der Ver-
kauf dieses Giftes ist in unseren Feldern verboten worden, aber nicht
in den Städten, wo manche unserer Jäger dafür nicht nur Pelzwerk,
sondern selbst ihre Schießgewehre und Kleider hingeben und nackt zu
ihren Familien zurückkehren. Es fehlt, Vater, deinen Kindern nicht
an Fleiß, allein vie Einfuhr dieses verderblichen Wassers macht, daß
sie arm sind. Wir haben auch nicht die Herrschaft über uns, die ihr
habt. Als unsere weißen Brüder zuerst in unser Land kamen, waren
unsere Vorfahren zahlreich und glücklich; allein seit dem Verkehr mit
dem weißen Volke und seit der Einfuhr jenes Giftes sind wir weniger
zahlreich und unglücklich geworden." Ueber das Branntweintrinken
und überhaupt über alles zu viel Trinken steht auf S. 45 ein sehr
ernstes und beherzigungswerthcs Wort.
M ä ß i g k e i t i m E sse n u n d T r i n ke n ist eine Hauptbedingung
der Gesundheit. Je mäßiger der Mensch, desto gesünder ist er, desto
älter wird er. — Ein König von Persien schickte dem Mahomed einen
gelehrten und erfahrenen Arzt, weil damals in Arabien ein geschickter
Arzt eine ungewöhnliche Erscheinung war. Als der Arzt sich etliche
Jahre da aufgehalten hatte, ging er eines Tages zu Mahomed, seinem
Herrn, und beschwerte sich, er sei noch zu keinem Kranken gerufen
worden, um Proben seiner Kunst abzulegen. Mahomed antwortete
ihm: „Die Leute in diesem Lande leben so, daß sie niemals essen, als
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Kreuztod zur Versöhnung der Welt mit Gott erduldet hatte. Jeder
Ort dieses Landes war dem Christen heilig. Darum war es schon
frühe, besonders seit Konstantin zur christlichen Religion sich be-
kannte, Sitte, nach Palästina zu wallfahrten, um an den heiligen
Orten zu beten oder seine Sünden zu beweinen. Diese Wallfahrten
dauerten auch unter der arabischen Herrschaft fort. So blieb es bis
in's elfte Jahrhundert, wo die seldschukischen Türken die Araber un-
terjochten und Herren der heiligen Stadt wurden. Nun begann eine
harte Zeit für die Christen des Morgenlandes und die Wallfahrten
nach dem heiligen Grabe wurden lebensgefährlich. Man mißhan-
delte, beraubte und erschlug die Pilger, gestattete ihnen nur unter
Bezahlung einer hohen Geldsumme den Zutritt zu den heiligen Or-
ten und entehrte dieselben auf alle Weise.
Die erste Nachricht von dem großen Gräuel, den die Türken
an den heiligen Orten verübten, und von den abscheulichen Miß-
handlungen der Christen brachte ein frommer Pilger, Peter von
Amiens, nach Europa. Mit einem Briefe des Patriarchen zu
Jerusalem versehen, kam er nach Nom zum Papst Urban Ii. und
erzählte ihm in ergreifenden Worten die große Noth der Christen
im heiligen Lande. Urban gebot ihm, überall umherzureisen und zu
erzählen, was er im heiligen Lande gesehen und gehört habe. So
durchzog Peter im Pilgergewande, auf einem Esel sitzend, ganz Ita-
lien und Frankreich und schilderte mit Begeisterung und unter vielen
Thränen die Leiden der Christen in Palästina und erregte dadurch
eine große Bewegung unter dem Volke. Nun kam Urban im Jahre
1095 nach Clermont in Frankreich, wo sich auf seinen Ruf eine
große Anzahl Geistlicher, Ritter und Volks gesammelt, um einen
Kreuzzug zu veranlassen. Nachdem Peter von Amiens vor der un-
absehbaren Menge unter freiem Himmel die Leiden der Christen ge-
schildert hatte und alles Volk laut weinte, da erhob sich Urban und
sprach zur Versammlung: „Ich will sie nicht trocknen die Thränen
der Wehmuth. Lasset uns weinen, meine Brüder! Aber wehe uns,
wenn wir nichts als diese Thränen hätten, wenn wir den Gedanken
ertragen könnten, das Erbe des Herrn noch länger in den Händen
der Ruchlosen zu lassen. Jenes Land, das wir mit Recht das hei-
lige nennen; jener Hügel, wo Christus für unsere Sünden blutete;
jenes Grab, aus welchem er als Sieger des Todes erstand; jener
Berg des Friedens, von dem er hinauf gen Himmel fuhr; jene hei-
ligen Mauern, welche die Versammlung der Apostel umschlossen
und wo das kostbare Blut der seligen Märtyrer vergossen wurde:
sollen wir als Feige und'verworfene sie noch länger in den räuberi-
schen Händen eines ruchlosen Volkes lassen? Von Zion ging das
Wort des Herrn aus. Auf denn, ihr Bäche, die ihr von daher
fließet, kehret zu euerer Quelle zurück! — Soll sich denn Gott an-
dere Krieger erwecken? — Nein, o nein, ihr werdet aus euerer
Trägheit erwachen! Waffnet euch also wider den Feind des chriftli-
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Neigung besiegen ist schwer, gesellet sich aber Gewohnheit
Wurzelnd allmählig dazu, unüberwindlich ist sie. Gokthb.
Arbeitsamkeit verriegelt die Thüre dem Laster, das dem
Müssiggang zur Seite schleicht, und hinter ihm das Unglück.
Wie der Schatten früh am Mor- Aberfreundschaftmitdenguten
gen, Wechselt, wie der Abendschat-
Ist die Freundschaft mit den ten,
Bösen. Bis des Lebens Sonne sinkt.
Stund’ aufstunde nimmt sie ab; Herder.
Es gibt eine Art, das Leben zu verlängern, die ganz
in unserer Macht steht: Frühaufstehen, zweckmässiger Ge-
brauch der Zeit, Wählnng der besten Mittel zum End-
zweck, und wenn sie gewählt sind, muntere Ausführung.
— Ein gutes Mittel, gesunden Menschenverstand zu er-
langen , ist ein beständiges Streben nach deutlichen Be-
griffen. — Man sollte sich nicht schlafen legen, ohne sagen
zu können, dass man an dem Tage etwas gelernt hätte.
— Unternimm nie etwas, wenn du nicht das Herz hast, dir
den Segen des Himmels zu erbitten! Lichtenberg.
Die Religion ist die goldene Rette, welche
den Erdball am Throne des Ewigen festhält. —
W er verräth, er bewahre ein Geheimniss, der
hat schon dessen Hälfte verrathen. — Wenn
man beim Stiche der Biene oder des Schicksals
nicht stille hält, so reisset der Stachel ab und
bleibet zurück. — Das Leben gleicht einem
Buche: Thoren durchblättern es flüchtig, der
W eise liest es mit Bedacht, weil er weiss, dass
er es nur einmal lesen kann. — Gefühle sind
Sterne, die blos bei heiterem Himmel leuchten;
aber die Vernunft ist ein Compass, der jeder-
zeit die wahre Richtung angibt. — Vorzüglich
handle! O in Thaten liegen mehr hohe Wahr-
heiten, als in Büchern! Thaten nähren den
ganzen Menschen von innen; Bücher und Mei-
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Unglück geschehen. In einem elenden Wagen fuhr man nun weiter
und überall, wo man vorüber kam, begehrte das Volk unter Thrä-
nen den Segen und küßte die Hände des heiligen Vaters, der genö-
thigt war, solche zum Wagen hinaus zu halten. Um ein Uhr Nachts
kam man auf der Carthause zu Florenz an. Kaum aber hatten sie
sich einige Stunden niedergelegt, so traf der Befehl ein, der Papst
solle augenblicklich weiter reisen und Pacca von ihm getrennt wer-
den. Der Cardinal, den man zuerst weckte und von diesem grau-
samen Befehl in Kenntniß setzte, trat tiefbetrübt in das Zimmer des
heiligen Vaters und fand ihn ganz erstaunlich ermattet. Sein An-
gesicht war wie von grüner Farbe überzogen, mit allen Anzeichen
eines Mannes, der in den tiefsten Schmerz versenkt war. Sobald
er Pacca erblickte, sagte er: „Wir bemerken, daß diese durch alle
diese Strapatzen uns zu tobten suchen; wir sehen voraus, daß wir
ein solches Leben nicht lange aushalten können." Tief betrübt
hörte er, daß Pacca, dieser Simon von Cprene, der ihm sein
Kreuz tragen half, von ihm getrennt werde. Pacca begleitete ihn
bis zu seinem Wagen und kehrte heftig bewegt, daß er die gehei-
ligte Person des Papstes in den Händen fremder Militärpersonen
lassen mußte, in sein Zimmer zurück. Auf der Reise durch Piemont
empfing der Papst überall die Zeichen der innigsten Verehrung und
Theilnahme. In einem Dorfe segnete er "die Einwohner, die auf
den Knieen lagen. Da bat er die Leute, man möge ihm ein wenig
frisches Wasser bringen. Die ganze Menge erhob sich auf einmal.
Man bot dem heiligen Vater Erfrischungen aller Art, und da er nicht
Alles annehmen konnte, was man ihm darbot, so mußte er es we-
nigstens berühren. „Ich, ich, heiligster Vater, auch ich!" riefen
die guten Leute. Mehrmals wollte man ihn aus den Händen der
Gensd'armen befreien, allein der heilige Vater bat flehentlich, man
möge keinen Widerstand leisten. Hepp.
30. Heldentage dev Tyrolev.
Als Oesterreich den neuen Kampf vom Jahre 1809 begann, er-
hoben sich die Tyroler aus angeerbter Anhänglichkeit gegen ihr Herr-
scherhaus und Haß gegen ihre neuen Herren, die Bayern, an deren
König, gemäß einer Bestimmung des Preßburger Friedens, Tyrol
gekommen war, in Masse, um ihr Land von den Fremdlingen zu
befreien. — Der bayerische General Kinkel wurde mit seinen
4000 Mann überfallen, eingeschlossen und gefangengenommen; ein
gleiches Loos erfuhr die Besatzung von Innsbruck; die geflüchtete
bayerische Reiterei konnte bei Wiltau ein Carrö der blos mit Heu-
gabeln bewaffneten Bauern nicht sprengen und mußte sich ergeben.
In kurzer Zeit war ganz Tyrol in der Gewalt der tapfern Land-
leute, die siegestrunken die Wiederherstellung der österreichischen Macht
verkündeten und an deren Spitze sich der gleich redliche, als muthige
Andreas Hofer, der Sandwirth zu Passeyer, gestellt hatte.
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Hund bin, den du neulich in seiner Ermattung sich packen hießest. Ich bitte
dich, thue das nicht wieder. Jetzt lebe wohl; ich habe dir gern gedient!"
Tief beschämt ging der Europäer in sein Haus.
72. Peter von Szapar.
Vor 200 Jahren waren die Türken ein furchtbares Volk. Sie
hatten Ungarn beinahe ganz erobert; ein türkischer Pascha komman-
dirte in Ofen, ein anderer in Raab, und kein Jahr verging, ohne
daß die Türken Raubzüge nach Deutschland und in die Gegenden Un-
garns unternahmen, welche ihnen noch nicht untergeben waren. Raub,
Mord und Brand waren die Begleiter der wilden Schaaren, und
wenn sie einen Christen mit Marter und Tod verschonten, so geschah
eö nur, um denselben in die Sklaverei fortzuschleppen. Oft wurden
sie aber auch blutig heimgeschickt; die deutschen Oesterreicher ver-
leideten den Türken nach und nach ihre Raubzüge, und kamen den Un-
garn zu Hilfe, die sich noch für ihr Vaterland und ihren Glauben
gegen die Türken wehrten.
Einer der heldenmüthigen Ungarn war Peter von Szapar,
ein Jüngling von 20 Jahren; aber in einem Gefecht siel er ver-
wundet vom Pferde und in die Gefangenschaft eines türkischen Heer-
führers, des wilden Hansa Bey. Dieser Unmensch ließ dem ge-
fangenen Szapar zur Strafe, daß er so manchen Türken niederge-
hauen hatte, 100 Peitschenhiebe auf die Fußsohlen geben, und seine
Wunden ließ er nur schlecht verbinden, damit er mehr Schmerzen
leiden sollte. Nachdem er ihn genug geschimpft und gequält hatte,
schickte er ihn an den Großwessier nach Ofen. Dieser ließ den Sza-
par in ein unterirdisches Gefängniß werfen; dort war verschimmeltes
Brod seine Nahrung und verfaultes Stroh sein Lager. Als er seinen
Leiden bald unterlegen wäre, ließ ihn der Türke in eine bessere
Wohnung bringen und seine Wunden pflegen. Das geschah aber
nur, damit er ihn zur Sklavenarbeit brauchen oder von den Freunden
des Szapar ein größeres Lösegeld erpressen könnte. Als er hergestellt
war, mußte er dem Koche des Wessiers als Küchensklave dienen, und
Holz, Wasser u. s. w. in die Küche tragen; dabei erlitt er von dem
Koche die härteste Behandlung, Beschimpfungen und Schläge, und
bekam nur wenige und schlechte Nahrung. Einmal wurde er mit an-
deren gefangenen Christen an einen Pflug gespannt, und als er sich
widersetzen wollte, mit 50 Hieben auf die Fußsohlen gezwungen.
Seine Freunde wollten ihn loskaufen, aber sie konnten die Summe von
30,000 Gulden, welche der Wessier verlangte, nicht aufbringen, und
Szapar mußte noch länger in der Gefangenschaft schmachten. Endlich
gelang es seinem Freunde, dem Grafen Bathyani, einen vornehmen
türkischen Aga gefangen zu nehmen. Diesen wechselte Bathyani gegen
den Szapar aus und befreite ihn aus der Gefangenschaft. Er sah
einer Leiche mehr ähnlich als einem Menschen; aber nach und nach
erholte er sich wieder und nahm an Kräften zu, dann zog er wiedep
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gegen die Türken und half sie in der Schlacht bei Wien den 12. Sep-
tember 1683 besiegen, wo ihrer viele tausend erschlagen und viele
tausend gefangen wurden. Die fliehenden Türken wurden nach Un-
garn verfolgt und der unbarmherzige Hansa Bey, Szapar's Peiniger,
fiel in die Hände der Christen und wurde dem Szapar übergeben,
damit er mit ihm anfange, was er für gut finde. Er begab sich mit
seinem Freunde Bathyani zu dem Gefangenen. Dieser erwartete
nichts anderes, als daß er unter den größten Martern werde sterben
müssen. Da kündigte ihm Szapar an, er könne ohne ein Lösegeld
zu den Seinigen zurückkehren. „Das ist nicht möglich," sagte er;
„kein Mensch ist eines solchen Edelmuthes fähig." Aber Szapar
sagte ihm, daß Christi Lehre befehle, dem Feinde zu verzeihen und
Böses mit Gutem zu vergelten. Da rief der Türke aus : „So betet
ihr wahrhaftig allein den wahren Gott an! Solche Lehren gibt Mu-
hamed nicht. Das habe ich nicht erwartet; ich glaubte, du würdest
mich quälen wollen, wie ich dir gethan habe, darum habe ich Gift ge-
nommen und kann nicht länger leben, aber ich sterbe in dem Glauben,
daß euere Religion die wahre ist."
Die beiden Freunde riefen Aerzte und Priester herbei, um dem
Feinde alle mögliche Hilfe am Leibe und an der Seele zu verschaffen.
Da aber das Gift den Körper schon zu sehr angegriffen hatte, konnten
die Aerzte nur so viel ausrichten, daß das Leben des Unglücklichen auf
einige Tage verlängert wurde. Er ließ sich noch in dem christlichen
Glauben unterrichten, empfing die heilige Taufe und starb mit dem
Bedauern, daß er seinem großmüthigen Freunde nicht vergelten konnte,
was dieser an ihm gethan hatte.
73. Die drei Freunde.
Traue keinem Freunde, worin du ihn nicht ge-
prüft hast; an der Tafel des Gastmahls gibt es
mehr derselben, als an der Thüre des Kerkers. —
Ein Mann hatte drei Freunde. Zwei derselben
liebte er sehr; der dritte war ihm gleichgültig, ob
dieser gleich es am redlichsten mit ihm meinte. Einst
ward er vor Gericht gefordert, wo er hart, aber un-
schuldig verklagt war. „Ffer unter euch,“ sprach
er, „will mit mir gehen und für mich zeugen ? denn
ich bin hart verklagt worden und der König zürnet.“
Der erste seiner Freunde entschuldigte sich sogleich,
dass er nicht mit ihm gehen könne wegen anderer
Geschäfte. Der zweite begleitete ihn bis zur Thüre
des Rathhauses ; da wandte er sich und ging zurück,
aus Furcht vor dem zornigen Richter. Der dritte.
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