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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 56

1881 - Danzig : Boenig
— 56 — Stück schwarzes Brot geben ließ. Er war unzufrieden, daß er seine Reise zufuß machen mußte und nichts Besseres bezahlen konnte. Kurz daraus kam ein schöner Wagen gerollt, in dem ein reicher Mann saß, der sich ein Stück kalten Braten und eine Flasche Wein geben ließ, das er in seinem Wagen verzehrte. Kunz sah ihm verdrießlich zu und dachte: Wer es doch auch so gut hätte! Der Reiche merkte es und sagte zu ihm: „Hättest du wohl Lust, mit mir zu tauschen?" „Das versteht sich." antwortete Kunz, ohne sich lange zu bedenken; „steige der Herr heraus und gebe mir alles, was er hat, ich will ihm auch alles geben, was ich habe." sogleich befahl der Reiche seinen Bedienten, daß sie ihn aus dem Wagen heben sollten. Gott, welcher Anblick! Seine Füße waren gelähmt; er konnte nicht stehen, sondern mußte sich von seinen Bedienten so lange halten lassen, bis die Krücken herbei- gebracht wurden, auf die er sich stützte. „He," fragte er, „hast du noch Lust, mit mir zu tauschen?" „Bei Gott nicht!" gab der erschrockene Kunz zur Antwort. „Meine Beine sind mir lieber als tausend Pferdefüße. Ich will lieber Schwarzbrot essen und mein eigner Herr sein, als Wein und Braten haben und mich wie ein kleines Kind von andern umherführen lassen. Gott behüte Sie!" Mit diesen Worten stand er auf und ging fort. „Hast recht!" rief ihm der Reiche nach. „Könntest du mir deine gesunden Schenkel geben, du solltest meinen Wagen, meine Rappen, mein Geld, kurz, alles dafür haben! Ein gesunder armer Mann ist glücklicher als ein reicher Krüppel!" Christian Gotthilf Satzmann. 119. Der Reichtum. Ein junger Hirt traf einst nach langen Jahren seinen Lehrer wieder, den er immer geliebt und geehrt hatte. Und er freute sich; doch sah er unmutig aus und klagte bald dem Lehrer, wie es ihm so übel ergehe; der und jener, der einst in der Schule neben ihm gesessen, sei jetzt reich an Geld und Gut, aber er selbst sei noch arm und dürftig in dem kleinen Hirtenchäuschen, das er von seinem Vater geerbt habe. Da sah ihn der alte Lehrer ernsthaft an vom Kopf bis zum Fuß und sprach: „Bist du denn wirklich so arm? Du stehst ja in voller Gesundheit vor mir! Siehe, deine rechte Hand so kräftig und geschickt zur Arbeit, — würdest du sie wohl um mehrere Tau- send Mark dir abnehmen lassen? Und deine Augen, die fo frisch in Gottes schöne Welt hineinschauen, um wie viel Geld würdest du

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 10

1881 - Danzig : Boenig
10 Wen ich liebe? fragst du mich. Kann ihn nicht sehen, doch ihn verstehen: Gott im Himmel liebe ich. Er liebet mich ja auch so sehr; drum lieb' ich ihn immer mehr und mehr. C«u Ensli». 25. Der alte Großvater und der Enkel. Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trübe geworden, die Ohren taub, und die Kniee zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe ans das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Munde. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen^in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tische und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitternden Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte aber nichts und seufzte nur. Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Pfennige, daraus mußte er nun essen. Wie sie da so sitzen, trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. „Was machst du da?" fragte der Vater. „Ich mache ein Tröglein," antwortete das Kind, „daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin." Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Groß- vater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete. Gebr. Gri,»,». 36. Der dankbare Sohn. Ein achtzehnjähriger Mensch, dessen Eltern arme Tagelöh- nerleute waren, diente bei einem Bauer. Eines Nachmittags saß er auf seinem Pfluge und ließ seine beiden Ochsen, die von der Arbeit müde geworden waren und sich niedergelegt hatten, ein wenig ausruhen. Da ging ein Bauer aus dem benachbarten Dorfe vorbei und sagte: „Weißt du es schon, daß deinen Eltern in der vergangenen Nacht die Kuh gefallen ist?" Der Knecht sprang erschrocken von seinem Pfluge auf, und seine Augen standen voll Wasser. Aber er wußte auch sogleich, was er thun wollte. Als er heimgekommen war und seinen Ochsen ihr Futter auf- gesteckt hatte, ging er zu seinem Herrn in die Stube und sagte: „Gebt mir eine von Euern Kühen. Geld habe ich nicht; aber ich will Euch ein ganzes Jahr dafür dienen." Der Bauer nahm den Vorschlag an, und der wackere Sohn führte noch in derselben

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 11

1881 - Danzig : Boenig
]] Nacht die Kuh in aller Stille in den Stall seiner Eltern, ohne ihnen etwas zu sagen. Aber seine Mutter, die am Morgen darauf in den Stall kam, erriet sogleich, wer die Kuh gebracht hatte, und trocknete mit der Schürze mehr als eine Freuden- thräne. Bocks Lesebuch. 27. Bruder und Schwester. Du liebes, gutes Schwesterlein, wir wollen immer recht artig sein; haben dann Vater und Mutter beide an den Kindern ihre Freude. Sieht's auch droben im Himmel fern Gott, der Vater, und hat es gern; spricht: So mag ich die Kinder sehen, denen soll nie ein Leid geschehen. Und alle die Englein um ihn her, die hören es auch und freuen sich sehr. Wiih. Hey. 28. Die Bauernmagd. Auf dem Hofe eines Müllers hatte sich des Nachts ein Hund von seiner Kette losgerissen. Von dem Lärm erwacht der Herr und ruft die Magd. Schnell springt diese aus dem Bette und eilt hinaus, um den Hund wieder an die Kette zu legen. An der Thür springt er ihr wütend entgegen und beißt sie in den Arm und in den Fuß. Der Müller eilt auf ihr Geschrei mit seinen Leuten herbei. „Zurück!" ruft sie, „der Hund ist toll. Ich bin nun schon gebissen. Darum laßt mich; ich will sehen, ob ich ihn wieder an die Kette bringe." Mit großer Mühe und unter vielen Bißwunden gelang ihr das endlich. Der Müller erschoß sofort den Hund. Die Magd aber ging still und ohne Klage in ihre Kammer. Alle Hülfe war vergeblich. Sie befahl sich Gott und erwartete in Ergebung ihr Ende. H. Caspan. 29. Wo Gott ist und was er thut. Aus dem Himmel ferne, wo die Engleb sind. schaut doch Gott so gerne her auf jedes Kind: höret seine Bitte treu bei Tag und Nacht, nimmt1 s bei jedem Schritte väterlich in acht. Giebt mit Vaterhänden ihm sein täglich Brot, hilft an allen Enden ihm aus Angst und Bot Sagfs den Kindern allen, dass ein Vater ist, dem sie Wohlgefallen, der sie nie vergisst. Wilhelm Hey. 80. Die Milch. Ein reicher Knabe aus der Stadt spazierte an einem Früh- lingstage auf einen benachbarten Bauernhof, ließ sich für sein Geld eine Schüssel Milch geben, setzte sich unter einem schattigen Baume in das Gras, brockte das Brot in die Milch und'aß nach Herzenslust.

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 18

1881 - Danzig : Boenig
18 Mädchen sagte ihm ein Gedicht her, worüber er sich sehr freute. „Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind!" sagte der hohe, freundliche Herr. „Nun will ich dir aber auch eine Frage vorlegen. Wohin gehört das?" fragte er und zeigte dem Kinde eine Apfelsine. „In das Pflanzenreich," erwiderte schüchtern das Mädchen. „Wohin nun das?" fragte der Herr weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Ins Mineralreich," war die Antwort. „Wohin gehöre ich denn, mein Kind?" war die dritte Frage. Freundlich blickte das Kind den König an und sagte: „Ins Himmelreich." — Da glänzte eine Thräne in dem Auge des Königs, und er hob das Mägdlein empor und küßte es. Rulemann Friedrich Eylert. 47. Das betende Kind. Eine arme Witwe sprach eines Morgens zu ihren fünf un- erzogenen Kindern: „Liebe Kinder, ich kann euch diesen Morgen nichts zu essen geben! Ich habe kein Brot, kein Mehl, kein ein- ziges Ei mehr im Hause. Bittet doch den lieben Gott, daß er uns helfe; denn er ist reich und mächtig und sagt ja selbst: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten. Der kleine Christian, der kaum sechs Jahre alt war, machte sich nüchtern und sehr betrübt auf den Weg in die Schule. Er kam an der offenen Kirchthür vorbei, ging hinein und kniete vor dem Altare nieder. Da er niemand in der Kirche sah, so betete er mit lauter Stimme: „Lieber Vater im Himmel, wir Kinder haben nichts mehr zu essen. Unsere Mutter hat kein Brot und kein Mehl mehr, nicht einmal ein Ei. Gieb uns doch was zu essen, damit wir samt unserer lieben Mutter nicht verhungern müssen. Ach ja, hilf uns! Du bist ja reich und mächtig; du kannst uns leicht helfen, und du hast es uns noch dazu versprochen!" So betete Christian in seiner kindlichen Einfalt und ging dann in die Schule. Als er nach Hause kam, erblickte er aus dem Tische ein großes Laib Brot, eine Schüssel voll Mehl und ein Körblein voll Eier. „Nun Gott sei Dank!" rief er freudig, „Gott hat mein Gebet erhört. Sag doch, liebe Mutter, hat ein Engelein dieses alles zum Fenster herein gebracht?" „Nein," sagte die Mutter, „aber Gott hat dein Gebet dennoch erhört. Als du am Altare betetest, kniete die Frau Amts- vorsteherin in ihrem vergitterten Kirchenstnhl. Du konntest sie nicht sehen; aber sie hat dich gesehen und dein Gebet gehört. Des- halb hat sie uns dies alles geschickt; sie war der Engel, durch den Gott uns geholfen hat. Kinder, so danket denn alle Gott, seid fröhlich — und vergeßt in eurem Leben nicht den schönen Spruch: Gott kann dich wunderbar erhalten, vertrau auf ihn und laß ihn walten." Chr. v. Schmid.

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 77

1881 - Danzig : Boenig
154. Der Edelknabe des Königs. Ein berühmter preußischer General war in seiner Jugend Edelknabe an dem Hofe Friedrichs des Großen. Er hatte keinen Vater mehr, und seine Mutter nährte sich in ihrem Witwen- stande kümmerlich. Als guter Sohn wünschte er, sie unterstützen zu können; aber von seinem Gehalte ließ sich nichts entbehren. Doch fand er endlich ein Mittel, etwas für sie zu erwerben. Jede Nacht mußte einer von den Edelknaben in dem Zimmer vor dem Schlafgemach des Königs wachen, um diesem aufzu- warten, wenn er etwas verlangte. Manchem war dies beschwer- lich, und sie übertrugen daher, wenn die Reihe sie traf, ihre Wachen gern an andere. Der arme Page fing an, diese Wachen für andere zu übernehmen; sie wurden ihm vergütet, und das Geld, welches er dafür erhielt, schickte er dann seiner Mutter. Einst konnte der König in der Nacht nicht schlafen und wollte sich etwas vorlesen lassen. Er klingelte, er rief; allein es kam niemand. Endlich stand er selbst auf und ging in das Nebenzimmer, um zu sehen, ob kein Page da wäre. Hier fand er den guten Jüngling, der die Wache übernommen hatte, am Tische sitzen. Vor ihm lag ein Brief an seine Mutter, den er zu schreiben angefangen; allein er war über denselben eingeschlafen. Der König schlich herbei und las den Anfang des Briefes, wel- cher so lautete: „Meine beste, geliebteste Mutter! Jetzt ist es nun schon die dritte Nacht, daß ich für Geld Wache habe. Bei- nahe kann ich es nicht mehr aushalten. Indes freue ich mich, daß ich nun wieder zehn Thaler für Dich verdient habe, welche ich Dir hiermit schicke." Gerührt über das gute Herz des Jünglings läßt der König ihn schlafen, geht in sein Zimmer, holt zwei Rollen mit Dukaten, steckt ihm in jede Tasche eine und legt sich wieder zu Bette. Als der Edelknabe erwachte und das Geld in seinen Taschen fand, konnte er wohl denken, woher es gekommen sei. Er freute sich zwar darüber, weil er nun seine Mutter noch besser unter- stützen konnte; doch beunruhigte es ihn zugleich, daß der König ihn schlafend gefunden hatte. Am Morgen, sobald er zum Könige kam, bat er demütig um Vergebung wegen seines Dienstfehlers und dankte ihm für das Geschenk. Der gute König lobte seine kindliche Liebe, ernannte ihn sogleich zum Offizier und schenkte ihm noch eine Summe Geldes, um sich alles anzuschaffen, was er zu seiner neuen Stelle brauchte. Der treffliche Sohn stieg hernach immer höher und diente den preußischen Königen als ein tapferer General bis in sein hohes Alter. Der den Eltern erzeigten Wohlthat wird nimmermehr ver- gesten werden. «Dir. 3, 16. Pustkuch«,i>Glanrow.

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 32

1881 - Danzig : Boenig
32 76. Das Thränenkrüglein. Es war einmal eine Mutter und ein Kind, und die Mutter hatte das Kind, ihr einziges, lieb von ganzem Herzen und konnte ohne das Kind nicht leben und nicht sein. Aber da sandte der Herr eine große Krankheit, die wütete unter den Kindern und erfaßte auch jenes Kind, daß es auf sein Lager sank und zu Tode erkrankte. Drei Tage und drei Nächte wachte, weinte und betete die Mutter bei ihrem geliebten Kinde, aber es starb. Da erfaßte die Mutter, die nun allein ^var auf der ganzen Gotteserde, ein gewaltiger und namenloser Schmerz, und ^ie aß nicht und trank nicht und weinte, weinte wieder drei Tage lang und drei Nächte lang ohne Aufhören und rief nach ihrem Kinde. Wie sie nun so voll tiefen Leides in der dritten Nacht an der Stelle saß, wo ihr Kind gestorben war, thränenmüde und schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Thür auf, und die Mutter schrak zusammen, denn vor ihr stand ihr gestorbenes Kind. Das war ein seliges Engelein geworden und lächelte süß wie die Unschuld und schön wie in Verklärung. Es trug aber in seinen Händchen ein Krüglein, das war schier übervoll. Und das Kind sprach: »O lieb Mütterlein, weine nicht mehr um mich! Siehe, in diesem Krüglein sind deine Thränen, die du um mich vergossen hast; der Engel der Trauer hat sie in dieses Gefäß gesammelt. Wenn du noch eine Thräne um mich weinest, so wird das Krüglein überfließen, und ich werde dann keine Ruhe haben im Grabe und keine Seligkeit im Himmel. Darum, o lieb Mütterlein, weine nicht mehr um dein Kind, denn dein Kind ist wohl aufgehoben, ist glücklich, und Engel sind seine Gespielen." Damit verschwand das tote Kind und die Mutter weinte hinfort keine Thräne mehr, um des Kindes Grabesruhe und Himmelsfrieden nicht zu stören. Ludwig Bechstein. 77. Das Samenkorn. Wer merkt's am Samenkorn so klein, daß drin ein Leben könnte sein? Kaum hab' ich's in das Land gesteckt, da ist auch seine Kraft erweckt; dringt es aus der Erde vor, da steigt es in die Luft empor, da treibt's und wächst und grünt und blüht; da lobt den Schöpfer, wer es sieht. H-y. 78. Der Haushahn. Zwei Räuber stiegen um Mitternacht auf einer Leiter zum Fenster einer Mühle hinein, um den reichen Müller zu berauben. Wie sie nun in dem dunkeln Hausgange leise auf den Zehen

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 34

1881 - Danzig : Boenig
34 sagen mußte, so sagte er aufs Geratewohl: „Auf dem linken Auge.* „Ihr habt es nicht getroffen," sagte der Bauer, „auf dem linken Auge ist das Tier nicht blind." .Ach," rief jetzt der Mann, „ich habe mich nur versprochen! Auf dem rechten Auge ist es blind." Nun deckle der Bauer die Augen des Pferdes wieder auf und rief: „Jetzt ist es klar, daß du ein Dieb und ein Lügner bist. Da seht alle her, der Gaul ist gar nicht blind. Ich fragte nur so, um den Diebstahl an den Tag zu bringen." Die Leute, die umherstanden, lachten, klatschten in die Hände und riefen: „Ertappt, ertappt!" Der Roßdieb mußte das Pferd wieder zurückgeben und wurde zur verdienten Strafe gezogen. ' Christoph v. Schmid. 80. Oer Knabe vor dem Apfelkorbe. Ein Knabe ging in ein Haus, um einen andern Knaben in die Schule abzuholen. In der Stube sah er keine Menschen, wohl aber bemerkte er am Fenster einen Korb voll Apfel stehen. „Das sind schöne Apfel,“ dachte er bei sich, ging näher hinzu und sah sie begierig an; ja er griff schon nach dem Korbe, um einen Apfel herauszunehmen. — „Aber nein,“ sagte er, „das ist nicht recht, ich darf dies nicht thun. Wenn mich auch schon hier niemand sieht, so sieht mich doch Gott, der ja alles weiss.“ Er liess Korb und Äpfel stehen und wollte gehen. „Halt, bleib!“ rief jemand ki der Stube. Wie da der Knabe erschrak! — und noch mehr, als ein alter Mann, der hinter dem Ofen gesessen hatte, auf ihn zuging. „Fürchte dich nicht,“ sagte der Alte zu dem Knaben, „du bist ein gutes Kind, weil du Gott vor Augen gehabt hast. Jetzt nimm Äpfel, so viel du willst und einstecken kannst. Merke dir fürs ganze Leben: Wo ich bin und was ich thu’, sieht mir Gott, mein Vater, zu.“ Weigeldt und Richter. 81. Sprichwörter. 1. Ehrlich wahrt am längsten. 2. Unrecht Gut gedeihet nicht. 3. Ehrliche Hand geht durch alle Land'. 4. Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. 5. Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch endlich an die Sonnen. 6. Bor fremdem Gut bewahr' die Hände, sonst nimmt's einmal ein schlimmes Ende. 7. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 41

1881 - Danzig : Boenig
41 stille nur, dass sie niemand weckt. Übers Jahr mit dem Sonnenschein tritt der liebe Gott herein, nimmt die Decke hinweg ganz sacht', ruft: Ihr Kinder, nun all' erwacht! Da kommen die Köpfchen schnell herauf da thun sie die hellen Äugen auf. Hey. 93. Lied turnt heiligen Niklas. Vater. Höret, ihr Kindlein, ich habe vernommen, daß Sankt Niklas werde kommen aus Moskau, wo er gehalten wert und als ein Heiliger wird verehrt. Er ist bereits schon aus der Fahrt, zu besuchen die Schuljugend zart, zu sehen, was die kleinen Mägdlein und Knaben in diesem Jahre gelernet haben im Beten, Schreiben, Singen und Lesen, auch ob sie sind hübsch fromm gewesen. Er hat auch in seinem Sack verschlossen gar schöne Sachen, geschnitzt und gegossen; den Kindern, welche hübsch fromm wären, will er solch schöne Sachen verehren. Kind. Ich bitte dich, Sankt Niklas, sehr, in meinem Hanse auch einkehr! Bring Bücher, Kleider und auch Schuh' und noch viel schöne Sachen dazu, so will ich lernen wohl und fromm sein, wie ich soll. Amen! Sankt Niklas. Gott grüß euch, liebe Kinderlein! Ihr sollt Vater und Mutter gehorsam sein, so soll euch was Schönes bescheret sein; wenn ihr aber dasselbe nicht thut, so bringe ich euch den Stecken und die Rut'! Amen! Aus ,Des Knaben Wunderhorn." 94. Das Christkind. ^Die Nacht vor dem heiligen Abend, da liegen die Kinder im Traum; sie träumen von schönen Sachen und von dem Weih- nachtsbaum. Und während sie schlafen und träumen, wird es am Himmel klar, und durch den Himmel stiegen drei Engel

9. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 100

1881 - Danzig : Boenig
100 lein die Nachbarn, welche ihm den Acker zeigten. — „Ja/' sagten diese, „man kann immer vor andern Arbeiten nicht dazu kommen." — Was that aber Meister Hämmerlein? — So oft er auf seinen Acker ging, las er von ferne schon Steine zusammen und schleppte deren oft beide Arme voll bis zu den Löchern. Die Bauern lachten, daß er, der selbst kein Gespann hielt, für andere den Weg besserte; aber ohne sich stören zu lassen, fuhr Meister Hämmerlein fort, jedesmal wenigstens ein paar Steine auf dem Hin- und Herweg in die Löcher zu werfen, und in etlichen Jahren waren sie ausgefüllt. — „Seht ihr's?" sagte er nun. „Hätte jeder von euch, der leer die Straße fuhr, auf dem Wege die Steine zu- sammengelesen, auf den Wagen geladen und in die Löcher geworfen, so wäre der Weg mit leichter Mühe in einem Vierteljährchen eben geworden. Johann Ferdinand Schlez. 181. Der Knabe und der Lieutenant. Als der König Friedrich Wilhelm Iii. einmal, in eine ein- fache Offiziersuniform gekleidet, mit einer seiner Töchter im Tiergarten spazieren geht, läuft ein armer Knabe neben dem von ihm nicht erkannten Könige her und bittet, ihm eine von den kleinen Börsen abzukaufen, die er in großer Anzahl in dem vorgehaltenen Körbchen trug. Der fremde Herr weist ihn zurück; das Kind hört aber nicht auf zu bitten: „Ach, Herr Lieutenant, kaufen Sie mir doch eine Börse ab, sie kostet nur sechs Groschen, und wenn Sie auch keine gebrauchen, dann schenken Sie der schönen Mamsell eine, die Sie am Arme haben." Noch einmal zurück- gewiesen, seufzt der Knabe aus tiefer Brust: „Ach, nun haben wir diesen Mittag nichts zu essen!" — Jetzt steht der König still und nimmt ans dem Körbchen sechs Börsen, dem Kinde einen doppelten Friedrichsd'or reichend. Wie der Knabe das Geld sieht, spricht er: „Ach, gnädiger Herr Lieutenant, geben Sie mir lieber Groschen, ich habe weiter kein Geld und kann darauf nicht herausgeben." Gerührt von der Ehrlichkeit des Kindes, das mit unschuldigem, offenem Ange- sicht ihn ansieht, erkundigt er sich nach seinen Familienverhält- nissen und erfährt, daß seine Mutter, die Witwe eines gewesenen Feldwebels, mit sechs noch unmündigen Kindern in einem Dach- stübchen wohne und sich kümmerlich vom Verfertigen kleiner Geldbörsen ernähre. „Nun," sagte der vermeinte Lieutenant, dann geh nachhause und bringe deiner Mutter das Geld; ich will's ihr schenken." Beglückt über die reiche Gabe saß eben die arme Familie bei ihrem einfachen, heute besseren Mittagsbrote, als zu ihrem Erstaunen ein königlicher Adjutant in das kleine, aber reinlich gehaltene Zimmer trat, den Zusammenhang erzählte und sich er-

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 213

1881 - Danzig : Boenig
213 Herrschaft abzuwerfen. Vornehmlich in dem von Napoleon aufs härteste bedrückten Preußenvolke durchglühte das Verlangen nach Befreiung des Vaterlandes alle Herzen. Der König Friedrich Wilhelm Iii. schloß mit dem Kaiser Alexander von Rußland einen Bund und erließ von Breslau aus einen Aufruf an sein Volk, die Waffen gegen Napoleon zu ergreifen. Und begeistert erhob sich das Volk „mit Gott für König und Vaterland." Da war unter den Preußen nur ein Gedanke: das Vaterland zu retten, Deutschland von seinem Bedrücker zu befreien. Krieg! Krieg! erschallte es allerorten; Krieg! rief der Edelmann und Landbesitzer, der verarmt war: Krieg! der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspann und Fuhren tot trieb; Krieg! der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpften; Krieg! die Witwe, die ihren einzigen Sohn ins Feld schickte. Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien wollten nicht zurückbleiben, ja sogar Jungfrauen unter mancherlei Ver- kleidungen drängten sich zu den Waffen: alle wollten sich rüsten und für das Vaterland streiten und sterben. Und was die Männer im Waffendienste thaten, das that das schwächere Geschlecht der Frauen durch stille Gebete, inbrünstige Ermahnungen, fromme Arbeiten, menschliche Sorgen und Mühen für die Ausziehenden, Kranken und Verwundeten. Die Menge derer aber, welche Geld- summen, Ringe und goldene Ketten, Kleidungsstücke und Mittel zur Pflege der Verwundeten spendeten oder auf ihre Kosten Frei- willige ausrüsteten, ist unzählbar. Kinder und Gesinde leerten ihre Sparbüchsen; eine schlesische Jungfrau schnitt sich, weil sie nichts Anderes zu geben hatte, ihr schönes Haar ab und brachte den Erlös dem Vaterlande dar. So einmütigen Sinnes, so opferfreudig ging das preußische Volk im Frühlinge des denk- würdigen Jahres 1813 in den heiligen Krieg, voll froher Zu- versicht zu dem Gotte der Heerscharen, daß er seine Waffen segnen werde. 2(nl)vii 266. Mit Gvtt für König und Vaterland. Der König rief, und alle, alle kamen, die Waffen mutig in der Hand, und jeder Preuße stritt in Gottes Namen für das geliebte Vaterland. Und jeder gab, was er nur konnte geben: Kind, Hab und Gut, Gesundheit, Blut und Leben, mit Gott für König und für Vaterland! £eim 267. Der Befreiungskampf. Napoleon hatte nach seiner Rückkehr aus Rußland rasch ein neues, zahlreiches Heer geschaffen und den verbündeten Preußen
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