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Lcken in seinem Heere ausfllen; dazu waren seine Geldmittel erschpft.') Seine Feinde machteil von allen Seiten her gewaltige Anstrengungen. Von Westen drangen die Franzosen bor utib zogen dann verheerend durch die westflischen Landesteile. An der Weser stellte sich ihnen der Herzog Ferdinand von Brauuschweig entgegen und schlug sie in der ruhmvollen Schlacht bei Minden.
Von Osten waren die Russen im Anzge. Sie drngten die Preußen der die Oder zurck und vereinigten sich mit den sterreichern. Friedrich brach gegen die vereinigten Feinde aus und traf bei Kunersdorf (bei Frankfurt ct. d. O). mit ihnen zusammen. Die Preußen kmpften mit der grten Tapferkeit, wurden aber von der bermacht zurckgedrngt und iu die Flucht geschlagen.
Friedrich griff in der Schlacht zuerst die Russen an. trieb sie aus ihren Verschanzungen und warf sie in die Flucht. Mau riet dem Könige, die Schlacht abzubrechen; Friedrich wollte jedoch den Feldzug an diesem Tage zur Ent-scheidung bringen. Als die ermdeten und geschwchten Truppen bou neuem zum Sturm bergehen muten, geriet das Heer in Unordnung. Selbst ein todeskhner Augriff des Generals Seydlitz konnte die Schlacht nicht retten. Seydlitz wurde verwundet, und der Major Ewald von Kleist, der Snger des Frhlings", zhlte zu den Toten. Sogar der'knig kam hart ins Gedrnge; zwei Pferde brachen unter ihm zusammen, und ein drittes wurde verwundet. Friedrich wurde von einer Kugel getroffen; doch eine goldene Dose in seiner Brusttasche rettete ihm das Leben. Fast mit Gewalt mute man ihn vom Schlachtfelde entfernen. Alles ist verloren," schrieb er an den Minister von Finkenstein in Berlin, retten sie die knigliche Familie. Adieu fr immer."
In der Tat war Friedrichs Lage eine hchst unglckliche. Doch auch die Verbndeten hatten den Sieg teuer erkauft. Der russische General schrieb an seine Kaiserin: Der König von Preußen pflegt Niederlagen teuer zu erkaufen. Noch ein solcher Sieg, und ich werde mit dem Stab in der Hand die Nachricht nach Petersburg berbringen mssen." Un-berechenbare ble Folgen fr Preußen htte der Tag von Kunersdorf nach sich ziehen knnen, wenn sich Friedrichs. Feinde nicht entzweit htten.
Der Feldzug von 1 760. (Liegnitz und Torgau.) Auch dieses Jahr fing fr den König unglcklich an, endete aber um fo glnz-voller fr den groen Feldherrn. Bei Liegnitz berraschte er durch einen pltzlichen Angriff die sterreicher und schlug sie mit groen Verlusten in die Flucht.
') Es mute minderwertiges Geld hergestellt werden; aus 4 Mill. wurden 11 Mill. Taler geprgt. Die Beamten erhielten ihr Gehalt in Papiergeld ausgezahlt.
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Extrahierte Ortsnamen: Minden Frankfurt Berlin Friedrichs Petersburg Liegnitz Torgau Liegnitz
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Der Aufenthalt in Holland, das sich zur ersten Seemacht der Welt emporgeschwungen hatte, und aus dessen Kolonien dem Lande groer Reichtum zuflo, ist fr Friedrich Wilhelm, wenn er auch die Hoffnung, auf der Universitt zu Lehden seine Kenntnisse zu vervollstndigen, vereitelt sah, dennoch von groer Wichtigkeit gewesen. Whrend in seiner Heimat fast alles verwstet war, blhten dort Ackerbau, Handel und Gewerbe. Viele Kanle durchschnitten das Land, und in seinen Stdten wohnten geschickte Hand-werker und geschftige und kunstliebende Kaufleute, von denen mancher reicher war, als in Deutschland Grafen und Fürsten. Auch in Holland hatte der Kriegslrm getobt, aber das Land war -nicht in eine Wste verwandelt worden; denn nicht fremde, zgellose Sldnerscharen, sondern die eigenen Brger hatten hier Gut und Blut fr Freiheit und Unabhngig-feit eingesetzt. >Der Prinz sah, da durch Flei und Ausdauer der Bewohner und durch die gute Regierung vortrefflicher Fürsten auch ein kleines Land zu hoher Blte gelangen knne. Der Aufenthalt in Holland war fr den Kurfrsten eine treffliche Vorschule fr seinen knftigen Beruf. Die Erfahrungen, die er dort gesammelt, bildeten während seiner Regierung vielfach die Nicht-schnr seines Handelns.
Ii. Friedrich Wilhelm als Kurfürst.
Die ersten Regierungsjahre.
1. Die Thronbesteigung. Im Alter von 20 Jahren folgte Friedrich Wilhelm seinem Vater in der Regierung. Gar traurig sah es im Lande aus. Das wirtschaftliche Leben, die Staatseinknfte, das Heer-Wesen, alles lag danieder. In Kleve standen hollndische, in der Ucker-mark schwedische Kriegsvlker. Dem Alter nach noch ein Jngling, brachte der junge Knrsrst dennoch Kenntnisse und Fhigkeiten mit aus den Thron, die zu den schnsten Hoffnungen berechtigten. Vor allem zeichnete ihn ein festes Gottvertrauen aus, dazu ein hoher-Verstand, frh gereift durch innere Arbeit und den Ernst der Zeit. Nach seiner Rckkehr aus Holland konnte er zu Berlin und Knigsberg die traurige Lage des Landes und die unhaltbaren Zustnde am Hose kennen lernen. Die Ratsversammlungen besuchte er fleiig, und schon damals reifte in ihm der Entschlu, im Gegensatz zu seinem Vater eine durchaus selbstndige (absolute) Regierung zu führen.
2 Einigung des Landes. Die Gebietsteile des brandenburgischen Staates, die nur durch Personalunion miteinander verbunden waren, lagen weit voneinander entfernt, und ihre Bewohner standen sich einander sremd und kalt gegenber. Die Preußen sahen in Friedrich Wilhelm nur ihren Herzog, die Bewohner der Mark nur ihren Kurfrsten. und von Liebe und Anhnglichkeit an ihren Landesfrsten war bei den
Brockmann. Lehrbuch der Geschichte Iii. 4
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Deutschland Holland Holland Kleve Holland Berlin
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Wege zu rumen. Um den Sohn zu retten, zog die Mutter mit dem Knaben nach einem Dorfe in der Nhe Moskaus, wo er zu einem krftigen, hochstrebenden Jngling heranwuchs. Durch den Umgang mit wohlgebildeten Auslndern wurde seine Lern- und Wibegierde befriedigt und der junge Zar im stillen Tr seine sptere hohe Stellung vorbereitet. Er lernte die deutsche und holln-dische Sprache kennen, hrte von den Sitten und Einrichtungen der gebildeten Völker des westlichen Europas, und es erwachte in dem jungen Herrscher der lebhafte Wunsch, auch seine Untertanen dereinst auf eine gleiche Stufe der Gesittung und Bildung zu erheben. Unter Leitung des Schweizers Lefort, der bedeutende militrische Kenntnisse besa, bildete er sich eine Leibgarde' Poieschni, d. i. Kameraden, die ganz nach europischer Weise ein-gerichtet und eingebt wurde. Lefort war der Hauptmann dieser Truppe, Peter selber trat als Gemeiner ein und brachte es bis zum Range eines Leutnants! Diese anfangs kleine Schar, die nach und nach zwei Regimenter ausmachte, wurde die Pflanzschule der russischen Garde, die die Macht der Strelitzen brechen' die herrschschtige Sophia strzen und den Grund zu Rulands Kriegsruhm legen sollte.
Als Sophia durch die Strelitzen einen neuen Angriff ans das Leben des jungen Zaren machen lie, schlug er den Angriff mit Hilfe seiner Kameraden" und Freunde nieder, sperrte seine Schwester in ein Kloster und bernahm als siebzehnjhriger Jngling die Alleinherrschaft.
2. seine Regierung. Das Hauptstreben Peters war daraus gerichtet, Rußland zu einer europischen Gromacht zu erheben. Zu diesem Zwecke wollte er sein Land, das sich noch im Zustande asiatischer Barbarei befand, nach dem Muster eines Kultur st aates umgestalten und ihm durch die Gewinnung des Schwarzen und Baltischen Meeres eine ein-Jiitr-eiche Stellung im Rate der Völker Europas verschaffen. Zur Erreichung dieses Zieles verbesserte er das Heer, schuf eine Flotte, entri den Trken die Stadt Asow an der Mndung des Don und erhielt so den Schlssel zum Schwarzen Meere. Er schickte junge Russen zu ihrer Aus-bildung nach Deutschland, Holland und Italien, zog europische Offiziere, Gelehrte, Knstler und Handwerker ins Land, fhrte europische Kleidung und Sitten ein und errichtete hhere und niedere Lehranstalten. Weil ihm bei diesen Neurungen die Geistlichen hindernd in den Weg traten, machte er sich selber zum Oberhaupte der russisch-griechischen Kirche.
Um die abendlndischen Einrichtungen mit eigenen Augen zu sehen, unternahm Peter eine Reise durch Preußen, Hannover und Holland. Fr alles zeigte er ein lebhaftes Interesse, berall besuchte er die Werksttten und Zimmerpltze, und in Zaandani bei Amsterdam soll er als gewhnlicher Zimmermann unter dem Namen Peter Baas auf einer Schiffswerft gearbeitet haben. Amsterdam mit seinem lebhaften Handel, seinen Schiffen und Schleusen, seinen Soldaten und Maschinen war ihm eine ganz neue Welt. Von Amsterdam reiste er nach England, wo besonders das englische Seewesen seine Aufmerksamkeit und sein Staunen erregte. Tchtige Männer, besonders erfahrene Seeleute, nahm er in seinen Dienst und schickte sie nach Rußland. Dann ging die Reise der Dresden und Wien nach der Heimat zurck, wo auf Anstiften seiner Schwester ein neuer Aufstand ausgebrochen war. Die
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Extrahierte Personennamen: Peter Sophia Sophia Peters Peter Zimmermann Peter_Baas
Extrahierte Ortsnamen: Moskaus Europas Baltischen_Meeres Europas Deutschland Holland Italien Hannover Holland Amsterdam Amsterdam Amsterdam England Dresden Wien
81 ~
Gebiet, wo der berhmte Held mit kniglichen.ehren empfangen wurde. Er bewog die Trken zu einem Feldzuge gegen die Russen und schlo Peter der am Prnth eiu festes Lager bezogen halte, vollstndig ein. Dieser wre der-loren gewesen, wenn nicht seine Gemahlin Katharina durch Bestechung des Grovezlers freien Abzug erlangt htte.
Whrend Karl hierauf seine Zeit mig in der Trkei verbrachte, vervollstndigte Peter seine Eroberungen an der Ostsee, die Dnen nahmen Bremen und Verden fort, August Ii. kehrte auf den polnischen Thron zurck, und der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen besetzte Stettin. v
3. Karls Rckkehr nach Schweden und sein Tod. Vergebens ver-suchten die Trken, Karl Xii., der ihnen lngst unbequem geworden war, zur Nuckkehr zu bewegen; doch er blieb und suchte sich sogar mit Gewalt zu halten Als der Schwedenknig aber von den Fortschritten seiner Feinde, der traurigen Lage seines Landes und der Mistimmung seiner Untertanen gegen ihn hrte, kehrte er zurck. Wie im Fluge legte er den langen und beschwerlichen Weg vom sdlichen Rußland bis Stralsund zurck. Ter Ubermacht seiner Feinde war er nicht gewachsen; er mute wichtige Besitzungen abtreten, und als er sich fr den erlittenen Verlust entschdigen und den Dnen Norwegen entreien wollte, wurde er bei der Belagerung der Festung Friedrichshall in Norwegen von einer feindlichen Kugel getroffen.
4. Ter Friede. Trotz seiner groen persnlichen Tapferkeit und seiner bedeutenden militrischen Kenntnisse hat Karl Xii. durch seinen Eigensinn und seine geringe staatsmnnische Befhigung Schweden zu einer Macht zweite Ranges gemacht. Es verlor seine Besitzungen in Deutschland bis auf ein kleines Stck in Vorpommern; feine schnsten Gebiete an der Ostsee mute es an Rußland, das an Stelle Schwedens in die Reihe der europischen Gromchte eintrat-), abgeben.
Deutschland.
Kaiser Joseph. I. 1705 - 1711.
Joseph I. folgte seinem Vater, dem Kaiser Leopold I., im Jahre 1705 in der Regierung und herrschte bis zum Jahre 1711. An dem Spanischen Erbfolgekriege nahm er zu guusteu seines jngeren Bruders Karl teil, unterdrckte einen Aufstand in Bayern und erklrte die Kurfrsteu voi! Bayern und Clu in die Reichsacht. Da er ohne mnnliche Nachkommen starb, wurde sein Bruder Kart Kaiser und Erbe der sterreichischen Besitzungen.
Kaiser Kar! Vi. 17111740.
1. Seine Kriege, a) Seine Beteiligung am Spanischen Erbfolge kriege. Der unerwartete Tod Josephs 1. brachte Karl Vi.
') Vergleiche H. Linggs Gedicht: Karl der Zwlfte".
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Extrahierte Personennamen: Katharina Karl Karl Peter August Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I. Karls_Rckkehr Karls Karl_Xii Karl Karl_Xii Karl Joseph Leopold_I. Leopold_I. Karl Karl Karl_Vi Karl H._Linggs Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Prnth Ostsee Stettin Schweden Stralsund Norwegen Norwegen Schweden Deutschland Ostsee Schwedens Deutschland Bayern Josephs
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zagtheit ein. Der Glaube an die eigene Kraft war geschwunden, und der Widerstand in der Verteibignng des Vaterlandes wurde aufgegeben. Die meisten Festungen fielen ohne Schwertstreich in die Hnde der Sieger, so Ersnrt, Spandan, Stettin und Kstrin. Selbst das feste Magdeburg ergab sich schon am 8. November mit 24 000 Mann und 19 Generalen ohne Wiberstanb.
Nur wenige Festungen hielten eine lngere Belagerung aus, wie Breslau, Brieg und Neisse; anbere, wie Kolberg, Granbenz und Glatz verteidigten sich so tapfer, da sie berhaupt nicht in die Hnde der Feinde fielen.
Graudenz wurde von dem 72jhrigen General Courbire verteidigt. Alle Mittel, Drohungen und Schmeicheleien, wandte man an, um den treuen und tapferen Kommandanten zur bergabe zu bewegen. Als ihm die Fran-zosen mitteilten, es gbe keinen König von Preußen mehr, antwortete er stolz und entschieden: Nun, so bin ich König von Graudenz". Die Festung hielt sich, bis der Friede kam. Der dankbare König ernanute den tapferen General spter zum Feldmarschall und zum Gouverneur von Westpreuen.
Als die erste Bombe in die Festung Kolberg fiel, war der alte Komman-dant so erschreckt, da er zu seiner Umgebung sprach: Wenn das so weiter geht, werden wir doch noch zu Kreuze kriechen mssen." Das hrte Nettelbeck, der Fhrer der knigstreuen Brgerschaft. Emprt der solch eine Zaghaftigkeit, rief "er: Halt! Der erste, der von euch das Wort: zu Kreuze kriechen"", wieder ausspricht, stirbt von meiner Hand." Der Kommandant wollte Nettelbeck ergreifen und erschieen lassen, doch die drohende Haltung der Brger hielt ihn davon ab. Gneisenan wurde jetzt Kommandant, und unter seinem Oberbefehle hielt sich bei der heldenmtigen Verteidiguug der Brgerschaft mit ihrem Brgeradjutanten Nettelbeck die Festung bis zum Ausgang des Krieges, obgleich sie mehr einem Trmmerhaufen als einer Stadt glich.')
Ganz Norddeutschland stand der Willkr des franzsischen Macht-Habers offen. Schon am 27. Oktober hielt er seinen Einzug in Berlin und nahm seine Wohnung im alten Knigsschlosse, nachdem die knigliche Familie in grter Eile nach Knigsberg entflohen war. In Berlin verga Napoleon nicht, eine Menge von Merkwrdigkeiten und Kunftgegenftnden nach Paris senden zu lassen, so die Sieges-gttin von dem Brandenburger Tore, die eroberten Fahnen und alles, was in den Kassen und Zeughusern zu finden war.
!) Nettelbeck, Branntweinbrenner und Mitglied der Stadtvertretuug, zeichnete sich schon im Siebenjhrigen Kriege bei der Verteidigung seiner Vater-stadt aus. 1807 verhinderte er mit seinem Freunde die bergabe Kolbergs, veranlagte die Sendung Gneisenans und beteiligte sich als Held bei der Verteidigung der Stadt. Um den patriotischen Mann zu ehren, verlieh ihm der König die Admiralsuniform und bewilligte ihm eine Pension. Nettelbeck starb 1824 zu Kolberg.
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Weil Napoleon in den Polen die Hoffnung erweckt hatte, ihr Reich wiederherzustellen, ferner das Groherzogtum War-schau vergrerte und den mit dem russischen Herrscherhause ver-wandten Herzog von Oldenburg vertrieben hatte, Rußland dagegen die Kontinentalsperre, die den russischen Handel beeintrchtigte, nicht strenge durchfhrte und franzsische Produkte mit hohen Zllen belegte, kam es zwischen Napoleon und Alexander I. zum Bruch.
Frankreich traf umfasfende Rstungen; fast ganz Europa mute Truppen zu diesem gewagten Kriegszuge stellen. Preußen hatte sich mit 20 000 Mann zu beteiligen und freien Durchzug durch das Land zu gestatten, sterreich mute ein Hilfshxer Micken.
Mitten im Sommer, im Juli 1812, berschritt der Korse mit -600000 Mann die russische Grenze und rckte geradeswegs ans Mos-kau vor. Die Russen zogen sich zurck und verbrannten alle Vorrte an Lebensmitteln, die sie in der Eile nicht verbergen konnten. Bei Smolonsk kam es am 17. August zu einer Schlacht, die jedoch nichts entschied. Bei Borodino a. d. Moskwa erfocht Napoleon am 7. September einen blutigen Sieg. Nach neunstndigem schweren Ringen lagen 100 000 Menschen tot oder verwundet am Boden, und schon am 14. September hielt Napoleon seinen Einzug in die alte Hauptstadt Moskau.
Hier wollte er mit seinem mchtigen Heere den Winteransenthalt nehmen. Aber bereits in der folgenden Nacht brachen au verschiedenen Stellen der Stadt grliche Feuersbrnste ans; in wenigen Tagen war die groe, reiche Stadt von den Flammen vernichtet. der einen Mo-itnt blieb Napoleon in der eingescherten Stadt. Er hoffte mit Rußland Friedensunterhandlungen anknpfen zu knnen; doch auf Steins Rat wies der Zar die franzsischen Vorschlge ab. Die Franzosen muten den Rckzug antreten, verfolgt von den Scharen der wilden Kosaken. Ein frher, strenger Winter') trat ein, und von Eis und Schnee hatten die fliehenden Soldaten arg zu leiden. Ihre Kleider waren zerrissen; kein Stckchen Brot war zu finden, um den nagenden Hunger zu stillen. Viele Taufende erfroren oder verhungerten, Taufende wurden von dem Schwerte der Ruffen erschlagen oder saudeu ihren Tod in den Fluten
') Am 12. November fein! das Thermometer auf 19 Ii., am 8. Dezember aus 29 R.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Alexander_I. August Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Polen Oldenburg Frankreich Europa Mos-kau Moskau
Verbesserungen erfahren hat, ist die Vervielfltigung der Bilder eine rein mechanische geworden. Verbindet sich die Photographie mit der Lithographie, so spricht man von Photolito graphie? Die Helio- oder Photogravre, die auch Halbtne wiederzugeben vermag, ist das voll-kommenste photochemische Verfahren unter Benutzung einer polierten Kupserplatte.
e) Das Ku nsthandw erk. Mit dem Wiederansblhen der bildenden Knste kam auch fr das Kunst Handwerk ein neue Zeit frischen Schaffens und eifrigen Strebeus. Das Kunsthandwerk kehrte ebenfalls zu den Vorbildern frherer Zeiten zurck, suchte sie nachzuahmen
Am Krhting von Ludwig Richter.
und dnrch Anlehnung an die Schpfungen der alten Meister den Forde-rungen der Neuzeit gerecht zu werden. Die Handwerker schloffen sich liebcr wie frher zu Innungen zusammen, drangen auf eine tchtige Ausbildung ihrer Mitglieder, der Staat reichte ihnen bei ihren Bestrebungen hilfreich die Hand, und Fürsten wie Kaiser Friedrich Iii. und seine kunstverstndige Gemahlin suchteu das Kunsthandwerk zu frdern.
^ Der wachsende Reichtum in den oberen Gesellschaftsklassen und eine gewisse Wohlhabenheit in den einfachen brgerlichen Familien boten den Kunsthandwerkern die Mglichkeit, ihre Tchtigkeit zu zeigen. Tischler und Polsterer schmckten die Wohnungen mit stilgerechten Mbeln und geschmackvollen Tapeten; kunstvolle Malereien bedeckten Wnde und Decken, prchtige Teppiche den Fuboden, Lampen und Kronleuchter in den ver-
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Extrahierte Personennamen: Photolito Ludwig_Richter Ludwig Friedrich_Iii Friedrich
der Pavillon" eine echte Rokokoanlage. Satyrn, die sich schelmisch zu-blinzeln, schleppen sich halbtot an einer Last, die nicht vorhanden ist, der Riese Atlas wird fast erdrckt von der Weltkugel auf seinen Schultern. Die Kapitelle der sich aneinander drngenden Trger, die Gesimse und die gebrochenen Portal- und Fensterbgen sind berladen mit einer reichen Ornamentierung, Götter; Heroen und allegorische Dar-stellnngen der Herrschertngenden, Kreuzschwerter und Ordenssterne, Fll-hrner und Rankenwerk haben eine berreiche Verwendung gefunden.
I I ijmlmai im,
vi
Zeughaus (Auljmeshasse) in Wcrliil.
In Berlin stellte sich der groe Schlter, der Baumeister, Dekorateur und Bildhauer zugleich war. trotz der Anfeindung der Kunst-genossen den herrschenden Richtungen entgegen und hielt an den strengen klassischen Formen fest. Er erbaute das Zeughaus, die jetzige Ruhmes-halle, und fhrte den Schlobau, au dem sich bereits Barockmotive finden, zu Ende.
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2 Die Verwaltung des Staates. Zur besseren Verwaltung des Staates dehnte der König die Bestimmungen vom Jahre 1808 *)
ans die gauze Monarchie aus und teilte sein Land in acht Provinzen.j) Das Oberhaupt der Provinz wurde, wie frher bestimmt worden war, der Oberprsident, der die einzelnen Regierungen in ihrer Ttigkeit zu berwachen hatte. An die Spitze eines Regierungsbezirks wurde ein" Regierungsprsident gestellt. Fr die einzelnen Zweige der Ver-waltuug wurden bei den Regierungen mehrere Abteilungen eingerichtet,
eine fr die Kirchen- und Schulangelegenheiten, eine fr die inneren (Landespolizei-, Gemeinde- u. a.) Angelegenheiten, eine fr Forst- und Steueraugelegenheiten. Die Verwaltung des Kreises lag dem Land rate ob. - Die hheren Lehranstalten unterstanden dem Provinzial-Schulkollegium. Im Jahre 1817 bildete der König den Staats-rat. einen obersten Kronrat. der der Gesetzentwrfe sein Gutachten abgeben, aber keine Beschlsse fassen konnte; er setzte sich aus kniglichen Prinzen, Ministern nn^^Vertranensmnnern der Krone zusammen.
Um auch dem Volke eine grere Beteiligung an den ffentlichen Angelegenheiten zu gewhren, erhielt jede Provinz den Provinzial-landtag (1823), der zur Hlfte aus Standesherren3) und Abgeordneten der Ritterschaft und zur Hlfte aus Vertretern des Brger- und Bauern-standes bestehen sollte. Er hatte das Recht, der Gesetze, welche die a> Provinz angingen, sein Gutachten abzugeben. Auf diese Weise wurden die neu erworbenen Landesteile mit den alten organisch verbunden, und bei einer gut geregelten Verwaltung, bei der opferfreudigen Ttigkeit mancher ausgezeichneten Oberprsidenten (z. B. von Vincke in Westfalen, Auerswald in Ostpreuen, Schn in Westpreuen, Merkel in Schlesien) gewhnten sich die Bewohner der neuen Gebiete bald und leicht an die umgestalteten Verhltnisse.
3. Das Schulwesen. Im Jahre 1817 wurde das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten" errichtet und dessen Verwaltung dem tchtigen Minister von Alten st ein ber-tragen. Ganz besonders wurde das Volksschulwesen gehoben und zu diesem Zwecke die allgemeine Schulpflicht durchgefhrt,^) nach der
!) Siehe Seite 183.
2) Die neu hinzugekommenen Teile gehrten mehr als 100 verschiedenen Territorien an.
3) Standesherren wurden die Vertreter jener frstlichen und grflichen Familien genannt, die im Deutschen Reiche als reichsunmittelbar galten.
4) Siehe Seite 77 und 105.
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6. Landwirtschaft, Handel und Verkehr. Nachdem die Erb-Untertnigkeit aufgehoben war, begann sich die Landwirtschaft allmhlich zu heben. Bei dem jetzt freien Bauer zeigte sich eine groe Tatkraft und ein rhriger Unternehmungsgeist. Der Ackerbau und die Viehzucht wurden rationell (verstndig) betrieben; die Naturwissenschaft, besonders die Chemie, wu^rde^ fr die Lahwirtschaft verwertet, der Fruchtwechsel und die Drainage fanden ugang, der allgemeine Kartoffelbau und der Zuckerrbenbau brachten lohnenden Gewinn.
Handel und Verkehr hoben sich durch den von Preußen ge= schaffenen Preuisch-deutschen Zollverein ganz bedeutend. Jeder deutsche Staat bildete bisher ein eigenes Zollgebiet. Innerhalb des Bundesgebietes mute deshalb eine Ware so ost verzollt werden, als sie die Grenze eines Bundesstaates berschritt. Das erschwerte den Handel und verteuerte die Ware. Dazu kam noch, da viele englische Waren zollfrei ins Land kamen und den Markt berschwemmten. Zur Vereinfachung des Handels und zum Schutze der deutschen Industrie gegen-ber der englischen und sranzsifcheu grndete der König den Prenisch-deutschen Zollverein. Zwischen den zum Vereine gehrigen Staaten im Laufe der Jahre traten fast alle deutschen Lnder bei - herrschte von nun ab Zollsreiheit. Sollten auslndische Waren in einen dieser Staaten eingefhrt werden, so muten sie verzollt werden. Die Zlle (Finanzzlle) flssen in eine gemeinsame Kasse und wurden an die einzelnen Staaten im Verhltnisse ihrer Einwohner verteilt.
Gro waren die Vorteile, welche der Zollverein brachte. Ein besserer Absatz der deutschen Waren wurde erzielt, die Einnahmen der einzelnen Staaten mehrten sich, in Mnzen. Maen und Gewichten wurde eine grere bereinstimmung angebahnt, und was das Wichtigste war: die Deutschen lernten sich als ein Ganzes shlen; denn der Zollverein legte bereits den Grund zur spteren Einigung Deutschlands unter Preuens Fhrung. Preußen bernimmt jetzt die positive Politik Deutschlands, sterreich behlt nur die.sormelle Leitung;" so uerte sich damals ein sterreichischer Staats-
mann der den Zollverein.1) )
berall baute man neue Chausseen, das Po st wesen erhielt manche Verbesserungen, und die Dampskrast wurde in den Dienst von Handel und Verkehr gestellt. 1816 fuhr das erste Dampsschiss ans dem Rheine, 1885 wurde die erste deutsche Eisenbahn zwischen Frth und Nrnberg dem Betriebe bergeben, 1838 Berlin mit Potsdam durch eine Eisenbahn verbunden.
') Erg. Nr. 31.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Rheine Nrnberg Berlin Potsdam