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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 60

1897 - Stuttgart : Bonz
60 Gesundheitspflege. No. 35. am besten nur in kleinen Schlücken. In erhitztem Zustand lösche man den Durst lieber durch warme Getränke, schwachen Kasfee, Thee u. s. w. Die Speisen dür- fen ferner nicht zu stark gesalzen und gewürzt sein; auch vor dem Ge- brauch von zu viel scharfem Essig muß gewarnt werden. Viel Gewürz und Salz macht Durst und reizt zum Trinken, und vieles Trinken stört die Verdauung und führt zur Verwässerung des Blutes. Je reizloser und milder die Kost in gesunden und kranken Tagen ist, desto zuträglicher ist sie für die Gesundheit. Zum Essen, besonders zu den Hauptmahlzeiten, gönne man sich die gehörige Zeit und Ruhe; ein Essen in Hast und Eile kann dem Körper niemals gut bekommen. Schon vor dem Essen sollte eine Ruhepause ein- treten; erregt von der Berufsarbeit oder vom raschen Gehen sollte man sich nicht zur Mahlzeit niedersetzen. Auch Seeleuruhe ist während der Mahlzeit wünschenswert; denn die Gemütsstimmungen üben einen großen Einfluß auf die Verdauung ans. Das beste Essen „schlügt nicht an," wenn es im Unmut, Ver- druß und Arger eingenommen wird. Noch notwendiger aber ist die Ruhe nach dem Essen. Durch anstrengende Arbeit, sei sie körperlich oder geistig, oder durch rasches Gehen unmittelbar nach der Mahlzeit, wird die Verdauung gehemmt. Nach dem Essen beginnt nämlich die Arbeit für den Magen, und dazu braucht er Ruhe. Die Tiere geben uns in dieser Beziehung einen deutlichen Wink; sie legen sich. nachdem die Fütterung vorüber ist, in der Regel eine Zeit lang ruhig nieder. Für schwächliche und ältere Personen ist daher ein Mittagsschläfchen ganz gut. Eine zu enge, die Magengegeud drückende Kleidung, während und nach der Mahlzeit getragen, muß selbstverständlich einer guten Verdauung hinderlich sein. Das Abendessen nehme man nicht kurz vor Schlafengehen zu sich, sondern etwa zwei Stunden vorher. Um gut schlafen zu können, darf die Abendmahlzeit auch nicht zu reichlich sein; je stärker sie ist, desto länger warte mau mit dem Zubettgehen. Ein Hauptgebot der Gesuudheitspflege, das Gebot der Mäßigkeit, wird leider viel zu wenig befolgt und der Ausspruch des weisen Sokrates nicht genug beachtet: „Der Mensch lebt nicht, um zu essen, sondern er ißt, um zu leben." Es wird weit mehr gegessen als zur Erhaltung und Stärkung des Körpers nötig ist ; namentlich gilt dies von denjenigen, welche eine oft „sitzende" oder sonst ruhige Beschäftigung und Lebensweise haben. „Was dem Grob- schmied bekommt, kann den Schneider umbringen." Das Maß der Nahrung für den einzelnen Menschen muß sich nicht nur nach dem Alter und der Arbeit, sondern auch nach seiner Verdauungskraft richten; denn nicht was man ißt, sondern was man verdaut, ernährt den Körper. Der überfüllte Magen drückt auch auf seine Umgebung, zunächst auf Herz und Lungen, und verursacht hier gleichfalls mancherlei Beschwerden. Noch viel mehr als im Essen ist Mäßigkeit im Trinken geboten.

2. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 61

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 35. 36. Gesundheitspflege. 61 Gar viele ziehen sich durch übermäßigen Genuß geistiger Getränke die schwer- sten Krankheiten, ja selbst frühzeitigen Tod zu. Wie viel Gesundheit und auch wie viel Wohlstand geht im Vieltrinken unter! Ch. H. Käiberer. 36. Dom Atmen. ^yaft noch wichtiger als Essen und Trinken ist das Atmen. Ohne Nahrung kaun es der Mensch mehrere Tage aushalten, ohne Lust aber kaum fünf Minuten. Von der eingeatmeten Lust, die in der Hauptsache aus Stick- stoff und Sauerstoff besteht, geht in den Lungen zunächst der Sauerstoff in das hindnrchsließende Blut über, welches dadurch erfrischt und neu belebt wird; zugleich werden schädliche Stosse, die tödliche Kohlensäure und noch andere viel giftigere Stoffe, die sich im Körper gebildet haben, ausgeschieden und ausgeatmet, wodurch das Blut gereinigt wird. Beim Atmen ver- zehren wir also fortwährend den belebenden Sauerstoff und geben gesundheits- schädliche Stoffe von uns, was überdies auch noch durch die Hautans- düustung geschieht; wir verderben und verunreinigen somit ununterbrochen die Luft um uns her. Daher muß unsere Sorge stets daraus gerichtet sein, daß wir möglichst reine, sauerstoffreiche Luft zum Einatnien haben. Dazu ist vor allem nötig, daß wir soviel als möglich hinauskommen in die frische Luft, besonders in die freie, schöne Natur, wo die Luft am reinsten ist. Halten wir uns aber in unsern Wohnungen und andern geschlossenen Räumen auf, so muß die Luft darin mehr und mehr untauglich fürs Atmen werden. Es ist deshalb durchaus notwendig, daß wir für hinreichende Lust- erneuerung sorgen, indem wir durch Offnen von Thüren und Fenstern, womöglich von der freieren, sonnigen Seite aus, der schlechten Luft Abzug, der frischen Luft dagegen Zugang verschaffen. Je enger der Raum ist, der uns zum Aufenthalt dienen muß, desto notwendiger ist eine ausgiebige Lüftung. Unterlassen wir dies, so atmen wir immer die von uns selbst oder von andern schon einmal verbrauchte Luft ein, und wir vergiften uns somit gegenseitig. Aus den Wohnräumen entferne man auch alles, was durch üble Ausdünstung die Luft verunreinigt. Durch Räuchern wird die Luft im Zimmer nicht ver- bessert, wie man bisweilen meint, sondern nur der üble Geruch etwas ver- deckt. Auch im Winter müssen die Fenster geöffnet werden, und es ist ganz verkehrt, wenn man, um Brennmaterial zu ersparen, die gehörige Durchlüftung der Wohnung unterläßt; denn frische Luft ist leichter zu erwärmen als die eingeschlossene, von Ausdünstung erfüllte dumpfe Luft. Wir müssen ferner stets besorgt sein, daß wir möglichst staubfreie Luft einatmen; denn der Staub besteht aus den verschiedenartigsten, für die Lungen immerhin schädlichen Stoffen. Suchen wir daher überall, besonders aucp in den Schulzimmern, soviel als möglich den Staub zu verhüten, in-

3. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 62

1897 - Stuttgart : Bonz
62 Gesundheitspflege. No. 36. dem wir uns der größten Reinlichkeit befleißigen. Sehr zu mißbilligen ist es in dieser Beziehung, wenn die Damen in der Stadt, wo die Luft ohnehin schon staubig genug ist, mit ihren langen Kleidern auf den Straßen noch weiteren Staub aufwirbeln, den sie selbst und andere dann einatmen müssen. Reine, frische Lust brauchen wir aber in unserer Wohnung nicht bloß den Tag über, sondern noch viel mehr bei Nacht wahrend des Schlafes. Daher sollte man nur bei offenem Fenster schlafen, namentlich wenn mehrere Personen dieselbe Schlafstube benützen. Es genügt nicht, die Fenster blos morgens nach dem Aufstehen oder den Tag über offen zu halten. Die Nachtlust ist durchaus nicht schädlich, wie viele meinen, sie ist im Gegenteil reiner als die Tagesluft, besonders in größeren Städten. Man entschuldige sich im Winter nicht daniit, daß man ja im kalten Zimmer schlafe und somit kein Fenster zu öffnen brauche. Die Luft ist im kalten Schlafzimmer keineswegs besser als im leicht geheizten; denn in diesem geht die Lufterneuerung oder der Austausch zwischen Innen- und Anßenluft um so besser vor sich, je größer der Temperaturunterschied zwischen dieser und jener ist. Noch mehr als für den Gesunden ist reine Luft für den Kranken notwendig; daher sind jetzt in manchen Heilanstalten sogenannte Luft- hütten an sonnigen Stellen, gewöhnlich in der Nähe des Waldes oder unter Bäumen, errichtet, in welchen für reichlichen Luftzutritt gesorgt ist, und die den Kranken hauptsächlich zum Schlafen dienen. Denn frische, reine Luft ist die allerbeste Arznei. Zur Pflege unserer Gesundheit ist aber nicht bloß erforderlich, daß wir allezeit für gute Atmungsluft sorgen, sondern wir müssen auch darauf bedacht sein, richtig zu atmen. Vor allem atme man nicht durch den Mund, sondern bei geschlossenem Mund nur durch die Nase. „Geschlossener Mund erhält gesund." Beim Atmen durch die Nase gelangt erstlich die Luft nicht unmittelbar in die Luft- röhre und die Lungen, und daher wird in der rauhen Jahreszeit die kalte Luft im Innern der Nase, in deren Ausbuchtungen und Seitenhöhlen, erst „vor- gewärmt", wodurch mancher Katarrh u. drgl. verhütet wird. Sodann wird über auch die durch allerlei Staub verunreinigte Luft im Innern der Nase gereinigt, gleichsam filtriert. Atmet man aber durch den Mund, so kommt die Luft, wie sie ist, auch die kalte Luft, unmittelbar in die innern Atmungs- organe, und es können so leicht Halskrankheiten entstehen, besonders wenn der Kehlkopf vorher durch viel Sprechen und Singen erhitzt ist; überdies schadet die eingeatmete kalte Luft auch den Zähnen, an welchen sie direkt vorüberstreicht. Damit die Aufnahme des Sauerstoffs der Luft und die Ausscheidung der Giftstoffe unseres Körpers genügend vor sich geht, ist kräftiges Atmen notwendig, welches vor allem durch eine weite, kräftig gebaute Brust, in der

4. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 63

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 36. 37. Gesundheitspflege. 63 sich die Lungen gehörig ausbreiten und thätig sein können, unterstützt wird. Eine solche Brust ist durch die ganze körperliche Erziehung von früher Jugend auf, insbesondere durch zweckmäßige Turnübungen anzustreben. Sodann ist be- sonders auf tiefes Atmen zu halten, damit die Luft in vollen Zügen den Lungen zugeführt wird. Beim gewöhnlichen ruhigen Atmen dringt die Luft nicht in alle Teile der Lunge. Beim Tiefatmen dagegen gelangt die Luft auch in die äußersten Teile der Lungen, besonders in die obersten, in die so- genannten Lungenspitzen, die bis unter die Schultern reichen; überdies wird beim kräftigen Ein- und Ausatmen auch die Herzthätigkeit vorteilhaft beeinflußt. Beim Tiefatmen hebe man die Schultern und ziehe die Luft bei ge- schlossenem Munde langsam ein, halte dann etwas an, und atme ebenso lang- sam wieder ans. Dieses Tiefatmen sollte besonders von allen denjenigen, welche eine „sitzende" Lebensweise zu führen genötigt sind, geübt und gepflegt, und wenn möglich unter dem offenen Fenster, und noch besser bei Sonnen- schein ausgeführt werden; auch während der Arbeit recke und strecke man sich bisweilen und thue einen kräftigen Atemzug. Besonders zu empfehlen ist das Tiefatmen im Freien, auf Spaziergängen, im Walde und auf den Höhen. Um aber kräftig atmen zu können, darf der Oberkörper nicht in beengende, presfende Kleidung eingezwängt fein. Besonders verderblich in dieser Hinsicht ist das enge, steife Korsett der Frauen. Dieses hemmt die Thätigkeit der Lungen, hindert das Zwerchfell in der freien Bewegung, stört die Verdauung und den Blutumlauf und schädigt überdies noch wichtige Unterleibsorgane. Es würde nicht so viele Bleichsüchtige geben, wenn der Schnürleib nicht wäre. In gleicher Weise sind drückende Gürtel und Leibriemen, enge, hohe Hals- und Stehkragen, zu fest gebundene Röcke gesundheitsschädlich. Auch vorge- beugte Haltung des Oberkörpers beim Sitzen, bei der Arbeit, beim Lesen und Schreiben, beim Gehen ist einem ausgiebigen Atmen hinderlich. Also immer möglichst aufrecht! §h. H. Kaberer. 37. Die Hautpflege. Von großer Bedeutung für die Erhaltung und Beförderung unserer Gesundheit ist eine geordnete, richtige Hautpflege. Die meisten Krankheiten können dadurch verhindert werden, und es gilt in dieser Beziehung ganz be- sonders das bekannte Wort: „Es ist leichter, Krankheiten zu verhüten, als solche zu heilen." Die Haut ist nämlich ein gar merkwürdiges, kunstvolles Gebilde. Sie hat insbesondere eine große Menge feiner Löchlein oder Poren, welche bei einem erwachsenen Menschen etwa 2^2 Millionen betragen. Durch dieselben werden fortwährend verschiedene, dem Körper schädliche Stoffe, gleichsam die Schlacken desselben, ausgeschieden, teils in feinen Tröpf- chen als Schweiß teils unsichtbar dnnstförmig. Entstandene Krankheiten müssen

5. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 64

1897 - Stuttgart : Bonz
64 Gesundheitspflege. No. 37. hauptsächlich durch Hautausscheidung wieder zur Geltung kommen, und man begrüßt es daher bei einem Kranken als ein Zeichen der Besserung, wenn sich bei ihm Schweiß einstellt. Durch die Haut findet aber nicht nur die Aus- scheidung verbrauchter, schädlicher Stosse statt, sondern auch eine Auf- saugung dem Körper zuträglicher Stosse, besonders des Sauerstoffs; die Haut atmet also ähnlich wie die Lunge, nur in geringerem Maße, und man spricht daher auch von einer Hautatmung. Damit dieselbe ungehindert vor sich gehen kann, ist es durchaus not- wendig, die Haut- oder Schweißporen stets offen zu erhalten; andernfalls sammeln sich die schlechten Stoffe im Körper an und verursachen mancherlei Gesundheitsstörungen. Wenn daher durch Brandwunden und Verbrühung mehr als 113 der Hautfläche zerstört ist, so tritt in der Regel der Tod ein. Bei jedem Menschen, auch bei dem gesunden, verstopfen sich nun die außer- ordentlich feinen Schweißporen gar leicht teils durch den vertrockneten Schweiß teils durch Unreinigkeiten von außen her, wie Staub, Schmutz u. drgl., teils durch fortwährende Abschuppung der obersten Hautschicht. Der Hauptzweck einer geordneten Hautpflege besteht nun eben darin, diese Hautporen möglichst offen zu erhalten. Dies geschieht hauptsächlich durch Anwendung des Wassers in Form von Bädern und Abwaschungen des Körpers. Eine sorgfältige Hautpflege erfordert, daß man nicht etwa bloß im Sommer, wenn es recht heiß ist, sondern das ganze Jahr hindurch, auch mitten im Winter, immer wieder von Zeit zu Zeit ein Bad nimmt, kalt oder warm, je nach den Umständen. Am zuträglichsten ist für den Ge- sunden immerhin ein Bad im Freien, im Fluß odetz See, besonders bei warmem Sonnenschein. Wo keine sonstige Badegelegenheit vorhanden ist, kaun man sich ein Bad auch zu Hause bereiten, und es wäre gut, wenn man in jeder Haushaltung eine Badewanne hätte. Wenn jedoch das Baden nicht mehr schaden als nützen soll, so muß es auch in der richtigen Weise geschehen. Mau beachte daher folgende Regeln: 1. Unmittelbar nach dem Essen, also mit vollem Magen soll man nicht baden, ebensowenig aber auch kurz vor der Mahlzeit mit hungrigem Magen oder gar völlig nüchtern. 2. Erhitzt und aufgeregt, mit raschem Pulsschlag, begebe man sich niemals ins kalte Bad; man gehe daher langsam zur Badeanstalt und ruhe vor dem Aus- kleiden ein wenig aus. 3. Man kleide sich rasch aus und gehe daun sofort mit dem ganzen Körper ins Wasser. 4. Im Bad verhalte man sich nicht ruhig, sondern mache sich mäßige Be- wegung, sei es durch Schwimmen oder auf andere Weise. 5. Man bleibe ja nicht zu lange im Bad; je kälter das Wasser, desto kür- zere Zeit verweile mau darin, 3—5, höchstens 10 Minuten; nur der Schwimmer

6. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 65

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 37. Gesundheitspflege. 65 kann etwas länger bleiben. Ein kurzes Bad stärkt mehr als ein zu langes; ja ein zu langes Bad schadet mehr, als es nützt. 6. Hat man das Bad einmal verlassen, so gehe man nicht wieder hinein, außer man bade im Freien, wenn die Sonne warm scheint, in welchem Fall mit dem Wasserbad ein Sonnenbad abwechseln kann. 7. Nach dem Verlassen des Bades kleide mau sich rasch an, entweder abge- trocknet oder nicht abgetrocknet. Nach Pfarrer Kneipp trocknet man sich nicht ab, sondern geht naß in die Kleider. In beiden Fällen verschaffe man sich aber gleich daraus mäßige Bewegung, bis der Körper wieder erwärmt ist. Ein warmes Bad kann länger dauern als ein kaltes, etwa 10 bis 20 Minuten. Die Temperatur des Wassers darf nicht höher sein als die Blut- wärme, nämlich 28° R.; für gesunde Personen sollte jedoch die Badewärme immer einige Grade weniger betragen. Viel warme Bäder erschlaffen die Haut und verweichlichen den Körper. Kränklichen und älteren Personen sind jedoch warme Bäder und Abwaschungen mehr zuträglich. Von besonders wohlthätiger Wirkung, das Vollbad teilweise ersetzend, sind die Abwaschungen des ganzen Körpers, wenn sie richtig, namentlich kurz und rasch ausgeführt werden. Man kann dieselben mit kaltem oder lauem Wasser vornehmen, und zwar entweder abends, wenn mau zu Bette geht, oder morgens beim Aufstehen. Diese Ganzwaschungen dürfen aber nicht zu oft vorgenommen werden, etlichemal in der Woche ist genügend. Da die Haut von einer Menge haarfeiner Blutäderchen, den sogenannten Haargefäßen, und von zarten Nervenverzweigungen durchzogen ist, so wirkt die Anwendung des Wassers bei der Hautpflege auch fördernd auf den Blut- umlauf und auf die Stärkung der Nerven. Kräftigere körperliche Be- wegung hat wegen der daniit verbundenen Muskelsnstrengung gleichfalls gün- stigen Einfluß auf die Hautthätigkeit, indem dadurch die Ausdünstung und Schweißabsonderung befördert wird. Zu einer geordneten Hautpflege gehört ferner, daß man die Leib- und Bettwäsche fleißig wechselt; denn wenn dieselben bei zu langem Gebrauch mit Schmutz und Unreinigkeit angefüllt, gleichsam getränkt ist, kaun sie von der Hautausdünstung nicht mehr weiteres aufnehmen oder durchlassen. Be- sonders halte mau auf frische, trockene Strümpfe, hauptsächlich bei feuchter Witterung; mancher Schnupfen z. B. kann dadurch verhütet werden. Ebenso sollte man nicht im Tageshemd schlafen, sondern sich ein besonderes Nacht- hemd halten. Beim Zubettgehen werfe man die ausgezogenen Kleider nicht auf einen Haufen, sondern breite sie ordentlich aus oder hänge sie auf, be- sonders wenn sie verschwitzt sind, damit sie gehörig auslüften. Durch eine richtige Pflege der Haut muß dieselbe abgehärtet und da- durch der Körper widerstandsfähig gemacht werden gegen ungünstige Einflüsse der Witterung, damit nicht jeder rauhe Luftzug Erkältung und krankhafte Lesebuch für Fortbildungsschulen. 5

7. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 66

1897 - Stuttgart : Bonz
66 Volkswirtschaft. No. 37. 38. Zustände hervorruft. Ein vorzügliches Mittel hiezu sind eben kalte Bäder und Abwaschungen. Zum Zweck der Abhärtung darf die Kleidung in der rauheren Jahreszeit nicht zu warm sein; denn die Haut wird dadurch verweichlicht; sie darf auch nicht zu eng und zu dicht sein, weil sonst die Haut in ihrer Thätigkeit gehemmt ist. Insbesondere muß die Unter- kleidung leicht und jedenfalls recht durchlässig und daher weitporig sein, ob sie nun wollen oder baumwollen oder leinen ist, damit die Ausdünstung der Haut ungehindert hinaus, dagegen die äußere Luft zu derselben eindringen kaun. Wasserdichte Regenmäntel, Gummiüberschuhe, ebenso enge Schuhe und Stiefel sind zu vermeiden, zumal letztere auch die Blutzirkulation hemmen. Weites Schuhwerk, überhaupt weite Kleidung, ist überdies im Winter auch wärmer. In der rauhen Jahreszeit hülle man den Kopf nicht in Pelzmützen, wollene Kaputzeu u. drgl., sondern sorge für eine leichte Kopfbedeckung, halte dagegen die Füße desto wärmer; so weit es angeht, läßt man am bestenden Kopf ganz frei, ebenso auch den Hals. Leichte, luftige Kopfbedeckung befördert den Haarwuchs und verhindert das Ausfallen der Haare. Damit die Hautthätigkeit auch in der Nacht während des Schlafes nicht gestört wird, meide man die schweren Federdeckeu. Von ausgezeichneter Wirkung auf die Haut und damit auf den ganzen Körper ist der Einfluß des Sonnen- lichtes. Mau sollte daher weniger sonnenscheu sein; gilt auch eine ge- bräunte Haut für weniger vornehm, so zeugt sie in der Regel von mehr Ab- härtung und besserer Gesundheit. §h. Oberer. C. Volkswirtschaft. 38. Wanderung ins Leben. 26enn du aus der Schule entlassen bist und aus dem elterlichen Hause die erste Wanderung in die Welt antrittst, so machst du's wie der Bogel, der aus dem Käfig entwischt ist. Er schüttelt sich und rüttelt sich, als wolle er den Staub von den Federn wegwischen. Dann stimmt er sein Liedlein an, und nun geht's fort ins Freie. Auf seinem luftigen Fluge kann er ebenso leicht in die Klauen eines Habichts ge- raten als zu seinesgleichen. — So kann dir's jetzt auch gehen. Der Habichte giebt es viele, die wie Tauben aussehen. Darum beherzige, wenn du in neue Lebensverhültnisse trittst, den Spruch: Geh ohne Stab nicht durch den Schnee und ohne Steuer nicht zur See; Geh ohn' Gebet und Gottes Wort niemals aus deinem Hause fort!

8. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 69

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 42. 43. Volkswirtschaft. 69 lorenes Gut wieder. — Wenn Kinder und Narren zu Markte gehen, lösen die Krämer Geld. — Barzahlen ist billiger. — Die Axt im Hause erspart den Zimmermann. — Arbeitsamkeit ist die beste Lotterie. — Bet und arbeit, so hilft Gott allezeit. — Arbeit hat bittere Wurzel, aber süße Frucht. — Lust und Lieb' zu einem Ding macht alle Müh' und Arbeit ring. — Wer viel an- fängt zu gleicher Zeit, macht alles halb und nichts gescheid. — Viele Streiche fällen die Eiche. — Frisch gewagt ist halb gewonnen. — Fang deine Arbeit munter an, so ist sie auch schon halb gethan. — Wer will haben, der muß graben. — Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht ans morgen. — Nach gethaner Arbeit ist gut ruhn. 43. Goldene Lebensregeln von Benjamin Franklin. Es giebt keinen Vorteil ohne Anstrengung. Wollt ihr, dass euer Geschäft gehe, so müsst ihr selbst darnach gehen; wollt ihr es nicht, so schickt darnach. Wer vom Pfluge reich werden will, muss ihn selbst führen. Das Auge des Meisters schalst mehr als seine beiden Hände. Habt ihr auf eure Arbeiter nicht acht, so stellt ihnen eure Börse zur Verfügung. Zu viel Vertrauen in andere ist der Ruin guter Menschen. Was ihr heute thun könnt, verschiebt nicht auf morgen. Stäter Tropfen höhlt den Stein, und mit Geduld zernagt die Maus das stärkste Tau. Verlasst nicht ohne Not euren Ort. Ein Baum, der oft versetzt wird, trägt wenig Früchte, und drei Umzüge bringen einer Familie denselben Schaden als einmaliges Abbrennen. Bedenket, dass Zeit auch Geld ist, und nützt sie gewissenhaft aus! Wer im Tag 2 Mark verdienen kann, die Hälfte dieses Tages spazieren geht und auf seinem Spaziergang nur 20 Pfennig ausgiebt, der hat nicht nur 20 Pfennig, sondern 1 Mark und 20 Pfennig verthan und weggeworfen. Wollt ihr den Wert des Geldes kennen, so versucht, welches zu leihen! Bedenket, dass sich Geld seiner Natur nach schnell und stark vermehrt. Geld zeugt wieder Geld. Die junge Brut ist gleich wieder fruchtbar, und so geht es fort. Setze in einem Jahr 5 Mark viermal um, so hast du, wenn du fünf vom Hundert nimmst, schon eine Mark Protit. Setze diese 6 Mark abermals viermal um, so hast du schon 7 Mark 20 Pfennig, und so wächst das anfäng- liche Kapital schnell und schneller weiter, bis zuletzt 100 Mark daraus werden. Bedenke, dass 100 Mark, aufs Jahr verteilt, pro Tag ungefähr 27 Pfennig geben; 100 Mark sind aber der Zins von 2000 Mark Kapital zu 5°/o. Erspart ein Mann sich also täglich nur 27 Pfennig, so kann er damit den beständigen Kredit und Gebrauch von 2000 Mark haben. Nächst der Thätigkeit und Sparsamkeit trägt nichts mehr dazu bei, einem jungen Mann emporzuhelfen, als Pünktlichkeit und Ehr- lichkeit in allen Geschäften. Ein guter Bezahler ist Herr von anderer

9. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 70

1897 - Stuttgart : Bonz
70 Volkswirtschaft. No. 43„ Leute Geldbeutel. Behalte deshalb geliehenes Geld nicht eine Stunde über die festgesetzte Zeit, wenn du willst, dass dir die Börse deines Freundes nicht für immer verschlossen bleiben soll. Wer pünktlich bezahlt, beweist, dass er an seine Schulden denkt. Dies giebt dir das Ansehen eines nachdenkenden und rechtschaffenen Mannes, und auch das vermehrt deinen Kredit. Hüte dich, alles, was du besitzest, als dein Eigentum zu betrachten und darnach deinen Aufwand zu machen! In diesen Irrtum geraten viele Leute, die Kredit haben. Dies zu verhüten, führe genau Buch über deine Einnahmen und Ausgaben. Schreibe alle Kleinigkeiten auf, und du wirst dich bald überzeugen, wie ganz unbeträchtliche Ausgaben durch die Länge der Zeit zu wundersamen Summen anlaufen. Du wirst sehen, was seither gespart werden konnte, und wo künftig ohne grosse Unbe- quemlichkeit gespart werden kann. Kurz, der Weg zum Wohlstand ist, wenn du nur willst, so eben als der Weg zum Markte. Er hängt meistens von zwei Wörtchen ab: Thätigkeit und Sparsamkeit. Ein Mensch, der nicht zu sparen versteht, wird ohne einen Pfennig Ver- mögen sterben, nachdem er sein ganzes Leben lang seine Nase auf die Arbeit geheftet hatte. Eine fette Küche macht ein mageres Testament. Seide, Samt und Atlas rauben der Familie das Brot und löschen das Feuer in der Küche aus. Leckereien, führen zum Bettelstab. Die Steuern betrachten viele als eine grosse Last; allein wenn wir sonst keine Abgaben als die an die Obrigkeit zu bezahlen hätten, so könnten wir leicht damit fertig werden. Wir haben aber noch viele andere, die uns weit schwerer fallen. Unsere Faulheit z. B. nimmt uns zweimal mehr ab als die Obrigkeit, unsere Eitelkeit dreimal und unsere Thorheit viermal mehr, und diese Steuer kann uns keine Steuerbehörde und kein Land- tagsabgeordneter abnehmen. Hütet euch vor kleinen Ausgaben! Ein kleines Leck vernichtet ein grosses Schiff. Wer kauft, was er nicht braucht, der muss bald verkaufen, was er braucht. Der Stolz früh- stückt mit dem Überfluss, hält Mittag mit der Armut und isst zu Abend mit der Verachtung. Die Armut raubt dem Menschen die Betriebsam- keit; denn ein leerer Sack kann nicht wohl aufrecht stehen. Spart für die Zeit des Alters und der Not, so lange ihr könnt; die Sonne des Morgens dauert nicht den ganzen Tag. Wer jedoch alles erwirbt, was er mit Ehren erwerben kann, und, notwendige Ausgaben abgerechnet, alles erhält, was er erwirbt, der wird sicherlich zum Wohl- stand kommen, wenn anders jenes Wesen, das die Welt regiert, und von dem jeder Mensch Segen zu seinem ehrlichen Fleiss erflehen sollte, seiner weisen Vorsehung nach es nicht anders beschlossen hat.

10. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 77

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 47. 48. Volkswirtschaft. 77 brauch machen. Dazu kommt noch, daß die Maschine in vielen Fällen spar- samer ist bei der Verwendung des Stoffes und meist auch mit mehr Kraft, mehr Schnelligkeit, größerer Feinheit und mehr Sicherheit arbeitet als der Mensch. — Neuerdings setzt man an Stelle der Dampfkraft die Elektri- zität, welche sowohl zur Bewegung von Wagen (Straßenbahn, Eisenbahn) als auch zum Betrieb von Maschinen für gewerbliche Zwecke verwendet wird. Zur Bedienung und Instandhaltung der Maschinen, welcher Art sie auch sein mögen, sind aber wiederum Menschenhände erforderlich. Nach O. Pache u. Dr. Mormeister. 48. Dom Gelde und der Währung. Ursprünglich war aller Handel Tauschhandel. Man gab eine Ware gegen eine andere hin. Namentlich scheint man das Vieh zun: Tausch benützt zu haben; wenigstens weist das lateinische Wort sür Vieh (pecus — Vieh, pecimia = Geld) darauf hin. Das Vieh, das älteste Tauschmittel, ließ sich zwar leicht transportieren; doch verur- sachte dieser Transport manche Schwierigkeit, und deshalb suchte inan nach andern Tauschmitteln, die sich bequemer weitergeben ließen. Für kleinere Beträge wußte man sich leicht zu Helsen; im südlichen Afrika z. B. sammelte nran eine beliebte Art Muscheln, die Kauris, und benützte sie als Tauschmittel; im östlichen Afrika waren zu diesem Zweck hand- große Salzsteinstücke im Gebrauch, iin südlichen Asien zusammengepreßter Thee. 3m alten Sparta waren Tisenstücke als Geld im Umlauf. Diese und andere Dinge hatten aber einen geringen Wert, und man hatte deshalb beim Eintauschen vieler und wertvoller Güter große Massen des Tauschmittels bei sich zu führen. Daher sah man sich nach einen: kostbareren Zahlungsmittel um, das überall bekannt und beliebt, leicht teilbar war und sich wenig abnützte. Tin solches Mittel fand man in den seltener vorkommenden, deshalb wertvollen edlen Metallen, dem Gold und Silber. Die alten Völker wogen sich dein: Tausche das edle Metall zu, und das ist lange Zeit geschehen, ehe man das Gold und Silber in kleine Stücke teilte und diese unter Zugrundlegung be- stimmter Gewichtsmengen prägte, ehe man Geld nach heutiger Art erzeugte. Aus jener alten Zeit stanunen noch die Gewichtsnamen für Geld, z. B. das englische „Pfund Sterling", das französische livre, das italienische lire = Pfund. Das Geld ist ein bequemes Tauschmittel, weil es sich leicht handhaben läßt, ein sicheres, weil es überall aner- kannt wird, ein zuverlässiges, weil es sich wenig abnützt. Man drückte die Zöhe des Tauschwertes, den Preis der Ware, in Geld aus. Weil diese Mtte allgemein durchgeführt wurde, war es notwendig, daß das
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