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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 204

1897 - Stuttgart : Bonz
204 Geographie. No. 107. als Frankreich. Die Seine (Sahn) läßt sich weder an Wasserfülle noch an Schönheit der Ufer mit der Elbe vergleichen; nirgends fließt sie durch solche Landschaften wie die Elbe z. B. bei Dresden. Schon daraus, daß sich in Deutschland viel mehr Gebirge verzweigen als in dem größtenteils flacheren Frankreich, kann man schließen, wie viel mannigfaltiger und reizvoller die Natur der Landschaften in Deutsch- land sein muß. An dem Rhone ist's schön, namentlich bei Lyon, doch nicht reizender als im österreichischen Donauthale, und weder Rhone noch Loire (Loahr) dürfen sich mit dem Rheinstrom messen, dessen pracht- volle Ufer mit Weinhügeln, Bergen, Städten und Burgruinen von den Reisenden aller Völker Europas gern besucht und hoch gepriesen werden. Freilich wendet der unwissende Südfranzose und der Italiener sein Angesicht hinweg von unsrem teuren Vaterlande und schilt es nebelicht und feucht, und der vorurteilsvolle Spanier meint gar, nur in Frank- reich könne er es noch allenfalls aushalten; was jenseits liege, sei alles nordisches Land ohne Sonne und Sterne. Mit Recht aber können wir diese Leute auf England verweisen, zu dessen Nebeln sich die uns- rigen verhalten wie zarte Schleier zu Sackleinwand. Mit Gleichmut hüllen wir uns eine Zeit lang in unsere Rhein- und Donaunebel und denken: „Die Sonne sieht nachher wieder um so schöner aus." Ein stets blauer Himmel, eine ewig blitzende Sonne wie in Spanien — kein Deutscher könnte sie ertragen. Der schroffe, unzugängliche Engländer hat auf seiner vom Meere umwogten Insel außer sich selbst keinen einzigen Nachbar. Der Franzose hat nur zweierlei Nachbarn, romanische und deutsche. Wir Deutsche aber haben fast alle Europäer zu Nachbarn: germanische, romanische und slavische aller Art. Mit den Slaven im Osten, mit den Russen, Polen, Böhmen, Serben, Kroaten — ja, wer nennt die Volksstämme alle! — stehen und standen wir schon in Freundschaft und Feindschaft. Die Italiener haben, wenn auch wider Willen, in unsere Gemeinschaft treten müssen. Mit den Franzosen im Westen sind wir leider in nur zu nahe Brüderschaft getreten, und im Norden haben wir uns an Holländer und Normannen angeschlossen. Es ist keine dieser Nationen, deren Sprache nicht entweder in ganz Deutschland oder doch in einem Teile desselben verstanden würde; und sie können alle zu uns kommen und irgend eine Gegend bei uns finden, in der sie sich fast wie zu Hause fühlen können. Wir selbst aber haben reiche

2. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 275

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 139. Geschichte. 275 Die Rinder rufen's in den Gassen au-, Den Männern rollen Thränen von den Mangen, In Flaggen hüllt sich seftlich paus um paus; Viktoria! Der Kaiser ist gefangen! Viktoria! So wuchtig lag die Frucht Vollreifen Siegs noch nie in deutschen pänden, Seit Permann in der Teutoburger Schlucht Roms Peer zerquetschte zwischen Felsenwänden; Nicht Leipzig ist's, nicht Materloo sortan, Mo deutscher Kraft ihr Bestes ist gelungen; Dort hat es halb Europa mit gethan, Bei Sedan haben wir's allein gezwungen. Viktoria! so jählings lag, so tief Der Deutschen Todfeind niemals noch darnieder, Augustus nicht, als er verzweifelt rief: „Gieb, Varus, meine Legionen wiederi'' Nicht König Franz, der nach paoias Strauß Dem deutschen Ritter übergab die Mehre lind aus der paft des Kaisers schrieb nach paus: „Alles verloren, aber nicht die Ehre!" Du brachtest nicht die Ehre mit ins Feld, Du nimmst sie nicht vom Feld mit ins Gefängnis; Ein kecker Spieler warst du, dock kein peld, Nicht groß im Glück und klein in der Bedrängnis; Des Siegers Mitleid, deines peeres pohn Und deines Volkes Fluch wird mit dir gehen, Und zürnend wird dein Mhm Napoleon Allnächtlich neben deinem Lager stehen. Ein Gottesurteil ist's, ein Meltgericht, Die keins in der Geschichte Buch geschrieben: Die Lüge bläht sich, doch besieht sie nicht, Gott bläst darein — die Blase muß zerstieben. Der Pharao begrub im roten Meer, Nebukadnezar Zwang, den Staub zu essen, Und Sanherib zerschlug mit saint dem Peer, Ist wieder einmal zu Gericht gesessen. Ihr aber rollt aufs neu' die Fahnen auf, Glorreiche Pelden, deutsche Gottesstreiter I Mit Gott voran im blut'gen Siegeslauf! Bis hieher half er, und noch hilft er weiter!

3. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 290

1897 - Stuttgart : Bonz
290 Geschichte. No. 145. durch die ihm die deutsche Kaiserwürde zu teil geworden war, oder auf andere freudige Ereignisfe, die er mit seinem Hause oder sonst hatte erleben dürfen, so war es immer sein erstes, die Gnade seines Gottes zu preisen. „Giebt es einen Menschen," rief er einmal aus, „der bekennen muß, daß er von Gott gesegnet worden sei, so bin ich es!" Nach den schmerzlichen Erfah- rungen im Jahre 1878, in welchem sein Leben zweimal kurz hintereinander von Mörderhand bedroht worden war, quoll ans der Tiefe seines Herzens wie ein Gebetswunsch für unser ganzes Volk hervor: „Die Religion muß unsrem Volk erhalten bleiben, und insbesondere ist es eine wichtige und schwere Aufgabe, die Jugend in aufrichtiger Gottesfurcht zu unterweisen und mit Achtung vor den heiligen Gütern zu erfüllen." Bei dieser seiner ent- schiedenen Stellung zu Religion und Christentum versteht es sich von selbst, daß er auch in der regelmäßigen Teilnahme am öffentlichen Gottesdienst seinem Volke mit gutem Beispiel voranging. Dabei wollte er in der Kirche nicht besonders beachtet, sondern wie ein einfaches Gemeindeglied behandelt sein. In Demut beugte er sich gleich dem Geringsten vor dem Thron der höchsten Majestät im Himmel. Wie ihn aber eine aufrichtige, gottvertrauende Frömmigkeit und auf Grund derselben eine unerschütterliche Festigkeit in dem einmal als recht Erkannten, sowie eine neidlose Anerkennung fremden Ver- dienstes zierte, so leuchtete auch eine herzgewinnende Milde aus seinem Auge. Allen Werken und Bestrebungen, die auf Heilung der sittlichen Schäden des Volks, auf Besserung der Lage der Arbeiter und den Frieden der Berufs- klassen untereinander abzielten, hat Kaiser Wilhelm allezeit die wärmste Teil- nahme zugewendet. Mit dieser Milde gegen andere verband er eine unnach- sichtliche Strenge gegen sich selbst. Die pünktlichste Ordnungsliebe und Regel- mäßigkeit offenbarte sich in all seinem Thun und Lassen. Seine Zeit war genau eingeteilt und fast ganz der Arbeit gewidmet; nur des Sonntags ge- stattete er sich etwas mehr Ruhe. Seine Mahlzeiten waren einfach und von kurzer Dauer; dem Schlaf räumte er nur wenige Stunden ein. Seine Pflicht voll und ganz zu erfüllen war der hellstrahlende Leitstern seines ganzen Lebens bis in sein höchstes Alter. War es da zu verwundern, daß er überall, daheim und in der weiten Welt, wo Deutsche wohnten, geliebt und verehrt wurde wie kaum ein Fürst vor ihm, und daß auch die deutschen Fürsten sich aufs bereitwilligste diesem edlen Oberhaupte unterordneten? Ja nicht einmal der besiegte Feind vermochte ihn auf die Länge zu hassen. „Edel von Haltung, im Antlitz Hoheit und Milde, den weißen Bart auf blühender Wange, leicht gerührt und leicht erheitert, wenig redend und festen Sinns bei großer Güte," so beschreibt das alte Rolandslied Karl den Großen; wie treffend können wir mit diesen Worten auch die edle Gestalt Kaiser Wilhelms des Siegreichen zeichnen! 4. Am 22. März 1887 feierte der Kaiser, getragen von der jubelnden Begeisterung des ganzen deutschen Volkes, seinen Geburtstag, mit dem er

4. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 297

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 148. Geschichte. 297 hielt getreulich, was er kurze Zeit zuvor nach Pforzheim geschrieben hatte als Ausdruck des Dankes für eine goldene Feder, die ihm zur Unterzeichnung des Friedensvertrags von dort zugeschickt worden war. „Ich darf," schrieb er, „unter Gottes Beistand versprechen, daß die Feder in meiner Hand nichts unterzeichnen soll, was deutscher Gesinnung und des deutschen Schwertes unwürdig wäre." Auf der Höhe seines Lebens stand er aber in jener denk- würdigen Stunde (am 18. Januar 1871), da er, ein echter Germane, recken- haft und kraftbewußt, das Haupt hoch, das Auge fest und klar ans seinen Herrn gerichtet, in der Linken den Kürassierhelm, in der Rechten die Prokla- mationsurkuude, dem deutschen Volk seinen Kaiser zuführen durfte. Da hatte er erreicht, wofür er jahrzehntelang seine ganze Kraft, ja selbst sein Leben eingesetzt hatte: ein einiges deutsches Reich unter der Führung der Hohen- zollern. Und wie war er dann auch noch in den nächsten zwei Jahrzehnten als Kanzler des neuen deutschen Reiches unablässig bemüht, die Errungen- schaften des blutigen Krieges durch einen andauernden Frieden zu sichern und das Reich im Innern auszubauen! Es war am 6. Februar des Jahres 1888, daß Bismarck im Reichstag bei der Beratung eines Gesetzes behufs Erhöhung der deutschen Wehrkraft das Wort zur größten und berühmtesten Rede seines Lebens ergriff. Dieselbe enthielt drei Worte weniger als 11000 und wurde sofort in 1218 Telegrammen an 326 Orte des In- und Auslandes befördert. „Wir Deutsche," sagte er u. a. in dieser Rede, „fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt, und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen läßt. Wer ihn aber trotzdem bricht, der wird sich überzeugen, daß die kampfesfreudige Vaterlandsliebe, welche 1813 die gesamte Bevölkerung des damals schwachen, kleinen und ausgesogenen Preußen unter die Fahnen rief, heutzutage ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation ist, und daß derjenige, welcher die deutsche Nation irgendwie angreift, sie einheitlich gewappnet finden wird und jeden Wehrmann mit dem festen Glauben im Herzen: Gott wird mit uns sein!" An den höchsten Auszeichnungen und Belohnungen hat es Bismarck nicht gefehlt. Bei der Eröffnung des ersten deutschen Reichstags (1871) wurde er in den Fürstenstand erhoben und ihm der Sachsenwald bei Hamburg als erblicher Grundbesitz geschenkt, lind als er dann im Jahr 1890 aus seinem Amte schied, wurde er von Kaiser Wilhelm Ii zum Generaloberst mit dem Rang eines Feldmarschalls ernannt und zum Herzog von Lauenburg er- hoben. Seitdem genießt der große Mann in Ruhe seinen Lebensabend aus seinen Landgütern, vornehmlich aus dem Schlosse Friedrichsruhe im Sachsen- wald. Das deutsche Volk aber wird nie vergessen, was es der gewaltigen, gott- gesegneten Arbeit seines ersten Kanzlers zu verdanken hat. Remppts.

5. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 301

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 149. 150. Geschichte. 301 unermüdlichen Fleisses, der Pflichttreue im kleinen wie im grossen, des christlichen Ernstes, der aufrichtigen, ungekünstelten Frömmigkeit. Dann wird der Segen, den Gott auf Moltke und durch ihn aufs deutsche Volk gelegt hat, auch in Zukunft nicht fehlen. Nach dem Reichsboten u. a. 150. Die fünfundwanffgjührige Zriedensarbeit des neuen deutschen Reiches <1871—1896). 5int 18. Januar 1896 feierten wir das fünfundzwanzigjährige Jubiläum des neuen deutschen Reiches. Was haben diese 25 Jahre uns gebracht? Nach außen einen ungestörten Frieden. Dies verdanken wir der aus- richtigen Friedensliebe der drei Kaiser, die in dieser Zeit in unsrem deutschen Vaterlande regierten, der überlegenen Politik des Fürsten Bismarck, vor allem seinem großen Friedeuswerke, dem Dreibund, durch welchen Deutschland, Öster- reich und Italien sich zu gegenseitiger Hilfeleistung verpflichtet haben — nicht für einen Angriff nach außen, sondern nur gegen Angriffe von außen —, endlich unsern starken Rüstungen; denn „wer heutzutage den Frieden will, muß für den Krieg gerüstet sein." Ist doch durch wiederholte Vermehrung des stehenden Heeres wie der Landwehr und des Landsturms die Wehrkraft Deutschlands für den Kriegsfall ans einen Bestand von mehr als drei Millionen waffeugeübter Mannschaft gebracht. Dazu kommt eine Flotte von nahe au 100 Kriegsschiffen und 150 Torpedobooten, für welche zwei geräumige Kriegs- häseu, in Kiel und Wilhelmshaven, gebaut wurden. Diese Kriegsflotte setzt das deutsche Reich in den Stand, seine Angehörigen selbst in den fernsten Weltteilen wirksam zu beschützen. Durch sie wurde es ferner möglich, an mehreren Punkten Afrikas und ans einigen Inseln des stillen Ozeans deutsche Kolonien zu gründen. Zwei hochwichtige w irts ch ast lid) e Schöpfungen hat das deutsche Reich während dieser 25 Jahre ins Leben gerufen: im Verein mit der Schweiz und Italien den Gotthard-Tunnel, mit seinen alleinigen Mitteln den Nordostsee-Kanal. Die innere Politik des deutschen Reiches war in diesen 25 Jahren vorzugsweise durch ein Zweifaches beherrscht, dnrch den sogenannten Kultur- kampf und durch die sozialpolitische Gesetzgebung. Der erstere wurde durch das Konzil zu Rom im Jahr 1870 veranlaßt, indem dasselbe den Papst in Sachen des Glaubens für nnsehlbar erklärte. Infolge dessen sah sich der Staat genötigt, seine Stellung gegen die Übergriffe der katholischen Kirche zu sichern, und erließ zu diesem Zweck scharfe Verordnungen, die einen heftigen Kamps zwischen Staat und Kirche ansachten, bis es dann in den Jahren 1886 und 1887 aus Grund verschiedener gegenseitiger Zuge-

6. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 302

1897 - Stuttgart : Bonz
302 Geschichte. No. 150. 151. ständnisse zu einem leidlichen kirchenpolitischen Frieden kam. — Die sozial- politische Gesetzgebung aber verdankt ihre Entstehung vornehmlich den per- sönlichen Anregungen Kaiser Wilhelms I, welcher wollte, daß durch dieselbe „die wirklichen Härten des Schicksals, über welche die Arbeiter zu klagen haben, gelindert werden, soweit eine christlich gesinnte Gemeinschaft solches vermöchte." So wurden zu Gunsten der arbeitenden Klassen ans dem Wege der Gesetzgebung besondere Vorkehrungen getroffen, wie z. B. Einrichtung von Gewerbegerichten und von Einigungsämtern zur Schlichtung der Streitig- keiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Beschränkung der Kinder- und Frauen- sowie der Sonntagsarbeit, Überwachung der Arbeitsrüume und Arbeitszeiten, Verbot der Beschlagnahme des Arbeitslohnes, Einführung der Kranken- und Unfallversicherung, wozu dann int Jahr 1891 noch die Alters- und Jnvaliditätsversicherung kam. Aber auch sonstige wesentliche Verbesserungen sind durch die Gesetzgebung und die Verfassung des deutschen Reiches in diesen 25 Jahren geschaffen worden, wie z. B. ein allgemeines deutsches Bürgerrecht, kraft dessen jeder Deutsche in jedem deutschen Staat ganz ebenso behandelt wird wie der eigene Staatsbürger; Freizügigkeit durch ganz Deutschland, Gleichheit von Münze, Maß und Gewicht, Freiheit des Warenverkehrs von einem Bundes- staat in den andern, aber Schutz der heimischen Industrie und Landwirtschaft gegen den Wettbewerb des Auslandes durch Grenzzölle; einheitliches Post- und Telegraphenwesen; einheitliche Rechtspflege durch Einführung eines ge- meinsamen bürgerlichen Gesetzbuches; Maßregeln für die Gesundheitspflege durch Einrichtung eines Reichsgesundheitsamtes u. drgl. Um zu diesem Ziele zu gelangen, bedurfte es einer jahrhundertelangen Entwicklung, an welcher Fürsten und Volk gleichen Anteil haben. Um so berechtigter ist der Wunsch, daß nunmehr nach so vielen heißen Kämpfen die Güter und Gaben ans dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Ge- sittung unter Gottes Beistand und unter dem Schutze eines mächtigen deutschen Kaisers in dauerndem Frieden sich allezeit mehren mögen. Nach K. Biedermann u. a. 151. Die Könige von Württemberg. 1. König Friedrich. Äls im Jahr 1797 Herzog Friedrich Eugen nach kurzer Regie- rung gestorben war, folgte ihm sein ältester Sohn Friedrich Ii, der als Herzog von 1797 — 1803, als Kurfürst von 1803 — 1805, als König von 1806—1816 regierte. Er war ein Mann von vor- züglichen Geistesgaben und großer Willenskraft, in preußischen und

7. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 374

1897 - Stuttgart : Bonz
374 Kirchengeschichte. No. 182. verhüllten Geheimnisse zu erforschen und den verwüstenden Sklavenhandel zu ver- nichten, von dem er mit seinen letzten Worten schrieb: „Alles, was ich in meiner Einsamkeit sagen kann, ist: des Himmels reichen Segen über jeden — Amerikaner, Engländer, Türken —, der helfen will, diese offene Wunde der Welt zu heilen." Gerade in Afrika hat die evangelische Heidenmission schon Großes ge- leistet. Zwar ist der Norden Afrikas zum großen Teil, mit Ausnahme der Kirche in Abessynien, in den Händen des Islam. Und wie fanatisch die Musel- männer das Christentum bekämpfen, davon geben die Verfolgungen der ar- menischen Christen Kleinasiens schauerliches Zeugnis. Aber jenseits der Haupt- burg des Islam dehnt sich an der West- und Ostküste Afrikas bis in den Süden, das Kapland, ein reiches^, gesegnetes Missionsfeld. Eine liebliche Gründung ist der Negerfreistaat Sierra Leone mit der Hauptstadt Freetown, in der lange Zeit der Negerbischof Samuel Crowther segensreich gewirkt hat. Das Togolaud und Kamerun sind als deutsche Kolonien bekannt. Die Basler Mission hat die Arbeit in Kamerun übernommen. Schon mancher Landsmann hat in ihrem Dienste dort das Leben gelassen. Auch die Gold- küste ist für die Basler Missionare ein Land des Todes. Aber es sind mehr als 6000 Neger in geordnete Gemeinden gesammelt; die Heilige Schrift ist in zwei Sprachen übersetzt, und in mehr als 100 Schulen werden gegen 3000 Schüler unterrichtet. Der Fetischdienst ist erschüttert. Die Neger bekennen selbst: „Die Sache der Christen hat Kraft, unsere Sache wird sterben." So durfte die Basler Mission 1878 mit Dank ihre 50jährige Jubelfeier dort begehen. Am Südrande Afrikas wurde der Anfang von Herrnhut aus im Kapland gemacht. Von dort breitete sich das Evangelium gegen Norden und- Nordosten unter den Kaffern und Betschuanen aus. Auch von Ostafrika, besonders von Uganda am Viktoria-Nyanza, kann man aus Missionsberichten Ergreifendes lesen. Die große Insel Madagaskar wurde von einer evangelischen Christin regiert, bis die Franzosen die Insel in Besitz nahmen. Die schwierigste Aufgabe hat die Mission in dem Erdteile zu lösen, von welchem das Christentum ausgegangen ist, in Asien. Außer dem Islam, der Vorderasien im Besitz hat, stehen zwei starke Bollwerke des Heidentums der Ausbreitung des Christentums entgegen: der Brahmanismus mit seinem Götzendienst und seiner Kasteneinteilung in Vorderindien und der Buddhismus in Hinterindien und China mit seiner Religion ohne Gott und ohne Hoff- nung. Doch ist Indien von verschiedenen Missionsgesellschaften so vielseitig bearbeitet, daß ein alter Hindu urteilte: Zwei Dinge weiß ich gewiß, über das dritte bin ich noch zweifelhaft: Gewiß ist, daß ich kein Christ werde; ebenso gewiß ist, daß mein Enkel ein Christ sein wird; ungewiß ist nur, was mein Sohn thun wird. Und wenn in China auch immer wieder Verfolgung wider „die fremden Teufel", wie man die Europäer dort nennt, sich erhebt, so beginnt die chine-

8. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 233

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 121. Geographie. 233 zeit beginnt, so entfalten Blätter und Blüten eine ungeahnte Pracht. Zwischen den Ölpalmen mit ihren 3—5 in langen, schilfartigen Blättern stehen Brot- fruchtbäume mit ihren melonenartigen Früchten; zwischen Kokospalmen schim- mern die weißen Blüten des wilden Kaffeebaumes hindurch; im Lichte der Sonne prangt das Grün des 20 m hohen Guttaperchabaumes, der Kaut- schuk liefert. Von den modernden Resten abgestorbener Bäume hängen Orchi- deen in den herrlichsten Farben herab; Schlingpflanzen ziehen sich von Baum zu Baum, von Ast zu Ast und machen ein Eindringen in den Urwald nur mit Messer und Beil möglich. Der Boden eignet sich zum Plantagenbau vorzüglich, indem Kaffee, Kakao, Baumwolle, Tabak und alle Arten von Gewürzen gedeihen. Auch für den Jäger ist das Land ein ergiebiges Gebiet. In den Fluten der Ströme finden sich Flußpferde, auf den Sandbänken sonnen sich Kroko- dile, in den Sümpfen leben zahllose Waffervögel, auf den Bäumen schaukeln sich Affen und nisten bunte Papageien. In den Wäldern treiben sich Ele- fanten, Löwen und Leoparden umher, wenn auch nicht in großer Zahl. Schlangen sind seltener; dagegen werden Moskitos und Anieisen für Menschen und Tiere oft zu einer fast unerträglichen Plage. Als Haustiere halten die Einge- borenen Schafe, Ziegen, Schweine und Hühner. Durch die Flüsse werden sie nnt schmackhaften Fischen versorgt. An der Spitze der Verwaltung steht ein kaiserlicher Gouverneur, der in der Stadt Kamerun seinen Sitz hat, und dem eine Schutztruppe zur Verfügung steht. In Viktoria und in Kribi wohnen Bezirksamtmänner, welchen die Auf- gabe zukommt, Rechtsstreitigkeiten der Eingeborenen zu schlichten. An den genannten Orten befinden sich auch deutsche Postanstalten, in Kamerun-Stadt sogar eine telegraphische Verbindung mit Europa. Außerdem zeugen von der Fürsorge der deutschen Regierung für die Bevölkerung, die, soweit sie bis jetzt wirklich unter deutschem Einfluß steht, auf etwa eine halbe Million ge- schätzt wird, einige Schulen, die neben den Missionsschulen unterhalten werden, weiter verschiedene Straßen- und Hafenbauten, Versuchsplantagen, Kranken- häuser, die auf Kosten des deutschen Reiches errichtet sind. Auch macht das Christentum, seitdem das Land unter deutschem Schutze steht, unter den Ein- geborenen, ans denen namentlich der Druck einer entsetzlichen Geisterfnrcht lastet, erfreuliche Fortschritte. 4. Von Kamerun reisen wir nach der dritten Besitzung des deutschen Reiches in Afrika, nach Deutsch -Südwestafrika, zuweilen auch Lüderitz- land genannt zu Ehren des Bremer Großkaufmanns Lüderitz, der im Jahr 1883 daselbst zuerst einen größeren Küstenstrich mit dem Hafenplatz Angra Pequena von einem Häuptling käuflich erworben hat. Jetzt umfaßt diese Kolonie ein Gebiet, das etwa Istrmal so groß ist als Deutschland, im Westen vom at-

9. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 234

1897 - Stuttgart : Bonz
234 Geographie. No. 121. lantischen Ozean, im Norden von der portugiesischen Kolonie Angola, im Osten und Süden von Brittisch-Südafrika begrenzt. Der Sitz des Kaiser- lichen Landeshauptmanns ist in Windhoek (sprich: Windhuk). Das Land hat infolge seiner Höhenlage ein gesundes Klima. Am Rande ist es jedoch öde und nur an wenigen Stellen mit Pflanzenmuchs bekleidet. Erst im Innern findet man größere grüne Strecken in der Nähe von Quellen und in den Thälern der Flüsse, die freilief) nur nach den seltenen Regengüssen Wasser führen, dann aber in ungeheurer Menge. Nach solchen Wolkenbrüchen verwandelt sich die bisherige Wüste auf kürzere Zeck in üppige Weiden, ans denen das Gras oft über Mannshöhe emporschießt. Etwas günstiger als der südliche Teil dieses Gebiets (das Groß-Namaland) ist der nördliche Teil (das Hereroland) daran, sofern in diesem die Bewässerung eine regelmäßigere und reichlichere ist. Die Gebirge enthalten wertvolle Erze, namentlich Kupfererze, deren Ausbeutung aber durch den kostspieligen Transport zur Küste sehr er- schwert ist. Unter den Eingeborenen, deren Zahl im Verhältnis zu der Ausdehnung des Schutzgebiets eine geringe ist (wohl nicht mehr als 200000), steht der Stamm der Ovambo am höchsten, indem er Ackerbau treibt und bei ihm auch ein geordnetes Familienleben sowie Pflege der Kranken und Alten zu finden ist. Niederer stehen die gelbbraunen Nama oder Hottentotten und die schwarzbraunen Herero, meist noch Hirten und Jäger; doch wirken auch unter diesen Stämmen schon seit vielen Jahren deutsche Missionare nicht ohne erfreulichen Erfolg. Ii. Deutsch-Ostafrika, unser größtes und wichtigstes Kolonialgebiet (fast doppelt so groß als das deutsche Reich), grenzt im Osten an den indi- schen Ozean, im Süden an die portugiesische Kolonie Mocambique und den Nyassa, im Westen an den Tanganyikasee und den Kongostaat; im Norden durchschneidet die Grenze den Viktoriasee. Eingeleitet wurde die Erwerbung dieser Gebiete durch die „Gesellschaft für deutsche Kolonisation", welche im Jahr 1884 mit eingeborenen Häupt- lingen Kaufverträge abschloß und die erworbenen Gebiete unter den Schutz des deutschen Reiches stellte. Im Jahr 1891 übernahm das deutsche Reich selbst die Verwaltung des Küstengebiets sowie des Hinterlandes. Sitz der deutschen Behörden ist Dar-es-Saläm, mit einem vortrefflichen Hafen, aber ungesund gelegen. Von der Küste aus, die ihrer ganzen Länge nach eine sumpfige Niederung bildet, steigt das Gebirge terrassenförmig bis zu der Höhe unsrer Voralpen an, um in eine Hochfläche überzugehen. Dann folgen weit- ausgedehnte Grasflächen, hinter diesen niächtige Gebirge. An der Nordgrenze erhebt sich der 6000 in hohe Kilima-Ndscharo. Bis zu der Höhe von 1800 in

10. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 241

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 124. • Geographie. 241 germanischen haben sich in überwiegender Zahl der protestantischen Kirche zugewandt. Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine Haupt- rolle gespielt hat, sind die Italiener. Welche Erinnerungen knüpfen sich an Italien, welche Schätze birgt es noch in der Gegenwart! Noch heute zieht es Tausende mit unwiderstehlichem Drange in das „Land, wo die Zitronen blühn"; noch heute sind seine Museeiuund Kunstsammlnugeu ein Anziehungs- punkt für Künstler und Kunstfreunde. Roms Macht ist freilich schon seit langer Zeit dahingesunken; aber wenn der Reisende die Kuppel der Peters- kirche am Himmel auftauchen sieht, da klopft sein Herz höher, und sein Fuß betritt nicht ohne eine gewisse Erregung die Straßen der altehrwürdigeu Stadt. — Das Ideal der meisten Italiener ist das dolce far niente, das süße Nichtsthun; darum ist der Handel Italiens von geringer Bedeutung, die gewerbliche Thätigkeit der Größe und dem Reichtum des Landes nicht entsprechend. Auch die Volksbildung steht ans niedrigerer Stufe als in den meisten andern europäischen Ländern. Die Regierung hat noch jetzt mit der Unterdrückung des Räuberunwesens zu thun. Äußerst zudringliche Bettler be- lästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder Gelegenheit nach einem Trinkgeld aus. Im nördlichen Italien findet man mehr Arbeit- samkeit ; von hier ans gehen viele in andere Länder, um als Eisenbahuarbeiter, Maurer, Gipsfigurenhändler, Zuckerbäcker so viel zu verdienen, daß sie sich später in der Heimat ansiedeln können. Der Italiener hat eine schöne Gestalt, meist dunkle Augen und dunkles Haar, ein leidenschaftliches Gemüt, große Zungenfertigkeit und eine schöne, vokalreiche Sprache. Das stolzeste Volk der romanischen Rasse sind die Spanier. Seinen Stolz trägt der Spanier schon im Äußern zur Schau; er bückt sich nicht gern und arbeitet nur, wenn er muß. Sein Vaterland, das in seinen süd- lichsten Teilen die köstlichsten Weine und Südfrüchte hervorbringt, stellt auch keine großen Anforderungen an seine Arbeitskraft; es bringt ihm fast von selber hervor, was er braucht. Und der Spanier braucht wenig, da Mäßig- keit, besonders im Essen und Trinken, zu seinen Haupttugenden gehört. Be- trunkene sind eine große Seltenheit. Die Männer tragen fast das ganze Jahr hindurch einen Mantel, der alle Einflüsse des Klimas abhält; er ist, je nach- dem er fester oder nachlässiger umgeschlagen ist, das Thermometer der Witte- rung. Die spanischen Frauen und Mädchen, die höchst malerische Gewänder tragen, sind wegen ihrer Schönheit berühmt; mit unnachahmlicher Zierlichkeit führen sie ihre Nationaltänze ans und erfreuen den Zuschauer bald durch lang- same bald durch leidenschaftlich schnelle Bewegungen des Körpers. — Das Land ist schwach bevölkert. Stundenlang sucht der Reisende auf den Hoch- ebenen der beiden Kastilien nach Spuren von Menschen. Höchstens ein Hirte, Lesebuch für Fortbildungsschulen. 16
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