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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 55

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 30. 31. 32. Hauswirtschaft. 55 „Ei, ei, Marie, wie du so thöricht bist! Weißt du deun nicht, daß Gott unsterblich ist, Daß er, erhaben über Raum und Zeit, Regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit?" „Wie", sprach die Frau, „so glaubst du, lieber Mann, Daß Gott im Himmel niemals sterben kann, Daß er derselbe bleibe fort und fort, Und wählest ihn doch nicht zu deinem Hort Und setzest deine Hoffnung nicht auf ihn, Des Hilfe stets zu rechter Zeit erschien?" Da fiel's wie Schuppen von des Mannes Geist: „Ja, Gott ist treu, er hält, was er verheißt! Dank, liebes Weib, du wecktest mein Vertraun, Auf Gottes Hilfe will ich freudig baun, Und zag' ich jemals wieder in der Not, Dann frag' ich nur: Ist denn der Herrgott tot?" Julius Sturm. 31. Wenn du noch eine Mutter hast. 1. Ä^enu du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden! Nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden. Wenn du noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen, Daß sie dereinst ihr müdes Haupt im Frieden kann zur Ruhe legen. 2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen; Sie brachte abends dich zur Ruh' und weckte küssend dich am Morgen. Und warst du krank, sie pflegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren, Und gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren. 3. Sie lehrte dich den frommen Spruch, sie lehrte dich zuerst das Reden; Sie faltete die Hände dein und lehrte dich zun: Vater beten. Sie lenkte deinen Kindessiun, sie wachte über deiner Jugend; Der Mutter baute es allein, wenn du noch gehst den Pfad der Tugend. 4. Wie oft hat nicht die zarte Hand auf deinem lock'gen Haupt gelegen! Wie oft hat nicht ihr frommes Herz für dich gefleht um Gottes Segen! Und hattest du die Lieb' verkannt, gelohnt mit Undank ihre Treue, Die Mutter hat dir stets verziehn, mit Liebe dich umfaßt aufs neue. 5. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken, So kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken. Ein Muttergrab, ein heilig Grab, für dich die ew'ge, heil'ge Stelle! O wende dich an diesen Ort, wenn dich umtost des Lebens Welle! W. Kaulisch. 32. I)er Mutter letztes Vermächtnis. Drei Jahre war Martha Beschliesserin bei einer vornehmen Dame gewesen. Die treue Dienerin hatte eine gütige Herrin und wünschte

2. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 57

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 32. Hauswirtschaft. 57 ward ihr doch so wunderlich zu Mute, als sie überall die ordnende, sorgende Mutterhand erkannte! Im letzten und grössten Fache fand sie die Schnittmuster mit dem Notizbuche, in welchem allerlei Einträge ge- macht waren, und einen Brief, der ihre Adresse trug. Hastig und zitternd öffnete sie ihn. — Der letzte Brief der Mutter! Mein liebes Kind! Hier auf Erden werde ich Dich nicht mehr sehen; ich weihe Dir den letzten Scheidegruss mit meinem letzten Geschenke; es ist dieser Tisch, den mir dereinst in glücklichen Tagen Dein Vater selbst gezimmert hat. Als frohe Braut nähte ich jedes Stück meiner Aussteuer an diesem Tische. Er ist bei mir alt geworden und könnte Dir manches Stück Familiengeschichte erzählen. Wie schwanden hier die Stunden so rasch dahin! Wie traulich weilte es sich hier, wenn Sturm Und Regen ans Fenster klopften! Wie oft sass ich spät abends noch beim Lampenscheine am Nähtische ! Müde von der Tagesarbeit, hielt mich nur die Liebe zu den Meinen wach. Hier fertigte ich Dein erstes Kleidchen, in dem Du zur hl. Taufe getragen wurdest; hier entstand auch Dein Konfirmationskleid. Der Nähtisch war euch Kindern stets ehrwürdig erschienen, hatte er doch alljährlich die Weihnachtsgeschenke, an denen die Mutter im Auf- träge des Christkindes arbeiten musste, im Verschluss. Wie oft bist Du auf dem Fenstersims dicht am Nähtische gesessen und hast den Geschichten gelauscht*-, die ich Dir erzählte, während ich arbeitete. Auch bittere Stunden habe ich am Nähtisch verlebt; die Trauerkleider fertigte ich hier, in denen ich meine lieben Eltern und Dein Brüderchen zu Grabe ge- leitete, und viele Thränen habe ich dabei vergossen. Als Du in die Fremde zogst, da flogen von diesem Platze aus tausend sehnsüchtige Gedanken zu meinem Kinde in die Ferne, und Dein Bild, das ich über den Tisch hing, ward mir zur stäten Erinnerung an Dich. Nun gehe ich von hinnen und überlasse Dir das Hauswesen mit all den kleinen Sorgen und Pflichten. Nicht die geringste davon ist die Erhaltung der Kleider und Wäsche. Beachte jeden Riss und bessere den Schaden sofort aus, und wenn Dir die Arbeit schwer wird — es ist ja keine Arbeit, die einen in die Augen fallenden Erfolg aufweist —, so gedenke Deiner Mutter, die auch unzähligemal mit der Nadel hier aus- und einstach und dabei glücklich war, weil sie wusste, dass zum häuslichen Behagen Ordnung und Sauberkeit die ersten Bedingungen sind, und weil ihr deren Erfüllung innere Befriedigung und die Liebe, sowie den Dank der Ihrigen erwarb! Hier war der Brief abgebrochen; es fehlte der Schluss! Heisse Thränen tropften aus Marthas Augen. Sie fasste den festen Vorsatz, der Mutter,ähnlich zu werden: und als einige Wochen später das jüngste Schwesterchen zum Nähtisch geschlichen kam und der davor sitzenden Martha leise eine frische Bose auf die Arbeit fallen liess, als zwei Ärmchen sie umschlangen und der rosige Kindermund immer bat:

3. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 61

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 35. 36. Gesundheitspflege. 61 Gar viele ziehen sich durch übermäßigen Genuß geistiger Getränke die schwer- sten Krankheiten, ja selbst frühzeitigen Tod zu. Wie viel Gesundheit und auch wie viel Wohlstand geht im Vieltrinken unter! Ch. H. Käiberer. 36. Dom Atmen. ^yaft noch wichtiger als Essen und Trinken ist das Atmen. Ohne Nahrung kaun es der Mensch mehrere Tage aushalten, ohne Lust aber kaum fünf Minuten. Von der eingeatmeten Lust, die in der Hauptsache aus Stick- stoff und Sauerstoff besteht, geht in den Lungen zunächst der Sauerstoff in das hindnrchsließende Blut über, welches dadurch erfrischt und neu belebt wird; zugleich werden schädliche Stosse, die tödliche Kohlensäure und noch andere viel giftigere Stoffe, die sich im Körper gebildet haben, ausgeschieden und ausgeatmet, wodurch das Blut gereinigt wird. Beim Atmen ver- zehren wir also fortwährend den belebenden Sauerstoff und geben gesundheits- schädliche Stoffe von uns, was überdies auch noch durch die Hautans- düustung geschieht; wir verderben und verunreinigen somit ununterbrochen die Luft um uns her. Daher muß unsere Sorge stets daraus gerichtet sein, daß wir möglichst reine, sauerstoffreiche Luft zum Einatnien haben. Dazu ist vor allem nötig, daß wir soviel als möglich hinauskommen in die frische Luft, besonders in die freie, schöne Natur, wo die Luft am reinsten ist. Halten wir uns aber in unsern Wohnungen und andern geschlossenen Räumen auf, so muß die Luft darin mehr und mehr untauglich fürs Atmen werden. Es ist deshalb durchaus notwendig, daß wir für hinreichende Lust- erneuerung sorgen, indem wir durch Offnen von Thüren und Fenstern, womöglich von der freieren, sonnigen Seite aus, der schlechten Luft Abzug, der frischen Luft dagegen Zugang verschaffen. Je enger der Raum ist, der uns zum Aufenthalt dienen muß, desto notwendiger ist eine ausgiebige Lüftung. Unterlassen wir dies, so atmen wir immer die von uns selbst oder von andern schon einmal verbrauchte Luft ein, und wir vergiften uns somit gegenseitig. Aus den Wohnräumen entferne man auch alles, was durch üble Ausdünstung die Luft verunreinigt. Durch Räuchern wird die Luft im Zimmer nicht ver- bessert, wie man bisweilen meint, sondern nur der üble Geruch etwas ver- deckt. Auch im Winter müssen die Fenster geöffnet werden, und es ist ganz verkehrt, wenn man, um Brennmaterial zu ersparen, die gehörige Durchlüftung der Wohnung unterläßt; denn frische Luft ist leichter zu erwärmen als die eingeschlossene, von Ausdünstung erfüllte dumpfe Luft. Wir müssen ferner stets besorgt sein, daß wir möglichst staubfreie Luft einatmen; denn der Staub besteht aus den verschiedenartigsten, für die Lungen immerhin schädlichen Stoffen. Suchen wir daher überall, besonders aucp in den Schulzimmern, soviel als möglich den Staub zu verhüten, in-

4. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 62

1897 - Stuttgart : Bonz
62 Gesundheitspflege. No. 36. dem wir uns der größten Reinlichkeit befleißigen. Sehr zu mißbilligen ist es in dieser Beziehung, wenn die Damen in der Stadt, wo die Luft ohnehin schon staubig genug ist, mit ihren langen Kleidern auf den Straßen noch weiteren Staub aufwirbeln, den sie selbst und andere dann einatmen müssen. Reine, frische Lust brauchen wir aber in unserer Wohnung nicht bloß den Tag über, sondern noch viel mehr bei Nacht wahrend des Schlafes. Daher sollte man nur bei offenem Fenster schlafen, namentlich wenn mehrere Personen dieselbe Schlafstube benützen. Es genügt nicht, die Fenster blos morgens nach dem Aufstehen oder den Tag über offen zu halten. Die Nachtlust ist durchaus nicht schädlich, wie viele meinen, sie ist im Gegenteil reiner als die Tagesluft, besonders in größeren Städten. Man entschuldige sich im Winter nicht daniit, daß man ja im kalten Zimmer schlafe und somit kein Fenster zu öffnen brauche. Die Luft ist im kalten Schlafzimmer keineswegs besser als im leicht geheizten; denn in diesem geht die Lufterneuerung oder der Austausch zwischen Innen- und Anßenluft um so besser vor sich, je größer der Temperaturunterschied zwischen dieser und jener ist. Noch mehr als für den Gesunden ist reine Luft für den Kranken notwendig; daher sind jetzt in manchen Heilanstalten sogenannte Luft- hütten an sonnigen Stellen, gewöhnlich in der Nähe des Waldes oder unter Bäumen, errichtet, in welchen für reichlichen Luftzutritt gesorgt ist, und die den Kranken hauptsächlich zum Schlafen dienen. Denn frische, reine Luft ist die allerbeste Arznei. Zur Pflege unserer Gesundheit ist aber nicht bloß erforderlich, daß wir allezeit für gute Atmungsluft sorgen, sondern wir müssen auch darauf bedacht sein, richtig zu atmen. Vor allem atme man nicht durch den Mund, sondern bei geschlossenem Mund nur durch die Nase. „Geschlossener Mund erhält gesund." Beim Atmen durch die Nase gelangt erstlich die Luft nicht unmittelbar in die Luft- röhre und die Lungen, und daher wird in der rauhen Jahreszeit die kalte Luft im Innern der Nase, in deren Ausbuchtungen und Seitenhöhlen, erst „vor- gewärmt", wodurch mancher Katarrh u. drgl. verhütet wird. Sodann wird über auch die durch allerlei Staub verunreinigte Luft im Innern der Nase gereinigt, gleichsam filtriert. Atmet man aber durch den Mund, so kommt die Luft, wie sie ist, auch die kalte Luft, unmittelbar in die innern Atmungs- organe, und es können so leicht Halskrankheiten entstehen, besonders wenn der Kehlkopf vorher durch viel Sprechen und Singen erhitzt ist; überdies schadet die eingeatmete kalte Luft auch den Zähnen, an welchen sie direkt vorüberstreicht. Damit die Aufnahme des Sauerstoffs der Luft und die Ausscheidung der Giftstoffe unseres Körpers genügend vor sich geht, ist kräftiges Atmen notwendig, welches vor allem durch eine weite, kräftig gebaute Brust, in der

5. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 63

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 36. 37. Gesundheitspflege. 63 sich die Lungen gehörig ausbreiten und thätig sein können, unterstützt wird. Eine solche Brust ist durch die ganze körperliche Erziehung von früher Jugend auf, insbesondere durch zweckmäßige Turnübungen anzustreben. Sodann ist be- sonders auf tiefes Atmen zu halten, damit die Luft in vollen Zügen den Lungen zugeführt wird. Beim gewöhnlichen ruhigen Atmen dringt die Luft nicht in alle Teile der Lunge. Beim Tiefatmen dagegen gelangt die Luft auch in die äußersten Teile der Lungen, besonders in die obersten, in die so- genannten Lungenspitzen, die bis unter die Schultern reichen; überdies wird beim kräftigen Ein- und Ausatmen auch die Herzthätigkeit vorteilhaft beeinflußt. Beim Tiefatmen hebe man die Schultern und ziehe die Luft bei ge- schlossenem Munde langsam ein, halte dann etwas an, und atme ebenso lang- sam wieder ans. Dieses Tiefatmen sollte besonders von allen denjenigen, welche eine „sitzende" Lebensweise zu führen genötigt sind, geübt und gepflegt, und wenn möglich unter dem offenen Fenster, und noch besser bei Sonnen- schein ausgeführt werden; auch während der Arbeit recke und strecke man sich bisweilen und thue einen kräftigen Atemzug. Besonders zu empfehlen ist das Tiefatmen im Freien, auf Spaziergängen, im Walde und auf den Höhen. Um aber kräftig atmen zu können, darf der Oberkörper nicht in beengende, presfende Kleidung eingezwängt fein. Besonders verderblich in dieser Hinsicht ist das enge, steife Korsett der Frauen. Dieses hemmt die Thätigkeit der Lungen, hindert das Zwerchfell in der freien Bewegung, stört die Verdauung und den Blutumlauf und schädigt überdies noch wichtige Unterleibsorgane. Es würde nicht so viele Bleichsüchtige geben, wenn der Schnürleib nicht wäre. In gleicher Weise sind drückende Gürtel und Leibriemen, enge, hohe Hals- und Stehkragen, zu fest gebundene Röcke gesundheitsschädlich. Auch vorge- beugte Haltung des Oberkörpers beim Sitzen, bei der Arbeit, beim Lesen und Schreiben, beim Gehen ist einem ausgiebigen Atmen hinderlich. Also immer möglichst aufrecht! §h. H. Kaberer. 37. Die Hautpflege. Von großer Bedeutung für die Erhaltung und Beförderung unserer Gesundheit ist eine geordnete, richtige Hautpflege. Die meisten Krankheiten können dadurch verhindert werden, und es gilt in dieser Beziehung ganz be- sonders das bekannte Wort: „Es ist leichter, Krankheiten zu verhüten, als solche zu heilen." Die Haut ist nämlich ein gar merkwürdiges, kunstvolles Gebilde. Sie hat insbesondere eine große Menge feiner Löchlein oder Poren, welche bei einem erwachsenen Menschen etwa 2^2 Millionen betragen. Durch dieselben werden fortwährend verschiedene, dem Körper schädliche Stoffe, gleichsam die Schlacken desselben, ausgeschieden, teils in feinen Tröpf- chen als Schweiß teils unsichtbar dnnstförmig. Entstandene Krankheiten müssen

6. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 66

1897 - Stuttgart : Bonz
66 Volkswirtschaft. No. 37. 38. Zustände hervorruft. Ein vorzügliches Mittel hiezu sind eben kalte Bäder und Abwaschungen. Zum Zweck der Abhärtung darf die Kleidung in der rauheren Jahreszeit nicht zu warm sein; denn die Haut wird dadurch verweichlicht; sie darf auch nicht zu eng und zu dicht sein, weil sonst die Haut in ihrer Thätigkeit gehemmt ist. Insbesondere muß die Unter- kleidung leicht und jedenfalls recht durchlässig und daher weitporig sein, ob sie nun wollen oder baumwollen oder leinen ist, damit die Ausdünstung der Haut ungehindert hinaus, dagegen die äußere Luft zu derselben eindringen kaun. Wasserdichte Regenmäntel, Gummiüberschuhe, ebenso enge Schuhe und Stiefel sind zu vermeiden, zumal letztere auch die Blutzirkulation hemmen. Weites Schuhwerk, überhaupt weite Kleidung, ist überdies im Winter auch wärmer. In der rauhen Jahreszeit hülle man den Kopf nicht in Pelzmützen, wollene Kaputzeu u. drgl., sondern sorge für eine leichte Kopfbedeckung, halte dagegen die Füße desto wärmer; so weit es angeht, läßt man am bestenden Kopf ganz frei, ebenso auch den Hals. Leichte, luftige Kopfbedeckung befördert den Haarwuchs und verhindert das Ausfallen der Haare. Damit die Hautthätigkeit auch in der Nacht während des Schlafes nicht gestört wird, meide man die schweren Federdeckeu. Von ausgezeichneter Wirkung auf die Haut und damit auf den ganzen Körper ist der Einfluß des Sonnen- lichtes. Mau sollte daher weniger sonnenscheu sein; gilt auch eine ge- bräunte Haut für weniger vornehm, so zeugt sie in der Regel von mehr Ab- härtung und besserer Gesundheit. §h. Oberer. C. Volkswirtschaft. 38. Wanderung ins Leben. 26enn du aus der Schule entlassen bist und aus dem elterlichen Hause die erste Wanderung in die Welt antrittst, so machst du's wie der Bogel, der aus dem Käfig entwischt ist. Er schüttelt sich und rüttelt sich, als wolle er den Staub von den Federn wegwischen. Dann stimmt er sein Liedlein an, und nun geht's fort ins Freie. Auf seinem luftigen Fluge kann er ebenso leicht in die Klauen eines Habichts ge- raten als zu seinesgleichen. — So kann dir's jetzt auch gehen. Der Habichte giebt es viele, die wie Tauben aussehen. Darum beherzige, wenn du in neue Lebensverhültnisse trittst, den Spruch: Geh ohne Stab nicht durch den Schnee und ohne Steuer nicht zur See; Geh ohn' Gebet und Gottes Wort niemals aus deinem Hause fort!

7. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 70

1897 - Stuttgart : Bonz
70 Volkswirtschaft. No. 43„ Leute Geldbeutel. Behalte deshalb geliehenes Geld nicht eine Stunde über die festgesetzte Zeit, wenn du willst, dass dir die Börse deines Freundes nicht für immer verschlossen bleiben soll. Wer pünktlich bezahlt, beweist, dass er an seine Schulden denkt. Dies giebt dir das Ansehen eines nachdenkenden und rechtschaffenen Mannes, und auch das vermehrt deinen Kredit. Hüte dich, alles, was du besitzest, als dein Eigentum zu betrachten und darnach deinen Aufwand zu machen! In diesen Irrtum geraten viele Leute, die Kredit haben. Dies zu verhüten, führe genau Buch über deine Einnahmen und Ausgaben. Schreibe alle Kleinigkeiten auf, und du wirst dich bald überzeugen, wie ganz unbeträchtliche Ausgaben durch die Länge der Zeit zu wundersamen Summen anlaufen. Du wirst sehen, was seither gespart werden konnte, und wo künftig ohne grosse Unbe- quemlichkeit gespart werden kann. Kurz, der Weg zum Wohlstand ist, wenn du nur willst, so eben als der Weg zum Markte. Er hängt meistens von zwei Wörtchen ab: Thätigkeit und Sparsamkeit. Ein Mensch, der nicht zu sparen versteht, wird ohne einen Pfennig Ver- mögen sterben, nachdem er sein ganzes Leben lang seine Nase auf die Arbeit geheftet hatte. Eine fette Küche macht ein mageres Testament. Seide, Samt und Atlas rauben der Familie das Brot und löschen das Feuer in der Küche aus. Leckereien, führen zum Bettelstab. Die Steuern betrachten viele als eine grosse Last; allein wenn wir sonst keine Abgaben als die an die Obrigkeit zu bezahlen hätten, so könnten wir leicht damit fertig werden. Wir haben aber noch viele andere, die uns weit schwerer fallen. Unsere Faulheit z. B. nimmt uns zweimal mehr ab als die Obrigkeit, unsere Eitelkeit dreimal und unsere Thorheit viermal mehr, und diese Steuer kann uns keine Steuerbehörde und kein Land- tagsabgeordneter abnehmen. Hütet euch vor kleinen Ausgaben! Ein kleines Leck vernichtet ein grosses Schiff. Wer kauft, was er nicht braucht, der muss bald verkaufen, was er braucht. Der Stolz früh- stückt mit dem Überfluss, hält Mittag mit der Armut und isst zu Abend mit der Verachtung. Die Armut raubt dem Menschen die Betriebsam- keit; denn ein leerer Sack kann nicht wohl aufrecht stehen. Spart für die Zeit des Alters und der Not, so lange ihr könnt; die Sonne des Morgens dauert nicht den ganzen Tag. Wer jedoch alles erwirbt, was er mit Ehren erwerben kann, und, notwendige Ausgaben abgerechnet, alles erhält, was er erwirbt, der wird sicherlich zum Wohl- stand kommen, wenn anders jenes Wesen, das die Welt regiert, und von dem jeder Mensch Segen zu seinem ehrlichen Fleiss erflehen sollte, seiner weisen Vorsehung nach es nicht anders beschlossen hat.

8. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 72

1897 - Stuttgart : Bonz
72 Volkswirtschaft. No. 44. 45. langer Zeit verkauft werden. Der Arbeiter kann aber so lange nicht zuwarten. Er muß also die gefertigte Arbeit dem Unternehmer allein überlassen, der damit auch das alleinige Wagnis für den Absatz über- nimmt. Der Arbeiter begnügt sich mit einer Abfindung, die ihm nach gegenseitigem Übereinkommen in der Form des Lohnes gewährt wird. Abgesehen von der Verzinsung des Betriebskapitals muß der Unter- nehmer auch einen Gewinnanteil für seine Arbeit in Anspruch nehmen. Gestaltet sich der Absatz der Ware günstig, so wird auf den Unter- nehmer allerdings ein verhältnismäßig großer Gewinnanteil entfallen, und es erscheint in diesem Fall der Arbeiter im Nachteil. Wenn je- doch der Absatz ein ungünstiger ist, so muß der Unternehmer auch allein den Verlust tragen; denn der Arbeiter hat seinen Gewinnanteil schon zum voraus empfangen. Es halten sich also für beide Teile Vor- und Nachteile die Wage. Volkswirtschaftslehre für jedermann. 45. Das Gewerbe in früheren Zeiten. Äei den alten Germanen gab es leinen besonderen Handwerkerstand. Ihre Hauptbeschäftigungen waren Jagd, Viehzucht und Ackerbau. Die un- entbehrlichsten Bedürfnisse, Wohnung, Kleidung, Haus- und Feldgeräte, Waffen und Werkzeuge, wurden ursprünglich von hörigen Knechten oder von denen, die dieser Gegenstände bedurften, hergestellt. Es kam wohl auch vor, daß ein armer Freier, der keinen Knecht hatte, Zimmermann, Schmied, Schreiner, Weber, Gerber, Schuster, Schneider u. a. in einer Person war. Zu Anfang des Mittelalters fertigte man hauptsächlich in den Klöstern feinere Handarbeiten. Verschiedene Gewerbe wurden teils innerhalb teils außerhalb der Klostermauern in den Laienwohnnngen ausgeübt. In mehrere Stuben verteilt gab es hier Schuhmacher, Schneider, Sattler, Schlosser, Gold- und Waffenschmiede, Seifensieder, sowie viele Personen, welche in der Küche, der Bäckerei und Brauerei, in der Mühle, in Stall und Garten beschäftigt waren. Einen nicht geringen Anteil hatten auch die Frauen an der Her- stellung von Gebrauchsgegenstünden. Der Flachs und die Wolle wurde von ihnen oder unter ihrer Aufsicht gesponnen und gewoben, die Kleidung für die Familienglieder gefertigt, das Bier, der Essig, die Lichter, das Brot, die Seife u. a. durch sie erzeugt. Erst als die Städte gegründet wurden und freie Männer sich gewöhnten, einzelne Gewerbe zu ihrem Lebensberufe zu machen, konnte das Handwerk sich entwickeln. Als sodann im Mittelalter die vornehmen Geschlechter (Patrizier) mit Willkür und Strenge herrschten, sahen sich die Handwerker genötigt, zum Schutz ihres Standes, ihrer Rechte und Freiheiten zu Zünften sich zusammenzuschließen, und mit der Zeit gelang

9. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 105

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 62. 63. Landwirtschaft und Gewerbe. 105 Die Tiefe der Ackerkrume kann man leicht durch das Einstoßen mit einem Stock bestimmen, und die Beschasfenheit des Untergrunds erkennt man an den Maulwurfshaufen. Diese zuerst in die Sinne fallenden Kennzeichen geben ein ungefähres Bild von der Beschaffenheit des Bodens. Um dieselbe aber genauer kennen zu lernen, muß man die Schlamm-Methode und die chemische Untersuchnng (Analyse) in Anwendung bringen. Nach Albrecht Thaer. 63. Die Verbesserung des Dodens. a. Melioration. X-’er Landwirt kann auf mancherlei Weise seinen Boden verbessern und selbst einen geringen, wertlosen ertragreich machen. Solche Grundverbesse- rungen, wenn sie zweckmäßig ausgeführt werden, sind bleibenden Kapital- anlagen gleich zu erachten; aber sie erfordern in den meisten Füllen auch an- sehnliche Opfer, und ein verständiger Mann wird genau berechnen, ob sich das verwendete Kapital an Barauslagen, Arbeit und Material durch die er- zielten Erfolge gehörig verzinsen und nach und nach wieder heimzahlen werde. Auch darf nicht vergessen werden, daß beinahe alle Bodenverbesserungen nur dann wohlthätig und nachhaltig wirken, wenn sie Hand in Hand mit einer stütigen Düngung gehen. Ohne diese sind sie nur neue Mittel, den Boden zu berauben und zu entkräften. Als die wichtigsten Grundverbesserungen sind anzusehen: Erdmischungen, Ebnen, Motten und Entwässern des Bodens. 1. Die Erd Mischungen erfordern, wenn sie in beträchtlicherem Um- fange ausgeführt werden sollen, sehr viel Arbeit, sind in der Regel nur da zulässig, wo die Erdart, mit welcher ein Boden überführt werden will, be- quem in der Nähe zu haben ist, und werden am besten zur Winterszeit vor- genommen. Sie wirken sehr nachhaltig, oft bleibend für alle Zeiten, beson- ders wenn hinlängliche Düngung mit der Erdmischung Hand in Hand geht. Die Wirkung des Übermergelns z. B. schlügt man auf 10—12 Jahre an. 2. Das Ebnen der Grundstücke kann in vielfach durchschnittenem Boden oft mit großem Vorteil ausgeführt werden, indem man erhöhte Stellen abträgt und zur Ausfüllung vertiefter verwendet. Letztere sind nicht selten naß und werden so trocken gelegt, und die Bearbeitung des Grundstückes wird überhaupt erleichtert. 3. Das Motten oder Rasenbrennen ist nur vorteilhaft auf feuchten oder soeben trockengelegten Bodenstücken, welche eine schlechte Grasnarbe haben, also auf stark mit Moos, Heidekraut, Farnen, Binsen und sauren Gräsern bewachsenem und verfilztem Thonboden. Es wird in Württemberg haupt- sächlich in Oberschwaben und im Schwarzwald angewendet.

10. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 167

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 86. 87. Landwirtschaft und Gewerbe. 167 für alle Werkzeuge des gewöhnlichen Lebens. Der geringe Grad seiner Abnützungs- fähigkeit macht es überall da unentbehrlich, wo Reibungen und Bewegungen die Brauchbarkeit eines Gegenstandes bedingen. Es ist das Material für Schlosser und Schmiede und die tausend und abertausend Nutzgegenstände, welche aus deren Werkstätten kommen. Seine Festigkeit und Dichtigkeit empfiehlt es zu Verbinduugs- und Schutzmitteln in den verschiedenen Gitter- und Kettenwerken und dem ganzen Reichtum der Rüstungen, Waffen und Geschütze; sein hoher Schmelzgrad läßt es für Gegenstände passend erscheinen, die viel mit dem Feuer in Berührung kommen, und seine Elastizität endlich feiert in den bekannten Uhrfedern andern Metallen gegenüber unerreichbare Triumphe. Es hat also das Eisen ein sehr großes, aber dennoch fest und bestimmt abgegrenztes Verwendungsgebiet. Es kann als Schmuck nie mit Gold und Silber konkurrieren. Das Schniiedeisen erscheint in allen denjenigen Gegenständen, deren Form für den Gebrauch gleichgültig ist, in einer seiner Verarbeitung genau entsprechenden Gestalt. Wenn eiserne Stäbe auf dem Amboß mit dem Hammer bearbeitet werden, so biegen sich die zu beiden Seiten des Hammerschlags befindlichen Teile einwärts, und es entstehen so aus dem geraden Eisenstabe spiralförmige Krümmungen, welche die Grundform fast sämt- licher älteren Gitterwerke bilden. Mit außerordentlichem Geschick und Verständnis hat man diese Grnndgestalt erweitert und künstlerisch umgebildet und große Ver- schlingungen geschaffen, die mit ihren feingegliederten Rosen und Bouquets den Stolz der alten Eisenschmiede bildeten. Im fertigen Zustande wurden dann einige der Teile, besonders die oberen Ausläufer, einzelne in die Spiralen gebundene Blüten und Blätter vergoldet, dem Ganzen aber der Charakter und die Farbe des Eisens gewahrt und so jener unangenehme Eindruck vermieden, den unsere niodernen eisernen Gartenmöbel mit Holzfarbanstrich verursachen. Die künstlerische Ausgestaltung des Gußeisens muß naturgemäß immer mit der Sprödigkeit dieses Stoffes rechnen. Leichte Vergoldung in einzelnen Linien und Streifen auf deni dunkeln Grund trägt wesentlich zu einem schönen Auspntz seiner Formen bei. Nach I. Stockbauer. 87. Etwas über Gerberei. 3!8ollte man die Häute, wie sie von den Tieren abgezogen werden, zu Schuhen, Taschen u. s. w. benützen, so würden sie in der Feuchtigkeit auf- weichen und in Fäulnis übergehen. Ilm dies zu verhindern, werden die Häute gegerbt, d. h. mit einem Stoffe verbunden, welcher sie gegen die Einwirkung des Waffers schützt. Man hat dazu verschiedene Mittel, welche auf mehr oder minder vollkommene Weise diesen Zweck erfüllen, nämlich gemahlene Eichen- oder Fichtenrinde (Lohe genannt), Alaun mit Kochsalz, Fett und endlich Kreide. Hiernach giebt es drei Arten zu gerben: Lohgerberei, wenn mit Lohe, Weiß- gerberei, wenn mit Alaun und Kochsalz gegerbt wird, Sämischgerberei, wenn die Haut mit Fett eingerieben wird. Die Haare entfernt man dadurch, daß man die Felle so lange in einen dünnen Brei aus gelöschtem Kalk und Wasser legt, bis die Haare so lose geworden sind, daß sie sich leicht ausziehen lassen.
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