Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 30. 31. 32.
Hauswirtschaft.
55
„Ei, ei, Marie, wie du so thöricht bist!
Weißt du deun nicht, daß Gott unsterblich ist,
Daß er, erhaben über Raum und Zeit,
Regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit?"
„Wie", sprach die Frau, „so glaubst du, lieber Mann,
Daß Gott im Himmel niemals sterben kann,
Daß er derselbe bleibe fort und fort,
Und wählest ihn doch nicht zu deinem Hort
Und setzest deine Hoffnung nicht auf ihn,
Des Hilfe stets zu rechter Zeit erschien?"
Da fiel's wie Schuppen von des Mannes Geist:
„Ja, Gott ist treu, er hält, was er verheißt!
Dank, liebes Weib, du wecktest mein Vertraun,
Auf Gottes Hilfe will ich freudig baun,
Und zag' ich jemals wieder in der Not,
Dann frag' ich nur: Ist denn der Herrgott tot?"
Julius Sturm.
31. Wenn du noch eine Mutter hast.
1. Ä^enu du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden!
Nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden.
Wenn du noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen,
Daß sie dereinst ihr müdes Haupt im Frieden kann zur Ruhe legen.
2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen;
Sie brachte abends dich zur Ruh' und weckte küssend dich am Morgen.
Und warst du krank, sie pflegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren,
Und gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren.
3. Sie lehrte dich den frommen Spruch, sie lehrte dich zuerst das Reden;
Sie faltete die Hände dein und lehrte dich zun: Vater beten.
Sie lenkte deinen Kindessiun, sie wachte über deiner Jugend;
Der Mutter baute es allein, wenn du noch gehst den Pfad der Tugend.
4. Wie oft hat nicht die zarte Hand auf deinem lock'gen Haupt gelegen!
Wie oft hat nicht ihr frommes Herz für dich gefleht um Gottes Segen!
Und hattest du die Lieb' verkannt, gelohnt mit Undank ihre Treue,
Die Mutter hat dir stets verziehn, mit Liebe dich umfaßt aufs neue.
5. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken,
So kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken.
Ein Muttergrab, ein heilig Grab, für dich die ew'ge, heil'ge Stelle!
O wende dich an diesen Ort, wenn dich umtost des Lebens Welle!
W. Kaulisch.
32. I)er Mutter letztes Vermächtnis.
Drei Jahre war Martha Beschliesserin bei einer vornehmen Dame
gewesen. Die treue Dienerin hatte eine gütige Herrin und wünschte
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Marie Daß_Gott Gott Julius_Sturm Gott W._Kaulisch Martha_Beschliesserin
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 32.
Hauswirtschaft.
57
ward ihr doch so wunderlich zu Mute, als sie überall die ordnende,
sorgende Mutterhand erkannte! Im letzten und grössten Fache fand sie
die Schnittmuster mit dem Notizbuche, in welchem allerlei Einträge ge-
macht waren, und einen Brief, der ihre Adresse trug. Hastig und zitternd
öffnete sie ihn. — Der letzte Brief der Mutter!
Mein liebes Kind!
Hier auf Erden werde ich Dich nicht mehr sehen; ich weihe Dir den
letzten Scheidegruss mit meinem letzten Geschenke; es ist dieser Tisch, den
mir dereinst in glücklichen Tagen Dein Vater selbst gezimmert hat. Als frohe
Braut nähte ich jedes Stück meiner Aussteuer an diesem Tische. Er ist bei
mir alt geworden und könnte Dir manches Stück Familiengeschichte erzählen.
Wie schwanden hier die Stunden so rasch dahin! Wie traulich weilte es sich
hier, wenn Sturm Und Regen ans Fenster klopften! Wie oft sass ich spät
abends noch beim Lampenscheine am Nähtische ! Müde von der Tagesarbeit,
hielt mich nur die Liebe zu den Meinen wach. Hier fertigte ich Dein erstes
Kleidchen, in dem Du zur hl. Taufe getragen wurdest; hier entstand auch Dein
Konfirmationskleid. Der Nähtisch war euch Kindern stets ehrwürdig erschienen,
hatte er doch alljährlich die Weihnachtsgeschenke, an denen die Mutter im Auf-
träge des Christkindes arbeiten musste, im Verschluss.
Wie oft bist Du auf dem Fenstersims dicht am Nähtische gesessen und
hast den Geschichten gelauscht*-, die ich Dir erzählte, während ich arbeitete.
Auch bittere Stunden habe ich am Nähtisch verlebt; die Trauerkleider fertigte
ich hier, in denen ich meine lieben Eltern und Dein Brüderchen zu Grabe ge-
leitete, und viele Thränen habe ich dabei vergossen.
Als Du in die Fremde zogst, da flogen von diesem Platze aus tausend
sehnsüchtige Gedanken zu meinem Kinde in die Ferne, und Dein Bild, das
ich über den Tisch hing, ward mir zur stäten Erinnerung an Dich.
Nun gehe ich von hinnen und überlasse Dir das Hauswesen mit all den
kleinen Sorgen und Pflichten. Nicht die geringste davon ist die Erhaltung
der Kleider und Wäsche. Beachte jeden Riss und bessere den Schaden sofort
aus, und wenn Dir die Arbeit schwer wird — es ist ja keine Arbeit, die einen
in die Augen fallenden Erfolg aufweist —, so gedenke Deiner Mutter, die auch
unzähligemal mit der Nadel hier aus- und einstach und dabei glücklich war,
weil sie wusste, dass zum häuslichen Behagen Ordnung und Sauberkeit die
ersten Bedingungen sind, und weil ihr deren Erfüllung innere Befriedigung und
die Liebe, sowie den Dank der Ihrigen erwarb!
Hier war der Brief abgebrochen; es fehlte der Schluss!
Heisse Thränen tropften aus Marthas Augen. Sie fasste den festen
Vorsatz, der Mutter,ähnlich zu werden: und als einige Wochen später
das jüngste Schwesterchen zum Nähtisch geschlichen kam und der davor
sitzenden Martha leise eine frische Bose auf die Arbeit fallen liess, als
zwei Ärmchen sie umschlangen und der rosige Kindermund immer bat:
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 35. 36.
Gesundheitspflege.
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Gar viele ziehen sich durch übermäßigen Genuß geistiger Getränke die schwer-
sten Krankheiten, ja selbst frühzeitigen Tod zu. Wie viel Gesundheit und
auch wie viel Wohlstand geht im Vieltrinken unter! Ch. H. Käiberer.
36. Dom Atmen.
^yaft noch wichtiger als Essen und Trinken ist das Atmen. Ohne
Nahrung kaun es der Mensch mehrere Tage aushalten, ohne Lust aber kaum
fünf Minuten. Von der eingeatmeten Lust, die in der Hauptsache aus Stick-
stoff und Sauerstoff besteht, geht in den Lungen zunächst der Sauerstoff in
das hindnrchsließende Blut über, welches dadurch erfrischt und neu belebt
wird; zugleich werden schädliche Stosse, die tödliche Kohlensäure und noch
andere viel giftigere Stoffe, die sich im Körper gebildet haben, ausgeschieden
und ausgeatmet, wodurch das Blut gereinigt wird. Beim Atmen ver-
zehren wir also fortwährend den belebenden Sauerstoff und geben gesundheits-
schädliche Stoffe von uns, was überdies auch noch durch die Hautans-
düustung geschieht; wir verderben und verunreinigen somit ununterbrochen die
Luft um uns her. Daher muß unsere Sorge stets daraus gerichtet sein, daß
wir möglichst reine, sauerstoffreiche Luft zum Einatnien haben. Dazu ist vor
allem nötig, daß wir soviel als möglich hinauskommen in die frische Luft,
besonders in die freie, schöne Natur, wo die Luft am reinsten ist.
Halten wir uns aber in unsern Wohnungen und andern geschlossenen
Räumen auf, so muß die Luft darin mehr und mehr untauglich fürs Atmen
werden. Es ist deshalb durchaus notwendig, daß wir für hinreichende Lust-
erneuerung sorgen, indem wir durch Offnen von Thüren und Fenstern,
womöglich von der freieren, sonnigen Seite aus, der schlechten Luft Abzug,
der frischen Luft dagegen Zugang verschaffen. Je enger der Raum ist, der
uns zum Aufenthalt dienen muß, desto notwendiger ist eine ausgiebige Lüftung.
Unterlassen wir dies, so atmen wir immer die von uns selbst oder von andern
schon einmal verbrauchte Luft ein, und wir vergiften uns somit gegenseitig.
Aus den Wohnräumen entferne man auch alles, was durch üble Ausdünstung
die Luft verunreinigt. Durch Räuchern wird die Luft im Zimmer nicht ver-
bessert, wie man bisweilen meint, sondern nur der üble Geruch etwas ver-
deckt. Auch im Winter müssen die Fenster geöffnet werden, und es ist ganz
verkehrt, wenn man, um Brennmaterial zu ersparen, die gehörige Durchlüftung
der Wohnung unterläßt; denn frische Luft ist leichter zu erwärmen als die
eingeschlossene, von Ausdünstung erfüllte dumpfe Luft.
Wir müssen ferner stets besorgt sein, daß wir möglichst staubfreie
Luft einatmen; denn der Staub besteht aus den verschiedenartigsten, für
die Lungen immerhin schädlichen Stoffen. Suchen wir daher überall, besonders
aucp in den Schulzimmern, soviel als möglich den Staub zu verhüten, in-
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
62
Gesundheitspflege.
No. 36.
dem wir uns der größten Reinlichkeit befleißigen. Sehr zu mißbilligen ist
es in dieser Beziehung, wenn die Damen in der Stadt, wo die Luft ohnehin
schon staubig genug ist, mit ihren langen Kleidern auf den Straßen noch
weiteren Staub aufwirbeln, den sie selbst und andere dann einatmen müssen.
Reine, frische Lust brauchen wir aber in unserer Wohnung nicht bloß
den Tag über, sondern noch viel mehr bei Nacht wahrend des Schlafes.
Daher sollte man nur bei offenem Fenster schlafen, namentlich
wenn mehrere Personen dieselbe Schlafstube benützen. Es genügt nicht,
die Fenster blos morgens nach dem Aufstehen oder den Tag über offen zu
halten. Die Nachtlust ist durchaus nicht schädlich, wie viele meinen, sie
ist im Gegenteil reiner als die Tagesluft, besonders in größeren Städten.
Man entschuldige sich im Winter nicht daniit, daß man ja im kalten Zimmer
schlafe und somit kein Fenster zu öffnen brauche. Die Luft ist im kalten
Schlafzimmer keineswegs besser als im leicht geheizten; denn in diesem geht
die Lufterneuerung oder der Austausch zwischen Innen- und Anßenluft um so
besser vor sich, je größer der Temperaturunterschied zwischen dieser und jener ist.
Noch mehr als für den Gesunden ist reine Luft für den Kranken
notwendig; daher sind jetzt in manchen Heilanstalten sogenannte Luft-
hütten an sonnigen Stellen, gewöhnlich in der Nähe des Waldes oder unter
Bäumen, errichtet, in welchen für reichlichen Luftzutritt gesorgt ist, und die
den Kranken hauptsächlich zum Schlafen dienen. Denn frische, reine Luft
ist die allerbeste Arznei.
Zur Pflege unserer Gesundheit ist aber nicht bloß erforderlich, daß wir
allezeit für gute Atmungsluft sorgen, sondern wir müssen auch darauf bedacht
sein, richtig zu atmen.
Vor allem atme man nicht durch den Mund, sondern bei geschlossenem
Mund nur durch die Nase. „Geschlossener Mund erhält gesund." Beim
Atmen durch die Nase gelangt erstlich die Luft nicht unmittelbar in die Luft-
röhre und die Lungen, und daher wird in der rauhen Jahreszeit die kalte Luft
im Innern der Nase, in deren Ausbuchtungen und Seitenhöhlen, erst „vor-
gewärmt", wodurch mancher Katarrh u. drgl. verhütet wird. Sodann wird
über auch die durch allerlei Staub verunreinigte Luft im Innern der Nase
gereinigt, gleichsam filtriert. Atmet man aber durch den Mund, so kommt
die Luft, wie sie ist, auch die kalte Luft, unmittelbar in die innern Atmungs-
organe, und es können so leicht Halskrankheiten entstehen, besonders wenn
der Kehlkopf vorher durch viel Sprechen und Singen erhitzt ist; überdies
schadet die eingeatmete kalte Luft auch den Zähnen, an welchen sie direkt
vorüberstreicht.
Damit die Aufnahme des Sauerstoffs der Luft und die Ausscheidung
der Giftstoffe unseres Körpers genügend vor sich geht, ist kräftiges Atmen
notwendig, welches vor allem durch eine weite, kräftig gebaute Brust, in der
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
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No. 36. 37.
Gesundheitspflege.
63
sich die Lungen gehörig ausbreiten und thätig sein können, unterstützt wird.
Eine solche Brust ist durch die ganze körperliche Erziehung von früher Jugend
auf, insbesondere durch zweckmäßige Turnübungen anzustreben. Sodann ist be-
sonders auf tiefes Atmen zu halten, damit die Luft in vollen Zügen den
Lungen zugeführt wird. Beim gewöhnlichen ruhigen Atmen dringt die Luft
nicht in alle Teile der Lunge. Beim Tiefatmen dagegen gelangt die Luft
auch in die äußersten Teile der Lungen, besonders in die obersten, in die so-
genannten Lungenspitzen, die bis unter die Schultern reichen; überdies wird
beim kräftigen Ein- und Ausatmen auch die Herzthätigkeit vorteilhaft beeinflußt.
Beim Tiefatmen hebe man die Schultern und ziehe die Luft bei ge-
schlossenem Munde langsam ein, halte dann etwas an, und atme ebenso lang-
sam wieder ans. Dieses Tiefatmen sollte besonders von allen denjenigen,
welche eine „sitzende" Lebensweise zu führen genötigt sind, geübt und gepflegt,
und wenn möglich unter dem offenen Fenster, und noch besser bei Sonnen-
schein ausgeführt werden; auch während der Arbeit recke und strecke man sich
bisweilen und thue einen kräftigen Atemzug. Besonders zu empfehlen ist das
Tiefatmen im Freien, auf Spaziergängen, im Walde und auf den Höhen.
Um aber kräftig atmen zu können, darf der Oberkörper nicht in beengende,
presfende Kleidung eingezwängt fein. Besonders verderblich in dieser Hinsicht
ist das enge, steife Korsett der Frauen. Dieses hemmt die Thätigkeit der
Lungen, hindert das Zwerchfell in der freien Bewegung, stört die Verdauung
und den Blutumlauf und schädigt überdies noch wichtige Unterleibsorgane.
Es würde nicht so viele Bleichsüchtige geben, wenn der Schnürleib nicht wäre.
In gleicher Weise sind drückende Gürtel und Leibriemen, enge, hohe Hals-
und Stehkragen, zu fest gebundene Röcke gesundheitsschädlich. Auch vorge-
beugte Haltung des Oberkörpers beim Sitzen, bei der Arbeit, beim Lesen
und Schreiben, beim Gehen ist einem ausgiebigen Atmen hinderlich. Also
immer möglichst aufrecht! §h. H. Kaberer.
37. Die Hautpflege.
Von großer Bedeutung für die Erhaltung und Beförderung unserer
Gesundheit ist eine geordnete, richtige Hautpflege. Die meisten Krankheiten
können dadurch verhindert werden, und es gilt in dieser Beziehung ganz be-
sonders das bekannte Wort: „Es ist leichter, Krankheiten zu verhüten, als
solche zu heilen." Die Haut ist nämlich ein gar merkwürdiges, kunstvolles
Gebilde. Sie hat insbesondere eine große Menge feiner Löchlein oder Poren,
welche bei einem erwachsenen Menschen etwa 2^2 Millionen betragen.
Durch dieselben werden fortwährend verschiedene, dem Körper schädliche
Stoffe, gleichsam die Schlacken desselben, ausgeschieden, teils in feinen Tröpf-
chen als Schweiß teils unsichtbar dnnstförmig. Entstandene Krankheiten müssen
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
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66
Volkswirtschaft.
No. 37. 38.
Zustände hervorruft. Ein vorzügliches Mittel hiezu sind eben kalte Bäder
und Abwaschungen. Zum Zweck der Abhärtung darf die Kleidung in
der rauheren Jahreszeit nicht zu warm sein; denn die Haut wird dadurch
verweichlicht; sie darf auch nicht zu eng und zu dicht sein, weil sonst die
Haut in ihrer Thätigkeit gehemmt ist. Insbesondere muß die Unter-
kleidung leicht und jedenfalls recht durchlässig und daher weitporig sein,
ob sie nun wollen oder baumwollen oder leinen ist, damit die Ausdünstung
der Haut ungehindert hinaus, dagegen die äußere Luft zu derselben eindringen
kaun. Wasserdichte Regenmäntel, Gummiüberschuhe, ebenso enge Schuhe und
Stiefel sind zu vermeiden, zumal letztere auch die Blutzirkulation hemmen.
Weites Schuhwerk, überhaupt weite Kleidung, ist überdies im Winter auch
wärmer. In der rauhen Jahreszeit hülle man den Kopf nicht in Pelzmützen,
wollene Kaputzeu u. drgl., sondern sorge für eine leichte Kopfbedeckung, halte
dagegen die Füße desto wärmer; so weit es angeht, läßt man am bestenden
Kopf ganz frei, ebenso auch den Hals. Leichte, luftige Kopfbedeckung
befördert den Haarwuchs und verhindert das Ausfallen der Haare. Damit
die Hautthätigkeit auch in der Nacht während des Schlafes nicht gestört wird,
meide man die schweren Federdeckeu. Von ausgezeichneter Wirkung auf
die Haut und damit auf den ganzen Körper ist der Einfluß des Sonnen-
lichtes. Mau sollte daher weniger sonnenscheu sein; gilt auch eine ge-
bräunte Haut für weniger vornehm, so zeugt sie in der Regel von mehr Ab-
härtung und besserer Gesundheit. §h. Oberer.
C. Volkswirtschaft.
38. Wanderung ins Leben.
26enn du aus der Schule entlassen bist und aus dem elterlichen
Hause die erste Wanderung in die Welt antrittst, so machst du's wie
der Bogel, der aus dem Käfig entwischt ist. Er schüttelt sich und
rüttelt sich, als wolle er den Staub von den Federn wegwischen. Dann
stimmt er sein Liedlein an, und nun geht's fort ins Freie. Auf seinem
luftigen Fluge kann er ebenso leicht in die Klauen eines Habichts ge-
raten als zu seinesgleichen. — So kann dir's jetzt auch gehen. Der
Habichte giebt es viele, die wie Tauben aussehen. Darum beherzige,
wenn du in neue Lebensverhültnisse trittst, den Spruch:
Geh ohne Stab nicht durch den Schnee und ohne Steuer nicht zur See;
Geh ohn' Gebet und Gottes Wort niemals aus deinem Hause fort!
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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70
Volkswirtschaft.
No. 43„
Leute Geldbeutel. Behalte deshalb geliehenes Geld nicht eine Stunde
über die festgesetzte Zeit, wenn du willst, dass dir die Börse deines
Freundes nicht für immer verschlossen bleiben soll. Wer pünktlich
bezahlt, beweist, dass er an seine Schulden denkt. Dies giebt dir das
Ansehen eines nachdenkenden und rechtschaffenen Mannes, und auch
das vermehrt deinen Kredit.
Hüte dich, alles, was du besitzest, als dein Eigentum zu betrachten
und darnach deinen Aufwand zu machen! In diesen Irrtum geraten viele
Leute, die Kredit haben. Dies zu verhüten, führe genau Buch über
deine Einnahmen und Ausgaben. Schreibe alle Kleinigkeiten auf, und
du wirst dich bald überzeugen, wie ganz unbeträchtliche Ausgaben durch
die Länge der Zeit zu wundersamen Summen anlaufen. Du wirst sehen,
was seither gespart werden konnte, und wo künftig ohne grosse Unbe-
quemlichkeit gespart werden kann. Kurz, der Weg zum Wohlstand ist,
wenn du nur willst, so eben als der Weg zum Markte. Er hängt
meistens von zwei Wörtchen ab: Thätigkeit und Sparsamkeit. Ein
Mensch, der nicht zu sparen versteht, wird ohne einen Pfennig Ver-
mögen sterben, nachdem er sein ganzes Leben lang seine Nase auf die
Arbeit geheftet hatte. Eine fette Küche macht ein mageres Testament.
Seide, Samt und Atlas rauben der Familie das Brot und löschen das
Feuer in der Küche aus. Leckereien, führen zum Bettelstab. Die
Steuern betrachten viele als eine grosse Last; allein wenn wir sonst
keine Abgaben als die an die Obrigkeit zu bezahlen hätten, so könnten wir
leicht damit fertig werden. Wir haben aber noch viele andere, die uns
weit schwerer fallen. Unsere Faulheit z. B. nimmt uns zweimal mehr
ab als die Obrigkeit, unsere Eitelkeit dreimal und unsere Thorheit viermal
mehr, und diese Steuer kann uns keine Steuerbehörde und kein Land-
tagsabgeordneter abnehmen. Hütet euch vor kleinen Ausgaben! Ein
kleines Leck vernichtet ein grosses Schiff. Wer kauft, was er nicht
braucht, der muss bald verkaufen, was er braucht. Der Stolz früh-
stückt mit dem Überfluss, hält Mittag mit der Armut und isst zu Abend
mit der Verachtung. Die Armut raubt dem Menschen die Betriebsam-
keit; denn ein leerer Sack kann nicht wohl aufrecht stehen.
Spart für die Zeit des Alters und der Not, so lange ihr könnt;
die Sonne des Morgens dauert nicht den ganzen Tag. Wer jedoch alles
erwirbt, was er mit Ehren erwerben kann, und, notwendige Ausgaben
abgerechnet, alles erhält, was er erwirbt, der wird sicherlich zum Wohl-
stand kommen, wenn anders jenes Wesen, das die Welt regiert, und
von dem jeder Mensch Segen zu seinem ehrlichen Fleiss erflehen sollte,
seiner weisen Vorsehung nach es nicht anders beschlossen hat.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
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72
Volkswirtschaft.
No. 44. 45.
langer Zeit verkauft werden. Der Arbeiter kann aber so lange nicht
zuwarten. Er muß also die gefertigte Arbeit dem Unternehmer allein
überlassen, der damit auch das alleinige Wagnis für den Absatz über-
nimmt. Der Arbeiter begnügt sich mit einer Abfindung, die ihm nach
gegenseitigem Übereinkommen in der Form des Lohnes gewährt wird.
Abgesehen von der Verzinsung des Betriebskapitals muß der Unter-
nehmer auch einen Gewinnanteil für seine Arbeit in Anspruch nehmen.
Gestaltet sich der Absatz der Ware günstig, so wird auf den Unter-
nehmer allerdings ein verhältnismäßig großer Gewinnanteil entfallen,
und es erscheint in diesem Fall der Arbeiter im Nachteil. Wenn je-
doch der Absatz ein ungünstiger ist, so muß der Unternehmer auch allein
den Verlust tragen; denn der Arbeiter hat seinen Gewinnanteil schon
zum voraus empfangen. Es halten sich also für beide Teile Vor- und
Nachteile die Wage. Volkswirtschaftslehre für jedermann.
45. Das Gewerbe in früheren Zeiten.
Äei den alten Germanen gab es leinen besonderen Handwerkerstand.
Ihre Hauptbeschäftigungen waren Jagd, Viehzucht und Ackerbau. Die un-
entbehrlichsten Bedürfnisse, Wohnung, Kleidung, Haus- und Feldgeräte,
Waffen und Werkzeuge, wurden ursprünglich von hörigen Knechten oder von
denen, die dieser Gegenstände bedurften, hergestellt. Es kam wohl auch vor,
daß ein armer Freier, der keinen Knecht hatte, Zimmermann, Schmied,
Schreiner, Weber, Gerber, Schuster, Schneider u. a. in einer Person war.
Zu Anfang des Mittelalters fertigte man hauptsächlich in den Klöstern feinere
Handarbeiten. Verschiedene Gewerbe wurden teils innerhalb teils außerhalb
der Klostermauern in den Laienwohnnngen ausgeübt. In mehrere Stuben
verteilt gab es hier Schuhmacher, Schneider, Sattler, Schlosser, Gold- und
Waffenschmiede, Seifensieder, sowie viele Personen, welche in der Küche, der
Bäckerei und Brauerei, in der Mühle, in Stall und Garten beschäftigt
waren. Einen nicht geringen Anteil hatten auch die Frauen an der Her-
stellung von Gebrauchsgegenstünden. Der Flachs und die Wolle wurde von
ihnen oder unter ihrer Aufsicht gesponnen und gewoben, die Kleidung für die
Familienglieder gefertigt, das Bier, der Essig, die Lichter, das Brot, die
Seife u. a. durch sie erzeugt. Erst als die Städte gegründet wurden und
freie Männer sich gewöhnten, einzelne Gewerbe zu ihrem Lebensberufe zu
machen, konnte das Handwerk sich entwickeln. Als sodann im Mittelalter
die vornehmen Geschlechter (Patrizier) mit Willkür und Strenge herrschten,
sahen sich die Handwerker genötigt, zum Schutz ihres Standes, ihrer Rechte
und Freiheiten zu Zünften sich zusammenzuschließen, und mit der Zeit gelang
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
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No. 62. 63.
Landwirtschaft und Gewerbe.
105
Die Tiefe der Ackerkrume kann man leicht durch das Einstoßen mit
einem Stock bestimmen, und die Beschasfenheit des Untergrunds erkennt man
an den Maulwurfshaufen.
Diese zuerst in die Sinne fallenden Kennzeichen geben ein ungefähres
Bild von der Beschaffenheit des Bodens. Um dieselbe aber genauer kennen
zu lernen, muß man die Schlamm-Methode und die chemische Untersuchnng
(Analyse) in Anwendung bringen. Nach Albrecht Thaer.
63. Die Verbesserung des Dodens.
a. Melioration.
X-’er Landwirt kann auf mancherlei Weise seinen Boden verbessern und
selbst einen geringen, wertlosen ertragreich machen. Solche Grundverbesse-
rungen, wenn sie zweckmäßig ausgeführt werden, sind bleibenden Kapital-
anlagen gleich zu erachten; aber sie erfordern in den meisten Füllen auch an-
sehnliche Opfer, und ein verständiger Mann wird genau berechnen, ob sich
das verwendete Kapital an Barauslagen, Arbeit und Material durch die er-
zielten Erfolge gehörig verzinsen und nach und nach wieder heimzahlen werde.
Auch darf nicht vergessen werden, daß beinahe alle Bodenverbesserungen nur
dann wohlthätig und nachhaltig wirken, wenn sie Hand in Hand mit einer
stütigen Düngung gehen. Ohne diese sind sie nur neue Mittel,
den Boden zu berauben und zu entkräften.
Als die wichtigsten Grundverbesserungen sind anzusehen: Erdmischungen,
Ebnen, Motten und Entwässern des Bodens.
1. Die Erd Mischungen erfordern, wenn sie in beträchtlicherem Um-
fange ausgeführt werden sollen, sehr viel Arbeit, sind in der Regel nur da
zulässig, wo die Erdart, mit welcher ein Boden überführt werden will, be-
quem in der Nähe zu haben ist, und werden am besten zur Winterszeit vor-
genommen. Sie wirken sehr nachhaltig, oft bleibend für alle Zeiten, beson-
ders wenn hinlängliche Düngung mit der Erdmischung Hand in Hand geht.
Die Wirkung des Übermergelns z. B. schlügt man auf 10—12 Jahre an.
2. Das Ebnen der Grundstücke kann in vielfach durchschnittenem
Boden oft mit großem Vorteil ausgeführt werden, indem man erhöhte Stellen
abträgt und zur Ausfüllung vertiefter verwendet. Letztere sind nicht selten
naß und werden so trocken gelegt, und die Bearbeitung des Grundstückes
wird überhaupt erleichtert.
3. Das Motten oder Rasenbrennen ist nur vorteilhaft auf feuchten
oder soeben trockengelegten Bodenstücken, welche eine schlechte Grasnarbe haben,
also auf stark mit Moos, Heidekraut, Farnen, Binsen und sauren Gräsern
bewachsenem und verfilztem Thonboden. Es wird in Württemberg haupt-
sächlich in Oberschwaben und im Schwarzwald angewendet.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_Thaer Albrecht
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 86. 87.
Landwirtschaft und Gewerbe.
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für alle Werkzeuge des gewöhnlichen Lebens. Der geringe Grad seiner Abnützungs-
fähigkeit macht es überall da unentbehrlich, wo Reibungen und Bewegungen die
Brauchbarkeit eines Gegenstandes bedingen. Es ist das Material für Schlosser
und Schmiede und die tausend und abertausend Nutzgegenstände, welche aus deren
Werkstätten kommen. Seine Festigkeit und Dichtigkeit empfiehlt es zu Verbinduugs-
und Schutzmitteln in den verschiedenen Gitter- und Kettenwerken und dem ganzen
Reichtum der Rüstungen, Waffen und Geschütze; sein hoher Schmelzgrad läßt es
für Gegenstände passend erscheinen, die viel mit dem Feuer in Berührung kommen,
und seine Elastizität endlich feiert in den bekannten Uhrfedern andern Metallen
gegenüber unerreichbare Triumphe. Es hat also das Eisen ein sehr großes, aber
dennoch fest und bestimmt abgegrenztes Verwendungsgebiet. Es kann als Schmuck
nie mit Gold und Silber konkurrieren. Das Schniiedeisen erscheint in allen
denjenigen Gegenständen, deren Form für den Gebrauch gleichgültig ist, in einer
seiner Verarbeitung genau entsprechenden Gestalt. Wenn eiserne Stäbe auf dem
Amboß mit dem Hammer bearbeitet werden, so biegen sich die zu beiden Seiten
des Hammerschlags befindlichen Teile einwärts, und es entstehen so aus dem
geraden Eisenstabe spiralförmige Krümmungen, welche die Grundform fast sämt-
licher älteren Gitterwerke bilden. Mit außerordentlichem Geschick und Verständnis
hat man diese Grnndgestalt erweitert und künstlerisch umgebildet und große Ver-
schlingungen geschaffen, die mit ihren feingegliederten Rosen und Bouquets den
Stolz der alten Eisenschmiede bildeten. Im fertigen Zustande wurden dann einige
der Teile, besonders die oberen Ausläufer, einzelne in die Spiralen gebundene
Blüten und Blätter vergoldet, dem Ganzen aber der Charakter und die Farbe
des Eisens gewahrt und so jener unangenehme Eindruck vermieden, den unsere
niodernen eisernen Gartenmöbel mit Holzfarbanstrich verursachen.
Die künstlerische Ausgestaltung des Gußeisens muß naturgemäß immer
mit der Sprödigkeit dieses Stoffes rechnen. Leichte Vergoldung in einzelnen
Linien und Streifen auf deni dunkeln Grund trägt wesentlich zu einem schönen
Auspntz seiner Formen bei. Nach I. Stockbauer.
87. Etwas über Gerberei.
3!8ollte man die Häute, wie sie von den Tieren abgezogen werden, zu
Schuhen, Taschen u. s. w. benützen, so würden sie in der Feuchtigkeit auf-
weichen und in Fäulnis übergehen. Ilm dies zu verhindern, werden die Häute
gegerbt, d. h. mit einem Stoffe verbunden, welcher sie gegen die Einwirkung
des Waffers schützt. Man hat dazu verschiedene Mittel, welche auf mehr oder
minder vollkommene Weise diesen Zweck erfüllen, nämlich gemahlene Eichen-
oder Fichtenrinde (Lohe genannt), Alaun mit Kochsalz, Fett und endlich Kreide.
Hiernach giebt es drei Arten zu gerben: Lohgerberei, wenn mit Lohe, Weiß-
gerberei, wenn mit Alaun und Kochsalz gegerbt wird, Sämischgerberei, wenn
die Haut mit Fett eingerieben wird. Die Haare entfernt man dadurch, daß
man die Felle so lange in einen dünnen Brei aus gelöschtem Kalk und Wasser
legt, bis die Haare so lose geworden sind, daß sie sich leicht ausziehen lassen.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]