Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
54
Hauswirtschaft.
No. 29. 30
Zerbrich es nicht! Betrachte alle Welt
Als einen Ring nur, der dies Kleinod hält,
Dein dieses Kleinod selbst erst Wert verleiht;
Denn wo es fehlt, da ist die Welt entweiht.
Doch würdest du dem ärmsten Bettler gleich,
Bleibt dir dein Freundesherz, so bist du reich;
Wer auch den höchsten Königsthron gewann
Und keinen Freund hat, ist ein armer Mann.
Fr. v. Badenstedt.
30. Der liebe Gott ist tot.
^8ei Meister Martin war die Not zu Haus,
Aus jedem Winkel guckte sie heraus;
Sie machte sich in Küch' und Keller breit,
Sie saß am leeren Tisch zur Mittagszeit
Und legte selbst am Abend schadenfroh
Sich mit den Müden ans die Schütte Stroh.
Und ob's der Meister noch so emsig trieb,
Arbeitend halbe Nächte munter blieb —
Umsonst; es wuchs die Not mit jedem Tag,
Und mutlos ward der Meister allgemach,
Ließ ruhn die fleiß'ge Hand und seufzte schwer
Und wankte wie ein Schatten bleich umher.
Und mahnte ihn sein Weib, auf Gott zu trau'n.
Zog er zusammen finstrer noch die Bran'n.
Und brummte: „Weib, laß mir das Trösten sein;
Uns kann vom Elend nur der Tod befrein."
Da schwieg die Frau und sprach kein Wörtlein mehr
Und wankte wie ein Schatten bleich umher.
Saß müßig an dem Rocken stundenlang,
Tief in Gedanken, still, und seufzte bang.
Da sprach der Mann: „Was fehlt dir nur, Marie?"
Und als sie schwieg, drang er noch mehr in sie;
Sie solle ihn: ihr Leiden doch gestehn,
Er könne sie nicht mehr so traurig sehn.
Und sie darauf: „Ach, in verwichner Nacht
Hat mir ein Traum das Herz so schwer gemacht;
Ja, bester Mann, ich will dir's nun gestehn:
Ich hab' im Traum den lieben Gott gesehn;
Er lag im Sarg, sein Haar war silberweiß,
Und weinend standen Engel rings im Kreis.
Der Helfer starb; nie endet unsre Not;
Der liebe Gott — der liebe Gott — ist tot."
Da lächelte der Mann nach langer Zeit
Zum erstenmal und sprach mit Freundlichkeit:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 30. 31. 32.
Hauswirtschaft.
55
„Ei, ei, Marie, wie du so thöricht bist!
Weißt du deun nicht, daß Gott unsterblich ist,
Daß er, erhaben über Raum und Zeit,
Regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit?"
„Wie", sprach die Frau, „so glaubst du, lieber Mann,
Daß Gott im Himmel niemals sterben kann,
Daß er derselbe bleibe fort und fort,
Und wählest ihn doch nicht zu deinem Hort
Und setzest deine Hoffnung nicht auf ihn,
Des Hilfe stets zu rechter Zeit erschien?"
Da fiel's wie Schuppen von des Mannes Geist:
„Ja, Gott ist treu, er hält, was er verheißt!
Dank, liebes Weib, du wecktest mein Vertraun,
Auf Gottes Hilfe will ich freudig baun,
Und zag' ich jemals wieder in der Not,
Dann frag' ich nur: Ist denn der Herrgott tot?"
Julius Sturm.
31. Wenn du noch eine Mutter hast.
1. Ä^enu du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden!
Nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden.
Wenn du noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen,
Daß sie dereinst ihr müdes Haupt im Frieden kann zur Ruhe legen.
2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen;
Sie brachte abends dich zur Ruh' und weckte küssend dich am Morgen.
Und warst du krank, sie pflegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren,
Und gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren.
3. Sie lehrte dich den frommen Spruch, sie lehrte dich zuerst das Reden;
Sie faltete die Hände dein und lehrte dich zun: Vater beten.
Sie lenkte deinen Kindessiun, sie wachte über deiner Jugend;
Der Mutter baute es allein, wenn du noch gehst den Pfad der Tugend.
4. Wie oft hat nicht die zarte Hand auf deinem lock'gen Haupt gelegen!
Wie oft hat nicht ihr frommes Herz für dich gefleht um Gottes Segen!
Und hattest du die Lieb' verkannt, gelohnt mit Undank ihre Treue,
Die Mutter hat dir stets verziehn, mit Liebe dich umfaßt aufs neue.
5. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken,
So kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken.
Ein Muttergrab, ein heilig Grab, für dich die ew'ge, heil'ge Stelle!
O wende dich an diesen Ort, wenn dich umtost des Lebens Welle!
W. Kaulisch.
32. I)er Mutter letztes Vermächtnis.
Drei Jahre war Martha Beschliesserin bei einer vornehmen Dame
gewesen. Die treue Dienerin hatte eine gütige Herrin und wünschte
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Marie Daß_Gott Gott Julius_Sturm Gott W._Kaulisch Martha_Beschliesserin
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
58
Hauswirtschaft.
No. 32. 33. 34.
„Liebe Martha, erzählen!“ da klopfte ihr Herz so glücklich, und ihre
Augen suchten das Bild der Mutter, das epheuumrankt aus der Fenster-
nische überm Nähtisch blickte, und sie sprach leise vor sich hin: Mutter,
ich fühle den Segen der Arbeit, den Dein Brief mir verheissen!
63. Am Grabe
riebe sei um diesen Grabstein her!
Sanfter Friede Gottes! Ach, sie haben
Einen guten Mann begraben,
Und mir war er mehr.
Träufte mir von Segen dieser Mann,
Wie ein milderstern aus bessernwelten!
Und ick) kann's ihm nicht vergelten,
Was er mir gethan.
Aus dem Münchener Lesebuch.
meines Katers.
Er entschlief; sie gruben ihn hier ein.
Leiser, süßer Trost, von Gott gegeben.
Und ein Ahnen von dem ew'gen Leben
Weh' um sein Gebein!
Bis ihn Jesus Christus, groß und hehr,
Freundlich wird erwecken! Ach, sie haben
Einen guten Mann begraben,
Und mir war er mehr.
Claudius.
34. O lieb, so lang du lieben kannst.
1. ^ lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst.
2. Und sorge, daß dein Herze glüht
Und Liebe hegt und Liebe trägt,
So lang ihm noch ein ander Herz
In Liebe warm entgegenschlägt.
3. Und wer dir seine Brust erschließt,
O thu ihm, was du kannst, zu lieb!
Und mach ihm jede Stunde froh,
Und mach ihni keine Stunde trüb!
4. Und hüte deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint —
Der andre aber geht und klagt.
5. O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst.
6. Dann kniest du nieder an der Gruft
Und birgst die Augen trüb und naß —
Sie sehn den andern nimmermehr —
Ins lange, feuchte Kirchhosgras
7. Und sprichst: „O schau auf mich herab.
Der hier an deinem Grabe weint!
Vergieb, daß ich gekränkt dich hab'!
O Gott, es war nicht bös gemeint!"
8. Er aber sieht und hört dich nicht,
Komnit nicht, daß du ihn froh empfängst;
Der Mund, der oft dich küßte, spricht
Nie wieder: „Ich vergab dir längst!"
9. Er that's, vergab dir lange schon;
Doch manche heiße Thräne siel
Um dick und um dein herbes Wort —
Doch still, — er ruht, er ist am Ziel!
10. O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt.
Wo du an Gräbern stehst und klagst.
Ferd. Freiligrath.
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Martha Gott Jesus_Christus Claudius Gott Gott
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 38. 39.
Volkswirtschaft.
67
Wer ohne Stab auf unbekannten Wegen durch den Schnee geht,
der kann leicht ausgleiten und fallen. Wer ohne Steuer in die See
fährt, der wird mit feinem Schiff von Wind und Wellen umherge-
trieben, verfehlt sein Ziel und geht wohl gar zu Grunde. Mancher
gerät auf Abwege, an denen das Verderben lauert; er fällt von einer
Sünde in die andere und wird elend an Leib und Seele wie der ver-
lorene Sohn. Er vergißt sein Vaterhaus und das Ziel seiner himm-
lischen Berufung. Darum mahnt das Sprüchlein an einen kräftigen
Stab und an ein sicheres Steuerruder. Das Gebet ist dein Stab;
denn wenn du not leidest, wenn deine Kräfte dich verlassen, dann hilft
ein Gebet zu Gott, der unser Helfer und Begleiter ist. Das giebt
Hoffnung, die nicht zu Schanden werden läßt. Das Wort Gottes ist
dein Steuerruder, das deinem Leben Richtung giebt. Wenn die Ver-
suchung dich auf Abwege führen will, dann ruft es dir zu: „Wandle
vor mir und fei fromm!" Wenn dein Herz sich der Lust dieser Welt
zuwendet, dann mahnt es: „Habt nicht lieb die Welt, noch was in der
Welt ist!" Gehst du mit Gebet und Gottes Wort ans deinem Vater-
hause, so geht mit dir, wie mit dem jungen Tobias, ein leitender Engel
Gottes; ja es ist dir, als würde das Vaterhaus selbst dich begleiten.
Kein Verzagen kommt in deine Seele, kein Wanken und Schwanken
in dem, was Gottes Wille ist. Die Verführung bekommt dich nicht
in ihre Gewalt; Ehre und Gewissen bleiben unbefleckt.
Nach O. v. Horn.
B
39. Sehüt dich Gott!
ehüt dich Gott, geliebtes Kind,
In deinen Locken spielt der Wind,
Das Hündlein wedelt, springt und bellt,
Der Mut ist frisch und schön die Welt.
Behüt dich Gott!
Behüt dich Gott, mein Herz ist schwer,
Ich kann dich hüten nimmermehr;
Doch send ich dir als Engelwach'
Geflügelte Gebete nach.
Behüt dich Gott!
Behüt dich Gott an Seel und Leib,
Daß Not und Schmerz dir ferne bleib;
Des Vaters Aug', der Mutter Hand,
Sie reichen nicht ins fremde Land.
Behüt dich Gott!
Behüt dich Gott an Leib und Seel'
Vor Sünd' nndschand', vor Fall und Fehl;
Dein kindlich Herz, vom Argen rein,
O hüt es wohl wie Edelstein!
Behüt dich Gott!
Behüt dich Gott! Und nun zum Schluß
Von Mund zu Mund den letzten Kuß,
Von Herz zu Herz das letzte Wort:
Auf Wiedergeben hier und dort!
Behüt dich Gott!
K. Gerok.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
68
Volkswirtschaft.
40. Der beste Empfehlungsbrief.
No. 40. 41. 42.
•i
-Huf die Bekanntmachung eines Kaufmanns, welcher einen Lehrling in
sein Geschäft suchte, meldeten sich 50 Knaben. Der Kaufmann wählte sehr
rasch und verabschiedete die andern. „Ich möchte wohl wissen," sagte ein
Freund, „warum du gerade diesen Knaben, der doch keinen einzigen Em-
pfehlungsbrief hatte, bevorzugtest." — „Du irrst," lautete die Antwort;,
„dieser Knabe hat viele Empfehlungen. Er Putzte seine Schuhe ab, ehe er
ins Zimmer trat, und machte die Thüre zu; er ist daher sehr sorgfältig.
Er gab ohne Besinnen seinen Stuhl jenem alten, lahmen Manne, was seine
Aufmerksamkeit und Herzensgute zeigte. Er nahm seine Mütze ab, als er
hereintrat, und antwortete aus meine Fragen rasch und sicher; er ist alsa
höflich und hat Manieren. Er hob das Buch auf, welches ich absichtlich
auf den Boden gelegt hatte, während alle übrigen dasselbe auf die Seite
stießen oder darüber stolperten. Er wartete ruhig und drängte sich nicht
heran — ein gutes Zeugnis für sein anständiges Benehmen. Ich bemerkte
ferner, daß sein Rock gut ausgebürstet, feine Hände und sein Gesicht rein
waren. Nennst du dies alles keinen Empfehlungsbrief? Ich gebe mehr
darauf, was ich von einem Menschen weiß, nachdem ich ihn zehn Minuten
laug gesehen, als auf das, was in schön klingenden Empfehlungsbriefen ge-
schrieben steht." Magdsburger Ztg.
41. Übung macht den Meister.
Vss ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, ist auch noch kein
Meister geboren worden; die Meisterschaft kommt nur nach und nach, leise
und langsam, nicht von selbst sondern durch Übung. Wer noch soviele
Gaben und Anlagen besitzt und bildet sie nicht ans, sondern legt sich aus die
Bärenhaut, der kann wohl ein ausgezeichneter — Nichtsnutz werden, aber
ein Meister nimmermehr. Wissen, Können nnv Wollen, das ist's, was einer
besitzen muß, um in einem Fache Meister zu werden; vor allem aber das
Wollen. Denn wer nicht will, der lernt nichts, der weiß nichts, der kann
nichts — wird kein Meister, sondern bleibt ewig ein fauler Gesell oder ein.
dummer Junge. Enslm.
42. Sprichwörter und Denkfprüche.
Ä^er fleißig ist in seinem Stand, den segnet Gott mit milder Hand. — Fleiß
bringt Brot, Faulheit Not. — Zeit ist Geld. — Unrecht Gut gedeiht nicht und
kommt selten aus den dritten Erben. — Die Augen auf oder den Beutel! —
Besser ohne Abendbrot zu Bette gehen als mit Schulden aufstehen. — Trägheit
geht langsam voran, Armut holt bald sie ein. — Mit vielem hält man haus,
mit wenigem kommt man auch aus. — Früh auf und spät nieder bringt ver-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 42. 43.
Volkswirtschaft.
69
lorenes Gut wieder. — Wenn Kinder und Narren zu Markte gehen, lösen die
Krämer Geld. — Barzahlen ist billiger. — Die Axt im Hause erspart den
Zimmermann. — Arbeitsamkeit ist die beste Lotterie. — Bet und arbeit, so
hilft Gott allezeit. — Arbeit hat bittere Wurzel, aber süße Frucht. — Lust
und Lieb' zu einem Ding macht alle Müh' und Arbeit ring. — Wer viel an-
fängt zu gleicher Zeit, macht alles halb und nichts gescheid. — Viele Streiche
fällen die Eiche. — Frisch gewagt ist halb gewonnen. — Fang deine Arbeit
munter an, so ist sie auch schon halb gethan. — Wer will haben, der muß graben.
— Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht ans morgen. — Nach
gethaner Arbeit ist gut ruhn.
43. Goldene Lebensregeln von Benjamin Franklin.
Es giebt keinen Vorteil ohne Anstrengung. Wollt ihr, dass euer
Geschäft gehe, so müsst ihr selbst darnach gehen; wollt ihr es nicht,
so schickt darnach. Wer vom Pfluge reich werden will, muss ihn selbst
führen. Das Auge des Meisters schalst mehr als seine beiden Hände.
Habt ihr auf eure Arbeiter nicht acht, so stellt ihnen eure Börse zur
Verfügung. Zu viel Vertrauen in andere ist der Ruin guter Menschen.
Was ihr heute thun könnt, verschiebt nicht auf morgen. Stäter Tropfen
höhlt den Stein, und mit Geduld zernagt die Maus das stärkste Tau.
Verlasst nicht ohne Not euren Ort. Ein Baum, der oft versetzt wird,
trägt wenig Früchte, und drei Umzüge bringen einer Familie denselben
Schaden als einmaliges Abbrennen. Bedenket, dass Zeit auch Geld ist,
und nützt sie gewissenhaft aus! Wer im Tag 2 Mark verdienen kann,
die Hälfte dieses Tages spazieren geht und auf seinem Spaziergang nur
20 Pfennig ausgiebt, der hat nicht nur 20 Pfennig, sondern 1 Mark und
20 Pfennig verthan und weggeworfen. Wollt ihr den Wert des Geldes
kennen, so versucht, welches zu leihen! Bedenket, dass sich Geld seiner
Natur nach schnell und stark vermehrt. Geld zeugt wieder Geld. Die
junge Brut ist gleich wieder fruchtbar, und so geht es fort. Setze in
einem Jahr 5 Mark viermal um, so hast du, wenn du fünf vom Hundert
nimmst, schon eine Mark Protit. Setze diese 6 Mark abermals viermal
um, so hast du schon 7 Mark 20 Pfennig, und so wächst das anfäng-
liche Kapital schnell und schneller weiter, bis zuletzt 100 Mark daraus
werden. Bedenke, dass 100 Mark, aufs Jahr verteilt, pro Tag ungefähr
27 Pfennig geben; 100 Mark sind aber der Zins von 2000 Mark Kapital
zu 5°/o. Erspart ein Mann sich also täglich nur 27 Pfennig, so kann
er damit den beständigen Kredit und Gebrauch von 2000 Mark haben.
Nächst der Thätigkeit und Sparsamkeit trägt nichts mehr dazu
bei, einem jungen Mann emporzuhelfen, als Pünktlichkeit und Ehr-
lichkeit in allen Geschäften. Ein guter Bezahler ist Herr von anderer
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 51. 52.
Volkswirtschaft.
83
er zu dem Landmann, „ich bin in großer Not, und wenn Ihr wollet, könnt
Ihr mir helfen. Ich habe eine Summe Geldes zu bezahlen, die mir augen-
blicklich fehlt. Das Geld braucht Ihr mir nicht zu geben; wollet Ihr mir
aber diesen Zettel unterschreiben, dann wäre mir geholfen." Der gute Land-
mann, welcher in der Jugend nicht fleißig gelernt hatte, wußte nicht, was
der Zettel bedeute. Unvorsichtig unterschrieb er denselben und freute sich,
seinem guten Bekannten geholfen zu haben. Bald hernach wurde er aufge-
fordert, eine beträchtliche Geldsumme zu bezahlen. „Ich bin ja niemand etwas
schuldig," antwortete er. „Ihr habt aber einen Wechsel für einen Bekannten
unterschrieben," erwiderte man ihm; „den müßt Ihr jetzt einlösen, Ihr mögt
wollen oder nicht." In seiner Angst zog nun der Mann einen Rechtsgelehrten
zu Rate. Dieser konnte ihm aber nicht helfen; denn die einmal gegebene
Unterschrift hatte Gültigkeit. Der Landmanu mußte bezahlen und fast sein
ganzes Vermögen aufopfern. Jetzt sah er freilich ein, wie unklug er gehandelt
hatte; aber die Reue kam zu spät. Seine Unwissenheit und Unklugheit brachten
ihm Kummer und Not ein. Oft warnte er seine jüngeren Nachbarn später,
unbedacht etwas zu unterschreiben, dessen Bedeutung sie nicht kennen; auch
mahnte er die Kinder, in der Schule fleißig zu lernen, damit Unwissenheit
sie nicht in großen Schaden bringe. Eisässer Lesebuch.
52. Dom Preise der Maren und von der Konkurrenz.
^en Wert eines Gegenstandes, in Geld ausgedrückt, nennt man dessen
Preis. Man unterscheidet den Kosten- oder Herstellungspreis, den
natürlichen Preis und den Marktpreis. Der K o st e n p r e i s be-
rechnet sich aus den Auslagen für Stoffe, aus den Arbeitslöhnen und Ge-
schäftsunkosten, Kapital- und Mietzinsen, Transportkosten, Versicherungs-
prämien u. s. w., kurz aus der Summe aller Auslagen, welche auf die Her-
stellung eines Gegenstandes verwendet werden. Diesen Herstellungs- oder Fabri-
kationspreis nennt mau S e l b st k o st e n p r e i s. Es muß aber auch die Mühe des
Herstellers angemessen belohnt werden; daher ist der Handwerker berechtigt,
sür seinen Zeit- und Kraftaufwand einen Gewinn zu beanspruchen. Rechnet
man diese Vergütung zum Selbstkostenpreis, so ergiebt sich der natürliche
Preis. Der Gegenstand wird aber nicht immer nach diesem natürlichen
Preis abgesetzt, sondern unter Umständen über und unter demselben. Den
Preis nun, den man zu irgend einer Zeit für eine Ware lösen kann, nennt
.man Marktpreis. Letzterer hängt zunächst von Angebot und Nachfrage ab.
Ist die Nachfrage nach einem Gegenstände stark, d. h. wird er viel begehrt,
während der Vorrat weniger stark ist, so steigt der Preis; umgekehrt fällt
derselbe, wenn die Nachfrage schwach, das Angebot stark ist.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 144.
Geschichte.
281
wesen; drei Tage und drei Nächte braucht man, um sie alle zu be-
graben. Die Krankenwagen kommen nur langsam herbei, um die Ver-
wundeten nach den nächsten Dörfern oder Städten abzuholen, wo sie
verpflegt und geheilt, wo vielen von ihnen erst noch die zerschmetterten
Arme und Beine abgenommen werden sollen. Ach! wie lange dauert
es, bis sie alle an die Reihe kommen, wie lang und schmerzvoll ist die
Fahrt auf dem Wagen für die Unglücklichen; denn bei der Menge der
Verwundeten fehlt es an Wagen wie an Krankenwärtern. Und wenn
dann auch die Unglücklichen im Lazäret anlangen, wo Lebensmittel,
Wasser und Verbandzeug reichlich vorhanden sind, so müssen sie doch
noch zum grossen Teil verhungern, verdursten und verkommen; denn es
sind nicht Hände genug da, sie zu speisen, zu tränken und zu verbinden.
Grässlich waren diese drei Tage, die auf die Schlacht folgten.
Hunderte von Menschen starben dahin unter schrecklichen Schmerzen,
nur weil ihre Wunden durch Mangel an Pflege verschlimmert, durch
Hitze und Staub vergiftet wurden. Viele, in denen noch ein Fünklein
des Lebens war, wurden in der Hast sogar mit den Toten verscharrt;
sie wurden lebendig begraben.
Inmitten aller dieser Schrecken sah man einen jungen Mann, der
umherging und die Dienste des barmherzigen Samariters übte. Es war
ein Schweizer aus der Stadt Genf, und sein Name Henri Dunant
ist jetzt überall bekannt. Die Soldaten nannten ihn den weissen Herrn,
weil er wegen der Sonnenhitze ganz weissekleider trug. Er war auf einer
Reise durch den Krieg aufgehalten worden und hatte so der Schlacht
beigewohnt. Da er dieses Elend sah, liess ihm sein Herz nicht zu, dass
er weiter reiste. So ging er über das Schlachtfeld von einem Verwun-
deten zum andern mit einem Eimer Wasser und etwas Charpie (aus-
gezupfte Fäden von alter Leinwand). Er tränkte die Dürstenden und
kühlte und wusch ihre Wunden. Bald fand er einige andere Reisende
und nötigte sie fast, ihm zu helfen. Dann warb er Gehilfen und Wär-
terinnen und errichtete in einer Kirche ein Hospital für 500 Mann,
deren Wunden wenigstens gewaschen, die in Decken gehüllt und mit
Suppe gelabt wurden. Die Frauen und Jungfrauen des Ortes fügten
sich seinen Anordnungen, gingen ihm wacker zur Hand und scheuten
weder Beschwerden noch Ekel noch Opfer.
Mehrere Wochen blieb Dunant bei dieser segensreichen Arbeit;
dann kehrte er nach Genf zurück. Bescheiden und still wartete er
mehrere Jahre. Dann erst schrieb er ein Büchlein, das er „Ein An-
denken an Solferino“ nannte. Darin erzählte er, was er bei Solferino
erlebt und gethan; hauptsächlich aber wollte er dadurch andere anregen,
dasselbe zu thun. „Wäre es nicht möglich,“ so fragte er, „schon in
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 144 a.
Geschichte.
285
mein Vater. „Bitte Gott, daß dir erspart bleibt, was ich in meiner
fugend erleben mußte." —
Mit denen, die f870 und 7 s im Kampfe wider den Erbfeind standen,
weiß aber auch ich von den Schrecknissen des Krieges aus eigenster Erfah-
rung zu reden; bin ich doch damals als Feld- und Lazaretprediger mit
nach Frankreich gezogen. Als ich bei Weißenburg den französischen Boden
betrat, war einige Tage vorher dort heiß gestritten worden; die tapfern
Bayern hatten die Stadt genommen, die heldenmütigen Preußen den
steilen Geißberg erstürmt. Da lagen sie noch, die Toten, zum teil mit
entstellten Zügen; da ragten Lselmspitzen und andere Montierungsstücke
aus der Erde hervor, wo man die Leichen notdürftig bestattet hatte —
mit Schaudern sah ich zum erstenmal ein Schlachtfeld. Die ganze Gegend,
wo das Gefecht gewütet, glich einer Wüste. Za, wenn ich später in
blutigem Ringen ganze Reihen meiner deutschen Brüder fallen sah;
wenn ich das Stöhnen der Verwundeten vernahm oder in den Lazareten
die Klagen der Sterbenden hörte; wenn ich zur Nachtzeit in das
Flammenmeer Straßburgs schaute und später beiin Einzuge die Ver-
wüstungen betrachtete: dann habe ich verstanden, warum unsre Alten
fast jeden Abend den Vers beteten:
verleih uns Frieden gnädiglich,
M Gott, zu unsern Zeiten;
(£s ist doch ja kein andrer nicht,
Der für uns könnte streiten,
Als du, verr Christ, alleine!
Der große Schlachtendenker Moltke hat einmal den Ausspruch gethan:
„Zeder Krieg, auch der glorreichste, ist ein nationales Unglück." Dieses
Unglück besteht nicht nur in den ungeheuren Opfern an Menschenleben
und materiellen Gütern, die der Krieg fordert, nicht m dem Verlust
unsrer Väter, Brüder und Söhne allein, die mit ihrem Blut des Landes
Ehre bezahlen, sondern vielmehr in der Verrohung der Volksseele, in
der Abwendung von den idealen Dingen, wie sie so oft nach einem
Kriege eintritt.
Darum herrlich der Friede! Schiller sagt:
Schön ist der Friede, ein lieblicher Knabe
Ruht er gelagert am murmelnden Bach.
Als der dreißigjährige Krieg beendet war und die Kanonen der
Stadtbasteien von Münster den lang ersehnten Friedensgruß donnerten,
stimmte j)aul Gerhardt das Lied an:
Gottlob, nun ist Erschollen
Das edle Fried- und Freudenwort,
Daß nunmehr ruhen sollen
Die Spieß' und Schwerter und ihr Mord!
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
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Geschichte.
No. 145.
preußischen Monarchie. Als kaum siebzehnjähriger Jüngling durfte Prinz
Wilhelm nach der Schlacht bei Leipzig an den Befreiungskriegen in ihrem
weiteren Verlauf teilnehmen. In der Schlacht bei Lar sur Aube empfing
er die Feuertaufe, indem er sich hier dem heftigsten Feuer aussetzte und eine
fo große Kaltblütigkeit au den Tag .legte, daß ihn der Vater dem Kaiser
Alexander als einen seiner wackersten Offiziere vorstellte und ihm das eiserne
Kreuz verlieh.
Durch den Ernst der Zeit früh gereift und in seinem Charakter ge-
stählt kehrte Prinz Wilhelm aus dem Felde zurück. Davon zeugt das von
ihm selbst verfaßte Glaubensbekenntnis, das er bei feiner Konfirmation am
8. Juni 1815 in der Schloßkapelle zu Charlottenburg ablegte. „Mir soll,"
bekennt er u. a., „alles heilig sein, was den Menschen heilig sein muß. —
Auf Gott will ich unerschütterlich vertrauen und mir im Glauben au seine
Vorsehung einen getrosten Mut zu erhalten suchen. Ich weiß, daß ich ohne
ihn nichts bin und nichts vermag. — Mein fürstlicher Stand soll mich immer
an die größeren Verpflichtungen, die er mir auferlegt, erinnern. — Meine
Kräfte gehören der Welt, dem Vaterland. Ich will ein aufrichtiges, herz-
liches Wohlwollen gegen alle Menschen, auch gegen die geringsten, bei nur
erhalten und beleben; denn sie sind alle meine Brüder." Wahrlich, das sind
goldene Worte und edle Entschlüsse eines edlen Jünglings, die wohl wert
wären, auf der Haustafel jedes deutschen Mannes zu stehen.
2. In den auf die Befreiungskriege folgenden Friedensjahren war das-
ganze Streben des Prinzen Wilhelm darauf gerichtet, sich selbst zu einem
tüchtigen Kriegsmauue auszubilden und seinerseits wiederum die Kriegs-
tüchtigkeit des vaterländischen Heeres mehren und fördern zu helfen. Das
wichtigste Ereignis seines Lebens in diesen Jahren war seine am 11. Juni 1829
erfolgte Vermählung mit der Prinzessin Augnsta von Sachsen-Weimar, die,
von kunstsinnigen Eltern sorgfältig erzogen und alle Vorzüge des Geistes
und Herzens in sich vereinigend, fast sechzig Jahre hindurch Freud' und Leid
mit ihm geteilt hat.
Als im Jahre 1840 sein Bruder nach dem Tode des Vaters als König
Friedrich Wilhelm Iv den Thron bestieg, wuchs der Einfluß des Prinzen
Wilhelm als des dem König am nächsten Stehenden zusehends, und immer
deutlicher trat inmitten der neuen Erscheinungen der Zeit und ihrer frei-
heitlichen Bewegung seine Person als die feste Stütze der staatlichen Ord-
nung und des Thrones in den Vordergrund. Zu einer besonders schweren
Prüfungszeit sollte dem Prinzen das Jahr 1848 werden. In den März-
tagen dieses Jahres häufte sich der ganze Haß des von Aufwieglern irre-
geleiteten Volkes auf seine Person. Er allein sollte an allein Unheil schuld
sein. Mit Mühe und Not nur konnte sein Palais durch die Inschrift
„Nationaleigentum", welche auf der Thüre angebracht war, vor gewaltsamen
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Alexander Alexander Ernst Wilhelm Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm