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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 272

1897 - Stuttgart : Bonz
272 Geschichte. No. 136. 137. sich, daß sich sein Pferd noch in seinem Verstecke befand, und durchsuchte die umliegenden Felder; horchend und spähend kroch er zwei Stunden lang um- her, fand aber keine Spur seiner Gefährten. Nun durfte er nicht länger verweilen; andere Pflichten riefen ihn. Es galt, seine wichtigen Nachrichten zur Meldung zu bringen. Als er nach dem Holze zurückschlich, gewahrte er ein Wägelchen mit zwei mageren Kühen bespannt. Ein armes Bäuerlein und seine Tochter be- luden es mit halb verdorrtem Grase, das sie mühevoll zusammengescharrt hatten. Sie fühlten Mitleid mit ihm und boten dem Erschöpften die erste Labung nach langer Zeit. Der Bauer melkte seine beiden Kühe, und die Tochter schenkte ihm zwei Birnen, die sie für den eigenen Durst zu sich gesteckt hatte. Mit einem herzinnigen „Vergelt's Gott" schied er von den guten Menschen. Da die Karten, mit denen Gras Zeppelin sich im Augenblicke des Über- falls beschäftigt hatte, im Scheuerlenhofe liegen geblieben waren, so mußte er sich mühsam durch das rauhe, unwegsame Waldgebirge durchsuchen. In tiefer Nacht erreichte er Sulzbach, wo er es wagte, den Rest der Nacht zu verbringen. Am nächsten Morgen mußte er eine weite Strecke auf einer langen, von feindlichen Patrouillen begangenen Straße reiten. Da kam chm zu statten, daß er ein Pferd mit französischer Anfzünmung ritt, und daß da- mals die Uniformen der verschiedenen französischen Truppenteile in dieser Armee selber noch nicht allgemein bekannt waren. Diese Täuschung suchte er selbstverständlich durch unbefangene und zuversichtliche Haltung möglichst zu bestärken. Voll Dankes gegen Gott für seine Rettung betrat er bei Schönau in Rheinbayern wieder den deutschen Boden. Er traf dort auf bayerische Vor- posten. Von da hatte er beinahe noch acht Meilen bis Karlsruhe zurück- zulegen , wo er am Abend des 26. Juli zum Tode erschöpft ankam und meldete, daß Mac Mahons Divisionen an der Linie Hagenau-Bitsch auf- marschiert seien. Nach Theodor Fontane. 137. Die Wer Deteranen von Mors-la-Tour. i^und Roßmarkt vor dem Dragonerstall Drängt sich das Volk in dichtem Schwall, Aus Dorf und Stadt, in Kittel und Rock, Aus Tempelhof, Rixdorf, Jüterbogk. Da werden Rosse, die manches Jahr- Gedient bei Manövern und Kriegsgefahr, Bis sie von Strapazen mürb gemacht, Meistbietend unter den Hammer gebracht. Nun kommt der alte Hans an die Reih'; „Schußwunde am Hals, sonst fehlerfrei

2. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 293

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 146. Geschichte. 293 grätz. Im französischen Kriege 1870 stand er an der Spitze der dritten Armee, zu welcher auch die süddeutschen Truppen, Bayern, Württemberger und Badener, gehörten. Er führte sie zu den Siegen von Weißenburg und Wörth und half wesentlich mit zum Gelingen der großen Umzingelung des französischen Heeres bei Sedan. Zugleich aber gewann er durch seine leut- selige Herablassung die Herzen der Süddeutschen. Begeistert hingen sie dem norddeutschen Königssohne an, und bald hieß er bei ihnen wie in Preußen „Unser Fritz". Auf diese Weise hat er wesentlich dazu beigetragen, daß über der Wasseubrüderschaft von Nord und Süd das deutsche Kaisertum in Ver- sailles konnte aufgerichtet werden. Als Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen und als Generalfeldmarschall kehrte er aus dem Kriege zurück. Die Inspektion über die süddeutschen Truppen behielt er dauernd. So hatte er in seinem Teile das Reich erbauen helfen, das er künftig beherrschen sollte. Eine mannigfaltige Thätigkeit erfüllte auch die folgenden ruhigeren Jahre des Friedens: regelmäßige Inspektionen der Truppen, zahl- reiche Reisen an befreundete Höfe im Auftrage des greisen kaiserlichen Vaters, das Protektorat über die königlichen Museen wie über eine große Zahl von Vereinen, Anstalten, Ausstellungen u. drgl. Schon erblühten ihm aus der Ehe seines Sohnes Wilhelm mit der Prinzessin Augusta Viktoria von Schleswig-Holstein vier Enkel. In vier- gleichzeitig lebenden Geschlechtern sah man den Hohenzollernthron gesichert wie kaum je einen Thron der Erde. Der Kronprinz selbst, fast zu dem Alter gereift, in welchem vormals sein Vater den Thron bestiegen hatte, schien wie wenig andere vor ihm für das Herrscheramt vorbereitet; aber Gott hatte es anders beschlossen. Auf der sonnigen Höhe des reichsten Glückes wurde der Kronprinz im Anfange des Jahres 1887 von einer andauernden Heiserkeit befallen, dem Vorboten eines schweren Leidens, welchem der bis dahin mit der kräftigsten Gesundheit ausgestattete hohe Herr schon im darauf folgenden Jahre erliegen sollte. Das anfänglich, namentlich von ihm selbst gering geschätzte Übel wider- stand'dem Gebrauche der Heilquellen von Enis. Uni Pfingsten 1887 drangen die ersten beunruhigenden Nachrichten davon in die Öffentlichkeit, daß es sich um ein höchst gefährliches Kehlkopfleiden handle. Noch reiste er zu den Feier- lichkeiten des fünfzigjährigen Regierungs-Jubelfestes der Königin von Eng- land, eine Siegfriedsgestalt, stattlich wie wenig andere; nur im Zustande tiefsten, hoffnungslosen Leidens sollte er das Vaterland wiedersehen. Längeres Verweilen in Schottland und Tirol erwies sich ebensowenig heilbringend als ein monatelanger Aufenthalt in San Remo am Mittelmeer. Schwer em- pfand der greise Vater besonders während seiner letzten Krankheit die Trennung von dem einzigen Sohne. Voller Teilnahme und Sorge waren die Blicke

3. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 307

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 151. Geschichte. 307 14 000 Mann unter dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen als ein Teil des achten Bundesarmeeeorps aus. Auch besetzte eine Truppenabteilung die hohenzollerischen Fürstentümer. Die große Ent- scheidung erfolgte aber auf den böhmischen Schlachtfeldern zu Ungunsten Österreichs, und auch die Gefechte, an denen sich die Württembergischen Truppen beteiligten, namentlich das bei Tauberbischofsheim am 24. Juli, waren für Preußen siegreich. Infolge dessen wurde der Nordosten des Landes von Preußen besetzt und hierauf (im Frieden zu Nikolsburg) Württemberg zur Anerkennung des norddeutschen Bundes und zur Zah- lung von acht Millionen Gulden (ca. 14 Millionen Mark) verpflichtet. Gleichzeitig wurde ein zunächst noch geheimgehaltenes Schutz- und Trutz- bündnis mit Preußen abgeschlossen, wonach im Falle eines Krieges der Oberbefehl über die Württembergischen Truppen dem König von Preußen übertragen werden sollte. Dieser Fall trat ein, als Deutschland im Juli 1870 in über- mütigster Weise von Frankreich zum Krieg herausgefordert wurde. Mit freudiger Begeisterung zogen die Württemberger unter Führung des preußischen Kronprinzen in den Kampf. Rühmlichen Anteil nahmen sie an den Schlachten bei Wörth und Sedan. Ruhmvolle Tage waren der 30. November und der 2. Dezember, an welchen die württem- bergischen Truppen bei Brie und Champigny den in zehnfacher Über- zahl aus Paris ausfallenden Franzosen den tapfersten und erfolgreichsten Widerstand leisteten. Freilich erforderten diese glänzenden Wastenthaten zugleich auch die schwersten Opfer. Im ganzen haben von Württem- bergern etwa 30 000 Mann die französische Grenze überschritten. Ihr Verlust an Toten und Verwundeten beziffert sich auf ungefähr 2700, eine Zahl, die fürwahr unsere Herzen noch jetzt mit tiefem Schmerz erfüllen muß. Dem deutschen Reiche, das aus dem blutigen Kriege neu erstand, war König Karl treu ergeben. Er starb am 6. Oktober 1891; seine irdischen Überreste wurden in der Kapelle des alten Schlosses in Stutt- gart beigesetzt. Seinen Thron hinterließ König Karl seinem Neffen, König Wilhelm Ii. Derselbe ist am 25. Februar 1848 geboren und in zweiter Ehe mit Charlotte, Prinzessin von Schaumburg-Lippe, ver- mählt. Gott segne auch seine Regierung, damit wie bisher so auch fernerhin in unsrem Lande gelte: „Hie gut Württemberg allwege!" ' Eisele.

4. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 321

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 156. Bürgerkunde. 321 stimmuug der Stände kann kein Gesetz gegeben, aufgehoben oder abgeändert werden. ; Die erste Kammer (Kammer der Standesherren) besteht aus den Prinzen des Kgl. Hauses, den Häuptern der ehemals reichsunmittelbaren fürst- lichen und gräflichen Familien und aus den vom König erblich oder auf Lebenszeit, ohne Rücksicht auf Geburt und Vermögen, ernannten Mitgliedern. Die zweite Kammer (Kammer der Abgeordneten) ist ans 93 Mit- gliedern zusammengesetzt, nämlich aus 13 Mitgliedern des ritterschaftlichen Adels, welche von diesem aus seiner Mitte gewählt werden, aus den 6 prote- stantischen General-Superintendenten (Prälaten), aus dem Landesbischof, aus einem von dem Domkapitel aus dessen Mitte gewählten Mitgliede und dem der Amtszeit nach ältesten Dekan katholischer Konfession, aus dem Kanzler der Landesuniversität, aus einem gewählten Abgeordneten der sogenannten „guten" Städte Stuttgart, Tübingen, Ludwigsburg, Ellwangen, Ulm, Heil- bronn, Reutlingen und aus einem gewählten Abgeordneten von jedem der 63 Oberamtsbezirke. Die Mitglieder der zweiten Kammer sind nicht als Abgeordnete des einzelnen Wahlbezirks, sondern des ganzen Landes anzusehen. Die Mitglieder beider Kammern haben ihr Stimmrecht in Person auszuüben; nur den erb- lichen Mitgliedern der ersten Kammer ist gestattet, ihre Stimme einem andern in der Versammlung anwesenden Mitgliede dieser Kammer zu übertragen. Alle 6 Jahre muß eine neue Wahl der Abgeordneten, welche nicht amts- halber Sitz und Stimme in der zweiten Kammer haben, vorgenommen werden; die bisherigen sind wieder wählbar. Nach dem Wahlrecht zum württembergischcn Landtag ist wahlberechtigt jeder Staatsbürger, der das 25., und wählbar jeder Staatsbürger, der das 30. Lebensjahr zurückgelegt hat. Für die Wählerlisten und den Ausschluß vom Wahlrecht gelten im wesentlichen die gleichen Bestimmungen wie für die Reichstagswahlen. Die Sitzungen beider Kammern sind öffentlich; auch haben dieselben ihre Verhandlungen durch den Druck bekannt zu geben. Das Tag- geld eines Abgeordneten beträgt 9,43 Mark. Der Präsident der ersten Kammer erhält jährlich 12 857,14 Mark, der der zweiten Kammer 8571,43 Mark. Solange die Stände nicht versammelt sind, besteht als Stellvertreter derselben ein Ausschuß von 12 Mitgliedern („Ständischer Ausschuß") für diejenigen Geschäfte, deren Besorgung von einem Landtag zum andern notwendig ist. Die Staatsdiener werden, sofern nicht Verfassung oder besondere Rechte eine Ausnahme begründen, durch den König auf den Vorschlag der vorgesetzten Oberbehörden ernannt. Niemand kann ein Staatsamt erhalten, ohne zuvor gesetzmäßig geprüft und für tüchtig erkannt zu sein. Die zwei obersten.staatsbehörden des Königreichs sind der Ge- Lesebuch für Fortbildungsschulen. 21

5. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 252

1897 - Stuttgart : Bonz
252 Geschichte. No. 130. seits waren zwei auswärtige Könige Mitglieder des Bundes, nämlich der König von Dänemark als Herzog von Holstein und der der Nieder- lande als Großherzog von Luxemburg; überdies war bis zum Jahr 1837 der König von Hannover zugleich König von England. Bei dieser Zusammensetzung war von vornherein zu erwarten, daß der Bund nicht eben viel leisten werde, zumal da für die wichtigsten Be- schlüsse Einstimmigkeit erfordert wurde. Und so ist es denn auch ge- kommen: Nichts geschah für die Sicherheit der deutschen Grenzen; schutz- los stand der Deutsche im Ausland da; schutzlos waren die deutschen Handelsschiffe, die alle Meere befuhren; kam es doch im Frühjahr 1817 vor, daß fast im Angesicht der deutschen Küste deutsche Schiffe von Seeräubern ans Tunis weggenommen wurden. Ebensowenig ist es dem Bunde gelungen, die Zollschranken zu be- seitigen, die zwischen den einzelnen deutschen Ländern bestanden und Handel und Verkehr belästigten und verteuerten. Diese Aufgabe ist vielmehr ohne Zuthun des Bundes durch den deutschen Zollverein gelöst worden, der unter Preußens Führung 1833 abgeschlossen wurde und mit der Zeit den größten Teil des heutigen Deutschlands zu einem Zollgebiet vereinigte, so daß nunmehr der Kaufmann seine Waren von Königsberg bis Friedrichshasen ohne Zoll versenden konnte. Der Ver- kehr, dem damit freie Bahn geschaffen war, wurde aus ganz ungeahnte Weise gesteigert durch die Erfindung der Eisenbahn (1814) und des Telegraphen (1833), wozu neuestens das Telephon getreten ist. Zugleich wurde auf dem Gebiete des gewerblichen Lebens die Dampfkraft zum Betrieb unzähliger Fabriken ausgenützt. Die deutschen Mittel- und Kleinstaaten erhielten größtenteils nach dem Sturz der französischen Fremdherrschaft Verfassungen, die dem Landesherrn eine Volksvertretung zur Seite stellten, so Württem- berg 1819 unter König Wilhelm I. In Preußen erhielt 1823 jede einzelne Provinz ihren Landtag; erst 1817 traten dann diese Pro- vinzialstände zu einem vereinigten Landtag in Berlin zusammen. Der Kaiser von Österreich aber, beraten vom Fürsten Metternich, regierte bis 1818 unumschränkt. Deutschland von 1848—1851. Als im Jahre 1830 die Julirevolution in Paris den fran- zösischen König Karl X stürzte und an seiner Statt seinen Vetter Ludwig

6. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 264

1897 - Stuttgart : Bonz
264 Geschichte. No. 133. 134. Da fallen mit jauchzendem Rufe die Instrumente ein, sie spielen: „Gott erhalte Franz, den Kaiser!" Die Hüte der Jäger wirbeln mit Hahnenfedern in die Luft: „Hurra für Benedek! Hurra! Hurra!" Der Sieg wird heute errungen sein, ehe die Nacht hereinbricht. Aber eine leichte Wolke zieht über des Feldherrn eiserne Gesichtszüge. „Wartet, wartet bis morgen, Kinder; jetzt noch nicht — noch nicht," sagt er und reitet im Galopp von dannen. Es ist ein Viertel vor zwei Uhr. König Wilhelm befindet sich mit seinem Stabe wieder auf den Höhen von Chlum. Da wird sein Blick plötzlich freier; der Ernst seiner Züge mildert sich. Alles folgt den Bewegungen des Königs; er hat das Fernrohr an das Auge gedrückt und es nach links gerichtet. Ja, ja, dort hinten bei Horzonoves-Maslowed, die im Rauche der Geschütze und des Brandes liegen, geht etwas vor. Dort über dem Rücken der Höhen schweben kleine Wolken; von unsichtbarer Gewalt empor- geschnellt schießt ein neues Wölkchen auf, wieder eins, und dann folgen schnell hintereinander mehrere. Das ist Geschützdampf, dort feuert man; das sind preußische Geschütze — der Kronprinz, der Kronprinz! O, es ist ein großer, erhabener Augenblick! Wie eine mit rasender Schnelligkeit laufende Flamme pflanzt sich der Ruf: „Derkronprinz ist da!" von Glied zu Glied fort. Die Ermattung ist vergessen, die Wunden brennen nicht; die alte Kraft durchströmt die Glieder all der Tausende, die dort unten im heißen Kampfe stehen und den Boden ringsum sich mit Geschossen des Feindes pflastern sehen. Nicht umsonst ist gekämpft worden, die ungeheuren Opfer sind nicht vergeblich gebracht; das Preußen des „Großen Kurfürsten", des „Großen Friedrich" unterliegt nicht am Tage des 3. Juli: Der Kronprinz ist da! G. Hiltl. 134. Der deutsch-französische Krieg (1870 — 1871). \. Frankreich batte Napoleon Iii, ein Neffe Napoleons I, durch den Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 unter Strömen freventlich vergossenen Blutes die höchste Gewalt an sich gerissen und sich im daraus folgenden Jahr durch allgemeine Volksabstimmung zum Kaiser der Franzosen wählen lassen. Durch die von ihm gegen Ruß- land und Österreich siegreich geführten Kriege war im französischen Volk die Sucht nach militärischem Ruhm und das Gefühl der Über- legenheit über andere Völker wieder mächtig angeregt worden; aber feit der Mitte der sechziger Jahre hatte Napoleons Glück Rückschläge erfahren. In Mexiko, wo er ein von ihm abhängiges Kaiserreich hatte herstellen wollen, mußte er unter empfindlichen Verlusten weichen; im Innern Frankreichs machte sich eine für ihn nicht unbedenkliche Strömung geltend. Nun kamen auch noch im Jahre (866 die un-

7. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 266

1897 - Stuttgart : Bonz
266 Geschichte. No. 134. aber in Berlin, mit ungeheurem Jubel empfangen. Bundestag und Reichstag bewilligten einmütig die Geldmittel zur Führung des Krieges. Die süddeutschen Fürsten stellten sofort, getreu den Verträgen von s866, dem Bundesoberseldherrn ihre Truppen zur Verfügung. König Wil- helm erneuerte am Juli, dem Todestag seiner unvergeßlichen Mutter, für die Tapfersten den Orden des eisernen Kreuzes. Den 27. Juli bestimmte er zu einem allgemeinen Buß- und Bettag, an dem man beten solle, „daß Gott in diesen: Kampfe uns zum Siege führe, daß er uns Gnade gebe, auch gegen unsere Feinde uns als Thristen zu verhalten, und daß er uns zu einem die Lhre und Unabhängigkeit Deutschlands dauernd verbürgenden Frieden in Gnaden gelangen lasse". Und nun eilten in: buntesten Wechsel der verschiedensten Waffen- gattungen Tag und Nacht Züge deutscher Krieger nach der westgrenze des Vaterlandes, umrubelt von Tausenden, die sich der treuen Waffen- brüderschaft des Südens und des Nordens freuten. Zu krause aber bildeten sich allerorten Vereinigungen von Frauen und Jungfrauen, um mit geschäftigen Lsänden Verbandzeug zu fertigen und Spenden aller Art für die in den Krieg gezogenen Gatten, Söhne und Brüder in Bereitschaft zu stellen. Kurz, jeder Deutsche dachte wie der Dichter Freiligrath: Aus, Deutschland, aus und Gott mit dir! Ins Feld! der Würfel klirrt! Wohl fchnürt's die Brust uns, denken wir Des Bluts, das stießen wird. Dennoch das Auge kühn empor, Denn siegen wirst du ja I Groß, herrlich, frei wie nie zuvor! ksurra, Germania! Schon vierzehn Tage nach der Kriegserklärung stai:den drei wohl- gerüstete Armeen schlagfertig als „wacht" an: Rhein, die eine unter General Steinmetz an der Mosel und Saar, die zweite :u:ter Prinz Friedrich Karl bei Mainz, die dritte unter dem Kronprinzei: Fried- rich wilheln: in der Pfalz. Die Franzosen hatte:: zwei Armeen, die eine bei Straßburg unter Mac Mahon, die andere bei Metz unter Bazaine. Beiden Armeen waren auch Zuaven und Turkos, wilde Worden aus den afrikanischen Besitzungen Frankreichs, zugeteilt. Der erste Zusammenstoß erfolgte am 2. August bei Saarbrücken, und da das kleine Häuflein der Preußen hier der Übermacht der Franzosen weichen mußte, so träumten diese schon von einem „Spaziergang nacb Berlin". Da schlug der Kronprinz mit seiner aus süddeutschen und preußischen Truppen bestehende:: Armee an: % August bei Weißen-

8. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 268

1897 - Stuttgart : Bonz
268 Geschichte. Ne. 134. mit ihren Armeekorps das stolze Paris erreicht und einen eisernen Gürtel um die französische Hauptstadt gezogen. Dies war freilich mit den größten Schwierigkeiten verbunden, da die Stadt mit ihren zwei Millionen Einwohnern einen Umfang von zehn Stunden hatte und von starken Forts geschützt war, aus denen die Belagerten immer wieder mit großer Macht hervorbrachen, um sich durch die deutschen Linien hindurchzuschlagen. Infolge dessen kam es wiederholt zu den blutigsten Kämpfen, wie z. B. am 30. November und am 2. Dezember bei den Dörfern Villiers, Brie und Thampigny, wo von den Würt- tembergern nicht weniger als ^ Offiziere und 370 Soldaten den Heldentod starben, während gegen ^00 zum Teil tödlich verwundet wurden. Dazu kam ein strenger Winter, der den deutschen Soldaten, die in Schnee und Eis die Feldwacht halten mußten, die härtesten Entbehrungen auferlegte. 6. In Paris selbst war sofort nach der Schlacht bei Sedan der Kaiser Napoleon abgesetzt und Frankreich wieder zur Republik erklärt worden. An die Spitze derselben war Gambetta getreten, dem es ge- lang, durch ein massenhaftes Aufgebot von französischen Bürgern und Landleuten den Krieg zu einem Volkskrieg zu gestalten. Überall bildeten sich Banden von Freischärlern oder Franotireurs; diese über- fielen einzelne kleine Truppenabteilungen, beraubten die Feldposten, nahmen Transporte von Lebensrnitteln weg und thaten überhaupt aus den: Hinterhalt heraus viel Schaden. Dazu schuf Gambetta zwei neue Armeen, von denen die eine von Süden, von Orleans her, die andere von Norden, von Amiens her, den Belagerungsgürtel durch- brechen sollte. Diesen Armeen traten deutsche Truppen unter den: General von der Tann und den: Groß herzog von Mecklen- burg einerseits und unter den Generalen Manteuffel und Gäben andererseits erfolgreich entgegen. Zuletzt wollte General Bourbakh mit Umgehung der deutschen Heere, in Süddeutschland einbrechen, um die französischen Gefangenen aufzuwiegeln und so die Belagerer von Paris abzulocken. Allein General von Werders viermal schwächeres Torps hielt, bei eisiger Kälte in: Schnee stehend und in: Rücken die von ihm belagerte feindliche Festung Belfort, den: Feinde so lange stand, bis ein stärkeres deutsches Heer unter General von Man- teuffel herankam und die ganze Armee Bourbakis, etwa 80 000 Mann, über die Schweizer Grenze drängte, wo sie im kläglichsten Zu- stande, zürn Tode erschöpft, ankam und alsbald entwaffnet wurde. 7. Da kam endlich am 2% Januar der Minister Favre von Paris ins deutsche Hauptquartier nach Versailles, um über die Kapi- tulationsbedingungen zu unterhandeln. Die Beschießung von Paris

9. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 397

1897 - Stuttgart : Bonz
Die gebräuchlichsten Fremdwörter. 397 Bureau das, Geschäftszimnier. Chaussee die, Kuuststraße. Chef der, Oberhaupt, Vorgesetzter. Chirurg der, Wundarzt. Chronik die,Zeitgeschichte,Ortsgeschichte. Commis der, Handlungsgehilfe. Comptoir (Kontor) das, Geschäftsstnbe. Conto das, Rechnung. Debatte die, Wechselrede, Erörterung. Decharge die, Entlastung. Defekt der, Mangel, Fehler. Defizit das, Fehlbetrag, definitiv, endgültig, bestimmt, deklarieren, erklären, angeben. Dekoration die, Schmuck. Dekret das, Beschluß, Verordnung. Demokratie die, Volksherrschafl. Deputation die, Abordnung, desinfizieren, vom Ansteckungsstoss be- Detail das, das Einzelne. [freien. Dialekt der, Mundart, diät leben, gesundheitsgemäß leben. Diäten die, Taggelder. Diarrhöe die, Durchfall. Differenz die, Unterschied; Streitpunkt. Diplom das, Ehrenzeugnis. Direktor der, Leiter, Vorstand. Diphtheritisdie,brandigeracbenbräune. Dividende die, Gewinnanteil. Dokument das, Urkunde. Domäne die, Krongut, Staatsgut, dressieren, abrichten. Droguen die, Arznei-Farbwaren u. drgl. Duplikat das, Abschrift eines Schrift- sstücks. Element das, Urstoff, Grundstoff, energisch, kräftig. engagieren, anwerben, in Dienst nehmen. Epidemie die, ansteckende Seuche, etablieren, gründen, einrichten. Etat der, Voranschlag, exakt, genau. Exekution die,Ausführung,Vollstreckung. ueorg-Eckert-lns Exekutor der, Gerichtsvollzieher, expedieren, abfertigen, versenden. Experiment das, Versuch. Export der, Ausfuhr. Explosion die, Entzündung mit Knall. Expropriation die, Zwangsenteignung- Faktura die, Preisberechuuug. fallieren, zahlungsunfähig werden. Filiale die, Zweiggeschäft, filtrieren, durchseihen. Finanzen die, Vermögensverhältnisse. Firma die, Name des Geschäfts. Fiskus der,Staatskasse,Staatsvermögen- Fouds der, Geldmittel, Vermögen. Fonrnier (Furnier) das, dünngeschnit- tene Holzblätter, frequentieren, besuchen, fundieren, gründen. Funktion die, Wirksamkeit, Verrichtung- Gage die, Lohn, Gehalt. Garantie die, Bürgschaft. Genie das, geistvoller Mensch. Gouverneur der, Statthalter, Befehls^ gratis, unentgeltlich. shaber. Hieroglyphen, Bilderschriften, historisch, geschichtlich. Honorar das, Lohn, human, menschlich. Humus der, fruchtbarer Boden. Hypothek die, Pfandverschreibung. Idee die, Vorstellung, Begriff, Gedanke- illustriert, mit Abbildungen versehen. Import der, Einfuhr. Individuum das, Einzelwesen. Industrie die, Gewerbethätigkeit, inkognito, unerkannt, mit fremdem Namen. Inserat das, Anzeige, insolvent, zahlungsunfähig. Intelligenz die, geistige Kraft, intensiv, stark, eindringlich. kür iritemüriqrmls Schu)fei!<;i' bibüothak

10. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 267

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 134. Geschichte. 267 bürg den General Douay, am 6. August bei Wörth den Marschall Mac Mahon. Am gleichen Tage erstürmte General Steinmetz unten Strömen deutschen Bluts die Höhen von Spichern bei Saarbrücken und zwang den Marschall Bazaine zum Rückzug. Den Fliehenden rückten General Steinmetz und Prinz Friedrich Karl gegen Metz hin nach und drängten dieselben so in die Lnge, daß Bazaine gezwungen wurde, sich mit seiner Armee in die Festung selbst zu werfen, die so- dann von der Armee des Prinzen Friedrich Rarl wie mit einem eisernen Ring umschlossen wurde. Freilich konnte dieser große Erfolg nur mit ungeheuren Opfern erkauft werden; die beiden mörderischen Schlachten bei Vionville oder Mars-la-Tour und bei G rav Flotte oder St. privat am \6. und f8. August haben die preußischen Regimenter über 37 000 verwundete und Tote gekostet. Die Armee des Kron- prinzen und eine von Preußen, Sachsen, Bayern neugebildete Maas- armee unter dem Kronprinzen von Sachsen rückten gegen Paris. Da erfuhr die deutsche Heeresleitung, daß Mac Mahon, der unterdessen seine zersprengte Armee bei Thalons wieder gesannnelt, gegen Metz vordringe, um die Belagerer anzugreifen und die Armee des Mar- schalls Bazaine zu befreien. Sofort wandten sich die beiden Armeen nordwärts, schnitten den Franzosen den Weg nach Metz ab, drängten sie in den Thalkessel der an der belgischen Grenze gelegenen Festung Sedan und zwangen sie am 2. September die Waffen zu strecken. Außer 600 Geschützen und \2 000 Pferden gerieten 85 000 Mann in die Hände der Deutschen, darunter Kaiser Napoleon selbst, der als Gefangener auf das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel abgeführt wurde. Damit war der Hauptschlag geschehen, die Macht des übermütigen Feindes gebrochen, und alle Welt erkannte das furchtbare Gericht der göttlichen Gerechtigkeit über den von der stolzesten Höhe so jäh herunter- gestürzten Störefried. 5. von jetzt an war der Krieg vorwiegend ein Belagerungs- krieg. während die beiden Armeen, die bei Sedan so erfolgreich eingegriffen hatten, ihren Marsch auf Paris fortsetzten, wurde die Festung Straßburg von einer Abteilung der dritten Armee, worunter auch württembergische Artillerie, belagert und beschossen. Am 27. Sep- tember, demselben Tage, an welchem f89 Zahre zuvor Ludwig Xiv in die geraubte Stadt eingezogen war, sah sich die Festung genötigt, die weiße Fahne, das Zeichen der Übergabe, auf dem Münsterturme aufzuziehen, vier Wochen später, am 27. Oktober, mußte auch Metz, vom Hunger gezwungen, seine Thore öffnen, und abermals zogen Tausende von Gefangenen über die deutsche Grenze. Inzwischen hatten der Kronprinz von Preußen und der Kronprinz von Sachsen:
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