Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
272
Geschichte.
No. 136. 137.
sich, daß sich sein Pferd noch in seinem Verstecke befand, und durchsuchte die
umliegenden Felder; horchend und spähend kroch er zwei Stunden lang um-
her, fand aber keine Spur seiner Gefährten. Nun durfte er nicht länger
verweilen; andere Pflichten riefen ihn. Es galt, seine wichtigen Nachrichten
zur Meldung zu bringen.
Als er nach dem Holze zurückschlich, gewahrte er ein Wägelchen mit
zwei mageren Kühen bespannt. Ein armes Bäuerlein und seine Tochter be-
luden es mit halb verdorrtem Grase, das sie mühevoll zusammengescharrt hatten.
Sie fühlten Mitleid mit ihm und boten dem Erschöpften die erste Labung
nach langer Zeit. Der Bauer melkte seine beiden Kühe, und die Tochter
schenkte ihm zwei Birnen, die sie für den eigenen Durst zu sich gesteckt hatte.
Mit einem herzinnigen „Vergelt's Gott" schied er von den guten Menschen.
Da die Karten, mit denen Gras Zeppelin sich im Augenblicke des Über-
falls beschäftigt hatte, im Scheuerlenhofe liegen geblieben waren, so mußte
er sich mühsam durch das rauhe, unwegsame Waldgebirge durchsuchen. In
tiefer Nacht erreichte er Sulzbach, wo er es wagte, den Rest der Nacht zu
verbringen. Am nächsten Morgen mußte er eine weite Strecke auf einer
langen, von feindlichen Patrouillen begangenen Straße reiten. Da kam chm
zu statten, daß er ein Pferd mit französischer Anfzünmung ritt, und daß da-
mals die Uniformen der verschiedenen französischen Truppenteile in dieser
Armee selber noch nicht allgemein bekannt waren. Diese Täuschung suchte er
selbstverständlich durch unbefangene und zuversichtliche Haltung möglichst zu
bestärken.
Voll Dankes gegen Gott für seine Rettung betrat er bei Schönau in
Rheinbayern wieder den deutschen Boden. Er traf dort auf bayerische Vor-
posten. Von da hatte er beinahe noch acht Meilen bis Karlsruhe zurück-
zulegen , wo er am Abend des 26. Juli zum Tode erschöpft ankam und
meldete, daß Mac Mahons Divisionen an der Linie Hagenau-Bitsch auf-
marschiert seien. Nach Theodor Fontane.
137. Die Wer Deteranen von Mors-la-Tour.
i^und Roßmarkt vor dem Dragonerstall
Drängt sich das Volk in dichtem Schwall,
Aus Dorf und Stadt, in Kittel und Rock,
Aus Tempelhof, Rixdorf, Jüterbogk.
Da werden Rosse, die manches Jahr-
Gedient bei Manövern und Kriegsgefahr,
Bis sie von Strapazen mürb gemacht,
Meistbietend unter den Hammer gebracht.
Nun kommt der alte Hans an die Reih';
„Schußwunde am Hals, sonst fehlerfrei
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TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gott Mac_Mahons Theodor_Fontane Hans
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Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 146.
Geschichte.
293
grätz. Im französischen Kriege 1870 stand er an der Spitze der dritten
Armee, zu welcher auch die süddeutschen Truppen, Bayern, Württemberger
und Badener, gehörten. Er führte sie zu den Siegen von Weißenburg und
Wörth und half wesentlich mit zum Gelingen der großen Umzingelung des
französischen Heeres bei Sedan. Zugleich aber gewann er durch seine leut-
selige Herablassung die Herzen der Süddeutschen. Begeistert hingen sie dem
norddeutschen Königssohne an, und bald hieß er bei ihnen wie in Preußen
„Unser Fritz". Auf diese Weise hat er wesentlich dazu beigetragen, daß über
der Wasseubrüderschaft von Nord und Süd das deutsche Kaisertum in Ver-
sailles konnte aufgerichtet werden. Als Kronprinz des deutschen Reiches und
von Preußen und als Generalfeldmarschall kehrte er aus dem Kriege zurück.
Die Inspektion über die süddeutschen Truppen behielt er dauernd.
So hatte er in seinem Teile das Reich erbauen helfen, das er künftig
beherrschen sollte. Eine mannigfaltige Thätigkeit erfüllte auch die folgenden
ruhigeren Jahre des Friedens: regelmäßige Inspektionen der Truppen, zahl-
reiche Reisen an befreundete Höfe im Auftrage des greisen kaiserlichen Vaters,
das Protektorat über die königlichen Museen wie über eine große Zahl von
Vereinen, Anstalten, Ausstellungen u. drgl.
Schon erblühten ihm aus der Ehe seines Sohnes Wilhelm mit der
Prinzessin Augusta Viktoria von Schleswig-Holstein vier Enkel. In vier-
gleichzeitig lebenden Geschlechtern sah man den Hohenzollernthron gesichert
wie kaum je einen Thron der Erde. Der Kronprinz selbst, fast zu dem Alter
gereift, in welchem vormals sein Vater den Thron bestiegen hatte, schien wie
wenig andere vor ihm für das Herrscheramt vorbereitet; aber Gott hatte
es anders beschlossen.
Auf der sonnigen Höhe des reichsten Glückes wurde der Kronprinz im
Anfange des Jahres 1887 von einer andauernden Heiserkeit befallen, dem
Vorboten eines schweren Leidens, welchem der bis dahin mit der kräftigsten
Gesundheit ausgestattete hohe Herr schon im darauf folgenden Jahre erliegen
sollte. Das anfänglich, namentlich von ihm selbst gering geschätzte Übel wider-
stand'dem Gebrauche der Heilquellen von Enis. Uni Pfingsten 1887 drangen
die ersten beunruhigenden Nachrichten davon in die Öffentlichkeit, daß es sich
um ein höchst gefährliches Kehlkopfleiden handle. Noch reiste er zu den Feier-
lichkeiten des fünfzigjährigen Regierungs-Jubelfestes der Königin von Eng-
land, eine Siegfriedsgestalt, stattlich wie wenig andere; nur im Zustande
tiefsten, hoffnungslosen Leidens sollte er das Vaterland wiedersehen. Längeres
Verweilen in Schottland und Tirol erwies sich ebensowenig heilbringend als
ein monatelanger Aufenthalt in San Remo am Mittelmeer. Schwer em-
pfand der greise Vater besonders während seiner letzten Krankheit die Trennung
von dem einzigen Sohne. Voller Teilnahme und Sorge waren die Blicke
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Augusta_Viktoria Gott Enis
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Weißenburg Sedan Nord Schleswig-Holstein Schottland San_Remo
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No. 151.
Geschichte.
307
14 000 Mann unter dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen
als ein Teil des achten Bundesarmeeeorps aus. Auch besetzte eine
Truppenabteilung die hohenzollerischen Fürstentümer. Die große Ent-
scheidung erfolgte aber auf den böhmischen Schlachtfeldern zu Ungunsten
Österreichs, und auch die Gefechte, an denen sich die Württembergischen
Truppen beteiligten, namentlich das bei Tauberbischofsheim am 24. Juli,
waren für Preußen siegreich. Infolge dessen wurde der Nordosten des
Landes von Preußen besetzt und hierauf (im Frieden zu Nikolsburg)
Württemberg zur Anerkennung des norddeutschen Bundes und zur Zah-
lung von acht Millionen Gulden (ca. 14 Millionen Mark) verpflichtet.
Gleichzeitig wurde ein zunächst noch geheimgehaltenes Schutz- und Trutz-
bündnis mit Preußen abgeschlossen, wonach im Falle eines Krieges
der Oberbefehl über die Württembergischen Truppen dem König von
Preußen übertragen werden sollte.
Dieser Fall trat ein, als Deutschland im Juli 1870 in über-
mütigster Weise von Frankreich zum Krieg herausgefordert wurde.
Mit freudiger Begeisterung zogen die Württemberger unter Führung
des preußischen Kronprinzen in den Kampf. Rühmlichen Anteil nahmen
sie an den Schlachten bei Wörth und Sedan. Ruhmvolle Tage waren
der 30. November und der 2. Dezember, an welchen die württem-
bergischen Truppen bei Brie und Champigny den in zehnfacher Über-
zahl aus Paris ausfallenden Franzosen den tapfersten und erfolgreichsten
Widerstand leisteten. Freilich erforderten diese glänzenden Wastenthaten
zugleich auch die schwersten Opfer. Im ganzen haben von Württem-
bergern etwa 30 000 Mann die französische Grenze überschritten. Ihr
Verlust an Toten und Verwundeten beziffert sich auf ungefähr 2700,
eine Zahl, die fürwahr unsere Herzen noch jetzt mit tiefem Schmerz
erfüllen muß.
Dem deutschen Reiche, das aus dem blutigen Kriege neu erstand,
war König Karl treu ergeben. Er starb am 6. Oktober 1891; seine
irdischen Überreste wurden in der Kapelle des alten Schlosses in Stutt-
gart beigesetzt.
Seinen Thron hinterließ König Karl seinem Neffen, König
Wilhelm Ii. Derselbe ist am 25. Februar 1848 geboren und in
zweiter Ehe mit Charlotte, Prinzessin von Schaumburg-Lippe, ver-
mählt. Gott segne auch seine Regierung, damit wie bisher so auch
fernerhin in unsrem Lande gelte: „Hie gut Württemberg allwege!"
' Eisele.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Hessen Alexander Brie Karl Karl Karl Karl König
Wilhelm_Ii Wilhelm Gott Eisele
Extrahierte Ortsnamen: Tauberbischofsheim Nikolsburg Württemberg Deutschland Frankreich Wörth Sedan Paris Stutt-
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No. 156.
Bürgerkunde.
321
stimmuug der Stände kann kein Gesetz gegeben, aufgehoben oder abgeändert
werden. ;
Die erste Kammer (Kammer der Standesherren) besteht aus den
Prinzen des Kgl. Hauses, den Häuptern der ehemals reichsunmittelbaren fürst-
lichen und gräflichen Familien und aus den vom König erblich oder auf
Lebenszeit, ohne Rücksicht auf Geburt und Vermögen, ernannten Mitgliedern.
Die zweite Kammer (Kammer der Abgeordneten) ist ans 93 Mit-
gliedern zusammengesetzt, nämlich aus 13 Mitgliedern des ritterschaftlichen
Adels, welche von diesem aus seiner Mitte gewählt werden, aus den 6 prote-
stantischen General-Superintendenten (Prälaten), aus dem Landesbischof, aus
einem von dem Domkapitel aus dessen Mitte gewählten Mitgliede und dem
der Amtszeit nach ältesten Dekan katholischer Konfession, aus dem Kanzler
der Landesuniversität, aus einem gewählten Abgeordneten der sogenannten
„guten" Städte Stuttgart, Tübingen, Ludwigsburg, Ellwangen, Ulm, Heil-
bronn, Reutlingen und aus einem gewählten Abgeordneten von jedem der
63 Oberamtsbezirke.
Die Mitglieder der zweiten Kammer sind nicht als Abgeordnete des
einzelnen Wahlbezirks, sondern des ganzen Landes anzusehen. Die Mitglieder
beider Kammern haben ihr Stimmrecht in Person auszuüben; nur den erb-
lichen Mitgliedern der ersten Kammer ist gestattet, ihre Stimme einem andern
in der Versammlung anwesenden Mitgliede dieser Kammer zu übertragen.
Alle 6 Jahre muß eine neue Wahl der Abgeordneten, welche nicht amts-
halber Sitz und Stimme in der zweiten Kammer haben, vorgenommen werden;
die bisherigen sind wieder wählbar.
Nach dem Wahlrecht zum württembergischcn Landtag ist wahlberechtigt
jeder Staatsbürger, der das 25., und wählbar jeder Staatsbürger, der das
30. Lebensjahr zurückgelegt hat. Für die Wählerlisten und den Ausschluß
vom Wahlrecht gelten im wesentlichen die gleichen Bestimmungen wie für die
Reichstagswahlen. Die Sitzungen beider Kammern sind öffentlich; auch haben
dieselben ihre Verhandlungen durch den Druck bekannt zu geben. Das Tag-
geld eines Abgeordneten beträgt 9,43 Mark. Der Präsident der ersten Kammer
erhält jährlich 12 857,14 Mark, der der zweiten Kammer 8571,43 Mark.
Solange die Stände nicht versammelt sind, besteht als Stellvertreter derselben
ein Ausschuß von 12 Mitgliedern („Ständischer Ausschuß") für diejenigen
Geschäfte, deren Besorgung von einem Landtag zum andern notwendig ist.
Die Staatsdiener werden, sofern nicht Verfassung oder besondere
Rechte eine Ausnahme begründen, durch den König auf den Vorschlag der
vorgesetzten Oberbehörden ernannt. Niemand kann ein Staatsamt erhalten,
ohne zuvor gesetzmäßig geprüft und für tüchtig erkannt zu sein.
Die zwei obersten.staatsbehörden des Königreichs sind der Ge-
Lesebuch für Fortbildungsschulen. 21
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
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252
Geschichte.
No. 130.
seits waren zwei auswärtige Könige Mitglieder des Bundes, nämlich
der König von Dänemark als Herzog von Holstein und der der Nieder-
lande als Großherzog von Luxemburg; überdies war bis zum Jahr
1837 der König von Hannover zugleich König von England. Bei
dieser Zusammensetzung war von vornherein zu erwarten, daß der
Bund nicht eben viel leisten werde, zumal da für die wichtigsten Be-
schlüsse Einstimmigkeit erfordert wurde. Und so ist es denn auch ge-
kommen: Nichts geschah für die Sicherheit der deutschen Grenzen; schutz-
los stand der Deutsche im Ausland da; schutzlos waren die deutschen
Handelsschiffe, die alle Meere befuhren; kam es doch im Frühjahr 1817
vor, daß fast im Angesicht der deutschen Küste deutsche Schiffe von
Seeräubern ans Tunis weggenommen wurden.
Ebensowenig ist es dem Bunde gelungen, die Zollschranken zu be-
seitigen, die zwischen den einzelnen deutschen Ländern bestanden und
Handel und Verkehr belästigten und verteuerten. Diese Aufgabe ist
vielmehr ohne Zuthun des Bundes durch den deutschen Zollverein
gelöst worden, der unter Preußens Führung 1833 abgeschlossen wurde
und mit der Zeit den größten Teil des heutigen Deutschlands zu einem
Zollgebiet vereinigte, so daß nunmehr der Kaufmann seine Waren von
Königsberg bis Friedrichshasen ohne Zoll versenden konnte. Der Ver-
kehr, dem damit freie Bahn geschaffen war, wurde aus ganz ungeahnte
Weise gesteigert durch die Erfindung der Eisenbahn (1814) und
des Telegraphen (1833), wozu neuestens das Telephon getreten
ist. Zugleich wurde auf dem Gebiete des gewerblichen Lebens die
Dampfkraft zum Betrieb unzähliger Fabriken ausgenützt.
Die deutschen Mittel- und Kleinstaaten erhielten größtenteils nach
dem Sturz der französischen Fremdherrschaft Verfassungen, die
dem Landesherrn eine Volksvertretung zur Seite stellten, so Württem-
berg 1819 unter König Wilhelm I. In Preußen erhielt 1823 jede
einzelne Provinz ihren Landtag; erst 1817 traten dann diese Pro-
vinzialstände zu einem vereinigten Landtag in Berlin zusammen. Der
Kaiser von Österreich aber, beraten vom Fürsten Metternich, regierte
bis 1818 unumschränkt.
Deutschland von 1848—1851.
Als im Jahre 1830 die Julirevolution in Paris den fran-
zösischen König Karl X stürzte und an seiner Statt seinen Vetter Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Dänemark Wilhelm_I. Metternich Karl_X Karl
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Luxemburg Hannover England Tunis Deutschlands Königsberg Berlin Deutschland Paris
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264
Geschichte.
No. 133. 134.
Da fallen mit jauchzendem Rufe die Instrumente ein, sie spielen: „Gott
erhalte Franz, den Kaiser!" Die Hüte der Jäger wirbeln mit Hahnenfedern
in die Luft: „Hurra für Benedek! Hurra! Hurra!" Der Sieg wird heute
errungen sein, ehe die Nacht hereinbricht. Aber eine leichte Wolke zieht über
des Feldherrn eiserne Gesichtszüge. „Wartet, wartet bis morgen, Kinder;
jetzt noch nicht — noch nicht," sagt er und reitet im Galopp von dannen.
Es ist ein Viertel vor zwei Uhr. König Wilhelm befindet sich mit
seinem Stabe wieder auf den Höhen von Chlum. Da wird sein Blick plötzlich
freier; der Ernst seiner Züge mildert sich. Alles folgt den Bewegungen
des Königs; er hat das Fernrohr an das Auge gedrückt und es nach links
gerichtet. Ja, ja, dort hinten bei Horzonoves-Maslowed, die im Rauche
der Geschütze und des Brandes liegen, geht etwas vor. Dort über dem
Rücken der Höhen schweben kleine Wolken; von unsichtbarer Gewalt empor-
geschnellt schießt ein neues Wölkchen auf, wieder eins, und dann folgen schnell
hintereinander mehrere. Das ist Geschützdampf, dort feuert man; das sind
preußische Geschütze — der Kronprinz, der Kronprinz! O, es ist ein
großer, erhabener Augenblick! Wie eine mit rasender Schnelligkeit laufende
Flamme pflanzt sich der Ruf: „Derkronprinz ist da!" von Glied zu Glied
fort. Die Ermattung ist vergessen, die Wunden brennen nicht; die alte Kraft
durchströmt die Glieder all der Tausende, die dort unten im heißen Kampfe
stehen und den Boden ringsum sich mit Geschossen des Feindes pflastern
sehen. Nicht umsonst ist gekämpft worden, die ungeheuren Opfer sind nicht
vergeblich gebracht; das Preußen des „Großen Kurfürsten", des „Großen
Friedrich" unterliegt nicht am Tage des 3. Juli: Der Kronprinz ist da!
G. Hiltl.
134. Der deutsch-französische Krieg (1870 — 1871).
\. Frankreich batte Napoleon Iii, ein Neffe Napoleons I,
durch den Staatsstreich vom 2. Dezember 1851 unter Strömen
freventlich vergossenen Blutes die höchste Gewalt an sich gerissen und
sich im daraus folgenden Jahr durch allgemeine Volksabstimmung zum
Kaiser der Franzosen wählen lassen. Durch die von ihm gegen Ruß-
land und Österreich siegreich geführten Kriege war im französischen
Volk die Sucht nach militärischem Ruhm und das Gefühl der Über-
legenheit über andere Völker wieder mächtig angeregt worden; aber
feit der Mitte der sechziger Jahre hatte Napoleons Glück Rückschläge
erfahren. In Mexiko, wo er ein von ihm abhängiges Kaiserreich
hatte herstellen wollen, mußte er unter empfindlichen Verlusten weichen;
im Innern Frankreichs machte sich eine für ihn nicht unbedenkliche
Strömung geltend. Nun kamen auch noch im Jahre (866 die un-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Napoleons Mexiko Frankreichs
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266
Geschichte.
No. 134.
aber in Berlin, mit ungeheurem Jubel empfangen. Bundestag und
Reichstag bewilligten einmütig die Geldmittel zur Führung des Krieges.
Die süddeutschen Fürsten stellten sofort, getreu den Verträgen von s866,
dem Bundesoberseldherrn ihre Truppen zur Verfügung. König Wil-
helm erneuerte am Juli, dem Todestag seiner unvergeßlichen
Mutter, für die Tapfersten den Orden des eisernen Kreuzes. Den
27. Juli bestimmte er zu einem allgemeinen Buß- und Bettag, an dem
man beten solle, „daß Gott in diesen: Kampfe uns zum Siege führe,
daß er uns Gnade gebe, auch gegen unsere Feinde uns als Thristen
zu verhalten, und daß er uns zu einem die Lhre und Unabhängigkeit
Deutschlands dauernd verbürgenden Frieden in Gnaden gelangen lasse".
Und nun eilten in: buntesten Wechsel der verschiedensten Waffen-
gattungen Tag und Nacht Züge deutscher Krieger nach der westgrenze
des Vaterlandes, umrubelt von Tausenden, die sich der treuen Waffen-
brüderschaft des Südens und des Nordens freuten. Zu krause aber
bildeten sich allerorten Vereinigungen von Frauen und Jungfrauen,
um mit geschäftigen Lsänden Verbandzeug zu fertigen und Spenden
aller Art für die in den Krieg gezogenen Gatten, Söhne und Brüder
in Bereitschaft zu stellen. Kurz, jeder Deutsche dachte wie der Dichter
Freiligrath:
Aus, Deutschland, aus und Gott mit dir!
Ins Feld! der Würfel klirrt!
Wohl fchnürt's die Brust uns, denken wir
Des Bluts, das stießen wird.
Dennoch das Auge kühn empor,
Denn siegen wirst du ja I
Groß, herrlich, frei wie nie zuvor!
ksurra, Germania!
Schon vierzehn Tage nach der Kriegserklärung stai:den drei wohl-
gerüstete Armeen schlagfertig als „wacht" an: Rhein, die eine unter
General Steinmetz an der Mosel und Saar, die zweite :u:ter Prinz
Friedrich Karl bei Mainz, die dritte unter dem Kronprinzei: Fried-
rich wilheln: in der Pfalz. Die Franzosen hatte:: zwei Armeen, die
eine bei Straßburg unter Mac Mahon, die andere bei Metz unter
Bazaine. Beiden Armeen waren auch Zuaven und Turkos, wilde
Worden aus den afrikanischen Besitzungen Frankreichs, zugeteilt. Der
erste Zusammenstoß erfolgte am 2. August bei Saarbrücken, und da
das kleine Häuflein der Preußen hier der Übermacht der Franzosen
weichen mußte, so träumten diese schon von einem „Spaziergang nacb
Berlin". Da schlug der Kronprinz mit seiner aus süddeutschen und
preußischen Truppen bestehende:: Armee an: % August bei Weißen-
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TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Gott Freiligrath Steinmetz Friedrich_Karl Friedrich Karl Metz August August
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschlands Gnaden Deutschland Rhein Mainz Pfalz Straßburg Mahon Frankreichs
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268
Geschichte.
Ne. 134.
mit ihren Armeekorps das stolze Paris erreicht und einen eisernen
Gürtel um die französische Hauptstadt gezogen. Dies war freilich mit
den größten Schwierigkeiten verbunden, da die Stadt mit ihren zwei
Millionen Einwohnern einen Umfang von zehn Stunden hatte und
von starken Forts geschützt war, aus denen die Belagerten immer
wieder mit großer Macht hervorbrachen, um sich durch die deutschen
Linien hindurchzuschlagen. Infolge dessen kam es wiederholt zu den
blutigsten Kämpfen, wie z. B. am 30. November und am 2. Dezember
bei den Dörfern Villiers, Brie und Thampigny, wo von den Würt-
tembergern nicht weniger als ^ Offiziere und 370 Soldaten den
Heldentod starben, während gegen ^00 zum Teil tödlich verwundet
wurden. Dazu kam ein strenger Winter, der den deutschen Soldaten,
die in Schnee und Eis die Feldwacht halten mußten, die härtesten
Entbehrungen auferlegte.
6. In Paris selbst war sofort nach der Schlacht bei Sedan der
Kaiser Napoleon abgesetzt und Frankreich wieder zur Republik erklärt
worden. An die Spitze derselben war Gambetta getreten, dem es ge-
lang, durch ein massenhaftes Aufgebot von französischen Bürgern und
Landleuten den Krieg zu einem Volkskrieg zu gestalten. Überall
bildeten sich Banden von Freischärlern oder Franotireurs; diese über-
fielen einzelne kleine Truppenabteilungen, beraubten die Feldposten,
nahmen Transporte von Lebensrnitteln weg und thaten überhaupt
aus den: Hinterhalt heraus viel Schaden. Dazu schuf Gambetta zwei
neue Armeen, von denen die eine von Süden, von Orleans her, die
andere von Norden, von Amiens her, den Belagerungsgürtel durch-
brechen sollte. Diesen Armeen traten deutsche Truppen unter den:
General von der Tann und den: Groß herzog von Mecklen-
burg einerseits und unter den Generalen Manteuffel und Gäben
andererseits erfolgreich entgegen. Zuletzt wollte General Bourbakh
mit Umgehung der deutschen Heere, in Süddeutschland einbrechen, um
die französischen Gefangenen aufzuwiegeln und so die Belagerer von
Paris abzulocken. Allein General von Werders viermal schwächeres
Torps hielt, bei eisiger Kälte in: Schnee stehend und in: Rücken die
von ihm belagerte feindliche Festung Belfort, den: Feinde so lange
stand, bis ein stärkeres deutsches Heer unter General von Man-
teuffel herankam und die ganze Armee Bourbakis, etwa 80 000
Mann, über die Schweizer Grenze drängte, wo sie im kläglichsten Zu-
stande, zürn Tode erschöpft, ankam und alsbald entwaffnet wurde.
7. Da kam endlich am 2% Januar der Minister Favre von
Paris ins deutsche Hauptquartier nach Versailles, um über die Kapi-
tulationsbedingungen zu unterhandeln. Die Beschießung von Paris
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Brie Napoleon Gambetta Gambetta Bourbakh
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Sedan Frankreich Amiens Süddeutschland Paris Belfort Paris Versailles
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 134.
Geschichte.
267
bürg den General Douay, am 6. August bei Wörth den Marschall
Mac Mahon. Am gleichen Tage erstürmte General Steinmetz unten
Strömen deutschen Bluts die Höhen von Spichern bei Saarbrücken
und zwang den Marschall Bazaine zum Rückzug. Den Fliehenden
rückten General Steinmetz und Prinz Friedrich Karl gegen Metz hin
nach und drängten dieselben so in die Lnge, daß Bazaine gezwungen
wurde, sich mit seiner Armee in die Festung selbst zu werfen, die so-
dann von der Armee des Prinzen Friedrich Rarl wie mit einem eisernen
Ring umschlossen wurde. Freilich konnte dieser große Erfolg nur mit
ungeheuren Opfern erkauft werden; die beiden mörderischen Schlachten
bei Vionville oder Mars-la-Tour und bei G rav Flotte oder
St. privat am \6. und f8. August haben die preußischen Regimenter
über 37 000 verwundete und Tote gekostet. Die Armee des Kron-
prinzen und eine von Preußen, Sachsen, Bayern neugebildete Maas-
armee unter dem Kronprinzen von Sachsen rückten gegen Paris. Da
erfuhr die deutsche Heeresleitung, daß Mac Mahon, der unterdessen
seine zersprengte Armee bei Thalons wieder gesannnelt, gegen Metz
vordringe, um die Belagerer anzugreifen und die Armee des Mar-
schalls Bazaine zu befreien. Sofort wandten sich die beiden Armeen
nordwärts, schnitten den Franzosen den Weg nach Metz ab, drängten
sie in den Thalkessel der an der belgischen Grenze gelegenen Festung
Sedan und zwangen sie am 2. September die Waffen zu strecken.
Außer 600 Geschützen und \2 000 Pferden gerieten 85 000 Mann in
die Hände der Deutschen, darunter Kaiser Napoleon selbst, der als
Gefangener auf das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel abgeführt wurde.
Damit war der Hauptschlag geschehen, die Macht des übermütigen
Feindes gebrochen, und alle Welt erkannte das furchtbare Gericht der
göttlichen Gerechtigkeit über den von der stolzesten Höhe so jäh herunter-
gestürzten Störefried.
5. von jetzt an war der Krieg vorwiegend ein Belagerungs-
krieg. während die beiden Armeen, die bei Sedan so erfolgreich
eingegriffen hatten, ihren Marsch auf Paris fortsetzten, wurde die
Festung Straßburg von einer Abteilung der dritten Armee, worunter
auch württembergische Artillerie, belagert und beschossen. Am 27. Sep-
tember, demselben Tage, an welchem f89 Zahre zuvor Ludwig Xiv
in die geraubte Stadt eingezogen war, sah sich die Festung genötigt,
die weiße Fahne, das Zeichen der Übergabe, auf dem Münsterturme
aufzuziehen, vier Wochen später, am 27. Oktober, mußte auch Metz,
vom Hunger gezwungen, seine Thore öffnen, und abermals zogen
Tausende von Gefangenen über die deutsche Grenze. Inzwischen
hatten der Kronprinz von Preußen und der Kronprinz von Sachsen:
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Douay August Wörth Steinmetz Marschall_Bazaine Steinmetz Friedrich_Karl Friedrich Karl Metz Friedrich_Rarl Friedrich August Metz Metz Napoleon Napoleon Ludwig_Xiv Ludwig Metz
Extrahierte Ortsnamen: Mahon Sachsen Bayern Maas- Sachsen Paris Sedan Kassel Sedan Paris Sachsen