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1. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 60

1828 - Soest : Nasse
— 60 — — Durch seilten Verstand wird der Mensch klug und geschickt, und wie bewundernswürdig sind die Werke, welche der menschliche Verstand hervorgebracht hat! Man betrachte mir die prächtigen Gebäude, die großen Schiffe, den Weberstnhl, die Mühlen n. dgl. m. Ohne Verstand wüßte der Mensch nichts vom Ackerbane, von Handwer- ken, Künsten und andern nützlichen Erfindungen. Groß und dankenswerth sind die Vorzüge, welche Gott dem Menschen zugetheilt hat! Wir wollen uns die- ser Vorzüge freuen und Gott besonders dadurch dafür danken, daß wir sie weise und gewissenhaft gebrauchen und sie zu erhalten suchen. Der kluge Bauer. ^)alitsch, ein Bauer in Sachsen, war in seiner Ju- gend so glücklich, den Unterricht eines sehr geschickten Schullehrers zsi genießen, und er benutzte auch diese Gele- genheit, seinen Verstand zu bilden, und sich nützliche Kenntnisse zu erwerben, recht gewissenhaft. Er war nicht allein in der Schule sehr fleißig und aufmerksam, sondern lieh sich auch von seinem Lehrer und dem Pfarrer nützliche und verständliche Bücher, in welchen er in den Winter- abenden oder des Sonntags las, wo der Vater seine Hilfe in der Wirthschaft und dem Feldbaue entbehren konnte. Er versäumte aber dabei aufkeilte Weise die Geschäfte seines künftigen Standes; sondern er ging seinem Vater treu- lich an die Hand und bildete sich unter seiner Anführung zu einem geschickten und fleißigen Landwirth. Bei den Kenntnissen, welche er sich erwarb, sahe er nicht darauf, ob er mit denselben würde Aufsehen erregen können; son- dern ob sie ihn klüger und frömmer machen, oder ihm einst in seinem Staude nützen würden. Mit vorzüglichem Eifer legte er sich auf die Naturgeschichte und suchte sich mit den Eigenschaften, der Lebensart, der Pflege und den Krankheiten der Thiere bekannt zu machen und' die Natur der Pflanzen zu erforschen. Dadurch bekam er nicht allein tausendfältige Gelegenheit, die Weisheit, Güte und Macht des

2. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 61

1828 - Soest : Nasse
61 des Schöpfers zu bewundern, weil Gott diese Eigenschaften auch an den kleinsten Geschöpfen offenbart hat; sondern er konnte mit diesen Kenntnissen, als er groß wurde, seine Geschäfte als Landmann besser und klüger, als Andere, be- treiben.. Weil er wußte, wie die Hausthiere gepflegt und behandelt werden mußten, so war sein Viehstand der beste im Dorfe, und seine Kühe gaben weit mehr Milch, als die der übrigen Bauern; selten wurde ihm ein Thier krank, und wenn dies auch geschahe, so war cs insgemein bald geheilt, weil er die Krankheiten und die zweckmäßigen Mit- tel kannte und nicht zu Quacksalbern seine Zuflucht zu nehmen brauchte. Auch sein Ackerbau hatte einen sehr glücklichen Fortgang; denn weil er Alles mit Nachdenken betrieb, so beobachtete er, welcher Acker zu dieser oder je- ner Frucht geschickter wäre; wodurch man schlechten Acker verbessern könne; welches Saatkorn das zweckmäßigste sei; wie man bei der Aussaat nicht blos auf Jahreszeit, son- dern auch auf Witterung Rücksicht nehmen muffe n. d. m. Er las bisweilen Schriften, in welchen der Ackerbau in andern Ländern beschrieben war, und suchte dasjenige, was seiner Gegend angemessen schien, nachzuahmen. Diese Versuche aber stellte er immer einigemal im Kleinen an, ehe er sic im Großen wagte; denn er hatte auch gelesen, daß viele Landwirthe dadurch zurückgegangen waren, daß sie ihre Wirthschaft blos nach Büchern betrieben hatten, ohne auf die Beschaffenheit ihres Bodens Rücksicht zu neh- men. Vorzüglich fand er den Anbau von mehreren Futter- kräutern sehr vortheilhast, weil er dadurch die Stallfütte- rung einführen konnte, wodurch seine Kühe einträglicher an Milch wurden, und' er weit mehr Dünger für seine Felder erhielt. Oft sagte er: ,,Es ist ein wahrer Verderb für das ganze Dorf, daß die Kühe von den Kindern auf die Weide getrieben werden, weil sich diese dadurch an den Müs- siggang und die Faulheit gewöhnen. Vis ins j4tc Jahr laufen sie hinter den Kühen her, und wenn sie dann zu einer harten Arbeit angehalten werden sollen, sind sie schwach und unbehilflich. Weil sie unter keiner Aufsicht von alten und verständigen Leuten sind, so treiben sie schändliche und boshafte Streiche; sie schälen und verderben Bäume, sie hüten andern Leuten die Früchte ab und ge-

3. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 62

1828 - Soest : Nasse
wohnen sich an Schadenfreude und Diebstahl. Den ganzen Tag sind sie allein und sprechen mit keinem Menschen; da- durch werden sie ungesellig und tückisch. Mit einem Worte, es kann ans unserm Dorfe nie ettvas rechtes werden, wenn nicht das verderbliche Kuhhüten abgeschafft wird." Einstens zog er spät, als schon längst die Sonne untergegangen war, vom Acker nach Hanfe, und herrlich leuchtete über ihm der Himmel mit tausend funkelnden Sternen. Es machte dieser prächtige Anblick einen tiefen Eindruck auf ihn; zugleich aber sagte er auch zu sich selbst: „Es ist doch schlecht von mir, daß ich, ein vernünftiger Mensch, von diesem großen Schauspiele nicht mehr, als meine unvernünftigen Pferde weiß, und was der liebe Gott durch diese Sterne zu mir spricht, nicht zu verstehen suche." Den andern Tag ging er zu dem Pfarrer und klagte ihm, wie schwer ihm gestern seine Unwissenheit auf das Herz gefallen sei, und bat ihn um ein verständliches Buch, ans welchem er sich einige Kenntnisse von den Ster- nen verschaffen könnte. Es ist dies recht gut, sagte der Pfarrer, daß Er seine Kenntnisse immer zu vermehren sucht; aber die Sternkunde ist eine sehr schwere Wissen- schaft, und Er könnte leicht darüber seinen Beruf als Bauer vernachläßigen, wenn Er sich zu sehr hinein ver- tiefte, und dann wäre Er und seine arme Familie zu be- klagen. — Nein, sagte Pa litsch, meinen Beruf würde ich darüber nie vernachläßigen, denn ich fühle mich znm Landbaue eben so berufen, wie Sie zum Pfarrerstand be- rufen sind, und ich halte den für einen schlechten Mann, der das Geschäft nicht mit Ernst treibt, welches ihm Gott aufgelegt hat. Sie wissen aber, daß ich nie in die Schenke gehe, sondern immer zu Hause bei meiner Frau, und bei meinen Kindern bleibe, welchen ich Abends etwas aus einem guten Buche vorlese, oder, so gut ich kann, nütz- liche Lehren gebe. Im Winter giebt es nicht viel zu thun, weil ich, Gottlob, nicht zu dreschen brauche, sondern blos die Aufsicht führe,f und in den Winter- abenden habe ich noch mehr Zeit übrig, da könnte ich wol ein solches Buch mit Nachdenken lesen. — Der Pfarrer gab ihm, als der Winter kam, einige zweckmäßige Bü- 'cher, unterstützte ihn mit seinem Rathe und erklärte ihm

4. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 65

1828 - Soest : Nasse
65 seinetwegen gesprochen hätten; daß dieser aber erklärt habe, daß er Keinen in seine Kapelle aufnähme, welcher nicht vor- her auf Reisen gewesen wäre und sich in andern Residenz- städten als Künstler habe hören lassen. Wenn es ihm also ein Ernst wäre, in die Kapelle zu kommen, so müsse er auf Reisen gehen. Einem so großen Violinspieler, als ihm, werde es nie an Gelde fehlen, sondern er werde dieses an den fürstlichen Höfen in Menge verdienen und überdies da- durch die schönste Gelegeuheit-bekommen, in dem Dienste eines größern und freigebigern Fürsten angestellt zu werden. — Diese Rede war ihm recht nach dem Sinne gesprochen. Er verkaufte seine wenigen Habseligkeiten und begab sich auf Reisen. Aber wie sehr täuschte er sich in seinen Er- wartungen ! Er ließ sich an einigen Orten mit seiner Vio- line hören, aber er wurde überall ausgelacht, weil er bei' aller seiner Fertigkeit ohne Ansdruck und Empfindung spielte, und hatte mehr Kosten als Vortheile. Weil sein weniges Geld bald aufgezehrt war, so sahe er sich genöthiget, sich mit einem Trupp Fuldaer Musikanten zu vereinigen und in der Welt umher rn ziehen, um sich gegen den Hunger zu schützen. Nun sahe er endlich seine Thorheit ein; aber leider war es zu spät, und er hatte bloß die Rene davon. ' Wie oft sehnte er sich nach f seinem Geburtsorte und nach seiner ehemaligen Lage zurück! Welch ein un- sinniger Thor, sagte er oft bei sich selbst, bin ich gewesen, daß ich mich vom Hvchmnthe blenden ließ, und etwas besseres, als ein Bauer sein wollte ! Wie ¿ent wollte ich , - ■ jetzt, wenn ich mich nicht vor der Schande fürchtete, bei meinen Brüdern als Knecht oder Taglöhner dienen; dann hätte ich doch Obdach und Kleidung. Jetzt bin ich unstät und flüchtig; ich weiß nicht, wohick ich mein Haupt legen soll, und Alles, was ich verdiene, muß ich als ein Almosen betrachten. Was würde jetzt ans mir werden, wenn mich in der Fremde eine Krankheit befiele, wo ich Niemanden habe- der mich pflegte, und wo ich keinen Arzt bezahlen kann! Wenn ich zu'hause geblieben wäre, so hätte ich vielleicht jetzt ein gutes Weib und liebe Kinder, die mir das Leben angenehm machen, und meine Stütze im Alter sein wurden; jetzt stehe ich allein und von Allen verlassen da! — E End-

5. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 66

1828 - Soest : Nasse
06 Endlich kam er nach Bremen, wo er einem musikalischen Instrumentmacher seinen Lebenslauf erzählte und seine Dienste anbot. Dieser nahm ihn aus Mitleid in sein Halls und unterrichtete ihn in seiner Kunst. Nun gab er sich alle mögliche Mühe, dlirch Fleiß sich seinem Wohlthäter dankbar zu bezeigen, und noch ein nützlicher Mensch zu werden. Wirklich brachte er cs auch noch durch große Anstrengung dahin, daß er durch seine Kunst sein Brod verdienen konnte; aber oft sagte er: Ich habe mein Glück in der Ferne und aus Umwegen gesucht, das mir in der Nahe lag, und über diesem Suchen die Hälfte meines Lebens verloren. Gespräche, um Begriffe zu entwickeln. I. Zeichen. Kennzeichen. Äind. Lieber Vater, was schreibst Du denn an die Thüre? Vater. Ich mache mir nur ein Zeichen. K. Ein Zeichen ? Ich denke, die Zeichen sind von Papier. V. Wa- rum denn eben von Papier? K. Wenn ich wissen will, wie weit ich gelesen habe, so mache ich mir ein Zeichen in'6 Buch; das ist ein Stückchen Papier. V. Ganz recht! aber darum müssen nicht alle Zeichen von Papier sein; sondern Zeichen heißt Alles, wodurch man au Etwas erinnert wird. Alle Dirige, welche machen, daß Du an Etwas denkst, sind Zeichen. Z. B. Du siehst vor einem Hause Brod^ und Semmel liegen. Gewiß denkst Du: Hier wohnt ein Becker. Weil nun die Semmel macht, daß Du so denkst, so nennt man sie das Zeichen, welches Dich daran erinnert, daß hier ein Becker wohnt. So oft die Uhr schlagt, wirst Du daran erinnert, daß eine Stunde verlaufen ist. Mithin kannst Dn jeden Glockenschlag ein Zeichen nennen. Wenn Dn Rauch riechst, so denkst Du, daß irgendwo in der Nahe Feuer sein muß. Woran wirst Du hier erinnert? K. An das Feuer. V. Und, welches

6. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 70

1828 - Soest : Nasse
— 70 — mir einmal: Welches ist das Leder, und welches das Holz? K. Das hier ist Leder und das dort Holz. V. Wo- her weißt Du es denn? K. Weil Du es mir gesagt hast. V. Diese Antwort taugt nicht. W?nn Du einmal anderswo Holz und Leder beisammen liegen siehst, und Niemand da ist, der es Dir sagen kann, so wirst Du nicht wissen, was Holz und was Leder ist. Du mußt Dir selbst Kennzeichen machen, selbst an jedem Körper Etwas mer- ken, wodurch Du ihn kennen und von dem andern un- terscheiden kannst. Sieht denn das Leder gerade so aus, wie das Holz, und das Holz, wie das Leder? K. Nein! das Leder sieht braun aus und das Holz weiß. V. Du machst Dir also hier die Farbe zum Kennzeichen, woran Du diese beiden Körper unterscheiden willst. Aber, findest Du denn dieselbe braune Farbe allezeit bei dem Leder und die weiße Farbe allezeit bei dem Holze? Verstehst Du das nicht, so will ich Dich anders fragen. Sieht denn alles Leder braun, und alles Holz weiß aus? K. Nein! V. Also kannst Dll auch das Leder nicht daran kennen. Die braune Farbe ist keine Eigenschaft des Leders und die weiße keine Eigenschaft des Holzes, weil man sie nicht allezeit bei diesen Körpern antrifft. Hier will ich Dir ein paar andere Stücken zeigen: sie sehen beide weiß aus. Nun wirst Du nicht wissen, welches Holz und -welches Leder ist. Aber nimm sie einmal in die Hand; vielleicht findest Dn etwas andres, woran Dn sie kennen kannst. Greift sich denn das Holz eben so an, wie das Lever? K. Nein, das Holz ist hart, und das Leder ist weich. V. Das ist schon besser. Ich will Dir es aber noch genauer zeigen. Siehe, das Leder kann ich beugen (es ist geschmeidig), aber das Holz nicht. Eben dieses findest Dn wenigstens bèi den meisten Arten des Leders, cs mag braun, weiß, roth oder schwarz sein. Es ist also eine Eigenschaft des Leders, daß es sich beu- gen läßt. Siehe einmal Deinen Bruder an. Er sieht filzt blaß aus; aber sicht er allezeit blaß ans? K. Nein! V. Also ist auch die Blässe des Gesichts nicht seine Eigen- schaft, weil sie sich nicht zu aller Zeit bei ihm findet. Dn kannst Dir folglich auch die blasse Farbe nicht zu einem Kennzeichen Deines Bruders machen. Aher wie sehen seine Haare aus ? K. Schwarz. V. Hat er allezeit schwär-

7. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 76

1828 - Soest : Nasse
76 ans kommen? K. Nein, dann sehe ich keine. V. Oder sichst Du Fünkcn aus dem Feuersteine springen, wenn er auf dem Tische liegt? K. Nein, auch dann sehe ich keine. V. Aber sobald ich mit dem Feuersteine an den Stahl schlage, so kommen Funken. Was ist also die Ursache der Funken? K. Das Anschlagen. V. Allerdings,^ und die Funken sind eine Folge des Anschlagcns. (5s können aber auch zwei Dinge auf einander folgen, ohne daß Eins die Ursache und das Andere die Folge ist. Z. B. / Jetzt, indem ich mit Dir rede, bellt ein Hund auf der (^asse. Etwa darum, weil ich mit Dir vori Ursachen und Folgen rede? K. Nein, darum gewiß nicht, denn der Hund hört das nicht. V. .Also ist meine Rede nicht die Ursache des Vellens, und das Bellen nicht die Folge meiner Rede. Du hast in der vergangenen Nacht ge« schlafen. Macht etwa Dein Schlaf, daß der Nclkenstock verwelkt ist? K. Nein, das glaube ich nicht: denn ich habe schon oft geschlafen, Und der Nelkenstock ist doch nicht verdorret. V. • Der Schlaf ist also nicht die Ursache des / Verborreas. Aber eine Ursache muß doch da sein: denn ohne Ursache geschieht nichts in der Welt. Weißt du sie nicht, so will ich Dir sie sagen. Du hast ihn nicht bc« gossen. Wenn eine Pflanze grün bleiben und wachsen soll, so muß sie Wasser haben; das weißt Du. Das Wasser ist also eine nothwendige Ilrsache des Pflanzeule« bens.' Da Du nun Deinem Nelsenstvckc kein Wasser ge« geben hast, so hat er auch nicht leben können. Tenn wenn die Ursache fehlt, so fehlt auch die Folge. Vi. Veränderung. Verwandlung. Lieber Vater, Dn sagtest mir, cs gingen bestän- dig Veränderungen vor; aber ich sehe ja keine. V. Es liegt blos daran, daß Du nicht aufmerksam bist. K. Ich will aufmerksam sein. Laß mich nur eine Verände- rung sehen. V. Bedenke nur, daß alles das, was anders ist, als cs vorhin war, eine Veränderung erlitten hat. Da nun Alles in der Welt von Zeit zu Zeit anders wird, als

8. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 77

1828 - Soest : Nasse
77 - als es vorhin war, so kann man auch wol sagen, daß alle Augenblicke in der Welt Veränderungen vorgehen. K. Auch bei uns hier? V. Auch bei uns, denn auch wir gehören zur Welt. K. Das möchte ich doch sehen! V. Erinnerst Du Dich noch, daß es in der vergangenen Nacht finster war? K. Ja. N. Ist eo jetzt noch finster? Ä. Nein, letzt ist es hell. V. Also ist es jetzt anders, als es in der Nacht war: cs ist eine Veränderung vorgegangen, und die nemliche Veränderiing geht, wie Du wol wissen , wirst, alle Tckge vor. — Glaubst Du, daß Reden und Schweigen einerlei sei? K. Nein, das glaube ich nicht. V. Oder ist Schlafen und Wachen einerlei? K. Gar nicht. V. Oder ist hungrig oder satt sein einerlei? K. Auch nicht. ^ V. Also ist Reden etwas Anderes, als Schweigen? Schlafen etwas Anderes, alö Wachen? Hungrig sein etwas Anderes, als satt sein? K. Allerdings. V. Nun so gib doch Acht auf Dich selbst. Bald redest Du, bald schweigest Du. Bald schläfst Du, bald wachst Du. Bald bist Du hungrig, bald satt. Also gehen auch mit Dir selbst beständig Veränderungen vor. Denn indem Du satt bist, befindest Du Dich anders, als da Du hungrig wä- rest, und jetzt, da Du wachst, ist Dein Zustand anders, als da Du schliefst. K. Also haben sich unsere jungen Hühner wol allch verwandelt, denn neulich waren sie klein, aber jetzt sind sic groß? — V. Verändert haben sie sich; aber nicht verwandelt. K. Ist denn das nicht ganz einerlei? — V. Nicht einerlei. Verwandelt würde ein Ding werden, wenn es ganz aufhörte, das zu sein, was es war, und ein Ding vyn anderer Natur wurde. Aber das geschieht niemals. Verändert werden die Dinge wol, aber nicht verwandelt. Wenn z. B. unsere Hühner aufge- hört hätte», Hühner zu seyn, und Gänse oder Katzen ge- worden wären, so wurden wir sagen können: Sie sind verwandelt worden. Aber das ist nicht geschehen, und kann auch nicht geschehen; sondern sie haben sich nur verändert, nämlich sie sind größer geworden; aber Hühner sind es doch immer, wie vorhin. — Stehe, hier liegen Birnen. Vor etlichen Tagen waren sie noch hart und grün: jetzt sind sie weich und gelb. Haben sie sich verändert oder verwandelt? K. Verändert? V. Recht. Denn Birnen sind

9. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 151

1828 - Soest : Nasse
151 thun dürfe, sondern er muffe erst darauf denken, wie er es zu der bestimmten Zeit zurückzahlen wolle, und er dürfe also für jetzt noch keinen Heller ohne die höchste Noth davon ausgeben. — Allein, dachte er, wenn ich nun einen halben Reichsthaler daran verwende, mich einmal zu freuen, so behalte ich doch noch neun und neunzig und einen halben Reichsthaler übrig. Das ist doch noch immer genug, um mir das Nöthige zu meiner Einrichtung dafür anzuschaffen; und dann kann ich ja auch diese kleine Verschwendung nachher durch meinen Alleiß wieder gut machen." So suchte er sein Gewissen einzuschläfern. Aber ach! der arme Mann! — Dieses war der erste Schritt zu seinem Ver- derben. Den andern Tag erinnerte er sich lebhaft wieder an das Vergnügen, das er an dem vorigen Tage genossen hatte, und machte sich schon kein Bedenken mehr, nun noch einen halben Neichsthaler auf eben die Art zu ver- schwenden, damit er doch -- wie er sagte — nun gerade noch neun und neunzig Neichsthaler übrig behielte. Aber nun war seine Begierde, sich etwas zu gute zu thun, einmal so stark geworden, daß er einen Nelchsthaler nach dem andern angriff und ihn eben so, wie den ersten durchbrachte. — Denn — dachte er -- es ist ja nur E i n Neichsthaler! ich werde doch noch genug übrig be- halten. — So dachte er aber immer und überlegte nicht, daß sein ganzes Vermögen aus hundert c inzeln e n Ncichs- thalern bestand, und daß auf der nützlichen Anwendung eines jeden der gute Gebrauch der ganzen Summe beru- hete. Er stellte sich diese Summe so groß vor, daß er die einzelnen Theile derselben viel zu geringe schätzte, als daß er auf ihre gute Anwendung hätte denken sollen. — Dar- über geriet!) er nun in ein wüstes, unordentliches Leben. Weil er nun beständig auf sein Vergnügen dachte, so hatte er keine Lust mehr zu arbeiten. Und doch konnte er seines Lebens nicht recht froh werden, so bald er bedachte, daß sein Geld von Tag zu Tage, immer mehr auf die Neige ginge, und daß er niemals seinen Zweck erreichen könnte; , weil sein Wohlthäter, ihm nicht noch einmal hundert Neichsthaler vorschießen würde, die er nun so liderlich ver- schwendet hatte. Als nun sein Geld aufgezehret war, so war ihm auch die Lust zürn Arbeiten gänzlich vergan- gen

10. Gemeinnütziges Lese- und Lehrbuch für die Schuljugend aller Religionsverwandten - S. 152

1828 - Soest : Nasse
152 gen. Er war des Lebens überdrüssig, weil er nichts als eine erschreckliche Zukunft vor sich sah. Mitten in seiner Verzweiflung geriet!) er unter eine Bande Straßenräuber und ward ihr Mitglied. Er starb durch die Hände des Scharfrichters. — O hätte doch dieser Elende das erste Mal der Stimme seines Gewissens Gehör gegeben und wäre nicht in das Wirthshaus gegangen, wohin ihn seine Begierde lockte! Er könnte jetzt in seiner Werkstatt ruhig sitzen und im Wohlstände ein glückliches Alter erreicht haben. Sparsamkeit ist nicht Geiz. ^wci Leute aus einem Dorfe, da<^ mit der völligen Aernte durch den Blitz eingeäschert war, wurden von ihrer Gemeine in die umliegende Gegend gesendet, eine Bei- steuer zu erbitten. Unter andern kamen sie eines Mor- gens auf den Hof eines wohlhabenden Landmanns. Sie fanden ihn vor dem Stalle und hörten, wie er dem Knechte es errrstlich verwies, da6 er die Stricke, woran die Ochsen gespannt gewesen, üver Nacht im Regen am Pfluge gelassen und nicht tn$ Trockne gebracht hatte. O weh! der Mann ist genau — sprach einer zürn andern — hier wird es nicht viel geben! — Nun ward der Herr des Hofes die fremden gcrvahr, und indeß er mit ihnen in sein Haus ging, erzählten sie ihm ihr Unglück und brach- ten ihr Begehren an. Groß rvar ihre Verwunderung, als er ihnen gleich ein ansehnliches Geschenk an Gelde gab, und noch versprach, eben so viel an Saatkorn der verun- glückten Gemeine zu schicken. Sie konnten in ihrer dank- baren Rührung sich nicht enthalten, ihrem Wohlthäter während des Frühstücks, das sie mit ihm einnehmen mußten, zu gestehen, daß seine Mildthätigkeit ihnen un- erwartet wäre, da sie ihn wegen des'vorhin um eine Kleinigkeit dem Knecht gegebenen Verweises für sehr genau gehalten hätten. „Liebe Freunde! — war seine Antwort — eben dadurch, daß ich das Meinige jederzeit zu Rathe hielt, kam ich in den glücklichen Zustand, wohlthätig sein zu können." Ueber-
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