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Roßbach in die Flucht und entriß durch den Sieg bei Leuthen den Oesterreichern das von ihnen besetzte Schlesien wieder. 1758 schickteu die für Friedrichs Ruhm begeisterten Engländer ein Hilfsheer, welches unter Ferdinand von Braunschweig die Franzosen am Rhein schlug, während Friedrich in der mörderischen Schlacht bei Zorndorf (25. Aug.) unweit Küstrin die Russen vollständig besiegte. Darauf zog er sich nach Sachsen zurück, wurde aber hier bei Hoch-kirch (14. October) von den Oesterreichern überfallen. Als Friedrich auch von den Russen bei Knnnersdorf 1759 geschlagen worden war, schrieb er selbst nach Berlin: „Alles ist verloren!" — Auch
Dresden ergab sich den Oesterreichern, und am 21. November wurden bei Maxen 12000 Preußen unter General Fink gefangen genommen. Dennoch verlor Friedrich den Muth nicht. Konnte er auch Dresden 1760 durch das Bombardement (wobei die Stadt 5 Kirchen und 416 Häuser verlor) nicht erobern, so erfocht er doch über die Oesterreicher in der furchtbaren Schlacht bei Torgau einen vollständigen Sieg. Judeß schwankte jetzt noch die Waage des Glückes, als plötzlich Peter Iii. von Rußland, ein großer Verehrer Friedrichs, demselben eiu Hilfsheer schickte. Schon standen ihm die Oesterreicher bei Burkersdorf (1762) in Schlesien gegenüber, als die Nachricht eintraf, daß Peter ermordet sei. Trotz des Gegenbefehles warteten die Russen das Treffen noch ab, wodurch die Oesterreicher zur Flucht genöthigt wurden. Da auch die Reichsarmee bei Freiberg (1762) geschlagen worden war, kam es endlich 1763 (den 15. Februar) zum Frieden von Hubertusburg, nach welchem jede Macht das behielt, was sie vor dem Kriege besessen hatte. Sachsen hatte der Krieg 100000 Menschen, 100 Millionen Thaler gekostet, und viele Städte und Dörfer waren verwüstet. Bei der 1772 erfolgten ersten Theilung des zerrütteten Polens erwarb Friedrich noch Westpreußen. Die Friedenszeit benutzte Friedrich dazu, die seinem Lande geschlagenen Wunden zu heilen. Er erließ Abgaben, unterstützte den Ackerbau, gab große Summen zum Aufbau der verwüsteten Städte und Dörfer und legte Magazine an, wodurch insbesondere die schreckliche Hungersnoth 1771 und 72, wo sogar Gras gekocht wurde und in Sachsen an 150000 Menschen umkamen, in Preußen nicht so fühlbar wurde, schade, daß Friedrich eine zu große Vorliebe für französische Sprache hatte, weshalb auch der französische Gelehrte Voltaire, ein höchst unchristlicher Mann, an seinen Hof kam. Bis zum letzten Augenblicke für das Wohl seines Landes sorgend, starb dieser erhabene Fürst (17. August) 1786, und zwar kinderlos. Ihm folgte daher jein Neffe Friedrich Wilhelm Ii., welcher durch die 2. und 3. Theilung Polens 1793 und 1795 einen bedeutenden Länderzuwachs erhielt. '
§. 48, Kaiser Joses Ii.
cm 3°rlef Ii, ein Sohn des deutschen Kaisers Franz I. und der Maria Theresia, wurde geboren am 13. März 1741, also zu einer
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wurde. Im Jahre 1802 schloß auch England zu Amiens mit Frankreich Frieden.
Bonaparte wurde jetzt in ganz Frankreich vergöttert, von auswärts gefürchtet. In die Verwaltung brachte er mehr Ordnung als bisher zu finden war, stellte den Gottesdienst wieder her, führte die Schulen wieder ein, und überall kehrte gute Sitte und Gesetzlichkeit zurück. Durch diese und andere treffliche Einrichtungen hatte er sich die Dankbarkeit der Franzosen erworben. Darum ernannte ihn auch das Volk auf Betrieb seiner Freunde 1802 zum lebenslängliche« Eonsnl, bis er sich 1804 durch deu Senat als Napoleon I. zum erblichen Kaiser der Franzosen erklären und (am 2. December) vom Papste in Paris krönen ließ. Als ihm 1805 die Abgeordneten der italienischen Republik auch die Krone von Italien brachten, vereinigte er die Kaiserkrone mit der lombardischen Königskrone. Gegen diese Verletzungen der Friedensschlüsse stiftete England mit Rußland und Oesterreich 1805 die dritte Coalition. Mit Blitzesschnelle fiel Napoleon in Deutschland ein, nahm bei Ulm 30000 Oesterreicher unter General Mack gefangen, zog als Sieger in Wien ein und errang am 2. December über das österreichisch-russische Heer in der sogeuaunten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz einen vollständigen Sieg. jpeine Siegesfreude wurde jedoch bitter getrübt durch die unglückliche Seeschlacht bei Trafalgar (21. October 1805), in welcher die französische Flotte von den Engländern gänzlich vernichtet wurde. Der Sieg bei Austerlitz führte zum Frieden von Preß bürg, in welchem Oesterreich Venedig und Tyrol abtreten mußte. Napoleon verschenkte die eroberten Länder nach Willkür au seine Brüder und Verwandten.
Um Deutschland allmälig zu unterjochen, stiftete er mit 16 deutschen Fürsten 1806 den Rheinbund und nannte sich dessen Beschützer. In Folge dessen legte Franz Ii. den deutschen Kaisertitel nieder und nannte sich Kaiser von Oesterreich. So endete das heilige deutsche Reich nach einer Dauer von 1006 Jahren, nachdem von Karl dem Großen bis auf Franz 56 Kaiser über dasselbe regiert hatten. Unterdessen hatte Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen (1797—1840) mit Rußland gegen Napoleon ein Bündniß geschlossen, dem auch der Kurfürst Friedrich August Iii. von Sachsen (1768 bis 1827), ein um das Wohl seines Landes verdienter Fürst, später beitrat. Abermals kam es zum Kriege. Schon beim ersten Zusammentreffen, unweit Saalfeld, verlor Prinz Louis Ferdinand von Preußen (10. October) sein Leben und in der Doppelschlacht bei Jena nndaner städt wurden die Preußen und Sachsen am 14. October 1806 von Napoleon vollständig geschlagen. Bereits am 27. October zog Napoleon in Berlin ein und binnen zwei Monaten war der ganze preußische Staat in französischen Händen. Nur dem Kurfürsten von Sachsen ließ Napoleon Gnade widerfahren. Er setzte die kriegsge-fangenen Sachsen in Freiheit und gewährte dem Kurfürsten Friedrich August Iii. einen günstigen Frieden. Dieser mußte aber versprechen,
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Extrahierte Ortsnamen: England Amiens Frankreich Frankreich Paris Italien England Oesterreich Deutschland Ulm Wien Oesterreich_Venedig Deutschland Rheinbund Oesterreich Sachsen Saalfeld Jena Sachsen Berlin Sachsen Sachsen
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„Mit Gott für König und Vaterland!“ wurde von da an die Losung des ganzen preußischen Volkes.
Außer dem stehenden Heere bildeten sich noch besondere Frei-schaaren, unter denen sich namentlich die Lützow'sche, die meistens ans Studenten bestand und der auch Theodor Körner angehörte, einen ruhmvollen Namen erworben hat. Der König von Preußen spornte seine Kämpfer auch dadurch an, daß er am Geburtstage seiner Gemahlin, der edlen Königin Louise (geb. 10. März 1776, gest. 19. Juli 1810), den Orden des eisernen Kreuzes für die Tapfereu stiftete.
Napoleon hatte inzwischen ein Heer von 150000 Mann zusammengebracht und^fesselte in den Schlachten von Groß-Görschen und Bautzen den Sieg an seine Fahnen. In dem darauf erfolgten Waffenstillstaude trat auch Schweden und Oesterreich zu den Verbündeten. Der König von Sachsen wollte weder die dem Kaiser Napoleon gelobte Treue brechen, noch sein Land der Rache der Franzosen preisgeben. Um sich dem französischen Einflüsse zu entziehen, hatte sich Friedrich August nach Prag begeben, und die sächsischen Soldaten sollten nach der Weisung des Königs weder für. die Verbündeten noch für Napoleon kämpfen. Sachsen selbst war zum größten Theile von Preußen und Russen besetzt, und die Franzosen rückten gegen Leipzig vor. Erst nach den Schlachten bei Großgörschen und Bautzen kehrte Friedrich August nach Dresden zurück, und die sächsischen Truppeu mußten wieder mit für die französische Sache streiten. Die verbündeten Heere wurden geführt von Blücher, dem Marschall ^Vorwärts", Fürst Schwarzenberg und Bernadotte.
schort im August begann der Kampf auf's Neue. Die Franzosen wurden bei Großbeeren von Bülow, an der Katzbach von Blücher und bei Kulm von Kleist vollständig geschlagen.
Obschon Napoleon in derselben Zeit über das Hauptheer der Verbündeten bei Dresden (den 26. und 27. August) siegte, sah er sich doch genöthigt, sich in die Ebene von Leipzig zurückzuziehen, wohin ihm die Verbündeten auf dem Fuße folgten, und so kam es den 16. bis 19. October 1813 zu der berühmten Völkerschlacht bei Leipzig, welche Frankreichs Herrschaft über Deutschland vernichtete. In dieser Schlacht standen sich Männer aus allen Ländern Europas in todtesmuthigem Ringen gegenüber. Gegen 2000 Feuerschlünde schleuderten drei Tage lang Tod und Verderben in die Reihen von 500000 Streiter.
Die meisten Truppen des Rheinbundes verließen Napoleon, und auch die Sachsen gingen zum Theil zu den Verbündeten über. Fast ans allen Punkten (bei Wachau, Liebertwolkwitz, Möckern, Probsthaida und Connewitz) wurde diesmal Napoleon so vollkommen geschlagen, daß er in wilder Flucht über den Rhein zurückeilte. Als Fürst Schwarzenberg den verbündeten Monarchen Friedrich Wilhelm, Franz und Alexander die Siegeskunde überbrachte, da dankten sie knieend Gott für die endliche Rettung Deutschlands. Der König von Sachsen, welcher sich während der Schlacht in Leipzig ausgehalten,
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Körner Napoleon Napoleon Friedrich Friedrich August Napoleon Friedrich Friedrich August Bernadotte August Bülow Napoleon August Napoleon Napoleon Fürst_Schwarzenberg Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Franz Franz Alexander Alexander
24 Bonifacius, 755.
20. Wonifacius, 755.
5^ r^^jftf,ntuul bci den deutschen Völkern. Die ausgewanderten deutschen Volker hatten schon zur Zert der Völkerwanderung das Christentum angenommen. Der gothische Bischof Ulphilas hatte bereits um das Jahr 38u ie Sot[)Mche Sprache übertragen. Zu den in Deutschland ^irückgeblrebenen Stammen war aber das Evangelium noch nicht gekommen ft"* das Christentum m England, Schottland und Irland festen Fuß gefaßt hatte, da kamen von dort herüber auch nach Deutschland die Glaubens-
boten. So predigten die irischen Mönche Kolumban in dem Wasgenwalde Gallus in der Schweiz, wo er das Kloster St. Gallen gründete; Kilian in Franken, Emme ran in Baiern.
2. Winfried oder Bonifneins. Von allen diesen Glaubensboten aber hat keiner segensreicher gewirkt, als der sächsische Mönch Winfried aus England Deshalb nennt man ihn auch den Apostel der Deutschen. Schon frühzeitig bereitete er sich im-Kloster zu seinem hohen Berufe vor. Zuerst ging er nach Friesland, wegen der Erfolglosigkeit seiner Predigt aber bald wieder zurück in seine Heimat. Nachdem er sich vom Papste in Rom die Weihe zu seinem neuen Berufe geholt, begab er sich abermals nach Friesland, wo er drei Jahre lang den greisen Willibrod unterstützte. Dann zog er nach Thüringen, wo seine Predigt wunderbaren Erfolg hatte. Hier gründete er Kirchen, Klöster und Schulen Als der Papst von diesem gesegneten Wirken hörte, rief er ihn nach Rom, ernannte ihn zum „Bischof von Deutschland" und gab ihm den Namen Bonifacius, d. h. Wohlthäter. Dann kehrte er wieder zurück nach Thüringen. Von hier wandte er sich nach Hessen; überall, wohin er kam, sanken die Götzenaltäre und erstanden Kirchen und Klöster. Bei Geismar in Hessen stand eine alte, dem Donnergotte geweihte heilige Eiche. Die Heiden hielten sie für unverletzbar. Bonifacius aber zeigte ihnen die Ohnmacht ihres Gottes und fällte die Eiche Erschrocken ,sahen die Hessen von ferne zu und erwarteten jeden Augen
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56 Friedrich H., der Große, 1740—1786.
raschung nicht daran dachten, ihn zum Gefangenen zu machen. Friedrich war nun Herr von Sachsen und Schlesien.
1758 wandte sich Friedrich gegen die Russen, welche bis in die Neuimirk verheerend vorgedrungen waren. Bei Zorndorf schlug er sie gänzlich am 25. August. Seydlitzens Tapferkeit errang den Sieg. Nun eilte Friedrich »ach der Lausitz, wo Prinz Heinrich von Daun hart bedrängt würd., "n femer Sorglosigkeit wurde er hier bei dem Dorfe Hochkirch bei Bautzen \n der Nacht von Daun überfallen und verlor fast alle Kanonen. „Zorndorf" von Mindin-g. Die Franzosen waren von Ferdinand von Braunschweig bei Krefeld geschlagen worden.
Das Jahr 1759 wurde das unglücklichste im ganzen Kriege. Bei Kunersdorf griff er die vereinigten Russen und Österreicher an; doch der anfängliche Sieg verwandelte sich in die schrecklichste Niederlage. Friedrich selbst war in Lebensgefahr; eine Kugel prallte von einer goldenen Dose in seiner Westentasche ab. In Verzweiflung schrieb er nach Berlin: „Alles ist verloren, rettet die königliche Familie !" Aber die feindlichen Generäle verfolgten aus gegenseitiger Eifersucht den Sieg nicht. Das Unglück machte den König groß. Den preußischen General Fink nahm Daun unweit Dresden gefangen. „Der Finkenfang." Aber Ferdinand von Braunschweig schlug die Franzosen abermals bei Minden. Auch das Jahr 1760 fing unglücklich an. Der General Fouquet wurde bei Landshut in Schlesien gefangen genommen. Doch Friedrich erholte sich bald wieder von., der Knnersdorser Niederlage und vergalt den Österreichern bei Liegnitz den Überfall bei Hochkirch, und am 3. November siegte er über Daun bei Torgau, wo der tapfere Ziethen, den Feind umgehend, den Ausschlag gab. Doch 1761 hörten die englischen Hilfsgelder auf, und Friedrichs . Sache stand ziemlich schlimm. Endlich wandte sich
das Gluck wieder auf seine Seite. Die Russen und Schweden traten vom Kriegsschauplätze ab. Friedrich konnte nun seine Macht gegen die Österreicher wenden; er schlug sie bei Burkersdorf in Schlesien und sein Bruder Heinrich bei Freiberg in Sachsen. Gegen die Franzosen kämpfte Ferdinand von Braunschweig mit Erfolg. Da entschloß sich endlich Maria Theresia zum Frieden zu Hubertusburg Friedrich behielt Schlesien, und Preußen trat in die Reihe der europäischen Großmächte. Die Berliner wollten den König bei seiner Heimkehr festlich empfangen; er aber entzog sich dem allgemeinen Jubel und eilte nach dem stillen C h arlottenburg, wo er allein in der Schloßkauelle den herrlichen Klängen des Liedes „Herr Gott, dich loben wir!" lauschte und dem Herrn der Heerscharen für die glückliche Beendigung des schweren Krieges seinen Dank darbrachte.
5. Friedrichs fernere Regierung. Friedrich zeigte sich auch in den Friedensjahren als ein großer König. Vor allem war er jetzt darauf bedacht, den Wohlstand des durch den langen Krieg zerrütteten und verwüsteten Landes zu heben. Mit Steuererlaß, Saatkorn, Pferden und barem Gelde half er dem Landbau in den verarmten Provinzen auf. Er ließ das Oder-, Warthe- und Netzebruch urbar machen und zog eine große Anzahl fleißiger Kolonisten ins Land, denen
Ferdinand Herzog von Braunschweig geb. 12. Jan. »721, gest. 3. Juli 1793.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich H. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich August Friedrich_»ach Friedrich Heinrich_von_Daun Heinrich Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Fink Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich_bei_Freiberg Heinrich Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Ferdinand_Herzog_von_Braunschweig Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schlesien Lausitz Dorfe_Hochkirch Bautzen Daun Krefeld Berlin Dresden Minden Liegnitz Hochkirch Torgau Friedrichs Schweden Schlesien Sachsen
Preußens Erniedrigung und Wiedergeburt. 59
mehrere seiner schönsten Länder. Baiern und Würtemberg wurden zu Königreichen erhoben. Napoleon stellte sich als Beschützer an die Spitze des Rheinbundes, den 16 deutsche Fürsten miteinander schlossen, und Kaiser Franz legte hierauf die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich von nun ab Franz I. Kaiser von Oesterreich. So endete das römisch-deutsche Reich nach tausendjährigem Bestehen.
51. Wrerchens Erniedrigung und Wiedergeöurl.
1. Preußens Erniedrigung. Friedrich Wilhem Iii., 1797—1840, der Sohn Koma Friedrich Wilhelms Ii., war ein einfacher, sparsamer, gewissenhafter und gerechter Regent. Um seinem Lande den Frieden zu erhalten, hatte er an den Kämpfen gegen Napoleon bisher keinen Anteil genommen. Aber dieser verletzte den friedfertigen König durch feine Gewaltthätigkeiten fo sehr, daß er dem Kampfe nicht länger ausweichen konnte. Preußen erklärte an Frankreich den Krieg. Napoleon war längst darauf vorbereitet; rasch drang er bis in das Herz Deutschlands, schlug die preußische Vorhut unter dem Prinzen Louis Ferdinand bei Saalfeld, wobei dieser den Heldentod starb, und kurz darauf, 14. Oktober 1806, das preußische Hauptheer in der unglückseligen Doppelschlacht bei Jena und Anerstädt. Noch schmählicher als die Niederlage der Armeen war das, was darauf folgte. Im Siegesfluge durcheilte Napoleon das Land und vernichtete die zersprengten Hausen. Am 27. zog er in Berlin ein. Der Schrecken über das Unglück war so groß, daß die meisten preußischen Festungen sich den Franzosen ohne Verteidigung ergaben. Doch gab es auch rühmliche Ausnahmen; ganz besonderen Ruhm erwarben sich die Festungen Kolb erg und Graudenz; jenes wurde von Gneisenau, Schill und Nettelbeck, dieses durch Courbiere verteidigt. Als die Franzosen dem alten Courbisre sagen ließen, er solle sich ergeben, es gäbe keinen König von Preußen mehr, da erwiderte er: „Nun, so bin ich König von Graudenz und werde mich zu verteidigen wissen." „Der alte Courbisre" von Hesekiel. Friedrich Wilhelm Hi. und seine hochherzige Gemahlin, die edle Königin Luise, flohen nach Königsberg. Unterdessen kamen die Russen zu Hilfe. Noch zweimal wurde gekämpft bei preußisch Eilau und Friedland; dann diktierte Napoleon zu Tilsit den Frieden. Preußen verlor alle Länder westlich der Elbe, außerdem fast alle ehemals polnischen Besitzungen, mußte 30 Millionen Thaler Kriegskosten bezahlen und durfte nur noch eine Armee von 42,000 Mann hatten.
2. Befreiungsversnctie. Napoleon raubte und verschenkte Länder und Kronen. Spanien und Holland gab er seinen Brüdern Josef und Ludwig, Neapel seinem Schwager. Hierüber empört griff Kaiser Franz 1809 zu den Waffen. Zwar siegte er bei Aspern, wurde jedoch hierauf bei Wagram wieder geschlagen und verlor abermals ganz bedeutende Länderstrecken; ja er mußte sogar dem Sieger seine Tochter zur Gemahlin, geben. — Unterdessen hatten auch die Tvroler tapfer gekämpft; ihre Führer waren Andreas Hofer und Josef Speckbacher. Doch auch sie erlagen der Uebennacht. Speckbacher floh; Andreas Hoser wurde durch Verrat gefangen genommen und zu Mantua erschossen. „Andreas Hofer" von Mosen. — Im Norden zog Major Schill zum Kampfe aus. Nach mehreren ruhmreichen Gefechten wurde er in die Festung Stralsund zurückgedrängt. Die Cchill'schen fochten den Kampf der Verzweiflung. Schill fand den Tod; 11 Offiziere wurden zu Wesel erschossen; die Gemeinen mußten ihr Beginnen auf der Galeere büßen. „Ferdinand Schill" von Arndt. „Die Opfer zu Wesel" von Schmidt. — Ebenso mißlang ein Aufstandsversuch des Obersten von Dörnberg. Der heldenmütige Herzog Wilhelm von Braunschweig schlug sich mit seiner „schwarzen Schaar" durch feindliche Hausen bis zur Nordsee durch, wo er sich nach England einschiffte.
3. Preutzeils Wiedergeburt. Noch hatte Preußen nicht an dem Freiheits- : kämpfe Oesterreichs teilnehmen können. Es litt noch zu sehr an den Folgen des verheerenden Kriegs. Aber im Innern vollzog sich ein gewaltiger Umschwung.
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Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Frankreich Deutschlands Saalfeld Jena Berlin Königsberg Friedland Spanien Holland Neapel Aspern Mantua Wesel Dörnberg Nordsee England Oesterreichs
Friedrich Ii., der Große, 1740—1786. 55
zuhilfc; doch Friedrich schlug die letzteren bei Lo wo sitz an der Elbe und nahm hierauf die ganze sächsische Armee bei Pirna gefangen.
Im Jahre 1757 entbrannte der Krieg auf allen Serien; wohl an r.ooouo Mann standen bereit, um über Friedrich Ii. herzufallen. Dieser fiel in Böhmen ein und stand bald vor Prag, wo ihn die Österreicher aus wohlverschanzten Anhöhen erwarteten. Friedrich wollte gleich den Feind angreifen. Die Generäle jedoch widerrieten ihm. Da sagte er: „Frische Fische, gute Fische." Der Kampf begann; Tausende wurden von den Feuerschlün-
jvit der Österreicher niedergemacht Schon wankten die Reihen; da ergriff der greife Feldmarschall Schwerin eine Fahne und drang auf den Feind ein. Loch gl'eich darauf sank er von vier Kugeln durchbohrt zusammen. Sein
Heidenrod entflammte die Preußen zur größten
Tapferkeit und Anstrengung. Der Sieg war errungen , doch teuer erkauft. Bei Collin aber erlitt Friedrich eine vollständige Niederlage. Am Abende des Tags saß Friedrich nachdenklich und niedergeschlagen auf einer Brunnenröhre, als die Reste der Truppen vorüberzogen. „Kinder," rief er ihnen zu, „ihr habt heute einen schweren Dag gehabt; aber habt nur Geduld; ich werde alles wieder gut machen." Und so kam es auch. Jetzt .wandte sich Friedrich gegen die Franzosen, welche bis Roßbach bei Weißenfels vorgedrungen waren und den Markgrafen von Brandenburg mit seinem ganzen Heere gefangen nehmen wollten. Ihre einzige Sorge war, daß der König ihnen entwischen möchte. Friedrich saß mit seinen Gene-
rälen ganz ruhig an der Mittagstafel; in der Stille aber wurde alles zum Aufbruch vorbereitet. Plötzlich verschwanden die Zelte; die Kanonen fuhren auf, und
Seydlitz stürmte mit seinen Reiterscharen auf die Feinde ein. In zwei
Stunden war die Schlacht gewonnen. Die Franzosen ließen alles im Stich und liefen davon, bis sie über den Rhein kamen. Es war ein
luftiger Sieg. In ganz Deutschland sang man: „Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen, so läuft die ganze Reichs*
armee, Panduren und Franzosen "
Friedrich eilte nun nach Schlesien gegen die Österreicher. Er wollte sie angreifen, wo er sie fände, und wäre es auch auf dem Zobtenberge. Bei Lenthen, unweit Breslau, stieß er am 5 Dezember mit 30000 Mattn auf die feindlichen 80—90 000. In ihrer Siegesgewißheit nannten sie Friedrichs kleine Schar nur die „Potsdamer Wachtparade". Vor der Schlacht berief er feine Generäle und Offiziere zusammen, schilderte ihnen in begeisterter Rede die Größe der Gefahr und schloß mit bett Worten: „In kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nicht wieder "
Der österreichische Feldmarschall Daun wurde total geschlagen. Bei diesem glänzendsten aller Siege wurden 22 00(1 Österreicher auf dem Schlachtfelde und 24 000 auf der Flucht gefangen genommen. Am Abende des Sieges-tage? stimmte ein Grenadier das Lied an: „Nun danket alle Gott,"
und das ganze Heer stimmte in den Choral ein. Das Volk aber sprach: „Es lebe durch des Höchsten Gnabe der König, der uns schützen kann; so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 80 000 Mann." „Der Choral von Leuthen" von Besser. Noch am Abend desselben Tages nahm der König selbst eine Anzahl österreichischer Offiziere in Lissa gefangen, denen er ein freundliches „Guten Abend, meine Herren!" bot, und welche in der Über*
Friedrich Wilhelm von Seydlitz, geb. 8. Febr. 1721. gest. 7. Nov. 1773.
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