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1. Einpräge- und Wiederholungsheft zu H. Harms, Länderkunde von Europa - S. 28

1911 - Leipzig : List & von Bressensdorf
§418. Großbritannien und Irland. 28 Städte in Großbritannien und Irland. A. England und Wales (uehls)i). (England hat 40 Grafschaften oder Shires [fchei'örf), davon tragen 4 die Namen von alten angel- sächsischen Königreichen^) 1. Im Londoner (ostenglischen) Becken. Die Hst. London, 5 Mill. Einw,, mit Vororten (Polizeibezirk) 7 Mill., mehr als in ganz Bayern. Die Riesenstadt liegt im Mittelpunkte der Landhalbkugel, nahe den Mündungen der ver- kehrsreichsten europäischen Flüsse, an der Themse, fast 100 km oberhalb ihrer Mündung, an der Stelle, bis wohin die Flut (wie in Hamburg und Antwerpen) noch die größten See- schiffe trägt. Das gewaltige Häusermeer, fast 30 km lang und breit, ist meist von einer Abb. 267. Großbritannien und Irland. Aufgaben wie bei Italien! dunklen Rauch- und Dunstwolke überlagert. Häufig „Londoner Nebel" (brennende Straßen- laternen bei Tage nötig!). Innerhalb des Häusermeeres zahlreiche Parks, z. B. der Hyde- (heid)park, und freie Plätze. Viel Einfamilienhäuser, daher die gesundeste Großstadt. Das Herz des Riesenkörpers ist die City (ßitte), die Altstadt links der Themse, der Sitz des weltumspan- nenden Großhandels (Mittelpunkt: die Bank von England). Westlich der Altstadt das vor- nehme Westend (ähnlich: Berlin W), hier der Stadtteil Westminster mit der West- minster-Abtei, der gotischen Hauptkirche (Krönungs- und Begräbnisplatz der englischen Könige, die Grabstätte hervorragender Briten: „Poeten-Winkel"). Ostl. der City der Ar- beiter- und Hasenstadtteil Eastend (ihst-end, Ostende), hier die Anlegeplätze der Schiffe i) Die 7 angelsächsischen Königreiche waren: Kent, Süsse x (sössex = Südsachsen), Wessex (= Westsachsen, bis nach Eornwall hinein), Essex ( = Ostsachsen), nördl, davon Cast-Anglia (ihst-anglia, Ostangeln), Mercia (mörßiä, östl. von Wales) und Northumberland (norßö^mber- länd. nördl. vom Hnmber).

2. Neuere Geschichte - S. 36

1895 - Leipzig : Reisland
- 36 — Karls Xii. Tod war der Zeitpunkt, in welchem Schweden, vorher die furchtbarste Macht im Norden Europas, aus dieser seiner Stellung für immer heraustrat. Der Reichsrat berief seine jüngere Schwester, Ulrike Eleonore, Gemahlin des Erbprinzen von Hessen, zu seiner Nachfolgerin. Doch schloß 1721 Schweden den Frieden von Nystadt, wodurch es zu einer Macht untergeordneten Ranges herabsank. Es verlor Livland, Esthland und Jngermanland an Rußland. In Polen wurde August als rechtmäßiger König anerkannt. Rußland, um ein namhaftes vergrößert, wurde unter Peter I., durch welchen Handel, Industrie, Manufaktur- und Fabrikwefen einen hohen Anffchwuug nahmen, ein ganz neuer Staat. Im I. 1722 nahm dieser den Titel „Kaiser aller Reußen" an. 7. Peters des Großen letzte Jahre. Auch während des Krieges hatte Peter nicht aufgehört, neue Einrichtungen zu machen, Mißbräuche abzuschaffen und an der Bildung feines Volkes eifrig zu arbeiten. Im I. 1716 unternahm er wieder eine größere Reife, auf welcher er auch fein geliebtes Holland wieder besuchte. Daun reiste er nach Paris, wo seine Wißbegierde viel Nahrung fand. Als er in die Kirche trat, wo Richelieu begraben lag, umarmte er dessen Bildsäule und rief: „Großer Mann, dir würde ich die Hälfte meiner Staaten geben, könntest du mich die andere Hälfte regieren lehren!" Den König Ludwig Xv., ein siebenjähriges Kind, nahm er auf den Arm, küßte ihn und sprach: „Ich wünsche, daß Sie wohl aufwachsen und löblich regieren mögen; vielleicht können wir mit der Zeit einander nützlich werden!" Uber Holland und Berlin kehrte Peter nach Rußland zurück. Hier wartete feiner das traurige Geschäft, seinen Lrohn Alexei richten zu müssen. Dieser war der Sohn der ersten, verstoßenen Gemahlin Peters, und schon deshalb ihm verhaßt. Aber auch der Sohn betrachtete Peters ganze Handlungsweise mit Mißtrauen. Die Geistlichen, unter denen er aufgewachsen war, hatten ihm Widerwillen gegen Peters Neuerungen eingeflößt. Dieser sah mit Kummer voraus, daß nach seinem Tode Rußland in die alte Barbarei zurückfallen würde. Als nun Peter seine Reise angetreten hatte, floh Alexei nach Wien. Kaiser Karl Vi. verbarg ihn in Neapel. Aber Peter erforschte seinen Aufenthalt und verlangte seine Auslieferung. Alexei entsagte feierlich der Krone. Die Teilnehmer seiner Flucht wurden hingerichtet. Aber aus der Untersuchung ergab sich auch, daß Alexei die Absicht hatte, sich gegen feinen Vater zu empören und ihm den Thron zu rauben. Peter fetzte i a= her ein Gericht nieder, und dieses verdammte ihn znm Tode.

3. Neuere Geschichte - S. 79

1895 - Leipzig : Reisland
— 79 Feinde in Erstaunen setzte. Nach seiner Entfernung verlangten die Jakobiner die sofortige Vollziehung des Todesurteils. Aber die Girondisten setzten es durch, daß wenigstens die bet jedem Verbrecher üblichen Formen beobachtet würden. Er durfte sich also einen rechtlichen Beistand Wahlen. Seme Wahl fiel auf den berühmten Rechtsgelehrten Tronch et, und ein früherer Minister, der greise Malesherbes, bot ihm freiwillig seine Dienste an. Beide nahmen noch den jungen talentvollen Destzze zu ihrem Gehilfen an. Am 26. Dezember fand die Verteidigung dev Königs statt. Destzze verteidigte ihn mit solcher Kraft, daß Ludwig gerettet worden wäre, hätten nicht die Jakobiner langst setnen Tod beschlossen gehabt. Nach seiner Abführung hallte das Mordgeschrei der Jakobiner: „Tod! Tod!" allenthalben im Saale wieder. Der Kampf der Parteien über die Art und Weise der Verurteilung währte mehrere Tage und Nächte hindurch. Endlich am 17. Jannar 1793 wurde Ludwig Capet, tote man den König ietit nur nannte, durch eine Mehrheit von 5 Stimmen zum Tode verurteilt. Malesherbes war der erste,_ welcher dem Könige die Trauerbotschaft brachte, indem er sich unter einem Strome von Thränen ihm zu Füßen warf. Ludwig blieb ruhig und gefaßt und sagte: „Seit zwei Monaten denke ich darüber nach, ob ich mir etwas gegen mente Unterthanen vorzuwerfen habe. Ich schwöre Ihnen aber mit dem Gefühle eines Menschen, der im Begriff steht vor Gott zu treten, daß ich nur das Glück meines Volkes gewollt habe." Dem unglücklichen Fürsten wurde nur noch die Vergünstigung gewährt, von seiner Familie Abschied zu nehmen. Es war ein herzzerreißender Anblick, als der König nach langer Trennung die ©einigen wiedersah, um auf immer von ihnen zu scheiden. ^ , . Am Morgen des 21. Januar stand Ludwig sehr zeitig auf und empfing ans der Hrnid des Priesters Edgeworth das heilige Abendmahl. Um 9 Uhr kam Sanierte mit der Wache, ihn abzuholen. Mit seinem Beichtvater und zwei Gensdarmen stieg er in den Wagen. Alle Straßen, durch welche man fuhr, waren mit Bürgerwachen und Kanonen besetzt. Um zehn Uhr kam der Wagen auf dem Platze Ludwigs Xv. an, wo das Blutgerüst mit der Guillotine stand. Der König ging festen Schrittes die Stufen hinan. Die Henker ergriffen thu, um ihn zu entkleiden und ihm die Hände zu binden. Er stieß sie anfangs zurück, fügte sich aber bei der Erinnerung an das Beispiel Jesu. Dann trat er an den Rand des Gerüstes, winkte den Trommelschlägern, und diese schwiegen.

4. Neuere Geschichte - S. 97

1895 - Leipzig : Reisland
— 97 — Areis für Anbe (20—22. März) stellten das Waffenglück der Verbündeten wieder her. Napoleon marschierte darauf in den Rücken der Verbündeten, um sie von Paris abzuziehen und nach dem Rhcine zu locken; allein sie kümmerten sich nicht um ihn, sondern drangen geradezu auf Paris vorwärts, und schon am 30. März erstürmten sie die Höhen des Montmartre. Die Stadt mußte sich ergeben, und am folgenden Tage zogen Kaiser Alexander und Friedrich Wilhelmiii. an der Spitze ihrer Garden in die französische Hauptstadt ein. Napoleon mußte der Krone entsagen, und am 2. April sprach der französische Senat feine Absetzung ans; am 11. April unterzeichnete er feine Abdankung. Er erhielt die Insel Elba als Fürstentum. Ludwig Xviii., der Bruder des hingerichteten Königs, wurde auf den Thron erhoben. Er gab Frankreich durch die Charte eine neue Verfassung. In dem für Frankreich äußerst günstigen ersten Pariser Frieden (30. Mai 1814) mußte dieses alle Eroberungen herausgeben und wurde auf die Grenze von 1792 beschränkt. 2. Der Wiener Kongreß. Durch den Pariser Frieden schien Europa nach langen Stürmen wieder beruhigt, und es kam nun darauf au, die Verhältnisse und Grenzen der einzelnen Staaten neu zu bestimmen. Zu diesem Zwecke wurde am 1. November 1814 zu Wien ein Kongreß eröffnet, bei welchem sich die Kaiser von Österreich und Rußland, die Könige von Preußen, Dänemark, Bayern und Württemberg persönlich, und außerdem die Gesandten aller europäischen Mächte einfanden. Die Aufgabe, aller Ansprüche zu befriedigen, war eine sehr schwierige. Die Frage über Sachsens und Polens Schicksal führte zu solchen Zerwürfnissen, daß im I. 1815 ein Krieg unvermeidlich schien. Da kam plötzlich die Nachricht, daß Napoleon Elba verlassen habe und in Frankreich gelandet sei. Sofort wurde das alte Bündnis gegen ihn erneuert. Erst nachdem er durch feine Verbannung auf die Insel St. Helena unschädlich gemacht worden war, konnte der Kongreß seine Verhandlungen fortsetzen. Weil an eine Wiederherstellung des deutschen Kaisertums nicht zu denken war, da England, Rußland und Frankreich Deutschland nicht zur vollen Machtentfaltnng kommen ließen, so einten sich die deutschen Staaten zu einem deutschen Bunde. Die meisten Fürsten wurden für ihre Verluste entschädigt. Österreich erhielt Oberitalien bis zum Po und Tessin als lom-bardisch-venetiauisches Königreich, ferner Jllyrien, Tirol, Salzburg und Galizien; Rußland den größten Teil von Polen als besonderes Königreich; Prenßendiehälftedeskönigreichssachfen, Hiittig, Die Weltgeschichte in Bildern. Iii. 7

5. Neuere Geschichte - S. 109

1895 - Leipzig : Reisland
— 109 - Die Unruhen wurden jedoch leicht unterdrückt. Der Bruder des Königs, der Herzog von Cambridge, trat als Friedensstifter auf und gab 1833 eine Verfassung, die jedoch Ernst August, als er 1837 Köuig geworden war, wieder aufhob. ^ Hiermit aber noch nicht zufrieden, fann die Bewegungspartei in Deutschland auf neue Pläne, von denen einer am 3. April 1833 zur Ausführung gebracht wurde. Eme Anzahl meist junger Leute stürmte die Konstablerwache zu Frankfurt und suchte den Bundestag auseinanderzutreiben. Allem die Tumultuanten wurden zurückgeschlagen und in strenge Haft gebracht. Nun war zwar in Deutschland Ruhe: aber von den meisten Regierungen, namentlich der beiden größten Staaten Österreich und Preußen, wurde die Entwickelung freien politischen Lebens unendlich erschwert. Nun trat „m den beiden Staaten ein Regierungswechsel ein, indem in Österreich nach dem Tode Franz I. 1835 Ferdinand I. und in Preußen nach dem Tode Friedrich Wilhelms Iii. 1840 Friedrich Wilhelm Iv. den Thron erhielt. Aber die Aussicht für die Zukunft gestaltete sich nicht besser, zumal Friedrich Wilhelm Iv. 1847 bei dem Zusammentreten der Provinzialstände die bestimmte Erklärung abgab, daß er in eine Beschränkung des monarchischen Prinzips nie willigen werde. Im Jahre 1848 brach auch über Deutschland ein großer politischer Sturm herein. 25. Ludwig Philipp von Frankreich. Ludwig Philipp, Herzog von Orleans, war geboren am 6. Oktober 1773. Sein Jünglingsleben fiel also in tue Zeit der Revolution. Er mußte Frankreich verlassen. Nach einem vielbewegten Leben kehrte er 1814 nach Frankreich zurück und lebte auf seinem Landgute Neuilly als Privatmann, bis ihn die Revolution von 1830 aus seinem Stillleben herauszog und aus den Thron brachte. Und wirklich verstand der Bürgerkönig eine Zeitlang mit Geschick zu regieren. Aber der Königsthron stand auf einem Vulkan, der jeden Augenblick auszubrechen drohte. , Der Grundgedanke Ludwig Philipps und seines Ministers Guizot war die richtige Mitte zwischen den Parteien zu halten; er wollte weder das Königtum von Gottes Gnaden, das zum Despotismus führte, noch die Volksherrschaft. Daß der König aber sich auf die Klaffe der Besitzenden (bourgeois) stützte, das erregte den Neid der Besitzlosen, die auch ihr Recht zur Wahl der Abgeordneten haben wollten. Zu wiederholten Malen wurde daher in Frankreich und besonders in

6. Neuere Geschichte - S. 110

1895 - Leipzig : Reisland
— 110 — Paris durch Aufstände der Anhäuger der vertriebenen Königsfamilie und der Republikaner die Ruhe gestört. Am 1. März 1840 wurde Thiers Ministerpräsident. Um dem Julithron die öffentliche Meinung zu gewinnen, riet er, die Asche Napoleons von St. Helena nach Frankreich zu bringen. Da man Ludwig Philipp zu große Nachgiebigkeit gegen die Großmächte vorwarf, so unternahm Thiers gewaltige Kriegsrüstungen und drohte mit einem Angriff auf den Rhein. Als sich aber in einem Streit der Pforte mit Mehemed Ali, dem Vicekönig von Ägypten, welcher von Frankreich unterstützt worden war, die Großmächte zu Gunsten des Sultans erklärten und eine Quadrupelallianz bildeten, durch welche Frankreich isoliert wurde, mußte dies nachgeben. Thiers schied aus dem Ministerium. Im Jahre 1842 traf den König ein furchtbarer Schlag. Der Herzog von Orleans, sein ältester Sohn, fuhr am 13. Juli nach dem Schlosse Neuilly; die Pferde wurden fchen, er sprang aus dem Wagen, wurde aber so heftig gegen das Pflaster geschleudert, daß er abends sechs Uhr verschied. Er hinterließ eine Wittwe, Helene, eine mecklenburgische Prinzessin, und zwei Söhne, von denen der Graf von Paris erst vier, der Herzog von Chartres kaum zwei Jahre alt war. Dieser Trauerfall erregte große Teilnahme, und doch fiel der König immer mehr in der Gunst des Volkes. Seine Regierung entsprach nicht den Erwartungen, welche man sich von ihr gemacht hatte. Es zeigte sich immer mehr, daß er von Selbstsucht verblendet und weit mehr für feine Familie als für fein Volk besorgt war. Die Zahl der Feinde wurde immer größer. Daher kam es, daß auf den König wiederholte Mordversuche gemacht wurden. Um für die Zukunft vor ähnlichen Gefahren sicher zu sein, wurde Paris von 1840 au mit einem Gürtel starker Festungen umgeben. Trotzdem mehrten sich von Jahr zu Jahr die Republikaner und Socialisten unter den arbeitenden Klassen; sie suchten durch ein allgemeines Wahlrecht mehr Einfluß auf die Regierung zu erlangen. Thiers schürte die Unzufriedenheit. Und als Louis Philipp und fein Minister Guizot sich dem billigen Verlangen nach einer Wahlreform widersetzten, steigerte sich die Unzufriedenheit so, daß eine nahe Revolution in Aussicht stand.

7. Neuere Geschichte - S. 112

1895 - Leipzig : Reisland
— 112 — Unterdessen wurden die Tnilerien erstürmt und alles verwüstet; der Thronsessel wurde am Fuße der Julisäule verbrannt. Lamartine wurde Präsident der provisorischen Regierung und somit Herr der neuen Republik am 24. Februar 1848. Ludwig floh nach England, wo er mit seiner Familie bis zu seinem Tode (26. August 1850) zurückgezogen lebte. 27. Napoleon Iii. Louis Napoleon Bonaparte ist der Sohn des ehemaligen Königs von Holland und der Hortense Beauharnais, der Stieftochter Napoleons I. Seine Jugend hatte er in Deutschland (Augsburg) und in der Schweiz verlebt. Ant 30. Oktober 1836 hatte er, um Ludwig Philipp zu stürzen, in der Artilleriekaserne zu Straßburg eine Verschwörung angezettelt, welche aber vollständig scheiterte. Er wurde gefangen nach Paris geführt und dann nach Nordamerika geschafft. Von dort kehrte er in die Schweiz zurück; da aber die französische Regierung seine Auslieferung verlangte, ging er nach England. Von hier aus versuchte er abermals 1840 seine Absichten auf Frankreich zu verwirklichen. Er landete mit einer kleinen Schar und einem Adler in Bonlogne, wurde aber wieder gefangen und zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er wurde nach Ham gebracht, entkam aber 1840 nach England, wo er bis 1848 blieb. Die Februarrevolution liatte einen vorwiegend sozialistischen Charakter. Die provisorische Regiernng übernahm die Pflicht, für die Verbesserung des Loses der Arbeiter zu sorgen. Es wurden daher Nationalwerkstätten errichtet, in welchen über 100000 Arbeiter auf Staatskosten beschäftigt wurden und für die meist nutzlose Arbeit, die sie verrichteten, täglich zwei Franks erhielten. Da die Regierung aber nicht imstande war, diese kostspieligen Nationalwerkstätten zu unterhalten, wurden sie aufgehoben. Da brach ant 23. Juni der Aufstand von neuem los und mit verdoppelter Wut. Die Nationalversammlung übergab dem General Cavaignac den Oberbefehl über die Truppen, der mit kalter Entschlossenheit den Kampf begann. Die viertägige Barrikadenschlacht endigte mit dem Siege Eavaignacs, der von der dankbaren Nationalversammlung zum Präsidenten der Republik ernannt wurde. Ant 4. November wurde eine neue Verfassung (die elfte seit 1791) beendigt, nach welcher an der Spitze der alle drei Jahre zu wählenden Nationalversammlung (mit 750 Abge-

8. Neuere Geschichte - S. 22

1895 - Leipzig : Reisland
— 22 — kamen in Aufnahme. Da nun diese Tracht einem steten Wechsel unterworfen war, so entstand die Mode, die von Paris und Versailles aus sich in alle Welt verbreitete und jetzt noch andere Völker *u Assen der Franzosen macht. Dadurch daß Ludwig Xiv. Kunst und Wissenschaft beförderte und die größten Geister Frankreichs an seinem Hofe sammelte, wurde seine Regierung die goldene Zeit der französischen Litteratur (Corneille, Racine, Molitzre). Dadurch wurde die französische Sprache so ausgebildet, daß sie weltgeschichtliche Bedeutung erhielt und die allgemeine Hofsprache Europas wurde. Ludwig Xiv. starb 1715. Das Volk, das er nicht bloß arm gemacht, sondern auch der Sittlichkeit und alles Vertrauens beraubt hatte, jubelte bei der Nachricht von seinem Tode und verfolgte den Leicheuzug mit solchem Mutwillen, daß man genötigt war, die Leiche auf Nebenwegen zu führen. 6. Leopold L Kaiser Leopold I. (1657—1705) folgte seinem Vater Ferdinand Iii. auf dem Throne. Zur Zeit, wo die Schwäche des deutschen Reiches es Ludwig Xiv. möglich machte, bedeutende Ländergebiete demselben zu entreißen, wurde der Kaiser in einen Krieg mit den Türken verwickelt, den Ludwig, der allerchristlichste König, selbst hatte anschüren helfen. Dies kam so: Leopold hatte durch die Jesuiten in Ungarn die Protestanten verfolgen lassen. Da erhoben sich die Ungarn unter Anführung des kühnen Grafen Emmerich Tököly. Erbrachte ganz Ungarn in Aufruhr und schloß ein Bündnis mit den Türken. Der Kaiser fand Bundesgenossen in dem edlen Polenkönige Johannsobiesky, dem Kurfürsten Max von Bayern und Georg Iii. von Sachsen, und in dem Herzoge Karl von Lothringen einen trefflichen Feldherrn. Im Jahre 1683 führte der Großwesir Kara Musta-pha ein Heer vou 200000 Mann durch Ungarn gerade gegen Wien. Der Hof flüchtete nach Linz; viele Einwohner folgten. Graf Rüdiger von Stahremberg war Befehlshaber der Stadt; wer die Waffen führen konnte, half. Das gewaltige Türkenheer belagerte die Stadt und drang mit Laufgräben und Minen immer näher heran. Die Verteidiger hielten sich tapfer, das Blut floß in Strömen. Unablässig donnerten die türkischen Kanonen. Anfangs September wurde durch eine Mine die Burgbastei in die Luft gesprengt. Die Gefahr war aufs höchste gestiegen. Da steigen Raketen auf. Das verbündete Heer

9. Neuere Geschichte - S. 69

1895 - Leipzig : Reisland
— 69 — seinem Sarge, und ein einfaches Denkmal bezeichnet das Grab dessen, der „als Bürger der Menschheit" lebte. Mit Riesenschritten ist seitdem das Land, für welches Washington und Franklin gelebt und gewirkt haben, seiner Ausbildung entgegengegangen. Neue Staateu haben sich dem Bunde angeschlossen, Handel und Gewerbe blühen, volkreiche Städte sind entstanden. 16. Veranlassung und Ansang der sranzösischen Revolution. Unter der Regierung Ludwigs Xiv. war Frankreich durch die immerwährenden Kriege, durch Prachtliebe und Unsittlichkeit arm und unglücklich geworden. Nach dessen Tode aber^ erging es dem Lande noch übler. * Sein Urenkel Ludwig Xv. (1715—74) wurde sein Nachfolger. Während dessen Minderjährigkeit führte der Herzog von Orleans die Regierung, ein Mann, der in Bezug auf Sittenlosigkeit nicht seinesgleichen hat. Das an den Stufen des Thrones gegebene Beispiel der gemeinsten Schamlosigkeit verbreitete sich wie die Pest in der Gesellschaft immer weiter und weiter. Endlich bestieg Ludwig Xv. selbst den Thron, ein Mann, vor dessen Ausschweifungen und Unsittlichkeiten der bessere Teil der Menschen zurückbebte. Er dachte nur an die Befriedigung seiner Leidenschaften und ließ sich und sein Volk durch Minister und Weiber (Pompadour) regieren. Durch leichtsinnige Verschwendung und durch Kriege, welche Frankreich während der Zeit führte, wuchs die Schuldenlast des Landes, die schon bei dem Tode Ludwigs Xiv. 2700 Millionen Mark betrug, immer noch höher. Nun wurde durch die unredlichsten Maßregeln vom Volke Geld erpreßt. Die Regierung kaufte z. B. alles Korn auf und setzte dann die Kornpreise so hoch, daß es drei Jahre hintereinander, 1767—69, in Paris zu einer Hungersnot kam. Zu gleicher Zeit traten zahlreiche Schriftsteller auf, wie Rousseau, Voltaire u. a., welche in ihren Schriften über das Wort Gottes und das Christentum spotteten. Viele lasen das mit Wohlgefallen, und bald gehörte es in Frankreich zum guten Ton, über Gott und Religion zu spotten und mit völligem Unglauben zu prahlen. Zugleich wurden unter dem Volke Schriften über die schlechte Staatsverfassung und über Einführung zeitgemäßer Einrichtungen verbreitet. Daneben wurden die „allgemeinen Menschenrechte" verkündigt, d. h. der Satz, daß

10. Neuere Geschichte - S. 70

1895 - Leipzig : Reisland
— 70 — nach der natürlichen Ordnung kein Mensch über dem andern ste^e. Diese Gedanken gefielen dem Volke um so besser, je mehr der Leichtsinn, die Verschwendung und die Schuldenlast am Hofe zunahm. Zucht und Ehrbarkeit verschwanden daher immer mehr im Volke, und ein freches, gottloses Wesen nahm überhand. Der Staat litt an alten Mißbrauchen. Der Adel hatte die einträglichsten Stellen, die Geistlichkeit reiche Pfründen, beide Stände genossen viele Vorrechte (Privilegien), während der dritte Stand, der Bürger, die meisten Steuern zu bezahlen hatte und dabei für nichts geachtet wurde. Es entwickelte sich so bei den unteren Ständen Haß und Erbitterung gegen die höheren und gegen das Königtum selbst. Der Freiheitskampf der Nordamerikaner, an welchem auch viele Franzosen teilgenommen hatten, entzündete in allen Herzen das Verlangen nach Freiheit. Unter solchen Umständen bestieg der junge König Ludwig Xvi. (1774 -93) den französischen Thron, nachdem Ludwig Xv. unter den entsetzlichsten Qualen (sein Körper war schon halb verfault) hingestorben war. Ludwig Xvi. war geboren am 23. Aug. 1754. Er war also, als ihm die Regierung zufiel, erst 19 Jahre und 7 Monate alt, so daß von ihm ein kraftvolles Eingreifen in die bedenklichen Staatsverhältnisse kaum erwartet werden konnte; aber er war ein liebenswürdiger, rechtschaffener Mann, der es mit seinem Volke gut meinte, und erkannte die Schwierigkeit seiner Stellung. Seine Gemahlin Marie Antoinette war eine Tochter des deutschen Kaisers Franz I. und Maria Theresias. Das Volk hing mit großer Begeisterung an dem jungen Paare; ja im Hinblick auf die mißliche Lage, in welcher sich Frankreich bei der Thronbesteigung Ludwigs Xvi. befand, und in Rücksicht auf seine gute Gesinnung und seinen guten Willen nannte man denselben den „Ersehnten". Er that auch nach seiner Thronbesteigung alles, was in seinen Kräften stand, um die auf ihn gesetzten Hoffnungen des Volkes zu verwirklichen. So wurde das Parlament hergestellt, welches Ludwig Xv. aufgehoben hatte, so wurde die Leibeigenschaft aufgehoben, die Tortur abgeschafft, den Protestanten die Freiheit des Gottesdienstes, die sie seit Ludwig Xiv. nicht gehabt hatten, zurückgegeben rc. Allein das alles befriedigte nicht die Ansprüche, die gemacht wurden, und stillte nicht das Elend, namentlich die alte Finanznot, welche sich in allen Verhältnissen schmerzlich fühlbar machte. Vergebens führte der gutmütige König das
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