Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Feddeler, Gustav, Marten, Adolf, Renner, August
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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geschehen könne, wurde das ganze Reich in 10 Kreise eingeteilt. Jeder
Kreis bekam einen Kreishauptmann. Dieser durfte die Kriegsmacht des
Kreises aufbieten, um das Urteil des Kammergerichts zu vollstrecken. Das
alles aber kostete viel Geld. Der Kaiser bestimmte nun, daß jeder Bürger
des Reiches von je 1000 Gulden Vermögen 1 Gulden Steuer (den „ge-
nieinen Pfennig") zahlen solle. So hatte das Reich nun auch eine R e i ch s -
st euer.
3. Einführung des Postwesens. Im früheren Mittelalter besorgten
Leute, die weit umherkamen (Musikanten, Fuhrleute, Schlachter), Briese
gegen Trinkgeld. Später traten an Stelle dieser gelegentlichen Boten
ständige Postboten mit Ledertasche und Mappe, die zwischen bestimmten
Städten und Klöstern zu festgesetzten Zeiten gingen. Sie galten als un-
verletzlich. Kaiser Maximilian wünschte drängend, daß zwischen seinen weit
auseinander gelegenen Ländern eine regelmäßige und sichere Postverbindung
hergestellt werden möchte. Graf Franz von Taxis erbot sich, eine solche
Reichspost einzurichten und die Briefe des Kaisers portofrei vom Hoflager
nach den Niederlanden zu besorgen, wenn er dafür die Einkünfte der Post
haben solle. Der Kaiser nahm dies Anerbieten gern an. Im Jahre 1516
richtete der Graf von Taxis zunächst die Post zwischen Wien und Brüssel
ein, späterhin dann andere Strecken, teils Reit-, teils Fahrposten. Sein
Urenkel wurde Reichsgeneralpostmeister. Ihm wurde das Postwesen als
Reichslehen übertragen.
4. Entstehung von Personen- und Ortsnamen. Ursprünglich
hatte der Deutsche nur einennamen, den „Vornamen": Hildebrand, Hadu-
brand; später fügten namentlich die Burgherren ihrem Vornamen den
Namen ihrer Stammburg hinzu: Otto von Northeim, Friedrich von Zollern,
Hermann von Weinsberg u. a. Andere Personen mit gleichem Vornamen
unterschied man wohl durch Hinzufügung ihres Handwerks oder ihrer
Kunst, so Walter der Schmied, Heinrich der Müller, Volker der Fiedler.
Späterhin siel der Artikel weg und Schmied (Schmidt, Schmitt), Müller,
Fiedler wurden „Familiennamen". Als nun namentlich in den Städten
viele Menschen zusammenströmten, reichte der bloße Vorname nicht mehr
ans, unr eine bestimmte Person mit genügender Deutlichkeit bezeichnen
zu können, und das war bei Rechtsgeschäften durchaus nötig. Daher wurde
es in der letzten Hälfte des Mittelalters allgemein gebräuchlich, den: Vor-
namen einen Zunamen hinzuzufügen, aus dem sich dann der Familienname
entwickelte. Aus einem Konrad, der aus Franken stammte, wurde ein
Konrad Franke; aus einem Siegfried, der aus Hessen kam, ein Siegfried
Hesse; ein Erich, der ein Steinhaus in der Stadt besaß, wurde Erich Stein-
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Franz_von_Taxis Franz Otto Friedrich_von_Zollern Friedrich Hermann_von_Weinsberg Walter_der_Schmied Heinrich_der_Müller Heinrich Volker_der_Fiedler Schmidt Schmitt Fiedler Konrad Konrad_Franke Konrad Siegfried Siegfried Siegfried
Hesse Siegfried
Extrahierte Ortsnamen: Wien Brüssel Northeim Hessen
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aus. Die einzelnen Meister einer Zunft wohnten meist in einer Straße bei-
einander. Daher stammen die noch heute vorkommenden Straßennamen:
Schmiede-, Knochenhauer-, Seilwinder-, Kramer-, Bäckerstraße usw. Aus dem
Marktplatz und in den Kaufhallen standen die Bänke der Meister von der-
selben Zunft nebeneinander.
4. Wie die Bürger lebten. Wenns Licht anbrach, weckte der
Hausvater das Ingesinde zur Arbeit. Nach dem Morgengebet wurde das
Morgenbrot gemeinsam eingenommen. Es war eine Bier- oder Mehlsuppe
mit Brot. Dann gingen Bürger und Tagelöhner, Meister und Geselle, Knecht
und Magd an ihre Arbeit. Der Torwart öffnete das Stadttor. Lastwagen
und Viehherden zogen aus und ein. Der Marktplatz belebte sich. Warenzüge
fuhren heran; die Waren wurden abgeladen, geprüft und gewogen, und der
Handel konnte beginnen. Zwischen der geschäftigen Menge des Volkes ritt
der Ratsherr zum Rathause, schritten Priester und Mönche zu den Gottes-
häusern und Hospitälern, trieben sich zahlreiche Bettler umher. Die Mahl-
zeiten nahm der Bürger mit seiner Familie und dem Gesinde zusammen ein.
Mann und Frau aßen von einem Teller. Gabeln hatte man noch nicht. Die
in der Küche bereits zerschnittenen Fleisch- und Gemüsestücke fischte man mit
dem Zinnlöffel oder Messer aus der Suppe heraus. Im ganzen lebte der
Bürger sehr einfach; bei Hochzeiten, Kindtausen und sonstigen Festen aber ließ
man etwas daraufgehen. Dann brach die häßliche Eigenschaft der Deutschen,
daß sie unmäßig im Essen und Trinken waren, wieder durch. — Mit Sonnen-
untergang wurden die Tore geschlossen und auf den Arbeitsstätten gabs
Feierabend. Dann gingen Meister und Geselle in die Trinkstube ihrer Gilde.
Andere saßen nachbarlich vor dem Hause zusammen, plauderten oder sahen
dem Spiel und Tanz der Zugend zu. Wenn die Ratsglocke zum zweiten
Male ertönte, ging man zur Ruhe. Ruhestörer wurden von der Scharwache,
die nachts die Straßen durchzog, hinter Schloß und Riegel gebracht.
5. Wie die Stadt regiert wurde. Eine Stadt, die keinen andern
Herrn über sich hatte, als den Kaiser, war eine freie Reichsstadt. Solche
Städte, welche unter einem Herzog, Bischof oder Fürsten standen, hießen
Landstädte. Der Herr der Stadt setzte ihr den Vogt, der an seiner
Statt das Gericht halten mußte. Reiche Städte kauften ihrem Herrn seine
Rechte ab. Dann führte der Rat der Stadt allein das Regiment, hielt das
Gericht, ließ Münzen prägen, erhob Zölle und Steuern, und niemand durfte
ihm dreinreden. Die Zünfte hatten zuerst keinen Anteil an der Verwaltung
der Stadt. Rach und nach aber erwarben sie die Rechte freier Männer.
Jetzt verlangten sie Sitz und Stimme im Rat der Stadt. In manchen
Städten gab der Rat ihnen solche freiwillig; in den meisten haben sie sich
dieselben blutig erkämpfen müssen.
8 liti. Das Kriegswesen im Mittelalter. Ursprünglich
war jeder freie, deutsche Mann mit gesunden Gliedern zugleich ein Kriegs-
mann. Alle diese zusammen bildeten den Heerbann. Der Führer des
Heerbannes war der Herzog. Stämme, die einen König hatten, gehorchten
ihm als ihrem Anführer. Später war der Kaiser oberster Kriegsherr. Jeder
Stamm aber wurde von seinem Herzog geführt. Der Heerbann bestand
meist aus Fußvolk; nur die Anführer und Edlen waren beritten. Seit der
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kämpfen wollten, stiegen sie von den Pferden, ordneten sich zu einem dichten
Hausen und streckten ihre Lanzen vor. Bevor die Eidgenossen den Feind
angriffen, fielen sie auf die Knie und riefen Gott um Hülfe an. Dann
stürzten sie im vollen Lauf gegen den Lanzenwald, aber sie konnten nirgends
einbrechen. Da sprang — wie ein altes Lied erzählt — Arnold von
Winkelried vor und rief: „Liebe Eidgenossen, sorgt für mein Weib und meine
Kinder; ich will euch eine Gasse machen!" Dann umfaßte er mit beiden
Armen so viele Lanzenspitzen, als er konnte, und grub sie in seine Brust.
Über seine Leiche hinweg stürzten nun die Eidgenossen in den Haufen der
Feinde. Fürchterlich wüteten ihre Äxte, Schwerter und Morgensterne in der
Ritterschar. Tausende wurden erschlagen; die übrigen eilten zu den Rossen und
suchten ihr Heil in der Flucht. Die Eidgenossen hatten ihre Freiheit gerettet.
8 Kaiser Kart Iv. 1. Wie der schwarze Tod in
Deutschland wütete. Karl Iv. war ein Habsburger, nüchtern und
sparsam, ein kluger Kopf, der alles, was er anfing, schlau berechnete. Er
liebte Kunst und Wissenschaft und hielt streng auf Recht und Ordnung in
seinen Landen. Zu seiner Zeit wurde Deutschland von Heuschrecken, Hungersnot
und Erdbeben heimgesucht. Den furchtbarsten Schrecken aber verbreitete die
Pest, die man den schwarzen Tod nannte. Sie wurde aus Asien nach Italien
und von da nach Deutschland eingeschleppt. Schwarze Beulen bedeckten den
Körper des Erkrankten und brachten ihm oft schon nach wenigen Stunden
den Tod. Es war ein so großes Sterben, daß z. B. in Lübeck an einem
einzigen Tage 1500 Menschen hingerafft wurden. Die Bewohner ganzer
Dörfer und Städte sanken ins Grab. In Hannover starben innerhalb sechs
Monate 3000 Menschen. Man sah in dem schrecklichen Wüten des Todes
eine Strafe Gottes. Scharen von Büßern (Geißlern) zogen durch die Lande.
Sie sangen Büßlieder, geißelten sich blutig und flehten zu Gott, daß er das
große Sterben wende. Andere mordeten die Juden, weil man meinte, daß
sie die Brunnen und Flüsse vergiftet und dadurch die Pest veranlaßt hätten.
Drei Jahre würgte der Todesengel in Deutschland und Europa. „Darnach
hub die Welt wieder an, fröhlich zu sein. Die Menschen machten ihnen
neue Kleider und sangen neue Weisen."
2. Karl schafft eine neue Ordnung im Reich. Im Jahre 1355
hielt der Kaiser einen Reichstag in Nürnberg. Hier beriet er wichtige Dinge
mit den Fürsten. Endlich wurde beschlossen, daß die sieben Kurfürsten allein
das Recht haben sollten, den Kaiser zu wählen. Bier Kurfürsten waren
weltliche Fürsten (die von Böhmen, Sachsen, Pfalz, Brandenburg) und drei
geistliche (Erzbischöfe von Trier, Mainz und Köln). Die Wahl sollte in
Frankfurt a. M., die Krönung in Aachen stattfinden. Die Länder der Kur-
fürsten durften nicht geteilt werden. Die Kurfürsten sollten jedes Jahr vier
Wochen lang sich um den Kaiser versammeln und mit ihm über wichtige
Angelegenheiten des Reiches beraten. Dieses Gesetz wurde aufgeschrieben
und untersiegelt. Das Siegel wurde von einer goldenen Kapsel (Bulle)
umschlossen. Man nennt daher das Gesetz die „goldene Bulle".
§ (35. Aus dem Ltädteleben im Mittelalter. l. Wie
Städte in Deutschland entstanden. Wir wissen bereits, daß die
ersten Städte an den Grenzen unseres Vaterlandes aus festen Heerlagern
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Extrahierte Personennamen: Arnold_von
Winkelried Karl Iv Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Lanzenwald Deutschland Deutschland Asien Italien Deutschland Hannover Gottes Deutschland Europa Nürnberg Sachsen Brandenburg Mainz Frankfurt_a._M. Aachen Deutschland