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C. Pflaii;eribrschrribungen.
I. Iie Dohne.
1. Die Bohne im Wasser. Läßt man eine Bohne längere Zeit im Wasser liegen, so nimmt sie an Größe zu, denn sie saugt sich mit Wasser voll. Bald kann man die ziemlich feste Haut abziehen, die das Innere, den Samenkern, vor Verletzungen schützt. An der Seite bemerken wir den Nabel, das ist die Stelle, wo der Samen, kern durch ein kleines Stielchen an der Hülse befestigt war.
Eine reife Bohne ist trocken. Soll eine Bohnenpflanze daraus entstehen, so muß in den Samenkern Wasser eindringen; ohne Wasser kann kein Wachstum eintreten. — Wo mag wohl das Wasser eindringen?
Der Samenkern besteht aus zwei dicken Teilen, die mit den flachen Seiten aufeinander liegen. Man nennt diese Teile die Keimblätter. Zwischen ihnen befindet sich der Keim, der an dem einen Ende ein kleines Würzelchen, an dem andern zwei kleine, bleich aussehende Blättchen trägt. Diese Teile sind so gekrümmt, daß sie vollständig von den Keimblättchen bedeckt werden/ Die Keimblätter sitzen mit kurzen Stielchen rechts und links am Keime fest. Der Keim ist die junge Pflanze, die schon im Samenkern enthalten ist und sich später nach und nach zur Bohnenpflanze entwickelt.
Jede Pflanze gebraucht aber zu ihrer Entwicklung außer Wasser noch mancherlei andere Nahrungsstoffe, die sie, ehe sie Wurzeln und Blätter hat, aus den Keimblättern nimmt. Die jetzt lange abgestorbene Bohnenpflanze hat im verflossenen Sommer jedes Samenkorn mit einer solchen Wegzehrung ausgestattet und so mütterlich für ihre Kinder gesorgt.
2. Die Bohne in der Erde. Nachdem das Samenkorn im Erdboden gequollen ist, zerreißt die Samenschale und es kommt ein Würzelchen hervor, das in den Erdboden eindringt und zur Wurzel heranwächst, die den Keim in der Erde befestigt und bald imstande ist, selbst für Wasser und Nahrungsstoffe zu sorgen.
Aus dem anderen Ende des Keimes, der die kleinen bleichen Blättchen trägt, entsteht der Stengel mit den Blättern.
Wenn der Keimstengel aus der Erde hervorkommt, ist er bogenförmig gekrümmt, so daß die ersten zarten Blättchen nach unten hängen. Inwiefern ist das für das Wachstum der Pflanze wichtig?
Sobald der Keimstengel über dem Erdboden erschienen ist, streckt er sich gerade und richtet sich auf. Die schon größer gewordenen
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Blättchen Breiten sich aus und werden im Lichte grün. Die Pflanze treibt neue weitere Blätter, indem der Stengel an Länge zunimmt.
Vergl. Nr. 23: Die Keimung des Weizens (oder Roggens), und Nr. 3: Die Keimung der Zwiebel.
Ii. Das Schneeglöckchen.
(D. I. 1, 204; 2, 217. 218; 3, 24.)
1. Wann und wo es wächst. Wenn kaum der Winterschnee verschwunden ist, öffnet das liebliche Schneeglöckchen, das in Deutschland nur selten wildwachsend angetroffen wird, in unsern Gärten seine weiße, einem Glöckchen gleichende Blüte.
2. Die Zwiebel. Der kleine Frühaufsteher ist vorzüglich dafür eingerichtet, so zeitig zu erscheinen. Er hat in der Erde eine eirunde Zwiebel, die aus vielen ineinander liegenden, weißen, fleischigen Schalen besteht, welche von einer bräunlichen Haut schützend umhüllt sind. Die Verdickung am Grunde der Zwiebel heißt Zwiebelscheibe. An ihr sitzen die Wurzeln.
In dieser Zwiebel, die mehrere Jahre ausdauert, besitzt die Pflanze einen Vorratsspeicher für das erste Wachstum. — Vergl. Nr. 3: Die Gartentulpe. — Schon im Herbst treibt das Schneeglöckchen seine unterirdischen Sprosse aus der Zwiebel hervor. Diese bestehen aus zwei aufeinander liegenden Blättern, welche den noch kleinen Stengel mit der Blütenknospe dicht umschließen.
3. Blätter und Blütenstiel. Solange diese Blätter sich noch unter der Erde befinden, werden sie von einer weißen, häutigen Scheide schützend umhüllt. Hat aber die Spitze der Blätter den Erdboden durchbrochen, so sprengen sie das scheidenartige Hüllblatt, und dieses umschließt später die vollkommen entwickelten Blätter nur noch am Grunde.
Die beiden Blätter des Schneeglöckchens sind schmal und überall fast gleich breit, sie sind lineaüsch und ganzrandig. In der Mitte haben sie eine flache Rinne, und da die Blätter anfangs noch mit ihrer Oberseite aufeinander liegen, so befindet sich zwischen ihnen eine enge Kammer, in der der Blütenstiel und die einzige Blütenknospe liegen. Der Blütenstiel ist deshalb auch mehr oder weniger seitlich zusammengedrückt. Man nennt den blattlosen Blütenstiel einen Schaft.
4. Die Blüte, welche im Knospenzustande gleichfalls von einer häutigen Scheide umschlossen war, hängt, nach unten gebogen, an einem dünnen Stielchen. Unterhalb der Blütenblätter sitzt der Fruchtknoten, man sagt, er ist unterständig, während die Blätter, die in zwei Kreisen auf dem Fruchtknoten stehen, oberständig sind. Die drei großen, äußeren Blütenblätter sind kahnförmig und stehen schräg nach außen, die 3 kleinen inneren dagegen sind fast senkrecht
Weltkun-e I. *
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Da die Scheibe im Innern der Zwiebel wie ein Stamm Blätter und Knospen und am unteren Ende Wurzeln trägt, so wird die Zwiebel auch als unterirdischer Stamm bezeichnet.
Die jungen Zwiebelknospen im Innern der Zwiebel haben zum Wachstum (zum Treiben) Wasser und Nahrungsstoffe nötig. Beides findet sich in der Zwiebel aufgespeichert. Aus ihr nimmt der wachsende Sproß seine erste Nahrung. Sobald aber die Wurzeln und Blätter entwickelt sind, führen diese der Pflanze die Nahrung aus der Erde und aus der Luft zu.
So ist die Tulpe zum frühzeitigen Erscheinen ausgerüstet, und da ihre Zwiebel außerdem noch durch einen Giftstoff gegen gefräßige Nager des Erdbodens geschützt ist, so kann sich die Pflanze ungestört weiter entwickeln. — Vergleiche die Zwiebel der Tulpe mit dem Samenkorn der Bohne und mit der Zwiebel des Schneeglöckchens !
4. Die Blätter. Der aus der Zwiebel hervorwachsende Sproß besitzt eine stechend harte Spitze und kann deshalb den Erdboden leicht durchbrechen. Die verhältnismäßig langen Blätter der blühenden Tulpe sind ungestielt und haben zum Stengel, den sie wie eine Scheide umfassen, eine schräge Richtung. Jedes Blatt bildet eine Rinne, in der die darauf fallenden Regentropfen zum Stengel und von hier zur Wurzel hinabrinnen können.
5. Die Blüte. Die Blüte ist glockenförmig und sitzt auf einem kahlen, runden Blütenstiele. Sie hat 6 Blumenblätter, 3 innere und 3 äußere. Die äußeren Blätter stehen vor den Zwischenräumen der innern. In der Blüte finden wir 6 Staubgefäße und einen Stempel, der aus einem dreikantigen, säulenartigen Fruchtknoten und einer dreilappigen Narbe gebildet wird.
Die Tulpe bringt nur eine einzige Blüte von auffallender Größe und Färbung hervor. Durch diese Eigenschaften werden Insekten angelockt, die in der Blüte zwar keinen Honig, wohl aber in den großen Staubbeuteln reichlich Blütenstaub finden. Gleicht nicht die Tulpe einem Wirtshause, dessen farbenprächtige Schilder die Gäste zum Schmause einladen, in denen aber nur Brot aufgetischt wird?
Mit Eintritt des Abends oder bei regnerischem Wetter schließt sich die Tulpenblüte, denn die inneren zarten Teile müssen aeaen Kälte und Tau geschützt werden.
6. Die Frucht. Aus dem Fruchtknoten der Tulpe entwickelt sich nach dem Verblühen die Frucht, eine dreiklappige, dreifächerige Kapsel. In jedem Fache derselben liegen in zwei Reihen viele leichte, scheibenförmige Samen, die aber bei uns nicht keimfähig werden. — Auf welche Weise kann man also die Tulpe nur fortpflanzen?
4*
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Iv. Das Huschwindröschen.
1. Standort und Name. Das Buschwindröschen wächst gesellig in Gebüschen und Laubwäldern und entfaltet schon im April seine röschenartigen Blüten, die auf ihren langen Stielen leicht vom Winde hin- und herbewegt werden.
2. Wurzelstock. Im Sommer sterben die oberirdischen Teile der Pflanze ab, der unterirdische Stamm oder Wurzelstock aber bleibt und überdauert wie die Zwiebel der Tulpe den Winter. Im Erdboden und unter dem Laube findet er Schutz gegen die Winterkälte.
Er ist braun, so dick wie ein Strohhalm und liegt wagerecht im Boden. Viele Faserwurzeln führen ihm Nahrung zu.
An seiner Spitze bilden sich unter der Erde während des Sommers, so lange die Blätter der Pflanze grün sind, ein oder zwei Knospen, welche schon die Anlage zu den neuen Blättern und Blüten, sowie Nahrungsstosse für das erste Wachstum derselben im kommenden Frühjahr aufgespeichert enthalten; daher kann das Buschwindröschen im erwachenden Frühlinge so schnell erscheinen. Der Wurzelstock wächst wie ein Stamm an der Spitze weiter, am hintern Ende stirbt er nach und nach ab. So wandert er im Boden langsam weiter und kommt dadurch in neues Erdreich. Die jungen Triebe durchbrechen den Erdboden in derselben Weise wie der Keimstengel der Bohne.
3. Die Blätter und die Blüte. Die Pflanze trägt an ihrer Spitze nur eine Blüte und unter derselben am Blütenstiel drei große, zerschlitzte Blätter. Sie umhüllten früher schützend die junge Blütenknospe und heißen deshalb Hüllblätter. Außerdem findet man am Wurzelstocke oder an seinen Verzweigungen öfter ein einziges langgestieltes Grundblatt, das eine ähnliche Form hat wie die Hüllblätter.
Die Blüte besteht meistens aus 6 weißen, außen oft rötlich angehauchten Blättchen. Sie hängt etwas über und schließt sich nachts oder bei regnerischem Wetter. — Warum?
In der Blüte befinden sich zahlreiche Staubgefäße. Die Staubbeutel enthalten Blütenstaub, der von Käfern und anderen Insekten gern verzehrt wird.
4. Die Frucht. Aus dem Fruchtknoten entwickeln sich später kleine, in einem Köpfchen zusammenstehende Früchte, die je ein Samenkorn enthalten.
Das Buschwindröschen hat einen weichen Stengel und ist daher ein Kraut, und da der Wurzelstock viele Jahre ausdauert, so ist es ein ausdauerndes Kraut.
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V. Me hohe Schlüsselblume.
(D. I. 3, 13.)
1. Name und Standort. Die hohe Schlüsielblume blüht im Frühjahr in feuchten Wäldern und erschließt uns gewissermaßen den Frühlingshimmel. Daher nennt man sie auch wohl Himmels^ schlüsselchen.
2. Wurzelstock und Blätter. Die Schlüsielblume kann so früh aus der Erde hervorkommen, weil sie einen Wurzelstock besitzt, der Vorratsstoffe aufgespeichert enthält und den Winter überdauert.
Die aus dem unterirdischen Stamme hervorkommenden eiförmigen, gerunzelten Grundblätter bilden eine Rosette, damit alle Blattflächen vom Sonnenlicht getroffen werden können. Die Blattfläche verläuft allmählich in den Stiel, letzterer erscheint deshalb geflügelt. — Beachte das hübsche Adernetz der Blätter! — Inwiefern schützen die Blätter die Wurzeln vor dem schnellen Austrocknen?
3. Die Blüte. Aus der Mitte der Blätterrosette erhebt sich der behaarte Blütenschaft. Er trägt an seiner Spitze einen Blütenstand, dessen Einzelblüten sämtlich aus einem Punkte entspringen. Ein solcher Blütenstand heißt Dolde. Jede der schwefelgelben Blumenkronen steckt in einem rührigen, fünfzähnigen Kelche, der die Blütenknospe vor ihrer Entfaltung schützte. Die Krone hat die Form einer langen Röhre, die sich oben radförmig erweitert und in 5 Zipfel gespalten ist.
Die Blüten stehen schräg oder sind abwärts geneigt. Durch diese Stellung sind die inneren Teile gegen Regen und Tau geschützt.
4. Die Frucht der Schlüsielblume ist eine eirunde, einfächerige Kapsel, die von dem hart werdenden Kelche geschützt wird. An einem Säulchen in ihrer Mitte sitzen die winzigen Samen. Bei der Reife springt die Kapsel auf und überläßt es dem Winde, den Samen auszustreuen.
Vi. Jas wohlriechende Weilchen.
(D. I. 1, 6; 2, 28; 3, 5. 6.)
1 Wann und wo es blüht. Das schon im März und April im „Verborgenen" blühende Veilchen, das alt und jung erfreut, wird als Sinnbild der Bescheidenheit betrachtet. — Wo hast du dasselbe schon gesehen oder gefunden?
2. Wurzelstock und Blätter. Der Lenz findet das Blümchen gerüstet zum frühen Aufstehen, denn es besitzt wie die Schlüsielblume einen mit vielen Faserwurzeln versehenen Wurzelstock, der mit Nahrungsstoffen ausgestattet ist. Mit seiner Spitze ragt der Wurzelstock etwas aus der Erde hervor und trägt einen Blätterbüschel. Anfangs sind die Blätter tutenförmig zusammengerollt, so
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daß die Sonnenstrahlen nicht so leicht auf sie einwirken können. Erst wenn die Blätter ausgebildet und stark genug sind, bieten sie ihre Fläche dem Sonnenlichte dar. Sie sind langgestielt und herzförmig. Ihr Rand ist gekerbt. Die fein gezähnelten, blattähnlichen Gebilde zu beiden Seiten des Blattstieles sind Nebenblätter.
3. Die Blüte. Die köstlich duftenden blauen Blüten des Veilchens stehen in den Blattwinkeln auf langen Stielen, in deren Mitte zwei Deckblättchen sitzen. Die Blumenkrone, die im Knospenzustande von 5 Kelchblättern sorgsam umschlossen wurde, hat 5 Blütenblätter von verschiedener Größe. Zwei derselben sind nach oben, zwei nach der Seite, das größeste ist nach unten gerichtet. Letzteres trägt einen hohlen Sporn, in welchem Honig abgesondert wird, der Bienen und Hummeln zur Speise dient.
4. Die Frucht. Die großen, blauen Blüten des Veilchens bringen selten Früchte hervor, aber es bilden sich im Sommer noch andere sehr unscheinbare Blüten aus, deren Fruchtknoten sich zu Samenkapseln ausbilden, die in drei Klappen aufspringen. Diese Samenblüten öffnen sich nicht und besitzen weder blaue Blütenblätter noch Honig.
5. Ausläufer. Im Sommer wachsen aus den Blattwinkeln des Veilchens lange Ausläufer (Nebenstengel) hervor, die auf dem Boden liegen, Wurzeln bekommen und an ihrem Ende eine neue Pflanze hervorbringen, die schon im nächsten Jahre blüht.
Vii. Ier Süßkirschenbaum.
(D. I. 1, 10. 76. 77.)
1. Abstammung. Der in Gärten und an Landstraßen oft angepflanzte Süßkirschenbaum stammt von dem wilden Kirschbaume ab, der zuweilen in Waldungen angetroffen wird. Seine Früchte sind weniger schmackhaft als die des edlen Kirschenbaumes. — Pflanze einen Kirschenkern und suche ein Bäumchen daraus zu ziehen!
2. Stamm und Blätter. Der Stamm des Kirschenbaumes ist mit einer glatten graubraunen Rinde bekleidet und trägt eine stattliche Krone. — Wodurch wird dieselbe gebildet?
Die aus den Blattknospen hervorkommenden jungen Blätter sind an der Mittelrippe zusammengelegt und mit einem klebrigen Überzüge bedeckt. Wenn sie die mit Schuppen sorgsam umhüllte Knospe verlassen, stehen sie gerade empor. Die ausgewachsenen, am Rande gezähnten Blätter sind gestielt und nach außen schräg abwärts gerichtet. — Beachte, wie die darauf fallenden Regentropfen abwärts gleiten.
3. Die Blüten des Kirschbaumes sind weiß und lang gestielt. Sie kommen aus besonderen (runderen und dickeren) Knospen hervor, die sich früher öffnen als die Blattknospen. Deshalb erscheint
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der Baum zur Blütezeit wie mit Schnee bedeckt. Die auffallende Blütenfülle lockt eine Unzahl honigsuchender Insekten heran. Der Hsmk einer jeden Blüte wird in einem becherartigen Blütenboden dargeboten, an dessen Rande 5 Kelchblätter herabhängen. Zwischen den Kelchzipfeln stehen auf dem Rande des Blütenbechers 5 Blumen-kronblätter und hinter diesen viele Staubgefäße. In der Mitte des Blütenbodens befindet sich ein einziger Fruchtknoten, der einen Griffel mit kopfförmiger Narbe trägt.
4. Die Frucht. Nach der Blütezeit werden alle Blütenteile mit Ausnahme des Fruchtknotens abgeworfen. Die reife Kirsche besteht aus einer saftigen Fruchthülle und dem von einer harten Schale umschlossenen Kern. Man nennt eine solche Frucht eine ^Steinfrucht. — Hüte dich, Kirschkerne zu verschlucken! — Was weißt du über den Nutzen des Kirschbaumes zu sagen?
Viii. Die Sumpfdotterblume.
1. Name und Standort. Die Sumpfdotterblume entfaltet ihre dottergelbe Blüte, der sie ihren Namen verdankt, im April und Mai an Sümpfen und auf feuchten Wiesen. Da an diesen Standorten Wasser im Überfluß vorhanden ist, so gehen die Wurzeln der Pflanze nicht tief, sondern breiten sich nur in der obersten Bodenschicht aus.
2. Stengel und Blätter. Aus dem kurzen Wurzelstock entspringen langgestielte, große Grundblätter und ein beblätterter Stengel. Stengel und Blätter sind sehr saftreich, fühlen sich fleischig an und sind völlig glatt und unbehaart. Die Stengelblätter sind nierenförmig, am Rande schwach gekerbt und von 5 großen und vielen kleinen Adern durchzogen. Je höher sie am Stengel stehen, desto kleiner werden sie und desto kürzer sind ihre Stiele. Daher wird den tiefer stehenden Blättern das Sonnenlicht nicht geraubt.
Der Blattstiel zeigt unten eine scheidenförmige Verbreiterung, die anfangs die jungen zarten Triebe schützend umschloß.
3. Blüte und Frucht. Die Blüte der Dotterblume hat nur einen Kreis von 5 dottergelben Blättern, welche zahlreiche Staubgefäße und 5 bis 10 Stempel umschließen. Die große Blüte leuchtet weithin und^lockt allerlei Insekten herbei, die teils von dem Blütenstaube der Staubgefäße, teils von dem Honig naschen, der an den Fruchtknoten abgesondert wird. Die Früchte'sind Kapseln, die zur Zeit der Reife nur auf einer Seite durch einen Längsriß aufspringen.
Ix. Jer Npfelbaum.
(D. I. 1, 10. 103—105; 3, 39. 40.)
1. Abstammung. Unsere Apfelbäume stammen von dem zuweilen in unseren Wäldern wild wachsenden Apfelbaume ab, der
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aber nur kleine unschmackhafte Früchte (Holzäpfel) trägt. — Pflanze einen Apfelkern und suche ein Bäumchen daraus zu ziehen!
2. Wie der Apfelbaum aussieht. Die Äste und Zweige det Apfelbaumes, die dem Stamm entspringen, bilden gewöhnlich eine breite schirmförmige Krone. — Vergleiche mit dem Kirsch- und Birnbäume! — An den Zweigen bemerken wir im Frühjahr Blatt -und Blütenknospen. Aus ersteren kommen die längeren Triebe hervor, an welchen die eirunden, am Rande gesägten Laubblätter sitzen; aus letzteren kurze Zweige, die außer einigen Blättern die Blütensträuße mit den großen, weißen, außen rötlich angehauchten Blüten tragen.
Die Blätter sind wie beim Kirschbaume schräg abwärts gerichtet. — Inwiefern ist das für die Pflanze wichtig? — Der Blütenboden hat die Form eines kleinen Kruges. In demselben sitzen 5 zusammengewachsene Fruchtknoten, und 5 Griffel schauen aus ihnen hervor. Am Rande des Blütenbodens stehen 5 Kelchzipfel, 5 Blütenblätter und zahlreiche Staubgefäße mit gelben Staubbeuteln. Zwischen den Staubgefäßen und Griffeln wird auf dem Blütenboden Honig abgesondert. — Auch beim Apfelbaum werden durch die Blüten Insekten (Hummeln, Bienen) angelockt.
3. Die Frucht. Nach dem Verblühen fallen die Blütenblätter und Staubgefäße ab, und der Blütenboden samt dem Fruchtknoten wächst zur Apfelfrucht heran. Sie ist eine Kernfrucht. (Vergleiche mit der Steinfrucht der Kirsche!) Aus dem Blütenboden bildet sich das Fruchtfleisch, aus den 5 Fruchtknoten entsteht das fünffächerige Kernhaus. In jedem Fache desselben sitzen, durch feste Schalen geschützt, in der Regel zwei braune Samenkerne. In der Vertiefung oben auf dem Apfel erkennt man noch die Reste der 5 vertrockneten Kelchzipfel (die Blume). — Welchen Nutzen gewährt uns der Apfelbaum?
X. Die Alaibtume.
(D. I. 1, 7; 3, 12.)
1. Stengel und Blätter. Die süß duftende Maiblume schmückt im Frühjahr unsere Laubwälder, wird aber auch in Gärten gezogen. Sie hat wie das Windröschen einen unterirdischen Stengel, der den Winter überdauert. Er liegt wagerecht und treibt viele Wurzeln. Art der Spitze wächst er wie jeder andere Stengel weiter. Die älteren Stengelteile dagegen sterben ab und verwesen. Schon im Laufe des Sommers bildet sich an diesem in der Erde liegenden Stengel eine Winterknospe mit der Anlage zu neuen Blättern und Blüten. Im Frühjahr können daher die Laub- und Blütenzweige zeitig hervorsprossen. Sie durchbrechen den Erdboden mit einer Spitze. Die beiden einzigen Blätter sind nämlich tutenförmig zusammengerollt, umschließen den Blütenschaft mit den Blütenknospen
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und werden von einem Hüllblatte mit derber Spitze schützend umgeben. Sobald der Boden durchbrochen ist, wird diese Hülle von Len wachsenden Blättern gesprengt, und bald breiten sich die großen, eiförmigen Laubblätter aus.
Die Blattflächen verlaufen in einen langen Stiel. Der Stiel des äußeren Blattes umschließt den des inneren scheidenartig. Jedes Blatt ist auf beiden Seiten glatt, mit einer dünnen Wachsschicht überzogen und am Rande nicht zerteilt. Im Innern des Blattes bemerken wir dicht nebeneinander liegende, das Blatt der Länge nach durchziehende Streifen. Die Blattflächen der beiden einzigen Blätter, welche die Maiblume besitzt, sind sehr groß, so daß die Blätter der Pflanze selbst im Dämmerschein des Laubwaldes noch genügend vom Tageslichte beleuchtet werden.
2. Blüte und Frucht. Viele unterirdische Triebe der Maiblume bilden nur jene zwei Blätter, manche aber treiben außerdem noch einen Blütenstiel. Dieser ist unten auch von einer häutigen Scheide umhüllt. An ihm sitzen mehrere Blüten, die wie kleine, weiße Glöckchen an gebogenen Stielchen hängen, und zwar alle nach derselben Seite hin.
Der Rand der Blüte zeigt 6 Zipfel. Jedes Glöckchen umschließt 6 Staubgefäße und einen Griffel, der auf dem kugeligen Fruchtknoten steht. Durch die Srellung der Blüte sind Staubgefäße und Stempel gegen Nässe geschützt. Die Frucht ist eine rote Beere. — Warum soll man den Stengel der Maiblume und die Beeren nicht in den Mund nehmen?
Xi. Der Aastanienbaum.
(D. I. 3, 17.)
1. Wie der Baum aussieht. Die Roßkastanie ist ein kräftiger und schöner Baum, der wegen seines schnellen Wachstums und seiner herrlichen, dicht belaubten, Schatten spendenden Krone bei uns überall in Alleen und Gärten angepflanzt wird.
2. Seine Knospen fangen bereits Anfang April an, sich zu regen; sie schwellen sichtbar an und treiben auffallend schnell Blätter und Blüten. Die Knospen haben sich nämlich schon im Laufe des verflossenen Sommers gebildet mit kleinen Blättern und bei einigen auch mit einer kleinen Blütentraube darin. Die Traube liegt dann in der Mitte, umgeben von den eigentümlich gestellten Blättchen, die sich dicht zusammenschmiegen, so'daß der Raum im Innern der Knospe vollständig ausgefüllt ist. Die Blätter sind außerdem von seidenartigen Haaren umhüllt, und die ganze Knospe ist von außen mit harten, braunen Schuppen bedeckt, unter denen noch andere, weichere Schuppen liegen. Die Schuppen sind mit einer harzigen Masse dicht verklebt. So ist das Innere der Knospe vor Frost, Sturm, Regen und dem Vertrocknen geschützt.