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1. Lebensbilder aus der Geschichte des Altertums, Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 27

1913 - [s.l.] : Hirt
7. Manch, Attila, Theoderich der Groe. 27 knigliches Begrbnis bereiteten sie ihrem Könige. Ein Flu, der Busento, wurde abgeleitet. Mit dem Leichnam, der mit dem kniglichen Kriegsschmuck angetan war, wurden sein Lieblingsro und viele Kostbar-feiten ins Grab versenkt. Dann wurde der Flu in sein altes Bett zu-rckgeleitet, damit keines Rmers schnde Habsucht des Gotenknigs Grabesfrieden stren knne, mz^noch jetzt rauschen die Busentowogeu der den Gebeinen W.antfy^/' Eine Gnadenfrist wardem Rmischen deiche noch beschieden. Wohl Attila, hatten die Hunnen eine gewaltige Herrschaft begrndet, denn unter ihnen ^ ^ , trat ein Welteroberer auf: König Attila Etzel (ober Gottesgeiel", wie Y* er sich selbst nannte). In Ungarn war der Mittelpunkt seiner Macht; " f von hier aus gebot er bis an die Wolga, die Ostsee und den Rhein der viele Völker. Reiche Schtze waren von den Hunnen zusammengeraubt worden, doch blieb der Herrscher den alten einfachen Sitten seiner Vter g treu. Er wohnte in einem hlzernen Gebude; seinen Gsten setzte er zwar auf goldenen und silbernen Schsseln^ auserlesene Leckerbissen vor, er selbst aber a nur von Holztellern einfache Speisen und trank keinen Wein. Unscheinbar war seine Gestalt, hlich waren seine Gesichtszge, aber aus den Augen leuchtete Tatenlust und Herrscherkraft. Auch er gedachte Rom zu erobery. Zuerst zog er der den Rhein Jbfng nach Gallien, um den letzten tchtigen rmischen Feldherrn Aetius zu l|ue*n vertreiben. Doch dieser gewann mit Hilfe der Westgoten in der Riesen-schlacht auf den Katalaunischen Feldern (im Jahre 451) den Sieg, allerdings erst nach hartnckigem Kampfe. Eine Sage erzhlt, der Streit sei so erbittert gewesen, da sogar die Geister der Erschlagenen in der Luft noch weiter gekmpft htten. Attila verzweifelte am Abend des Schlachttages an seiner Rettung; er lie einen Scheiterhaufen aus hlzernen Stteln er-richten, um sich zu verbrennen, wenn die Rmer ihn von neuem angriffen. Aber die Verluste der Rmer waren zu groß, sie waren zufrieden, von Attila nicht besiegt zu sein, und dieser zog sich nach Ungarn zurck. Bald G brach er mit einem noch strkeren Heere in Italien ein, erreichte aber Rom nicht und starb bald darauf. Bei der Totenfeier fchoren sich die Heerfhrer Attilas $ot>. das Haupthaar ab und zerschnitten sich das Gesicht mit Messern; der Leichnam wurde in drei Srge von Gold, von Silber und von Eisen eingeschlossen und mit vielen Schtzen beim Schein der Sterne in die Erde oersenkt. Kein Hgel, kein Denkmal zeigte den Ort des Begrbnisses. Seine Herrschaft zersiel mit seinem Tode, da seine Shne uneinig waren und des Vaters Tchtigkeit nicht besaen. Das Rmerreich wurde immer schwcher; endlich zerstrte es ein germanischer Heerfhrer, Odoaker, im ^abre 476. Aber wieder befeindeten

2. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 10

1908 -
— 10 — ^Mehrere Streitpunkte wurden durch die Gesetze der Konsuln Valerius und Horatius (448) beseitigt, und es kam sogar auf Antrag des Tribunen C anule jus (445) zu einem Gesetze, wonach Ehen zwischen Patriziern und Plebejern volle bürgerliche Rechtsgiltigkeit haben sollten. Hierdurch wurde eiue Verschmelzung der beiden Bürgerschaften eingeleitet.] Vi. Oie Unterwerfung Italiens. (Erste Hälfte 493- 338.) Durch die Vertreibung der Könige hatte der römische Staat an äußerer Macht eingebüßt, denn die Herrschaft über die Latiner, welche sich selbst erfolgreich gegen die etruskische Herrschaft erhoben hatten, konnte nicht aufrechterhalten werden. Nach einigen Jahren kam es zu einein Schutz- und Trutzbündnis zwischen Rom einerseits und den 29 Lalinerganen anderseits (493). Gegen die gemeinsamen Feinde wollte man mit gleich starken Heeren ins Feld rücken, den Oberbefehl sollte jährlich wechselnd ein Römer und ein Latiner führen, die Beute sollte gleichmäßig geteilt werden. Mit Hilfe dieses Bündnisses gelang es den Römern, die vielen kleinen Völkerschaften Mittelitaliens zu bezwingen. Laugen Widerstand leisteten insbesondere die Volsker und die Äquer. Die Volsker hatten an dem aus Rom verbannten Coriolanus eilten vorzüglichen Feldherrn gewonnen. Um an seinen undankbaren Mitbürgern Rache zu nehmen, hatte er das siegreiche Heer der Volsker bis vor die Tore Roms geführt und verwüstete das ganze römische Gebiet. Unvermögend, ihm in offener Feldschlacht entgegenzutreten, hielten sich die Römer innerhalb der Mauern der Stadt, in welcher bald Hungersnot und Krankheit ausbrachen. Da sandte man eine Anzahl römischer Frauen ab, die durch Bitten das Herz des Coriolanus erweichen sollten, an ihrer Spitze seine Mutter und seine Gattin. Lange widerstand er ihren Bitten, schließlich aber ließ er sich doch rühren und versprach, das feindliche Heer hinwegzuführen. „Mutter", rief er aus, „Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn hast du verloren." Er zog mit dem Heere der Volsker ab, wurde aber dann von diesen zur Rechenschaft gezogen und umgebracht. Emst hatten die Äquer das römische Heer in einer Gebirgslandschaft umzingelt und hofften, es zur Ergebung zu zwingen. Als die Schreckensbotschaft nach Rom kam, rief man den Cincinnatns zum Diktator aus; zu diesem Amte, welches königliche Gewalt besaß, griff man nur in der Zeit dringendster Not. Als die Boten des Senats den Cincinnatns auf feinem Gute aussuchten, um ihm die Ernennung zu melden, war er auf dem Felde und ging wie ein Knecht fast nackt hinter dem Pfluge her, um den Acker zu bestellen. Seine Frau mußte ihm erst die Kleider (Tunika und Toga) hinaufbringen, damit er in anständiger Weise die Boten empfangen konnte, die ihm meldeten, er fei an die Spitze des Staats berufen. Sofort begleitete er sie nach Rom,

3. Teil 2 - S. 156

1889 - : Velhagen & Klasing
156 heraus könnten, sich zu wärmen, denn bei der großen Külte in der Stube frören die Speisen an den Schüsseln fest. Da ging der König voll Zorn hinab zu dem Koch, schalt ihn und fragte, warum er nicht gethan hätte, was ihm wäre besohlen worden. Der Koch aber antwortete: „Es ist Gült genug da, seht nur selbst." Da sah der König, daß ein gewaltiges Feuer unter der Eisenstube brannte, und merkte, daß er den Sechsen ans diese Weise nichts anhaben könnte. 4. Nun sann der König aufs neue, wie er der bösen Gäste los würde; ließ den Meister kommen und sprach: „Willst du Gold nehmen und dein Recht ans meine Tochter aufgeben, so sollst du haben, so viel du willst." „O ja, Herr König," antwortete er, „gebt mir so viel, als mein Diener tragen kann, so verlange ich eure Tochter nicht." Das war der König zufrieden, lind jener sprach weiter: „So will ich in vierzehn Tagen kom- men und es holen." Darauf rief er alle Schneider aus dem ganzen Reiche herbei; die mußten vierzehn Tage lang sitzen und einen Sack nähen. Und als er fertig war, mußte der Starke, welcher Bäume ausrupfen konnte, den Sack ans die Schulter nehmen und mit ihm zu dem König gehen. Da sprach der König: „Was ist das für ein gewaltiger Kerl, der den hausgroßen Ballen Leinwand auf der Schulter trügt?" erschrak und dachte: Was wird der für Gold wegschleppen! Da hieß er eine Tonne Gold herbringen, die mußten sechzehn der stärksten Männer tragen, aber der Starke packte sie mit einer Hand, steckte sie in den Sack und sprach: „Warum bringt ihr nicht gleich mehr, das deckt ja kaum den Boden." Da ließ der König nach und nach seinen ganzen Reichtum her- beitragen, den schob der Starke in den Sack hinein, und der Sack ward davon noch nicht zur Hälfte voll. „Schaffet mehr herbei," rief er, „die paar Brocken füllen nicht." Da mußten noch siebentausend Wagen mit Gold in dem ganzen Reich zusammen gefahren werden, die schob der Starke mit den vorgespannten Ochsen in seinen Sack. „Ich will's nicht lange besehen," sprach er, „und nehmen was kommt, damit der Sack nur voll wird." Wie alles darin stak, ging doch noch viel hinein, da sprach er: „Ich will dem Ding nur ein Ende machen; man bindet einen Sack zu, wenn er auch noch nicht voll ist." Dann huckte er ihn gnf den Rücken und ging mit seinen Gesellen fort. 5. Als der König nun sah, wie der einzige Mann des ganzen Landes Reichtum forttrug, ward er zornig und ließ seine Reiterei aufsitzen, die sollten den Sechsen nachjagen und hatten Befehl, dem Starken den Sack

4. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 131

1911 - : Crüwell
131 88. Der Kampf mit dem Drachen. 1. Was rennt das Volk, was wälzt sich dort Die langen Gassen brausend fort? Stürzt Rhodos unter Feuers Flammen? Es rottet sich im Sturm zusammen, Und einen Ritter, hoch zu Roß, Gewahr' ich aus dem Menschentroß, Und hinter ihm, welch Abenteuer! Bringt man geschleppt ein Ungeheuer; Ein Drache scheint es von Gestalt, Mit weitem Krokodilesrachen, Und alles blickt verwundert bald Den Ritter an und bald den Drachen. 2. Und tausend Stimmen werden laut: „Das ist der Lindwurm, kommt und schaut! Der Hirt und Herden uns ver- schlungen, Das ist der Held, der ihn bezwungen! Viel andre zogen vor ihm aus, Zu wagen den gewalt'gen Strauß, Doch keinen sah man wiederkehren, Den kühnen Ritter soll man ehren!" Und nach dem Kloster geht der Zug, Wo Sankt Johanns, des Täufers, Orden, Die Ritter des Spitals, im Flug Zu Rate sind versammelt worden. 3. Und vor den edlen Meister tritt Der Jüngling mit bescheidnem Schritt; Nach drängt das Volk mit wildem Rufen, Erfüllend des Geländers Stufen. Undjenernimmtdaswortund spricht: „Ich hab' erfüllt die Ritterpflicht. Von Friedrich von Schiller. Der Drache, der das Land verödet, Er liegt von meiner Hand getötet. Frei ist dem Wanderer der Weg, Der Hirte treibe ins Gefilde, Froh walle ans dem Felsensteg Der Pilger zu dem Gnadenbilde." 4. Doch strenge blickt der Fürst ihn an Und spricht: „Du hast als Held getan; Der Mut ist's, der den Ritter ehret, Du hast den kühnen Geist bewähret. Doch sprich! was ist die erste Pflicht Des Ritters, der für Christum ficht, Sich schmücket mit des Kreuzes Zeichen?" Und alle ringsumher erbleichen, Doch er, mit edlem Anstand, spricht, Indem er sich errötend neiget: „Gehorsam ist die erste Pflicht, Die ihn des Schmuckes würdig zeiget." 5. „Uud diese Pflicht, mein Sohn," versetzt Der Meister, „hast du frech verletzt. Den Kampf, den das Gesetz versaget, Hast du mit frevlem Mut gewaget!" „Herr, richte, wenn du alles weißt, Spricht jener mit gesetztem Geist, Denn des Gesetzes Sinn und Willen Vermeint' ich treulich zu erfüllen. Nicht unbedachtsam zog ich hin, Das Ungeheuer zu bekriegen; Durch List und kluggewandten Sinn Versucht' ich's, in dem Kampf zu siegen. 6. Fünf unsers Ordens waren schon, Die Zierden der Religion, 9*

5. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 132

1911 - : Crüwell
132 Des kühnen Mutes Opfer worden; Da wehrtest du den Kampf dem Orden. Doch an dem Herzen nagte mir Der Unmut und die Streitbegier, Ja, selbst im Traum der stillen Nächte Fand ich mich keuchend im Gefechte; Und wenn der Morgen dämmernd kam Und Kunde gab von neuen Plagen, Da faßte mich ein wilder Gram, Und ich beschloß, es frisch zu wagen. 7. Und zu mir selber sprach ich dann: ,Was schmückt den Jüngling, ehrt den Mann? Was leisteten die tapfern Helden, Von denen uns die Lieder melden, Die zu der Göttee Glanz und Ruhm Erhub das blinde Heidentum? Sie reinigten von Ungeheuern Die Welt in kühnen Abenteuern, Begegneten im Kampf den Leun Und rangen mit dem Minotauren, Die armen Opfer zu befrein Und ließen sich das Blut nicht dauren. 8. ,Jst nur der Sarazen es wert, Daß ihn bekämpft des Christen Schwert? Bekriegt er nur die falschen Götter? Gesandt ist er der Welt zum Retter, Von jeder Not und jedem Harm Befreien muß sein starker Arm; Doch seinen Mut muß Weisheit leiten, Und List muß mit der Stärke streiten? So sprach ich oft und zog allein, Des Raubtiers Fährte zu erkunden; Da flößte mir der Geist es ein, Froh rief ich aus: ,Jch hab's ge- funden!' 9. Und trat zu dir und sprach dies Wort: -Mich zieht es nach der Heimat fort? Du, Herr, willfahrtest meinen Bitten, Und glücklich war das Meer durch- schnitten. Kaum stieg ich ans am heim'schen Strand, Gleich ließ ich durch des Künstlers Hand, Getreu den wohlbemerkten Zügen, Ein Drachenbild zusammenfügen. Auf kurzen Füßen wird die Last Des langen Leibes aufgetürmet; Ein schuppicht Panzerhemd umfaßt Den Rücken, den es furchtbar schirmet. 10. Lang strecket sich der Hals hervor, Und gräßlich wie ein Höllentor, Als schnappt' es gierig nach der Beute, Eröffnet sich des Rachens Weite, Und aus dem schwarzen Schlunde dräun Der Zähne stachelichte Reih'n; Die Zunge gleicht des Schwertes Spitze; Die kleinen Augen sprühen Blitze, In eine Schlange endigt sich Des Rückens ungeheure Länge, Rollt um sich selber fürchterlich, Daß es um Mann und Roß sich schlänge. 11. Und alles bild' ich nach genau Und kleid' es in ein scheußlich Gran;

6. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 179

1911 - : Crüwell
179 5. Ls klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht',- So klang es dem störrigen Könige recht. 6. Des Königs Wangen leuchten Glut,- Im Wein erwuchs ihm kecker Mut. 7. Und blindlings reißt der Mut ihn fort, Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort. 8. Und er brüstet sich frech und lästert wild,- Die Knechteschar ihm Beifall brüllt. 9. Der König rief mit stolzem Blick; Der Diener eilt und kehrt zurück. 10. Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupts Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt. 11. Und der König ergriff mit frevler Hand Linen heiligen Becher, gefüllt bis am Band. 12. Und er leert ihn hastig bis auf den Grund Und rufet laut mit schäumendem Mund: 15. „Jehova! Dir künd' ich auf ewig hohn; — Ich bin der König von Babylon!" 14. Doch kaum das grause Wort verklang, Dem König ward's heimlich im Busen bang. 15. Das gellende Lachen verstummte zumal,- Ls wurde leichenstill im Saal. 16. Und sieh! und sieh! an weißer Wand, Da kam's hervor wie Menschenhand — 17. Und schrieb und schrieb an weißer Wand, Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand. 18. Der König stieren Blicks da saß Mit schlotternden Knien und totenblaß. 19. Die Knechteschar saß kalt durchgraut Und saß gar still, gab keinen Laut. 20. Die Magier kamen, doch keiner verstand Zu deuten die Flammenschrift an der Wand. 21. Belsazer ward aber in selbiger Nacht Von seinen Knechten umgebracht. 12*

7. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 188

1911 - : Crüwell
188 auch durch das Wassertor. Einer kam zu Pferd hier in die Sper- lingsgasse vor unser Haus und stieg ab, — mir sank das Herz in die Knie, — es war mein Ludwig! — „Adjes, Mutter! Adjes, Vater!" ries er, „behüt' Euch Gott! 's wird sich schon machen!" und dann ritt er fort, den andern nach, die schon durch das Grüne Tor zogen. „Da geht's nach Frankreich, Alte!" ries mein Mann, während ich weinte und jammerte. Aber es war noch so weit nicht. Wir hörten lange Zeit nichts, bis eines Tages alle Glocken in der Stadt läuteten und auch im ganzen Lande, wie sie sagten. Es war eine große Schlacht gewesen, und unsere hatten gewonnen, und mein Ludwig war -— tot! „Der erste!" sagte mein Alter. Wieder ging eine Zeit hin, und einmal kam das Kanonen- schießen so nahe, daß die Leute vor das Tor liefen, es zu hören; natürlich liefen mein Gottfried und ich mit. Da kamen bald aus der Gegend her, wo es so rollte und donnerte, Wagen mit Ver- wundeten, Freund und Feind durcheinander, und immer mehr und mehr. Die wurden alle in die Stadt gebracht. „Herr, mein Hei- land!" muß ich aus einmal ausrufen, „ist das nicht der Piür von damals, von Anno Sechs?" Richtig, er war's. Mit abgeschossenem Bein lag er auf dem Stroh und wimmerte ganz jämmerlich. „Den nehm' ich mit," sagte mein Alter und bat ihn sich aus, und wir brachten ihn hier ins Haus. Da kurierten wir ihn. Als er besser wurde, hatte mein Mann oft seine Reden mit ihm. Einmal war der Franzos oben- auf, einmal mein Alter. Da hieß es plötzlich, die Deutschen seien wieder geschlagen und der Napoleon abermals Obermeister. Mein Alter sah den Wilhelm bedenklich an, als ginge er mit sich zu Rat; als aber in der Nacht die Sturmglocken auf allen Dörfern läuteten, wußte ich, was geschehen würde, und weinte die ganze Nacht, und am Morgen zog auch mein Wilhelm fort mit den Grünen Jägern, zu Fuß. Vorher aber führte ihn mein Alter noch an das Bett des Franzosen und sagte: „Das ist der zweite!" Der Franzos schaute ganz kurios drein und sagte gar nichts, sondern drehte sich nach der Wand. Das Kanonenschießen kam nun nicht wieder so nah, und der Wilhekn schrieb von großen Schlachten, wo viele tausend Menschen zu Tode kamen, aber er nicht, und die Briefe kamen immer ferner her, und einmal standen gar welsche Namen darauf. Die brachte mein Alter den: Franzos herauf, der nun schon ganz gut deutsch konnte, und sagte lachend zu ihm: „Nun, Gevatter! Nit raus? nit raus?" And der Franzos machte ein gar erbärm-

8. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 205

1911 - : Crüwell
205 er in den Händen, die Arme hatte er ans dem Knie und die hohlen, stieren Blicke hatte er ans dem Sterbenden, aber ohne Sinn, mit stnmpfem, dnmpfem Herzen. Er sah nns nicht und horte nns nicht kommen. Wir rüttelten ihn an den Schnltern. „Habt Ihr Wasser?" fragte er mit hohler Stimme. „Hier ist Wasser, trink!" Mit zit- ternder Hast goß er das Wasser ans die brandige, schwarzblane Znnge. Und ein Zittern durchflog den abgezehrten Körper. „Men- schen! Ihr habt Wasser!" fahr der Soldat ans, er redete irre und wirre. „Habt Ihr gebetet? . . . Ha, beten mnß man . . . Dann gibt der Himmel Wasser ... Betet, sage ich, oder wir verdur- sten . . . Der hier ist schon tot . . . und wir alle sind tot, wir haben kein Wasser." Wir führten den Armen abseits. Dann eilte ich znrück zu dem am Boden. Ich bengte mich über ihn. Es war der stille Kamerad von Aminnis. Noch war etwas Leben in ihm. Wasser, schnell Wasser ans die trockene, dürre Zunge, ans die glühende Stirn. Es half. Er öffnete die Angen. Er öffnete sie, wie sie ein Sterbender öffnet znm letzten Male, groß, weit, mit hellem Verstand, mit lich- ter Klarheit. Die Angen schauten mich an. Er erkannte mich. „Gott Dank," hauchte er, „daß Sie es sind! Ich sterbe, gern sterbe ich, es war ein hartes Leben, das meine — jetzt hab' ich Frieden ..." „Guter Freund, kann ich Ihnen noch einen Dienst erweisen?" Er nickte, und die Hände rissen vorn ans der Brust an der Uniform. Da lag sein Notizbuch, dicht lag es an der Wunde, ans der das Blut floß. Er reichte mir das Buch. Es war rot von dem frischen warmen Blute ans seinem Herzen. „Nehmen Sie — bringen Sie das meiner Mutter, sagen Sie ihr, daß ich meinen Gott wiedergefunden und meinen Frieden, daß ich sterbe einen ehrlichen Soldatentod." Ich nahm das Buch. Es stand da ein Leben mit heißem Rin- gen, mit schreiender Not, ein Leben mit Rätseln, hinter Irrtümern her und Liebe, und dann mit Haß und Verzweifeln. Und hier im fernen fremden Lande, zwischen unbekannten fremden Menschen, in hoher, schrecklicher Not kam dieses Leben nun znm Abschluß! Ich bengte mich über ihn! „Der Herr ist voll Erbarmen, und ewiglich währet seine Güte!" Brechende Angen starrten mich an. Ein Knacken der Glieder, ein schmerzvolles „Ah!" Totenblässe zog über die Wangen. Da stand ich auf und drückte dem Manne die Augen zu, und ich nahm den blutigen Reiterhnt vom Boden und legte ihn dem Toten ans das Antlitz und betete. Erst war es dunkel; nur die Sterne waren am Himmel. Dann wurde es lichter mit kaltem, schneeweißem Lichte. Ein groß-

9. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 215

1911 - : Crüwell
215 ins Lächerliche ziehen wollen. Vernünftiger Ernst ist immer angenehmer als törichte und gemachte Lustigkeit. Maßhalten soll man nicht nur mit Lachen, sondern auch beim Lachen. Gewiß darf man ruhig von ganzem Herzen sich der Heiterkeit hingeben, es schadet gar nichts, wenn man auch einmal Tränen lacht; aber ausgelassen und maßlos soll das Lachen niemals sein. Ein wildes, wieherndes Gelächter macht schon äußerlich einen unangenehmen Eindruck und ist zugleich ein Beweis, daß die Selbstbeherrschung fehlt. Auch in Lust und Fröhlichkeit muß man sich in der Gewalt behalten. Wer kann sich vorstellen, daß der Heiland jemals in lautes, schal- lendes Gelächter ausgebrochen sei ? Ob er wirklich gelacht hat, wissen wir nicht einmal, wohl, daß er geweint hat; sicherlich wird aber auch ein freundliches Lächeln oft sein Antlitz verklärt haben. Sonst hätten sich die Kinder nicht so von ihm ange- zogen gefühlt. Es gibt auch ein schlechtes Lachen. Wenn einer lacht über Religion und heilige Dinge, so ist dies Lachen gottlos. Wenn einer lacht über die Not oder über die Gebrechen seiner Mitmenschen, so ist dies Lachen grausam. Immer ist ein sol- ches schlechtes Lachen sündhaft, das Zeichen eines schlechten Charakters. Man sollte nicht einmal über eine Torheit lachen, die ein anderer aufrichtig ernst nimmt; wer Zartgefühl hat, wird es nicht übers Herz bringen. Nicht mit Unrecht pflegt man zu sagen: Am Lachen erkennt man den Menschen, oder: Sage mir, worüber du lachst, und ich will dir sagen, wer du bist. Mit einem einzigen Lachen verrät der Mensch oft mehr, als man durch jahrelange Beobachtung seines Lebens erfahren kann. Ein einziges Lacken kann oft tiefer verwunden als das härteste Wort. Nicht immer ist das Lachen ein Zeichen der Freude. Es gibt auch ein bitteres, ein höhnisches, ein zorniges Lachen. Dann ist es nicht schön, nicht erquickend und befreiend, son- dern wie ein Krampf, wie eine Grimasse, die unheimlich aus- sieht. Es hat nur den Körper des Lachens, aber darin lebt eine fremde Seele. Ja, man sagt, daß der Mensch auch in großer Qual und Verzweiflung, wenn ihm die Tränen ver- siegen, und wenn jeder Laut des Jammers verstummt, weil er zu schwach ist, in ein grelles, entsetzliches Lachen ausbrechen kann. So mögen die Verdammten lachen in der Hölle. Wir wollen die schöne Gabe, die Gott uns zum Troste und zur Erheiterung verliehen hat, nie mißbrauchen! Das

10. Bd. 3 B = Oberstufe d. Mädchen, (7. - 9. Schulj.) - S. 305

1911 - : Crüwell
305 Und nun wieder hinab, wir dürfen nicht lange säumen. Noch ein letzter, durstiger Blick auf die blinkende Herrlichkeit zu unsern Zützen, und nun vorsichtig bergab! Gefährlich war der Aufstieg, gefährlicher ist oft der Abstieg, bei dem der Zutz leichter den halt verliert als beim Aufstieg. Und kommt noch ein tückischer Nebel dazu, saust eine La- wine über den Weg, stürzt ein Zteinhagel über die Wanderer oder fegt ein Zchneesturm Zchneemassen über den Berg, dann mag von Glück reden, wer heil und gesund wieder unten ankommt, todmüde zwar und oft zerkratzt und zerschunden, aber reich an köstlichen Er- innerungen. Wie viele zieht es trotz aller Gefahren zu den höhen? Was will aber der Inensch da oben? „Es ist das Gefühl geistiger Kraft, das den Menschen durchglüht und die toten Zchrecken der Materie zu überwinden treibt; es ist der Neiz, das eigene Menschenvermögen, das unendliche vermögen des intelligenten Willens an dem rohen Wider- stände des Ztaubes zu messen,- es ist der heilige Trieb, im Dienst der ewigen Wissenschaft dem Bau und Leben der Erde, dem geheimnis- vollen Zusammenhang alles Geschaffenen nachzuspüren; es ist vielleicht die Zehnsucht des Herrn der Erde auf der letzten überwundenen höhe im Hinblick der ihm zu Zützen liegenden Welt das Vewutztsein seiner Verwandtschaft mit dem Unendlichen durch eine einzige freie Tat zu besiegeln." 157. Zwei Wanöerer. Uon Anastasius Grün. ^wei Wanörer zogen hinaus zum Tor, Zur herrlichen filpenwelt empor. Der eine ging, weil’s Mode just, Den andern trieb der Drang in der Brust. 2. Und als daheim nun wieder die zwei, Da rückt die ganze Sippe herbei, Da wirbelt’s uon Fragen ohne Zahl: „Was habt ihr gesehen? erzählt einmal!“ 3. Der eine braus mit Gähnen spricht: „Was wir gesehen? Diel Seltnes nicht! sich, Bäume, Wiesen, Bach und Hain Und blauen Himmel und Sonnenschein.“ 4. Der andere lächelnd dasselbe spricht, Doch leuchtenden Blicks, mit verklärtem Gesicht: „Ei, Bäume, Wiesen, Bach und Hain Und blauen Himmel und Sonnenschein!“ Lesebuch für Mittelschulen. Band 3 B. pn
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