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übereinstimmten, so standen sie sich doch bei, wenn es der ge-
meinschaftliche Nutzen gebot. Als daher ein Perserkönig, Hy-
staspes, mit hunderttausend Mann Griechenland zerstören wollte,
schlugen ihn die Athener, unter Anführung ihres Feldherrn
Miltiades, allein, und als Lerxes, Hystaspes Nachfolger, mit
Gewalt Griechenland vernichten wollte, vereinigten Spartaner
und Athener ihre wenige Mannschaft, und Xerxes mußte mit
Schimpf nach Hause ziehen (480 v. Chr.). Allein Reichthum
verführte die Athener zum Stolz, zur Ueppigkeit und zur
Herrschsucht. Sie geriethen mit den Spartanern in Streit und
mußten nach langem Kampfe unterliegen. Doch konnten sich
auch die Spartaner, da sie gegen die Athener gesiegt hatten,
nicht in ihrer Herrschsucht mäßigen und mußten daher Athen
nichd nur wieder freigeben, sondern wurden auch abhängig von
Philipp, König von Makedonien. Alexander, Philipps Sohn,
begnügte sich nicht mit den Siegen seines Vaters, sondern faßte
den Plan, die ganze Welt zu erobern. 334 ging er nach Asien
über, schlug ein großes persisches Heer und eroberte ganz Klein-
asien. In '10 Jahren hatte er sich den größten Theil von
Asien unterwürfig gemacht und wollte nun auch alle Abendländer
erobern, als ihn der Tod aus seinen weitaussehenden Planen
yinwegriß. Seine Feldherren theilten sich die eroberten Länder,
gerierhen aber durch Herrschbegierde und Eroberungssucht selbst
ins Verderben. Endlich wurden die Eroberungen Alexanders
von den Römern verschlungen. Seit dieser Zeit hat Griechen-
land manche Schicksale erlitten und ist in den letzten Jahrhun-
derten unter der Herrschaft der Türken hart gedrückt, hat sich
aber unlängst von dieser losgerissen und unter einem eigenen
Könige eine eigene Verfassung erhalten.
6. Eben so kriegerisch und rauh, wie die Spartaner,
waren die Bürger Roms, einer Stadt an der Tiber in Italien.
Die Stadt ward von zwei Brüdern, Namens Nemus und No-
mulus, gegründet und von einem muthigen Räuberhaufen be-
völkert. Anfangs hatte die neugegründete Stadt ein unbedeu-
tendes Gebiet; allein dasselbe wuchs in wenigen Jahrhunderten
zu einer Größe an, welche die schönsten Länder Europas und
große Strecken von Asien und Afrika in sich faßte. Zu dieser
ausgebreiteten Macht gelangten die Römer durch ihre Kriegs-
kunst, ihre Tapferkeit und andere für sie günstige Umstände.
Jeder Bürger Roms war ein geborner Soldat. Im Frieden
trieben sie den Ackerbau, von dem sich auch die Vornehmsten
nicht ausschlössen. Ihre Wohnung bestand aus Lehm, ihre.
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Extrahierte Personennamen: Hystaspes Xerxes Philipp Philipp Alexander Alexander Philipps Philipps Alexanders Namens_Nemus
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Griechenland Athen Makedonien Asien Asien Alexanders Italien Europas Asien Afrika Roms
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4.
An all den Neuschöpfungen zur Genesung des preußischen
Staates und Volkes hatte neben dem Könige die Königin Luise
tätigen, wenn auch stillen Anteil. Es ist merkwürdig, wie diese
Frau mit mangelhafter geistiger Vorbildung und einfachem Häus-
lichkeitssinn sich unter ernstem Wollen in alle Fragen der Politik,
der Kultur, der Sozialwissenschaft und der Staatsökonomie hinein-
arbeitete. Klar lagen die Fehler des alten Systems vor ihr; richtig
erkannte sie die Mittel zur Abhilfe, und mit dem Prophetenblick
einer altgermanischen Wala schaute sie in die Zukunft. Sie war
die starke Stütze ihres oft verzagenden Gatten, die treue Freundin
der großen Reformer, patriotisch fühlend, gottvertrauend, an der
Zukunft Preußens und Deutschlands nie verzweifelnd.
205. Oer 6. Juli 1798 und 1807.
Von Theodor Rehtwisch.
\ 7or unserm geistigen Auge steht vom 6. Juli 1798 ein kleiner,
’ leicht gebauter Mann, sehnig und hager; der Generalsrock der
französischen Republik schlottert um seinen Körper. Die Züge
seines Antlitzes sind scharf geschnitten, von der Seefahrt und der
Anstrengung gemagert, der Teint ist olivenfarben; lange braune
Enthusiastenhaare hangen ihm fast bis auf die Schultern; seine
Augen glühen tief und wunderbar. Jetzt sitzt er am Feuer des
Biwaks inmitten seiner Vortruppen. Er ist immer bei der Vorhut,
denn diese seltenen Augen sehen mehr als die Augen seiner Ge-
nerale. Vor wenig Tagen ist er mit seiner Armee zu Marabout
ans Land gestiegen und hat das alte Alexandrien überrannt.
„Mein Ruhm ist bereits verblaßt! Das kleine Europa gibt mir
nicht genug zu tun. Ich muß Beschäftigung im Osten suchen.
Großer Ruhm kommt stets aus jener Gegend.“ Nun liegt er im
Wüstenbiwak zwischen der Küste und Kairo.
Erträumt: — in hundert Reichen Es jauchzt ihm tausendkehlig
Erhebt sich ihm ein Thron. Der glüh’nde Orient,
Er zieht mit goldnen Speichen Derweil die Flamme mählich
Einher wie Ammons Sohn. Verglimmend niederbrennt.
Die fahle gelbliche Morgendämmerung des Ostens wandelte
sich wieder in einen heißen Tag. Der 6. Juli 1798 stieg herauf
mit seiner Sonnenglut und seinem Wüstenbrand, durch den sich
diese Kolonnen, diese Söhne der Normandie, des Elsaß und der
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2. Viel goldne Bilder sah ich um mich schweben;
Das schöne Crciumbild wird zur Cofenklage.
Blut? Bluts — Was ich so treu im Berzen trage,
Das muh ja dort doch ewig mit mir leben!
3. Und was ich hier als Beiligtum erkannte,
Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
Ob ich's nun Freiheit, ob ich’s hiebe nannte:
4. Bis lichten Seraph seh' ich’s vor mir stehen;
Und wie die Sinne langsam mir vergehen,
Crägt mich ein Bauch zu morgenroten Böhen.
112. Königin Luise an ihre ältesten Söhne
nach der Niederlage bei Jena.
^ch sehe ein Gebäude an einem Tage zerstört, an dessen Erhöhung
große Männer zwei Jahrhunderte hilidurch gearbeitet haben.
Es gibt keinen preußischen Staat, keine preußische Armee, keinen
Nationalruhm mehr; er ist verschwunden wie jener Nebel, der aus
deli Feldern von Jena und Auerstädt die Gefahren und Schrecken
dieser unglücklichen Schlacht verbarg!
Ach, meine Söhne, Ihr seid schon in deni Alter, wo Euer
Verstand diese schweren Heimsuchungen fassen mid fühlen kann!
Ruft künftig, wenn Eure Mutter und Königin nicht mehr lebt,
diese unglückliche Stunde in Euer Gedächtnis zurück, weinet
meinem Andenken Tränen, wie ich sie jetzt in diesem Augenblicke
dem Umstürze meines Vaterlandes weine! Aber begnügt Euch nicht
mit den Tränen allein. Handelt, entwickelt Eure Kräfte! Vielleicht
läßt Preußens Schutzgeist sich auf Euch nieder. Befreiet dann Euer
Volk von der Erniedrigung, worin es schiliachtet. Suchet den jetzt
verdunkelten Ruhm Eurer Vorfahren von Frankreich zurückzu-
erobern, wie Euer Urgroßvater, der Große Kurfürst, einst bei
Fehrbellin die Niederlage und Schmach seüies Vaters an den
Schweden rächte. Lasset Euch, meine Söhne, nicht von der Ent-
artung dieses Zeitalters hilireißen! Werdet Männer und geizet
nach dem Ruhm großer Feldherren und Helden! Wenn Euch
dieser Ehrgeiz fehlt, so würdet Ihr des Namens von Prinzen, von
Enkeln des großen Friedrich unwürdig sein. Könnt Ihr aber mit
aller Anstrengung den niedergebeugten Staat nicht wieder aufrichten,
so sucht den Tod, wie ihn Louis Ferdinand gesucht hat.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Louis_Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Jena Jena Frankreich Fehrbellin Schweden
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gezogen, um den Wind abzuhalten und das Regenwasser abzuleiten;
kurz, unsere Lagerhütte gilt für eine Musterhütte.
Wir empfingen heute die erste Löhnung: für den Tag dreizehn
Pfennige. Wo nur unser guter König noch all das Geld hernehmen
will, um die hunderttausend Soldaten und zumal die Offiziere zu
bezahlen! Wir wollen den Vorschlag machen, daß wir, solange wir
auf Kosten des feindlichen Landes verpflegt werden, auf unsere
Löhnung Verzicht leisten, oder daß sie uns doch zum wenigsten bis
nach dem Kriege gutgeschrieben wird. Es geht auch in der Tat
nicht, daß wir uns als Söldner bezahlen lassen. Für diesmal war
es nicht zu ändern; wir haben dafiir unsern Friedrich Wilhelm hoch
und abermals hvch leben lassen.
213. Meine Erinnerung an Napoleon.
Von Wilhelm von Kügelgen.
Ochon im Frühjahr 1812 wälzten sich die Heersäulen der
O krieggeübten französischen Armeen nach Norden. Durch
Dresden zogen sie in dichtgedrängten Massen. Noch schweben
mir die langen, dunkeln Züge der alten Garde mit ihren stolzen
Adlern, hohen Bärenmühen und martialischen Gesichtern wie
düstere Traumgebilde vor; vorweg der kriegerische Lärm der
Trommeln und Pfeifen, dann die gespenstischen Gestalten der
Sappeure mit blinkenden Äxten und langen schwarzen Bärten,
und hintennach endlose Reihen von Trossen.
So ging es täglich unter unsern Fenstern durch, Mann
an Mann und Brigade an Brigade. Ich bekam fast alle Waffen-
gattungen des großen Heeres zu sehen, die hohen Kürassiere
mit beschweiften Helmen und goldenen Panzern, die leichtbe-
rittenen Chasseurs, Ulanen, Dragoner, Husaren, Voltigeurs, alle
Gattungen von Infanterie und Artillerie mit guter Bespannung,
endlich lange Züge von Pontons und Kriegsgerät. Es war
eine gar treffliche Armee, wie sie die Welt noch nicht gesehen,
wohlversorgt und ausgerüstet mit allem Nötigen; sogar an
Winterschuhe hatte man gedacht, und an grüne Brillen gegen
die Blendung des Schnees. Aber auch die deutschen, spanischen
und italienischen Truppen, die dem Machtgebot des Zwingherrn
folgten, sahen kriegerisch und trotzig drein. Sie hatten seine
Siege mit erfochten, teilten die Ehren seiner Armee und sollten
mit dieser auch die letzte Katastrophe teilen.
Zu Anfang Mai erschien Napoleon selbst und empfing,
von zahlreichen andern Vasallenfürsten umgeben, auch die
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Wilhelm Napoleon