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1. Für Oberklassen - S. 3

1893 - Altenburg : Bonde
3 S. Nach dem Aufstehen. Nein gehalten dein Gewand, rein gehalten Mund und Hand! Rein das Kleid von Erdcnputz, rein von Erdenschmutz die Hand! Sohn, die äuß're Reinlichkeit ist der innern Unterpfand. 6. Von der Seife. Gewiß kennst du das Märchen von Rupert, dem Bärenhäuter. Der Fürst dieser Welt verspricht ihm, die Taschen allezeit mit Thalern und Dukaten zu füllen, wenn er sieben Jahre lang sich nicht wasche, nicht kämme, den Bart nicht abschere und die Nägel nicht abschneide. Ein sonderbares Verlangen! meinst du. Wie mag er nur auf diese Bedingung gekommen sein? Die Sache ist einfach. Ein Mensch, der Jahr für Jahr seinen Leib so gut wie gar nicht Pflegt, sinkt am Ende zum Tiere herab. Im Gesichte wird er dem Uhu ähnlich, er bekommt Hände wie Adlersklauen, und mit der Zeit wird ihm wie dem be- kannten Haustiere der Schmutz das Element, in welchem er sich so wohl fühlt, wie der Fisch im Wasser. Er vergißt, daß er eine Seele hat, und es ist ihm einerlei, ob nach dem Tode die Seele zurückkehrt zu dem, der sie gegeben hat, oder ob sie an den Ort der Qual kommt. Derjenige hingegen, welcher seinem Leibe die gehörige Pflege und Ehre anthut, wird sich dann und wann doch darauf besinnen, daß der Mensch zum Bilde Gottes geschaffen ist; wer die Augen wäscht und die Ohren rein hält, wird leichter imstande sein, etwas von der Herrlichkeit Gottes in der Natur und in seinem Worte zu spüren, und wer keinen Schmutz an seinem Körper duldet, wird mitunter auch einen Ekel haben vor dem Schmutze, welcher sich in der Sünde an seine Seele hängt. Merke: Auch das Stückchen Seife, welches die Mutter in den Waschtisch legt, will der liebe Gott dazu brauchen, dich bei ihm zu erhalten, zu ihm zurückzuführen. Siehe dir nun den äußerlichen Dienst an, welchen dir die Seife leistet. Worin besteht er? Hauptsächlich in der Reinigung deiner Haut. Der menschliche Leib ist nämlich einem geheizten Ofen nicht unähnlich. Mund und Nase sind die Esse, durch welche der Rauch ausströmt, die Haut aber ist der Ort, wo sich die Asche und die Schlacken ablagern. Von dem Schweiße, welchen Wärme und Luft auflecken, bleibt auf der Haut eine Menge salziger Stoffe zurück. Von ihrem Vorhandensein kannst du dich leicht überzeugen, wenn du mit der Zungenspitze über einen deiner Finger hinwegführst. Aus den Drüsen und Zellen der Unterhaut sondern sich fettige Stoffe ab, welche auf der Oberhaut zu Talg sich verhärten. Willst du auch dafür den Beweis haben? Tauche deinen Finger in das Wasser! Ziehst du ihn wieder heraus, so wirst du manchmal bemerken, daß er nicht gleichmäßig naß ist, sondern daß das Wasser nur hier und da in größeren oder kleineren Tropfen hängen geblieben ist; an allen den- jenigen Stellen, welche fettig waren, konnte es nicht haften. Mit den salzigen und fettigen Teilen verbindet sich Staub aller Art, und so ent-

2. Für Oberklassen - S. 9

1893 - Altenburg : Bonde
9 nicht denken, daß es im Magen eine gleiche Wirkung hervorbringt; im Gegenteil, der im Wasser aufgelöste Kalk entfernt aus demselben einen Teil der Säuren und kann so zu deiner Gesundheit beitragen. Auch bedarf dein Leib zu seinem Bestehen und Wohlbefinden eine bestimmte Menge Kalk; führen Brot, Fleisch, Gemüse denselben nicht in aus- reichendem Maße ihm zu, so wird diesem Mangel durch das Trink- wasser abgeholfen. Am schlechtesten ist das Brunnenwasser in größeren Städten. Die durch den Regen aufgelösten Unreinigkeiten aller Art sickern allmählich bis zum Wasserspiegel der Brunnen und sind schon häufig die Veranlassung zu gefährlichen und weit um sich greifenden Krankheiten geworden. Aber das Wasser, welches uns der Brunnen giebt, ist nicht das einzige, das wir trinken. Wäre dies der Fall, so würde es um manchen Menschen gar schlimm stehen; denn auch der Reichste muß zu Grunde gehen, wenn er nur ausgiebt, nie einnimmt. Viele trinken Jahr aus Jahr ein nicht ein einziges Glas Wasser, und doch verliert der Leib des Erwachsenen jeden Tag 2% bis 3*/z kg dieses flüchtigen Elementes; es verdunsten nämlich 1 bis l1/* kg durch die Haut, 1/2 kg ver- fliegt durch die Lungen beim Ausatmen, und andere 1 bis 11/2 kg werden durch die Nieren abgesondert. In drei, höchstens vier Wochen würde darum der Mensch zu einer ägyptischen Mumie eingetrocknet sein, wenn sein Körper nicht anderwärts her Zuschuß bekäme. Daß dies durch alle Getränke, als Bier, Kaffee u. s. w. geschieht, liegt auf der Hand; aber auch alle die festen Stoffe, welche uns zur Nahrung dienen, sind nicht bloß Speise, sondern auch Trank. Unser Brot be- steht fast zur Hälfte aus Wasser. In 50 kg Mehl sind von Natur schon 8 kg Wasser enthalten; aber jeder Bäcker weiß, daß er zu 50 kg feinen Mehles noch 25 kg Wasser hinzuschütten kann, ohne zu fürchten, daß das Brot mißrate; jedes 5 kg schwere Brot ist demnach ein Brunnen, der fast 21/i kg Wasser hält. Unter allen Obstarten haben die Kirschen die meisten festen Stoffe, und doch stecken in 50 kg Kirschen 35 bis 40 kg Wasser. Be- kannt ist, daß, wer 100 Säcke Kartoffeln erntet, 75 Säcke Wasser nach Hause trägt, und daß die Gurken fast nichts als Wasser sind, indem auf 50 kg Gurken 47 bis 48 y2 kg Wasser kommen. 9. Gottesdienst. Sieh', keinen Tropfen Wasser schluckt das Huhn, Ohn' einen Blick zum Himmel zu thun; Und ohn' zuvor anbetend sich zum Staube Gebückt zu haben, pickt kein Korn die Taube. Was sie bewußtlos thun, thu' du bewußt, Daß du vor ihnen dich nicht schämen mußt. 19. Drei Wünsche. Dreierlei ist es, was sich die Menschen am häufigsten wünschen: Klugheit, Macht, Reichtum, und wer herzhaft wünscht, der will kurz-

3. Für Oberklassen - S. 13

1893 - Altenburg : Bonde
13 wandeln mit dir! denn dein milder Schein, er verbrennet uns nimmer die Äugelein." Und er nahm sie, Gesellen der Nacht. 20. Die Fledermaus. Die Fledermäuse sind widerliche Tiere, widerlich für unser Auge; denn es kostet uns ordentliche Überwindung, den kleinen, von bräunlich- grauen Haaren überkleideten Leib mit seinen sonderbar gestalteten Armen und Beinen, mit dem weiten Maule voll spitziger Zähne, den Ohren, die so groß sind, wie der ganze Kopf, und dem Schwänze, fast so lang, wie der Leib, in die Hand zu nehmen und genauer zu betrachten; widerlich für unsere Nase durch den unangenehmen bisamartigen Ge- ruch, den sie verbreiten; widerlich für unsere Ohren, welche durch ihre scharfe, schrillende Stimme beleidigt werden; widerlich für unsere Finger, welche nur mit Widerstreben die kalte, fettige Flughaut angreifen. Aber gerade in den Stücken, um derentwillen wir sie verabscheuen, können sie uns die einzelnen Sätze des ersten Artikels besser auslegen, als mancher Christ, der ihn ans der Schulbank doch ans dem Grunde gelernt hat. Du solltest darum, so oft eine Fledermaus dir über den Kopf fliegt, mit deinen Gedanken noch ein wenig hoher steigen, als die Fledermaus mit ihrer Flughaut, nämlich bis zu dem, welcher alle seine Werke weislich geordnet hat. Sieh' dir darauf hin die Flughaut einmal genauer an. Denselben Dienst, welchen bei dem Regenschirme die Fischbein- oder Eisenstübe leisten, versehen bei den Vorderbeinen der Fledermaus die außer- ordentlich langen Arme mit ihren in gleicher Weise verlängerten 4 Zehen. Zwischen ihnen befindet sich eine dünne, durchsichtige, graue Haut, die an beiden Seiten des Leibes sich herunterzieht und auch zwischen den Hinterbeinen und dem Schwänze aufgespannt ist. Sie setzt die Fleder- maus in den Stand, es im Fluge der Schwalbe gleich zu thun. Als ob sie bei dem Blitze in die Lehre gegangen wäre, erhascht sie in dem einen Augenblicke den Maikäfer, welcher um den Gipfel der Eiche summt, und im nächsten schon die Mücke, welche auf dem Teiche tanzt, und meint der schöne Ligusterschwärmer vor ihr sicher zu sein, weil sie

4. Für Oberklassen - S. 15

1893 - Altenburg : Bonde
15 und unter einander mit den Krallen ihrer Hinterfüße auf und schlafen, die Köpfe nach unten, bis sie der Frühling wieder weckt. So zänkisch die Fledermäuse unter einander sind, — zuweilen richten sie sich mit ihren Zähnen so zu, daß sie an den Wunden sterben, — so zärtlich sorgt die Mutter für ihre Kinder. Sie hat deren manch- mal nur eins, manchmal zwei. Sie kommen im Mai oder Juni zur Welt. Kaum geboren, kriechen die Kleinen an der Mutter empor und saugen sich an ihren Brüsten fest. Hier machen sie alle die Kreuz- und Querfahrten mit, welche die Mutter um die Schalllöcher des Kirch- turms und die Kronen der Bäume, ans dem Spiegel des Teiches und an den Rändern der Büsche ausführt. Heimgekommen, wickelt sie die Mutter in ihre Flughaut ein, daß sie warm und sicher schlafen können. Nach 5—6 Wochen sind sie ausgewachsen und treiben dann der Eltern Gewerbe auf eigene Hand. 21. Lütsel. Der Tag ist mir verhasst, die Nacht ist mein Vergnügenj zwar Federn hab’ ich nicht, doch kann ich wacker fliegen. 22. Erlkönig. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. „Mein Sohn, was birgst du so hang dein Gesicht?“ „,, Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Krön’ und Schweif?““ ,,Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“ ,,Du liebes Kind, komm’, geh’ mit mir! Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir; Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand, Meine Mutter hat manch’ gülden Gewand.“ ,, ,,Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht?““ „Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind! In dürren Blättern säuselt der Wind.“ „Willst, feiner Knabe, du mit mir geh’n? Meine Töchter sollen dich warten schön! Meine Töchter führen den nächtlichen Beihn Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ „„Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstern Ort?““ „Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau: Es scheinen die alten Weiden so grau.“

5. Für Oberklassen - S. 19

1893 - Altenburg : Bonde
19 27. Die Schleiereule. Den Vogel erkennt man an den Federn, heißt es im Sprich- worte; der Vogelkenner aber weiß das besser, er sagt: An dem Schnabel und an den Füßen erkennt man den Vogel. So sieh' dir denn ein- mal den Schnabel der Schleiereule an. Er ist kurz, aber stark; abwärts gekrümmt, hat er einen Oberkiefer, der in einen förmlichen Haken ausläuft. Was für dich die Hand, das ist für die Schleiereule ihr Schnabel: mit ihm schält sie die Ratte ans ihrem Balge heraus, Zerlegt sich den Buchfinken zum Abendbrote und trägt die Maus zum Neste im hohlen Baume, unter dem Kirchturmdache oder in einem Mauerloche des alten Hauses. Der Schnabel sitzt an dem großen, schön runden Kopfe, der in seiner Form dem Kopfe einer Katze nicht ganz unähnlich ist. An ihm fallen am meisten die Augen auf; sie sind groß und leuchten in der Finsternis, gleich den Augen der Katzen, wie glühende Kohlen. Wie bei diesen, so zieht sich auch bei der Schleier- eule der Augenstern bei starkem Lichte in einen schmalen Spalt zu- sammen, erweitert sich aber in der Finsternis zu einer kreisförmigen Scheibe. Das ist der Grund, warum sie bei Nacht sehr scharf, aber bei Tage sehr schlecht sieht. Niemand weiß das besser, als die kleinen Vögel. Wird die Eule gezwungen, einmal ans Tageslicht zu kommen, so eilen sie in Scharen herbei, und man sieht ihnen ordentlich die Freude an, den sonst so fürchterlichen Feind jetzt ohne Gefahr an- schreien, zupfen, hacken und allen Mutwillen an ihm auslassen zu können. Rings um jedes Auge steht ein Kranz von Federn, der Schleier, welcherdemvogel seinen Namen gegeben hat; er legt sich um das ganze Gesicht herum, so daß man von demselben nichts, als den Schnabel und die Au- gen sieht. An den beiden Seiten des Kopfes stehen die unter den dichten Federn versteckten Ohren. Der weite Gehörgang ist nur des Nachts offen, am Tage aber mit einer Klappe ver- schlossen; denn hätte das Ohr nicht wenigstens den Tag über Ruhe, so würde die Eule gar bald ver- lernen, von weitem schon das leiseste Geräusch, das Schütteln des Vögelchens auf dem Aste, das Trippeln der Maus in der Acker- furche zu vernehmen. Schlei-á 2

6. Für Oberklassen - S. 42

1893 - Altenburg : Bonde
42 Seiten und Richtungen frei umherblicken. Sie liegen in eigenen, von festen Knochen (siehe 1 und m) gebildeten Höhlen und ruhen auf Fettpolstern (siehe u), damit sie sich bei der Bewegung nicht reiben. Über ihnen wölben sich dachartig die Brauen, um sie vor Staub und Schweiß zu schützen. Gleichen Zweck haben die Wimpern, während die Lider (siehe i und k) dazu dienen, durch das zeitweilige Verschließen das Auge vor Erblindung zu bewahren und durch ihre Bewegung die Ab- sonderung der Thränendrüsen über das ganze Auge zu verbreiten, so daß seine Fläche schlüpfrig bleibt, und das Auge selbst durch den immerwährenden Reiz nicht erkrankt. Das Auge hat die Form einer Kugel. Der Augapfel (siehe 5) ist rings mit einer festen Haut, der Hornhaut, umgeben, welche das sogenannte Weiße im Auge bildet und nur an der vorderen, etwas ge- wölbten Fläche durchsichtig ist. Unter der Hornhaut breitet sich inner- halb des ganzen Auges eine zweite Haut aus, die Aderhaut. Der schwarze schleimige Stoff, mit welchem sie überzogen ist, macht das Auge jenem Instrumente gleich, das man dunkle Kammer, camera obscura, nennt. Der vordere Teil der Aderhaut, die Regenbogenhaut oder Iris, bildet einen Ring um eine kreisförmige Öffnung, die Pu- pille; nach der Farbe, welche die Iris hat, redet man von braunen, blauen Augen u. s. w. Die innerste Haut ist die Netzhaut; sie bildet die hintere Wand des Auges und ist die äußerst feine, netzartige Ausbreitung des Sehnerven (siehe g), welcher den Lichteindruck dem Gehirne zuführt. Hinter der Pupille liegt ein rundlicher, an beiden Seiten platt gedrückter Körper von einer etwas festeren Masse, die K r y st a l l l i n s e. Durch sie wird der innere Raum des Auges in zwei ungleiche Hälften geteilt, von denen die kleine vordere bis zur Hornhaut geht und eine klare, ein wenig salzige Flüssigkeit enthält, die-größere hintere mit einer durchsichtigen, gallertartigen Masse, der Glasflüssig- keit, ausgefüllt ist. Sobald ein Lichtstrahl auf das Auge fällt, gelangt er durch die Hornhaut und die Pupille zur Krystalllinse. Durch diese wird er ge- brochen, d. h. seine Richtung wird geändert, und so entstehen auf der Netzhaut kleine Bilder von den außer uns befindlichen Häusern, Bäumen, Menschen u. s. w. Diese Bilder sind verkehrt; trotzdem sehen wir die Gegenstände ausrecht, weil wir nach dem Eindrucke und der Richtung der Lichtstrahlen urteilen. Wir sehen nämlich jeden Punkt in der Richtung der von ihm kommenden Strahlen und verfolgen einen Licht- strahl, welcher die Netzhaut nach unten trifft, durch den Punkt, in dem sich die Strahlen kreuzen, hindurch, finden den leuchtenden Punkt nach oben zu und sehen daher die Gegenstände aufrecht. Eben so leicht läßt sich der Umstand erklären, daß wir bei zwei Augen doch den Gegenstand nur einfach sehen. t> Der Sehnerv zerteilt sich nämlich auf der Netzhaut in zwei gleiche Äste, deren Enden im rechten und linken Auge paarweise zusammengehören, wie die Finger der rechten und linken Hand. Fallen nun die Bilder der außer uns befindlichen Gegenstände auf zusammengehörige Stellen der Netzhaut, so wird dadurch eine einzige Vorstellung zustande gebracht.

7. Für Oberklassen - S. 97

1893 - Altenburg : Bonde
97 gefestigt, die Erde weggeschafft, und fortwährend sorgt der Maulwurf, daß nicht üppige Wurzeln oder Erdabfälle die Straßen unpassierbar machen. Er ruht in seiner wohlverschanzten Festung, geheime Gänge (siehe Abbildung b) schaffen ihm Gelegenheit zur Flucht im Fall der höchsten Not. Ein sammetschwarzer, weicher Pelz umhüllt ihn, nur die weißen, nackten Maulwurf. Pfoten und die Nase schauen zierlich daraus hervor. So lange der Maulwurf in seinem unterirdischen Reviere haust, bedarf er weder Augen, noch Ohren; denn es dringt kein Fünkchen Licht in das Gebiet der Nacht, und das Gewürm nagt leise, der glatte Leib der Würmer schlüpft geräuschlos durch den feuchten Boden. Der schwarze kleine Mann in seiner Festung drunten zieht deshalb die kleinen Augen zurück und schließt die Ohren, die weichen, a feinen Haare des Pelzes überdecken und schützen beide. Ein äußeres Ohr, das bei vielen Tieren, beim Hasen und Esel zum Beispiel, sehr lang ist, fehlt ihm gänzlich; dem ungeachtet hört er „gar scharf, wenn er die Öff- nung zum Lauschen er- weitert und das Haar zu- rücksträubt. Jetzt eben wacht der Maulwurf von seinem tiefen, festen Schlafe auf, der Hunger hat ihn munter gemacht, die Sonne kann ihn in seinem Schlafgemache nicht erwecken, es ist kein Fensterlein darin. Die Augen läßt er zu, allein seine Nase wittert aufmerksam nach allen Seiten; sie ist sein wichtigstes Organ. Gleich einem kleinen Rüssel ist sie vorgestreckt; innen durch einen festen Knochen unterstützt, außen knorplig und weich zugleich, vermag sie ihm als Werkzeug zum Graben, zum Riechen und zum seinen Fühlen zugleich zu dienen. Er schüttelt den letzten Rest von Schlaf hinweg und steigt den steilen Gang hinauf zum oberen Stockwerk. Er prüft, was droben auf der Erde vorgeht, ob sonnenheller Tag, ob dunkle Nacht, ob Regen oder Schnee da droben an der Reihe ist. Jetzt hat er's ausgemerkt, die Galerie ist schwül, durch feine Ritzen glitzern Iii. 7

8. Für Oberklassen - S. 55

1893 - Altenburg : Bonde
55 Zu hart, um, wie sie sind, zu Federn verarbeitet werden zu können, werden sie 10 bis 12 Stunden lang geglüht und, nachdem man sie von den dadurch entstandenen Blasen und Unebenheiten befreit hat, durch Walzen in dünne Blechbänder verwandelt. Die Arbeit an der Stahlfeder, bis hierher von Männern verrichtet, geht nun in die zarten und gewandten Finger der Frauen über. Die erste ist das Aus stücke ln der Bleche. Die Arbeiterin zieht mit der einen Hand das etwa 60 oni lange Blech unter einer kleinen Durchstoßmaschine hindurch, und indem sie mit der anderen Hand den Hebel regiert, schneidet Stahtfederfabrikation. sie mit jedem Drucke durch den Stempel ein Plättchen von der Gestalt einer flach gedrückten Feder heraus. Möglichste Ersparnis des Stahls ist das erste, was den Arbeiterinnen zum Gesetze gemacht wird; denn wie einer, welcher den Pfennig umwendet, ehe er ihn ausgiebt, manche Mark erhält, so kann die Ausstücklerin bei den 30,000 Plättchen, welche sie in einem Tage liefert, manches Stück Blech ihrem Brotherrn zu gut sparen. Die Bleche sind so breit, daß zwei Reihen Federn aus ihnen geschnitten werden können, und eine geübte Arbeiterin weiß die Spitzen so in einander zu passen, daß der Abfall in ganz kleinen Spänen besteht. Leichtere Arbeit haben die Mädchen im nebenan liegenden Saale. Sie lochen oder schlitzen die Federn, das will sagen: sie geben den Plättchen vermittelst kleiner Handmaschinen das Loch oder den Schlitz, in welchem gewöhnlich die Schnabelspalte nach oben endigt.

9. Für Oberklassen - S. 112

1893 - Altenburg : Bonde
112 wie ihn der Dichter sich wünscht, wenn er singt: O daß ich tausend Zungen hätte und einen tausendfachen Mund! Jedes Blatt hat nament- lich auf seiner unteren Seite eine Unmasse kleiner, länglicher Löcher, die sogenannten Spaltöffnungen, welche wie ein zur Aufnahme des Bissens geöffneter Mund aussehen. Von Zähnen ist natürlich in einem solchen Munde nichts zu spüren; denn hier handelt es sich nicht um das Zer- malmen harter Knochen oder festen Brotes, sondern um das Verschlucken lauter flüssiger Speisen, nicht um Essen, sondern um Trinken. Nun weißt du, warum die Blätter nicht wie Kugeln, Würfel oder Walzen gestaltet sind, sondern breite Flächen bilden: sie sollen auf allen Punkten mit der sie umgebenden Luft in Berührung kommen und aus ihr so viel Nahrung schlucken und an sie so viel Lebenslust abgeben, als nur immer möglich ist. Wann gefällt dir der Baum besser, im Sommer, oder im Winter? Allemal im Sommer. Und warum? Weil er da im vollen Schmucke vor uns steht. Die Blätter sind ja nicht bloß die Lunge und der Mund, sie sind auch das Kleid der Pflanze. Bei uns Menschen dienen die Kleider oft dazu, Häßliches zuzudecken, bei den Pflanzen offenbaren sie nichts, als Schönheiten. Wie ziert doch das Blatt durch den Reichtum seiner Formen, durch die Mannigfaltigkeit seiner Verbindungen, durch den steten Wechsel von Ruhe und Bewegung, vor allem aber durch seine Farbe! Diese ist je nach der Jahreszeit verschieden. Hellgrün im Frühlinge, färbt sich das Blatt im Laufe des Sommers dunkler, und im Herbste erscheint der Wald, als ob der Färber seine ganze Kunst und ein gutes Teil seiner Farben an ihm versucht hätte. Dort prangt eine Birke im hellsten Gelb, und während ihr Nachbar, der Ahorn, just wie der Busch, in welchem der Herr dem Moses erschien, in rotem Feuer strahlt, hat hinter ihm die Buche schon angefangen, ihr braunes Winterkleid anzuziehen. Dieser Wechsel der Farbe rührt von der Einwirkung des Lichtes her. Betrachten wir ein Blatt unter einem starken Vergrößerungsglase, so stellt es sich keineswegs als eine feste Masse dar, sondern als ein Gewebe, das aus vielen Zellen besteht. In den meisten derselben findet sich ein in der Regel heller, farb- loser Saft, und nur in einzelnen, zerstreut liegenden Zellen entdecken wir winzige Kügelchen oder Körnchen. Bei Pflanzen, welche in Kellern oder anderen dunkeln Orten gewachsen sind, sehen diese Körperchen schmutzig weiß aus, nehmen aber, dem Lichte ausgesetzt, nach und nach die gewöhn- liche grüne und später die rote, gelbe oder braune Farbe an. Sie sind so klein und stehen so dicht bei einander, daß uns das Blatt, mit bloßen Augen angesehen, im ganzen als grün erscheint. Aus eben diesem Einflüsse des Lichtes ist es auch zu erklären, daß die der Sonne zugewandte obere Blattfläche in den meisten Füllen dunkler gefärbt ist, als die der Erde zu- gekehrte untere Seite. Licht ist überhaupt eines von den Stücken, welche mit wenigen Ausnahmen die Pflanzen zu ihrem Bestehen und Gedeihen nötig haben, daher denn auch das Blatt in den meisten Fällen seine größte Fläche dem Lichte zuwendet. Unter unseren Waldbüumen verlangen das meiste Licht die Blätter der Kiefer und namentlich der Birke; bei dieser decken sich die Blätter nicht, sondern hängen einzeln und frei, dem Lichte nach allen Seiten hin ausgesetzt; am wenigsten Licht brauchen die Blätter der Buchen, Tannen und Fichten.

10. Für Oberklassen - S. 118

1893 - Altenburg : Bonde
118 eines Kindertrompetchens. Andere Wächterinnen wiederholen das Signal: durch alle die Straßen und Tunnel der wächsernen Stadt verbreitet sich die Bewegung. Zugleich steigt die Hitze im Innern bis zur Unerträglich- keit. Endlich erreicht der Aufruhr seinen Höhepunkt, und die alte Königin zieht mit 10 — 30000 ihrer Getreuen aus, um ein neues Reich zu gründen. Aber nicht immer folgt eine so friedliche Ausgleichung; viel- mehr lassen die Arbeiter auch wohl den Zweikamps unter den Fürstinnen zu, wenn längeres Regenwetter den Auszug unmöglich macht. Umringt von dem ernst zuschauenden Volke, umfassen sich die Gegnerinnen: sie biegen den langen Hinterleib bald ausweichend, bald bedrohend, bis die eine getroffen ist. Ihre Leiche wird gleichgültig hinausgeworfen: die Bienengehänge. Ruhe, der Gehorsam, die Arbeit ist wieder hergestellt. Eine ähnliche Revolution soll ausbrechen, wenn die rechtmäßige Königin ihre Fühler verloren hat. Der Fühler ist Hand, Auge und Ohr der Biene. Mittelst dieses wundersamen Fingers sindet sie sich in der Dunkelheit ihrer Wohn- stätte zurecht und führt ohne Beihilfe des Gesichts ihre künstlichen Bauten aus; mit ihm berührt die Königin die Fühler der anderen Bienen bei dem Antritte ihrer Herrschaft; der Fühler endlich ist es, durch welchen sich lautlos, aber mit unbegreiflicher Schnelle die Bewohner eines ganzen Stockes verständigen. Ihn verlieren heißt soviel, als das Leben verlieren, und so erwartet denn die fühlerlose Königin, auch wenn sie nicht getötet
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