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S. Nach dem Aufstehen.
Nein gehalten dein Gewand, rein gehalten Mund und Hand!
Rein das Kleid von Erdcnputz, rein von Erdenschmutz die Hand!
Sohn, die äuß're Reinlichkeit ist der innern Unterpfand.
6. Von der Seife.
Gewiß kennst du das Märchen von Rupert, dem Bärenhäuter.
Der Fürst dieser Welt verspricht ihm, die Taschen allezeit mit Thalern
und Dukaten zu füllen, wenn er sieben Jahre lang sich nicht wasche,
nicht kämme, den Bart nicht abschere und die Nägel nicht abschneide.
Ein sonderbares Verlangen! meinst du. Wie mag er nur auf diese
Bedingung gekommen sein? Die Sache ist einfach. Ein Mensch, der
Jahr für Jahr seinen Leib so gut wie gar nicht Pflegt, sinkt am Ende
zum Tiere herab. Im Gesichte wird er dem Uhu ähnlich, er bekommt
Hände wie Adlersklauen, und mit der Zeit wird ihm wie dem be-
kannten Haustiere der Schmutz das Element, in welchem er sich so
wohl fühlt, wie der Fisch im Wasser. Er vergißt, daß er eine Seele
hat, und es ist ihm einerlei, ob nach dem Tode die Seele zurückkehrt
zu dem, der sie gegeben hat, oder ob sie an den Ort der Qual kommt.
Derjenige hingegen, welcher seinem Leibe die gehörige Pflege und Ehre
anthut, wird sich dann und wann doch darauf besinnen, daß der
Mensch zum Bilde Gottes geschaffen ist; wer die Augen wäscht und
die Ohren rein hält, wird leichter imstande sein, etwas von der
Herrlichkeit Gottes in der Natur und in seinem Worte zu spüren, und
wer keinen Schmutz an seinem Körper duldet, wird mitunter auch einen
Ekel haben vor dem Schmutze, welcher sich in der Sünde an seine
Seele hängt. Merke: Auch das Stückchen Seife, welches die Mutter
in den Waschtisch legt, will der liebe Gott dazu brauchen, dich bei ihm
zu erhalten, zu ihm zurückzuführen.
Siehe dir nun den äußerlichen Dienst an, welchen dir die
Seife leistet. Worin besteht er? Hauptsächlich in der Reinigung
deiner Haut. Der menschliche Leib ist nämlich einem geheizten Ofen
nicht unähnlich. Mund und Nase sind die Esse, durch welche der
Rauch ausströmt, die Haut aber ist der Ort, wo sich die Asche und
die Schlacken ablagern. Von dem Schweiße, welchen Wärme und
Luft auflecken, bleibt auf der Haut eine Menge salziger Stoffe zurück.
Von ihrem Vorhandensein kannst du dich leicht überzeugen, wenn du
mit der Zungenspitze über einen deiner Finger hinwegführst. Aus den
Drüsen und Zellen der Unterhaut sondern sich fettige Stoffe ab,
welche auf der Oberhaut zu Talg sich verhärten. Willst du auch
dafür den Beweis haben? Tauche deinen Finger in das Wasser!
Ziehst du ihn wieder heraus, so wirst du manchmal bemerken, daß er
nicht gleichmäßig naß ist, sondern daß das Wasser nur hier und da
in größeren oder kleineren Tropfen hängen geblieben ist; an allen den-
jenigen Stellen, welche fettig waren, konnte es nicht haften. Mit den
salzigen und fettigen Teilen verbindet sich Staub aller Art, und so ent-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
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nicht denken, daß es im Magen eine gleiche Wirkung hervorbringt; im
Gegenteil, der im Wasser aufgelöste Kalk entfernt aus demselben einen
Teil der Säuren und kann so zu deiner Gesundheit beitragen. Auch
bedarf dein Leib zu seinem Bestehen und Wohlbefinden eine bestimmte
Menge Kalk; führen Brot, Fleisch, Gemüse denselben nicht in aus-
reichendem Maße ihm zu, so wird diesem Mangel durch das Trink-
wasser abgeholfen. Am schlechtesten ist das Brunnenwasser in größeren
Städten. Die durch den Regen aufgelösten Unreinigkeiten aller Art
sickern allmählich bis zum Wasserspiegel der Brunnen und sind schon
häufig die Veranlassung zu gefährlichen und weit um sich greifenden
Krankheiten geworden.
Aber das Wasser, welches uns der Brunnen giebt, ist nicht das
einzige, das wir trinken. Wäre dies der Fall, so würde es um manchen
Menschen gar schlimm stehen; denn auch der Reichste muß zu Grunde
gehen, wenn er nur ausgiebt, nie einnimmt. Viele trinken Jahr aus
Jahr ein nicht ein einziges Glas Wasser, und doch verliert der Leib des
Erwachsenen jeden Tag 2% bis 3*/z kg dieses flüchtigen Elementes;
es verdunsten nämlich 1 bis l1/* kg durch die Haut, 1/2 kg ver-
fliegt durch die Lungen beim Ausatmen, und andere 1 bis 11/2 kg
werden durch die Nieren abgesondert. In drei, höchstens vier Wochen
würde darum der Mensch zu einer ägyptischen Mumie eingetrocknet
sein, wenn sein Körper nicht anderwärts her Zuschuß bekäme. Daß
dies durch alle Getränke, als Bier, Kaffee u. s. w. geschieht, liegt auf
der Hand; aber auch alle die festen Stoffe, welche uns zur Nahrung
dienen, sind nicht bloß Speise, sondern auch Trank. Unser Brot be-
steht fast zur Hälfte aus Wasser. In 50 kg Mehl sind von
Natur schon 8 kg Wasser enthalten; aber jeder Bäcker weiß, daß
er zu 50 kg feinen Mehles noch 25 kg Wasser hinzuschütten
kann, ohne zu fürchten, daß das Brot mißrate; jedes 5 kg schwere
Brot ist demnach ein Brunnen, der fast 21/i kg Wasser hält.
Unter allen Obstarten haben die Kirschen die meisten festen Stoffe,
und doch stecken in 50 kg Kirschen 35 bis 40 kg Wasser. Be-
kannt ist, daß, wer 100 Säcke Kartoffeln erntet, 75 Säcke Wasser
nach Hause trägt, und daß die Gurken fast nichts als Wasser sind,
indem auf 50 kg Gurken 47 bis 48 y2 kg Wasser kommen.
9. Gottesdienst.
Sieh', keinen Tropfen Wasser schluckt das Huhn,
Ohn' einen Blick zum Himmel zu thun;
Und ohn' zuvor anbetend sich zum Staube
Gebückt zu haben, pickt kein Korn die Taube.
Was sie bewußtlos thun, thu' du bewußt,
Daß du vor ihnen dich nicht schämen mußt.
19. Drei Wünsche.
Dreierlei ist es, was sich die Menschen am häufigsten wünschen:
Klugheit, Macht, Reichtum, und wer herzhaft wünscht, der will kurz-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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wandeln mit dir! denn dein milder Schein, er verbrennet uns nimmer
die Äugelein." Und er nahm sie, Gesellen der Nacht.
20. Die Fledermaus.
Die Fledermäuse sind widerliche Tiere, widerlich für unser Auge;
denn es kostet uns ordentliche Überwindung, den kleinen, von bräunlich-
grauen Haaren überkleideten Leib mit seinen sonderbar gestalteten Armen
und Beinen, mit dem weiten Maule voll spitziger Zähne, den Ohren,
die so groß sind, wie der ganze Kopf, und dem Schwänze, fast so
lang, wie der Leib, in die Hand zu nehmen und genauer zu betrachten;
widerlich für unsere Nase durch den unangenehmen bisamartigen Ge-
ruch, den sie verbreiten; widerlich für unsere Ohren, welche durch ihre
scharfe, schrillende Stimme beleidigt werden; widerlich für unsere Finger,
welche nur mit Widerstreben die kalte, fettige Flughaut angreifen. Aber
gerade in den Stücken, um derentwillen wir sie verabscheuen, können
sie uns die einzelnen Sätze des ersten Artikels besser auslegen, als
mancher Christ, der ihn ans der Schulbank doch ans dem Grunde
gelernt hat. Du solltest darum, so oft eine Fledermaus dir über den
Kopf fliegt, mit deinen Gedanken noch ein wenig hoher steigen, als die
Fledermaus mit ihrer Flughaut, nämlich bis zu dem, welcher alle seine
Werke weislich geordnet hat.
Sieh' dir darauf hin die Flughaut einmal genauer an. Denselben
Dienst, welchen bei dem Regenschirme die Fischbein- oder Eisenstübe
leisten, versehen bei den Vorderbeinen der Fledermaus die außer-
ordentlich langen Arme mit ihren in gleicher Weise verlängerten 4 Zehen.
Zwischen ihnen befindet sich eine dünne, durchsichtige, graue Haut, die
an beiden Seiten des Leibes sich herunterzieht und auch zwischen den
Hinterbeinen und dem Schwänze aufgespannt ist. Sie setzt die Fleder-
maus in den Stand, es im Fluge der Schwalbe gleich zu thun. Als
ob sie bei dem Blitze in die Lehre gegangen wäre, erhascht sie in dem
einen Augenblicke den Maikäfer, welcher um den Gipfel der Eiche
summt, und im nächsten schon die Mücke, welche auf dem Teiche tanzt,
und meint der schöne Ligusterschwärmer vor ihr sicher zu sein, weil sie
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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und unter einander mit den Krallen ihrer Hinterfüße auf und schlafen,
die Köpfe nach unten, bis sie der Frühling wieder weckt.
So zänkisch die Fledermäuse unter einander sind, — zuweilen
richten sie sich mit ihren Zähnen so zu, daß sie an den Wunden sterben,
— so zärtlich sorgt die Mutter für ihre Kinder. Sie hat deren manch-
mal nur eins, manchmal zwei. Sie kommen im Mai oder Juni zur
Welt. Kaum geboren, kriechen die Kleinen an der Mutter empor und
saugen sich an ihren Brüsten fest. Hier machen sie alle die Kreuz-
und Querfahrten mit, welche die Mutter um die Schalllöcher des Kirch-
turms und die Kronen der Bäume, ans dem Spiegel des Teiches und
an den Rändern der Büsche ausführt. Heimgekommen, wickelt sie die
Mutter in ihre Flughaut ein, daß sie warm und sicher schlafen können.
Nach 5—6 Wochen sind sie ausgewachsen und treiben dann der Eltern
Gewerbe auf eigene Hand.
21. Lütsel.
Der Tag ist mir verhasst, die Nacht ist mein Vergnügenj
zwar Federn hab’ ich nicht, doch kann ich wacker fliegen.
22. Erlkönig.
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
„Mein Sohn, was birgst du so hang dein Gesicht?“
„,, Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Krön’ und Schweif?““
,,Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“
,,Du liebes Kind, komm’, geh’ mit mir!
Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;
Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch’ gülden Gewand.“
,, ,,Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?““
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind!
In dürren Blättern säuselt der Wind.“
„Willst, feiner Knabe, du mit mir geh’n?
Meine Töchter sollen dich warten schön!
Meine Töchter führen den nächtlichen Beihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
„„Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?““
„Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.“
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27. Die Schleiereule.
Den Vogel erkennt man an den Federn, heißt es im Sprich-
worte; der Vogelkenner aber weiß das besser, er sagt: An dem Schnabel
und an den Füßen erkennt man den Vogel. So sieh' dir denn ein-
mal den Schnabel der Schleiereule an. Er ist kurz, aber stark;
abwärts gekrümmt, hat er einen Oberkiefer, der in einen förmlichen
Haken ausläuft. Was für dich die Hand, das ist für die Schleiereule
ihr Schnabel: mit ihm schält sie die Ratte ans ihrem Balge heraus,
Zerlegt sich den Buchfinken zum Abendbrote und trägt die Maus zum
Neste im hohlen Baume, unter dem Kirchturmdache oder in einem
Mauerloche des alten Hauses. Der Schnabel sitzt an dem großen, schön
runden Kopfe, der in seiner Form dem Kopfe einer Katze nicht ganz
unähnlich ist. An ihm fallen am meisten die Augen auf; sie sind
groß und leuchten in der Finsternis, gleich den Augen der Katzen, wie
glühende Kohlen. Wie bei diesen, so zieht sich auch bei der Schleier-
eule der Augenstern bei starkem Lichte in einen schmalen Spalt zu-
sammen, erweitert sich aber in der Finsternis zu einer kreisförmigen
Scheibe. Das ist der Grund, warum sie bei Nacht sehr scharf, aber
bei Tage sehr schlecht sieht. Niemand weiß das besser, als die kleinen
Vögel. Wird die Eule gezwungen, einmal ans Tageslicht zu kommen,
so eilen sie in Scharen herbei, und man sieht ihnen ordentlich die
Freude an, den sonst so fürchterlichen Feind jetzt ohne Gefahr an-
schreien, zupfen, hacken und allen Mutwillen an ihm auslassen zu
können. Rings um jedes Auge steht ein Kranz von Federn, der
Schleier, welcherdemvogel
seinen Namen gegeben hat;
er legt sich um das ganze
Gesicht herum, so daß man
von demselben nichts, als
den Schnabel und die Au-
gen sieht. An den beiden
Seiten des Kopfes stehen
die unter den dichten Federn
versteckten Ohren. Der
weite Gehörgang ist nur
des Nachts offen, am Tage
aber mit einer Klappe ver-
schlossen; denn hätte das
Ohr nicht wenigstens den
Tag über Ruhe, so würde
die Eule gar bald ver-
lernen, von weitem schon
das leiseste Geräusch, das
Schütteln des Vögelchens
auf dem Aste, das Trippeln
der Maus in der Acker-
furche zu vernehmen. Schlei-á
2
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Seiten und Richtungen frei umherblicken. Sie liegen in eigenen, von
festen Knochen (siehe 1 und m) gebildeten Höhlen und ruhen auf
Fettpolstern (siehe u), damit sie sich bei der Bewegung nicht reiben. Über
ihnen wölben sich dachartig die Brauen, um sie vor Staub und Schweiß
zu schützen. Gleichen Zweck haben die Wimpern, während die Lider
(siehe i und k) dazu dienen, durch das zeitweilige Verschließen das
Auge vor Erblindung zu bewahren und durch ihre Bewegung die Ab-
sonderung der Thränendrüsen über das ganze Auge zu verbreiten, so
daß seine Fläche schlüpfrig bleibt, und das Auge selbst durch den
immerwährenden Reiz nicht erkrankt.
Das Auge hat die Form einer Kugel. Der Augapfel (siehe 5)
ist rings mit einer festen Haut, der Hornhaut, umgeben, welche das
sogenannte Weiße im Auge bildet und nur an der vorderen, etwas ge-
wölbten Fläche durchsichtig ist. Unter der Hornhaut breitet sich inner-
halb des ganzen Auges eine zweite Haut aus, die Aderhaut. Der
schwarze schleimige Stoff, mit welchem sie überzogen ist, macht das
Auge jenem Instrumente gleich, das man dunkle Kammer, camera
obscura, nennt. Der vordere Teil der Aderhaut, die Regenbogenhaut
oder Iris, bildet einen Ring um eine kreisförmige Öffnung, die Pu-
pille; nach der Farbe, welche die Iris hat, redet man von braunen,
blauen Augen u. s. w. Die innerste Haut ist die Netzhaut; sie
bildet die hintere Wand des Auges und ist die äußerst feine, netzartige
Ausbreitung des Sehnerven (siehe g), welcher den Lichteindruck dem
Gehirne zuführt. Hinter der Pupille liegt ein rundlicher, an beiden
Seiten platt gedrückter Körper von einer etwas festeren Masse, die
K r y st a l l l i n s e. Durch sie wird der innere Raum des Auges in zwei
ungleiche Hälften geteilt, von denen die kleine vordere bis zur Hornhaut
geht und eine klare, ein wenig salzige Flüssigkeit enthält, die-größere
hintere mit einer durchsichtigen, gallertartigen Masse, der Glasflüssig-
keit, ausgefüllt ist.
Sobald ein Lichtstrahl auf das Auge fällt, gelangt er durch die
Hornhaut und die Pupille zur Krystalllinse. Durch diese wird er ge-
brochen, d. h. seine Richtung wird geändert, und so entstehen auf der
Netzhaut kleine Bilder von den außer uns befindlichen Häusern, Bäumen,
Menschen u. s. w. Diese Bilder sind verkehrt; trotzdem sehen wir die
Gegenstände ausrecht, weil wir nach dem Eindrucke und der Richtung
der Lichtstrahlen urteilen. Wir sehen nämlich jeden Punkt in der
Richtung der von ihm kommenden Strahlen und verfolgen einen Licht-
strahl, welcher die Netzhaut nach unten trifft, durch den Punkt, in dem
sich die Strahlen kreuzen, hindurch, finden den leuchtenden Punkt nach
oben zu und sehen daher die Gegenstände aufrecht.
Eben so leicht läßt sich der Umstand erklären, daß wir bei zwei
Augen doch den Gegenstand nur einfach sehen. t> Der Sehnerv zerteilt
sich nämlich auf der Netzhaut in zwei gleiche Äste, deren Enden im
rechten und linken Auge paarweise zusammengehören, wie die Finger
der rechten und linken Hand. Fallen nun die Bilder der außer uns
befindlichen Gegenstände auf zusammengehörige Stellen der Netzhaut,
so wird dadurch eine einzige Vorstellung zustande gebracht.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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gefestigt, die Erde weggeschafft, und fortwährend sorgt der Maulwurf, daß
nicht üppige Wurzeln oder Erdabfälle die Straßen unpassierbar machen.
Er ruht in seiner wohlverschanzten Festung, geheime Gänge (siehe
Abbildung b) schaffen ihm Gelegenheit zur Flucht im Fall der höchsten
Not. Ein sammetschwarzer, weicher Pelz umhüllt ihn, nur die weißen, nackten
Maulwurf.
Pfoten und die Nase schauen zierlich daraus hervor. So lange der Maulwurf
in seinem unterirdischen Reviere haust, bedarf er weder Augen, noch Ohren;
denn es dringt kein Fünkchen Licht in das Gebiet der Nacht, und das
Gewürm nagt leise, der glatte Leib der Würmer schlüpft geräuschlos
durch den feuchten Boden.
Der schwarze kleine Mann
in seiner Festung drunten
zieht deshalb die kleinen
Augen zurück und schließt
die Ohren, die weichen, a
feinen Haare des Pelzes
überdecken und schützen
beide. Ein äußeres Ohr,
das bei vielen Tieren,
beim Hasen und Esel zum
Beispiel, sehr lang ist,
fehlt ihm gänzlich; dem
ungeachtet hört er „gar
scharf, wenn er die Öff-
nung zum Lauschen er-
weitert und das Haar zu-
rücksträubt.
Jetzt eben wacht der Maulwurf von seinem tiefen, festen Schlafe auf,
der Hunger hat ihn munter gemacht, die Sonne kann ihn in seinem
Schlafgemache nicht erwecken, es ist kein Fensterlein darin. Die Augen
läßt er zu, allein seine Nase wittert aufmerksam nach allen Seiten; sie
ist sein wichtigstes Organ. Gleich einem kleinen Rüssel ist sie vorgestreckt;
innen durch einen festen Knochen unterstützt, außen knorplig und weich
zugleich, vermag sie ihm als Werkzeug zum Graben, zum Riechen und
zum seinen Fühlen zugleich zu dienen. Er schüttelt den letzten Rest von
Schlaf hinweg und steigt den steilen Gang hinauf zum oberen Stockwerk.
Er prüft, was droben auf der Erde vorgeht, ob sonnenheller Tag, ob
dunkle Nacht, ob Regen oder Schnee da droben an der Reihe ist. Jetzt
hat er's ausgemerkt, die Galerie ist schwül, durch feine Ritzen glitzern
Iii. 7
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Zu hart, um, wie sie sind, zu Federn verarbeitet werden zu können,
werden sie 10 bis 12 Stunden lang geglüht und, nachdem man sie von
den dadurch entstandenen Blasen und Unebenheiten befreit hat, durch
Walzen in dünne Blechbänder verwandelt.
Die Arbeit an der Stahlfeder, bis hierher von Männern verrichtet,
geht nun in die zarten und gewandten Finger der Frauen über. Die erste
ist das Aus stücke ln der Bleche. Die Arbeiterin zieht mit der einen
Hand das etwa 60 oni lange Blech unter einer kleinen Durchstoßmaschine
hindurch, und indem sie mit der anderen Hand den Hebel regiert, schneidet
Stahtfederfabrikation.
sie mit jedem Drucke durch den Stempel ein Plättchen von der Gestalt
einer flach gedrückten Feder heraus. Möglichste Ersparnis des Stahls
ist das erste, was den Arbeiterinnen zum Gesetze gemacht wird; denn
wie einer, welcher den Pfennig umwendet, ehe er ihn ausgiebt, manche
Mark erhält, so kann die Ausstücklerin bei den 30,000 Plättchen, welche
sie in einem Tage liefert, manches Stück Blech ihrem Brotherrn zu gut
sparen. Die Bleche sind so breit, daß zwei Reihen Federn aus ihnen
geschnitten werden können, und eine geübte Arbeiterin weiß die Spitzen
so in einander zu passen, daß der Abfall in ganz kleinen Spänen besteht.
Leichtere Arbeit haben die Mädchen im nebenan liegenden Saale.
Sie lochen oder schlitzen die Federn, das will sagen: sie geben den
Plättchen vermittelst kleiner Handmaschinen das Loch oder den Schlitz,
in welchem gewöhnlich die Schnabelspalte nach oben endigt.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
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wie ihn der Dichter sich wünscht, wenn er singt: O daß ich tausend
Zungen hätte und einen tausendfachen Mund! Jedes Blatt hat nament-
lich auf seiner unteren Seite eine Unmasse kleiner, länglicher Löcher, die
sogenannten Spaltöffnungen, welche wie ein zur Aufnahme des Bissens
geöffneter Mund aussehen. Von Zähnen ist natürlich in einem solchen
Munde nichts zu spüren; denn hier handelt es sich nicht um das Zer-
malmen harter Knochen oder festen Brotes, sondern um das Verschlucken
lauter flüssiger Speisen, nicht um Essen, sondern um Trinken. Nun weißt
du, warum die Blätter nicht wie Kugeln, Würfel oder Walzen gestaltet
sind, sondern breite Flächen bilden: sie sollen auf allen Punkten mit der
sie umgebenden Luft in Berührung kommen und aus ihr so viel Nahrung
schlucken und an sie so viel Lebenslust abgeben, als nur immer möglich ist.
Wann gefällt dir der Baum besser, im Sommer, oder im Winter?
Allemal im Sommer. Und warum? Weil er da im vollen Schmucke
vor uns steht. Die Blätter sind ja nicht bloß die Lunge und der Mund,
sie sind auch das Kleid der Pflanze. Bei uns Menschen dienen die
Kleider oft dazu, Häßliches zuzudecken, bei den Pflanzen offenbaren sie
nichts, als Schönheiten. Wie ziert doch das Blatt durch den Reichtum
seiner Formen, durch die Mannigfaltigkeit seiner Verbindungen, durch den
steten Wechsel von Ruhe und Bewegung, vor allem aber durch seine Farbe!
Diese ist je nach der Jahreszeit verschieden. Hellgrün im Frühlinge, färbt
sich das Blatt im Laufe des Sommers dunkler, und im Herbste erscheint
der Wald, als ob der Färber seine ganze Kunst und ein gutes Teil seiner
Farben an ihm versucht hätte. Dort prangt eine Birke im hellsten Gelb,
und während ihr Nachbar, der Ahorn, just wie der Busch, in welchem der
Herr dem Moses erschien, in rotem Feuer strahlt, hat hinter ihm die Buche
schon angefangen, ihr braunes Winterkleid anzuziehen. Dieser Wechsel der
Farbe rührt von der Einwirkung des Lichtes her. Betrachten wir ein
Blatt unter einem starken Vergrößerungsglase, so stellt es sich keineswegs
als eine feste Masse dar, sondern als ein Gewebe, das aus vielen Zellen
besteht. In den meisten derselben findet sich ein in der Regel heller, farb-
loser Saft, und nur in einzelnen, zerstreut liegenden Zellen entdecken wir
winzige Kügelchen oder Körnchen. Bei Pflanzen, welche in Kellern oder
anderen dunkeln Orten gewachsen sind, sehen diese Körperchen schmutzig
weiß aus, nehmen aber, dem Lichte ausgesetzt, nach und nach die gewöhn-
liche grüne und später die rote, gelbe oder braune Farbe an. Sie sind
so klein und stehen so dicht bei einander, daß uns das Blatt, mit bloßen
Augen angesehen, im ganzen als grün erscheint. Aus eben diesem Einflüsse
des Lichtes ist es auch zu erklären, daß die der Sonne zugewandte obere
Blattfläche in den meisten Füllen dunkler gefärbt ist, als die der Erde zu-
gekehrte untere Seite. Licht ist überhaupt eines von den Stücken, welche
mit wenigen Ausnahmen die Pflanzen zu ihrem Bestehen und Gedeihen
nötig haben, daher denn auch das Blatt in den meisten Fällen seine größte
Fläche dem Lichte zuwendet. Unter unseren Waldbüumen verlangen das
meiste Licht die Blätter der Kiefer und namentlich der Birke; bei dieser
decken sich die Blätter nicht, sondern hängen einzeln und frei, dem Lichte
nach allen Seiten hin ausgesetzt; am wenigsten Licht brauchen die Blätter
der Buchen, Tannen und Fichten.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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eines Kindertrompetchens. Andere Wächterinnen wiederholen das Signal:
durch alle die Straßen und Tunnel der wächsernen Stadt verbreitet sich
die Bewegung. Zugleich steigt die Hitze im Innern bis zur Unerträglich-
keit. Endlich erreicht der Aufruhr seinen Höhepunkt, und die alte Königin
zieht mit 10 — 30000 ihrer Getreuen aus, um ein neues Reich zu
gründen. Aber nicht immer folgt eine so friedliche Ausgleichung; viel-
mehr lassen die Arbeiter auch wohl den Zweikamps unter den Fürstinnen
zu, wenn längeres Regenwetter den Auszug unmöglich macht. Umringt
von dem ernst zuschauenden Volke, umfassen sich die Gegnerinnen: sie
biegen den langen Hinterleib bald ausweichend, bald bedrohend, bis die
eine getroffen ist. Ihre Leiche wird gleichgültig hinausgeworfen: die
Bienengehänge.
Ruhe, der Gehorsam, die Arbeit ist wieder hergestellt. Eine ähnliche
Revolution soll ausbrechen, wenn die rechtmäßige Königin ihre Fühler
verloren hat. Der Fühler ist Hand, Auge und Ohr der Biene. Mittelst
dieses wundersamen Fingers sindet sie sich in der Dunkelheit ihrer Wohn-
stätte zurecht und führt ohne Beihilfe des Gesichts ihre künstlichen Bauten
aus; mit ihm berührt die Königin die Fühler der anderen Bienen bei
dem Antritte ihrer Herrschaft; der Fühler endlich ist es, durch welchen sich
lautlos, aber mit unbegreiflicher Schnelle die Bewohner eines ganzen
Stockes verständigen. Ihn verlieren heißt soviel, als das Leben verlieren,
und so erwartet denn die fühlerlose Königin, auch wenn sie nicht getötet
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