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und silbernen Gefäßen vorgesetzt wurden, auf das sorgfältigste gefüttert.
Bei einer Feuersbrunst wurden vor Kindern und Geschwistern die Katzen
zuerst gerettet. Starb in einem Hause die Katze, so waren alle Haus-
genossen in tiefster Trauer und schoren sich die Augenbrauen ab. Der
Leichnam des heiligen Tieres wurde einbalsamiert, in köstliche Leinwand
gewickelt und feierlich beigesetzt. Wer eine Katze auch nur aus Versehen
umbrachte, war des Todes. Dasjenige Tier, das in ganz Ägypten und
am meisten vor allen Tieren verehrt wurde, war der Ochse Apis. Er
mußte am ganzen Leibe schwarz sein und an der Stirne einen weißen
viereckigen Fleck haben. Sein Palast war in der Königsstadt Memphis,
in der Bibel Noph genannt. Priester bedienten ihn und reichten ihm mit
gebeugten Knieen die heiligen Speisen. Der feierlichste Tag war der Tag,
an welchem man so glücklich war, ihn zu finden. Sieben Tage dauerte
das Fest. Bewaffnete zogen vor ihm her, um das von allen Seiten zu-
strömende Volk abzuhalten. Hinter ihnen ging er selbst, der gehörnte
Gott, in aller Pracht und Herrlichkeit, von Priestern in feierlichem Auf-
zuge geleitet. Zwei Reihen Knaben gingen ihm zur Seite, und sangen in
schönen Liedern sein Lob. Sein Tod versetzte ganz Ägypten in eine
Trauer, als wenn das Ende der Welt vor der Thüre wäre, und diese
Trauer währte, bis ein neuer Apis gefunden war. Der Götzendienst,
welchen das Volk Israel in der Wüste mit dem goldenen Kalbe trieb, er-
innert deutlich an diese Art der Abgötterei, welche dasselbe in Ägypten
kennen gelernt hatte.
Unter den ägyptischen Königen ist der berühmteste Ramses der
Große, von den Griechen Sesostris genannt, um 1500 v. Chr. Mit
seinem gewaltigen Kriegsheere, das 600000 Soldaten zu Fuß, 24000 Reiter
und 27 000 Streitwagen zählte, unterwarf er sich einen großen Teil
Afrikas und Asiens. Die gefangenen Könige spannte er an seinen Sieges-
wagen. Einst geschah es, daß einer dieser Könige unverwandt auf das
eine Rad blickte. Deswegen befragt, gab er zur Antwort: „O König,
das Umdrehen des Rades erinnert mich an die Veränderung des Glückes.
Wie hier das Unten ein Oben und das Oben bald ein Unten wird, so
ist es auch mit den Königen, die heute auf dem Throne und morgen in
Knechtschaft sind." Von dem Tage an behandelte Ramses, an die Wandel-
barkeit auch seines Glückes gedenkend, die gefangenen Könige als Könige.
Wie im Kriege, so war er auch im Frieden groß. Er teilte das Land
in 36 Bezirke und legte überall Kanäle an, durch welche er die Fluten
des Nils in die wasferlosen Gegenden leitete. Nach ihm führt das Land
Gosen, in welchem der Erzvater Jakob mit seiner Familie sich niederließ,
auch den Namen Ramses. In gleicher Weise ist eine Stadt, welche
unter hartem Frondienste die Israeliten bauen mußten, Ramses genannt.
Derjenige König, durch welchen Ägypten den Ausländern geöffnet und
dadurch bekannter wurde, ist Psammetich. Er regierte um 666 v. Chr.
mit elf Königen das Land gemeinschaftlich. Nun war eine alte Weissagung
vorhanden, daß der, welcher im Tempel in einem ehernen Becher opfern
würde, ganz Ägypten beherrschen sollte. Aus Eifersucht opferten sie seit-
dem immer gemeinschaftlich. Einst bei einem Feste waren wieder. alle
zwölf im Tempel versammelt und brachten ein Trankopser. Die Priester
reichten ihnen hierzu goldene Schalen, aber aus Versehen nur elf, so daß
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Ramses Ramses Jakob Ramses Ramses Psammetich
Extrahierte Ortsnamen: Memphis Israel Asiens Gosen
251
mehrere Minuten vergingen in Schweigen und Schluchzen. Dann
führte sie der König in sein Speisezimmer, und hier waren sie fast
noch 2 Stunden allein. Sie schieden nicht, bis der König ihnen
das Versprechen gab, sie am nächsten Morgen, ehe er zur Hin-
richtung geführt würde, nochmals zu sehen. Aber als er in sein
Zimmer zurückgekehrt war, fühlte er sich übermannt vom lange
verhaltenen Schmerze; zu hart war eine nochmalige solche Prüfung;
mit großen Schritten auf- und abgehend, rief er endlich aus:
„Nein, ich gehe nicht, es ist zu viel/'
Er schlief ruhig einige Stunden; um 5 Uhr weckte ihn sein
treuer Kammerdiener dem empfangenen Befehle gemäß. Er nahm
das Abendmahl und übergab dem Diener alles, was ihm, dem
einst Mächtigen und Reichen, geblieben war: seinen Trauring und
einige Haare für seine unglückliche Gemahlin und ein Siegel für
seinen Sohn zum Angedenken, bat ihn auch wiederholt, die Seinigen
zu trösten und ihn zu entschuldigen, daß er sie nicht noch einmal
gesehen. Schon hörte man die gräßlichen Vorbereitungen, das Ge-
töse verworrener Stimmen, den Wirbel der Trommeln und das
dumpfe Rasseln fortgezogener Kanonen. Endlich um 9 Uhr kam
Santerre, einer der Hauptanführer des Pöbels. „Sie kommen,
um mich abzuholen," sagte Ludwig gefaßt, „ich bitte nur um einen
Augenblick." Er übergab sein Testament einem städtischen Beamten,
forderte dann seinen Hut und sagte mit fester Stimme: „Gehen wir!"
Auf der Treppe sah er den Geistlichen auf sich warten. Er
wollte von ihm Abschied nehmen. „Nein," erwiederte dieser edle
und standhafte Tröster, „mein Beruf ist noch nicht zu Ende," und
er folgte ihm in einem zweiten Wagen, da ihm die Herzlosigkeit
nicht verstattete, an Ludwigs Seite Platz zu nehmen. Langsam ging
der Zug durch eine Doppelreihe von Soldaten — über 40,000 Mann
standen unter den Waffen — dem Revolutionsplatze zu, wo die
Guillotine aufgerichtet stand. Es dauerte über eine Stunde, ehe
man ankam. Es war die letzte Prüfung für den armen König,
gewiß eine der härtesten. Als Ludwig auf dem Richtplatze ange-
kommen war und den Wagen verlassen hatte, trat ihm sogleich der
Geistliche zur Seite. Mit festem Schritte stieg der Verurtheilte
die Stufen des Blutgerüstes hinan und empfing dort den Segen
des Priesters. Er ließ sich, obwohl mit Widerstreben, die Hände
binden, trat dann aber lebhaft, wenn gleich schon entkleidet, gegen
die linke Seite des Schaffots hervor und begann mit vernehmlicher
Stimme: „Franzosen, ich sterbe unschuldig, und du, unglückliches
Volk-------", da übertönte das Wirbeln der Trommeln, wozu
seine Henker schnell das Zeichen gegeben hatten, seine Stimme.
Er trat zurück, die rohe Gewalt der Scharfrichter nicht abwartend,
der Priester rief ihm zu: „Sohn des heiligen Ludwig, steige zum
Himmel empor!" und das einst gekrönte Haupt des milden Königs
fiel. Kaum war die Hinrichtung geschehen, so drängten sich Tau-
sende herbei, und viele davon tauchten, die Gefahr und die Wuth
der Schreckensmänner nicht achtend, ihre Schnupftücher in das Blut
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
144
Schilderung der Huldigungsszene von den Schlern zu entwerfen: König Rudolf ist in seinem Lager vor Wien. Er trgt sein einfaches graues Wams, wie er tglich zu thun pflegt. Da melden ihm Boten: König Ottokar kommt daher hoch zu Ro im golddurchwirktem Gewnde und mit groem Gefolge." Ruhig und kalt empfngt er diese Botschaft. Seine Fürsten fordern ihn auf, die kniglichen Gewnder anzulegen. Doch der König antwortet kalt: Der Bhmenknig hat mein graues Wams oft verlacht, nun aber wird mein graues Wams der ihn lachen." Seine Ritter lt er in Reih und Glied treten und mit gezckten Waffen Spalier bilden. Da kommt der Bhmenknig in goldstrahlendem Ge-wnde und mit kniglicher Pracht, fllt vor dem König auf die Kniee und empfngt aus seiner Hand die Lehnszeichen. Dann erklrt der Kaiser ihn ffentlich als feinen Freund.
berschrift: Ottokar von Bhmen huldigt dem König Rudolf.
Ob er seinen Lehenseid nun immer treulich halten wird?
6. Wenige Wochen Schleier nehmen."
Was erfahren wir also? Warum thut er das?
Ergnzung: Die aufreizenden Reden seiner herrschschtigen Gemahlin Kunigunde veranlaten ihn dazu, sich von neuem zu empren.
Ob Rudolf ihn jetzt vollstndig bezwingen kann?
7. König Rudolf 1278."
Der Abschnitt wird stckweise gelesen. berschriften: Das Gebet vor der Schlacht. Die Ordnung der Reihen. Der Ansmarsch der Reihen. König Rudolf in Gefahr. Der Sieg.
Welche Folgen hat die Schlacht auf dem Marchfelde?
Bhmens bermacht ist gebrochen. Die Ostgrenze ist gesichert. Das Ansehen und die Macht des Kaisers ist wieder gestrkt. Die gewonnenen Lnder kommen an Rudolfs Sohm Dadurch wird die Habsburgische Hausmacht begrndet.
berschrift: König Rudolf bricht Bhmens bermacht und stellt das kaiserliche Ansehen wieder her.
Vertiefung: Wodurch hat Rudolf solches erreichen knnen?
Rudolf verwendet alle seine Kraft und seine Zeit auf das Wohl des deutschen Reiches. Die deutschen Fürsten hatten ihm das Vertrauen geschenkt, und dieses Vertrauen wollte er nicht mibrauchen. Nicht nach dem Besitz fremder Lnder sehnte er sich, nicht nach uerem Glanz und groer Macht ging sein Streben; er war vielmehr bemht seinen deutschen Unterthanen, die Jahrzehnte lang in der kaiserlosen Zeit gar hart gelitten hatten, die gewnschte Ruhe und Sicherheit wieder-zugeben, dem Reiche den inneren Frieden und die Ordnung zurckzugeben, die fr das Wohl des Volkes unbedingt notwendig war. Ihm lag also
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Ottokar_von_Bhmen Ottokar Rudolf Rudolf Kunigunde Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolfs Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf
268
Reuß gehörend. — Nicht lange nach Napoleons Ankunft im Schlosse wurde
der Fürst wieder zum Kaiser gerufen. Letzterer hatte seinen gelblich weißen
Mantel ausgezogen und stand mit dem Hute ans dem Kopfe in grüner
Uniform mit einigen Ordenssternen an einen: mit Landkarten bedeckten
Tische, neben ihm der Fürst von Neuchâtel und mehrere Adjutanten, im
Hintergründe der Leibmamelnck. Napoleon reichte dem Fürsten ein be-
schriebenes Blatt mit den Worten: „Lesen Sie, Fürst!" Es war eine
Proklamation an die Sachsen.
„Ist es nicht eine Unverschämtheit, daß man mir den Krieg erklärt
hat?" so begann der übermütige Emporkömmling die Unterhaltung. Die
Antwort des Landesherrn lautete: „Hierüber zu richten steht mir nicht
zu, Ew. Majestät." — „Sind Sie denn nicht im Bündnisse mit Sachsen und
Preußen?" — „Nein, Ew. Majestät, wir sind Vasallen Böhmens und
gute Nachbarn Sachsens." Napoleon verlangte nun vom Fürsten, er möge
die Proklamation an die Sachsen auf einein sicheren Wege durch Böhmen
schicken. Der Fürst aber erwiderte freimütig, Se. Majestät hätten viel
mehr Wege, dem Kurfürsten das Schreiben zuzustellen als er, der Fürst.
Überdies möge er dem so guten Nachbar nicht gern solche Botschaft zu-
gehen lassen. „Aber Sie sind doch mit dem Kurfürsten verwandt?" er-
widerte Napoleon. „Ihre Frau ist eine Hohenlohe?" Nachdem der Fürst
diese Frage bejaht und der Verwandtschaft auch von seiten seines Vaters
Erwähnung gethan, zeigte Napoleon in dem weiteren Gespräche eine so
genaue Kenntnis der ziemlich verwickelten fürstlichen Verwandtschafts-
verhältnisse , daß es den Landesherrn wunder nahm. Noch mehr staunte
der hohe Herr iiber des Kaisers genaue Kenntnis des Terrains der Herr-
schaft Schleiz, Gera und der Thüringer Lande. Er bezeichnet sie in seinem
Tagebuche als „unglaublich".
Napoleon sprach dann mit dem Fürsten noch einiges über Land und
Leute in der Herrschaft Reuß und entließ ihn aufs freundlichste.
Am anderen Morgen verließ der Kaiser kurz nach 6 Uhr Schloß und
Stadt, verlegte sein Hauptquartier nach Auma, war aber schon um 11 Uhr
in Gera und fuhr nachmittags nach Auma zurück. Am 12. Oktober war
Gera Hauptquartier.
3. Das ist der Krieg!
Wie schrecklich es in jenen Oktobertagen zuging, berichtet der Landes-
herr von jenem 10. Oktober im Anschlüsse an das Gespräch mit Napoleon:
„Die einbrechende Nacht mit allen ihren Greueln machte auf einmal mein
Herz mutlos und mein ganzes Mitleid rege. Feuer allerorten, wo man
nur hinsah, von weitem das Dorf Zobern bei Hof in Flammen, hier
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Schleiz Napoleon Gera_Hauptquartier Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Neuchâtel Sachsen Sachsen Sachsens Sachsen Gera Gera
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und silbernen Gefäßen vorgesetzt wurden, ans das sorgfältigste gefüttert.
Bei einer Feuersbrunst wurden vor Kindern und Geschwistern die Katzen
zuerst gerettet. Starb in einem Hause die Katze, so waren alle Haus-
genossen in tiefster Trauer und schoren sich die Augenbrauen ab. Der
Leichnam des heiligen Tieres wurde einbalsamiert, in köstliche Leinwand
gewickelt und feierlich beigesetzt. Wer eine Katze auch nur aus Versehen
umbrachte, war des Todes. Dasjenige Tier, das in ganz Ägypten und
am meisten vor allen Tieren verehrt wurde, war der Ochse Apis. Er
mußte am ganzen Leibe schwarz sein und an der Stirne einen weißen
viereckigen Fleck haben. Sein Palast war in der Königsstadt Memphis,
in der Bibel Noph genannt. Priester bedienten ihn und reichten ihm mit
gebeugten Knieen die heiligen Speisen. Der feierlichste Tag war der Tag,
an welchem man so glücklich war, ihn zu finden. Sieben Tage dauerte
das Fest. Bewaffnete zogen vor ihm her, um das von allen Seiten zu-
strömende Volk abzuhalten. Hinter ihnen ging er selbst, der gehörnte
Gott, in aller Pracht und Herrlichkeit, von Priestern in feierlichem Auf-
zuge geleitet. Zwei Reihen Knaben gingen ihm zur Seite, und sangen in
schönen Liedern sein Lob. Sein Tod versetzte ganz Ägypten in eine
Trauer, als wenn das Ende der Welt vor der Thüre wäre, und diese
Trauer währte, bis ein neuer Apis gefunden war. Der Götzendienst,
welchen das Volk Israel in der Wüste mit dem goldenen Kalbe trieb, er-
innert deutlich an diese Art der Abgötterei, welche dasselbe in Ägypten
kennen gelernt hatte.
Unter den ägyptischen Königen ist der berühmteste Ramses der
Große, von den Griechen Sesostris genannt, um 1500 v. Chr. Mit
seinem gewaltigen Kriegsheere, das 600000 Soldaten zu Fuß, 24 000 Reiter
und 27 000 Streitwagen zählte, unterwarf er sich einen großen Teil
Afrikas und Asiens. Die gefangenen Könige spannte er an seinen Sieges-
wagen. Einst geschah es, daß einer dieser Könige unverwandt auf das
eine Rad blickte. Deswegen befragt, gab er zur Antwort: „O König,
das Umdrehen des Rades erinnert mich an die Veränderung des Glückes.
Wie hier das Unten ein Oben und das Oben bald ein Unten wird, so
ist es auch mit den Königen, die heute auf dem Throne und morgen in
Knechtschaft sind." Von dem Tage an behandelte Ramses, an die Wandel-
barkeit auch seines Glückes gedenkend, die gefangenen Könige als Könige.
Wie im Kriege, so war er auch im Frieden groß. Er teilte das Land
in 36 Bezirke und legte überall Kanäle an, durch welche er die Fluten
des Nils in die wasserlosen Gegenden leitete. Nach ihm führt das Land
Gosen, in welchem der Erzvater Jakob mit seiner Familie sich niederließ,
auch den Namen Ramses. In gleicher Weise ist eine Stadt, welche
unter hartem Frondienste die Israeliten bauen mußten, Ramses genannt.
Derjenige König, durch welchen Ägypten den Ausländern geöffnet und
dadurch bekannter wurde, ist Psammetich. Er regierte um 666 v. Chr.
mit elf Königen das Land gemeinschaftlich. Nun war eine alte Weissagung
vorhanden, daß der, welcher im Tempel in einem ehernen Becher opfern
würde, ganz Ägypten beherrschen sollte. Aus Eifersucht opferten sie seit-
dem immer gemeinschaftlich. Einst bei einem Feste waren wieder alle
zwölf im Tempel versammelt und brachten ein Trankopfer. Die Priester
reichten ihnen hierzu goldene Schalen, aber aus Versehen nur elf, so daß
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Extrahierte Personennamen: Ramses Ramses Jakob Ramses Ramses Psammetich
Extrahierte Ortsnamen: Memphis Israel Asiens Gosen
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18. Der König stieren Blicks da saß,
Mit schlotternden Knieen und
totenblaß.
19. Die Knechteschar saß kalt durch-
graut
Und saß gar still, gab keinen
Laut.
20. Die Magier kamen, doch keiner
verstand
Zu deuten die Flammenschrift
an der Wand.
21.Belsazer ward aber in selbiger
Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.
203. Cyrus und Krösus.
Unter den Königen, denen die Juden während der babylonischen Ge-
fangenschaft Unterthan waren, kommt auch Cyrus vor, oder, wie er in
der Bibel genannt wird, Kores, d. i. Sonne. Er ist es, von welchem die
Juden die Erlaubnis, in ihr Vaterland zurückzukehren, erhielten.
Nachdem er seine Landsleute, die Perser, von dem Joche der Meder
befreit hatte, zog er mit seinem mächtigen Heere, das vorzüglich aus Rei-
tern bestand, von einem Lande in das andere. Wohin er kam, siegte er,
plünderte Stadt und Land und zwang die Einwohner, sich an sein Heer
anzuschließen. Es glich dieses einem wilden Strome, der in seinem Laufe
alles mit sich dahinreißt. Ganz Asien zitterte. Da stand plötzlich in
Lydien der mächtige König Krösus auf. Dieser wollte ihm noch zur
rechten Zeit einen festen Damm entgegen setzen und verband sich deshalb
mit allen umliegenden Völkern. Seine eigene Herrschaft erstreckte sich
über ganz Vorderasien bis hinauf zum Flusse Halys, der sein Reich
von Persien trennte. Er war unermeßlich reich und hielt sich deshalb
auch für den glücklichsten Mann von der Welt. Einst kam Solon zu
ihm, ein Weiser aus Griechenland. Diesem zeigte er alle seine Reich-
tümer und Schätze und sprach dann mit innigem Selbstgefallen: „Wohlan,
Solon, du bist so weit in der Welt umhergereiset, hast so viele Menschen
gesehen, sage mir doch, wen hältst du wohl für den glücklichsten? —
„Tellus, einen Bürger von Athen!" war die Antwort. Krösus wun-
derte sich, daß er einen gemeinen Bürger ihm, dem großen Könige, vor-
zöge, und fragte unwillig: „Und warum hältst du den für den glück-
lichsten?" „Dieser Tellus, — antwortete er, — lebte zu Athen, als die
Stadt blühete und glücklich war. Er hatte schöne und gute Kinder, er-
lebte sogar Kindeskinder, und alle blieben ihm am Leben. Er selbst war
brav und in der ganzen Gegend geehrt. Bei genügendem Auskommen
lebte er glücklich und zufrieden und starb hochbejahrt in einem siegreichen
Treffen den Tod für das Vaterland. Seine Mitbürger ehrten sein An-
denken durch eine Ehrensäule, die sie ihm setzten." — „Aber wen, —
fragte er, — hältst du nach diesem für den glücklichsten?" „Zwei grie-
chische Jünglinge, antwortete er, — Kleobis und Biton. Sie waren
Brüder und besaßen eine außerordentliche Leibesstärke. Beide trugen einst
in unseren öffentlichen Kampfspielen den Preis davon. Dabei chatten sie
eine innige Liebe zu ihrer alten Mutter. Diese war Priesterin. Einst
bei einem Feste mußte sie notwendig nach dem Tempel fahren; aber ihre
Ochsen kamen nicht zu rechter Stunde vom Felde. Da spannte sich das
schöne Brüderpaar selbst vor den Wagen und zog die alte Mutter bis
zum Tempel. Und als das dort versammelte Volk bewundernd umher-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Krösus
Extrahierte Ortsnamen: Asien Vorderasien Persien Griechenland Athen Athen