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gehütet. Von Schulau gelangt man in nördlicher Richtung
über Spitzerdorf nach Wedel. Auf dem Marktplatze dieser
Stadt steht eine Rolandsäule, ein steinernes Standbild,
das einen geharnischten Krieger darstellt. Solche Standbilder,
die auch in andern deutschen Städten vorkommen, waren in
früheren Zeiten Marktzeichen, d. h. Zeichen der Marktgerechtigkeit
einer Stadt. Unter der Rolandsäule wurden auch Streitig-
keiten geschlichtet, in Wedel namentlich beim Handel auf dein
dortigen Ochsenmarkt.
Bei Schulau hört das hohe Elbufer auf, und die Elb-
marsch beginnt. Das höher liegende und darum trockene Land
heißt Geest.
32.
Das Klima unserer Heimat.
Die Erde ist überall von Luft umgeben. Diese ist zu
verschiedenen Zeiten von verschiedener Beschaffenheit, bald kalt,
bald warm, bald feucht, bald trocken, bald bewegt, bald ruhig.
Die durchschnittliche Beschaffenheit der Luft in einem Lande
nennt man das Klima desselben. Die Erwärmung der Luft
geschieht durch die Sonne. Je schräger die Sonnenstrahlen
auf die Erde fallen, desto geringere Wärme erzeugen sie; je
mehr sie sich der senkrechten Richtung nähern, desto mehr
Wärme bringen sie hervor. Zu welcher Tageszeit zeigt sich
die geringste, wann die höchste und wann eine mittlere
Wärme? Wie die Erwärmung an jedem Tage wechselt und
deutlich vier verschiedene Zeitpunkte zeigt, so ist dies bei uns
auch im Verlaufe eines Jahres der Fall. In welcher Jahres-
zeit ist die Hitze am größten? In welche Zeit fällt die größte
Kälte? Wann zeigt sich eine Wärme, die das Mittel zwischen
der niedrigsten und der höchsten hält? Welche Monate sind
einander am meisten entgegengesetzt? Welche sind sich am
ähnlichsten? Um das Maß der Erwärmung ganz genau fest-
stellen zu können, bedient man sich eines Instrumentes, welches
den Namen Thermometer oder Wärmemesser führt.
6
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348
faltigsten Veränderungen, indem es die Wärmeverhältnisse ver-
mittelt, die wiederum vielfache Bewegungen Hervorrufen. Meer
und Land senden unter dem Einfluß der Wärme gewaltige Mas-
sen dampfförmiger Stoffe in die Luft, welche dieselbe in sich
aufnimmt und als Niederschläge der verschiedensten Art wieder
zurückgibt. Die Pflanzen- und die Thierwelt, welche sich nach
den Jahreszeiten und den verschiedenen Klimaten so verschieden-
artig gestalten, greifen mächtig in die Mischungsverhältnisse der
Luft ein. Sie ist gleichsam das Triebrad des ganzen organischen
Lebens auf der Erde, welches ohne sie unausbleiblich und schnell
erlöschen würde; sie ist das für das Erdganze, was die Seele
für den menschlichen Leib, was der Geist Gottes für das ganze
Weltall und für jede einzelne Menschenseele ist; in ihr leben,
weben und sind wir. Doch trägt ihr Charakter nicht das Ge-
präge der Beständigkeit, sondern vielmehr der beständigen Ver-
änderung, und man könnte sie dem Gemüthe des Menschen
vergleichen; sie ist gleich unbestimmt, launig oder furchtbar, bald
wie jenes durchsichtig und klar, das Licht der Sonne in sich
aufnehmend oder es zurückwerfend, bald mit leichteren oder dich-
teren Wolken bedeckt, die es vielfach brechen und zerlegen, bald
dem Himmelslichte verschlossen, sturm- und gewittervoll. Wie
das Gemüth in wechselnder Erscheinung unser eigenes Innere,
unsere Umgebungen und das llnendliche selbst abspiegelt, und
wir nach der Beschaffenheit und seinen Zuständen hierüber ur-
theilen, so läßt die Atmosphäre Meer und Erde, die unter ihr
liegen, in düsterer oder freundlicher Beleuchtung erscheinen, und
verzerrt auf vielfache Weise durch Brechung das Bild der Him-
melskörper.
So umfluthet der Luftozean die unbewegliche Feste; nach
seiner Tiefe zu entwickelt sich immer reichlicher Licht und Wärme,
und mit ihnen zahlloses Leben, während seine Höhen in Eis
erstarren und schon in einer geringen Entfernung über jeinem
Boden kein Leben mehr gedeiht.
„Aber nicht bloß der Mangel an Luft, wie auf den höch-
sten Bergen, sondern auch die besondere Beschaffenheit mancher
Luft setzt uns beim Athmen in Verlegenheit, z. B. wenn sie
im Sommer unerträglich heiß ist. In dem Lande, wo Jeremias
lebte und in den umliegenden Ländern weht mitunter der Wind
Samum aus den arabischen Wüsten her, der außer seiner Hitze
noch schädliche Bestandtheile hat und zum Ersticken ist. Von
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352
du in mir, laß mich ganz verschwinden, dich nur seh'n und
finden.
Du durchdringest Alles, laß dein schönstes Lichte, Herr,
berühren mein Gesichte. Wie die zarten Blumen völlig sich
entfalten und der Sonne stille halten; laß mich so still und
froh, deine Strahlen fassen und dich wirken lassen.
Teerstegcn.
182. Ursachen und Nutzen der Winde.
So lange die Dichtigkeit der Luft allenthalben gleich ist,
befindet sich die Atmosphäre tm Zustande der Ruhe; so wie jedoch
diese Gleichheit durch irgend eine Ursache aufgehoben wird, er-
folgt eine Bewegung, welche wir Wind nennen. Gerade so
wie die Luft aus einem Blasebalge nach außen strömt, wenn
sie zusammengedrückt wird, bewegt sich die Luft aus einer Ge-
gend, wo sie eine größere Dichtigkeit hat, nach derjenigen, wo
die Luft dünner ist. Diese Bewegung der Luftrnaffen stimmt
völlig mit der des Wassers in den Flüssen überein, es ist ein
förmliches Fortfließen eines Theils des Luftozeans aus einer Ge-
gend nach der andern.
Diese Luftströmungen sind in dem großen Haushalte der
Natur von großer Wichtigkeit; sie sind von Gott, dem Herrn,
alle weislich geordnet. Sie spielen bei der Befruchtung der
Pflanzen nicht selten eine wichtige Rolle; Thiere würden sich
bald unwohl fühlen, wenn sie sich stets in derselben Luftmasse
befinden sollten, und die Winde die letztere nicht häufig erneu-
erten. Dieser Austausch der Luft von mehr oder minder ent-
fernten Gegenden ist es vorzugsweise, wodurch die Winde in
den klimatischen Verhältnissen der Erde wichtig werden. Durch
sie wird die Strenge hochnordischer und die Hitze der tropischen
Gegenden gemildert; ohne sie würden Regen und andere wässe-
rige Niederschläge im Innern der Festländer unbekannt sein,
die Quellen würden versiegen, die Länder unfruchtbar werden.
Allen Winden liegt eine Störung im Gleichgewicht der At-
mosphäre zum Grunde; so vielfach auch die Ursachen derselben
zu sein scheinen, so zeigen genaue Beobachtungen, daß fast im-
mer Wärmeverschiedenheiten benachbarter Gegenden zur
Entstehung der Winde Veranlassung geben. Wenn von zwei
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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213
den Wellen des Meeres erfaßt und weiter getragen. Schwer be-
laden trugen die trüben Fluthen die drückende Bürde so lange mit
sich herum, bis sie zur Ruhe kamen. Dann setzten sie dieselben
allmälig und in wagerechten Schichten auf das Grundgestein ab.
Diese Schichten verhärteten auch zu festem Stein, und zeigen deutlich
genug ihren Ursprung aus dem Wasser und unterscheiden sich deutlich
genug von dem Urgestein, das nie im Schoße des Meeres geruht.
So hat das Meer die Erdoberfläche getäselt mit Gesteinsschichten,
bunt und mannigfaltig; hier mit Kalk, dort mit Thon oder Sand,
gemischt und ungemischt ; hier hat es seine Last wagerecht abgelegt,
als hätte es eine Setzwaage dabei gebraucht, dort liegen die Schichten
schräg, auch wobl senkrecht emporgerichtet, denn neue Hebungen
brachten sie wieder aus ihrer ursprünglichen Lage. Bald enthalten
sie edle Metalle, besonders aber Eisen, bald das unentbehrliche
Salz, bald wieder riesige Knochenleiber von Thieren. Auch große
mächtige Waldungen sind von dem Meere in die Schichten der Erde
vergraben, und wohl verwahrt liegt diese Pflanzen- und Thierwelt
in den steinernen Friedhöfen, als sollten diese Gräber noch den
spätesten Geschlechtern Kunde geben von einer Schöpfung, die kein
Auge gesehen. Mit suchendem Blick forscht der Mensch schon lange
in diesen Friedhöfen, aber so groß und mannigfaltig die Zahl der
Pflanzen und Thiere auch ist, die er aufgefunden hat, Menschen-
gebeine liegen nicht mit unter den urweltlichen Wesen vergraben.
Damit ist eine allgemeine Schöpfungsgeschichte eingeleitet, die
nach 1. Mose 1 auszuführen fein möchte. Die biblischen
Schöpfungstage berechnen die Erdkundigen — Geologen — auf
Jahrtausende, nehmen statt der 6 Schöpfungstage nur 4 Bildungs-
perioden an, haben also noch Raum für zwei höhere Entwicklungen.
Ueber die Bildung der cimbrischen Halbinsel, der umliegenden In-
seln und anderer baltischer Länder sind die Geologen noch sehr ab-
weichender Meinung. Die meisten Neueren nehmen an, daß die
Halbinsel mit den Inseln zur selben Zeit und auf derselben Haupt-
spalte der Erdrinde aus dem Meere emporgehoben worden sei, auf
welcher die skandinavischen Hochalpen hervordrangen. Der frühere
Meeresboden war ein großes Corallenriff in einem heißen Ocean
und wurde durch den gewaltsamen Durchbruch dieses Urgebirges
größtentheils zertrümmert, so daß nur einzelne Abtheilungen, wie
Faröe im südlichen Seeland, Möensklint und der segeberger Gyps-
berg stehen geblieben sind. Die kleingeriebenen Bruchstücke der
Corallenbänke lieferten das Material der verschiedenen Kalk- und
Kreidegesteine, auf welchen unser Land rubt. Ob durch diese große
Erdrevolution der größte Theil des Festlandes versunken ist, welches
in der Urzeit den nordöstlichen Theil des atlantischen Oceans aus-
füllte, von welchem England, die Hebriden-, Orkney-, Shetlands-
inseln und die Färöer als Trümmer übe lg geblieben sein sollen,
wagt Niemand zu beweisen.
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565
ergießt sich bei der Vergleichung Drontheims mit Umea. Am
Nordcap ist der Winter fast nicht strenger als in Stockholm, aber
die Wärme im Sommer dort nicht höher als hier im Herbst; in
Enontekis dagegen (einem kleinen Orte in Lappland) ist der Sommer
5 " wärmer und der Winter 9v- 0 kälter als am Nordcap, wie
denn auch in Enontekis der Winter 19 °, der Sommer aber nur
4 o kälter ist als in Kopenhagen.
Die jährliche Regenmenge in Stockholm und Westeraas
ist 18 dän. Zoll, in Bergen dagegen 80. — Die jährliche Regen-
menge bestimmt man durch Aufsammeln des Regens in einem Ge-
fäße, worauf man mißt, wieviel jedesmal gefallen ist, und die
Ergebnisse zusammenrechnet. Wenn es nun heißt, daß in Stock-
holm 18 Zoll Regen gefallen sind, so will dieß sagen: wenn der
Regen ein ganzes Jahr hindurch auf der Erdfläche stehen bliebe,
so würde dieß am Schluffe des Jahres eine Wasserschicht von 18 Zoll
geben. Das Schneewasser ist hier, wie überall, mit zum Regen
gerechnet. — Die Regenmenge dieser einzelnen Orte kann zwar
nicht für die ganze Ost- oder Westseite der Gebirgsmasse als Maaßstab
dienen, aber nebst der allgemeinen Erfahrung leitet sie uns doch zu
der Ueberzeugung, daß sie aus der Westseite der standinavischen
Halbinsel viel größer ist als auf der Ostfeite. Die vielen Dünste,
welche vom Meere aufsteigen, und die häufigen Ursachen, welche sie
in Regen Verwandeln, wo Luftströme mit ihnen geschwängert, gegen
jähe Klippen stoßen, sind der Hauptgrund des feuchten Klima's und
der nebligen Luft auf der Westseite. Eben so macht der Einfluß
des Meeres die Wärme gleichmäßiger, den Sommer minder warm,
den Winter weniger kalt, weil das Meer im Winter nicht gefriert
und die Feuchtigkeit der Seeluft im Sommer die Wärme mildert.
Von der Ostseite dagegen bält die Gebirgsmasse den Einfluß des
Meeres fern.
Beim Besteigen der Berge bemerkt man eine Abnahme der
Wärme; man wird also, wenn sie hoch genug sind, zu einer Höhe
gelangen, wo die Kälte so beträchtlich ist, daß der Schnee nie
schmilzt. Eine Linie, die man sich durch alle Punkte gezogen denkt,
oberhalb welcher der Schnee nie aufthaut, nennt man die Schnee-
linie. Diese findet sich am Nordcap in einer Höhe von 2400,
im südlichen Norwegen dagegen in einer Höhe von 5600 Fuß.
An der Westseite ist sie niedriger als an der Ostfeite, weil der
Schnee in den nebligen, feuchten Sommern dort nicht so leicht
schmilzt, als in der viel klareren Luft auf der Ostseite. Von den
großen Schneemassen auf dem Folgeford und Justedalsbrä im Stifte
Bergen ziehen sich große Eismasfen (Gletscher), tief in die Thäler
hinab bis an die Kornäcker; da sie so bedeutend sind und stets von
oben langsam nachgleiten, so vermag die Svmmerwärme sie nicht
aufzuthauen. Unterhalb dieser Eismassen findet man große Erd-
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Extrahierte Ortsnamen: Nordcap Stockholm Enontekis Lappland Nordcap Kopenhagen Stockholm Westeraas Nordcap Norwegen
------ 469 ---------
6. Nutzen und Schaden des Windes.
I. Nutzen des Windes.
A. Für das Leben in der Natur.
1. Aufhebung einer schädlichen Ruhe im Dunstkreise. Reinigung de^
Luft. Luftwechsel, besonders in Hinsicht auf die von Thieren und Pflanzen
benutzte und ausgeathinete Luft.
2. Minderung der Kälte in nördlichen und der Hitze in den südlichen
Gegenden. Mäßigung unsers Klimas im Sommer und Winter.
3. Herbeiführung der Regenwolken als der O.uellen der Fruchtbarkeit
des Landes.
4. Vertheilung des Niederschlags; Verminderung in Seeländern und
Vermehrung in Binnenländern.
5. Bewegung des Masters.
6. Befruchtung der Pflanzen durch Vermischung des Blüthcnstaubs.
7. Befreiung der Pflanzen von dem abgestorbenen Laube im Herbste.
8. Verbreitung des Samens gewisser Pflanzen.
B. Für das Leben der Menschen.
9. Benutzung des Windes zum Bewegen der Segelschiffe in bestimm-
ter Richtung.
10. Bewegung der Windmühlenflügel.
11. Die trocknende Kraft des Windes: Wege, Wäsche, Gefärbtes; —
Heu, Getreide, Salinen.
Ii. Schaden des Windes.
A. Aus dem Grade des Windes hervorgehend:
1. Schaden an Häusern: Dachziegel und Schornsteine.
2. Schaden in Gärten und Feldern: Bäume, Aeste, Obst, Getreide
und kleine Pflanzen.
3. Scheitern der Schiffe.
4. Das Aufstauen des Wassers in Flüssen und dadurch mitveranlaßte
Ueberschwemmung.
B. Aus der Richtung und sonstigen Beschaffenheit hervorgehend:
5. Das Zurückhalten der Schiffe im Hafen durch widrigen Wind.
6. Das Austrocknen des Landes durch den scharfen Ostwind.
7. Der Einfluß desselben Windes auf die Lunge, die Augen und Lippen.
Auswerfen und Aufwirbeln des Sandes und Staubes.
8. Das Zurückhalten der Regenwolken des Westens.
9. Schädliche und giftige Winde gewisser Länder.
0. Aus der Stärke und Richtung hervorgehend:
10. Vermehrung der Gefahr bei Feueröbrünsten.
7.
Der Schlußstein, — vielleicht nur ein Samenkorn, für künftige Zeit gesäet.
Daß man mit einer Wasserpumpe einen Raum wasserleer machen kann,
ist bekannt. Auf die ähnliche Einrichtung und Wirksamkeit einer Luftpumpe
führt die Betrachtung einer kleinen Spritze. Die Luftpumpe macht einen
Raum fast luftleer.
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was, außer dem Christenthum, in dem noch eine höhere Freiheit
ist, ein guter Mensch auf Erden besitzt und zu besitzen begehrt.
186. Ein Blick auf Schleswig-Holstein.
a.
1. Meine Wiege stand nicht weit von den reizenden Ufern
der Ostsee, nur wenige Stunden nördlich von dem schleswig-hol-
steinischen Canal, also in dem Herzogthum Schleswig, und einige
Stunden südlich von dieser künstlichen Waßerstraße, in dem Her-
zogthum Holstein, da lernte ich gehen. So sind gar Viele in
Schleswig geboren, die jetzt in Holstein leben und wirken, und
wiederum haben Viele als Kinder in Holstein gespielt, die jetzt
in Schleswigs Erde ruhen. Und wie diese beiden Lande von
ihrer Schöpfung an sind zusammengefügt gewesen und — wie
der Einband an dem Gesangbuche unserer Väter — durch ein
„helles Silberband," nämlich durch die Eider und den schleswig-
holsteinischen Canal, mit einander verbunden: so sind durch eine
mehrhundertjährige Geschichte auch die Bewohner derselben in
Sitten und Einrichtungen, in Gesetzen und deren Verwaltung
also mit einander verwachsen und verbrüdert: daß man diese Lande
und ihre Bewohner mit Recht „stammverwandt" genannt hat.
2. Sieh', va liegen sie nun, unsere heimatlichen Fluren, im
Norden Deutschlands, und erstrecken sich von Hamburg bis nach
Kolding hinauf. Im Norden werden sie durch die Königsau von
Jütland und im Süden durch die Elbe von Hannover geschieden;
im Osten bespülen die Wellen der Ostsee ihre reizenden User und
im Westen zerstörte und bauet auch wieder in ruheloser Thätigkeit
die West- oder Nordsee. Gar groß ist unser Vaterland also
nicht; denn Holsteins größte Ausdehnung von Süden nach Norden
— von Bergedorf bis zur Müudung des schleswig-holsteinischen
Canals — beträgt nur ungefähr I lj Meilen, und die von der
Westküste bei Büsum bis zur Ostküste bei Dahme ungefähr
17^ M.; Schleswigs Länge von Rendsburg bis nach Kolding
hinauf mißt nur ungefähr 18 M., während seine Breite von der
Westküste bis zur Ostseite hier etwa 12, dort 10 und an einer
anderen Stelle wohl nur 8 M. beträgt. Das Ganze ist eine
Landesfläche von 320 Quadratmeilen mit reichlich 958,000 Ein-
wohnern, wovon 165 Qm. mit ungefähr 405,000 Einwohnern
auf Schleswig kommen. Das ist nur ein kleines Stückchen un-
seres Erdtheils, nur der 500fte Theil Europas; aber dennoch ist
unser kleines Vaterland ein vor manchen größeren Ländern sehr
bevorzugtes Land. *) „Denn wo die beiden Stosse unseres Erd-
körpers, wo Land und Waßer aneinander stoßen: da drängen sie
*) Von hier an von und nach Herm. Biernatzki.
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279
Quecksilber in der Röhre immer höher, bleibt aber, sobald das
Waßer kocht, wiederum an einem Punkte oben stehen. Auch dieser
wird gemerkt und heißt Koch- oder Siedepunkt. Jetzt befestigt
man das Thermometer an einem schmalen Brettchen. Der Raum
zwischen dem Kochpunkte und Gefrierpunkte wird in 80 gleiche
Theile, Grade, getheilt. Man zeichnet auch noch 30 bis 40
solcher Theile unter den Gefrierpunkt. Die Grade über dem
Gefrierpunkte heißen Wärmegrade, die unter demselben Kälte-
grade; jene werden in der Schrift mit —{— r diese mit — bezeichnet.
(4- 18° R.) heißt 18 Grad Wärme nach Reaumur; sowie
(— 18° R.) 18 Grad Kälte nach Reaumur. Angabe einiger
Kälte- und Wärmegrade:
Gefrierpunkt des Waßers = 0.
Gewöhnliche Winterkälte — 10 bis 15°.
Strenge Kälte = 20 bis 25°.
Kälte in Polargegenden ----- 36 bis 40".
In den 3 heißesten Tagen, vom 5ten bis 8ten Juli 1845,
hatten wir im Schatten-s-30"; -s- 31° ist Hühnerbrut; 4“ 32°
Blutwärme; 4~ 35° hitzige Krankheit.
213. Schleswig-Holsteins Klima.
(Nach Herm. Biernatzki und Kuß.)
1. Die uns umgebende und durchdringende Luftmasse gehört,
im Ganzen genommen, nicht gerade zu den gnädigsten Aeußerungen
der Natur gegen uns. Zwar ist sie für ein 130 —140 Meilen
nördlicher als die Mitte der gemäßigten Zone gelegenes Land
ziemlich milde, da die durchschnittliche Kälte seit 4 0 Jahren etwa
nur 1 Grad gewesen, während sie in dem südlicher liegenden
Berlin I^, in München ebenfalls 1 Grad betrug. Ferner ist es
wahr, daß unsere geographische Lage dem südlichen Theile von
Kamtschatka entspricht, während es bei uns auch wärmer ist, als
etwa in dem 14 Breitengrade südlicher gelegenen Peking. Da-
gegen ist wieder in dem nördlicher liegenden Edinburgh die größte
durchschnittliche Kälte 2j Grad Wärme gewesen: es könnte also
trotz seiner nördlichen Lage unser Klima ein weit milderes sein.
Mit dem unter ähnlichem Breitengrade gelegenen Moskau ver-
glichen, ist es zwar durchschnittlich wärmer bei uns, wenn auch
die augenblickliche Temperatur dort ziemlich höher sein kann. Die
Ostküsten sind in der Regel kälter, als die Westküsten; aber unsere
Ostsee ist auch ein besonders kältebringendes Waßer, und dem
Großherzogthum Meklenburg hat vorzüglich das südliche Holstein
eine Vegetation zu danken, die mindestens 10—12 Tage der un-
serer nördlichen Gegenden vorauseilt. Die Sümpfe und Moore
sind ein ewiger Sammelplatz aller möglichen erkältenden Dünste
und darum der Temperatur äußerst nachtheilig. In gleicher Weise
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Extrahierte Personennamen: Biernatzki
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holsteins Berlin Kamtschatka Peking Edinburgh Moskau Großherzogthum_Meklenburg Holstein
2
ren noch nicht von einander getrennt,' und nirgend war
ein Gewächs oder ein lebendes Wesen. Nach und nach
schieden sich Land und Wasser; durch unterirdisches
Feuer sanken Tiefen ein; das Wasser sammelte sich
darin und bildete das Meer. Harte oder verhärtete
Körper, versteinerte Schnecken, Fische und Meerpflan-
zen senkten sich in Lager auf einander; es erhoben sich
Felsen, die, wie die Knochen 'des menschlichen Kör-
pers, das Gerippe des Erdkörpers wurden, und um
diese Felsen sammelte sich daö feste Land; sie wurden
gleichsam ein Rückhalt, daß Sturm und Meer nicht
weiter die lose Erde hierhin und dorthin treiben konn-
ten. Endlich gab ein Orkan aus Südwest der Ober-
fläche unserer Erde die gegenwärtige Gestalt. Aus der
südlichen Erdhälfte wurde das Land fortgestürmt; nur
einzelne Felsspitzen widerstanden, und bilden jetzt spitzig
auslaufende Vorgebirge; das meiste feste Land ward
nach Nordosten hingeschleudert. Indeß ist auch diese
Gestalt nicht von ewiger, unvergänglicher Dauer; sie
leidet noch immerfort in einzelnen Theilen Veränderun-
gen. Höhen sinken ein, Ebenen werden erhöht; Land
wird überschwemmt; Seegrund wird trockenes Land.
Und welche große Veränderungen kann ein Erdbeben
hervorbringen! So das große Erdbeben, welches 1755
den 1. November-Lissabon und die umliegende Gegend
zerstörte.
3.
Der so befestigte Boden erzeugte jetzt durch die ihm
von Gott verliehene Kraft Gewächse: Moose und
Gräser, Pflanzen und Kräuter, Sträucher und Bäume.
Darauf erschuf'gottes Allmacht Thiere: Gewürm,
das auf dem Boden kriecht; Thiere des Feldes Und
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tiem Teige, vermischt waren , und eine trübe Flut um-
schloß das Ganze. Da konnte kein Gewächs haften in
dem schlammigen Wesen, daß jeden Augenblick fast sei-
ne Lage änderte; da fand sich keine Nahrung für lebende
Geschöpfe: es war Alles wüste und leer.
Was im Innern unseres Erdkörpers eingeschlossen
ist, und vom Anbeginn der Welt her eingeschlossen war,
kennen wir zwar nicht vollständig: allein wir sehen aus
den noch fortdauernden Veränderungen auf der Oberflä-
che der Erde, daß Feuer dort unaufhörlich fortbrennt,
oder von Zeit zu Zeit sich aufs neue wieder entzündet;
daß dieses Feuer Theile des Erdkörpers ausbrennt, so
daß sie einsinken müssen, andere Theile in die Höhe
schleudert, so daß sie über der Erdflache hervorragen.
Durch die Würkung dieses inneren Feuers geschah es
wahrscheinlich, daß auf der wüsten und leeren Erde hier
große Höhlen einsanken, in welche das Wasser abfloß,
dort Höhen emporgehoben wurden, die über der Wasser-
fläche hervorstanden. — Doch konnten die Ufer dieser ge-
sammelten Wasservorrathe nicht dauernd.sein, so lange
die Erde keine Vcstigkeit hatte. Ein heftiger Sturm
empörte das Meer, und die empörte Flut drang in die
lockere Erde, höhlete Busen aus, riß Theile als Inseln
ab, und spülte das erhöhete Land wieder aus einander.
Es mußten sich erst harte Theile setzen: aus dem schlam-
migen Wasser sammelten sich die Erden und senkten sich
auf den Boden; was jetzt schon im Wasser gedeihen und
keben konnte, Pflanzen, Schnecken, Fische, wurde vom
Wasser mir einer verhärtenden Rinde umzogen, und
senkte sich Lagenweise übereinander; Schmelzungen aller
Art, die das Feuer im Innern der Erde hervorbrachte,
lauterten die gesenkten Massen von ihren Beimischungen,
und es entstanden nach und nach veste unerschütterliche
Felsen, die der Wuth der Stürme und des Meeres wi-
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