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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde von Altona und Umgegend - S. 10

1893 - Altona : Uflacker
— 10 — vom Horizont, in welchem die acht Himmelsgegenden bezeichnet sind. Ein solches Bild heißt eine Windrose. Zeige nach N., nach £)., nach S., nach W., nach Nw. n. s. to.! Nach welcher Himmelsgegend wende ich jetzt mein Gesicht? Nach welcher seht ihr? Welche Himmelsgegend hat man rechts, wenn man vor sich N. hat? Welche hinter sich? Welche zur Linken? Welche Himmelsgegend hat man rechts, wenn man vor sich O. hat? Welche zur Linken? Welche hinter sich? u. s. w. (Durch öftere Wiederholung sind die Himmelsgegenden fest einzuüben, und zwar auch im Klassen- zimmer und auf dem Flur des Schulhauses.) Die Bestimmung der Himmelsgegenden kann auch dadurch geschehen, daß man die Kinder beobachten läßt, wie sich in- folge des Steigens und Sinkens der Sonne Richtung und Länge des Schattens fortwährend verändern. An einer sonnigen Stelle des Schulhofes wird ein langer Stab senkrecht im Erdboden befestigt. Ein zuverlässiger Schüler wird mit der Aufgabe betraut, von morgens 8 Uhr bis nachmittags 4 Uhr stündlich Richtung und Länge des Schattens, den der Stab wirft, mit deutlichen Strichen auf der Erde zu bezeichnen. In den Pausen nehmen alle Schüler an den Beobachtungen teil. Am folgenden Tage wird in der Unterrichtsstunde das vollständige Ergebnis der Beobachtungen von der ganzen Klasse in Augenschein genommen. Der Schüler, der die Striche hat einritzen müssen, zeigt den Strich, der den Schatten um mittags 12 Uhr angiebt, und nun wird das Verständnis der Himmelsgegenden in der oben gezeigten Weise vermittelt. Gleichzeitig lernen die Kinder, daß der Schatten mittags 12 Uhr am kürzesten ist, und daß er bis Mittag an Länge abgenommen, dagegen nach Mittag zugenommen hat. Leicht begreiflich wird es ihnen sein, daß diese Erscheinung mit dem Steigen und Sinken der Sonne zusammenhängt, und sie werden sich unschwer folgende Sätze merken: Je höher die Sonne steigt, desto kürzer wird der Schatten; je mehr sie sinkt, desto länger wird er; am kürzesten ist er mittags. —

2. Handbuch der alten Geschichte Geographie und Chronologie - S. 130

1825 - Altona : Hammerich
130 Geschichte Zwar hiefs Samuel nur der Richter ; allein sein prophetischer Geist gab ihm auch das Ansehen und den Einflufs eines Hohenpriesters. Er ward der Stifter der Propheten - Schulen, der Gesellschafterin junger Leviten, die sich unter fähigen Vorstehern in dem übten, was zur Religion und Belehrung des Volkes gehörte, und aus denen die Weisem selbst die Zukunft voraus sagten. Aus ihnen stan- den die gröfsten Dichter der Nation auf, und in spätem Zeiten waren sie eben sowol Stützen eines freieren Strebens, als Vertheidiger der Volks- rechte und Landesverfassung gegen eigenmächtige Könige. — Auf den Söhnen Sarnuels ruhte nicht der Geist ihres Vaters: ihre Ungerechtig- keiten erzeugten Murren bei den Israeliten, und dies, nebst der Erinnerung an die mannigfaltigen Niederlagen von ihren Feinden, den Wunsch: unter der Regierung eines sichtbaren Königs zu stehen, der, indem er ihre Kraft vereinigte, sie sicherer gegen Bedrückungen der Mächtigen und gegen feindliche Angriffe schützen könne. Sa- muel, Statthalter Jehovah’s, shilderte ihnen aufs lebhafteste den Druck der königlichen Regie- rung; allein sie beharrten in ihrem Begehren. Nun giebt ihnen Samuel einen Mann aus der niedrigsten Familie des unbedeutendsten aller Stämme, damit der neue König ohne eignes An- sehen ganz in der Gewalt des Propheten wäre, Saul, den Sohn des Kis aus dem Stamme Ben- jamin; aber einen Mann von grofser, schöner Gestalt, die ihm die Achtung des sinnlichen Vol- kes gewinnen sollte. Doch ward er erst nach einem Siege über die Ammoniter vom ganzen Volke als König anerkannt, und Samuel legte sein Richteramt nieder. Anm. Dafs in den dauernden kleinen Kriegen dieser Periode das Volk wenig oder gar nicht gebildet wurde; ja, dafs einige Stämme im Gegentheil durch die Gemeinschaft mit den rohern Gränzvölkern verwilderten, und was sie in Aegypten an Kenntnissen und Bildung

3. Das Vaterland - S. 580

1854 - Altona : Lehmkuhl
580 ehrgeizigen Wünschen nur neue Nahrung, und Mathematik und Kriegswissenschaft waren seine Lieblingsstudien. In den Kriegsschulen von Brienne und Paris gebildet, trat er, 17 Jahre alt, als Lieute- nant in ein Artillerie-Regiment ein. Die Stürme der Revolution vertrieben ihn mit seinen Eltern aus Corsika; so daß diese eine be- scheidene Zufluchtsstätte bei Toulon zu finden froh waren. Napoleon, eine Zeit lang außer Dienste, gelang es endlich, bei der Belagerung des von den Engländern eingenommenen Toulon so stch auszuzeichnen, daß er zum General ernannt wurde. Als aber ein Regierungs- wechsel in Frankreich eintrat, verlor Bonaparte abermals seine Stelle und wurde bald so unzufrieden mit seiner Lage, daß er dem türki- schen Sultan seinen Degen anzubieten beschloß. Da geschah es, daß sich in den Straßen von Paris gegen die Regierung ein Aufruhr entspann. Diese, seines entschlossenen Charakters bedürftig, erinnerte stch jetzt an Bonaparte, machte ihn zum Divisionsgeneral, und er schmetterte die Volkshaufen durch einen Kartätschenhagel erbarmungslos nieder. Jetzt stieg er an Macht und Ansehen. Er wurde Ober- commandant der Armee des Innern. Staunend richteten stch die Augen der Menge aus den erst 26 Jahre alten General mit der ha- gern Gestalt und dem dunkeln Blick, in dessen tiefstem Grunde man eine Seele schaute, die, nach dem Ausdruck eines Zeitgenossen, einem an einem Vulkan gewärmten Granit glich. Das blasse Gesicht, von dunkeln Haaren umwallt, verkündete tiefen Ernst und eiserne Beharrlichkeit; die schwarzen Augen blitzten unter den finstern Brau- nen; aber ein unwiderstehliches Lächeln spielte um seinen Mund, wenn er Jemanden gewinnen wollte. Um diese Zeit geschah es, daß ein Knabe von 12—13 Jahren eines Morgens bei Bonaparte erscheint. Er vergießt Thränen und kann lange keine Worte finden. Endlich erfährt Bonaparte, daß er der Sohn des auf dem Blutgerüste umgekommenen Generals Beau- harnois ist und sich den Degen seines Vaters zurück erbitten will; derselbe hatte bei der allgemeinen Entwaffnung der Pariser National- garde abgeliefert werden müssen. Bonaparte, gefesselt von der Lie- benswürdigkeit des kleinen Bittstellers, gewährt ihm leicht seinen Wunsch, und am andern Tage kommt die trauernde Mutter ihm da- für zu danken. Der Anblick der reizenden Wittwe, ihr sanftes, ge- mütvolles Wesen, macht auf Bonaparte einen tiefen Eindruck. Ihr Reichthum und ihre Verbindungen schmeichelten seinem Ehrgeiz, und er trägt ihr seine Hand an. Die edle Josephine wurde sein Weib. Manchmal wußte ihre Sanstmuth seine Heftigkeit zu mildern und ihn zu edelmüthigen Entschlüssen zu erwecken. Die Franzosen nann- ten sie später „den guten Stern Napoleons." Aber er sollte ihm nicht bis zu seinem Lebensabend leuchten. Wäbrend deß war Bonaparte zum Oberbefehlshaber des Heeres in Italien ernannt worden. Die englischen Minister hatten nämlich

4. Das Vaterland - S. 297

1854 - Altona : Lehmkuhl
297 Seiten ausbreiteten und bis zur Gränze Jütlands hinaufstreiften. Es war der Hauptplan des Feindes, unser Heer von der Festung Rendsburg, welche den Rücken decken sollte, abzuschneiden, und dem General Wallmoden gelang es auch zwischen der Festung und unsern Truppen vorzudringen, westhalb die Unsern sich, um den Weg nach Rendsburg zu eröffnen, durch das feindliche Heer durchschlagen mußten. Hier kam es, bei Sehestedt, den 10. Dec. 1813, zu einem blutigen Treffen, welches von 7 Uhr Morgens bis Nachmittags 4 Uhr dauerte. Es wurde mit großer Hart- näckigkeit auf beiden Seiten gekämpft; zuletzt aber gelang es durch einen kühnen Angriff der fühn'schen Dragoner, den Feind über die Eider zurückzuwerfen und Sehestedt mit Sturm einzunehmen, worauf die Unsern ungestört sich nach Rendsburg zurückzogen. Mit dieser schönen Waffenthat endete der Krieg; denn das ge- schwächte Vaterland war nicht länger im Stande den ungleichen Kampf fortzusetzen. Im Frieden zu Kiel, 14. Janr. 1814, ging Norwegen verloren. Die Mitwelt hat über jene Fürsten Europa's ein strenges Urtheil gefällt (und das der Nachwelt wird wohl kaum milder ausfallen), welche mit der Erklärung, der Willkür ein Ende machen und Frieden und Gerechtigkeit in die Welt zu- rückführen zu wollen, zu den Waffen griffen, deren erste Hand- lung aber eine der größten Ungerechtigkeiten war, welcher die Geschichte gedenkt. — In Sehestedt verkündet ein einfaches Monu- ment, eingeweiht am 28. Juni 1822, dem Geburtstage Walde- mars Ii., die tapfere That. (F. Allen.) 4l Der Ciderkanal. Dieser Kanal ist einer der größten und wichtigsten der Welt, und dient zur Verbindung der Ostsee mit der Westsee. In Ver- einigung mit dem Eiderstrome bildet dieser größentheils die Gränze zwischen den Herzogthümern Schleswig und Holstein. Der Ban des Kanals wurde im Jahre 1777 augefangen und in 7 Jahren mit einem Kostenaufwande von ungefähr 4 Millionen Reichsthaler beendigt. Bevor dieser Kanal erbaut wurde, waren alle Schiffe, welche die Reise von der Ostsee nach der Westsee und umgekehrt vor- nehmen wollten, genöthigt, längs der so gefährlichen Westküste der Halbinsel hinaufzufahren und dann das Kattegat und den

5. Das Vaterland - S. 378

1854 - Altona : Lehmkuhl
378 bestrafte. Der Gutsherr seinerseits mußte hart, wenigstens strenge sein, wenn er sein Gut ordentlich betreiben wollte, denn mit Güte allein war bei dem so verwilderten Leibeigenen wenig auszurichten. Manchmal artete die bei dem Verhältniß nöthige Strenge in Grausamkeit aus; so marterte ein Gutsherr von Bürau im Jahre 1722 drei seiner Leibeigenen zum Theil eigenhändig zu Tode, während ein vierter kaum mir dem Leben davon kam. Diese Grausamkeit freilich ist mit fünfjähriger Verbannung und 20,000 Rthlr. Brüche bestraft worden; in der Regel aber kümmerte sich kein Mensch darum, was der Gutsherr mit seinen Leibeigenen machte. That die Peitsche oder Gefängniß auf dem Hofe die da- von erwartete Wirkung nicht mehr, so sandte der Gutsherr die Männer ohne Weiteres in die Karre, die Weiber ins Zuchthaus, in der Regel freilich nur auf kurze Zeit, denn er konnte oder wollte ihre Arbeit auf dem Hofe nicht entbehren. Der Leibeigene suchte sich wohl durch die Flucht der Sclaverei zu entziehen, allein gewöhnlich mißlang sie, weil die Aemter und Städte und selbst Hamburg und Lübeck die Entwichenen zurücklieserten, nur in den Marschen fanden sie oft Schutz. Selten kam es zu einem thätlichen Widerstände mit vereinter Kraft, wie dieses 1739 auf Oehe geschah, wo die Leibeigenen den Vogt mit Sensen erschlu- gen. Nach kurzer Untersuchung wurden fünf der Thäter ent- hauptet, vier auf Lebenszeit zur Karrenstrafe verurtheilt und die übrigen mehr oder weniger hart bestraft. Verfeinerte Sitten, das größere Gewicht der öffentlichen Meinung und vermehrte Thätig- keit der Regierungsbehörden wirkten in der letzten Hälfte des vori- gen Jahrhunderts in so fern zu Gunsten der Leibeigenen, daß sie weniger den körperlichen Mißhandlungen ausgesetzt waren, wie früher, allein in anderer Beziehung wurde ihr Loos bedeutend ver- schlimmert. Viele Gutsbesitzer nämlich fanden es vortheilhaft, ihre Höfe selbst zu betreiben; sie schafften sich Pferde und Acker- geräth an, und bedurften nur der Hände der Leibeigenen. Die Hufen wurden daher überflüssig, und dem zufolge eingezogen und zu eignen Gütern oder Meierhöfen gemacht. So wurden in allen diesen Gütern alle Hufner mit einem Male zu Tagelöhnern her- abgesetzt, und tausenden von Menschen die einzige Hoffnung, jemals zu einem einigermaßen behaglichen Leben zu kommen, verscheucht. Aufgehoben ist die Leibeigenschaft, möchte sie in keinerlei

6. Theil 1 - S. XVI

1867 - Altona : Schlüter
Xvi sprachlichen Bearbeitung in die Hand bekommen. Wir wiederholen, es ist in dem Buche ein reicher Sprachschatz enthalten, der in hohem Maße fruchtbringend gemacht werden kann. — Im November- und December-Heft desselben Jahrg. dieser Zeitschrift bezeichnet derselbe Rec. — Prof. Otto Lange — am Schlüße einer eingehen- deren Besprechung (S. 714—18) den Bildungsfreund als »eine der verdienstvollsten Erscheinungen auf dem Gebiete deö Leseun- terrichtes.» In der Pädagogischen Monatsschrift von 1854 heißt es im Juli-Heft S. 543 über den Bildungsfreund: »— ein Buch für die Ober- classe der Volksschule und die Mittelclassen der Bürgerschule, ein Epoche machendes Buch! Wenn nach uns'rer Zeit ein Geschichtsschreiber der Pädagogik die Fortschritte derselben im 19. Jahrhundert anfzählen wird, dann wird er unter den literarischen Exponenten dieses Fortschrittes den «Bildungsfreund« aufzählen, denn das Buch steht auf der Höhe des Fortschrittes; und wenn unsere Nachkommen einmal jede Kenntnis von der Art und Weise, wie wir den Schulunterricht betrieben, abhanden käme und es blieb ihnen nur dies Buch, sie könnten sich daraus allein ohne zu große Mühe das Bild unseres heutigen Unterrichtsbetriebes reconstruiren, so organisch fügt sich dasselbe in ein einheitliches Unterrichts- system ein, und so klar spricht es in seinem ganzen Wesen die Zwecke aus, denen es dienen will.« — Von 1844—1852 erschien der Bildungsfreund in drei starken Auflagen. Die 3. Auflage aber wurde von den dänischen Behörden, die damals in Schleswig-Holstein wieder eingezogen waren und herrschten, aus den Schu- len des Landes verwiesen und hie und da sogar mittels Gensdarmen aus denselben herausgeholt. Durch dies Verpönen des Bildungsfreundes, der ja »ein vaterländisches Schul-Lesebuch für Schleswig-Holstein« ist, sowie durch die späteren politischen Ereignisse und Verhältnisse der Herzogthümer erklärt es sich, daß dieses so günstig beurtheilte und aufgenommene Schul- buch erst jetzt in 4. Auflage wieder erscheint. Druck von Gustav Esch in Altona.

7. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 425

1852 - Altona : Hammerich
425 schaft und die Stände während seiner Gefangenschaft gethan hatten (4. Mai), bald darauf entfernte er alle Offiziere und Beamten, die unter Joseph gedient hatten, verbannte, kerkerte sie ein, und führte eine Schreckensherrschaft ein, wie sie die neuere Zeit nicht kannte. Ja selbst alte, lange anerkannte Rechte einzelner Provinzen wurden aufgehoben, und die unbeschränkteste Willkühr eingeführt. Dabei waren die Finan- zen zerrüttet, die Steuerlast sehr groß, und die Anstrengungen, um die Colonien in Amerika, die sich längst losg'erissen hatten, wieder zu ge- winnen, vergebens. Mit diesem Treiben des Hofes und der Vertrau- ten des Königs, seiner Camarilla, konnte der gebildete Theil des Vol- kes und besonders auch viele Offiziere des Heeres unmöglich zufrieden sein. Die alten Einrichtungen, vor allen die Herrschaft der Geistlich- keit, waren während der Kriegsjahre verschwunden gewesen, die Nation hatte die größten Opfer gebracht, um das Reich dem fremden Eroberer zu entreißen und dem angestammten Fürsten wieder zu geben, der von den neueren Ideen durchaus nichts wissen wollte. Dies mußte eine Aufregung stets erhalten und zuletzt zum Bürgerkriege führen. Schon im Jahre 1814 versuchte der General Mina in Pamplona die Cortes- 1814 Verfassung auszurufen, mußte aber fliehen, als seine Offiziere ihn im Stiche ließen. 1814 versuchte der eben so ausgezeichnete General Por- 1815 Her dasselbe in Galizien, mußte aber dafür 1817 mit dem Tode büßen. In anderen Provinzen entstanden ebenfalls Aufstände, die ein blutiges Ende nahmen. Um die Colonien wieder zu erobern wurde eine Armee bei Cadix versammelt, unter welcher viele Unzufriedene waren. Dies benutzten der Oberst Quiroga und der Oberstlieutenant Riego um am 1. Ja- nuar 1820 die Verfassung auszurufen. Die Nation und das Heer 1&20 schlossen sich überall der Bewegung an. Der General Freyre wagte es Cadix im Namen des Königs durch ein fürchterliches Blutbad in Schrecken zu setzen, in Madrid versagten aber die Garden den Gehor- sam. Der König, von allen Seiten bedrängt, entschloß sich im März zur Annahme der Verfassung und beschwor dieselbe mit seinen Brüdern Karl und Franz am 9. Juli vor den versammelten Ständen. In dieser Versammlung wurden die Entfernung der Jesuiten, die Aufhe- bung der Inquisition und fast aller Klöster, die Abschaffung des Salz- und Tabacksmonopols der Regierung und viele andere wichtige Ver- besserungen beschlossen. Es bildete sich aber bald, von der Geistlichkeit und den Mönchen aufgereizt, in Kastilien und Aragonien die aposto- lische oder Glaubenspartei, und in den Ständen war man ebenfalls nicht einig. Die Apostolischen sammelten in Navarra und den baski- schen Provinzen ein Heer und begannen den Bürgerkrieg. Als dieses Heer geschlagen war, bewaffnete diese Partei Banden in Catalonien, wo auch im Jahre 1822 eine Regentschaft sich niederließ. Im Juli 1822 hatte in Madrid selbst ein bedeutendes Gefecht zwischen der Garde und Linientruppen, Milizen und Bürgern stattgefunden; wie man glaubte, sollte die Garde dem Könige helfen, die Verfassung umzustoßen. Es wurde ihm daher alle Freiheit des Willens beschränkt. Als nun die inneren Verhältnisse immer bedenklicher wurden, rückte der Herzog von Angouleme im April 1823 mit 60,000 Mann in Spanien ein. Die 1823 Generale Mina, Ballassteros und Abisbal rückten zwar gegen die

8. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 398

1852 - Altona : Hammerich
398 gen in ihren Lustspielen wenigstens einen eigenen Weg. Jouy, geb.- 1769, machte sich durch Dramen, Opern und Romane einen Namen; mehr noch Picard (f 182*). Ein vortrefflicher Dichter dieses Jahr- hunderts ist Delille (ff 1813), dessen „die Gärten" als Muster von Naturbeschreibung gilt. In der Prosa erfreute sich die französische Nation dagegen vorzüg- licher Werke. Saunn (ff 1730), Massillon (ff 1742) und de Beau- Vais (ff 1789) waren bedeutende Kanzelredner. Ausgezeichnete Ge- schichtsschreiber waren: Vertot (ff 173b), Rollin (ff 1741), Mably (ff 1785), Millot (ff 1781), Raynal (ff 1796) und St. Croir (ff 1811). Vor allen übrigen ragt aber Montesquieu (ff 1755) hervor, sowohl in den persischen Briefen, dem Geist der Gesetze, als in den Betrachtun- gen über die Größe und den Fall der Römer. Europäischen Ruf er- langte Barthelemp (ff 1795) durch seine Reisen des jungen Anacharsis. Die Memoiren, diese wichtigen Quellen für die Zeitgeschichte, wurden schon frühe von den Franzosen geschrieben; zu den bedeutenderen gehö- ren die des Herzogs von Sully (ff 1641), des Cardinal de Retz (ff 1669), des Herzogs von Rochefoucauld (ff 1680), des Herzogs von St. Si- mond (ff 1755)^ der Frau von Genlis (ff 1830). Die neuere und neueste Zeit lieferte sehr viele und interessante. Der große Naturbe- schreiber Busfon ist auch als Stylist berühmt, nicht minder Bonnet (ff 1793), der ihn an Tiefe der Forschung noch übertrifft. Als Aesthe- tiker berühmt ist Batteux (ff 1780). Marmontel (ff 1799) stand lange durch seine Erzählungen in hohem Ansehen; la Harpe (ff 1803) erwarb sich Beifall durch Dramen, besonders aber durch Reden und seine Literaturgeschichte, Mercier (ff 1814) durch die berühmten „Ge- mälde von Paris" und St. Pierre (1737—1814) durch sein anziehen- des Natur- und Sittengemälde „Paul und Virginie" und seine „indi- sche Hütte." Der Marquis von Condorcet (1743 —1794) schrieb vieles über Philosophie, Politik und die schöne Literatur. Dupuis (1794 -1809) suchte in einer Schrift die alten Mythen durch die Astronomie zu er- klären und die Religion mit der freigeistigen Philosophie der Revolution zu durchdringen. Graf Velney (1794 — 1809) verfaßte viele Werke politischen, geschichtlichen und philosophischen Inhalts; das berühmteste ist „die Ruinen" oder Betrachtungen über die Revolutionen der Reiche, ein ausgezeichnetes historisches Gemälde. — Die Revolution warf die überkommenen Gesetze und Formen der Sprache und der literarischen Darstellung eben so über den Haufen wie oie Satzungen des Staates, der Kirche und des Lebens. Dieser Geist der Freiheit und zuweilen der Ungebundenheit ist auch bei allen Dichtern jener Zeit wiederzufinden. Der sonst unbedeutende Dichter Rouget de l'jsle (1760 — 1835) ist der eigentliche Heros der Revolutionspoesie durch den Schlachtgesang der Rheinarmee, die Marseillaise, den er in Straßburg dichtete, und so genannt, weil die Marseiller Föderirten ihn zuerst nach Paris brachten. Dieser Gesang ist auch noch später und bei andern Nationen als Hebel bei Aufständen benutzt worden. Ein ihm nahe stehender Dichter ist Lebrun (1720—ls01), von dem Convente der französische Pindar ge- nannt. Revolutionsdichter ist er hauptsächlich durch die Ode an den Rächer. Bedeutender sind die Brüder Chenier, Marie Joseph (1764

9. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 402

1852 - Altona : Hammerich
402 System der Sparsamkeit, das sein Vorgänger eingeführt hatte, ab. Nach mehren fruchtlosen Versuchen, sich aus der Bedrängniß zu Helsen , mußte der König, auf den Rath Neckers, der wieder in das Ministerium 1789 berufen wurde, sich entschließen die Stände zum Mai 1789 einzube- rufen. Die Zahl der adeligen und geistlichen Abgeordneten wurde auf 300, die der bürgerlichen (dem dritten Stande) auf 600 festgesetzt. Am 17. Juni erklärte sich der dritte Stand unter dem Vorsitze des Astronomen Bailly und unter der Leitung des Abbo Sieyes und des Grafen Mirabeau zur Nationalversammlung. Auf dieser brach der Kampf öffentlich hervor, zu dem sich schon lange im Geheimen die Gemüther gerüstet hatten. Das Volk d. i. der Bürgerstand verlangte, daß die Last der Abgaben nicht ihn allein drücken sollte, sondern daß die beiden anderen Stände, Adel und Geistlichkeit, ihren gleichen An- theil trügen. Adlige und Geistliche widersetzten sich; denn darin bestand ein Theil ihrer Vorrechte, die Bedrückungen einer despotischen Regierung von sich zurückweisen zu dürfen. Um so erbitterter ward gegen sie der Bürgerstand, zumal da die Minister, die jene drückenden Auflagen aus- schrieben, die Räthe und Hofdamen, die die Staatsgelder verschwendeten, alle^ aus dem Adel waren. Und die Stellvertreter dieser beiden höheren Stände sprachen jetzt keinesweges mit Ruhe, um Frieden zu gewinnen, sondern statt mit Milde zu bitten und zu ermahnen, donnerten sie Machtsprüche; statt durch Worte zu überzeugen, suchten sie durch Waf- fen zu schrecken. Allein der Bürgerstand war der zahlreichere, drei Viertheile der ganzen Nation waren für ihn; und durch ganz Paris herrschte eine Begeisterung für die Wiederherstellung der allen Ständen gleich vertheilten Rechte, daß die beiden ersten Stände nachgeben mußten. Dies geschah aber nur aus Furcht für den Augenblick. Böse Menschen vom Adel selbst suchten indeß heimlich das Volk immer mehr aufzu- reizen, daß es Ausschweifungen begehen möchte, die man mit Härte strafen könnte. Man gewann die Polizei, Unordnungen des Volkes nicht zu hindern, und machte dem Könige eine so schreckende Vorstellung von der Wildheit der Bürger, daß dieser, um seine eigene Erhaltung besorgt, Soldaten sich um Paris her zusammenziehen ließ. Jetzt glaubte die Hospartei gesiegt zu haben; allein gerade was sie zu ihrem Schutz gewählt hatte, ward ihr Verderben. Die französischen Soldaten wollten auf die Bürger nicht schießen; eine angebotene Vermehrung des Soldes schlugen alle einmüthig ab: die allgemeine Liebe der Bürger belohnte sie. Wo sie öffentlich erschienen, ward ihnen Beifall geklatscht; man umarmte und küßte sie öffentlich; die vornehmsten Bürger gingen mit ihnen Hand in Hand. — Da ließ der König Deutsche, die in seinem Solde waren, und Schweizer in Paris einrücken und durch die Straßen vertheilen. Dies vermehrte die Erbitterung und reizte, Gewalt durch Gewalt abzuwehren. Als seinen Liebling ehrte das Volk den Minister Necker. Dies machte ihn der Hofpartei verhaßt, und man stellte ihn daher dem Könige als das Haupt der Unruhen dar, die in Paris wütheten. Der König schätzte Neckern selbst; allein durch die Vorstellungen seiner Räthe, durch die Betheuerungen eines Bruders, dem er vertraute, durch die Bitten einer Gemahlin, die er liebte, bewogen, gab er den Befehl, daß Necker in der Nacht den 12ten Juli 1789 Paris verlassen sollte.

10. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 403

1852 - Altona : Hammerich
403 Die Nachricht hiervon versetzte anfangs in ein erstarrendes Schrecken; bald aber folgte eine so wilde Verzweiflung, daß Alles zu den Waffen lief, Alles durch die Straßen schrie: Freiheit oder Tod! und da die fremden Truppen zu schwach waren, bemächtigten sich die Bürger, an 30,000 Mann stark, der Bastille, einer alten Burg, die als Staats- gefängniß diente, den 14ten Juli 1789. Der Befehlshaber, Delauuay, und sieben Mann der Besatzung fielen als Opfer der Volkswuth; mehre als Aristokraten bekannte Männer wurden auf der Straße ermordet. Dieser Tag ward daher als der Gründungstag der französischen Staats- veränderung in Frankreich gefeiert. Denn von jetzt an vermochte der Adel nichts mehr gegen die Gewalt der Bürger, die mit einer Wildheit verfuhren, bei der alles Recht und Gesetz niedergetreten wurde; und, wie immer der große Haufe, sich von jedem Ränkemacher einnehmen und zu bösen Absichten mißbrauchen ließen. Necker wurde zurückberufen und durchzog Frankreich wie im Triumphe. Lafayette, welcher den Amerikanern geholfen hatte, sich ihre Freiheit zu erkämpfen, wurde zum Befehlshaber der National- garde ernannt, und eine neue National-Kokarde (blau, weiß, roth) eingeführt. Die Nationalversammlung erklärte sich nun für eine constituirende und fing an wichtige Veränderungen vorzunehmen, welche Frankreich eine neue Gestalt gaben. Am 4. August wurden alle Zehnten, Frohn- dienfte, grundherrliche Rechte, Zünfte und dergl. abgeschafft, der Bo- den für frei erklärt und die Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz und bei der Besteurung ausgesprochen. Die Geistlichkeit sowie der Adel wurden dadurch ihrer Privilegien beraubt, der Nation die höchste gesetzgebende Macht beigelegt. Alle Titel, Wappen, Orden wur- den abgeschafft, das Reich wurde in 83 Departements getheilt, ein neues Gerichtswesen mit Geschwornen (Assisen) eingeführt, und endlich eine konstitutionelle Verfassung gegeben, mit einer einzigen Kammer mit allgemeinem Wahlrecht, unter großer Beschränkung der königlichen Macht. Der König, welcher in Versailles wohnte, wollte nicht alle diese Beschlüsse bekannt machen, was in Paris wieder zu großer Aufregung Veranlassung gab, besonders da die theuren Brodpreise ohnedies schon große Unruhe hervorgebracht hatten. Am à. October zogen große Pö- belhaufen, größtenteils Weiber, nach Versailles und verlangten vom Könige, daß er ihnen billigeres Brod schaffen und seine Residenz nach Paris verlegen solle. Am 6. zogen er und seine Familie inmitten die- ser Banden nach Paris in die Tuilerien. Auch die Nationalversamm- lung zog nach Paris. Das Volk wurde hier immer mehr zum Haß gegen den Hof und die Aristokraten aufgehetzt, wozu die Vereine (Clubs) nicht wenig beitrugen, am meisten der Jacobinerclub mit seinen Zweig- vereinen durch ganz Frankreich, welcher nach einer Republik mit Freiheit und Gleichheit aller Bürger strebte. Um die ganze Nation mit einander zu versöhnen sollte am Jah- restage der Erstürmung der Bastille (14. Juli) ein Föderativ- (Ver- i?9o brüderungs-) Fest auf dem Marsselde gefeiert werden. Um sieben Uhr des Morgens zogen die Wahlmänner, die Gemeinderepräsentanten und der Stadtrath von Paris, die Nationalversammlung, Nationalgarde und 26*
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