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1. Das Obererzgebirge - S. 6

1900 - Annaberg : Graser
6 Gehe r. forderungen, Brandschatzungen und Plünderungen aus. Die Orte, welche das geforderte Geld nicht brachten oder aus Armut nicht bringen konnten, ließ er pfänden, Vieh und Menschen wegführen, jenes wurde wieder verhandelt oder nach Böhmen getrieben, die gefangenen Personen aber bis zur Erlangung eines stattlichen Lösegeldes behalten. So verfuhr man zu Hermaunsdorf, Thum, Ehren- friedersdorf u. s. w., so auch zu Geyer. Hier fielen die Kroaten am 23. August 1033 ein, brandschatzten und plünderten noch überdies, wobei sie große Grausam- keiten verübten. Ein zweiundachtzigjähriger Greis, der Zehntner Elias Hammann, mußte viel Schläge und Martern erdulden; der Viertelsmeister Puzscher ward vor seiner Hausthüre erschossen. Ein gleicher Überfall erfolgte am 25. November. Bereits war die Stadt bei bcn Durchmärschen total ausgeplündert und die Be- wohner zu entfliehen genötigt worden, sodaß Geyer fast wüste stand und nichts liefern konnte. Doch hatte Hauptmann Ullersdorf durch seinen Schreiber Samuel Metzler ausgekundschaftet, wenn die Entflohenen in ihre Wohnungen zurück- kehrten. So ließ er am 25. November früh 7 Uhr eine Abteilung Kroaten in Geyer einfallen und 3 Personen gefänglich wegführen, den Stadtrichter Georg Klanß, den Pfarrer Johann Andrä (einen Flüchtling aus Kaden) und einen schottischen Bergherrn Paul Northosen, ließ sie nach Schwarzenberg bringen, um für erstere beide 1000 Thaler Lösegeld zu erpressen, letzteren aber, weil er ans einen über Kroaten gesetzten Leutnant geschossen haben sollte, mit einem schmäh- lichen Tod bedrohen. Der Pfarrer löste sich mit Geld und Geschmeide von 400 Thaler an Wert, die beiden anderen wurden gerettet durch sächsische Truppen, die unter Oberst von Taube über Chemnitz anrückten, in Verbindung mit dem in Zwickau liegenden Bosenschen Regimente das Schwarzenberger Schloß eroberten und die Besatzung nebst ihrem Kommandanten Ullersdorf gefangen nahmen. Dies geschah a>n 4. Dezember 1633. Die Taubeschen und Bosenschen Regimenter besetzten nun auch die hiesige Umgegend, in Annaberg blieben bis August 1634 4 Kompanien Reiter unter Oberst Bodenhausen. Doch dauerten die feindlichen Streifzüge von Böhmen aus fort, und endlich, nach dem Sieg bei Nördlingen über die Schweden, erhielten die Kaiserlichen völlig die Oberhand in unserm Gebirge, während die sächsischen Truppen sich auf Zschopau zurückziehen mußten. Namentlich wiederholte der kaiserliche Oberstleutnant Schütz von Schützky seinen schon im Mai versuchten Einfall am 28. September, nwbei er Annaberg und Umgebung mit unbarm- herzigen Brandschatzungen und Plünderungen heimsuchte, bis er, den Hauptmann Kurt Reinicke von Kallenberg mit 30 Reitern zurücklassend, den 14. Oktober nach Zwickau abzog. Dieser Hauptmann ließ Geyer von der angedrohten Plünderung mit 230 Thaler loskaufen und nachher dennoch plündern. Am 27. Oktober erfolgte der Durchmarsch des kaiserlichen Obersten Schönickel, der, mit 5000 Mann auf seinem Rückzüge von Zwickau über Annaberg nach Böhmen begriffen, in Geyer den Stadtrichter wegführen ließ und erst freigab, als die Stadt ihn mit 37 Thaler eingelöst hatte. Diese letztere Nachricht fand sich in einer hiesigen Gemeinderechnung; wie viel Not und Jammer aber dabei verbreitet worden, läßt sich vermuten, wenn man weiß, daß Schönickel, obwohl Chemnitzer von Geburt, doch fern von aller Schonung gegen sein Vaterland war und durch Viehraub, Plünderung, Sengen und Brennen (namentlich bei Zwickau, wo man eines Tages 15 Schadenfeuer zugleich sah) Furcht und Schrecken verbreitete. Die heißersehnte Ruhe von solchem Ungemach trat für unser Gebirge und das ganze Land erst ein, als der Kurfürst am 24. Juni 1635 Friede mit dem Kaiser schloß und sich soinit von den Schweden trennte.

2. Das Obererzgebirge - S. 115

1900 - Annaberg : Graser
Das Obererzgebirge. 115 l). Das Spitzenklöppeln im Obererzgebirge. Aus früherer Zeit wird uns über das Spitzenklöppeln im Erzgebirge folgendes Bild von Berthold Sigismund entworfen: Im Obererzgebirge sieht man fast hinter jedem Hüttenfenster eifrige Klöpplerinnen. In der schönen Jabreszeit trifft man ganze Gesellschaften von klöppelnden Frauen, Mädchen und Kindern im Freien. Im Winter kommen die Klöppelmädchen abends zusammen und arbeiten gemeinschaftlich, wie ander- wärts die Spinnerinnen. Die Haltung der Klöpplerinnen ist allerdings nicht sonderlich anmutig, indem sie beim Arbeiten den Oberkörper, ähnlich une beim Schreiben, etwas vorbeugen. Die gewandten Bewegungen der Hände aber lassen sich ebenso schwer darstellen, wie der flüchtige Tanz der Finger des Klavierspielers. Die Handhabung der Nadeln beim Stricken ist nichts im Ver- gleiche zum Gebrauche der Klöppel beim Spitzenanfertigen. Die Verwunderung über die Kunstfertigkeit der Klöppelhände ivird noch gesteigert, wenn man das äußerst schlichte Werkzeug sieht, dessen die Klöpplerin sich bedient. Sie sitzt vor einem walzenförmigen, einen Fuß langen, mit Kattun umhüllten Polster, dem sogenannten Klöppelsack oder Klöppelkissen, das mit einer großen Anzahl von Stecknadeln gespickt ist. Der Klöppel selbst ist ein 10 ein langes, zur Form eines Trommelstockes gedrechseltes Holzstück, über welches das „Tütle", eine dünne hölzerne Hülse von 4 om Länge, gesteckt ist, damit der um den Klöppel gewickelte Faden nicht beschmutzt wird. Einen solchen Klöppel mit Tütle kauft man um einige Pfennige. Das Köpfchen ziert eine Perle. Jede Klöpplerin sucht ihren Stolz in einer bunten Mannigfaltigkeit der letzteren. Zu schmalen Spitzen gehören 2—4, zu breiten wohl 100 Paare. Um die Mitte des Kissens ist ein Streifen starken Papiers, auf welchen das Muster durch Nadelstiche vorgezeichnet ist, der sogenannte Klöppelbrief, geschlungen. Zunächst werden soviele Fäden, als das Muster erfordert, auf ebensoviele Klöppel aufgewunden, die freien Enden in einen Knoten geschürzt und auf dem Kiffen befestigt. Dann beginnt das Klöppeln, welches im wesentlichen nicht anders ist, als eine kunstvolle Art zu flechten. Die Arbeiterin faßt mit den Fingerspitzen bald der rechten, bald der linken Hand mehrere Klöppel, wickelt durch gewandte Drehung derselben etwas Faden ab und kreuzt die Fäden durch einen „Schlag" zu einer Art Knoten. Die so gebildeten Maschen werden zeitweilig durch bunte, glasköpfige Stecknadeln an dem Klöppelbriefe festgehalten. Rasch beseitigt nun die Hand diejenigen Klöppelpaare, welche eben gebraucht wurden und bis auf weiteres entbehrlich sind, dadurch, daß sie dieselben mit einer großen Anfstecknadel seitlich am Kissen feststeckt. Dann nimmt sie mit bewunderungswürdiger Sicherheit ans der Menge der Klöppel, die alle gleich aussehen und nicht an Nummern oder sonstigen Zeichen kenntlich sind, andere Paare heraus, um damit weiter zu arbeiten. — Es ist begreiflich, daß die Fertigkeit, mit welcher die Klöpplerin für jede Nadel den rechten Klöppel findet und benutzt, nur durch Übung von frühester Jugend an errungen werden kann, weshalb auch Kinder schon im vierten und fünften Lebensjahre zu klöppeln anfangen. Auch sorgen für Erlernung der erzgebirgischen Kunst außer den Familien mehrere vom Staate unterstützte Klöppelschulen. Nach Berthold Sigismund. c;. Tie Namen der Spitzcumuster. Erbsgrund, Batzen, Wickelkind, Wanzen und auch Schlangenbänder, chopfe, worin Blumen sind, Auch Pantoffeln, Hirschgeweih, Rohrstuhl, Blücken, Steingeränder, Ouärche, Schwanzbirn, Stickerei, 8*

3. Das Obererzgebirge - S. 75

1900 - Annaberg : Graser
Das Obererzgebirge. 75 „Sechs Brüder", ohne das; man bestimmen kann, ob wirklich die sechs un- glücklichen Österreicher Brüder gewesen sind. Die unmenschliche Behandlung, welche die friedlichen Bewohner von Freund und Feind zu erdulden hatten, brachte es so weit, daß eben jeder Soldat, gleichviel, welcher Seite er angehörte, als Feind betrachtet wurde. Daher herrschte zwischen den Bürgern und den Söldnerhorden ein fortwährender Kriegs- zustand. Die Soldaten brannten, plünderten, mordeten und schändeten; die Bewohner wehrten sich ihrer Haut und wagten nicht selten auch den Angriff. Versprengte Soldaten wurden unerbittlich niedergehauen. So lockten die Bauern von Dorf-Chemnitz nach der Leipziger Schlacht sechs hungrige Soldaten und ein Soldatenweib in den Wald, erschlugen sie und raubten alles, selbst die Kleider. Als die Leichen verscharrt werden sollten, findet man einen Halbtoten und macht ihn noch vollends nieder. Der Jahnmartin am Kühberge klagte oft, seine Hände röchen so nach Menschenfleisch; denn er hatte viel Soldaten helfen erschlagen. 1641 erschlugen die gebirgischen Bauern bei Unterwiesen- thal 9 Flüchtige von dem Heere Bauers, entkleideten sie und bedeckten sie mit Reisig; davon hat sich einer wieder ermuntert und ist halbnackt nach Wiesen- thal gekommen. Nach Chr. Lehmann und Dr. Pöschcl. k. Tas Kriegsjahr 1634. Alle Schrecken des Krieges kehrten im Jahre 1634 wieder. Namentlich wütete zu jener Zeit der kaiserliche Oberstleutnant Schutz von Schutzky in unserem Gebirge, setzte unter anderm Sahda in Flammen, brandschatzte Annaberg mit 1200 Thalern und rückte auch vor die Stadt Marienberg. Hierüber berichtet die Stadtgeschichte: „Den 29. September rückte ein kaiserlicher Oberstleutnant Hans Heinrich von und zu Schutz zu Roß um 2 Uhr nach- mittags vor die Stadt; solchem ging der Rat entgegen und bat für die arme Stadt, da sich's denn etwas besser angelassen als im ersten Einfall; er kam mit etlichen Pferden in die Stadt und nahm sein Quartier bei Georg Löven. Da er nun eingelassen worden war, begehrte er von der Stadt für die Plün- derung und als Lösegeld 6000 Thaler; es blieb ans der Geistlichen und des Rats Bitten bei 1000 Thaler. Jngleichen wurden dem Oberst 65 Thaler Tafelgeld und dem Regimentsquartiermeister 35 Thaler verehrt. Das Lösegeld wurde halb, nämlich 500 Thaler, den folgenden Morgen ausgezahlt, die anderen 500 Thaler sollten innerhalb 14 Tagen abgestattet werden. Obgleich aber der Rat wegen dieser 500 Thaler einen Schuldschein von sich ansstellte, haben sie doch um mehrerer Versicherung den ältesten Ratsherrn Michael Seeliger mitgenommen. Bei diesem ankommenden Volke entstand auch am Michaelistage abends 7 Uhr eine von den Soldaten angelegte Feuersbrunst vor dem Annaberger Thore und verderbte in solcher ein Haus und eine Scheune und ward ein großes Geschrei in der Stadt, weil es sehr nahe an der Stadtmauer war." Die letzte Ab- zahlung der obengenannten Brandschatzungssumme leistete die Stadt am 31. Oktober durch den Bürgermeister Augustin Eckstein, und mußte dieselbe, da alle Geldmittel erschöpft waren, zum größten Teile in Naturallieferungen, worunter auch Heringe und Stockfische aufgeführt werden, geschehen. In die bedenklichste Lage sollte die Stadt geraten, als im Oktober 1634 der österreichische Major Beck den bisher verhauen gewesenen Paß bei Reitzen- hain in einer Nacht öffnen ließ, sodas; nun diese Heerstraße von hin- und her- ziehenden Heereshausen wimmelte und es auch zuweilen zu Gefechten zwischen sächsischen und kaiserlichen Truppen kam. So entstand etwa eine halbe Stunde

4. Das Obererzgebirge - S. 60

1900 - Annaberg : Graser
60 Das O b e r e r z g e b i r g e. Da nun die Hussiten in das Kloster einfielen und alles darin verwüsteten, soll einer von ihnen das Bild verspottet haben. Von Stund' an hatte derselbe nun einen solchen Mund und ist stumm geworden. Nach Chr. Lehman», Dr. Spieß, Dr. Köhler. c. Wüste Marken im Obererzgebirge aus der Zeit der Hussitenkriege. 1. Mancher Ort ist durch die Hussiten zerstört worden, und nur noch wüste Marken erinnern an sein einstiges Vorhandensein. Wo jetzt das Dorf Wasch leite bei Schwarzenberg liegt, hat ehedem das Dorf Gleßberg am Fuße des Gleßberges oder des Schatzensteines gestanden. Es erstreckte sich am oberen Teile des Oswaldbaches hin. Die Hussiten haben es zerstört. Auf einem Teile der Gleßberger Fluren entstand das jetzige Dorf Waschleite. Seinen Ursprung und Namen hat es von den Erzwäschereien genommen, welche der reiche Hammerherr Kaspar Klinger 1500 nebst einer Schmelzhütte am Oswald- bache anlegte. 2. Vor der Gründung von Nendorf an der Sehma. das mitten im Walde ans Holzarbeiter-. Köhler- und Flößerhütten entstand, soll in feiner Nähe nach Crottendorf zu ein Dorf mit Namen Kraxdorf oder Kraftsdorf gestanden haben, wovon früher, und zwar auf dem westlich im Walde gelegenen Morgen- berge. noch Mauerreste, alte Schlösser und Schlüssel gefunden wurden. In einem kleinen Thale. welches Nendorf oberhalb der Kirche von West nach Ost durchschneidet, hat man beim Wegräumen von Teichdämmen auf dem Grlinde derselben berußte Steine gefunden, die ihre Schwärze sehr wahrscheinlich einst von einem Feuerherde erhalten hatten. 3. Unweit der Stadt Zöblitz, an den Ufern der Pockau, liegen die Ruinen der alten Burgen Ober- und Niederlauterstein. Die Burg Oberlautcrstein. welche eine Viertelstunde westlich von Zöblitz über dem rechten Pockauufer ans einer felsigen Bergecke liegt, wurde im Jahre 1430 von den Hussiten, die eben von der Verwüstung der Schneeberger Bergwerke herkamen, geschleift. Das Schloß Niederlanterstein, das nur einige Minuten unterhalb davon am linken Pockauufer liegt, erhielt sich über 20 Jahre länger. Vieles erzählt man sich von den früheren Besitzern desselben, den Herren von Berbisdorf, deren einer 1520 bei einem Brande des Schlosses auf schreckliche Weise sein Leben verlor. Es war Georg von Berbisdorf, ein gebrechlicher Greis von 90 Jahren. Um ihn vom Flammentode zu retten, wollte man ihn, in Tücher gewickelt, zu einem Fenster herablassen; allein die in Eile nicht festgeknüpften Knoten lösten sich und der unglückliche Alte wurde an den Felsen zerschmettert. 1559 kaufte Kurfürst August das Schloß von Kaspar von Berbisdorf und bestimmte es znm Sitze eines Amtes. Im dreißigjährigen Kriege wurde es zerstört. 4. Sachsens ..Kirchengallerie" erzählt, daß man in der Gegend von Johns- grün öfters alte Schlüssel gefunden hat. Man schließt daraus, daß die Gegend von Johnsgrün vor der Zeit des Hussitenkrieges stark bevölkert gewesen sei. 5. Bei Augustusbnrg giebt es wüste Marken, die auch an Hussitengreuel erinnern. Zwischen Hennersdorf und Dorf Schellenberg verbreitet sich der von Angustnsbnrg bis in die Nähe von Waldkirchen reichende, große Mörbitzwald, welcher von einem darin gestandenen Dorfe seinen Namen haben soll. — Der zwischen Borstendorf, Eppendorf. Lippersdorf. Reifland in der dortigen Gegend gelegene Staatswald Röthenbach enthält eine Wüstung und einen Bach gleichen Namens, an welchem das im Hussitenkriege verschwundene, nach Borstendors gepfarrt gewesene Dorf Röthenbach lag. — In dem im Staatsforste zwischen

5. Das Obererzgebirge - S. 64

1900 - Annaberg : Graser
64 Das Obererzgebirge. 1625 des Nachts das mit Riegeln, Ketten und Schlössern stark verwahrte Schloszthor in Joachimsthal von einem fast unnatürlich gewaltsamen Winde anfgestoßen und geöffnet wurde. Es wurde so getrennt, daß das Hinterteil des mittleren Riegels samt dem starken Thornagel und der eisernen Feder geborsten und das Vorlegeschloß samt dem Kloben, der das Thor mit einer starken eisernen Kette über dem Thorriegel geschränkt, eine Stube weit davon auf dem Schloßplätze verschlossen gelegen. Dieser ungemeine Sturm hat den damaligen Bauernkrieg nach sich gezogen. Das Obererzgebirge im Schmalkalöischen Ariege. a. Der Kriegsschauplatz im Obererzgebirge. Als der Schmalkaldische Bund siegreich gegen Kaiser Karl V. zog, siel Herzog Moritz in das Kurfürstentum Sachsen ein. Da trennte sich am 23. November 1546 Kurfürst Johann Friedrich von seinen Bundesgenossen, um sein eigenes Land wiederznerobern. Nachdem er Leipzig vom 9. bis 27. Januar 1547 vergeblich belagert hatte, zog er mit seinem Hauptheere in die Gegend von Borna und Altenburg. Von da aus entsendete er einzelne Truppen- abteilungen gegen die von Moritz besetzten Landesteile und Städte, sowohl des herzoglichen als aus kurfürstlichen Gebietes. Es gewannen Mitte Mai seine Heerhaufen die Bergstädte Annaberg, Marienberg und einige andere Orte dieser Gegend und drangen bis Joachimsthal vor. In dem Schmalkaldischen Kriege scheint die Stadt Geyer durch ihre Doppelstellung zu dem albertinischen und ernestinischen Hause, die auch in betreff des Bergbaues Schwierigkeiten machte, wenigstens auf kurze Zeit in eine ge- fährliche Lage gekommen zu sein. Der Kurfürst Johann Friedrich war im Anfang März 1547 mit seinem Heere gegen Rochlitz aufgebrochen und hatte hier den Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, damals des Herzogs Moritz Verbündeten, in einem Treffen geschlagen. Während Moritz und August auf Dresden zurückgingen, wandte sich der Kurfürst gegen das erzgebirgische Oberland und nahm hier eine Stadt nach der andern, ohne aber seine glücklichen Erfolge thatkräftig genug auszubeuten. In dieser für das albertinische Haus gefahrvollen Zeit schrieb am 29. März Katharina, die Witwe des Herzogs Heinrich, die sich gleichfalls nach Dresden geflüchtet hatte, an ihre erzgebirgischen Städte Geyer, Ehrenfriedersdorf, Wolkenstein und warnte dieselben ernstlich, daß sie sich nicht wider ihre Landesherren Moritz und August durch den Kurfürsten Johann Friedrich gebrauchen lassen sollten, von dessen Kriegsvolk sie vor etlichen Tagen überzogen worden seien. Nach Dr. Spich und Dr. Falke. b. Kriegsdrangsale in Zwickau. Daß sich dieser Krieg, dessen Fäden beim Ansbruch in der Hauptsache nach Süddeutschland führten, im weiteren Verlaufe nach Sachsen spielen und dort zur Entscheidung kommen würde, hatte wohl niemand, die beteiligten Führer nicht ausgenommen, geahnt. Auch unser Erzgebirge mußte manche Sturzwelle desselben über sich ergehen sehen. Ganz besonders hatte die Stadt Zwickau zu leiden. Diese galt in der damaligen Zeit für eine ziemlich bedeutende Festung und wurde als Schlüssel zum Vogtland und zur böhmischen Grenze angesehen. Ihre Bürger waren gut kurfürstlich gesinnt. Ferdinand von Böhmen, der

6. Das Obererzgebirge - S. 71

1900 - Annaberg : Graser
Das Obererzgebirge. 71 Zollhaus Berghäusel nach Crauzahl herein, von hier aber auf der „alten Schlettauer Straße" nach Schlettau und weiter nach Elterlein, Zwönitz, Stollberg, Leipzig und Halle, woher die Böhmen das unentbehrliche Salz holten, das ihr Kesselland nicht besitzt. Noch heute sind an vielen Stellen die tief und breit in Felsboden ausgefahrenen Hohlwege sichtbar, wie am Blech- hammer, in Kuhberg, vor dem Erbgerichte und ans der „alten Straße" nach Schlettau, das übrigens noch im Jahre 1807 zur Wiederherstellung der Grenz- brücke am Blechhammer 72 M beitragen Mußte. Nach Chr. Lehmann und P. Schnitze. e. Die ersten Kriegsdranqsale in Marienberg. Am 16. September 1631 wurden 1500 Mann kaiserliches Fußvolk, das bei Leipzig nach der Schlacht bei Breiten seid, am 7. September, sich ergeben hatte und nun freien Abzug nach Böhmen erhielt, durch sächsische Reiterei und Infanterie bis Reitzenhain geführt, bei welcher Gelegenheit die Stadt Maricn- berg die genannten Truppenteile aufzunehmen hatte und derselben ein Kosten- aufwand von 425 Gld 20 Gr erwuchs. Sehr verhängnisvoll sollte das Jahr 1632 für Marienberg werden. Dies erfuhr die Stadt schon, als am 4. Mai die Fürsten von Anhalt und der von Altenburg ans dem Durchmärsche nach Böhmen mit zwei Regimentern ein- rückten und einige Wochen später der sächsische Oberst Vitzthum von Eckstädt mit einem Reiterregimente die Stadt als Mnsternngsplatz wählte; in beiden Fällen hatte dieselbe für Verpflegung n. a. 825 Thlr 5 Gr, sowie später noch 1435 Gld 9 Gr 8 Pf zu zahlen. Nach Donat-Holzhaus. f. Wallenstems Truppen kommen. In großen Schrecken sollte das Obererzgebirge versetzt werden, als Wallen- stein seine dem Laster ergebenen und ans allerlei Volk zusammengelesenen Truppen nach Sachsen führte. Der General Holck, Wallensteins Oberstfeld- marschall, ein Protestant aus Dänemark, sowie der Kroaten oberst Corbitz führten ihre Banden über Altenberg, Schneeberg und Annabcrg durch unser Gebirge, wodurch dieses aufs höchste geängstigt ward. Am 10. August 1632 rückte der Vortrab des Holckschen Heeres unter Oberst Isaak von Brandenstein vor Annaberg, wo nicht nur 2000 Thaler Brandschatzung gezahlt werden mußten, sondern auch, trotz des gegebenen Ehrenwortes, die Stadt vor aller Unbill zu schonen, in schrecklichster Weise geplündert und alles Vieh weggetrieben wurde. Nach dieser Heldenthat ging es weiter, und mitten in der Nacht kam die Bande vor Marienberg an. Ein kaiserlicher Trompeter sprengte vor das verschlossene Annaberger Thor und begehrte im Namen des Kaisers Öffnung und Übergabe der Stadt. Der Bürgermeister Franke bat um einen Tag Bedenkzeit; der Trompeter ritt zurück und nach einer in großer Angst durch- wachten Nacht öffnete man das Thor und — nirgends war ein feindlicher Soldat mehr zu erblicken. Die Gefahr war für diesmal abgewendet; aber die Angst stieg wieder aufs höchste, als man vernahm, daß der grausame General Holck selbst bereits in Schneeberg angekommen sei und sein Heer dort nicht nur alles geplündert und zerstört, sondern auch Fliehende und Flehende un- barmherzig niedergeschossen, viele Bürger getötet oder bis ans den Tod gequält, ja den Stadtrichter vor der Thür seines Hauses und einen 90jährigen Greis, den früheren Bürgermeister von Schlackenwerth, niedergemetzelt hatte.

7. Das Obererzgebirge - S. 76

1900 - Annaberg : Graser
76 Das Obererzgebirge. von der Stadt entfernt, auf den Lautaer und Hilmersdorfer Höhen, ein Treffen, später auch au dem ganz nahen Kaiserteiche, wobei Marienberg in die größte Gefahr geriet. Täglich mit Brand und Plünderung bedroht und von Kroaten und Spaniern umringt, sollte es immer und immer wieder für die in der Nähe lagernden Truppen Lebensmittel schaffen. Es war der Mangel so groß, daß der Rat das Brot von Hans zu Haus in einzelnen Stücken zu- sammentragen ließ und es manche Eltern im Augenblicke, wo sie es essen wollten, den hungernden Ihrigen entreißen mußten. Aus jenen trüben Tagen erzählt der Geschichtsschreiber: „Es haben sich die Kroaten und spanischen Re- gimenter vor die Stadt am Walde geleget, da denn die Offiziere auf den Tag hereinkamen und mußten gespeiset werden, dem Volke aber alle Tage 2 Faß Bier, Fleisch und Brot und wöchentlich jedem Regimenté 20 Thaler Kriegs- kosten, welche 12 Tage gewährt, wobei das Götzschc Regiment noch dazu- kommt, welches gleichsam seine Verpflegung hat haben müssen. Der Kroatcn- oberst Joh. Tischler hat die Einquartierung in der Stadt haben sollen, weil aber keine Möglichkeit, vornehmlich auch wegen des sächsischen Volkes, welches in Zschopau gelegen, da dann groß Unglück der Stadt hätte entstehen sollen. Sv hat der Oberst Tischler 200 Thaler und 6 Paar Stiefel für die Ein- quartierung begehrt, ist aber bei dem halben Teile verblieben, und ist damals große Not wegen des lieben Brotes gewesen; denn man hat weder ans noch ein können und vielmals die Natspersvnen und Bürger das Brot von Haus zu Haus stückweis von Bürgern einbringen und korbweise nausschicken müssen. Dieses aber alles mußte man dulden, daß die Stadt nicht in Brand gestcckct Wurde. Nach Donat-Holzbaus. 1. Zschopau wird niedergebrannt. Am 21. November 1634 war es, als die Bewohner Marienbergs zu ihrem größten Schrecken mitten in der Nacht den Himmel hoch gerötet sahen. Zschopau stand in Flammen, dessen Besatzung von 4 Regimentern kaiserlicher Truppen unter dem Obersten Colloredo überfallen worden war. Sie richteten in der Stadt, welche mit Menschen überfüllt war, da sich außer den Soldaten und Bürgern auch die Landlente darin aufhielten, ein schreckliches Blutbad an. Hering schildert das Ereignis in folgender Weise: „Die Schlafenden schreckten plötzlich durch den Ruf der Kricgstrompeten empor. Zschopau ist umringt; Frauen, Kinder, Greise flüchten in die Keller; die Männer stürzen sich mit hinaus und alle Schrecken der Schlacht erhöhen sich durch die dichte, nur durch die tötenden Blitze der gelösten Gewehre erleuchtete Finsternis. Es rast die Schlacht — es wütet der Tod in allen Gassen; es häufen sich Leichen von gefallenen Soldaten, Bürgern und Bauern, und jetzt schlagen die Flammen empor — rechts und links und fern und nah steht die Stadt in Feuer. Dem Tode in den Flammen entfliehend, stürzen die Versteckten hervor und suchen sich zu retten. Aber ach, wie viele hatten dem Schutze der Keller sich lieber vertrauen wollen als der würgenden Schlacht und waren hier erstickt. Außer den ini Kampfe Gefallenen zählte man am Morgen nach dieser schaudervollen Nacht 90 Leichen von Erstickten. In Angst und Mitleid schloß sich in jener Nacht auch in Marienberg kein Auge zum Schlummer. — Da brauste nach Mitternacht das rückkehrende Heer heran; alles wollte, nach Brot schreiend, in die Stadt stürzen. Oberst Colloredo aber ließ die Thore besetzen und nur die Offiziere hinein, sodaß
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