6
Gehe r.
forderungen, Brandschatzungen und Plünderungen aus. Die Orte, welche das
geforderte Geld nicht brachten oder aus Armut nicht bringen konnten, ließ
er pfänden, Vieh und Menschen wegführen, jenes wurde wieder verhandelt oder
nach Böhmen getrieben, die gefangenen Personen aber bis zur Erlangung eines
stattlichen Lösegeldes behalten. So verfuhr man zu Hermaunsdorf, Thum, Ehren-
friedersdorf u. s. w., so auch zu Geyer. Hier fielen die Kroaten am 23. August
1033 ein, brandschatzten und plünderten noch überdies, wobei sie große Grausam-
keiten verübten. Ein zweiundachtzigjähriger Greis, der Zehntner Elias Hammann,
mußte viel Schläge und Martern erdulden; der Viertelsmeister Puzscher ward
vor seiner Hausthüre erschossen. Ein gleicher Überfall erfolgte am 25. November.
Bereits war die Stadt bei bcn Durchmärschen total ausgeplündert und die Be-
wohner zu entfliehen genötigt worden, sodaß Geyer fast wüste stand und nichts
liefern konnte. Doch hatte Hauptmann Ullersdorf durch seinen Schreiber Samuel
Metzler ausgekundschaftet, wenn die Entflohenen in ihre Wohnungen zurück-
kehrten. So ließ er am 25. November früh 7 Uhr eine Abteilung Kroaten
in Geyer einfallen und 3 Personen gefänglich wegführen, den Stadtrichter Georg
Klanß, den Pfarrer Johann Andrä (einen Flüchtling aus Kaden) und einen
schottischen Bergherrn Paul Northosen, ließ sie nach Schwarzenberg bringen, um
für erstere beide 1000 Thaler Lösegeld zu erpressen, letzteren aber, weil er ans
einen über Kroaten gesetzten Leutnant geschossen haben sollte, mit einem schmäh-
lichen Tod bedrohen. Der Pfarrer löste sich mit Geld und Geschmeide von
400 Thaler an Wert, die beiden anderen wurden gerettet durch sächsische Truppen,
die unter Oberst von Taube über Chemnitz anrückten, in Verbindung mit dem in
Zwickau liegenden Bosenschen Regimente das Schwarzenberger Schloß eroberten
und die Besatzung nebst ihrem Kommandanten Ullersdorf gefangen nahmen. Dies
geschah a>n 4. Dezember 1633.
Die Taubeschen und Bosenschen Regimenter besetzten nun auch die hiesige
Umgegend, in Annaberg blieben bis August 1634 4 Kompanien Reiter unter
Oberst Bodenhausen. Doch dauerten die feindlichen Streifzüge von Böhmen aus
fort, und endlich, nach dem Sieg bei Nördlingen über die Schweden, erhielten
die Kaiserlichen völlig die Oberhand in unserm Gebirge, während die sächsischen
Truppen sich auf Zschopau zurückziehen mußten. Namentlich wiederholte der
kaiserliche Oberstleutnant Schütz von Schützky seinen schon im Mai versuchten
Einfall am 28. September, nwbei er Annaberg und Umgebung mit unbarm-
herzigen Brandschatzungen und Plünderungen heimsuchte, bis er, den Hauptmann
Kurt Reinicke von Kallenberg mit 30 Reitern zurücklassend, den 14. Oktober nach
Zwickau abzog. Dieser Hauptmann ließ Geyer von der angedrohten Plünderung
mit 230 Thaler loskaufen und nachher dennoch plündern. Am 27. Oktober
erfolgte der Durchmarsch des kaiserlichen Obersten Schönickel, der, mit 5000 Mann
auf seinem Rückzüge von Zwickau über Annaberg nach Böhmen begriffen, in
Geyer den Stadtrichter wegführen ließ und erst freigab, als die Stadt ihn mit
37 Thaler eingelöst hatte. Diese letztere Nachricht fand sich in einer hiesigen
Gemeinderechnung; wie viel Not und Jammer aber dabei verbreitet worden, läßt
sich vermuten, wenn man weiß, daß Schönickel, obwohl Chemnitzer von Geburt,
doch fern von aller Schonung gegen sein Vaterland war und durch Viehraub,
Plünderung, Sengen und Brennen (namentlich bei Zwickau, wo man eines Tages
15 Schadenfeuer zugleich sah) Furcht und Schrecken verbreitete.
Die heißersehnte Ruhe von solchem Ungemach trat für unser Gebirge und
das ganze Land erst ein, als der Kurfürst am 24. Juni 1635 Friede mit dem
Kaiser schloß und sich soinit von den Schweden trennte.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Geyer August Zehntner_Elias_Hammann Geyer Samuel Geyer Georg
Klanß Johann_Andrä Johann Schwarzenberger_Schloß August Bodenhausen Schütz_von_Schützky Kurt_Reinicke Geyer Geyer
Das Obererzgebirge.
115
l). Das Spitzenklöppeln im Obererzgebirge.
Aus früherer Zeit wird uns über das Spitzenklöppeln im Erzgebirge
folgendes Bild von Berthold Sigismund entworfen:
Im Obererzgebirge sieht man fast hinter jedem Hüttenfenster eifrige
Klöpplerinnen. In der schönen Jabreszeit trifft man ganze Gesellschaften von
klöppelnden Frauen, Mädchen und Kindern im Freien. Im Winter kommen
die Klöppelmädchen abends zusammen und arbeiten gemeinschaftlich, wie ander-
wärts die Spinnerinnen. Die Haltung der Klöpplerinnen ist allerdings nicht
sonderlich anmutig, indem sie beim Arbeiten den Oberkörper, ähnlich une beim
Schreiben, etwas vorbeugen. Die gewandten Bewegungen der Hände aber
lassen sich ebenso schwer darstellen, wie der flüchtige Tanz der Finger des
Klavierspielers. Die Handhabung der Nadeln beim Stricken ist nichts im Ver-
gleiche zum Gebrauche der Klöppel beim Spitzenanfertigen. Die Verwunderung
über die Kunstfertigkeit der Klöppelhände ivird noch gesteigert, wenn man das
äußerst schlichte Werkzeug sieht, dessen die Klöpplerin sich bedient. Sie sitzt
vor einem walzenförmigen, einen Fuß langen, mit Kattun umhüllten Polster,
dem sogenannten Klöppelsack oder Klöppelkissen, das mit einer großen Anzahl
von Stecknadeln gespickt ist. Der Klöppel selbst ist ein 10 ein langes, zur
Form eines Trommelstockes gedrechseltes Holzstück, über welches das „Tütle",
eine dünne hölzerne Hülse von 4 om Länge, gesteckt ist, damit der um den
Klöppel gewickelte Faden nicht beschmutzt wird. Einen solchen Klöppel mit
Tütle kauft man um einige Pfennige. Das Köpfchen ziert eine Perle. Jede
Klöpplerin sucht ihren Stolz in einer bunten Mannigfaltigkeit der letzteren.
Zu schmalen Spitzen gehören 2—4, zu breiten wohl 100 Paare. Um die
Mitte des Kissens ist ein Streifen starken Papiers, auf welchen das Muster
durch Nadelstiche vorgezeichnet ist, der sogenannte Klöppelbrief, geschlungen.
Zunächst werden soviele Fäden, als das Muster erfordert, auf ebensoviele
Klöppel aufgewunden, die freien Enden in einen Knoten geschürzt und auf
dem Kiffen befestigt. Dann beginnt das Klöppeln, welches im wesentlichen
nicht anders ist, als eine kunstvolle Art zu flechten. Die Arbeiterin faßt mit
den Fingerspitzen bald der rechten, bald der linken Hand mehrere Klöppel,
wickelt durch gewandte Drehung derselben etwas Faden ab und kreuzt die
Fäden durch einen „Schlag" zu einer Art Knoten. Die so gebildeten Maschen
werden zeitweilig durch bunte, glasköpfige Stecknadeln an dem Klöppelbriefe
festgehalten. Rasch beseitigt nun die Hand diejenigen Klöppelpaare, welche
eben gebraucht wurden und bis auf weiteres entbehrlich sind, dadurch, daß sie
dieselben mit einer großen Anfstecknadel seitlich am Kissen feststeckt. Dann
nimmt sie mit bewunderungswürdiger Sicherheit ans der Menge der Klöppel,
die alle gleich aussehen und nicht an Nummern oder sonstigen Zeichen kenntlich
sind, andere Paare heraus, um damit weiter zu arbeiten. — Es ist begreiflich,
daß die Fertigkeit, mit welcher die Klöpplerin für jede Nadel den rechten Klöppel
findet und benutzt, nur durch Übung von frühester Jugend an errungen werden
kann, weshalb auch Kinder schon im vierten und fünften Lebensjahre zu klöppeln
anfangen. Auch sorgen für Erlernung der erzgebirgischen Kunst außer den Familien
mehrere vom Staate unterstützte Klöppelschulen. Nach Berthold Sigismund.
c;. Tie Namen der Spitzcumuster.
Erbsgrund, Batzen, Wickelkind, Wanzen und auch Schlangenbänder,
chopfe, worin Blumen sind, Auch Pantoffeln, Hirschgeweih,
Rohrstuhl, Blücken, Steingeränder, Ouärche, Schwanzbirn, Stickerei,
8*
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Das Obererzgebirge.
75
„Sechs Brüder", ohne das; man bestimmen kann, ob wirklich die sechs un-
glücklichen Österreicher Brüder gewesen sind.
Die unmenschliche Behandlung, welche die friedlichen Bewohner von Freund
und Feind zu erdulden hatten, brachte es so weit, daß eben jeder Soldat,
gleichviel, welcher Seite er angehörte, als Feind betrachtet wurde. Daher
herrschte zwischen den Bürgern und den Söldnerhorden ein fortwährender Kriegs-
zustand. Die Soldaten brannten, plünderten, mordeten und schändeten; die
Bewohner wehrten sich ihrer Haut und wagten nicht selten auch den Angriff.
Versprengte Soldaten wurden unerbittlich niedergehauen. So lockten die Bauern
von Dorf-Chemnitz nach der Leipziger Schlacht sechs hungrige Soldaten und
ein Soldatenweib in den Wald, erschlugen sie und raubten alles, selbst die
Kleider. Als die Leichen verscharrt werden sollten, findet man einen Halbtoten
und macht ihn noch vollends nieder. Der Jahnmartin am Kühberge klagte
oft, seine Hände röchen so nach Menschenfleisch; denn er hatte viel Soldaten
helfen erschlagen. 1641 erschlugen die gebirgischen Bauern bei Unterwiesen-
thal 9 Flüchtige von dem Heere Bauers, entkleideten sie und bedeckten sie
mit Reisig; davon hat sich einer wieder ermuntert und ist halbnackt nach Wiesen-
thal gekommen. Nach Chr. Lehmann und Dr. Pöschcl.
k. Tas Kriegsjahr 1634.
Alle Schrecken des Krieges kehrten im Jahre 1634 wieder. Namentlich
wütete zu jener Zeit der kaiserliche Oberstleutnant Schutz von Schutzky
in unserem Gebirge, setzte unter anderm Sahda in Flammen, brandschatzte
Annaberg mit 1200 Thalern und rückte auch vor die Stadt Marienberg.
Hierüber berichtet die Stadtgeschichte: „Den 29. September rückte ein kaiserlicher
Oberstleutnant Hans Heinrich von und zu Schutz zu Roß um 2 Uhr nach-
mittags vor die Stadt; solchem ging der Rat entgegen und bat für die arme
Stadt, da sich's denn etwas besser angelassen als im ersten Einfall; er kam
mit etlichen Pferden in die Stadt und nahm sein Quartier bei Georg Löven.
Da er nun eingelassen worden war, begehrte er von der Stadt für die Plün-
derung und als Lösegeld 6000 Thaler; es blieb ans der Geistlichen und des
Rats Bitten bei 1000 Thaler. Jngleichen wurden dem Oberst 65 Thaler
Tafelgeld und dem Regimentsquartiermeister 35 Thaler verehrt. Das Lösegeld
wurde halb, nämlich 500 Thaler, den folgenden Morgen ausgezahlt, die anderen
500 Thaler sollten innerhalb 14 Tagen abgestattet werden. Obgleich aber der
Rat wegen dieser 500 Thaler einen Schuldschein von sich ansstellte, haben sie doch
um mehrerer Versicherung den ältesten Ratsherrn Michael Seeliger mitgenommen.
Bei diesem ankommenden Volke entstand auch am Michaelistage abends 7 Uhr
eine von den Soldaten angelegte Feuersbrunst vor dem Annaberger Thore und
verderbte in solcher ein Haus und eine Scheune und ward ein großes Geschrei
in der Stadt, weil es sehr nahe an der Stadtmauer war." Die letzte Ab-
zahlung der obengenannten Brandschatzungssumme leistete die Stadt am 31.
Oktober durch den Bürgermeister Augustin Eckstein, und mußte dieselbe, da alle
Geldmittel erschöpft waren, zum größten Teile in Naturallieferungen, worunter
auch Heringe und Stockfische aufgeführt werden, geschehen.
In die bedenklichste Lage sollte die Stadt geraten, als im Oktober 1634
der österreichische Major Beck den bisher verhauen gewesenen Paß bei Reitzen-
hain in einer Nacht öffnen ließ, sodas; nun diese Heerstraße von hin- und her-
ziehenden Heereshausen wimmelte und es auch zuweilen zu Gefechten zwischen
sächsischen und kaiserlichen Truppen kam. So entstand etwa eine halbe Stunde
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Lehmann Schutz_von_Schutzky Hans_Heinrich Heinrich Georg_Löven Michael_Seeliger Beck
60 Das O b e r e r z g e b i r g e.
Da nun die Hussiten in das Kloster einfielen und alles darin verwüsteten, soll
einer von ihnen das Bild verspottet haben. Von Stund' an hatte derselbe
nun einen solchen Mund und ist stumm geworden.
Nach Chr. Lehman», Dr. Spieß, Dr. Köhler.
c. Wüste Marken im Obererzgebirge aus der Zeit der Hussitenkriege.
1. Mancher Ort ist durch die Hussiten zerstört worden, und nur noch
wüste Marken erinnern an sein einstiges Vorhandensein. Wo jetzt das Dorf
Wasch leite bei Schwarzenberg liegt, hat ehedem das Dorf Gleßberg am
Fuße des Gleßberges oder des Schatzensteines gestanden. Es erstreckte sich am
oberen Teile des Oswaldbaches hin. Die Hussiten haben es zerstört. Auf
einem Teile der Gleßberger Fluren entstand das jetzige Dorf Waschleite. Seinen
Ursprung und Namen hat es von den Erzwäschereien genommen, welche der
reiche Hammerherr Kaspar Klinger 1500 nebst einer Schmelzhütte am Oswald-
bache anlegte.
2. Vor der Gründung von Nendorf an der Sehma. das mitten im
Walde ans Holzarbeiter-. Köhler- und Flößerhütten entstand, soll in feiner Nähe
nach Crottendorf zu ein Dorf mit Namen Kraxdorf oder Kraftsdorf gestanden
haben, wovon früher, und zwar auf dem westlich im Walde gelegenen Morgen-
berge. noch Mauerreste, alte Schlösser und Schlüssel gefunden wurden.
In einem kleinen Thale. welches Nendorf oberhalb der Kirche von West
nach Ost durchschneidet, hat man beim Wegräumen von Teichdämmen auf dem
Grlinde derselben berußte Steine gefunden, die ihre Schwärze sehr wahrscheinlich
einst von einem Feuerherde erhalten hatten.
3. Unweit der Stadt Zöblitz, an den Ufern der Pockau, liegen die Ruinen
der alten Burgen Ober- und Niederlauterstein. Die Burg Oberlautcrstein.
welche eine Viertelstunde westlich von Zöblitz über dem rechten Pockauufer ans
einer felsigen Bergecke liegt, wurde im Jahre 1430 von den Hussiten, die eben
von der Verwüstung der Schneeberger Bergwerke herkamen, geschleift. Das
Schloß Niederlanterstein, das nur einige Minuten unterhalb davon am linken
Pockauufer liegt, erhielt sich über 20 Jahre länger. Vieles erzählt man sich
von den früheren Besitzern desselben, den Herren von Berbisdorf, deren einer
1520 bei einem Brande des Schlosses auf schreckliche Weise sein Leben verlor.
Es war Georg von Berbisdorf, ein gebrechlicher Greis von 90 Jahren. Um
ihn vom Flammentode zu retten, wollte man ihn, in Tücher gewickelt, zu einem
Fenster herablassen; allein die in Eile nicht festgeknüpften Knoten lösten sich
und der unglückliche Alte wurde an den Felsen zerschmettert. 1559 kaufte
Kurfürst August das Schloß von Kaspar von Berbisdorf und bestimmte es
znm Sitze eines Amtes. Im dreißigjährigen Kriege wurde es zerstört.
4. Sachsens ..Kirchengallerie" erzählt, daß man in der Gegend von Johns-
grün öfters alte Schlüssel gefunden hat. Man schließt daraus, daß die Gegend
von Johnsgrün vor der Zeit des Hussitenkrieges stark bevölkert gewesen sei.
5. Bei Augustusbnrg giebt es wüste Marken, die auch an Hussitengreuel
erinnern. Zwischen Hennersdorf und Dorf Schellenberg verbreitet sich der von
Angustnsbnrg bis in die Nähe von Waldkirchen reichende, große Mörbitzwald,
welcher von einem darin gestandenen Dorfe seinen Namen haben soll. — Der
zwischen Borstendorf, Eppendorf. Lippersdorf. Reifland in der dortigen Gegend
gelegene Staatswald Röthenbach enthält eine Wüstung und einen Bach gleichen
Namens, an welchem das im Hussitenkriege verschwundene, nach Borstendors
gepfarrt gewesene Dorf Röthenbach lag. — In dem im Staatsforste zwischen
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Kaspar_Klinger Schneeberger Georg_von_Berbisdorf August Kaspar_von_Berbisdorf Johnsgrün Schellenberg
64
Das Obererzgebirge.
1625 des Nachts das mit Riegeln, Ketten und Schlössern stark verwahrte
Schloszthor in Joachimsthal von einem fast unnatürlich gewaltsamen Winde
anfgestoßen und geöffnet wurde. Es wurde so getrennt, daß das Hinterteil des
mittleren Riegels samt dem starken Thornagel und der eisernen Feder geborsten
und das Vorlegeschloß samt dem Kloben, der das Thor mit einer starken
eisernen Kette über dem Thorriegel geschränkt, eine Stube weit davon auf dem
Schloßplätze verschlossen gelegen. Dieser ungemeine Sturm hat den damaligen
Bauernkrieg nach sich gezogen.
Das Obererzgebirge im Schmalkalöischen Ariege.
a. Der Kriegsschauplatz im Obererzgebirge.
Als der Schmalkaldische Bund siegreich gegen Kaiser Karl V. zog,
siel Herzog Moritz in das Kurfürstentum Sachsen ein. Da trennte sich am
23. November 1546 Kurfürst Johann Friedrich von seinen Bundesgenossen,
um sein eigenes Land wiederznerobern. Nachdem er Leipzig vom 9. bis 27.
Januar 1547 vergeblich belagert hatte, zog er mit seinem Hauptheere in die
Gegend von Borna und Altenburg. Von da aus entsendete er einzelne Truppen-
abteilungen gegen die von Moritz besetzten Landesteile und Städte, sowohl des
herzoglichen als aus kurfürstlichen Gebietes. Es gewannen Mitte Mai seine
Heerhaufen die Bergstädte Annaberg, Marienberg und einige andere Orte
dieser Gegend und drangen bis Joachimsthal vor.
In dem Schmalkaldischen Kriege scheint die Stadt Geyer durch ihre
Doppelstellung zu dem albertinischen und ernestinischen Hause, die auch in betreff
des Bergbaues Schwierigkeiten machte, wenigstens auf kurze Zeit in eine ge-
fährliche Lage gekommen zu sein. Der Kurfürst Johann Friedrich war im
Anfang März 1547 mit seinem Heere gegen Rochlitz aufgebrochen und hatte
hier den Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, damals des
Herzogs Moritz Verbündeten, in einem Treffen geschlagen. Während Moritz
und August auf Dresden zurückgingen, wandte sich der Kurfürst gegen das
erzgebirgische Oberland und nahm hier eine Stadt nach der andern, ohne aber
seine glücklichen Erfolge thatkräftig genug auszubeuten. In dieser für das
albertinische Haus gefahrvollen Zeit schrieb am 29. März Katharina, die
Witwe des Herzogs Heinrich, die sich gleichfalls nach Dresden geflüchtet hatte,
an ihre erzgebirgischen Städte Geyer, Ehrenfriedersdorf, Wolkenstein
und warnte dieselben ernstlich, daß sie sich nicht wider ihre Landesherren Moritz
und August durch den Kurfürsten Johann Friedrich gebrauchen lassen sollten,
von dessen Kriegsvolk sie vor etlichen Tagen überzogen worden seien.
Nach Dr. Spich und Dr. Falke.
b. Kriegsdrangsale in Zwickau.
Daß sich dieser Krieg, dessen Fäden beim Ansbruch in der Hauptsache
nach Süddeutschland führten, im weiteren Verlaufe nach Sachsen spielen und
dort zur Entscheidung kommen würde, hatte wohl niemand, die beteiligten Führer
nicht ausgenommen, geahnt. Auch unser Erzgebirge mußte manche Sturzwelle
desselben über sich ergehen sehen. Ganz besonders hatte die Stadt Zwickau zu
leiden. Diese galt in der damaligen Zeit für eine ziemlich bedeutende Festung
und wurde als Schlüssel zum Vogtland und zur böhmischen Grenze angesehen.
Ihre Bürger waren gut kurfürstlich gesinnt. Ferdinand von Böhmen, der
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Albrecht_von_Brandenburg-Kulmbach Albrecht Moritz_Verbündeten Moritz August Katharina Heinrich Heinrich Geyer Moritz August Johann_Friedrich Johann Friedrich Ferdinand
Das Obererzgebirge.
71
Zollhaus Berghäusel nach Crauzahl herein, von hier aber auf der „alten
Schlettauer Straße" nach Schlettau und weiter nach Elterlein, Zwönitz,
Stollberg, Leipzig und Halle, woher die Böhmen das unentbehrliche Salz
holten, das ihr Kesselland nicht besitzt. Noch heute sind an vielen Stellen die
tief und breit in Felsboden ausgefahrenen Hohlwege sichtbar, wie am Blech-
hammer, in Kuhberg, vor dem Erbgerichte und ans der „alten Straße" nach
Schlettau, das übrigens noch im Jahre 1807 zur Wiederherstellung der Grenz-
brücke am Blechhammer 72 M beitragen Mußte. Nach Chr. Lehmann und P. Schnitze.
e. Die ersten Kriegsdranqsale in Marienberg.
Am 16. September 1631 wurden 1500 Mann kaiserliches Fußvolk, das
bei Leipzig nach der Schlacht bei Breiten seid, am 7. September, sich ergeben
hatte und nun freien Abzug nach Böhmen erhielt, durch sächsische Reiterei und
Infanterie bis Reitzenhain geführt, bei welcher Gelegenheit die Stadt Maricn-
berg die genannten Truppenteile aufzunehmen hatte und derselben ein Kosten-
aufwand von 425 Gld 20 Gr erwuchs.
Sehr verhängnisvoll sollte das Jahr 1632 für Marienberg werden.
Dies erfuhr die Stadt schon, als am 4. Mai die Fürsten von Anhalt und der
von Altenburg ans dem Durchmärsche nach Böhmen mit zwei Regimentern ein-
rückten und einige Wochen später der sächsische Oberst Vitzthum von Eckstädt
mit einem Reiterregimente die Stadt als Mnsternngsplatz wählte; in beiden Fällen
hatte dieselbe für Verpflegung n. a. 825 Thlr 5 Gr, sowie später noch 1435 Gld
9 Gr 8 Pf zu zahlen. Nach Donat-Holzhaus.
f. Wallenstems Truppen kommen.
In großen Schrecken sollte das Obererzgebirge versetzt werden, als Wallen-
stein seine dem Laster ergebenen und ans allerlei Volk zusammengelesenen
Truppen nach Sachsen führte. Der General Holck, Wallensteins Oberstfeld-
marschall, ein Protestant aus Dänemark, sowie der Kroaten oberst Corbitz
führten ihre Banden über Altenberg, Schneeberg und Annabcrg durch
unser Gebirge, wodurch dieses aufs höchste geängstigt ward. Am 10. August
1632 rückte der Vortrab des Holckschen Heeres unter Oberst Isaak von
Brandenstein vor Annaberg, wo nicht nur 2000 Thaler Brandschatzung
gezahlt werden mußten, sondern auch, trotz des gegebenen Ehrenwortes, die
Stadt vor aller Unbill zu schonen, in schrecklichster Weise geplündert und alles
Vieh weggetrieben wurde.
Nach dieser Heldenthat ging es weiter, und mitten in der Nacht kam die
Bande vor Marienberg an. Ein kaiserlicher Trompeter sprengte vor das
verschlossene Annaberger Thor und begehrte im Namen des Kaisers Öffnung
und Übergabe der Stadt. Der Bürgermeister Franke bat um einen Tag
Bedenkzeit; der Trompeter ritt zurück und nach einer in großer Angst durch-
wachten Nacht öffnete man das Thor und — nirgends war ein feindlicher
Soldat mehr zu erblicken. Die Gefahr war für diesmal abgewendet; aber die
Angst stieg wieder aufs höchste, als man vernahm, daß der grausame General
Holck selbst bereits in Schneeberg angekommen sei und sein Heer dort nicht
nur alles geplündert und zerstört, sondern auch Fliehende und Flehende un-
barmherzig niedergeschossen, viele Bürger getötet oder bis ans den Tod gequält,
ja den Stadtrichter vor der Thür seines Hauses und einen 90jährigen Greis,
den früheren Bürgermeister von Schlackenwerth, niedergemetzelt hatte.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
76
Das Obererzgebirge.
von der Stadt entfernt, auf den Lautaer und Hilmersdorfer Höhen, ein
Treffen, später auch au dem ganz nahen Kaiserteiche, wobei Marienberg
in die größte Gefahr geriet. Täglich mit Brand und Plünderung bedroht und
von Kroaten und Spaniern umringt, sollte es immer und immer wieder für
die in der Nähe lagernden Truppen Lebensmittel schaffen. Es war der Mangel
so groß, daß der Rat das Brot von Hans zu Haus in einzelnen Stücken zu-
sammentragen ließ und es manche Eltern im Augenblicke, wo sie es essen
wollten, den hungernden Ihrigen entreißen mußten. Aus jenen trüben Tagen
erzählt der Geschichtsschreiber: „Es haben sich die Kroaten und spanischen Re-
gimenter vor die Stadt am Walde geleget, da denn die Offiziere auf den Tag
hereinkamen und mußten gespeiset werden, dem Volke aber alle Tage 2 Faß
Bier, Fleisch und Brot und wöchentlich jedem Regimenté 20 Thaler Kriegs-
kosten, welche 12 Tage gewährt, wobei das Götzschc Regiment noch dazu-
kommt, welches gleichsam seine Verpflegung hat haben müssen. Der Kroatcn-
oberst Joh. Tischler hat die Einquartierung in der Stadt haben sollen, weil
aber keine Möglichkeit, vornehmlich auch wegen des sächsischen Volkes, welches
in Zschopau gelegen, da dann groß Unglück der Stadt hätte entstehen sollen.
Sv hat der Oberst Tischler 200 Thaler und 6 Paar Stiefel für die Ein-
quartierung begehrt, ist aber bei dem halben Teile verblieben, und ist damals
große Not wegen des lieben Brotes gewesen; denn man hat weder ans noch
ein können und vielmals die Natspersvnen und Bürger das Brot von Haus
zu Haus stückweis von Bürgern einbringen und korbweise nausschicken müssen.
Dieses aber alles mußte man dulden, daß die Stadt nicht in Brand gestcckct
Wurde. Nach Donat-Holzbaus.
1. Zschopau wird niedergebrannt.
Am 21. November 1634 war es, als die Bewohner Marienbergs zu
ihrem größten Schrecken mitten in der Nacht den Himmel hoch gerötet sahen.
Zschopau stand in Flammen, dessen Besatzung von 4 Regimentern kaiserlicher
Truppen unter dem Obersten Colloredo überfallen worden war. Sie richteten
in der Stadt, welche mit Menschen überfüllt war, da sich außer den Soldaten
und Bürgern auch die Landlente darin aufhielten, ein schreckliches Blutbad an.
Hering schildert das Ereignis in folgender Weise: „Die Schlafenden schreckten
plötzlich durch den Ruf der Kricgstrompeten empor. Zschopau ist umringt;
Frauen, Kinder, Greise flüchten in die Keller; die Männer stürzen sich mit
hinaus und alle Schrecken der Schlacht erhöhen sich durch die dichte, nur durch
die tötenden Blitze der gelösten Gewehre erleuchtete Finsternis. Es rast die
Schlacht — es wütet der Tod in allen Gassen; es häufen sich Leichen von
gefallenen Soldaten, Bürgern und Bauern, und jetzt schlagen die Flammen
empor — rechts und links und fern und nah steht die Stadt in Feuer. Dem
Tode in den Flammen entfliehend, stürzen die Versteckten hervor und suchen
sich zu retten. Aber ach, wie viele hatten dem Schutze der Keller sich lieber
vertrauen wollen als der würgenden Schlacht und waren hier erstickt. Außer
den ini Kampfe Gefallenen zählte man am Morgen nach dieser schaudervollen
Nacht 90 Leichen von Erstickten.
In Angst und Mitleid schloß sich in jener Nacht auch in Marienberg
kein Auge zum Schlummer. — Da brauste nach Mitternacht das rückkehrende
Heer heran; alles wollte, nach Brot schreiend, in die Stadt stürzen. Oberst
Colloredo aber ließ die Thore besetzen und nur die Offiziere hinein, sodaß
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Extrahierte Personennamen: Hans Colloredo Hering Colloredo