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1. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 313

1914 - Ansbach : Prögel
— 313 — Die Marke auf dem Haus Nr. 139 (Ziffer 7), die dem Mädchen als Bettstatt erscheint, sieht, mit etwas lebendiger Phantasie betrachtet, wirklich so aus; es ist aber das Abzeichen eines Sattlers, wie hier im Bild zu sehen ist. Abb. 55. Ueber solche rege Tätigkeit, die sich auch sonst in vielen Zeichnungen offenbart, darf sich der Lehrer billig freuen; aber er muß unermüdlich weiter streben. Kaum ist die Arbeit im großen getan, beginnt auch schon die Einzelarbeit. Nicht alle Schüler haben alle Häuser gesehen; braucht^ auch nicht. Nunmehr sollen aber alle Uebersicht über das Alter gewinnen. Wir stellen diesmal Freiwillige auf. Wer durchforscht die obere Bahnhofstraße und Spitalgasse, wer die Bach-, wer die Maingasse, wer die Buheleite und Ochsenfurter Straße nebst Steingraben und Mainanlage, wer stellt die ältesten Jahrzahlen in der Stadt zusammen? — Sie melden sich in Haufen und ich muß nur noch geschickt auswählen. Jetzt schon mache ich aufmerksam, daß ich die Straßen und Gassen außerhalb der alten Mauer mit Absicht zur gesonderten Erforschung angegeben habe. Dazu gesellen sich noch weitere Aufträge. Wer sucht die Rundbogenpforten, die Pförtlein auf, wer sieht sich nach Butzenscheiben, wer nach alten Eisengittern, wer nach Ueberbauten, nach Hausmarken, nach alten Türen usw. um? — Schon am andern Tag da drängt's; ich verweise aber zur Geduld bis zur nächsten Geschichtsstunde; da wollen wir die Ergebnisse sichten, ordnen, verwerten. In der Geschichtsstunde — obwohl das streng genommen nicht hierher gehört, will ich um der Sache willen vorgreifen — da ist eifrigste Tätigkeit, da diktieren die Sammler und an den Wandtafeln entstehen Reihen, aus denen den Schülern von selbst als Ergebnis in die Augen springt: Die Straßen und Gassen außerhalb der Mauern sind ja (mit

2. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 257

1914 - Ansbach : Prögel
— 257 — Interessen der Heimatkunde.*) Endlich stehen wir auf dem sehr gut erhaltenen Burgwall, schauen hinunter in den tiefen Graben, der das mit hohen Mauern und Türmen bewehrte Schloß umringt. Ringsherum wallen wir langsam und bedächtig; was gibt's da alles zu sehen, was plappern da die geschwätzigen Mäulchen! Und jetzt, wahrhaftig, da war eine Zugbrücke. „E. L., da drom sin noch die Rädli! — Da is sie nauf gezogen worden Richtig; aber die Zugbrücke ist nicht mehr da; eine steinerne Brücke führt hinüber in den ganz eigenartigen, kleinen Vorturm. Die Tore, das Glöcklein! Nun hinein in den alten Burghof! Ach, wie schön! Die hohen Gebäude, der schöne Wandelgang, die Rundbogen und dort vermauerte Spitzbogen. „E. L., da steht der Milchwagen, der alle Tag ’nunter-fährt!“ Der hat ein ganz anderes Gesicht da oben, ist ordentlich feierlich. Wir müssen uns freilich (die Schar ist so zahlreich) mit dem Hof begnügen; einzelne wissen aber doch noch Wege, während unserer Rast auch in Teile des Innern zu gelangen, aber mit Erlaubnis. — Was erzählt uns doch Christian? . . . Alsdann führte uns ein Mädchen in den Schloßhof. Da sahen wir in der südöstlichen Ecke ein achteckiges Türmlein. Wir betraten es und es führte innen eine hölzerne Wendeltreppe hinauf. Da kamen wir in einen finstern Gang, welcher zum Zimmer führt. Wir gingen hinein. Da sahen wir, daß es schon sehr alt war; denn ein Teil des Speises (Mörtel) war heruntergefallen und lag auf dem Boden. Die Wände Abb. 40. (Kinderzeichnung.) *) Siehe mein Aufsatzbuch S. 260, Ausflug, der zwei Jahre früher liegt. Zimmermann, Geschichte, Mittelstufe. 17

3. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 322

1914 - Ansbach : Prögel
— 322 — uns beschäftigen, und gestalten aus dem Innern heraus Personen. Ich will eine Reihe von Beispielen anführen. Sie begnügen sich nicht, die Kapellenruine so zu zeichnen, wie sie jetzt aussieht, nein, sie stellen sie wieder her, geben ihr Dach und Türmchen; einer schreibt zu seiner Zeichnung: „Die Marienkapelle aus alter Zeit. Wie ich mir die Marienkapelle aus alter Zeit vorstelle.“ Ein anderer denkt sich unser sog. Chörlein, den Rest der alten Nikolaikapelle, von der Kirche losgelöst, baut sie aus, phantasiert sich eine Heiligenfigur hin und umgibt sie mit einem Hof, worin nun merkwürdigerweise moderne Grabsteine stehen. Wieder ein anderer isoliert sich von dem dreifachen Denkmal*) in der Kirche den Friedrich von Seinsheim, eine andere nimmt den ehrbaren und frommen Philipp.**) Der Markungsumgang begeistert zur Darstellung eines Zugs; zwei Grenzsteine mit V (Unternbreit) sollen an den Zweck des Zugs erinnern. Der Schultheiß Klaus Groe bekommt auf seine Tellermütze eine lange Feder, in seine Hände den Stab und an seine Seite einen Säbel; sonst erscheint er modern. Ein Mädchen bekleidet den Klaus Beringer zeitgemäß und malt ihn. Zu verschiedenen Darstellungen reizt das Wässerndorser Schloß mit seinem eigenartigen Torturm. Ueberhaupt Türme und Gebäude marschieren in großer Zahl und oft guter Perspektive auf; einzelne beschäftigen sich auch mit Teilstücken, wie z. B. mit der Vorderftont des Flayderschen Hauses, mit Eisengittern des Rathauses, mit Butzenscheiben usw. Die Erzählung „Der Schulmeister und sein Sohn" versetzt manche so lebhaft nach Sommerhausen, das sie nie gesehen haben, daß sie aus *) S. 252. **) S. 254. Abb. 58. (Kinderzeichnung.)

4. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 335

1914 - Ansbach : Prögel
— 335 — 6. Geschichte eines Hauses. A. Voraussetzungen: Das Haus wird gelegentlich besichtigt, der selbsttätigen Betrachtung öfter empfohlen. Niederschriften über einzelne Teile des Hauses (alte Türe, Männlein unter dem Dachgiebel, Fachwerk, Holzschnitzerei), freie Zeichnungen. B. Ver- und Erarbeitung: I. 1. Was die Schüler erforscht haben, Schlüsse aus Jahrzahl und Inschrift, 2. Quellenberichte, wo solche aufzutreiben sind, aus alten Akten. 11. Geistige Verarbeitung in Aufsätzen (f. Flayders Haus in der ersten Wechselreihe, Iii, 8). C. Vergleich mit dem Rathaus. D. Zusammenfassung: a) Entstehungszeit; Einordnung in die Zeit im allgemeinen, Werkmeister, b) Bauart, Hervorhebung der eigentümlichen Schönheit, c) Wertschätzung der Werkleute, der Bewohner; Zweckmäßigkeit des Hauses. E. a) Beobachtung der Bauart anderer Häuser, b) Zeichnen, Formen, c) Schutz solcher Gebäude; Aufdeckung alter Fachwerke; Pflege der Heimatkunst überhaupt. 7. Der Türmer. A. Voraussetzungen: Besichtigung des Turms, der Türmerwohnung, der Geräte und Musikinstrumente, die allenfalls noch vorhanden sind. Was alte Leute noch wissen. Freie Niederschriften, wenn genügend Stoff da ist; freie Zeichnungen. B. I. Quellenberichte aus Urkunden oder Chroniken. Ii. Geistige Verarbeitung in Aufsätzen. Zusammenfassende Stilübung. C. a) Das Reingeschichtliche, b) Pflege der Musik, c) die Pflichten. D. a) Das erregte Interesse soll weiter treiben, b) Zeichnen: Laterne, Fahne, Turm, Horn oder was sich sonst besonders aufdrängt. Vii. Anschlumcher. Die Anschlußfächer sind in meinem Lehrgänge zur Welt gekommen. Mündliche und schriftliche Berichte laufen häufig der eigentlichen Behandlung voraus, die Aussprache wird im Unterricht gepflegt, Aufsätze und sog. Stilübungen machen sich in verschiedener Weise dienstbar und ziehen in ihrem Gefolge Rechtschreib- und Sprachübungen nach sich und die Heimatkulturgeschichte ist besser als der Sprachunterricht selbst geeignet, der Wortentwickelung und Wortbedeutung nachzugehen. Erinnern

5. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 382

1914 - Ansbach : Prögel
— 382 — Zu Kapitel 1 des Iv. Abschnitts in Abteilung 6, gemeinsame Grabungen betr. An einem Frühlingstag war's, eben war das erste Getreide gesät, da platzte der Sohn eines Bauern in den Unterricht hinein: „Herr Lehrer, drorn auf unserm Acker beim Schwedengraben, da is mev Bruder beim Ackern auf Mauern kommen." Im Handumdrehen war's fertig: „Du fragst Deinen Vater, ob wir graben dürfen und morgen geht es los." Großes Hallo! Richtig, ausgerüstet mit Hauen, Pickeln, Körben ziehen wir einige Wochen lang zu Fünfen, Sechsen, Zehnen, wie es die Zeit erlaubt, den Kappelberg hinauf und graben eifrig, je länger je sorgfältiger. Und siehe, wir decken die vier Grundmauern von einem verhältnismäßig kleinen Turm oder turmähnlichem Gebäude auf. Was ist's? Wir wissen es nicht, aber vermuten dürfen wir: Das wird vielleicht der Turm zu der längst gesuchten zweiten Kapelle sein, die nach unzweifelhafter Urkundennachricht einst auch auf dem Berg gestanden war. Zwar der Turm, dessen Grundmauern wir aufdeckten, stand allein, ist einst durch Feuer — wie Kohlenreste bezeugen — zerstört worden. Dem Langhaus können wir heuer nicht mehr nachforschen; die Gerste ist schon zu stark gewachsen, wir verderben zu viel. Wollen wir im nächsten Jahr weiter graben? Ob wir wollen! Warum ich das geschildert habe? Es ist ein Beispiel, wie der Lehrer der Ortsforschung wesentlich dienen kann. Mehr aber soll es bezeugen: das üeswurzelntie Interesse der Kinder und des Volks; man hat uns mit freundlichen Augen beobachtet. Und noch mehr: die erziehende Wirkung. Ganz kameradschaftlich arbeiteten wir um die Wette, ich als Vorarbeiter mit dem guten Beispiel voran. Endlich habe ich dabei noch gelernt, wie viel Kinder, Knaben von 10—11 Jahren, leisten können unter richtiger Führung; allerdings über zwei Stunden darf sich das ernste körperliche Schaffen nicht erstrecken. — Das Ganze wiederum ein Beleg, was der Volksschullehrer Gutes wirken könnte, wenn er ganz seinem Lehrer- und Erzieherberuf gehörte. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich will den Lehrer nicht zum Vorarbeiter machen; hinter der körperlichen Arbeit muß ein höheres Interesse stehen, das dazu treibt. Was sonst noch einzuwenden wäre, bitte ich als selbstverständlich auf die Seite zu schieben; mir schweben alle berechtigten Einwände vor.

6. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 62

1914 - Ansbach : Prögel
— 62 — Au der Verhältniszahl 31/7 gekommen sind.*) Genug, wir berechnen rasch, daß die Säulen 45 cm dick sind. Nun zurück! Es handelt sich noch um die Länge der Stämme. Die erste Partie ist 52', die zweite 45' lang. Daß 12 Zoll = 1 Fuß sind, muß gegeben werden. Wir nehmen 1 Fuß rund zu 34y2 cm und berechnen rasch, daß die langen Hölzer 18 m, die kurzen 15% m messen. Vergleich mit dem 10 m langen Schulzimmer. Endlich können wir in dem Bericht der Chronik fortfahren und zugleich an die Tafel schreiben: 40 Schock gemeine Bretter, 20 „ geschnittene Bohlen, 3 „ zwanzigschuhige Bretter und 1 „ dicke Dielen. Die Zeit drängt. Wir begnügen uns mit der Unterscheidung von Brettern und Dielen. Der Begriff Bohlen (oder wie es in Urschrift heißt „bhüen") liegt nicht. Wir müssen sie zu den Dielen nehmen. Ich darf auch die Schüler nicht zu sehr mit Zahlen überschütten und es mag Genüge damit getan sein, wenn sie alles zusammenfassen in 64 Schock Bretter und Dielen. In der Rechenstunde erwachsen uns allerlei Reihen: 12 Zoll ^1 Fuß 1 Fuß = 1x12 Zoll 24 „ = 2 „ 2 „ = 2x12 „ usw. Mau wird vielleicht fragen: Warum die Schüler noch mit Fuß und Zoll quälen? Ich halte es aus kulturhistorischen Gründen für nötig. Wir können die alte Zeit und ihre Ueberreste, die mitten in unsere Gegenwart hineinragen, nur ganz erfassen, wenn wir nicht achtlos an ihrer Maß- und Münzordnung vorübergehen. Bei anderer Gelegenheit habe ich z. B. den heimatlichen Ausdruck „Gertholz" zu erläutern. Soll's wirklich damit getan sein, daß ich im landläufigen Stil erkläre: Eine Gerte ist eine Rute? Wie klären sich doch die Anschauungen, wenn die Gerte oder Rute sich als Maß von 12 Fuß Länge entpuppt! Umrechnungsübungen dürfen wir uns allerdings schenken. Es ist vorerst kein zwingender Grund mehr dafür vorhanden. *) Siehe des Verfassers „Praktische Ausbildung in Ruttmanns Anstellungsprüfung der bayer. Volksschullehrer" S. 67, Mich. Prügel, Ansbach.

7. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 64

1914 - Ansbach : Prögel
— 64 — Und nun einen andern, der allerdings durch meine Anregung entstanden ist, der aber trotzdem in der Ausführung ganz Eigentum des Schülers ist: „Ich stehe droben auf dem Kappelberg und bliche hinab ins Maintal. Da erblicke ich bei Marktsteft ein sehr großes prachtvolles Floß. Geschwind springe ich an den Main und blicke erwartungsvoll nach Marktsteft zu. Das Floß kommt näher; jetzt landet es. Mitten darauf steht der noble Balthasar Karl von Zeil. Nun kommen die Ratsherren, steigen auf das Floß und besichtigen alles. Nachdem sie ein wenig geredet haben, fangen sie an auszuladen. Viele Arbeiter steigen auf das Floß und tragen die Bretter ans Land. Jetzt kommen zwei Pferde. Sie spannen sie an die Stämme und so bringen sie alle Stämme ans Land.11, J. St. V. In der Geschichtsstunde ist noch die Herkunft der zum Bau verwendeten Steine kurz zu erörtern, dann aber greife ich zu dem „Zettel gegenn dem Ziegler zu Obernpraidt wegenn des Kalgs und der Zigel. 1579". So steht deutlich auf dem in Briefform gefalteten, vom Staub vergrauten Zettel. Langsam gehe ich durch die Reihen, zeige ihn erst gefaltet und dann offen. Gleich am Anfang lesen wir, daß unser „Cles" Beringer und sein mitverordneter Baumeister Matches John mit dem Obernbreiter Ziegler über Kalk- und Ziegellieferung einen Vertrag abgeschlossen haben. Kurze Zeit kosten wir das eigentümliche, köstliche Gefühl inniger Freude. Den Zettel hat auch der Beringer gehabt! Darauf haben sie geschrieben, was alles der Ziegler geliefert und was sie an Geld dagegen gegeben haben. Das stellen wir nun an der Tafel miteinander zusammen. Hier mögen die Summen unserer Reihen genügen: 771 Malter Kalks 25.450 breite Ziegel 2.850 „Backensteine" 250 Gulden. Damit auch die Erheiterung nicht fehlt, ergötzen wir uns an dem Zusatz, der der Notiz über eine Lieferung Ziegel beigesetzt ist: „Sind gar ubel gebrannt gewesen," vergessen auch nicht, daß der Ziegler denselben Zettel hatte; heißt es doch: „Deren zwei eines Lauts und einer Handschrift hierüber kerbsweis ausgeschnitten worden." Im Vorbei-

8. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 66

1914 - Ansbach : Prögel
Wie unser Rathaus entstanden ist. Der Schultheiß, die Bürgermeister und der ehrsame Rat beschlossen: Wir wollen ein neues Rathaus bauen! Klaus Beriuger stellten sie als Baumeister auf und als Werkmeister gewannen sie den Steinmetz Hans Käsebrot und den Zimmermann Leonhard Götz. Schon am Dreikönigstag 1579 verhandelten sie mit dem Holzhändler Balthasar Karl von Zeil wegen des Bauholzes und wurden um 650 Gulden einig. Die Sandsteine bestellten sie draußen in Gnodstadt; die Kalksteine aber bekamen sie hier. 771 Malter Kalk, 25 450 Ziegel und 2850 Backsteine lieferte der Ziegler von Obernbreit. Sie übergaben dem Hans Käsebrot einen Bauplan und verakkordierten mit ihm den Bau um 627 Gulden. Die Baurechnung schloß ab mit 2195 Gulden. In das Rathaus richteten sie zwei große Säle, zwei große Stuben, eine Rüstkammer, eine Küche und ein Gewölbe. Unten ließen sie eine offene Halle mit drei Ruudbogeupforteu. An das vordere Eck und auf den vorderen Giebel stellten sie den Ritter St. Georg. Als alles fertig war, hatten sie eine große Freude über das schön gelungene Werk. 6. Vom Gemeindehaushalt. Es ist ein sehr schweres Kapitel, das zu schreiben ich anhebe. Meine Schüler sind nunmehr in dem alten Flecken Marktbreit einigermaßen heimisch geworden. Sie kennen den Umfang des Fleckens, sind um seine Mauern gegangen, haben sich Mauern, Tore und Türme^ so gut es geht, vergegenwärtigt, haben eine Reihe von Häusern aus der Zeit angeschaut und vor allem „das Haus", wie es in der alten Zeit so gerne genannt worden ist, im Geiste erstehen lassen und es gründlich besichtigt; auch der regierende Herr, dessen Schlbß heute noch als Zierde mitten im Städtlein prangt, ist ihnen wohlbekannt. Nun gilt es hineinzuschauen in das innere Getriebe. Wir wollen aber nicht phantasieren, sondern fest auf dem Boden der Geschichte fußen. So sind wir angewiesen auf Quellen, die wir neu sprudeln lassen möchten. Da sind aus jener Zeit gerettet im Archiv die Bruchstücke zweier Bürgermeisterrechnungen, das eine aus dem Jahre 1572, das andere vom Jahre 1573. Ach, wären sie in großer Zahl die Rechnungen, sie wären eine Fundgrube, wert, daß wir sie allmählich ausbeuten.

9. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 70

1914 - Ansbach : Prögel
— 70 — Ja, allerdings, die Fachwerke hat man früher oft mit Lehm ausgefüllt. Aber wie kann denn der Lehm halten? „H. L., da tun sie so ,Stickscheit‘ ’m.“ Stimmt. „H. L., unterm Dach aufm Rathaus is auch so.“ So gelingt es uns, den Ausdruck zu erhellen; trotzdem beauftragen wir ein Mädchen, bei einem Maurer zu fragen. Und richtig — ich greife voraus — der Ausdruck lebt noch! Als Lehrer habe ich so meine eigene Gedanken: Wie viel schöne Ausdrücke sind uns verloren gegangen! Die hochdeutsche Schriftsprache, deren hohen Wert ich vollauf anerkenne, hat uns viel eigenes, urecht fränkisches Sprachgut zugedeckt. Im Volk, freil ch im Aussterben begriffen, lebt noch vieles fort. Hei, deutscher Lehrer, rette, was du kannst, befreie dich von der Sprachschablone deines Deutschunterrichts, wecke die Volkssprache auf! — O, du großer Hildebrand! —---------------------- 2. Ausgeben „wegen des Seelhauß". „Sölhaus" wird's sonst auch geschrieben; es ist das Armenhaus. 3. „Ausgeben, das Schießhaus belangend." 4. „Ausgeben wegen ,Jnnkherrn< Engelhards gestifteten Jahrstag." Es sind fünf Posten mit je 1 U 23 ^ (Rechnung!). Der 5. Jahrgang erinnert sich an die Dorfgeschichte, aus der Engelhard hereinragt in die Marktzeit. Und nun reihen sich in bunter Folge eine Menge kleinerer und größerer Ausgaben hintereinander, alle unter dem Sammelbegriff 5. „Ausgeben in Gemein." Da werden das alte „Ammenfränlein" und fönst arme Menschen begraben. Das Ammensräulein hinterläßt eine Kinderschar, die brauchen „wüllenes" Tuch für 5 Röcklein und 4 „Charstümplein", Kar- (Chor-) Mäntelein. Die gemeldeten „Kleiderlein" müssen gemacht werden un 5 Paar „Schuchlein" sind auch notwendig. Die Frau Anna Kernerin nimmt „von dem einen Kind für 4 Wuchert lang in der .Costung' zu halten" einen Gulden. Wieviel im Jahr? Jst's nicht ein reizendes Bild für Kinder der Mittelstufe? Freue ich mich doch daran, ich ein gestandener Mann. Und wer glaubt, die Kinder verstehen die Sprache nicht so leicht, o der irrt; besser oft als wir im Hochdeutschen befangenen, gebildeten Menschen.

10. Geschichtlicher Anschauungs- und Erfahrungsunterricht - S. 85

1914 - Ansbach : Prögel
— 85 — noch nicht oft gehört habe und weil er mir auch gut gefällt, bleibe ich dort stehen und höre ihn an. Dann schreite ich nach Hauses K. Z. V. In der Stilübungsstunde fassen wir alles, was wir von unserem ersten Türmer wissen, noch einmal straff und gut geformt zusammen. C. Wiederum ist ein schönes Stück Arbeit getan. Wenn heute noch manchmal die Musikanten bei Beerdigungen oder Hochzeiten droben auf dem Turme ihre traurigen oder freudigen Choräle oder „Arien" blasen, dann tönt's in ihnen nach wie ein Stück vergangner Zeit. Wir können aber das Türmergebiet*) nicht schließen, ohne noch einmal auf die Einrichtungen der Gemeinde, die zu ihrer Ordnung und ihrem Wohle haben dienen sollen, zurückzublicken. Zu den bereits bekannten „Amtleuten" und anderen Angestellten der Gemeinde (wie Türmer, Wächter) ergänzen wir noch: Schröter und Unterkäufer (beim Weinverkauf tätige Personen), Weinbergshüter, Flurer, Zehentknecht und Gemeinknecht. Leider ist es uns nicht möglich, auf alles genauer einzugehen. Die „Schuldieuer" sollen uns in einem anderen Abschnitt noch bekannt werden. Als Zwischenstück erscheint erst „Johann Flayders" Haus. Es ist von zwei Werkmeistern gebaut worden, die auch an dem alten Latein-schulhaus, das uns im übernächsten Abschnitt beschäftigt, ihre Kunst ausgeübt haben. Dieses Schulhaus ist aber leider eingerissen worden. 8. Johann Flayders Haus. Seit ich die Marktbreiter Siebnerbücher (Bücher der Geschwornen, Steinsetzer, oder wie sie sonst heißen) durchforscht hatte, wußte ich, daß der Seckendorsische Vogt im Jahre 1606 mit den Siebnern und dem Schultheiß verhandelte, um die Erlaubnis zu erringen, daß er sein neu zu erbauendes Haus in der Schloßgasse gegenüber dem sog. „Neuen Bau" Georg Ludwig von Seinsheims im 1. Stock auf der Vorderseite um 3 Schuh vor-, oder wie es jenesmal hieß, überbauen wollte, was er trotz des Schultheißen Freundschaft nicht durchsetzen konnte. Vor *) Wie ich das Türmergebiet jetzt behandle, ist ersichtlich in dem Abschnitt Vi des Allgemeinen Teils. Da finden sich in den einzelnen Kapiteln zerstreut Andeutungen und im 6. Ziff. 7 ein Schema. Neuerdings hat uns auch ein Schüler, angeregt durch den Unterricht, eine Türmerlaterne mit ausgebrochenen Scheiben beigebracht.
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