Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Germanen - S. 15

1910 - Ansbach : Seybold
scheiden sie auch das Jahr selbst nicht in gleich viel Zeiten wie wir: Winter, Frühling und Sommer sind ihnen bekannte Begriffe und haben ihre Bezeichnungen; des herbstes Name ist wie sein Segen unbekannt. tlac-' ®erm- 2ö* Der einzelne Gau gliederte das ihm zugewiesene Land in drei Gruppen: Grenzwald, Allmännde*), Sortdereigen2). Der Grenzwald . . . umfaßt nicht nur Wald, auch Sumpf, See, Flüsse, Felsen, Gebirgshöhenzüge .... er war, was das Eigentum betrifft wohl oft res nullius und trennte vielmehr jene Gebiete der Gaue und Völkerschaften, welche im Eigentum des Gaues oder der Einzelnen standen; doch nahm der Gau bei steigender volkszahl . . . das oft zweifelige Grenzland in Anspruch, indem er Stücke davon jetzt für Allmännde-wald erklärte, in dem ungerodeten oder gerodeten die Hofeigner ihre Herde zur weide treiben und Holz schlagen ließ . . . Das Sondereigen endlich bestand . . . aus den Holzgehöften, dem sie umgebenden Hofraum und Anger und Ackerland. Dahn, D. Gesch. ^68. * * * 3hr ganzes Leben dreht sich um Jagden und Übungen zum Kriege. Cäsar, g. R. vi, 2\. . . . Speere oder . . . Ftameert führen sie . . . so scharf jedoch und zum Gebrauch so handlich, daß sie mit derselben Waffe . . . aus der Nähe sowohl als aus der Ferne kämpfen . . . Die Fußkämpfer entsenden auch Wurfgeschosse, jeder mehr als eines und schleudern sie unglaublich weit . . . Tac., Germ. 6. Die Tenkterer tun sich außer dem gewöhnlichen Kriegsruhme noch durch Meisterschaft in der Reitkunst hervor . . . das ist das Spiel der Kinder, das der Wetteifer der Jünglinge . . . Gerni. 32. Dort Schauspielen haben sie nur eine Gattung, die bei jeder geselligen Zusammenkunft wiederkehrt. Nackte )ünglinge, die darin ihre Kurzweil finden sich in Sprüngen zwischen Schwerter und drohende Frameeu zu werfen; Übung rief Kunst, Kunst Anmut hervor; nicht zum Erwerbe jedoch oder um Lohn; auch des verwegenen Scherzes einziger preis ist das Vergnügen der Zuschauer. Germ. 2\. *) auch Allmende. 2) später Allod.

2. Die Germanen - S. 18

1910 - Ansbach : Seybold
2. Erzählung. Ls war vor vielen, vielen Zähren, Hab's nicht selbst erlebt, was ich euch erzähle. Müßte ein steinaltes Männlein sein — hundert 3ahre? nein, viele hundert Zahre alt. Zn jener grauen Vorzeit sah unser Vaterland ganz anders aus als heute. Soweit das Auge 4 reichte, Wald — nichts als Wald — und durch den Wald sauste kein Dampfmagen, zog sich keine breite Straße, nur schmale, schlechte 3 Fußwege schlängelten sich hindurch. Auf solchem Pfade schritt einst ein junger, kräftiger Krieger dahin. -62 Line wollene Zacke bedeckte die Brust und eine lange Hose die Beine, nur die Arme waren nackt und bloß. Um die Hüften legte sich ein breiter Gurt mit einem kurzen Schwert in lederner Scheide. Seine Füße steckten in haarigen Schuhen aus einem Stück Leder gefertigt und mit Riemen an den Knöcheln festgeschnürt. Über seine schultern hing ein Mantel aus Tuch hinab, von einer Spange an der rechten Seite zusammengehalten. So schritt er rüstig vorwärts — den langen Speer in der Rechten und den rot bemalten Schild in der Linken. Plötzlich blieb er stehen. Hatte es nicht in den Zweigen geknackt ? wurfbereit hob er seinen Speer. Zn jener Zeit ixieben in dem Waldesdickicht unheimliche Tiere ihr Wesen, denen man 05 ohne Waffen nicht begegnen durfte — bösartige Auerochsen, io6 grimmige Bären, gefräßige Wölfe. Doch es blieb still, vielleicht war es nur ein furchtsames Reh, das vor dem einsamen Wanderer die Flucht ergriff. Hugbald, unser Krieger, schritt weiter. Sein weg führte bergan. Ls war der letzte Hügel, der ihn von der Hofstatt seines Deiters trennte. Das Herz lachte ihm im Leibe, denn die Heimat 98 durfte er wieder sehen, nachdem er Zahre lang in der Gefolgschaft seines Gaufürsten zugebracht hatte. Busch und Baum erinnerten ihn schon hier an seine Zugendzeit. Da stand der alte Buchenbaum, i2 art dem einst sein Vater voll Stolz und Freude das Runenzeichen seines Erstgeborenen in die Rinde eingeritzt hatte und dort zwischen 56 jenen zwei Bäumen hatte seine Ahne das Tuch ausgespannt und ihn hineingelegt und ihre Lieder dazu gesungen, wie hatte er hier Anmerk.: Die Randnummern verweisen auf die histor. Grundlagen.

3. Die Germanen - S. 37

1910 - Ansbach : Seybold
— 3? — „Zieht die Karren vor und bespannt sie!— Sieglinde bepack sie mit 22 Mehl und Rauchfleisch und Brot! — Wito, lauf, was du kannst, zu den flirten! Sie sollen das Vieh tief in den Wald treiben! )hr andern helft verstecken, was noch in der Scheune ist! Aber flink, flink!" — Pater Wolfhart und Hugbald stürzten in die Halle und legten eilig ihre Waffen an. Die Karren waren rasch beladen, die 4 Kinder hatten sich unter das Zelttuch des ersten Wagens gelegt. Da eilte die Mutter nochmals ins Wohnhaus, sie hatte den Schmuck vergessen, an dem ihr Herz hing. Hartung öffnete das Hoftor und nun flüchteten sie dem Weihberg zu. Frau Sieglinde traten die Tranen in die Augen. Sie kamen durch manches Walddorf, an manchem Einödhof vorüber; überall war's schon still und menschenleer. Lin Berg hatte dem andern das Feuerzeichen gegeben und alles war schon auf dem Wege zum Malberg. Als der Morgen graute, hatte Wolfhart mit 23 den Seinen den Berg erreicht. Hier trennte sich Sieglinde mit den Kindern, Knechten und Karren und wandte sich dem hintern Teil des Berges zu. Der Bauer mit Hugbald aber schloß sich einem Trupp gerüsteter Männer an, die mit ihm den steilen Bergabhang hinanstiegen. Ein dumpfes Tosen wie von vielen, vielen Männerstimmen wurde vernehmbar, ©den auf der platte des Berges angekommen, stand schon Mann an Mann, alle wie zum Krieg bewaffnet und 8 immer kamen noch mehr. Zuletzt jedoch, als die Hundertführer meldeten, daß kein freier Mann mehr fehle, wurden alle Zugänge versperrt. Am Abhang wurden gewaltige Eichen und Tannen 23 quer übereinander aufgeschichtet, mit Reisig verflochten und mit mächtigen pfählen festgemacht. 3n die Wipfel der Bäume wurden die besten Bogenschützen verteilt, sie konnten gute Umschau halten. 15 Wohl an die hundert Heiter wurden nach allen Seiten zur Auskundschaftung entsandt. Vor jeder Waldlichtung stiegen sie ab 21 und ließen ihre Pferde warten. Dann schlichen sie sich langsam Dor, durchsuchten das Gestrüpp, kehrten zurück und ritten im scharfen Galopp über die Blöße. Unterdessen bauten sich die Flüchtigen aus grünem £aub-werk Hütten und deckten sie zum Teil mit Tierfellen zu. 3n unterirdische Keller wurden Weiber, Kinder, Greise und alle Vorräte 22 versteckt. Das Vieh ward auf der Rückseite des Berges untergebracht, damit die Feinde das Gebrüll nicht hören sollten. Am zweiten Tage keuchten vier Krieger den Berg herauf, ihre Pferde führten sie am Zügel. „Vier Späher kommen," riefen die Vordersten und diese Kunde verbreitete sich rasch durchs Lager.

4. Die Germanen - S. 38

1910 - Ansbach : Seybold
— 38 — „was wißt ihr, sprecht!" riefen gleich zehn auf einmal ihnen entgegen. „Viele tausend Sueven ziehen durch unser Land nach 36 Westen. Unsere Höfe sind verschont geblieben, was sie vorhaben, konnten mir nicht erkunden!" Diese Nachricht flog von Mund zu Mund und das ubische Heer atmete etwas erleichtert auf. wieder vergingen einige Tage. Da kamen abermals Kundschafter zurück und verkündeten: „Die Sueven lagern am Rhein. 36 Sie wollen ins welsche Land und ihrem Kuning helfen im Kampfe gegen die Römer." Da waren die Ubier unschlüssig, ob sie auf dem Malberg bleiben oder in ihre Dörfer heimkehren sollten. Doch nicht lange brauchten sie im Zweifel bleiben, was zu tun sei. Neue Botschaft kam und eine freudige. „Haltet mich nicht auf!" rief der Ankommende. „Die Sueven haben die Schlacht verloren! wo find die Gaufürsten?" Da flogen auch schon die Schwerter aus den Scheiden und wie ein Grkan brauste es durchs Lager: „Heil dem (täfar!" als wäre er selber im Lager zugegen gewesen. i7 Auf einmal ertönte der dumpfe Ruf des Heerhorns. Schnell ii-i3 ordneten sich die Krieger nach Familien und Sippen, Hundertschaften und Gauen und drängten nach der Mitte des weiten Raumes, wo sich ein mächtiger Eschenbaum erhob. Unter demselben war ein Steinhaufen wie ein Altar aus unbehauenen Steinplatten geschichtet, mehrere Stufen führten zu ihm empor. Dorthin begaben sich die Gaufürften, ein jeder mit seinem Gefolge. Der älteste Gau fürst Hariobald betrat nun den Hochsitz. (Er hob den Speer und schlug damit dreimal auf den erzbeschlagenen Heerschild, der an einem Baumast ausgehängt war. Da war augenblicklich tiefe Stille. „Das Heerding ist geöffnet!" rief er mit weithin schallender s Stimme. „Ich heische Luft (Ruhe) und verbiete Unlust (Unruhe). — Hört mich an, ihr Adelinge und Freie! Ziu, der Schlachtengott, 34 hat die Sueven verlassen. Wohl an die ^20 000 liegen erschlagen 5 auf welscher Erde. Nur ganz wenige entkamen schwimmend oder 37 auf kleinen Kähnen über den Rheinstrom, unter ihnen auch ihr Kuning. Heil dem tapferen Römerfeldherrn, der unsere Feinde ]o geschlagen hat! — Die Sueven, die an den Rhein zogen, um dem Kuning zu Hilfe zu kommen, die haben die entsetzliche Botschoft auch vernommen. In wilder Eile fliehen sie jetzt ihrer Heimat zu. Nun ist der Tag der Rache für uns gekommen. Denket an all das Leid, das euch diese Räuber feit Jahren zugefügt haben! Zwar 47 reden sie dieselbe Sprache wie wir und opfern denselben Göttern, doch geben wir Gaufürsten euch den Rat: Kühlet eure Rache im Blut! Ziu, der Schlachtengott, hilft uns zum Sieg!"

5. Die Germanen - S. 40

1910 - Ansbach : Seybold
— §0 — Leichenzug in Bewegung, vier Männer trugen den toten Helden auf feinem Schild in voller waffenrüftung, das Schwert in der Rechten. Hinter dem Toten wurde fein edles Schlachtroß geführt, 41 der Falbe. Auch dieses ging heute den letzten Gang. Sie waren nun an der Grabstätte angekommen. Hell erleuchteten die Fackeln den Platz. Sie hatten hier einen Scheiterhaufen aus Tannen- und Lfchenholz errichtet. Neben diesem fetzte 44 man die Leiche nieder. Da trat der Gefchlechtsälteste vor. Donars Hammerzeichen machte er über die Leiche, dann über das Roß, dann über den Holzstoß und besprengte ihn mit Weihwasser, geschöpft in der weihenacht aus heiliger Quelle. Das Roß soll feinen Herrn hinübertragen nach Walhalla, drum stirbt es mit ihm. Der Gefchlechtsälteste stößt ihm den Dolch ins Herz. Lautlos empfängt das edle Tier die Todeswunde. Das Blut entströmt in diesem Strahl, es stürzt zusammen. Jetzt heben vier waffengenoffen die Leiche des toten Heldenbruders mit feinem Schilde auf den Scheiterhaufen. Andere legen das Roß daneben. Der Älteste gibt ein Zeichen. Der große Holzstoß wird angezündet, viele Fackeln fliegen darauf. Hoch flammt die 20 Lohe, leicht trägt sie den Helden zu Allvater hinauf. (Ehrfürchtige Stille waltet auf der Stätte. Allmählich finkt die Flamme, bald glüht nur noch das letzte Scheit. Lin glimmender Afchenhaufen ist noch übrig. Da nimmt der Alteste eine eherne Schaufel und sammelt darauf, was noch übrig ist von den Gebeinen, und legt sie in den Lichenfarg, dazu auch das Schwert, das unversehrte. Man hebt den schweren Deckel darauf und versenkt den Sarg ins Grab. So war nun der Hofherr zu feinen Ahnen versammelt.

6. Die Germanen - S. 109

1910 - Ansbach : Seybold
— *09 — solle lieber für sein eigenes Bestes sorgen, sein Volk von der Verwüstung römischen Gebietes zurückhalten und die Gefangenen, welche die Seinen gemacht hätten, ohne Lösegeld freigeben. Da bestimmte der König, daß er einen der Seinen abordne um dies Werf schnell, zu Ende zu führen ... 48. während der Zeit, da noch die römische Herrschaft Bestand 33 hatte, wurden in vielen Städten Soldaten zur Bewachung des Grenzwalles auf öffentliche Kosten unterhalten; als man aber von dieser Sitte abkam, lösten sich die Besitzungen auf und der Grenzwall verfiel ... $9. Zu derselben Zeit verließen die Bewohner der Stadt (Quin- 34 tanis (Osterhofen), erschöpft durch die unaufhörlichen Einfälle der Alamannen, ihre heimatlichen Sitze und wanderten aus in die Stadt Batavis ... 54. Nach der Vernichtung der Städte am oberen Laufe der Donau 35 war alles Volk, das sich die Warnungen des Hi. Severin zu Herzen genommen hatte, in die Stadt Lauriacum (Lorch) gewandert, wo er nicht aufhörte sie durch eindringliche Ermahnungen zu stärken, daß sie nicht auf eigene Kraft vertrauten sondern auf Beten, Fasten und gute Werke bedacht, sich lieber mit geistlichen Waffen ausrüsteten ... 55. So verschied er ruhig in dem Herrn am 8.)anuar (482) . . . ?o. 36 Bald darauf fuhren wir ihn auf einem mit Pferden bespannten 37 Wagen fort und mit uns ziehen desselbigen Weges alle provinzialen, welche die Städte am Ufer der Donau verließen und nach verschiedenen Gegenden Italiens auswanderten, wo sie Landloose erhielten. Der Leib des Heiligen aber wurde nach langer Reise in ein Kastell namens Itxons Feles (bei San Marino) gebracht. 12. Der angelsächsische Geschichtsschreiber Beda, berichtet in einer 38 Schrift um das )ahr 7*3, die Eöstra sei der Name der Göttin des neuen Frühlingslichts bei den Germanen. Eöstra, althochd. Ostara ist sprachlich verwandt mit der altindischen Ushas, der Göttin der aufgehenden Sonne, des wiederkehrenden Frühlingslichts, der lat. Aurora, griech. Eos, litth. auszra. Das Wort (Dsterrt weist uns in das indogermanische Mutterhaus, wo die Morgenröte als eine leuchtende Jungfrau Ushas angerufen wurde, die das Gold der Sonne zurückbringt und damit zugleich kostbare, in der Erde verborgene Schätze verleiht. 3m Kloster Corvey an der Weser fand man folgenden preis-gestrng und Gebetsruf an die Göttin (Dstara:

7. Die Germanen - S. 110

1910 - Ansbach : Seybold
— uo — „Ostara, Ostara, der (Erbe Mutter, lasse biefen Acker wachsen und grünen, ihn blühen, Früchte tragen! Friebe sei ihm, daß seine Erbe sei gefriebet und sie sei geborgen wie die Heiligen im Himmel.“ Türmer *907, Heft 7. Ostara, die Göttin des Frühlings, der Auferstehung des Natur-lebens nach dem langen wintertob, stanb bei den Germanen hoch in Ehren . . . Längst ftnb die Erinnerungen an die altgermanischen Feiertage verklungen, wiewohl der „Hase" noch immer seine „Öfter* eter“ legt. Uralt ist die Sitte, bei Eintritt der Tag- und Nachtgleiche, wo die im Winter erstarrte Natur zu neuem Leben erwacht, sich mit bunten (Eiern zu beschenken, dem Sinnbilb des feimenben Lebens, das im Ei ruht. Wagner *23. Das Festgebäck der Ostara war die rabförmicje Brezel mit brei Speichen, weil bas3ahr bei den alten Deutschen nur brei Jahreszeiten hatte. Als nun der Name Ostern auf das christliche Aufer-stehungsfest überging, würde sie zur Fastenbretze. Sepp ^9.

8. Die Germanen - S. 113

1910 - Ansbach : Seybold
bemerkt, denn das Geschmetter der Tuba drang wiederholt an ihr Vhr. Und als sie ganz nahe herangekommen waren, hörten sie schrille Kommandorufe. Dom Lagerdorf her eilten Männer, Frauen, Kinder flüchtigen Fußes der porta decumana zu. )n den Armen, auf dem Rücken trugen sie ihre Habseligkeiten: Kästchen, Truhen, Brotlaibe, Schinken, Mehl. 3m Kastellhof war schon ein Soldatentrupp aufgestellt und die Veteranen vom Lagerdorf reihten sich demselben ein. Der Präfekt auf seinem Rappen hielt daneben, eine stattliche Gestalt mit einer tiefen Narbe in der linken Xdange, die ihm ein Alamanne in Gallien beigebracht hatte. Unser Wächter machte Meldung. Der Präfekt beriet mit seinen (Offizieren. Dann jagte der Reitertrupp hinaus. Auf der Heerstraße kamen ihm andere Flüchtlinge entgegen, weinende Kinder, Frauen mit aufgelösten Haaren, Männer mit blutenden Wunden. „Die Barbaren sind in unsere Häuser gebrochen, sie rauben, was ihnen in die Hände kommt! weh uns Armen im Winter!" Der Präfekt ließ sich genau berichten. Dann befahl er: „Freiwillige vor! Es gilt die Barbaren aus dem Dorfe herauszulocken!" 30 Mann ritten aus den Reihen, lauter Blondhaarige mit kühnen Augen: Germanen. Einige kurze Weisungen — dann jagten sie dahin übers Feld, daß der Staub hoch aufwirbelte. 50 Mann schickte er hinab an den Strom zu den Kähnen, die sollten sich einen Hinterhalt suchen. Die übrig ge-gebliebene Mannschaft, etwa \50 Mann, hieß er absitzen und ihm folgen. Dort am Waldrand, gut durch die Bäume versteckt, zog er den Trupp auseinander, sie lugten zwischen den Gebüschen hinaus. Bald ertönten die Angriffssignale der Römer, da antwortete auch schon das Stierhorn der Barbaren drinnen im Dorfe und die räuberische Horde stürzte mit mächtigem Schlachtruf heraus. Sie schwangen ihre Streitäxte, sie warfen ihre Speere und jauchzten: „Hojo! Sigo! Heilo!" Als sich der kleine Reitertrupp wie zur Flucht nach dem Waldrande zurückzog, schwangen sich die dort Versteckten in die Sättel und im Nu waren die erschreckten Barbaren umzingelt. Nur einige konnten sich Durchhauen und gelangten an das Stromufer. Aber die Römerschar, die hier im Hinterhalt lag, stürzte hervor, nahm sie gefangen und brachte sie ins Kastell. Dort wurden alle aufgestellt und der Präfekt ritt an sie heran. „ Sprecht!" sagte er. „warum bleibt ihr nicht drüben in eurem Lande? warum raubet, plündert ihr?" „Herr," erwiderte ein Germane treuherzig, „unsere Heimat ist gar bergig und waldig und in unsern Dörfern wimmelt es von blonden Germanenkindern, die alle mächtigen Appetit haben. Da schauen wir oft auf eure fruchtbaren Fluren herunter und sprechen Falk» Geschichtsunterricht. 8

9. Die Germanen - S. 115

1910 - Ansbach : Seybold
— U5 — der Schattenseite. Lin Gärtchen lag davor, darin dufteten Herbst-rosen und andere gefüllte Blumen, wie er sie noch nie gesehen hatte. Auch wuchs hier veredeltes Zwergobst und zartes Gemüse. Er trat in die Stube, die war so hell wie draußen der Tag, denn zwischen den großen Maueröffnungen waren dünne, wasserhelle Scheiben. Der Boden war mit weißen Steinplatten belegt. Viel größer und schöner noch war der Garten und das Landhaus des römischen Gutsbesitzers. Da gab es Springbrunnen, ein Bad, kunstreiche Toreingänge, schlanke Säulen, Statuen voll lieblicher Anmut. Der Besitzer aber war nur selten hier, fast immer wohnte er in Rom. „Hier tffs schon wie in Asgard," sprach Bero zu sich, als er sich am Abend auf sein Wolfsfell streckte, „aber es ist nicht die Heimat, wo mögen wohl meine Schwertgenossen weilen? Lebt wohl ihr treuen Helden!" Der Herbst brachte noch manche Arbeiten mit sich. Mit leichten welschen Pflügen wurden Furchen durch den fetten Ackerboden gezogen und Spelt (Dinkel) darein gesät, den erst die Römer ins 29 Land gebracht hatten. Don den Bergen drüben wurden goldene Weintrauben gelesen, feines Tafelobst mußte von den Zwergbäumen gepflückt und die welschen Nüsse aus den weit ästigen Kronen geschlagen werden. An den Markttagen fuhr Bero mit Getreide und 0bst zur Lagerstadt Batavis. Auf der breiten Heerstraße traf er mit anderen Fuhrleuten zusammen, die Tongeschirre, Ziegel, be- 23 rauschenden Südwein, römische Gewänder, Waffen und Schmucksachen, Salz, Hl zum Verkauf einbrachten. Die Barbaren vom andern Ufer stellten sich ein mit Fellen, Gänsefedern, Rettichen, Mohrrüben, saftigen Schinken, wildem Honig, kurzhörnigen Ochsen und tauschten dafür wein, Schmuck, Hausgerät, Kleider, Waffen ein. Der Herbst ging vorüber, ein strenger Winter kam, so streng, daß man über den Donaustrom mit Lastwagen fahren konnte. Doch Bero fror nicht in feinem Häuschen. Denn wände und Fußboden ivaren durch eine unterirdische Heizanlage erwärmt. Viele )ahre 8 bewirtschaftete er sein Gütchen, erwarb sich Vermögen und sehnte sich nicht mehr nach den rauhen Wäldern und Bergen seiner ehemaligen Heimat zurück. wieder i( 5 0 ) ahre später. Der Präfekt zu Batavis verfügte nur noch über eine kleine Schar boldaten. Die unaufhörlichen Barbareneinfälle hatten ihn manchen Mann gekostet. Rom hatte ihn im Stiche gelassen; keinen einzigen Soldaten hatten sie ihm mehr geschickt, auch war der Sold schon viele Monate nicht mehr ausbezahlt worden. Die Bürger der Lagerstadt selber kamen für den Unterhalt der kleinen Schar 33 8*

10. Die Germanen - S. 118

1910 - Ansbach : Seybold
— U8 — c^auberfremter in die Xttischung. 33alb fängt es barin an 311 brobeln und zu zischen. Horch! Die Jungfrauen fingen: 8 ©ftara, ©ftara! Du (Erbenmutter, laß grünen und blühen balb Baum und Strauch! Laß tragen viel Früchte die sonnige Au! © führe den Segen in jebes Haus! Erlöse uns alle zu Licht und zu Leben! Dreimal fingen sie biefe Strophe. Da steigt aus dem Kessel weißer Qualm auf. Der Zaubertrank ist fertig. Die Hagebisen füllen ihre Schalen und trinken. )hre Augen leuchten, ihre Wangen glühen und nun tanzen sie um das Feuer den ©ftarareigen. Der Tanz ist vorüber. Nun treten die paare heran an das Feuer. Iebes Zhäbchen bringt in einem Korbe Oftaraeier bar und stellt sie zu den Füßen der Jungfrauen nieber. Diese haben ein weißes Tuch ausgebreitet und werfen Buchenftäbchen hin, auf benen heilige Zeichen eingeritzt finb.i) Dann heben sie die Stäbchen auf, wie sie gefallen sinb und lesen von ihnen den Zukunftsspruch ab. Das eine Paar geht heiter bavon, das anbere traurig. Unterbessen haben anbere Burschen in ehrerbietiger Ferne von den Frauen ein Feuer entfacht. Dort zechen sie und braten die gewaltigen viertel eines Riesenhirsches, wer herankommt, erhält ein btück des schmackhaften Fleisches. Und dann beginnt das junge Volk zu singen und zu tanzen. Sehr spät machen sie sich mit Fackeln auf den Heimweg. Laut schallt ihr Gesang durch den Walb. Cenblich bämmert es. Der Gesang ist verstummt, die Feuer finb erloschen. Die Hagebisen sinb zu ihren Hallen zurückgekehrt. Still wirb es wieber im walbe. , Am nächsten Tage: der Sonnenwagen steht hoch am Himmel, weifjgekleibete kleine Knaben und Iftäbchen sinb in Scharen aus den Dörfern herangekommen. Die einen tragen geflochtene Körbchen voll Blumen, die andern Milch und Honig in irbenen Schalen. Freubig rufen sie: „©ftara! ©ftara !" Lnblich öffnet sich die Hallenpforte. Die Hulba ©ftara erscheint — eine blühenbe Jungfrau mit einem Kranz von ©fterblumen auf dem Golbhaar. Sie steigt die Stufen der Halle herab. Die andern Hagebisen folgen ihr paarweise. Sie führen die Kinberschar in den Linbenhain und umstellen den ©pf erste in in weitem Kreise. Dort nimmt die Hulba ©ftara selbst Sie Gaben in (Empfang und legt sie auf den Altar. Die andern Hagebisen verteilen unter die Kleinen schmackhafte ©sterbrezeln. x) 5. 5. 2, 11. 12.
   bis 10 von 132 weiter»  »»
132 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 132 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 5
1 5
2 0
3 1
4 3
5 48
6 0
7 31
8 0
9 7
10 3
11 1
12 0
13 0
14 0
15 1
16 18
17 0
18 1
19 3
20 0
21 0
22 0
23 0
24 3
25 0
26 1
27 8
28 2
29 0
30 5
31 0
32 0
33 17
34 0
35 0
36 14
37 103
38 6
39 1
40 0
41 0
42 6
43 24
44 0
45 8
46 15
47 0
48 13
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 112
2 0
3 2
4 3
5 1
6 1
7 7
8 0
9 8
10 3
11 1
12 4
13 14
14 0
15 0
16 50
17 143
18 2
19 11
20 3
21 17
22 29
23 44
24 6
25 4
26 14
27 0
28 10
29 0
30 0
31 0
32 5
33 1
34 0
35 6
36 1
37 10
38 0
39 31
40 5
41 6
42 6
43 15
44 0
45 16
46 0
47 0
48 0
49 2
50 0
51 0
52 6
53 0
54 29
55 0
56 29
57 1
58 30
59 7
60 0
61 0
62 0
63 0
64 1
65 31
66 4
67 8
68 28
69 5
70 4
71 9
72 4
73 2
74 0
75 28
76 19
77 131
78 2
79 3
80 2
81 2
82 67
83 51
84 6
85 0
86 0
87 48
88 6
89 0
90 2
91 19
92 50
93 1
94 38
95 0
96 0
97 0
98 10
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 8
1 5
2 10
3 5
4 0
5 0
6 4
7 0
8 0
9 0
10 16
11 0
12 11
13 20
14 0
15 0
16 0
17 0
18 2
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 1
26 6
27 0
28 2
29 3
30 0
31 0
32 1
33 15
34 1
35 0
36 1
37 0
38 1
39 2
40 0
41 22
42 13
43 13
44 0
45 0
46 7
47 1
48 1
49 1
50 46
51 61
52 3
53 0
54 1
55 0
56 12
57 2
58 2
59 20
60 1
61 0
62 1
63 1
64 4
65 5
66 1
67 0
68 0
69 0
70 3
71 0
72 30
73 0
74 0
75 1
76 0
77 13
78 0
79 0
80 0
81 123
82 2
83 0
84 2
85 0
86 0
87 0
88 1
89 9
90 0
91 3
92 0
93 1
94 0
95 2
96 0
97 11
98 0
99 1
100 41
101 0
102 57
103 0
104 0
105 5
106 6
107 2
108 0
109 0
110 6
111 2
112 29
113 0
114 3
115 2
116 13
117 0
118 3
119 0
120 21
121 22
122 1
123 18
124 8
125 13
126 0
127 4
128 4
129 4
130 0
131 15
132 6
133 3
134 0
135 0
136 11
137 1
138 0
139 6
140 2
141 0
142 19
143 13
144 0
145 2
146 0
147 4
148 0
149 0
150 0
151 4
152 17
153 0
154 8
155 2
156 3
157 1
158 1
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 4
167 4
168 9
169 12
170 0
171 12
172 4
173 13
174 0
175 9
176 0
177 5
178 0
179 10
180 0
181 0
182 1
183 11
184 1
185 0
186 0
187 7
188 0
189 0
190 0
191 0
192 2
193 0
194 2
195 4
196 31
197 0
198 0
199 0