Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländische Geschichte - S. 6

1900 - Berlin : Nicolai
des Gottes zurück. Als Gott des befruchtenden Gewitters war er der Förderer des Feldbaues. Ihm zu Ehren loderten um Johannis ganze Stöße von Eichenholz auf, und bekränzte Stiere wurden auf den Opfersteinen geschlachtet und beim Opfermahl verzehrt. Besondere Ehre wurde dem einhändigen Kriegsgott Ziu(Tyr) dargebracht, dem der dritte Wochentag geweiht war. Er nahm selbst am Kampfe teil, beschützte seine Freunde und brachte Tod und Verderben in die Reihen der Gegner. — Der lichte Sonnengott Freyr, der Bruder der Freya, gebot über Sonnenschein und Regen. An ihn wandten sich unsere Altvordern, wenn sie um Fruchtbarkeit und Frieden baten. Auch an einem bösen Gott, Loki genannt, fehlte es unseren Vorfahren nicht. Er verursachte den Tod des jugendlichschönen Baldur, des Lieblings der Götter, und wurde dafür an einen zackigen Felsen geschmiedet. Im Naturlauf sah man den Kampf beider abgebildet. War der Frühlingsgott überwunden, so erstarb alles Leben in der Natur, der Winter brach herein; errang er die Oberhand, so sproßte frisches Grün hervor, der Frühling hielt seinen Einzug. Die Gottesverehrung. Tempel und Götzenbilder hatten die Deutschen nicht. Ihr Götterdienst vollzog sich oft des Nachts zur Zeit des Neu- und Vollmondes. Der Versammlungsort war der in heiligen Hainen, an einer Quelle oder auf einer Bergesspitze gelegene Opferplatz. Im Dunkel der Haine und Wälder erhob sich der eingehegte und durch Wächter beaufsichtigte Altar, auf dem von einem Priester die Opfertiere der Gottheit dargebracht wurden. Auch Menschenopfer kamen vor, besonders Gefangene mußten den Opfertod erleiden; aus ihrem Blute weissagten die Priesterinnen. Wie die Köpfe der Opfertiere, so wurden auch die der geopferten Menschen an den umstehenden Bäumen aufgesteckt. An das Opfer schloß sich ein gemeinsames Opfermahl. Gute und böse Mächte in der Natur. Mit ihnen bevölkerten die alten Deutschen das Innere der Erde, die Luft und das Wasser. In der Tiefe der Erde wohnten die Zwerge und sammelten und hüteten große Schätze. Auf fernen Bergen hausten die Riesen, meist Göttern und Menschen feindlich gesinnt. Letzteres galt auch von den Schwarzelfen, während die Lichtelfen, die Feen, kleine lichte, schöne Wesen, im Dienste der Götter standen und gut und hilfreich gegen die Menschen waren.*) Unter den Meergottheiten stand Ägir. der *) Vergl. „Erlkönig" von Goethe. — Dornröschen. Schneewittchen.

2. Vaterländische Geschichte - S. 5

1900 - Berlin : Nicolai
Schwimmen und Laufen, im Speerwerfen und Bogenschießen) unterwiesen und gesprächsweise in die Rechte und Pflichten seines Standes eingeführt. — Zu den beliebtesten Wettspielen der Jünglinge gehörte der Schwerttauz; entblößten Leibes sprangen sie zwischen aufgepflanzten Schwertern hindurch. Auch über fünf bis sechs nebeneinander gestellte Pferde vermochten sie hinwegzusetzen. 6. Iüge aus der Göttersage. Die Äsen. Die heidnischen Germanen verehrten viele Götter. Götter und Göttinnen, Äsen genannt, wohnten in Asgard oder Asenheim, dem Götterhimmel unserer Vorfahren. Der oberste Gott war Wodan (nordisch Odin); ihm war der Mittwoch geweiht. Unsere Vorfahren dachten sich ihn in menschlicher Gestalt, einäugig und mit einem wallenden Barte geziert. Er war der Kriegs- und Sturmgott. Auf einem achtfüßigen Schimmel durcheilte er die Luft, um den Tapfersten im Kampfe beizustehen. Die Schlachtenjungfrauen (Walküren) begleiteten ihn und trugen die gefallenen Krieger aus dem Schlachtgetümmel in die Götterburg Walhalla, wo Lust und Freude ihrer wartet. Mit dem Göttervater durchziehen sie, die Einherier, fortan als Geister die Luft, um in den Jagdgründen des Himmels zu jagen. Man hört Hundegebell, Peitschenknallen, Jagdrufe, sieht aber niemanden*). Die Gemahlin Wodans hieß Frigg oder Frigga. Sie war die Göttin der Ordnung und Häuslichkeit. Wegen ihrer Freundlichkeit wurde sie auch Hulde oder Frau Holle genannt. Unter diesem Namen treibt sie in unseren Märchen teils als gute Fee, teils als Unholdin ihr Wesen. Sie belohnte auf ihren Umzügen die fleißigen und bestrafte die faulen Spinnerinnen. — Die liebreizendste aller Göttinnen war aber Freya, die Beschützerin der Ehen; an sie erinnert der Freitag. Auf einem von zwei Katzen gezogenen Wagen fuhr sie (besonders gern in der Dämmerstunde des sommerlichen Abends) umher. Wohin sie kam, schmückte sich die Erde mit frischem Grün, und wie sie Fruchtbarkeit der Erde verlieh, so kehrten bei den Menschen Friede und Freude ein. Ähnliches berichtet die Sage von Hertha (Mutter Erde), die dem Herthasee auf Rügen den Namen gab. Der gewaltige Sohn Wodans war Donar (Thor), der Gott des Donners (vergl. Donnerstag, Donnersberg). Ihn dachte man sich rothaarig, auf einer Bergesspitze thronend, einen gewaltigen Steinhammer in der Haud haltend. Schleuderte er ihn in das All hinaus, so blitzte es. der Hammer aber kehrte unsichtbar in die Hand *) Das wütende Heer — Wodans Heer. Die Sage vom wilden Jäger.

3. Vaterländische Geschichte - S. 5

1898 - Berlin : Nicolai
—----------- Schwimmen und Laufen, im Speerwerfen und Bogenschießen) unterwiesen und gesprächsweise in die Rechte und Pflichten seines Standes eingeführt. — Zu den beliebtesten Wettspielen der Jünglinge gehörte der Schwerttanz; entblößten Leibes sprangen sie zwischen aufgepflanzten Schwertern hindurch. Auch über fünf bis sechs nebeneinander gestellte Pferde vermochten sie hinwegzusetzen. 6. Züge aus der Göttersage. Die Ajen. Unsere heidnischen Vorfahren verehrten viele Götter. Götter und Göttinnen, Äsen genannt, wohnten in Asgard oder Asenheim, dem Götterhimmel unserer Vorfahren. Der oberste Gott war Wodan (nordisch Odin); ihm war der Mittwoch geweiht. Unsere Vorfahren dachten sich ihn in menschlicher Gestalt, einäugig und mit einem wallenden Barte geziert. Er war der Kriegs- und Sturmgott. Auf einem achtfüßigen Schimmel durcheilte er die Luft, um den Tapfersten im Kampfe beizustehen. Die Schlachtenjungfrauen (Walküren) begleiteten ihn und trugen die gefallenen Krieger aus dem Schlachtgetümmel in die Götterburg Walhalla, wo Lust und Freude ihrer wartet. Mit dem Göttervater durchziehen sie, die Einherier, fortan als Geister die Luft, um in den Jagdgründen des Himmels zu jagen. Man hört Hundegebell, Peitschenknallen, Jagdrufe, sieht aber niemanden*). Die Gemahlin Wodans hieß Frigg oder Frigga. Sie war die Göttin der Ordnung und Häuslichkeit. Wegen ihrer Freundlichkeit wurde sie auch Hulde oder Frau Holle genannt. Unter diesem Namen treibt sie in unseren Märchen teils als gute Fee, teils als Uuholdin ihr Wesen. Sie belohnte auf ihren Umzügen die fleißigen und bestrafte die faulen Spinnerinnen. — Die liebreizendste aller Göttinnen war aber Freya, die Beschützerin der Ehen; an sie erinnert der Freitag. Auf einem von zwei Katzen gezogenen Wagen fuhr sie (besonders gern in der Dämmerstunde des sommerlichen Abends) umher. Wohin sie kam, schmückte sich die Erde mit frischem Grüu, und wie sie Fruchtbarkeit der Erde verlieh, so kehrten bei den Menschen Friede und Freude ein. Ähnliches berichtet die Sage von Hertha (Mutter Erde), die dem Herthasee auf Rügen den Namen gab. Der gewaltige Sohn Wodans war Donar (Thor), der Gott des Donners (vergl. Donnerstag, Donnersberg). Ihn dachte man sich rothaarig, auf einer Bergesspitze thronend, einen gewaltigen Steinhammer in der Hand haltend. Schleuderte er denselben in das All hinaus, so blitzte es, der Hammer aber kehrte unsichtbar in die Hand *) Das wütende Heer — Wodans Heer. Die Sage vom wilden Jäger.

4. Vaterländische Geschichte - S. 6

1898 - Berlin : Nicolai
des Gottes zurück. Als Gott des befruchtenden Gewitters war er der Förderer des Feldbaues. Ihm zu Ehren loderten um Johannis ganze Stöße von Eichenholz auf, und bekränzte Stiere wurden auf den Opfersteinen geschlachtet und beim Opfermahl verzehrt. Besondere Ehre wurde dem einhändigen Kriegsgott Zin(Tyr) dargebracht, dem der dritte Wochentag geweiht war. Er nahm selbst am Kampfe teil, beschützte seine Freunde und brachte Tod und Verderben in die Reihen der Gegner. — Der lichte Sonnengott Freyr, der Bruder der Freya, gebot über Sonnenschein und Regen. An ihn wandten sich unsere Altvordern, wenn sie um Fruchtbarkeit und Frieden baten. Auch an einem bösen Gott, Loki genannt, fehlte es unseren Vorfahren nicht. Er verursachte den Tod des jugendlichschönen Baldur, des Lieblings der Götter, und wurde dafür an einen zackigen Felsen geschmiedet. Im Naturlauf sah man den Kampf beider abgebildet. War der Frühlingsgott überwunden, so erstarb alles Leben in der Natur, der Winter brach herein; errang er die Oberhand, so sproßte frisches Grün hervor, der Frühliuö hielt seinen Einzug. Die Gottesverehrung. Tempel und Götzenbilder hatten die Deutschen nicht. Ihr Götterdienst vollzog sich oft des Nachts zur Zeit des Neu- und Vollmondes. Der Versammlungsort war der in heiligen Hainen, an einer Quelle oder auf einer Bergesspitze gelegene Opferplatz. Im Dunkel der Haine und Wälder erhob sich der eingehegte und durch Wächter beaufsichtigte Altar, auf dem von einem Priester die Opfertiere der Gottheit dargebracht wurden. Auch Menschenopfer kamen vor, besonders Gefangene mußten den Opfertod erleiden; aus ihrem Blute weissagten die Priesterinnen. Wie die Köpfe der Opfertiere, so wurden auch diejenigen der geopferten Menschen an den umstehenden Bäumen aufgesteckt. An das Opfer schloß sich ein gemeinsames Opfermahl an. Gute und böse Mächte in der Natur. Mit ihnen bevölkerten die alten Deutschen das Innere der Erde, die Luft und das Wasser. In der Tiefe der Erde wohnten die Zwerge und sammelten und hüteten große Schätze. Auf fernen Bergen hausten die Riesen, meist Göttern und Menschen feindlich gesinnt. Letzteres galt auch von den Schwarzelfen, während die Lichtelfen, die Feen, kleine lichte, schöne Wesen, im Dienste der Götter standen und gut imd hilfreich gegen die Menschen waren.*) Unter den Meergottheiten stand Ägir, der *) Vergl. „Erlkönig" von Goethe. — Dornröschen. Schneewittchen.

5. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 52

1880 - Berlin : Nicolai
52 trotzdem bereits damals in menschenähnlicher Gestalt sich dachten, erhellt theils schon aus dem oben Erwähnten, theils aus den uns überkommenen Schilderungen der Persönlichkeiten einzelner Götter, und konnte auch gar nicht anders sein, da man diesen ja den menschlichen so ähnliche Schicksale beilegte und sie in stete Berührung mit der Menschenwelt brachte. Jene Abwesenheit, und beziehungsweise äußerste Seltenheit der Götterbilder rührte darum auch keineswegs, wie Taeitus meinte, daher, weil sie es der Götter unwürdig erachteten, sie in der Menschengestalt abzubilden, sondern weil sie in der Kunst der Nachahmung der Menschen- wie der Thiergestalt noch eben so ungeübt, noch eben solche Anfänger wie andere Naturvölker waren. Deshalb hatten die Germanen statt der Götterbilder meist Symbole, wie z. B. den Speer Wuotans, den Hammer Donars, oder Thiere, die in reinem speziellen Bezüge zu einem bestimmten Gotte, in seinem besonderen Dienste standen, häufig als seine an die Menschen abgesandten Boten betrachtet, ihm daher geweiht, geheiligt waren, und zu seiner Ehre unterhalten wurden, wie z. B. Pferde und Eber dem Gotte Fro (Freyr); der oft vorkommende Name Roßberg mag von den auf einem Berge zu Ehren dieses Gottes unterhaltenen Pferden abzuleiten sein. Einen ganz gleichen Grund, und nicht weil es ihnen, wie Tacitus meinte, mit der Größe der Götter unvereinbar erschien, sie in Wände einzuschließen, hatte auch die große Seltenheit der Tempel — denn daß sie dieser keineswegs gänzlich entbehrten, erhellt schon aus dem Vorhergehenden — bei den Germanen; sie fühlten, daß ihre noch über die ersten rohen Anfänge nicht hinausgekommene Baukunst zur Herstellung würdiger Stätten der Götterverehrung sich wenig eigne und waren einsichtig genug, sich nicht an Aufgaben zu wagen, die ihre Kräfte überstiegen. Indessen sind Wälder und Haine doch nicht allein deswegen die dem Kultus der Ueberirdischen zumeist gewidmeten Stätten gewesen, sondern noch aus anderen tiefer liegenden Gründen. Wie oben erwähnt worden, hatten die Götter aus zwei Bäumen das Menschengeschlecht erschaffen: sehr begreiflich mithin, daß man ihnen eine Vorliebe für diese zuschrieb, daß man Waldesgründe als ihren Lieblingsaufenthalt sich dachte, und um so begreiflicher, da die eigene Neigung mit der bei den Göttern vorausgesetzten durchaus übereinstimmte. Denn der tiefe und warme Sinn für die Natur, welchen das deutsche Volk überhaupt erst in die Geschichte und Bildung der Menschen eingeführt hat, das in ihm so starke Gefühl der engsten Zusammengehörigkeit, der vollen Einheit zwischen Natur und Menschen, prägnant genug ausgedrückt in der ganzen Welt der deutschen Mythen, Sagen und Mährchen, brachte es mit sich, daß der Germane sich nirgends wohler fühlte, nirgends lieber weilte, als im Schooße der Natur, die ihm gleichsam als seine treue Freundin und nächste Genossin erschien. Darum waren Bergesgipfel, das Laubdach der Bäume, die stillen freundlichen grünen Waldwiesen voll blühender duftender Kräuter auch die liebsten, die eigentlichen Erholungsstätten der alten Deutschen, wie schon aus dem vorhin erwähnten Umstande sich ergiebt, daß sie selbst den Einherien ihres Paradieses solch' grüne Auen und Gefilde zu Tummelplätzen anwiesen. Wenn sonach der Wald, der heilige Hain, der lebendige Tempel der Natur bei den Germanen die gewöhnlichste Stätte der Verehrung der Ueberirdischen war, so lag ihr doch, wie oft mit arger Entstellung berichtet worden, keine Anbetung der Bäume selbst zu Grunde, sondern diese galt

6. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 56

1880 - Berlin : Nicolai
56 Dichter der Lieder gewesen sein, die in jener fernen Urzeit von Mund iit Mund gingen, theils die Götter, theils die Volkshelden verherrlichten und die Kunde von den Thaten der Väter fortpflanzten; nur im Liede lebte damals dre Geschichte. Solche Lieder tönten in der Nacht vor der Schlacht zu den Feinden hinüber, begrüßten den Morgen des gehofften Sieges und eröffneten den beginnenden Kampf. Daß es neben diesen auch noch Lieder anderer Art gab, solche, die bei Zechgelagen, bei Hochzeiten und Leichenbegängnissen gesungen wurden, und Wohl auch spöttischen Inhalts, kann nicht bezweifelt werden; zumal Jünglinge, von der Natur besonders dazu gestimmt und gerüstet, mögen Anderen zu Vorbildern gedient, ihren Nach-eifer geweckt haben. Keidirisch-gerrnanische Machkkänge in der Sage*). Das siegreiche Christenthum stellte den dreieinigen Gott in den Mittelpunkt der Verehrung, die alten Heidengötter wurden entthront. Aber sie starben lange noch nicht, ihre Gestalten hatten sich der Phantasie des Volkes, ihr segnendes oder zerstörendes Walten seinem Gemüthe so tief eingeprägt, daß sie erst sehr allmählich verblaßten und abstarben. Die Regierung der Welt im Ganzen und Großen gehörte dem Christengott; über die kleinen Verhältnisse des Lebens behielten die alten Götzen noch lange ihren Einfluß. Auch heute sind sie noch nicht todt; sie leben noch, freilich in ganz verblaßter Gestalt, aber dennoch erkennbar, in der Sage und in manchem Volksgebrauch. Vor noch nicht langer Zeit riefen in Mecklenburg die Schnitter, indem sie nach der Niederlegung des Getreides um die letzte Garbe tanzten: „Wode, Wode!" freilich ohne zu ahnen, daß sie den alten heidnischen Gott anriefen. Wenn die wilde Jagd durch die Lüfte brauset, so sagt man in Pommern und in Mecklenburg: «da Wode tüt", in der Mark vielfach: „Fru Gode**) tut", denn der oberste Gott unserer Vorfahren ist uns zum Führer des gespensterhaften, wüthenden Heeres, der wilden Jagd geworden. Holte sich Wodan nach heidnischem Glauben die Seelen der Helden im Sturmwind in seine Walhalla, so erscheint er auch noch in der christlichen Zeit als der Führer einer Todtenschaar. Man erkennt Tn seinem Gefolge die Gestalten jüngst Verstorbener, oder auch noch Lebender, die aber dann bald sterben werden. Er selbst zieht noch auf seinem Schimmel durch die Nacht, den Hut in die Stirn gedrückt, tief in den Mantel gehüllt; hinter ihm her die wilde Schaar mit lautem Hallo! und Hundegekläff. So verfolgt er einen wilden Eber, ein Roß, zuweilen aber auch ein Weib. Derjenige, über welchen die wilde Jagd dahin brauset, der werfe sich mit dem Gesicht auf die Erde, dann bleibt er ungefährdet. Kann er sich ein Herz fassen, in das laute Hallo! mit einzustimmen^ so belohnt ihn der Wode, indem er ihm eine Hirschkeule zuwirft. Die trage er nach Hause, denn sie verwandelt sich dort in reines Gold. Aber er hüte sich ja, höhnend in den Ruf mit einzustimmen, denn den Spötter straft Wode, indem er ihn mit einer stinkenden Pferdekeule bewirft, die er schwer wieder los wird. So ging es einmal einem Herrn von Arnstadt in Groß - Kreuz bei Brandenburg. „Dieser lag eines Abends im Bette, als er die wilde Jagd über sich herbrausen hörte. Nun war er ein gar lustiger und übermüthiger Herr und rief darum heraus: „Halb Part!" schlief dann ein und erwachte erst am andern Morgen. Aber wie war er verwundert, als er die Augen aufschlug! Dicht an seinem Fenster hing an einem gewaltigen Haken eine große Pferdekeule. Von einer solchen Jagd hatte er *) Außer den Mythologien von Grimm und Simrock besonders: Schwartz, der heutige Volksglaube und das alte Heidenthum. Desfelben Verfassers: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg. **) Geworden aus Fro Gwodan, d. h. Herr Wodan.

7. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 57

1880 - Berlin : Nicolai
57 freilich nicht der Halbpartner sein wollen, darum ließ er sie fortbringen. Aber kaum war es geschehen, so hing sie auch schon wieder da. Das kam ihm aber doch gar zu wunderbar vor und er dachte, vielleicht liegt's am Haken und ließ den, obgleich es große Mühe kostete, herausnehmen. Doch mit dem ging's ebenso: er war nur eben heraus und man hatte kaum den Rücken gewandt, so saß er schon wieder so fest darin, wie zuvor und die Pferdekeule hing schon wieder da"*). Im Havellande zieht der wilde Jäger auch hinter einer Frau her. „Da ist eines Tages ein Knecht in der Koppel und die lag am Kreuzwege: da kommt eilig eine Frau herbeigelaufen, die ihn bittet, er möge sie doch über den Weg bringen, denn einen Kreuzweg können Geister nicht so leicht passiren. Anfänglich wollte er es nicht, aber da sie ihn so flehentlich bat, hat er es doch zuletzt gethan. Als sie nun vorüber war, lief sie so eilig fort, als sie nur immer vermochte und ward wunderbarer Weise immer kleiner und kleiner, bis sie zuletzt auf den Knieen lief. Gleich darauf kam der wilde Jäger mit seinen Hunden daher und verlangte von dem Hirten, auch über den Kreuzweg gebracht zu werden, denn er zöge nun schon seit 17 Jahren nach dieser Frau: wenn er sie aber in dieser Nacht nicht bekäme, so sei sie erlöst. Da brachte auch er den Jäger mit seinen Hunden hinüber und es dauerte auch nicht lange, so kam der wilde Jäger wieder zurück und hatte die Frau vor sich auf dem Pferde liegen**). Die Züge des wilden Jägers sind, wie anders wo, z. B. aus Karl den Großen auch hier in der Mark aus bekannte Personen übergegangen, so auf den alten General Sparr, der nun verdammt ist, die wilde Jagd zu führen. Auch die noch in der Mark übliche Sitte, wonach in der Zeit der Zwölften (von Weihnachten bis zum 6. Januar) ein Schimmelreiter durch das Dorf geführt wird, erinnert an Wodan; die jungen Burschen machen sich da in Ermangelung eines wirklichen Schimmels einen künstlichen aus weißen Laken und Tüchern. Ebenso verdankt Knecht Ruprecht seine Existenz einer verblaßten Erinnerung an den alten heidnischen Gott. An den Donnergott erinnert die Bezeichnung der öfter in der Erde vorkommenden eigenthümlichen Versteinerungen der „Donnerkeile", denen der Aberglaube vielfach heilsame Wirkungen zuschreibt. Sie sollen vor einem Einschlagen des Blitzes schützen und bei Entbindungen förderlich sein. Donars heiliger Tag heißt noch Donnerstag, wie der, welcher der Göttin Fria oder Frigg geweiht war, Freitag, und Brautpaare wählen wohl heute noch gern die beiden Tage als Hochzeitstage, ohne zu ahnen, daß Donar der Gott und Fria Göttin der Ehe war. Auch die Wünschelruthe, welche verborgene Schätze andeuten soll, erinnert an Donar; wahrscheinlich auch der Fluch oder verwunderte Ausruf: „Dünner Sachsen!" an ihn und den hier in der Mark einstmals verehrten Gott Saxeot (Tiu)***). Mit Fria oder Frigg, der Gemahlin Wodans, der Göttin des Hauses und der häuslichen Verrichtungen, die über den Fleiß der Frauen wacht, den Webstuhl und die Spindel schützt, stehen wahrscheinlich mehrere sagenhafte Gestalten in Beziehung; so Frau Bertha, die Spinnerin, Frau Holle, Frau Harke. Die Zwölften fallen in die Zeit, in welcher unsere heidnischen Vorfahren das Fest der Wintersonnenwende seierten, nach welcher sich das Jahr erneute, weil die Tage nun wieder länger werden. Sie dachten sich in dieser Zeit die Götter zur Erde wiederkehrend. An dieses altheidnische Neujahrsfest erinnern noch manche Gebräuche, so der grüne Tannenbaum, der nun zum Christbaum geworden, so der Gebrauch, Grünkohl am ersten Weihnachtstage oder am Sylvesterabend oder am Neujahrstage zu essen. In der Zeit der Zwölften muß die Arbeit ruhen, die Hausfrauen dürfen keine Wäsche waschen oder zum Trocknen aushangen („wer den Thun beklebt, möt den Kirkhof bekleben", b. h. er muß sterben), die Frauen bürsen nicht spinnen, sonst kommt Frau Frigg oder Frau Harke und zerzaust ihnen die Haare. *) Schwartz, M. S. Gesch. S. 10, und „Sagen und ält. Geschichten". **) Schwartz S. 11. ***) Simrock S. 270.

8. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 4

1903 - Berlin : Nicolai
Sternen geschmückt war. Zwei Raben, die auf seinen Schultern saßen, flogen täglich aus und meldeten ihm, was in der Welt geschehen war. Zwei Wölfe zu seinen Füßen fütterte er mit dem Fleische des wilden Ebers; sie waren seine steten Begleiter. Diese tapferen und streitbaren Tiere folgten dem Kampfe und stürzten sich auf die Leichen der Gefallenen; denn zuweilen ritt Wodan aus seinem Schimmel zur Erde nieder in die Schlachten der Menschen, um den Helden zu helfen. Dann trug er einen strahlenden Helm und goldenen Panzer. Mitunter hüllte er sich in seinen Mantel, zog den Hut tief über die Stirn und stieg hernieder zu den Hütten der Sterblichen, um zu prüfen, ob sie gut oder böse seien. Er bestrafte sie, wenn er sie als schlecht erkannt hatte, besonders wenn sie den Gast von der Tür wiesen. Zuweilen sauste er als wilder Jäger durch die Luft unter lautem Getöse der Jagdgenossen und Hunde. Er hat auch die Runen erfunden; dies sind Zeichen, durch die man Gedanken ausdrückte. Er ist auch der Gott der Dichtkunst. Frigg. Wodans Gemahlin war Frigg, eine schöne, anmutige Göttin. Sie hält die Frauen zur Arbeit an, lobt ihren Fleiß und tadelt die faulen Spinnerinnen. Sie heißt auch Frau Holle. „Frau Holle schüttelt die Betten aus," sagte man, wenn Schnee fiel. Freya ist noch schöner, sie beschützt die Ehen; von ihr hat der Freitag den Namen. Ihr Bruder Freyr, der König der Elben (der lichten Geister), ist der Sonnengott. Er läßt auch den Regen herabfallen, der alles, was auf der Erde lebt, erfrischt. Er besitzt auch das Wunderhorn. Wenn er darauf bläst, muß jedermann tanzen, möge er wollen oder nicht. Donar (Thor) ist der Gott des Gewitters, der die Blitze sendet und die Menschen durch den Donner schreckt. Sein Wagen, auf dem er durch die Luft fährt, wird von Ziegenböcken gezogen. Er führt den Streithammer. Mit diesem trifft er jeden, den er strafen will, und der Hammer kehrt immer wieder in seine Hand zurück. Mit ihm tötet er die bösen Riesen, die den Menschen Unheil bringen, mit ihm spaltet er die Felsen, damit die Quellen hervorsprudeln und die Menschen die unterirdischen Schätze gewinnen können. Nach ihm ist der Donnerstag genannt. Ziu ist der Kriegsgott; nach ihm hat der Dienstag (Ziustag) seinen Namen. Er wurde besonders in unsern Gegenden verehrt, wo er einen heiligen Hain hatte.

9. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 30

1893 - Berlin : Nicolai
des Bannes nicht, allein bald sollte er gewahr werden, welche Gefahr ihm droyete. Seine Feinde meinten, jetzt sei die Zeit gekommen, wo man ihn stürzen könnte; jetzt, erklärten sie, da er im Banne sei, brauchten sie ihm nicht mehr zu gehorchen. Die Fürsten versammelten sich zu Tibur und berieten über seine Absetzung. Er sollte, so beschlossen sie, so lange sich der Regierung enthalten, als er im Banne sei; habe er sich in Jahresfrist von demselben nicht befreit, so wollten sie einen andern König wählen. So demütigend diese Beschlüsse auch wareu, er unterwarf sich ihnen doch, denn vor allen Dingen wollte er abwenden, daß man ihn absetzte. — Nun hatte der Papst aber zugesagt, nach Deutschland zu kommen um den Streit, welchen Heinrich mit seinen Unterthanen hatte, zu entscheiden. Geschah das, so war damit anerkannt, daß er des Papstes Untergebener sei. Soweit wollte er die königliche Würde nicht erniedrigen; daher beschloß er, nach Italien zu eilen, um sich mit dem Papste zu versöhnen. f Canossa. Es war ein eiskalter Winter, in dem er sich mit Weib und Kind und einem kleinen Gefolge Getreuer auf den Weg nach Italien machte. Er mußte durch Burgund gehen, weil die deutschen Fürsten ihm den Weg nach Italien verlegt hatten. So gelangte er an den Mont Cenis. Nun begann die Beschwerde des Überganges über die Alpen. Tiefer Schnee lag auf der Straße, als man hinaufstieg; unmöglich aber erschien es, über die Schnee- und Eisflächen hinabzugelangen. Fast konnte man den Fuß nicht ansetzen, ohne auszugleiten, man mußte hinab kriechen; oft glitt man doch aus und rollte ganze Strecken hinab. Die Königin und die anderen Frauen wurden auf Rindshäuten herabgelassen. Als nach solchen Mühseligkeiten Heinrich endlich zu den Longobarden kam, wurde er von ihnen freundlich aufgenommen, denn auch sie lagen mit dem Papste im Hader und meinten, der König sei gekommen, um au ihrer Spitze denselben zu bekriegen. Heinrich aber hatte nichts weiter im Sinne, als sich sobald als möglich mit dem Papste zu versöhnen. Gregor war erschrocken, als er von Heinrichs Ankunft hörte; er flüchtete sich nach Canossa, dem festen Schlosse der Markgräfin Mathilde, seiner Freundin. Als er erfuhr, weshalb Heinrich gekommen war, beschloß er, ihn nicht vorzulassen, da er ja in Deutschland über ihn zu Gericht sitzen wollte. Barfuß und im Büßer-

10. Kurzer Abriß der deutschen Geschichte - S. 5

1821 - Stettin Berlin : Nicolai
5 Einleitung. Bardit genannt, aus dessen kräftigerem oder schwächerem Klange man den Ausgang der Schlacht weissagte. Die Kriegsordnung war doppelter Art: Ge- folge und Heerbann. Zum Heerbanne wurden alle streitbare Männer gerufen, bei allgemeiner Noth oder großen Zügen in des Feindes Land. Dann folgten auch Weiber und Kinder mit der beweglichen Habe, und die Nähe der theuersten Pfänder, ihr Zuruf und Flehen trieb die Wei- chenden nicht selten von neuem in den Kampf und zum Siege. Das Gefolge bestand in einer freiwilligen Vereinigung kampflustiger Männer und Jünglinge unter einem bewährten Anführer, mit dem man zu siegen oder zu sterben gelobte. Gottesverehrung. Von der Gottheit hatten die Deutschen wür- digere Vorstellungen als andere heidnische Völker. Nicht in Tempeln wollte man sie einschließen, oder in Menschengestalt abbilden; das war nach ihren Begriffen der erhabenen Größe der Himmli- schen nicht angemessen. Man weihte Haine und Wälder, und die geheiligten Oerter wurden mit ehrfurchtsvoller Scheu betrachtet. Den Lui sto (Tu skon«-Tcut) sowie dessen Sohn Man prie- sen stein alten Liedern als Stammväter des Volks. Die gemeinschaftliche Mutter Erde verehrten sie unter dem Namen der Hertha, und glaubten, sie erscheine zuweilen den Menschen. „Auf einer Insel im Ocean" (wahrscheinlich Rügen), sagt Tacitus, „ist ein heiliger Hain, und in demsel- den ein geweihter Wagen, mit einer Dekke ver- hängt, den nur ein Priester berühren darf. Er weiß es, wann die Göttinn in ihrem verborgenen Aufenthalt weilt. Dann fährt sie von Kühen ge- zogen und vom Priester mit tiefer Ehrfurcht be-
   bis 10 von 43 weiter»  »»
43 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 43 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 12
8 1
9 0
10 2
11 0
12 0
13 3
14 0
15 0
16 0
17 0
18 3
19 18
20 0
21 0
22 0
23 1
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 11
34 0
35 0
36 0
37 20
38 7
39 0
40 0
41 0
42 1
43 10
44 0
45 2
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 7
1 13
2 4
3 5
4 10
5 3
6 20
7 1
8 2
9 4
10 9
11 42
12 79
13 2
14 5
15 0
16 67
17 55
18 0
19 1
20 0
21 70
22 64
23 10
24 45
25 2
26 4
27 2
28 4
29 7
30 8
31 0
32 8
33 6
34 1
35 1
36 1
37 7
38 5
39 2
40 12
41 4
42 73
43 11
44 4
45 3
46 16
47 4
48 19
49 13
50 38
51 2
52 8
53 5
54 9
55 3
56 2
57 0
58 0
59 5
60 2
61 7
62 0
63 4
64 12
65 6
66 7
67 1
68 10
69 2
70 71
71 6
72 1
73 1
74 6
75 3
76 12
77 21
78 6
79 20
80 8
81 9
82 20
83 3
84 6
85 1
86 2
87 2
88 2
89 5
90 5
91 6
92 46
93 4
94 8
95 10
96 2
97 0
98 9
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 32
2 11
3 6
4 5
5 0
6 5
7 0
8 2
9 2
10 6
11 1
12 9
13 7
14 15
15 1
16 1
17 3
18 9
19 4
20 0
21 6
22 3
23 3
24 17
25 14
26 7
27 3
28 12
29 1
30 4
31 3
32 7
33 25
34 4
35 4
36 21
37 1
38 5
39 2
40 2
41 16
42 10
43 16
44 3
45 0
46 8
47 1
48 7
49 0
50 8
51 28
52 1
53 1
54 2
55 4
56 11
57 5
58 1
59 30
60 0
61 12
62 6
63 1
64 2
65 13
66 17
67 2
68 0
69 6
70 7
71 5
72 5
73 1
74 2
75 13
76 0
77 1
78 7
79 0
80 4
81 105
82 3
83 1
84 13
85 2
86 1
87 0
88 0
89 7
90 1
91 5
92 10
93 0
94 7
95 21
96 14
97 9
98 1
99 1
100 26
101 0
102 15
103 1
104 0
105 3
106 6
107 71
108 0
109 3
110 3
111 4
112 8
113 9
114 5
115 2
116 7
117 1
118 0
119 11
120 20
121 17
122 7
123 6
124 114
125 15
126 4
127 11
128 2
129 2
130 15
131 35
132 2
133 32
134 0
135 5
136 11
137 15
138 0
139 19
140 6
141 1
142 13
143 11
144 2
145 7
146 4
147 7
148 1
149 1
150 1
151 6
152 16
153 0
154 3
155 8
156 14
157 1
158 4
159 4
160 3
161 3
162 1
163 0
164 4
165 3
166 12
167 11
168 6
169 1
170 6
171 2
172 5
173 11
174 5
175 23
176 6
177 17
178 0
179 17
180 3
181 4
182 6
183 21
184 4
185 1
186 0
187 4
188 28
189 5
190 16
191 3
192 5
193 3
194 3
195 3
196 9
197 1
198 1
199 9