Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 62

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
62 Zweiter Abschnitt. Fallenstellen. Würden^ die Nachtigallen auch erst betrügen lernen; so würden sie wahrscheinlich nicht mehr so leicht betrogen werden. Aber freilich wür- den sie dann auch aufhören, Nachtigallen zu seyn, deren süßester Berufes ist, andern Freude ins Herz zu singen. 2i. Das verleumdete Roß. Am Hofe des Löwen war ein edles Roß, das dem Könige lange treu gedient hatte. Und der Kö- nig schätzte und liebte feinen rreuen Diener, wie ers verdiente. Das verdroß das kleinere Hofgesindel; und der Fuchs übernahm es, dem Löwen seinen treuen Diener verdächtig zu machen. Aber edel und weise antwortete der König der Thiere: Es ist ein sichrer Beweis von der Güte meines Rosses, daß es dich Elenden zum Feinde hat. 22. Der Hopfen und die Eiche. Was hilft am Ende Fleiß und Arbeit, und die mühevollste Ausbildung des Geistes — ohne Glück und ohne Gönner? 3t**, der seine Jugend ver- schwelgte, steigt durch seine Gönner von einer Eh- renstelle zur andern empor, und blickt mit Verach- tung auf mich herab. Du aber weißt, daß du seine Verachtung so wenig verdienst, als er deinen Neid. — Er hat Ehrenstellen ohne Ehre, und wer weiß am Ende die Stellen. So mit stolzer Verachtung blickte einst der Ho- pfen von seiner hohen Stange auf eine junge Eicht herab. Ein Sturm warf die Stange nieder, und der Hopfen, seiner Stütze beraubt, kroch auf der Erde. Indeß wuchs die Eiche langsamer, aber auf die Dauer, zum schönsten Baume des Waldes. Dem me.

2. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
2z. Die Lilie und die Rose. Sagt mir, ihr holden Töchter der rauhen, schwar- zen Erde, wer gab euch eure schöne Gestalt? denk wahrlich von niedlichen Fingern seyd ihr gebildet. Welche kleine Geister stiegen aus euern Kelchen em- por? und welch Vergnügen fühltet ihr, da sich Göt- tinnen auf euern Blättern wiegten? Sagt mir, friedliche Blumen, wie theilten sie sich in ihr er- freuend Geschäft? und winkten einander zu, wenn sie ihr feines Gewebe so vielfach spannen, so viel- fach Zierten und stickten. — Aber ihr schweigt, holdselige Kinder, und ge- nießt eures Daseyns. Wohlan! mir soll die leh- rende Fabel erzählen, was euer Mund mir ver- schweigt. Als einst, ein nackter Fels, die Erde dastand: siehe, da trug eine freundliche Schaar von Nymphen den jungfräulichen Boden hlnan, und gefällige Ge- nien waren bereit, den nackten Fels zu beblümen. Vielfach theilten sie sich in ibr Geschäft. Schon un- ter Schnee und im kalten kleinen Grase fing die be- scheidene Demuth an, und webte das sich verber- gende Veilchen. Die Hoffnung trat hinter ihr her, und füllte mit kühlenden Düften die kleinen Kelche der erquickenden Hyacinthe. Jetzt kam, da es jenen so wohl gelang, ein stolzer, prangender Chor vielfarbiger Schönen. Die Tulpe erhob ihr Haupt : die Narzisse blickte umher mit ihrem schmach- tenden Auge. Viele andere Göttinnen und Nymphen beschäf- tigten sich auf mancherlei Art, und schmückten die Erde, frohlockend über ihr schönes Gebilde. Und siehe, als ein großer Theil von ihren Wer- ken mit seinem Ruhm und ihrer Freude daran ver- blüht war, sprach Venus zu ihren Grazien also: Was säumt ihr, Schwestern der Anmuth? Auf! und webet von euern Reizen auch eine sterbliche, sichtbare Blüthe. Sie gingen zur Erde hinab, und Aglaja, die Grazie der Unschuld, bildete die Lilie: Thalia und Euphrosine webten rnit schwesterlicher

3. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 209

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Das pros. Hirtengedicht, oder die Idylle. 209 sonne brennet schon; ich will in meinem düstern Schatten süße Früchte zum Mittagsmahl dir aufti- schen , und frische süße Milch. Jetzt ging der Jüngling mit dem Mädchen Un- ter das Dach, und sie lehrten die Jünglinge und die Mädchen den Gesang und das Saitenspiel. ■ Erst lange hernach ward es von der Flöte begleitet; denn Marsyas brachte die Flöte unter die Waldgötter, welche die Erfinderin Minerva, im gerechten Zorn über den Spott der Göttinnen in den Sand warf. Man pflanzte da zween Bäume auf einen hohen Hügel dem Mädchen und dem Jüngling, Und die späten Enkel erzählten den Kindern in ihrem Schat- ten die Erfindung des Saitettspiels und des Ge- sanges. • . Grßnee. \ I r

4. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 23

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
25 Natur - und Länderbeschreibung. - er Lander, die reichlich und vielfach von der Natur ausgesteuert sind, durchwandert ist, darf er feine Erwartungen für schönere, erhabenere Naturfcenen mit Grund befriediget zu sehen glauben. — Peru ist das Land der schönsten, erhabensten, aber zugleich majestätisch-schrecklichsten Natur. Auch konnte nur allein eine solche Lage ein solches Land hervorbrin- gen. — Eine Fläche, welche theilweise gegen zehn- tausend Fuß über das Meer erhaben ist, von fast noch einmal so hohen Gebirgen überlaufen, dabei unter der lothrechten Sonne! — Wenn man aus den Hafen Gujaguil und Manta nach Quito ge- gen die Cordilleren hinaufsteigt, was für Abwech- selung von Scenen, was für Contraste der gesamm- ren Natur durchlauft der Blick! Nachdem man den Sand der Ufer verlassen hat, wandelt man in kaum durchdringlicher Waldung, und die Aequatorial- Sonne treibt aus dem schlammigen Boden eine un- übersehbare Pflanzenwelt üppig hervor. Die mei- sten Pflanzen des Isthmus zeigen sich auch hier; dann mehrere Arten Federn, der Baumwollenbaum, das Eisen- und Ebenholz, der hohe zu Masten so brauchbare Marienbaum mit der weißen Rinde, mehrere treffliche Palmen breiten ihre Wurzeln fast nur über die Oberfläche des Erdreichs hin, und werden durch die Ranken vieler Schmarotzerpflan- zen und mächtiger Lianen unter einander gleichsam verkettet» Verschiedene derselben bot die Natur dem Menschen zu wichtigen Vortheilen dar. So die be- rühmte Hypecacuanha, sd die Vanille u. a. — wr- ter diesen dichten Schatten sprossen die mannichfal- trgen Pilze, Moose und Rohrarten hervor. Einige der letztem, z. B. das Bambusrohr, erreichen oft eine Höhe von 20 bis 50 Fuß; es dient dann zum Hausbau der Bewohner. — Eben so schwelgerisch und mannichfaltig ist auch die thierische Schöpfung. - — Hier häufet der Jaguar, der Ozelot, dieiaqua- rette, der Puma und andere furchtbare Thierarten der neuen Welt. — Heerden von Affen und Papa- geien betäuben das Ohr durch ihr Schreien und Plaudern. Die Toücane mit den. monströsen zum

5. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 27

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur» und Landerbeschreibung. §? Meteore. Es ist bis jetzt auch keinem Sterblichen gelungen diese Spitzen zu ersteigen. Condamine er- reichte nur mit großer Anstrengung und Gefahr auf dem Corason die Höhe von 2470 Klafter, oder 14920 Fuß, und wenn ihn gleich ansetzt sein ihm würdiger Nachfolger v. Humboldt um 5300 Fuß 'übertroffen hat, so fehlten auch diesem kühnen For- scher noch über 1344 Fuß, um sich auf dem höchsten uns bekannten Punkte der Erde zu sehen. — Den- noch fanden sie sich auch hier bereits den gefahrvol- len Unbequemlichkeiten ausgesetzt, die eine zu ver- dünnte, und fast aller Wärme beraubter Atmosphäre den menschlichen Körper leiden lassen. Die große Verschiedenheit der innern -und äußern Luft preßte ihnen das Blut aus den Augen, den Lippen und dem Zahnfleische hervor, und die Kälte überstieg die -angeblichen (Zrade des Thermometers. Das Inne- re dieser kolossalischen Gebirge ist dann auf zweier- lei Art besonders merkwürdig. — Das erste und auffallendste, wodurch sich das Innere der unge- heuren Bergkette auszeichnet, welche von Patago- nien über den Isthmus bis zu der Beringsstraße fortläuft, ist ihr vulkanisches Feuer. Mehr als 50 solcher Feueressen, Luftlöcher der Unterwelt, sind Lis jetzt darunter bekannt. Hiervon gehören unserm Zperu eine sehr beträchtliche Anzahl, z. B. der An- risana, Cotopaxi, Tungurahua u. a. Allein nicht aus allen steigen Feuergarben, Rauch und Flam- rnensäulen und Laven hervor. Aus dem Jorullo in ^ Mexiko erhob sich 1759 am 15. September ein Ba- saltkegel, der jetzt gegen 1500 Fuß über die ihn um- gebende Grundfläche hervorragt. Die von Guati- rnala speien eine sehr große Menge Salmiak. Die Don Popayan und von Pasto zeigen viele Solfata- re», die da Schwefelsäure ausdampfen, oderauch kleine Krater voller kochenden Wasser, woraus sich geschwefeltes Wasserstoffgas entwickelt. Hingegen werfen die Vulkane von Quito bald Bimsstein, hald Basalte, oder auch schlackenartigen Porphyr hervor, bald aber so ungeheure Massen Schwefel- leberwasser und Schlamm, wodurch auf mehr als

6. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 37

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
57 Natur - und Länderbsschreibung. dieses ihm hingeworfene Aas, wird betäubt, und von den herbeieilenden Indiern erschlagen. Indeß' ist das Thier so stark, daß oft eilt Mensch bei diesem Kampfe mit den Flügeln zu Boden geschlagen wird. Iv. Ueber die Steppen und Wüstelt. (Aus Humboldts Ansichten der Natur ir Bd.) Am Fuße des hohen Granitrückenswelcher im Iugendalter unseres Planeten bei Bildung des An- tillischen Meerbusens dem Einbruch der Master ges- trotzt hat, beginnt eine weit unabsehbare Ebene. Wenn man die Bergthäler von Carraccas, und den inselreichen See Tacarigua 0, in dem die nahen Pisangstamme sich spiegeln; wenn man die Fluren, welche mit dem zarten Grün des thaitischetr Zucker- schilfes prangen, oder den ernsten Schatten der Cacaogebüsche zurückläßt: so ruhet der Blick in Süden auf'steppen, die, scheinbar ansteigend, in schwindender Ferne den Horizont begrenzen. Aus der üppigen Fülle des organischen Lebens tritt der Wanderer betroffen an den öden Rand einer pflan- zenleeren Wüste. Kein Hügel, keine Klippe erhebt sich iltselförmig in dem unermeßlichen Raume. Nur hier und dort liegen gebrochne Flötzschichten von zweihundert Quadvatmeilen Oberflache, bemerkbar höher, als die angrenzenden Theile. Banke 2) nen- nen die Eilrgebornen diese Erscheinungen, gleichsam im Geist der Sprache den alten Zustand der Dinge ahnend, da iene Erhöhungen und Tiefen, die Step- pen selbst aber der Boden eines großen Mittelmee- res waren. Noch gegenwärtig ruft oft nächtliche Täuschung diese Bilder der Vorzeit zurück. Denn wenn im raschen Aufsteigen und- Niedersinken die leitenden Gestirne den Saum der Ebene erleuchten; oder wenn sie zitternd ihr Bild verdoppeln 3), in der unternschicht der wogenden Dünste, glaubt man den küstenlosen Ocean vor sich zu sehen. Wie dieser erfüllt die Steppe das Gemüth mit dem Ge-

7. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 38

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
58 Erster Abschnitt. fühl der Unendlichkeit. Aber freundlich zugleich ist der Anblick des klaren Meeresspiegels, indem sich die leichtbewegliche sanft aufschäumende Welle kraus felt. Todt und starr liegt die Steppe hingestreckt, wie die nackte Felsrinde eines verödeten Planeten. In allen Zonen bietet die Natur das Phänomen dieser großen Ebenen dar; in jeder haben sie einen eigenthümlichen Charakter; ein Physiognomie, die durch die Verschiedenheit ihres Bodens, durch ihr Klima und durch ihre Höhe über der Oberfläche des Meeres bestimmt wird. Im nördlichen Europa kann man die Heideländer, die, von einem einzigen, alles verdrängenden Pflanzenzuge 4) bedeckt, von der Spitze von Jütland sich bio an den Ausfluß der Schelde erstrecken, als wahre Steppen betrachten; aber Steppen von geringer Ausdehnung und hoch- hüglicher Oberfläche, wenn man sie mit den Llanos und Pampas von Südamerika, oder gar mit den Grasfluren am Missury 5) vergleicht, in denen der rottige Bison und der langhörnige Moschusthier um- yerschwarmen. Einen größern und ernstern Anblick gewähren die Ebenen im Innern von Afrika. Gleich der weiten Flache des stillen Ozeans hat man sie erst in neueren Zeiten zu durchforschen versucht. — Theile eines Sandmeers, welches fruchtbare Erd- striche von einander trennt, oder inselförmig ein- schließt, wie die Wüste am Vasaltgebirge Harutsch 6), wo in den dattelreichen Oasis von Siwah die Trüm- mer des Ammon-Tempels den ehrwürdigen Sitz früher Mcnschenbildung bezeichnen. Kein Thau, kein Regen benetzt diese öden Flachen, und entwik- kelt im- glühenden Schooß der Erde den Keim des Pflanzenlebens. Denn heiße Luftsäulen steigen überall aufwärts, lösen die Dünste, und verscheuchen das vcrübereilende Gewölk. — Wo die Wüste sich dem atlantischen Ozean nähert, wie zwischen Darah und dem weißen Vorgebürge, da strömt die feuchte Mee- resluft hin, die Leere zu füllen, welche durch wne senkrechten Winde erregt wird. Dort erquicken kühle Weste den hügellichen Rand der Wüste. Selbst wen» der Schiffer durch ein Meer, das wiesenartrg mit

8. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 45

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur - und Länderbeschreibung. 45 ganz verdampften Lache zu errathen. Bedächtiger und verschlagener suchen die Maulthiere auf andere Art ihren Durst zu lindern. Eine kugelförmige, und dabei vtelrippige Pflanze, der Melonen-Cactus, verschließt unter seiner stachlichten Hülle ein wasser- reiches Mark. Mit dem Vorderfuße schlagt das Maulthier die Stacheln seitwärts, und wagt es dann erst die Lippen behutsam zu nähern und den kühlen Disielsaft zu trinken. Aber das Schöpfen aus dieser lebendigen vegetabilischen Duelle ist nicht immer gefahrlos; denn oft sieht man Thiere, welche von Cactusstacheln am Hufe gelähmt worden. Folgt endlich auf die brennende Hitze des Tages die Küh- lung der gleich langen Nacht, so können Rinder und Pferde selbst dann nicht ruhen. Ungeheure Fleder- mäuse verfolgen sie während des Schlafes, saugen ihnen vampyrartig das Blut aus, und hängen sich an dem Rücken fest, wo sie eiternde Wunden erre- gen, in denen Mosquitos, Hippoboscen und eine Schaar stechender Insekten sich ansiedeln. So füh- ren die Thiere ein schmerzenvolles Leben, wenn vor der Gluth der Sonne das Wasser auf dem Erdboden verschwindet. — Tritt endlich nach langer Dürre die wohlthätige Regenzeit ein; so verändert sich plötzlich die Scene in der Steppe. Das tiefe Blau des bis dahin nie bewölkten Himmels wird lichter. Kaum erkennt man bei Nacht den schwarzen Raum im Sternbild des südlichen Kreuzes. Der sanfte phosphorgrtige Schimmer der Magellanischen Wol- ken verlischt. Selbst die scheitelrechten Gestirne des Adlers und des Schlangentragers leuchten mit zit- terndem, minder planetarischem Lichte. Wie ein entlegenes Gebirge erscheint emzelnes Gewölk im Süden. Nebelartig breiten die Dünste sich über den Zenith aus. — Den belebenden Regen verkündigt der ferne Donner. Kaum ist die Oberfläche der Erde benetzt; so überzieht sich die duftende Steppe mit Kylingien, mit vielrispigen Paspalum und mit mannichfaltigen Gräsern. Vom Lichte gereizt ent- falten krautarckge Mimosen die schlummernden Blat- ter, und begrüßen die aufgehende Sonne, wie der

9. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 113

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Erzählungen. 113 wandelten die beiden Könige unter dem duftenden Schatten des hohen Waldes einher, und Hiram freute sich der weisen Reden des Königs von Israel. — Unten aber zu ihren Fußen lagen weit umher die Länder und blühcten in Frieden. Denn Salomo und Hiram hatten einen Bund gemacht und waren Freunde; so waren auch ihre -Völker Freunde unter einander. Und die Könige standen still und schaueten in die Ferne. Da ging Hiram, dem Be- herrscher von Tyrus, das Herz auf, und er sprach zu Salomo: O wohl uns, daß wir Freunde sind! Stehen wir nicht auch wie die Cedern auf unsern Höhen, und unsere Völker um uns her? Da ant- wortete Salomo und sprach: Wohl nennet man die Ceder mit Recht den königlichen Baum. Er ist der höchste von allen und seine Gestalt ist voll Majestät. Er wächset auf der Höhe des Gebirges, aus den Wolken trinkt er, und bedarf nicht des Baches, der seinen Fuß netze. — Seine Wurzel umjusset die Felsen der Erde, und er tauchet sein Haupt in dre Blaue des Himmels. Jahrhunderte hat der Sturm um diese Wipfel getobt, und der Donner um die Stirn des ernsten Waldes gerollt. Aber er siehet unerschüttert, frei wie ein Gott, und ohne die Be- dürfnisse des niedern Thales. Darum heißet er auch ein Baum Gottes, den Iehovah gepflanzt hat — und stehet ein Bild den Gesalbten des Höchsten. Eines nur fehlet ihm, sagte Hiram, — die duftende Blüthe und die nährende, erquickende Frucht. Da lächelte Salomo und sprach: Redest du im Scherz, Hiram, oder als der Beherrscher des gewinnenden Volkes? Duftet denn nicht die ganze Ceder? — Und wozu der hochragenden Königin des Gebirges die erquickliche Frucht? Trägt sie nicht den kühnen Seefahrer durch die schäumende Woge? Wölbet sie nicht die Pallaste der Fürsten? Und bald, Hiram, wird sie auf Sion stehen, ein Tempel Jehovahs. — Mein Freund, es giebt edlere Früchte, als welche -er Gaumen verlangt. H Ii.

10. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 90

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
tzo Dritter Abschnitt. schweigend zog das Gewölk herauf. Blitze leuchte-- reu und die Stimme des Donners tönte immer na- her und lauter. Plötzlich brauste der Wind in den Ziesten der Eiche. Da erschrak der Knabe und er- wachte. Ringsumher sah er den Himmel von dro- henden Wolken verhüllt. Kein Sonnenstrahl erleuch- tete das Feld. Seinem Erwachen folgte bald ein heftiger Donnerschlag. Der arme Knabe stand wie betäubt von diesem Wechsel der Dinge. Sohn des Glücks, bist du sicherer auf deiner fröhlichen Bahn? Schon rauschten dicke Regentropfen durch das Laub der Eiche. Da raffte der erschrockne Knabe sein Körbchen auf, und entfloh. — Das Gewitter war über seinem Haupte. Regen und Sturm nahm über- hand, und der Donner rollte schrecklicher. Das Was- ser strömte aus seinen Locken, und von seinen Schul- tern. Kaum vermochte er seines Weges zu wandeln. Plötzlich faßte ein heftiger Windstoß das Körbchen in der Hand des Knaben, und zerstreute alle seine sorgsam gesammelten Blümchen über das Feld hin. Da entstellte sich seine Gebehrde, und mit zürnen- dem Unmuth schleuderte er nun auch das leere Körb- chen zu seinen Füßen auf den Boden. Laut weinend und durchnäßt erreichte er endlich die Wohnung sei- ner Eltern. — Weiser Sohn der Erde, ist dein Un- muth und die Gestalt deines Zürnens lieblicher, wenn dir dein Wunsch versagt wird, oder ein Plan mißlang? Bald verzog sich das Gewitter, und der Him- mel klärte sich wieder auf. Die Vögelchegannen von neuem ihre Lieder, der Landmann seine Arbeitt Die Luft war reiner und kühler geworden, und eine süße Ruhe und Stille herrschte im Thal und auf den Hü- geln. Dem neugetrankten Gefilde entquoll Stär- kung und Wohlgeruch. Alles schien erneuet und verjüngt, als käme die Natur so eben erst aüs ton
   bis 10 von 12 weiter»  »»
12 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 12 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 8
8 0
9 0
10 1
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 2
34 0
35 0
36 0
37 6
38 5
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 1
4 0
5 0
6 2
7 0
8 0
9 0
10 0
11 2
12 7
13 0
14 0
15 0
16 3
17 10
18 0
19 3
20 0
21 23
22 2
23 4
24 7
25 0
26 1
27 3
28 5
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 2
42 16
43 0
44 0
45 1
46 0
47 2
48 0
49 0
50 4
51 0
52 1
53 0
54 2
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 1
65 0
66 1
67 0
68 0
69 0
70 3
71 1
72 0
73 0
74 0
75 2
76 5
77 10
78 0
79 4
80 0
81 5
82 4
83 0
84 8
85 2
86 0
87 1
88 0
89 1
90 0
91 1
92 14
93 0
94 4
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 1
2 4
3 8
4 0
5 0
6 12
7 0
8 1
9 0
10 0
11 0
12 7
13 16
14 1
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 2
23 0
24 4
25 1
26 1
27 0
28 10
29 0
30 0
31 1
32 7
33 35
34 9
35 0
36 0
37 0
38 0
39 4
40 0
41 0
42 25
43 8
44 0
45 0
46 8
47 1
48 0
49 2
50 12
51 62
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 36
60 0
61 0
62 0
63 0
64 2
65 8
66 0
67 0
68 2
69 0
70 1
71 0
72 0
73 0
74 2
75 0
76 0
77 0
78 1
79 0
80 0
81 96
82 2
83 2
84 12
85 2
86 0
87 1
88 0
89 13
90 0
91 0
92 0
93 1
94 0
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0
100 39
101 2
102 16
103 0
104 2
105 0
106 0
107 12
108 0
109 3
110 6
111 17
112 2
113 4
114 1
115 1
116 31
117 0
118 0
119 2
120 2
121 1
122 1
123 4
124 2
125 13
126 0
127 1
128 0
129 3
130 1
131 20
132 0
133 3
134 2
135 0
136 14
137 2
138 0
139 0
140 1
141 0
142 4
143 2
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 4
152 28
153 1
154 0
155 1
156 1
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 2
165 0
166 4
167 1
168 7
169 5
170 0
171 0
172 0
173 4
174 1
175 67
176 1
177 9
178 3
179 14
180 0
181 0
182 3
183 15
184 5
185 1
186 0
187 0
188 1
189 4
190 0
191 0
192 1
193 1
194 0
195 12
196 30
197 0
198 0
199 0