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1. Vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 76

1829 - Darmstadt : Heyer
76 Physische Geographie. immer ziemlich gleich, die Nächte sind kühl, und der Re- gen folgt stets dem scheinbaren Sonnenlauf. In der Nähe des Aequators zählt man daher zwei Sommer und zwei Regenzeiten, die von ihrer Dauer die kleine und große genannt werden. In den gemäßigten Zonen wechseln vier Jah- reszeiten, Frühling, Sommer, Herbst und Win- ter, die jedoch nicht genau mit den astronomisch be- stimmten Jahreszeiten znsammenfallcn; aber Frühling und Herbst verschwinden gegen die Polarkreise hin all- mählich. In den kalten Zonen treten daher wieder nur zwei Jahreszeiten ein, ein flüchtiger aber heißer Som- mer und ein sehr langer Winter mit Alles erstarren- der Kälte. Noch ist der Umstand bemerkenswertst, daß die süd- liche Halbkugel beträchtlich kälter ist, als die nördliche. Ohne Zweifel kommt dieser Unterschied des Klima's von dem Mangel großer Länder in der südlichen Halbkugel, und vielleicht auch von dem kürzeren Verweilen der Sonne in den südlichen Zeichen. Anm erk. Die Witterungslehre (Meteorologie), welche sich mit Aufsuchung der festen Regeln beschäftigt, nach denen die Witterungserscheinungen in dem Luftkreise erfolgen müssen, ist noch ein fast ganz unangebautes Feld, von dein bei umsichtiger Bearbeitung einst die schönsten Früchte zu erwarten waren. — Die Lage eines Landes zwischen Meeren, besonders wenn es niedrig ist, verursacht eine neblichte, trübe Luft und ist häufigem Witterungswechsel unterworfen, wie es z. B. bei England und Dänemark der Fall ist. Hohe Berge können Regen bringen und aufhalten. Um ihren Gipfel sammeln sich die ersten Wolken des bevorstehenden Regens; und ein hoher, weit hervorragender Berg kann als Wetterzeichen dienen. In gebirgichten Gegenden regnet es weit häufiger, als in ebenen; daher Bäche und Quellen ihrem Schooße reichlich entsprudeln. In Ländern, die vom Meere entfernter liegen, ist die Witterung beständiger, am regelmäßigsten aber da, wo der Wind sich nicht häufig umsetzt. In manchen Gegenden ist der Himmel

2. Vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 79

1829 - Darmstadt : Heyer
Physische Geographie. 79 ren, Häringe, Stockfische, Wallfische. — e) In der kalten Zone gibt es wenige Thiere, außer dem höchst nützlichen Rcnnlhiere, Füchse, Baren, Eisbären, See- hunde, Wallrosse, kleinere Pelzthiere, z. B. Zobel, Her- meline; Eidergänse, Eisvögel und eine Menge von Fischen. 2) Aus dem Pflanzenreiche, und zwar: a) In der heißen Zone: Reis, Mais, Spelt, Süd- früchte (Citronen, Pomeranzen, Sinaäpfel, Granatäpfel, Feigen, Mandeln. Datteln rc.), Oliven, Kokusnüsse, Brodfrnchtbäume, Palmen, Wein, Kaffeh, Thee, Zucker. Die dieser Zone ganz eigenen oder tropischen Ge- wächse sind: Gewürze (Nelken, Muskatnüsse und Blü- then, Zimmet, Pfeffer, Vanille, Kakao rc.) Arzneipflan- zen, Indigo, Myrrhen, Aloe, Ananas, kostbare Holzar- ten. — b) In der nördlichen gemäßigten Zone: Im Süden etwas Zuckerrohr, Lorbeerbäume, Korkholz, eßbare Eicheln, Melonen, Safran, Südfrüchte, Baum- wolle bis zum 43°; der Olivenbaum bis zum 46°; Reis bis zum 47°; Wein, Mais und Kastanien bis zum 50°; Wallnüsse, Pfirsiche, Aprikosen und Quitten bis zum 52°; Aepfel, Birnen, Hirse, Hopfen bis zum 55°; Pflaumen bis zum 58°; Weizen, Kirschen und Kartoffeln bis zum 60°; Taback, Hanf und Flachs (Lein) bis zum 63°; Korn und Hafer bis zum 65°; Holz zum Brennen und Bauen bis zum 67°.— c) In der nördlichen kal- ten Zone: Noch dürftig etwas Roggen und Hafer bis zum 69°; Weiden und Birken, zuletzt ganz niedrig und verkrüppelt, bis zum 70°; außerdem nur becrentra- gende Pflanzen, Rennthiermoos und Farrenkrautcr. Der Mangel an Holz wird hier durch Treibholz ersetzt. 3) Aus dem Mineralreiche, dessen Erzeug- nisse, über die ganze Erdoberfläche verbreitet, dem Erd- boden selbst angehören: Erdige Mineralien (Erden und Steine): Rubin, Sapphir, Smaragd, Topas, Kar- neol, Porzellan-, Thon - und Walkercrde, Röthcl, Schie-

3. Vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 80

1829 - Darmstadt : Heyer
80 Physische Geographie. fer, Traß, Meerschaum, Asbest, Kreide, Kalkstein, Mar- mor, Gyps, Alabaster, Sandstein; Salze: Salz, Sal- miak, Alaun, Vitriol, Salpeter, Borar, Natrum; Erd- harze oder brennbare Milleralien: Schwefel, Bernstein, Bergöl, Naphtha, Erdpcch, Steinkohle, Reißblei, Dia- mant; Metalle, und zwar edle: Platina, Gold, Sil- der; unedle: Kupfer, Eisen, Blei, Zinn, Quecksilber, Zink, Kobalt, Arsenik rc. Die meisten Produkte dieser drei Reiche sind zum Nutzen und Vergnügen der Menschen vorhanden; man theilt sie daher nach der Art ihrer Benutzung verschieden ein. Hiernach gibt es: 1) 2 a g d p r o d n k t e: Wild (thcils zur hohen, thcils zur niedern Jagd gerechnet) und Pelzthiere, welche Fleisch, Häute, Felle, Hörner, Fett, Federn, Eier rc. zu mancherlei Gebrauche liefern.— 2) F i s ch e r e i p ro d uk t e; Wall fische, Seehunde, Härin- ge, Stockfische, Thunfische, Sardellen, Lachse, auch Krebse, Austern, Muscheln; sie liefern Fleisch, Speck, Thran, Wallrath, Fischbein, Häute, Perlen und Korallen. — 3) Viehzuchtprodukte: alles zahme Vieh (sowohl Rennthiere, Kamceke, Lama's und Hunde, als Pferde und Esel, Ochsen und Büffel, Schafe, Ziegen und Schweine), auch zahmes Federvieh aller Art; sie liefern Fleisch, Häute, Haare, Wolle, Borsten, Federn, Käse, Milch, Butler, Fett, Hörner, Knochen (auch Seide, Honig und Wachs). — 4) Waldprodnkte: Wald- vder Forstbäume (thcils Laub- theils Nadelholz), welche Brenn-, Bau- und Tischlerholz, Kohlen, Potasche, Harz, Theer, Kienruß, Terpenthin rc. liefern. — 5) Feld- bauprodukte, zur Nahrung und Kleidung dienend, als: Getreide (nicht bloß Weizen, Roggen, Gerste, Ha- fer, Spelt, Buchweizen oder Haidckorn, sondern auch Jeeis, Mais und Hirse), Flachs, Hanf, Taback, Kartof- feln, Hülsenfrüchte, Kohl und Rüben; letztere werden auch in Gärten angebant. — 6) Gartenbauprodukte: Gemüse, Schotengewachse, Zwiebeln, Knollengewächse,

4. Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen - S. 205

1843 - Darmstadt : Jonghaus
205 bete gemäßigte Zone, die jetzt ihren kürzesten Tag und den Anfang ihres Winters hat. Mit dem 21. Junius fängt die Erde wieder an, bergauf zu steigen, amd kreiset auf die beschriebene Art Jahr aus Jahr ein um die Sonne; nie weicht sie aus der Bahn, welche der Finger Gottes ihr vorzeichnete; und auch diese Bahn können wir nicht betrachten, ohne die Weisheit dessen zu bewundern, der dieselbe so ordnete, daß die ganze Erde ein gesegneter Wohnplatz für seine Menschenkinder wurde. 184. Deutschland in neuester Zeit. Das große weite Land , das sich südlich von den hohen Alpen der Schwei; und Italien bis zur Nord- und Ostsee, westlich von der Maas bis zur Weichsel ausdehnt, nennen wir Deutschland, unser gemeinsames Vaterland. Dieses Land in dieser Ausdehnung gehört zu den schön- sten, gesegnetsten Länder Europa's. Deutschland liegt unter einem gemäßigten Himmel, kennt nicht die sengende Luft südlicher Länder, und bietet daher die größte Abwechslung und reichste Mannichfaltig- keit für den Anblick, wie für das Gemüth, dar. Es bringt Alles hervor, was der Mensch bedarf zur Erhaltung und Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu ver- härten und zu verderben. Der Boden ist fähig zu jegli- chem Anbau. Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungslos vorüberging. Neben Moor und Haide, die dem menschlichen Fleiße nichts gewähren, als die magere Frucht des Buchweizens oder des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräftig- sten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den herrlichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Frucht- bäume prangen in unermeßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauren Holzapfel bis zur lieblichen Pfirsiche. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt, unter Buchen und Tannen, die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor^ und blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichen Wein hervorbringen, die Freude des Men- schen, in der Ferne wie in der Nähe gesucht, und gewünscht von Hohen wie von Geringen.

5. Lebensspiegel für Landleute - S. 127

1844 - Darmstadt : Ollweiler
127 Aber die göttliche Weisheit hat cs geordnet, daß weder dieser Wind, noch jeder ihm ähnliche, von langer Dauer ist. Zum Beispiel der schreckliche Chamsin, der in Aegypten nach der Nachtgleicbe im Frühling folgt, und aus dem innersten Afrika's brennend hervor- strömt, währt nnr zwei bis drei Tage. Aber dann ist ganz Aegyptenland in Gluth versunken. Die Luft ist finster grau, wie voller Staub. Die Sonne scheint trübe hindurch, wie eine bläulich- roth glühende Kugel. Die Hitze wird allen lebendigen Wesen un- erträglich. Gras und Pflanzen verdorren in wenigen Stunden. Den Bäumen entfällt schnell das Laub. Die Steine und Mauern, das Eisen und Wasser werden heiß. Der Umlauf des Blutes in den Adern stockt; man kann nicht mehr athmen. Das Innere des Mundes und Halses wird trocken. Alles scheint in dieser all- gemeinen Gluth verderben zu müssen. Dann entfliehen die Thiere in Felsspalten, Höhlen und Klüfte, oder bohren ihre Köpfe in die Erde. Die Menschen verschließen sich in ihre Wohnungen, in Keller und Gruben. Ganz Aegypten scheint auögestorben, so lange der Chamsin weht. Nicht minder furchtbar erscheint in Arabien und an den Küsten Persiens der Giftwind Samum. Schon in der Ferne kündet er sein Kommen durch eine glühende Nöthe in der Luft an. Die Welt scheint in Flammen zu stehen. Was er im Fortzuge Leben- diges berührt, ist plötzlich des Todes. Menschen und Thiere ent- gehen ihm nur, indem sie sich schnell auf den Boden werfen, und Mund und Nase in die Erde oder in den Sand verbergen. Der Samum geht über sie hin. Ein erstickender Schwefelgeruch durch- dringt Alles. Man hört ein dumpfes Zischen und ein Knistern, wie von Feuer. Doch binnen einer Viertelstunde ist das schauer- liche Wesen vorüber, und die Luft wieder rein und heiter. Ganz anders äußern sich an den Ufern des Senegalstromes in Afrika die Tornado-Stürme. Eine drückende Schwüle der Luft geht ihnen voran. Düstere Wolken erheben sich zwischen Osten und Mittag, und färben dort den Himmel schwarz, von einzelnen Blitzen durchzuckt. Man verspürt auch nicht das Wehen eines Lüftchens. Alles ist in Todesstille. Menschen und Thiere ver- kriechen sich. Immer finsterer wird die Luft. Nichts regt sich weit umher. Plötzlich stürzt ein Alles verheerender Sturm eiskalt und mit Brausen und Heulen durch die Landschaft. Palmen brechen. Hütten zertrümmern. Schiffe stürzen um. Donner, Blitz und Regengüsse bilden das Gefolge des vorübergegangenen Sturmes. Wie groß, wie wunderbar erscheint Gott in allen seinen Schöpfnngswerken! — Schrecklich sind zwar die Wirkungen jener Stürme, diese Boten seines Willens; aber gewiß sind sie auch wohlthätig, und zum großen schönen Zweck des Ganzen unentbehr- lich. Auch wenn wir diesen Zweck nicht erkennen, dürfen wir es nicht bezweifeln, da wir die Güte und Barmherzigkeit des Schö- pfers überall und selbst da oft wahrnehmen, wo nur Zerstörunci herrschen zu sollen scheint.

6. Lebensspiegel für Landleute - S. 128

1844 - Darmstadt : Ollweiler
So ist jener scharf austrocknende Wind, welcher unter dem Namen des Harmattan bekannt ist, die größte Wohlthat für die Gegenden Afrika's, welche, statt des Winters, eine lange anhal- tende Regenzeit haben. Denn die überhand nehmende Feuchtigkeit bedroht das ganze Land mit Versumpfung; alle Niederungen sind überschwemmt; die Menschen erkranken an bösartigen Fiebern und Rühren. Plötzlich tritt der Harmattan von Norden her ein. Der Himmel ist wie vom Nebel bedeckt und trübe, doch ohne Gewölk. Der Wind bläst heiß und trocken. Niemand kann sich ihm ohne Lebensgefahr aussetzen. Er ist so trocken, daß ihm preisgegebene Thiere nach wenigen Stunden umkommen; daß den Menschen die Lippen aufspringen, und die Augen sich entzünden, daß die Land- seen und Pfützen schnell versiegen; daß alles Holzwerk zusammen- schwindet und reißt. Aber die allgemeine Nasse ist dann verschwunden nach wenigen Tagen, und alle Krankheiten, welche Folgen der nassen Jahreszeit waren, sind durch den Harmattan eben so plötzlich geheilt. Also werden die Windstürme, wie grausenhaft auch zuweilen ihre Gestalt seyn mag, nur Diener der göttlichen Gnade gegen das menschliche Geschlecht. Wie sie in den heißen Himmelsstrichen die Erde nach der langen Regenzeit austrocknen und fruchtbar machen; wie sie dort Fänlniß verhüten und Krankheiten heilen; so müssen sie in den kalten Gegenden des Erdkreises das Eis von den Ufern der Länder und Inseln wegbrechen, damit die Meere schiffbar wer- den; müssen sie jenen winterlichen Fluren, wo die Erde nicht mehr Kraft hat, Bäume hervorzubringen, aus gemäßigteru Ländern Treibholz mit den Wellen herbeiführen, daß die einsamen Bewoh- ner der Schneefelder sich Hütten bauen Und erwärmen können. Wahrlich bei diesem Anblicke der weisen Fürsorge des Welten- kölugs für sein unermeßliches Reich, bei diesem Anblicke seiner Wundermacht, in welcher er den Lauf und Einfluß entfernter Wel- ten des Himmels mit dem Wohlseyn von einzelnen Bewohnern un- sers Erdballs verknüpft; bei dem Allblicke der unbändigen Sturm- winde, die selbst in ihrem schauerlichsten Walten nur Diener seiner ewigen Huld für das menschliche Geschlecht seyn müssen — wer könnte da ohne Erstaunen, ohne Rührung, ohne Trieb zur dank- baren Anbetung des allein Anbetungswürdigen bleiben? Wer sollte da länger zweifeln, daß auch das scheinbare Natnrckbel zuletzt nur eine der fruchtbringendsten Segnungen sey? Wer könnte länger zweifeln, daß denen, die Golt gehören, nicht endlich alle Dinge zum Besten gereichen müssen? 152. Gewalt und Liebe. Wind und Sonne machten Wette, Wind verzweifelt nun und ruht; Wer die meisten Kräfte hätte, Und ein lieber Sonnenschein Einen armen Wandersmann Füllt mit holder, sanfter Gluth Seiner Kleider zu berauben. Wanderers Gebein. Wind begann; Hüllt er sich nun tiefer ein? Doch sein Schnauben Nein! — That ihm nichts; der Wandersmann Abwirft er nun sein Gewand, Zog den Mantel dichter an. Und die Sonne überwand.

7. Lebensspiegel für Landleute - S. 129

1844 - Darmstadt : Ollweiler
129 153. Der schreckliche Sturm in Westindien im Jahr 1780. Dieser Sturm, welcher unter die furchtbarsten Naturerscheinun- gen des vorigen Jahrhunderts gehört, verheerte um die Mitte des Jahrs 1780 alle Antillen, besonders aber die Inseln Barbados und Jamaika. Um acht Uhr Morgens brach der Sturm ans und wüthete acht und vierzig Stunden unaufhörlich fort. Die Schiffe, welche in den Häfen vor Anker lagen und sich in völliger Sicherheit glaubten, wurden von ihren Ankern gerissen, in die hohe See ge- trieben und dort der Gewalt des Sturmes Preis gegeben. Die Lage der Bewohner der Inseln war noch trauriger: denn in der folgenden Nacht verdoppelte sich die Wuth des Sturmes. Häuser stürzten ein, und die größten Bäume wurden mit ihren Wurzeln ausgerisfen. Menschen und Thiere irrten umher, oder wurden unter den Trümmern begraben. Die Hauptstadt der Insel Jamaika wurde fast dem Boden gleich gemacht. Die prächtige Wohnung des englischen Statthalters, deren Mauern drei Fuß dick waren, wurde bis ans den Grund erschüttert und drohete jeden Augenblick einzustürzen. In den Häusern bemühete man sich, die Thüren und Fenster mit Riegeln zu befestigen, um den Windstößen zu wider- stehen; aber alle Anstrengungen waren vergebens. Die Thüren wurden ans den Angeln gehoben, die Balken auseinander gerissen, und die Wände spalteten sich. Tie unglücklichen Bewohner irrten ohne Zufluchtsort und Hilfe verzweiflungsvoll umher. Viele wur- den zerschmettert unter den Trümmern ihrer Wohnungen; Andere ertranken in den von dem Orkan auf das Land geworfenen, unermeß- lichen Gewässern; noch Andere wurden von Sand- und Staub- wolken erstickt. Die dicke Finsterniß, die häufigen Blitze, das unaufhörliche Rollen des Donners, das furchtbare Sausen des Windes und Regens, das herzzerreißende Geschrei der Sterbenden, das Klagen und Jammern derjenigen, welche ihnen nicht zu Hilfe kommen konnten, das Geheul der Mütter und Kinder: alles dieses schien den Untergang der Welt anzukündigen. Endlich enthüllte der wiederkehrende Tag den Blicken derer, welche diese Schreckenstage überlebt hatten, ein Schauspiel, welches sich die Einbildungskraft kaum zu entwerfen vermag. Die vorher so reiche und blühende Insel Barbados mit ihren herrlichen Ländereien, schien plötzlich in eine jener Gegenden am Pol verwandelt zu seyn, wo ein erpiger Winter herrscht. Es stand kein Hans mehr; überall sah man nur Trümmer und Verwüstung. Die Bäume waren ent- wurzelt; die Erde war mit Leichnamen von Menschen und Thieren bedeckt; selbst die Oberfläche des Landes hatte ihr Ansehen verändert. Man sah blos Schlamm und Sand; die Gränzen der Ländereien waren verschwunden, die Gräben ausgefüllt und die Wege durch entstandene tiefe Abgründe zerschnitten.‘ Die Zahl der Todten belief sich aus mehrere Tausende, außer denen, die unter den Trümmern ihrer Wohnungen verschüttet oder von den Wogen fortgerissen wor- - - 9

8. Lebensspiegel für Landleute - S. 232

1844 - Darmstadt : Ollweiler
232 zur Wohnung, zu Geräthschaften und Werkzeugen, zum Brennen, Heitzen, Kochen, Schmelzen^ zum Lösen und Ueberstreichen, zum Leuchten, zum Färben, zum Reinigen. Welche Maunichfaltigkeit der Anwendung, < Einige derselben gefährden die Gesundheit, das Leben; sie wirken als Gifte, Pflanzengifte, die jedoch auch als Arznei - und Heil- mittel gebraucht werden, wie im Gegentheil Speiße und Trank auch, im Uebermaß genossen, als Gift der Gesundheit nachtheilig wirken können. Meide Gifte und geistige Getränke. Betrachte aber nicht blos die Pflanzenwelt als Futter- und Arzneikasteu für Menschen und Vieh, flieh auch nicht vor allen Pflanzen als sey die Pflanzenwelt nur aus Giftpflanzen zusammengesetzt, sondern gedenke, so viel Pflänzleiu, so viel Fingerzeige zum Himmel hinauf, so viel Beweise der Liebe und Allmacht unsers Gottes, darum wachsen sie dem Himmel zu. 260. Lebensdauer der Pflanzen. Die Lebensdauer der Pflanzen ist sehr verschieden. Viele Pflanzen dauern nur ein Jahr, andere mehrere Jahre und noch andere Jahrhunderte. So dauert -die Eiche über ein halbes Jahr- tausend; im Schatten ihrer Zweige erfreuen sich mehr denn zwölf aufeinander folgende Menschengeschlechter. Doch wie hinfällig und flüchtig ist ihre Lebensdauer gegen den afrikanischen Affenbrodbaum (Baobab, Adansonia)! Dieser Baum wächst in den warmen, feuchtsandigen Uferlandschaften des Senegal, hat oft einen Umfang von achtzig bis hundert Fuß, und breitet fünfzig Fuß lange Zweige über die Thäler. Noch blühen dort Bäume, die schon blühten, ehe Christus geboren ward. Ja man hat ihrer gefunden, die ein unverkennbares Alter von 3—4000 Jahren hatten und noch kräftig grünten. Was ist daneben des Menschen flüchtiges Leben? Wir staunen den Greis an, welcher über sein erstes Jahrhundert hiuwegdauert. — Aber Eiche und Affenbrodbaum sinken nach Jahrhunderten und Jahrtausenden in den Staub, und nach Jahrhunderten und Jahr- tausenden sind sie nicht vollkommner, als sie in ihren ersten Jahr- zehnten waren. Der Mensch hingegen entwickelt seine wunderbaren, hohen Geisteskräfte mit Schnelligkeit, wie er die Brust der Mutter verläßt. Er ist mehr als die stumme, gedankenlose Pflanze. Ein Tag seines Daseyns wiegt das Jahrtausend vom Leben einer Pflanze auf. Er ist Geist. Er denkt Gott. Er erkennt die Ewigkeit seiner Bestimmung. Er unterscheidet sich von dem Leib, der ihn umhüllt, und welcher, gleich der Pflanze, eine kurze Zeit blühet, dahinwelket und stirbt. Was ist das Leben des mehrtausendjährigen Baobus gegen die Unsterblichkeit des menschlichen Geistes? Weni- ger, als ein Augenblick! Er ist daneben nichts mehr, als die Dauer der Schimmelschwämme, die gleich nach ihrem Entstehen wieder in Fäulniß fallen und vergehen.

9. Lebensspiegel für Landleute - S. 348

1844 - Darmstadt : Ollweiler
348 Ihr Männer, die ihr von dem Nacken Die Körbe langt, mit Brot beschwert, Das ihr, aus deutschem Korn gebacken, Geröstet habt auf deutschem Heerd; Und ihr, im Schmuck der langen Zöpfe, Ihr Schwarzwaldmädchen, braun und schlank, Wie sorgsam stellt ihr Krug' u. Töpfe Auf der Schaluppe grüne Bank! Das sind dieselben Töpf' und Krüge, Oft an der Heimath Born gefüllt; Wenn am Missouri Alles schwiege, Sie malten euch der Heimath Bild; Des Dorfes steingefaßte Quelle, Zu der ihr schöpfend euch gebückt; Des Heerdes traute Feuerstelle, Das Wandgesims, das sie geschmückt. Bald zieren sie im fernen Westen Des leichten Bretterhauses Wand; Bald reicht sie müden braunen Gästen Voll frischen Trunkes, eure Hand. Es trinkt daraus der Tscherokese, Ermattet, von der Jagd bestaubt; 402. Recept Durch Arbeit, Müh' und Schwitzen, Nicht müßig faules Sitzen; Durch Sparen und recht Hausen, Nicht Prassen, Saufen, Schmausen Durch mühsam Strapazieren, Nicht müßiges Spazieren; Durch Fasten, Beten, Wachen, Nicht Schlafen, Fluchen, Lachen; Durch Hoffen, Dulden, Warten, Nicht Würfel, Spiel und Karten; Durch Hebel, Art und Hammer, Nicht Seufzen, Klage, Jammer; Nicht mehr von deutscher Nebenlese Tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt. O sprecht! warum zogt ihr von dannen? Das Neckarthal hat Wein und Korn, Der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen, Im Spessart klingt des Aelplers Horn. Wie wird es in den fremden Wäldern Euch nach der Heimathsberge Grün, Nach Deutschlands gelben Weizen- feldern, Nach seinen Nebenhügeln zieh'n! Wie wird das Bild der alten Tage Durch eure Träume glänzend weh'n! Gleich einer stillen, frommen Sage, Wird es euch vor der Seele fteh'n. Der Bootsmann winkt! — zieht hin in Frieden! Gott schütz' euch, Mann und Weib und Greis! Sey Freude eurer Brust beschieden, Und euren Feldern Reis und Mais. zum Reichwerden. Durch Hacke, Sens' und Pflug, Nicht aber Schnapps im Krug; Durch Pflügen, Graben, Schanzen, ; Nicht Jagen, Jubeln, Tanzen; Durch einfach stilles Wesen, Nicht Kartenspiel und Chaisen; Durch Schaffen um die Wette, Nicht Lotterie-Billette; Durch Klugheit, Fleiß und Muth — Kömmt man zu Geld und Gut. 403. Unmuthige Geschichte von drei Söhnen eines Bettlers, die endlich reiche Herren geworden sind. Es gibt allerlei Arbeiten, die der ärmste Mann ohne Mühe anfangen kann, um sein Brod zu verdienen und Weib und Kinder zu ernähren; wer nur aufmerksam, fleißig und sparsam ist, der verdirbt in der Welt nicht. Das beweiset die Geschichte von Hans- jörg Schmid. Der alte Hansjörg war ein Bettler, der in Kriegsdiensten ein Bein verloren. Er ging noch vor mehreren Jahren von Hans zu Haus in den Dörfern am Bodensee, bald zu Fischbach, bald zu Selmannsweiler u. s. w., um Brod zu betteln. — Jetzt aber sitzt der alte Hansjörg als ein reicher Mann im Lehnstuhl, und die Leute wundern sich seiner, und Niemand weiß, woher er es hat. Da sagt der Eine: er hat einen Schatz gefunden! — Nein, schreit der Ändere, der Drache hat es ihm durch den Schornstein

10. Lebensspiegel für Landleute - S. 578

1844 - Darmstadt : Ollweiler
578 am Tage die in seinen Trichter fallenden Insekten; dem Geschäft des Bauens eines neuen Trichters geht er jedoch erst nach Son- nenuntergang nach. Was im Kleinen der Tages- oder Nachtschlaf, das ist im Großen Z>er Winter- und Sommerschlaf. In einen Schlafzustand, der an Scheintod gränzt, versetzt die Winterkälte viele Insekten; am häufigsten solche, die in einem Entwicklungs- und Keimungszustand begriffen sind, z. B. die trächtig gewordenen Weibchen, Puppen. Ein Schlaf, durch Kälte herbeigeführt und erst mit dieser endigend findet sich in vorzüglicher Allgemeinheit bei der Classe der Amphi- bien ; unter den Vögeln find vielleicht nur einige Arten der Colibris und der Schwalbe mit eßbarem Neste einer vorübergehenden Er- starrung durch Kälte ausgesetzt; unter den Säugethieren halten vorzüglich Fledermäuse, Bären, Dachse, Igel, so wie einige Arten der Ragethiere einen Winterschlaf. Während dieses tiefen Schlafes welchen die Thiere meistens in verdeckten Schlupfwinkeln und Bauen zubringen, wird zwar das Athmen langsamer und minder tief als gewöhnlich, der Pulsschlag seltner und leiser, aber beide hören wohl nie ganz auf, obgleich die natürliche Wärme des Leibes bis auf wenige Grade über den Gefrierpunkt herabsinkt. Der Schlaf ist bei einigen Arten so fest, daß sie auch durch starke äußere Verletzungen nicht zu erwecken sind; bei andern, wie bei den Bären, ist der Winterschlaf kaum tiefer als der gewöhnliche, tägliche, denn sie sind aus jenem eben so leicht zu wecken, alö aus diesem. Auch die Zeit des Winterschlafes ist nach den einzelnen Arten und nach dem Aufenthaltsort verschieden. Die Seebären verschwinden in den von den Europäern besuchten Ländern des Polarkreises zugleich mit der Sonne und kommen bei ihrem Auf- gang wieder hervor. Der gemeine Bär bleibt in den Pyrenäen nur 40 Tage, im nördlichen Schweden den ganzen Winter, von der Mitte Novembers bis Mitte Aprils, in seinem Winterlager; der Zobel, das Murmelthier, der Siebenschläfer halten eine um so länger dauernde Winterruhe, je kälter die Lage ihres Aufenthalts- ortes ist. Eben so der Igel, welcher in den ebenen Gegenden von Deutschland von Martini bis März schläft. Wärme weckt alle Winterschläfer sehr bald. Ein zu hoher Grad von Kälte weckt sie auch,aber auf dieses Erwachen erfolgt eine neue Erstarrung, in welcher das Thier stirbt. Eben so wie der Winter durch seine Kälte, schläfert manche Thiere die Trockenheit und Hitze des Sommers ein. Die Schlan- gen des heißen Crdgürtels, so wie die Krokodilarten, liegen wäh- rend der Zeit der großen Dürre unbeweglich und starr im ausge- trockneten hart gewordenen Schlamme, aber bei dem ersten Regen zersprengen sie diese Erdendecke und gehen ausgehungert auf Raub ans. Wie unser europäischer Igel durch Kälte, so wird der Igel von Madagaskar durch Hitze in einen dreimonatlichen Sommer- schlaf versetzt. Die eigentliche, gesunde Zeit des Schlafes beträgt bei Menschen
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