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1. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 7

1877 - Essen : Bädeker
7 Was, du knurrst! du willst nicht lernen? Seht mir doch den faulen Wicht! Wer nichts lernt, verdienet Strafe, kennst du diese Regel nicht?" — Horch! — Wer kommt? — — Es ist der Vater! Streng ruft er dem Knaben zu: „„Wer nichts lernt, verdienet Strafe, sprich, und was verdienest du?"" S. Die Feder. Feder, das ist nichts Schönes von dir, daß du so ungeschickt bist Lei mir; schreibst mit der Schwester so schön und geschwind, bei mir es nur Hühnertrappen sind. Komm, Feder, und gidh dir rechte Müh', daß ich auch so schön schreiben kann, als sie! Die Feder sagte nicht ein Wort, sie machte still ihre Striche fort. Das Kind auch führte sie ganz sacht bei jedem Buchstaben mit Bedacht; bald standen alle die Zeilen da, daß jeder d'ran seine Freude sah.. 6. Geburts- oder Ramenstags-Verschen. Lieber Vater, ich bringe Dir meinen schönsten Glückwunsch hier? Will Dich immer herzlich lieben; hab' dies Verschen selbst geschrieben; möchte es Dich doch erfreu'n! Künftig Jahr soll's bester sein. 7. Lieber Karl. Ich gehe nun schon seit drei Jahren in die Schule. Da lerne ich lesen, rechnen, schreiben u. s. w. In der Schule ist es recht hübsch, und der Lehrer hat uns gar lieb, wenn wir aufmerksam und brav sind. Vorgestern bin ich in die erste Abtheilung gekommen. Da lernen wir schon Briefe schreiben. Kannst Du das auch, so antworte bald Deinem Freunde Werden, den 26. August 1856. Joseph Schmitz. 8. Rüstigkeit. Frisch gethan und nicht gesäumt! Was im Weg liegt, weg- geräumt! Was dir fehlet, such' geschwind! Ordnung lerne früh, mein Kind! Aus dem Bett und nicht gesäumt! Nicht bei Hellem Tag geträumt! Erst die Arbeit, dann das Spiel! Nach der Reise kommt das Ziel. Schnell besonnen, nicht geträumt! Nichts vergesten, nichts versäumt! Nichts bloß oben hin gemacht! Was du thust, darauf gieb Acht! 9. Versuchung. Gar emsig bei den Büchern ein Knabe sitzt im Kämmerlein, da lacht hinein durchs Fenster der lust'ge, blanke Sonnenschein und spricht:

2. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 33

1877 - Essen : Bädeker
— 33 - schwächer und blind und lahm, und konnte seinen Herrn nicht mehr tragen. Und was that nun der reiche Herr? , Behielt er dankbar das treue Thier bei sich im Stall und pflegte >einer, oder nicht? Nein, er behielt es nicht bei sich, sondern jagte es >°rt aus dem Stall auf die Straße und in den Busch. Und das ^we, alte, kranke Thier mußte sein Futter selber suchen und konnte ^ch nicht sehen! Da fand es denn freilich oft gar nichts und mußte Hunger leiden und alle Nächte unter freiem Himmel zubringen, daß p kalte Thau auf seinen Leib fiel, und seine alten Knochen froren, pd am Tage schnupperte es humpelnd überall umher und suchte outter. So kam es denn auch einmal in die Kirche der Undankbarkeit, "e immer offen stand, und schnupperte drin umher und suchte Futter — ^ fühlte mit seinem Maul das Seil und sog und zog daran, und pê Glöcklein auf dem Thurm fing an zu läuten. Sogleich kamen p Ältesten der Stadt von dem Nathhaus nach der Kirche, und was mhen sie? Das arme, lahme, blinde Pferd des reichen Mannes war ^ Läuten. „Ja, ja," sagten sie, „das Pferd hat Recht, am Glöck- lein der Undankbarkeit zu ziehen!" und ließen den reichen Herrn kom- men und sagten: „Siehe, du undankbarer Mann, da steht dein treues Pferd und verklagt dich! Du hast wirklich sehr undankbar ?n ihm gehandelt, darum rathen wir dir: Nimm cs zu dir und gönne ")m die kurze Zeit noch, die es leben mag!" Da schämte sich der ^iche Mann vor Gott und den Menschen, nahm das gute Thier mit in den Stall, und fütterte es, bis es starb. 6. Der Blinde. Ein armer, blinder Mann lebte in großer Noth. Da band er pn Hündlein an einen Strick, und das Hündlein führte ihn auf scheren Wegen zu den Menschen. Die hatten Mitleiden mit dem ^'Men Manne und gaben ihm Brod. Der Mann theilte das Stücklein pod mit seinem Hunde. Als der blinde Mann starb, trauerte das Hündlein und starb, vor Kummer, auf dem Grabe des Armen. — 7. Die blinde Ratte. Unter allen Thieren, die sich in der Nähe des Menschen aufhalten, üi kaum eins so wenig beliebt, als die Ratte. Und doch haben die '"Een ihre guten Eigenschaften. Ein gelehrter Mann, welcher gewohnt ^r, Alles, was er sah, recht genau zu beobachten, erzählte uns 'Agende Geschichte: ^ „Ich befand mich nicht recht wohl, und blieb deshalb des Morgens eine Stunde länger im Bette als gewöhnlich, indem ich mich Lesen unterhielt. Auf einmal höre ich etwas in der Ecke meinem ^ette gegenüber rascheln. Ich blicke hin und sehe eine junge Ratte dann noch eine aus einem Loche hervorkommen. Erst schritten Üe ganz vorsichtig weiter und sahen sich mit ihren glänzenden Augen Haesters' Lesebuch für Mitteln, kath. Dolkssch. 3

3. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 36

1877 - Essen : Bädeker
36 11. Der todte Kanarienvogel. Vögelein, ach da liegst du todt; suchst dir nie wieder ein Krümchen Brod, siehst mich nicht an mit den Augen hell, hüpfst mir nicht auf die Schulter schnell, singest nun nie mehr mit solcher Lust! Bald sind die Kinder gekommen und haben das arme Ding in dem Garten begraben und drüber gepflanzt einen Rosenstrauch, der trug dann schöne Blüthen auch. Dort haben sie gar oft gesessen und den lieben Vogel nicht vergessen. 12. Das Schwalbennest. Louise kam zur Mutter und sprach: „Mutter, komm, ich will dir etwas sehr Hübsches zeigen!" „Was willst du mir zeigen?" fragte die Mutter. „O, komm nur, du sollst es sehen!" antwortete das Kind, „es ist ganz allerliebst." — Die Mutter ging mit ihr. Louise führte die Mutter an ein Fenster und sagte leise: „Blicke einmal in die Höhe!" Die Mutter that es und sah oben am Dache ein Schwalbennest, aus dessen Öffnung vier Schnäbelchen herausgestreckt waren und vier Paar Äuglein herausblickten. „Nun gieb Acht!" rief das Kind. Die Mutter gab Acht und sah eine Schwalbe eiligst herbeifliegen, die trug eine Fliege im Schnabel und legte sie schnell in das geöffnete Schnäbelchen des einen jungen Vogels, flog hinweg und kam wieder und nochmals und abermals. Und jedesmal brachte sie eine Fliege mit und legte sie der Reihe nach in einen der vier offenen Schnabel. Nun waren alle vier gefüllt. Die Jungen zwitscherten fröhlich, und die alte Schwalbe flog hoch in die Luft und zwitscherte hell und lustig darein- „Ist dies nicht niedlich zu sehen?" fragte das Kind. „Ganz gewiß," sagte die Mutter, „es gefällt mir sehr. Es kommt mir gerade so vor, als wenn ihr, du und die Brüder und Schwestern, des Morgens oder Mittags um den Tisch hersihet." „Und du giebst uns Speise, liebe Mutter!" fiel Louise ein. „Ja," fuhr die Mutter fort, „und ihr seid dann auch so fröhlich dabei, wie die Schwalben hier!" „Es ist doch recht gut," sagte Louise, „daß die lieben Schwalben eine so gute Mutter haben, die ihnen Würmchen bringt, daß sie nicht verhungern, und die ihnen ein kleines Häuschen gebaut hat, in dem sie wohnen. Wer hat ihnen gesagt, daß sie das thun sollen?" „Der liebe Gott hat es ihnen in ihr kleines Herz gegeben," sprach die Mutter. „Der liebe Gott will, daß es allen seinen Geschöpfen wohl ergehe, dem Menschen und der Schwalbe und jedem Thierchen." „Das ist doch ein lieber, gütiger Gott!" sagte Louise. 13. Der Vogel am Fenster. An das Fenster klopft es: pick! pick! Macht mir doch auf einen Augenblick. Dick fällt der Schnee, der Wind geht kalt, habe kein

4. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 38

1877 - Essen : Bädeker
38 und Dust, baut einen Fußsteig neben dran, auf dem es Umweg sparen kann. O Thierchen, wie du mich entzückt! Du bist so klein und so geschickt! Wer hat dich solche Kunst gelehrt? Er ist es, der uns Alle nährt, mit milden Händen Allen giebt und Alles sättigt, alle liebt. Da kommt 'ne Fliege! Nein, wie dumm! Sie rennt fast das Gewebe um. Der hat sich selbst in Noth gebracht, der vorgethan und nachbedacht. Was dachtest du, da du's gethan? Was geh'« dich fremde Sachen an! Und seht, das Spinnlein merkt den Gast und springt und hat ihn gleich erfaßt und denkt: Viel Arbeit hatt' ich heut, jetzt hat mich auch ein Fang erfreut. Ich aber sag: „Der Alle nährt, wenn's Zeit ist, hat es ihm Lescheert." , 17. Lieder. Das treue Ross. 1. Ich habe mein Ross verloren, Mein apfelgraues Ross. Es war so treu im Leben, Kein treu’res wird es geben Im ganzen Zug und "'ross. 2. lind als es wollte sterben, Da blickt es mich noch an, Als spräch’s mit seinen Mienen: Kann dir nicht weiter dienen; Ade, mein Reitersmann 1 3. Und als es war gestorben, Da grub ich’s ehrlich ein; Wohl unter grünen Matten In eines Lindenbaums Schatten, Da soll sein Denkmal sein! Die Bienen. 1. Ein Liedlein will ich singen von Ilonigvögelein, Die hin und her sich schwingen durch bunte Blumenreih’n; Vom Volklein in dem Grünen, des Zeidlers Nutz und Freud’. Ich singe von den Bienen, dem Bild der Christenheit. 2. Der Winter hält gefangen die Jungfrau-Innung zart, Bis Frost und Schnee vergangen, bis Laub sich offenbart; Und wenn die Weste stimmen nach linder Frühlingsart, So machen sich die Immen auf ihre Blumenfahrt. 3. Statt Trommeln gilt ihr Summen; der Stachel ist ihr Schwert. Ihr Hammen und ihr Brummen hat Niemand noch gefährd'!. Sie nehmen sonder Morden der schönsten Blumen Raub, Und ihre Beut’ ist worden der Blum' und Blüthen Staub. 4. Man sieht sie friedlich leben ohn’ Eigennutz und Streit, In steter Mühe schweben zur Lenz- und Winterzeit. Sie pflegen einzutragen der Blumen Saft und Thau, Und treiben mit Behagen gesammt den Zuckerbau.

5. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 21

1877 - Essen : Bädeker
21 13. So ßjn Kindesherz soll sein die Lilie so rein, à der Thau so klar, -^le der Spiegel so wahr, äie der Quell so frisch, soll es sein. Wie die Vöglein im Gebüsch So froh, Ja, so; Als flog' es mit den Engeln gleich Zu Gottes Thron ins Himmelreich! 16. Lieder und Gebete« Des Kindes Engel. 1. Es geht durch alle Lande ein Engel still umher. Kein Auge kann ihn sehen, doch alles siehet er. Uer Himmel ist sein Vaterland, vom lieben Gott ist er gesandt. 2. Er geht von Haus zu Hause; und wo ein gutes Kind Bei Vater oder Mutter im Kämmerlein sich find’t, Oa wohnt er gern und bleibet da und ist dem Kindlein immer nah. 3. Er spielet mit dem Kinde so traulich und so fein; Kr hilft ihm fleissig lernen und stets gehorsam sein. ^as Kind befolgtes mit frohem Muth, drum bleibt es auch so lieb, so gut. 4. Und geht das Kind zur Ruhe, der Engel weichet nicht; Kr hütet treu sein Bettchen, bis an das Morgenlicht. Kr weckt es auf mit stillem Kuss zur Arbeit und zum Frohgenuss 0. 0 holder Engel, führe auch mich den Kindern zu, du so gern begleitest zur Arbeit, Spiel und Ruh! ®ei solchen Kindern lieb und fein, da mag auch ich so gerne sein. Morgengebet. Ich danke dir, dass in der Nacht Du, lieber Gott! mich treu bewacht. Ich grüss’ dich mit dem Sonnenschein, Der in mein Bettlein schaut herein. Ich grüss’ dich mit den Vögelein Die draussen singen hell und rein. Nun bitt' ich dich, dass diesen Tag Dein Engel treu mich schützen mag, Und dass von jeder Sünde rein Ich Abends geh’ ins Bett hinein. Vor Tische. 0 Gott, von dem wir alles haben, 2. Alle guten Gaben, schenkst auch heut’ uns diese Gaben! Alles, was wir haben, speisest uns, weil du tms liebst, Kommt, o Gott, von dir, O segne auch, was du uns giebst! Dank sei dir dafür.

6. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 45

1877 - Essen : Bädeker
— Ad — darin, daß man sie des Morgens, wenn sie vom Thau erstarrt imd, von den Bäumen schüttelt und in Gruben mit heißem Wasser tödtet. Haben die Maikäfer 8 bis 14 Tage herumgeschwärmt und Laub ^fressen, so graben sich die Weibchen einige Zoll tief in die Erde, legen dort ihre Eier und sterben bald nachher. Nach 4 bis 6 Wochen schlüpfen aus diesen Eiern kleine, wurmartige Thierchen, die man Engerlinge nennt. Sie sind, wie die Maikäfer, äußerst gefräßig und nähren sich von zarten Wurzeln. Im Herbste gehen sie tiefer ln die Erde und schlummern darin, bis die Frühlingssonne den Boden Wieder erwärmt und die Pflanzen zum neuen Wachsthum antreibt. Mittlerweile haben sie ihr altes Röllchen, das ihnen zu enge geworden lunr, abgelegt und ein neues bekommen. Der verjüngte Engerling steigt nun wieder in die Höhe und fällt mit großer Begierde über die Wanzenwurzeln her. Die Gewächse leiden dadurch sehr und lasten ^aurig die Köpfe hangen, wenn der Regen lange auf sich warten läßt, ^er Landmann ist darum den Engerlingen eben so wenig hold, wie uer Gärtner den Maikäfern. Er vertilgt sie, wo er nur kann. So treiben die Engerlinge ihr Wesen 3 bis 4 Jahre lang in der Erde. Alsdann streifen sie noch einmal ihre Haut ab; aber diesmal 8eht nicht ein Engerling daraus hervor, sondern eine Puppe. Nach 4 bis 8 Wochen wird auch diese neue Hülle wieder gesprengt, und erscheint endlich der vollkommene Käfer. Allmählich arbeiten sich Käfer nun in die Höhe, und wenn am Ende des April oder zu Anfang des Mai der Tisch für sie gedeckt ist, sind die Maikäfer wieder und die Kinder freuen sich über die brummenden Gäste. Zu welcher euch bekannten Klasse von Thieren gehört der Maikäfer? — 8. Die Raupen. Grün, braun, gelb, schwarz, gefleckt, gestreift, schön, häßlich, behaart, gefräßig, länglich, schädlich, unschädlich, verpuppt. Die grüne, häßliche und schädliche Raupe, die grünen, häßlichen und schädlichen Raupen; das braune, große und starke Pferd, die braunen, großen und starken Pferde u. s. w. Steigere diese Eigenschaftswörter! Karl sah in »iner Gartenhecke einen Nestelbusch, der ganz mit Raupen bedeckt war. Es waren lauter häßliche, schwarze Thiere nüt stachlichten Rücken und grünen Streifen zwischen den stacheln. „Soll ich die Raupen todt treten?" fragte Karl seinen Vater. »Nein," sagte der Vater; „denn wie du siehst, nähren sie sich von den kesseln, sind also nicht schädlich. Wenn sie aber auf einem Kirsch- baume säßen, dann dürftest du sie als schädliche Thiere todt treten. Nimm sie mit nach Hause und füttere sie." Freudig trug der Knabe die Raupen nach Hause, steckte sie mit den Nesteln in ein großes Glas und Land ein Papier darüber. In das Papier stach er kleine Löcher, damit die Raupen nicht erstickten, und freute sich nun, wie die Raupen kin Blatt nach dem andern abfraßen. Am andern Tage nach dem

7. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 46

1877 - Essen : Bädeker
46 Frühstücke fragte der Vater: „Hast du denn deinen Raupen auch Frühstück gegeben?" „O," sagte Karl, „die Raupen haben noch da§ ganze Glas voll Nesseln." „Aber, sieh sie an," sagte der Vater, sie nicht ganz vertrocknet sind. Dürre Nesseln können die arme» Thierchen doch nicht fressen. Du hast die Gäste eingenommen, nun ist es auch deine Pflicht, sie zu ernähren, denn sie selber können es doch nicht mehr." Da vergaß Karl seine Pfleglinge nicht mehr. j Am sechsten Tage wollt? er ihnen wieder Futter geben, aber, ö Wunder! da er das Papier wegnehmen wollte, hatten sich alle Raupet daran -gehängt. Theils am Papier, theils am Glase saßen sie den Hinterfüßen so fest, als wenn sie angeleimt wären. Vesorglich fragte Karl seinen Vater: „Ach, was fehlt doch meinen Räupchen, lieber Vater? Ich habe sie doch alle Tage ordentlich gefüttert, und nun werden sie mir doch wohl sterben!" „Sei ruhig," antwortete der Vater, „sie werden nicht sterben, sondern dir noch viele Freude machen. Laß sie nur ungestört hangen." Das that Karl und machte ganz behutsam das Glas wieder zu. Kaum war er am folgenden Morgen aus dem Bette, so lief/er zu dem Glase, und sieh, da gab es^schon wieder etwas Neues. Die Raupen waren verschwunden, und nu>< hingen lauter länglichrunde Püppchen da, mit einer kleinen Krone auf dem Kopfe. Sie lebten und bewegten sich hin und her. Karl machte große Augen, schlug die Hände zusammen und wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Endlich rief er: „Vater, Vater! foinn1 geschwind her und sieh, was aus meinen Raupen geworden ist!" „Habe ich es dir nicht gesagt," antwortete der Vater, „daß dir die Raupen noch viel Freude machen würden? Betrachte sie nur recht genau; sie haben ihre Häute abgestreift, die du hier hängen siehst und haben sich verwandelt in Dinge, die man Puppen nennt. Laß sie nur ruhig hängen, und sieh alle Tage nach dein Glase. Vielleicht erblickst du bald einmal wieder etwas, was dir große Freude macht." Es traf richtig ein, nur währte es dem ungeduldigen Knaben zu lange. Schon waren einige Wochen vergangen, als Karl wieder einmal nach seinem Glase sah. Und was erblickte er? da war alles voll schöner, bunter Schmetterlinge in dem Glase. „Ach, sieh doch, liebster Vater," rief er, „was in meinem Glase ist!" Lächelnd kam der Vater, und als sie nun beide genauer zusahen, erblickten sie ein neues Wunder. Ein Schmetterling, der in einer Puppe stak, drückte mit seinen zarten Füßchen die Puppe von einander und kroch heraus- Seine Flügel waren ganz klein und zusammengerollt. Er lief geschwind am Glase hinauf und hängte sich an das Papier. Seine Flügel wuchsen fast zusehends, und nach einer Viertelstunde hingen sie vollständig da. — So ging es nun den ganzen Vormittag. Immer ein Schmetter- ling nach dem andern kroch heraus. Nach Tische waren sie alle ausgekrochen. Jeder hatte vier Flügel und sechs lange Füße. Am Kopf waren zwei lange Fühler und zwei große Augen. Vorn

8. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 90

1877 - Essen : Bädeker
90 überhaupt keine Feldfrüchte verderben. Das müssen Löse Kinder sein, die im Felde aus Muthwillen Schaden anrichten, die Gaben Gottes verderben, statt ihm dafür zu danken. 1. Das Brod. Es war ein heißer Sommer. Tag für Tag stieg die Sonne am wolkenlosen Himmel empor. Die Bächlein versiegten; die Flüsse schlichen kümmerlich im seichten Bette dahin; die Blumen am Ufer hingen traurig ihre Blüthenköpfchen, und die Kornähren im Felde schmachteten nach kühler Labung. Der Landmann aber ging kummervoll durch die bleichenden Saaten und flehete, gen Himmel blickend, also: „Siehe, lieber Gott, ich habe gethan, was ich thun konnte, habe im Frühjahr gepflügt und gesäet und die keimende Saat gehütet, und mit aller Sorgfalt. Du hast sie bewahret vor bösen Wettern, und die Menschen freuten sich der gesegneten Fluren- Sei du uns nun auch ferner gnädig. Unser täglich Brod gieb uns heute!" Das hörte der liebe Gott und erbarmte sich der bekümmerten Menschheit. Bald thürmtcn schwere Wolken sich auf, und ein erquickender Regen tränkte die Flur. Da wurden die Menschen wieder froh. Die Blumen hoben ihre Häupter; das Korn rauschte in goldenen Wogen, und fröhlich plätscherten die Gewässer in ihren Ufern. Bald klang die Sense des Schnitters und das Lied der Schnitterinnen durch das Feld. Kornbeladene Wagen schwankten heim. Dann ertönte der Drescherschlag auf der Tenne, und die Ernte war noch kaum beendet, so brachte der Müller schon schönes weißes Mehl ins Haus. Das wurde gesäuert, geknetet und zum Bäcker geschickt, und den andern Tag erhielt das Büblein, das hungernd aus der Schule kam, ein großes Stück vom neuen Brode. Die Mutter aber faltete die Hände und betete: „Aller Augen warten auf dich, o Herr, und du giebst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du thust deine milde Hand auf und segnest Alles, was lebt, mit Wohlgefallen." 2. Die Ernte. Der liebe Gott mit milder Hand bedeckt mit Segen rings das Land; schon steht die Saat in voller Pracht, ein Zeuge seiner Güt' und Macht. Nun ernte, Mensch, was du gesä't, sei froh und sprich ein fromm Gebet, und gieb von dem, was dir verlieh'», auch deinen armen Brüdern hin. So streust du neue Saaten aus, und ew'ger Segen blüht daraus; dann wird dein Herz voll Sonneiisch»iu, ein Erntefest dein Leben sein. 3. Räthsel. Vom Felde kommts in die Scheune, vom Flegel dann zwischen zwei Steine, aus dem Wasser endlich in große Gluth, dem Hungrigen schmeckt es all'zeit gut.

9. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 92

1877 - Essen : Bädeker
— 92 - 7. Die Lerche. Kleine Lerche, hoch da droben hör' ich dich den Schöpfer loben, und ich muß, ich muß gesteh'n, dein Gesang ist doch sehr schön- Ach, wenn ich nur Flügel hätte, flög' ich auch zu dir empor, denn dort oben Gott zu loben in der Engel schönem Chor, muß die größte Wonne sein; o wie schön stimmt' ich mit ein! 8. Der Wachtelschlag. Horche, wie schallt's dort so lieblich hervor? „Fürchte Gott, fürchte Gott!" ruft mir die Wachtel ins Ohr. Sitzend im Grünen, von Halmen umhüllt, mahnt sie den Horcher am Saatengefild: „Liebe Gott, liebe Gott!" er ist so gütig und mild. Wieder bedeutet ihr hüpfender Schlag: „Lobe Gott, lobe Gott!" der zu belohnen vermag. Siehst du die herrlichen Früchte im Feld? sieh sie mit Rührung, Bewohner der Welt! „Danke Gott, danke Gott!" der dich ernährt und erhält. Schreckt dich im Wetter der Herr der Natur: „Bitte Gott, bitte Gott!" und er verschonet die Flur. Machen die künftigen Tage dich bang, tröstet dich wieder der Wachtel Gesang: „Traue Gott! traue Gott!" lautet ihr lieblicher Klang. 0. Das Flachsfeld. „Wir wollen auf das Feld gehen," sagte die Mutter, „und den Flachs besehen!" Es war Sonntag und die Mutter war aus der Kirche gekommen. Gustav und Minchen sprangen an ihre Hand und liebkoseten die Mutter; denn sie gingen gern in's Freie, und am liebsten mit ihr. „Ei, wie schön steht der Flachs!" rief die Mutter, als sie dort ankamen. „Der letzte Regen hat ihn schön gehoben!" Es war ein großes Feld, so grün, wie eine Wiese. Doch das Grün sah sanfter aus als ein Grashalm. Es stand Halm an Halm, und hier und da zeigten sich kleine, zarte Knospen. Aber es war noch kein einziges Blüthchen aufgebrochen. Am folgenden Morgen führte die Mutter sie wieder hin, und siehe, das Feld war herrlich geschmückt. Es sah blau aus, so lieblich und fein, wie der klare Himmel. In der Ferne schien es ganz blau, aber in der Nähe erblickte man die grünen Halme und Blättchen. Das Blau war sanft und that auf dem Grün dem Auge sehr wohl. „Wie freundlich ist der liebe Gott! Er ergötzet uns mit mancherlei Anmuth! Er giebt uns nicht blos den Flachs und schenkt uns das Linnen, sondern er erquicket uns auch heute mit einem lieblichen Anblicke." Und die Mutter riß einen Halm mit den Blüthen und der Wurzel heraus, und die Kinder eilten herbei; denn sie wollte ihnen das Blümchen in der Nähe zeigen. Es hatte jedes fünf Blätt- chen, viel weicher als Sammt und dünner als ein Mohnblatt. In der Liefe war es dunkler und zart geadert und etwas vertieft,

10. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 94

1877 - Essen : Bädeker
94 Faden zur Leinwand ziehen. — Der Staub an der Blüthe läßt sich wohl abwischen, aber wir können keine Samenkörnchen daraus formen. Aus dem trockenen Halme läßt sich kein Saft mehr drücken, und er scheint ganz verächtlich, und doch schließt er in sich den köstlichen Flachs!" Und die Kinderwagten: „Wie keimt denn das Körnchen? Wie kann denn ein Halm aus der Erde davon emporsteigen? Wie macht denn Gott die Blüthe auf und schließt den Knoten? Und wie bildet er denn im Halme die Fasern und im Knoten die Körnchen? Kaun man da nicht zusehen, so wie wir wohl dem Zimmermann und dem Goldschmied zugesehen haben?" Diese Fragen folgten rasch hintereinander von Gustav und Minchen; aber die Mutter bedauerte, daß sie nichts davon wisse. „Denn der liebe Gott," sagte sie, läßt uns nur ein klein wenig in seine Werk- stätte blicken, und kein Mensch, weder Vater, noch Mutter, noch Lehrer, hat es je ganz begriffen." 10. Nachricht und Bitte. Liebe Franziska! Heute Morgen bin ich mit meiner Mutter und meinem Bruder Gustav im Felde gewesen. Da haben wir unsern Flachs besehen. O, wie schön blau der blüht! Es ist eine Freude, ihn zu sehen. Mein Bruder und ich haben aber auch eine Menge Kornflockenblumen gepflückt. Besuche mich diesen Nachmittag; dann wollen wir schöne Kränze aus denselben machen. Borbeck, den 15. Juli 1856. Deine Freundin Karoline Baum. 11. Das Kind und die Kornblume. Kind. Ha, liebes Blümlein, du schon hier? Wart', näher kommen muß ich dir, Möcht' gar zu gern dich pflücken. Kornb lume. Lieb' Kind, komm' mir doch nicht zu nah': Denn wiff', umsonst steh' ich nicht da. Es wogt des Landmanns Ährenfeld, Und Hoffnung ihm die Seele schwellt. Nun lehrt mein Blau ihn fest vertrauen Und gläubig ihn gen Himmel schauen. Drum brich mich nicht, du müßtest dich schämen, Du würdest ihm ja die Hoffnung nehmen Der Halme, die dein Fuß zerknickt. Da blieb das Kind von seme stehen, Doch nach dem Blümchen mußt es sehen; Dann hob es seinen Blick nach oben, Dacht an den guten Vater droben.
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