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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 264

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
264 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. wurde die römische Bevölkerung vertrieben oder unterjocht und das Land germanisiert; noch heutzutage bildet die Sprachschätze die Grenze dieser älteren fortschreitenden Ansiedelung von den späteren großen Eroberungen. Keine Spur von Landteilungen, wie sie bei den übrigen Völkern durch- geführt wurden, läßt darauf schließen, daß irgendwo römische Bevölkerung sich in größerer Anzahl länger behauptet hätte. Es waren deutsche Kolonien, die jenseit des Rheines gegründet wurden, die ein fortwährendes Nachrücken aus der Heimat gestatteten und so die Gefahr einer Romanisierung, wie sie den Wandalen, Goten, Burguuden und Langobarden drohte, gar nicht aufkommen ließen. Diese Gefahr trat erst ein, als Chlodowech im Lauf weniger Jahrzehnte den größten Teil des römischen Galliens eroberte. Sollte ein Staat gegründet werden, so war das unerläßlich; denn dazu bedurfte man einer römischen Provinz. Aber nun erfolgte gleichzeitig auch eine bedeutende Stärkung des deutschen Elementes: auf den Sieg bei Soissons folgte der Sieg über die Alamannen, und dieser war fast noch wichtiger als der frühere. Wieder war es Chlodowech, der mit sicherem Blick die schwierige Lage erkannte, die Alamannen zunächst aus dem Felde schlug und so eine Verbindung aller fränkischen Stämme möglich machte. Auch in der Folge gingen die Eroberungen im Osten stets mit denen im Westen Hand in Hand: dem Sieg über die Westgoten folgte bald die Unterwerfung der Thüringe, der Eroberung Burgunds und der Provence die Verbindung der Alamannen und Baiern mit dem Reich; selbst Karl der Große vereinigte nach der Eroberung des Langobardenreiches in Italien dem Reiche nun auch den letzten deutschen Stamm, die Sachsen. So breitete sich die fränkische Herrschaft zugleich nach zwei Seiten aus; zu keiner Zeit erlangte das eine oder andere Element ein entscheidendes Übergewicht; ruhig und sicher konnten beide sich miteinander verbinden und ausgleichen, bis etwa die politischen Grundlagen stark genug wären, um die Bildung selbständiger nationaler Staaten zu gestatten. Denn hätte das fränkische Reich länger fortgedauert, so würde es allerdings doch um den Preis einer Schädigung unserer eigenen Nationalität geschehen sein, so mächtig erwies sich noch zu Karls des Großen Zeit romanische Bildung und Sitte, Verfassung und Staatskunst. Das eben wurde vermieden. Das deutsche Element blieb erhalten, so lange als nötig war, um es mit neuen Bildungskeimen zu befruchten und mit dem romanischen ins Gleichgewicht zu setzen. Endlich ein dritter Umstand. Gerade daß die Franken als Eroberer kamen, half ihnen über viele Schwierigkeiten hinweg, welche die übrigen germanischen Reiche nicht überwinden konnten, so sonderbar das klingen mag. Denn damit hörte wenigstens der Zwiespalt im Staat und seiner Verfassung auf, die doppelte Beamtenreihe fiel weg, und an die Stelle einer

2. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 46

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
46 8. Bom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. Die Germanen, dieses Volk von Helden, konnten sich keinen Gott denken, der nicht irgendwie am Kriege beteiligt war. Dies gilt natürlich auch von ihrem höchsten Gotte Wodan, dem „Allvater" und „allherrschenden Gott". Er ist der Beherrscher der stürmenden, brausenden Luft, des rasenden Sturmes, der Führer des wütenden Heeres oder der wilden Jagd. In heiligen Nächten fährt er nämlich, aus weißem Rosse sitzend, mit seinem Gefolge von seligen Helden und Schlachtjungfrauen über die Wipfel der vom Sturmwind geschüttelten Bäume hinweg. Dann hört man Wasfenlärm und Rossewiehern, Husschlag und Hundegebell. Noch heute heißt in Mecklenburg der wilde Jäger „der Wode". Aber die wehende Luft ist auch ein Abbild des Geistes, der nicht an Ort und Zeit gebunden umherschweift, und darum erscheint Wodan zugleich als der alles durch- dringende Weltgeist. Er heißt der grübelnde, sinnende Ase, der Zauberkundige; er hat die Runen, d. h. die Weissagung und die Zeichen derselben erfunden, aber auch die Dicht- kunst und die geistige, edle Liebe. Man dachte sich ihn als einen hehren Greis, von einem blauen Mantel umhüllt, in der Rechten einen langen Speer, einen breitkrämpigen Hut auf dem Haupte, der ihm über das eine fehlende Auge tief herabhängt; denn Wodan hat nur ein Auge, wie der Himmel nur eine Sonne. Das Volk wußte, wie der Gott sein zweites Auge verloren hatte. Unermüdlich suchte er die Zu- kunft der Welt, das letzte Schicksal der Menschen und Götter zu erforschen, und um den Preis des Wissens gab er das eine seiner Augen her. Doch nichts erwarb er damit als die düstere Kunde voni schließlichen Untergang. Der Gott des Geistes hat aber seine Lieblinge, die Deutschen, auch die siegbringende Schlachtordnung, „den Eberkopf" oder Keil, gelehrt und ihnen die kriegerische Begeisterung - eingehaucht, durch die sie die Welt erobern sollen. Nicht persönlich kämpft er in den Schlachten mit, aber er bestimmt durch seinen Willen den Ausgang des Kampfes. Deshalb heißt er „Heervater" und „Siegvater". Auch „Walvater", Vater der Schlachttoten, wird er genannt; denn in seinem Aufträge

3. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 52

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
52 8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. dem Ackerboden die Feldfrucht abzugewinnen, aus dem Getreide wohlschmeckendes Brot zu backen, Flachs und Hanf zu feinen Fäden zu spinnen und diese in köstliche Leinwand zu ver- weben. Helfend, segnend und prüfend ziehen sie durch die Lande, sehen zum Rechten in der Wirtschaft und erteilen wert- volle Lehre für Haushalt und alle weibliche Arbeit. So traten sie dem Menschen näher als die hohen Götter, das Berhältnis zu ihnen war traulicher und heimlicher. Manche Namen von Göttinnen werden uns genannt, so der der Erd- göttin Nerthus, die auf einer Insel der Ostsee in einem Hain neben einem See ihr Heiligtum hatte. Dort war auch ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Ihn anzu- rühren war allein dem Priester erlaubt. Er erkannte aus geheimnisvollen Anzeichen, wenn die Göttin unsichtbar den Wagen bestiegen hatte, und er geleitete sie, von weißen Kühen gezogen, durch die Lande. Dann war überall Frieden und Freude, festlich schmückten sich alle Stätten, die die Göttin ihres Besuches würdigte. Wenn sie aber des Umgangs mit den Sterblichen satt war und der Priester sie ins Heiligtum zurückführte, wurden der Wagen und die Tücher in jenem See gewaschen, der die dienstleistenden Sklaven sogleich ver- schlang. Nicht minder geheimnisvoll sind die drei Nornen oder Schicksalsfrauen. Sie sitzen an einem heiligen Brunnen, wo sie die Schicksalsfäden der Menschen spinnen und weben. Deutlicher und heller stehen vor uns zwei hohe Gestalten, die beiden vornehmsten Göttinnen Frija und Freia. Frija ist die Gemahlin Wodans, die Mutter der Äsen. Neben ihm thront sie auf dem Hochsitz. Sie ist weise wie ihr Gatte und kennt das Schicksal der Sterblichen. Als Hausfrau des Göttervaters gilt sie für das Vorbild aller irdischen Hausfrauen, sie schützt die Ehre des Herdes und wacht streng über der ehelichen Treue. Als Hausmutter er- scheint sie selbst mit Schleiertuch und Spinnrocken. Ihr zur Seite waltete ihr verjüngtes Ebenbild, Freia, die Göttin der Liebe und Schönheit. Eine liebliche Sage erzählt, sie sei vermählt gewesen, aber ihr Gatte hätte sie verlassen. Da sei sie aufgebrochen, ihn zu suchen bei allen Völkern der Welt,

4. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 55

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. 55 sich beide gegenseitig. Dem Donar gelingt es die Mittgart- schlange zu erlegen; aber kaum ist er neun Schritte davon- gegangen, da fällt er zur Erde, getötet von deni Gift, das der Wurm auf ihn spie. Nun verschlingt der entsetzliche Fenriswolf den verzweifelt kämpfenden Wodan. Aber indem Wodan verschlungen wird, zerreißt er dem Wolfe den Rachen. So sterben beide. Auch Loke und Heimdall töten einander. Inzwischen haben die Flammen von Muspelheim die ganze Welt ergriffen. Himmel und Erde und alle Unholde verschlingt der ungeheure Brand. Aber aus den Wogen des Meeres, durch die der Brand schließlich erlöscht und die alles über- fluten, taucht eine neue Erde auf, grün und schön, und Korn wächst daraus ungesät. Und nun kehren die guten Götter wieder, verklärt und von aller Schuld gereinigt. Auch Balder wohnt nun wieder unter ihnen. Und sie sitzen vereint auf dem Felde, wo einst Asgart stand, und raunen zusammen von den schaurigen Dingen, die sich vordem ereignet. Und auf der Erde entsteht eine neue Menschheit, geistiger und besser als die alte; Morgentau ist ihr Trank. Und vom Himmel strahlt eine neue Sonne, eine Tochter der alten. Nicht minder schön als jene, wandelt sie die Bahn der Mutter. Heiliger Friede waltet unter allen lebenden Wesen. Ihr seliges Dasein stört keine Sünde und kein Tod. Zwischen den Göttern und den Menschen stehen nach dem Glauben der Vorzeit vier Arten von halbgöttlichen Wesen: Riesen und Zwerge, Helden und Walküren. Die Riesen, auch Hünen oder Thursen genannt, sind zwar von ungeheurer Größe und Kraft, aber an Verstand übertrifft sie der Mensch. Nicht alle Riesen sind so bösartig und selbst den Göttern gefährlich wie die Frost- und Feuerriesen. Manche vereinigen mit der Dummheit eine große Gutmütigkeit, so lange nichts ihre Ruhe stört. Gereizt aber werden sie leicht von un- bändiger Wut ersaßt und sind dann furchtbar in ihrer rohen Raserei. Weit unter dem menschlichen Wachstum bleiben die kleinen Zwerge, Wichte, Alben oder Elsen, aber dafür sind lie mit geistigen Kräften begabt, die den Menschen in solchem Maße versagt sind. Ihr Außeres ist gewöhnlich alt, häßlich

5. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 105

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
14. Armin, der Befreier Deutschlands. 105 immer dichter und endloser; riesige Stämme versperrten fort- während den Weg. Immer mußte mein halt machen. Bäume niederhauen, Wege bahnen, Brücken schlagen. Dazu führte Varus — es war ja Friedenszeit! — einen großen, schwer- fälligen Troß von Wagen, Lasttieren und Sklaven mit sich. Die Legionen konnten keinen geschlossenen Zug mehr halten. Um sie noch mehr auseinander zu bringen, begann der Regen in Strömen herabzugießen und der Sturmwind zu heulen. Der aufgeweichte Boden verstattete keinen sichern Tritt, man strauchelte beständig über Wurzeln und Baumstümpfe. Der Sturm riß von den uralten Eichen schwere Äste herab, welche die darunter Schreitenden verletzten und in schreckliche Ver- wirrung brachten. Und nun begannen die Deutschen ihre Angriffe. Durch das Gebüsch brachen sie von allen Seiten gegen die Bedrängten hervor, schleuderten von weitem ihre Speere auf die zwischen Wagen und Trvßknechten ermüdet Dahinziehenden und stürmten, nachdem sie schon viele erlegt hatten, dicht heran. Hatten sich nun die Römer mit unendlicher Mühe ein wenig zur Abwehr geordnet, so verschwanden die Feinde ebenso rasch, wie sie erschienen waren, in den Wäldern, wo sie jeden Fußpfad, ja jeden Baum kannten, und brachen wieder hervor, sobald die Legionen ihren Marsch fortsetzten. Mitten in dieser Bedrängnis brachten es doch die Römer fertig, ein Lager aufzuschlagen, streng nach den Regeln der römischen Befestigungskunst. Die Mehrzahl der Wagen und was sonst überflüssig erschien, verbrannten sie. Am folgenden Tage schien sich ihre Lage etwas bessern zu wollen, sie kamen in lichtere Gegenden und konnten in besserer Ordnung mar- schieren. Aber bald gerieten sie wieder in die Urwälder, die feindlichen Angriffe erneuerten sich, die Verwirrung wurde immer größer. In dem Wirrwarr hinderte ein Kämpfer den andern, die Bäume standen überall im Wege. Endlich sank die Nacht hernieder und machte deni Ringen ein Ende. Abermals wurde ein Lager aufgeschlagen. Aber es war von geringem Umfang, der Wall war ungleich, der Graben flach;

6. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 294

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
294 38. Alboin, der Langobardenkönig. um Sieg über die Winniler. Wodan antwortete ihnen: „Denen will ich den Sieg verleihen, die ich bei Sonnenauf- gang zuerst erblicke." Zu derselben Zeit nun flehte Gam- bara mit ihren beiden Söhnen Wodans Gemahlin Frija an, daß sie dem kleinen Volke der Winniler zum Siege verhelfe. Frija hatte Wodans Antwort vernommen. Darum gab sie den Winnilern den Rat, ihre Frauen sollten sich das Haar auflösen und es um Schläfen und Kinn wie einen Bart hän- gen lassen; mit ihnen sollten sie sich selber gegen Morgen, nach der Richtung, wo die Sonne ausgeht, aufstellen. Und sie thaten also. Wie nun Wodan zur Ruhe gegangen war, hatte er sein Bett so gestellt, daß er beim Erwachen das Ant- litz den Wandalen zukehren mußte. Aber als es zu dämmern begann und die Sonne aufgehen wollte, ergriff Frija das Lager ihres Gemahls, drehte es mit ihren starken Götter- armen nach der andern Seite herum, so daß sein Anilitz gegen Morgen gerichtet war, und weckte den Gatten. Und im sel- den Augenblick ging die Sonne auf. Da schaute Wodan zur Erde hinab und erblickte zu seinem Staunen — nicht die Wandalen, sondern andere fremdartige Gestalten und ries ver- wundert: „Wer sind diese Langbürte?" Da sprach Frija zu Wodan: „Du gabst ihnen den Namen, so gieb ihnen denn auch den Sieg!" Denn wer einem Kinde den Namen ver- lieh, durste ihm nach altdeutschem Brauch auch ein Geschenk nicht weigern. Und er gab ihnen wirklich den Sieg, indem er ihnen den Rat erteilte, wie sie streiten sollten. Seit der Zeit wurden die Winniler Langobarden genannt. Das Land, welches die Langobarden ihr eigen nannten, war kein Paradies. Wohl erstrecken sich jetzt längs der Elbe üppige Fluren, aber die waren damals noch nicht vorhanden; statt des Ackerlandes breiteten sich dort Urwälder und Sümpfe aus. Und weiter landeinwärts lag sandiges Heidegebiet, jene weitgestreckte, von Sumpf- und Moorland durchzogene Ebene, die wir heute die Lüneburger Heide nennen. Dennoch blieb das Völkchen, von seinen Nachbarn wegen seiner Tapferkeit gefürchtet und geehrt, mehrere Jahrhunderte in der alten Heimat. In den Kämpfen Armins gegen Marbod standen

7. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 3

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
1. Land und Bolk der alten Deutschen. 3 rauhes Land. Und freilich sah es namentlich im Norden zwischen Ems und Niederelbe traurig aus. Ungehindert konnten dort die wilden Meeresfluten oft aus viele Meilen den flachen, öden Strand überströmen, und weiter landeinwärts folgte ein schauerliches Durcheinander von Sümpfen und Urwald. An den Ufern der Ströme wuchsen riesige Eichen. Wenn diese vom Wasser unterwühlt oder durch Stürme losgerissen wurden, stürzten sie um und kehrten ihre weitverzweigten Wurzeln gen Himmel. Manchmal trieben sie auch samt großen Stücken des Bodens die Flüsse hinunter ins Meer und setzten niit ihrem ungeheuren Geäste, das sich wie Maste und Takelwerk ausnahm, die fremden Schisse in Schrecken. Urwald bedeckte überhaupt den größten Teil Germaniens; aber deshalb sah es doch nicht überall grausig und wild aus. All die schönen deutschen Ströme, der Rhein, die Donau, der Main, die Weser, die Elbe und wie sie alle heißen, wälzten reichlicher und klarer als heutzutage ihre grünlichen Wogen dem Meere zu; alle die zahllosen Bäche und Quellen plätscherten, nur ungetrübt und ungehindert, durch Wald und Weiden. Der liebliche Wechsel wischen Thälern und Hügeln, der namentlich die mittleren Gegenden unseres Vaterlandes so reizend macht, bestand damals wie jetzt. Der wunderherrliche deutsche Wald war auch nicht allenthalben so schauerlich und undurchdringlich, wie die Römer behaupteten, und wenn er auch die Feuchtig- keit erhöhte und Schnee und Regen anzog, so gewährte er dafür auch wohlthätigen Schatten im Sommer und hemmte die Gewalt des Sturmes im Winter. Außer feuchten, finsteren Eichenwäldern gab es trockene Waldung von Buchen und Nadelholz, herrlich duftend, mit schlank aufstrebenden Bäumen und weichem Moosgrund, auch hie und da schöne Lichtungen mit prächtigem Grün. Städte fehlten freilich gänzlich, stattliche Bauwerke ragten nirgends empor, und eben- sowenig gab es wohlgeebnete Straßen, aus denen man bequemlich reisen konnte. Aber wenn der Wanderer auf gewundenem Waldpfad dahinschritt, so stieß er doch nicht selten auf Menschen- wohnungen, von wo er schon aus der Ferne die Hunde bellen und die Gänse schreien hörte. Es waren niedrige Holzhäuser 1*

8. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 47

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. 47 heben die schönen Walküren die auf der Walstatt Gefallenen nach Walhall empor, wo ihnen an Wodans Tischen die holden Wunschmädchen — das sind eben die Walküren — Bier und Met in goldenen Hörnern darreichen und vom Fleisch eines unsterblichen, immer wieder sich ergänzenden Ebers zu essen geben, während Wodan keine Speise zu sich nimmt. Diese seligen Helden ziehen mit Wodan auch im Himmel Tag für Tag zu fröhlichem Kampfe aus auf ein weites Gefilde, sie sind des „wilden Jägers" Gefolge. Wolf und Rabe, die Tiere des Schlachtfeldes, sind dem Wodan geheiligt, ebenso das dem Krieger teuerste Tier, das Roß, und die unentbehrlichste Waffe, der Speer, sowie der Baum, von dem er gefertigt ist, die Esche. Auf des Gottes Schultern sitzen zwei weiße Raben, die ihm alles ins Ohr raunen, was sie aus ihrem täglichen Flug durch die Welt gesehen und gehört haben. Von seinem goldnen Hochsitz in Walhall überschaut Wodan die ganze Erde. Oft aber steigt er aus herzlichem Mitgefühl hinab und betritt als „Wanderer" gütig die Wohnungen der Menschen, um ihre Tugend, besonders ihre Gastfreundschaft zu prüfen. Hier erlaubt er dann denen, die er als gut erfand, sich etwas zu wünschen. Denn alles Wünschenswerte stammt von ihm; die Berührung seines Speeres erfüllt jeden Wunsch. In der Wünschelrute, die aus unfern Märchen bekannt ist, lebt Wodans Wunsch- speer noch fort. Wodan verleiht dem Schiffer günstigen Wind, dem Würdigen Reichtum, dem Spieler glücklichen Wurf, dem Hofherrn Gedeihen des Viehes und völlige Reife der Feldsaat. In der niederländischen Bezeichnung des großen Bärengeftirnes als Wodanswagen und den englischen und niederländischen Namen des Mittwochs als Wodanstag und in manchen Sagen und Volksgebräuchen lebt das Andenken an den höchsten germanischen Gott noch fort. Alle übrigen Götter waren diesem größten und obersten unterthan, sie achteten feinen Willen und scheuten seinen Zorn. Ihm zunächst steht sein kraftvollster, ältester Sohn Donar, der Donnergott. Die verderblichen Blitze, die er schleudert, gelten nicht den guten Sterblichen, sondern den Riesen, den

9. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 45

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. 45 ernsten und würdigen Auffassung über Götter- und Menschen- schicksal, über Tod und Leben und das Ende aller Dinge gelangt, wie das germanische. Wir lassen die seltsam dunkle Sage von der Welt- schöpfung hier beiseite und berichten zunächst, wie unsre Bor- fahren sich den vollendeten Weltbau gestaltet dachten. Die Mitte des Weltbaues — so glaubten sie — nimmt die runde Erdscheibe ein, die Heimat der Menschen, daher Mannaheim genannt. Außerhalb der bewohnbaren Erde, an den äußersten Grenzen des Meeres hausen die Riesen in Riesenheim. Jen- seit der See im eisigen Norden liegt Nibelheim, d. h. Nebel- heim, ein schauriges kaltes Schattenland, von finstern Wäldern umgürtet, bedeckt von düstern Nebeln. Hier ist der Sitz der Totengöttin Hella. Am entgegengesetzten Ende der Welt glüht im Süden Muspelheim, die Welt der Flammen, ge- hütet von dem Rauchriesen, der der „Schwarze" heißt und ein leuchtendes Schwert in der Hand trägt. Von hier aus er- hebt sich einst der furchtbare Brand, der der ganzen Welt den Untergang bringt. Unter der Erde liegen hie und da weit ausgebreitete, liebliche Auen, und einzelne Götter wohnen dort. Die meisten Götter aber und die vornehmsten hausen hoch oben über der Erde in der Mitte des gewölbten Himmels, der Asenheim oder Asgart genannt wird, weil die Mehrzahl der Götter dem Geschlecht der Äsen, d. h. der Großen angehört. Regenbogen und Milchstraße sind die Wege, die dahin führen. Hier haben alle Hauptgötter ihre besondere Hallen. Die herrlichste von allen aber ist die Wodans, Walhall, wohin die in der Schlacht Gefallenen oder an Wunden Gestorbenen durch die Walküren, d. h. Totenwählerinnen getragen werden. Diese Halle ist von ungeheurer Ausdehnung und glänzt über und über von Golde. Die Decke ist so hoch, daß kein Auge sie genau zu erblicken vermag, die Thore so weit, daß durch jedes achthundert Helden nebeneinander einschreiten können. Hier nämlich erfreuen sich die seligen Helden, Einherier genannt, auf langen Bänken sitzend an Wodans Tischen des Mahles, während göttliche Sänger zum Klang der Harfe ihre Thaten singen.

10. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 48

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
48 8. Vom Glauben und Götterdienst der alten Deutschen. Feinden der Götter und Menschen, die er eifrig verfolgt. Dann fährt er auf einem schweren, rollenden Wagen daher, welcher von riesigen Böcken, die blitzartig im Zickzack laufen, gezogen werden, in der Rechten hält er den zerschmetternden Hammer, vor dem die Riesen zittern und der nach jedem Wurfe von selbst in seine Hand zurückkehrt. Ehrfurchtsvoll läßt auch der Mensch Arbeit und Mahlzeit stehen, solange der gütige Gott blitzt und donnert. Dann aber, wenn der erquickende, befruchtende, reinigende Regen herniederströmt, dann eilt er hinaus, um seinem Wohlthäter freudig zu danken. So war Donar ein Gott des Ackerbaus und der Leute, welche die Feldarbeit bestellen, der Knechte. Auch die Grenzen, Wege und Brücken, waren ihm heilig, unter den Bäumen die Eiche, auch viele Berge, die daher den Namen Donnersberg oft noch heute führen, und unter den Tieren das Eich- hörnchen, weil es rasch und im Zickzack wir der Blitz springt und rotes Haar hat wie der lange Bart Donars. Von keinem Gotte wußten die Sieger so viele Thaten zu berichten wie von diesem; als tapfrer und gewaltig starker Bekämpfer aller schädlichen Mächte, besonders der Riesen und Ungeheuer, hatte er die wunderbarsten Abenteuer bestanden. Während Wodan von seinem Wolkensitz aus die Geschicke der Kämpfer lenkt, stürzt sich sein zweiter Sohn Ziu mitten ins wildeste Schlachtgewühl. Man dachte sich ihn einhändig, weil das Schwert nur mit einer Hand geführt wird. An seinen Namen erinnert noch der Dienstag, der ihm heilig war; denn dieses Wort ist aus Ziustag entstellt, und daher nennen die Schwaben noch heute den Dienstag Zischtig. Diesem grimmigen, harten Gotte, den die Sachsen Sachsnot d. h. Schwertgenoß nannten, steht der schönste, mildeste, fried- lichste gegenüber: Balder, der Lichtgott, auch ein Sohn Wodans, den ihm seine Gemahlin Frija oder Frigga geboren hatte. Diesen Gott dachte man sich merkwürdigerweise eigent- lich als einen Gestorbenen. Warum, das geht aus folgender schönen Sage hervor. Friedlich lebte der von allen geliebte Balder mit seiner treuen Gattin Nanna in seinem lichten Palaste. Da träumte ihm einst, sein Leben sei in Gefahr.
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