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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 126

1901 - Glogau : Flemming
— 126 — Zeit haben auch die poetischen Künste in Schweden ihre Pflege ge- fünften, und Esaias Tegner hat mit seiner Frithjossage ein in alle Sprachen übersetztes Meisterwerk geliefert. — Die heutigen Schweden, die man wegen der „von der Residenz und dem Adel beliebten sran- zösischen Tünche auch die Franzosen des Nordens" nennen möchte, deren Bezeichnung als „maritime Germanen" uns aber doch besser gefallen will, haben in ihrer äußeren Erscheinung etwas entschieden Germanisches: blaue Augen, blonde Haare und die Rosenwangen der Jugend. In ihrem Charakter prägt sich Ernst und Schweigsamkeit aus; auch soll der Reichtum an schönen Liedern, die wir aus den Konzertsälen kennen, weniger ein Erzeugnis der allgemeinen Volks- eigentümlichkeit sein als der Ausfluß der musikalischen Begabung der Gebildeteren. Die Natur des Landes verurteilt die Schweden zu ab- geschlossenerem Leben, und in der einsamen „stuga" ^Bauernhaus» werden mit wunderbarer Zähigkeit die Gestalten der nordischen Mythologie, der Trollen 1 und Elsen, des Strömkarls, Ägirs und des Neck festgehalten und ihre Thaten in wunderbaren Erzählungen von Geschlecht zu Geschlecht berichtet. Das Land ist lutherisch, das Ein- kommen der Pfarrer aus dem Lande mager genug, und die Schilderung eines solchen schwedischen Pfarrers, der gezwungen ist, Ackerbau und Fischfang zu seinem eigenen Erwerb zu treiben, ist in dem Roman: Tie Leute von Hemsoe ergötzlich zu lesen. In der Bodenbeschaffenheit des Landes kann man drei Gürtel oder Zonen unterscheiden. Die ungünstigsten Verhältnisse finden sich in der nördlichen, dem Norrlande, in das weit hinein von Norden her die Lappen übergesiedelt sind. Diese nördlichen Teile Schwedens sind weit rauher als die unter gleichen Breiten liegenden Küsten- streifen Norwegens. Der nördlichste Leuchtturm Schwedens steht in Haparanda, das unweit des nördlichen Polarkreises liegt, wo man am längsten Tage die Mitternachtssonne sehen kann. Übrigens giebt es auch weit nach Süden hinein in Schweden den Juni und Juli hindurch keine eigentliche Nacht. Haparanda baut Schiffe, die bis nach Brasilien segeln. Von hier dehnt sich bis Umea 140 Stuuden lang ein Wald aus. Der am weitesten nach Norden hinaufgehende Baum ist die Birke; doch bestehen die Wälder Norrlands größtenteils aus Nadelholz. „Gleichwie in dem Waldlande Rußlands erscheint auch ganz Norrland", sagt L. von Buch, „von einem hohen Punkte übersehen, als ein ungeheurer, grenzenloser Wald, den nichts unter- bricht als hin und wieder der leere Raum, den kleine Seen ein- nehmen, und kleine blaue Berge am Rande. Nur die Gegend der Flüsse ist bewohnt und belebt, das übrige traurig und tot. Auch an den rauschenden Flüssen, die nicht umsonst den Lachs heraussteigen 1 Trollhätta bedeutet Zauberhut.

2. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 52

1901 - Glogau : Flemming
mögen zwei Schilderungen dienen. Die erste beschreibt uns die Frucht- ebene am Fuße des Monte Pellegrino in Nordsicilien.1 „Reihen riesiger Agaven ziehen sich längs der Landstraße hin oder trennen als Zäune die Privatbesitzungen und tragen aus ihren 10 m hohen Stengeln die armleuchterartig geordneten Blütenbüschel stolz zur Schau. Haushohe Kakteen, die ihr stachliges Gezweig zu undurch- dringlichem Labyrinth durchfechten, werden in der Ebene sorgsam gehegt oder überdecken aus der Höhe weiten Raum nackten Gesteins. Dattelpalmen ragen hoch empor, nicht die schwächlichen Treibhaus- pflanzen, wie sie an anderen Stellen Italiens gezogen werden, sondern Palmen, wie sie Thebens Tempel überschatten und sich im Winde der Wüste wiegen. Orangenwälder, hier in voller Naturwüchsigkeit, würzen die Lust, der Ölbaum gedeiht zu riesiger Größe, üppige Oleanderbüsche prangen mit weißen und roten Blütensträußen. Mit Recht nennt der Sidlianer diese Fruchtebene die eonea d'oro, die goldene Muschel, und die Perle dieser Muschel ist — Palermo." Und nun denke man sich am Feste der heiligen Rosalie im Juli den kolossalen Triumphwagen von über 25 m Höhe, von 56 Maultieren gezogen, mit Spielleuten, Heiligen und Engeln angefüllt, durch diese Ebene gezogen und von namenlosem Jubel ungeheurer Volksmassen empfangen, so wähnt man sich nach Indien versetzt, wo der Wagen des Jaggernant unter ähnlichem Gepränge seinen Umzug hält. — Die zweite Stelle findet sich in der Nähe des alten Syrakus. Die Pracht und Lebendigkeit des alten Syrakus, das zu den volkreichsten Städten des Altertums zählte und wohl eine Million Einwohner ge- habt haben soll, ist allerdings unwiederbringlich dahin; das heutige Siragosa ist ziemlich armselig. Aber noch existieren die alten Latomien (Steinbrüche), und ihnen gilt unser Besuch. Senkrechte Felswände von über 30 in umgeben ebene Grundflächen, die wie Saalräume neben einander liegen. Die steilen Höhen von rotem Kalkstein sind dicht mit saftigstem, großblättrigem Epheu bedeckt; den entzückendsten Eindruck macht aber die Tiese da unten. Kein Gewächshaus kann nämlich eine schönere Vegetation aufweisen. Da sehen wir in üppigem Durcheinander Orangen, Citronen, Oleander, Myrten, Granaten, Feigen, die prächtigsten Dattel- und Daturabäume, und am Boden Hyacinthen, Jonquillen, Tazetten, Veilchen, Lack, rote und weiße Kletterrosen. Und über einer solchen Vegetation, sagt der bewundernde Beschauer, wölbt sich der tief dunkelblaue Himmel. ^ 1 Nach Daniel. 2 Auch berühmte Bäume giebt es in Sicilien, so die Edelkastanie am Ätna, der castagno di centi caa~alli, dessen Umfang Berlepsch auf 50 m angiebt („es sind fünf Astkolosse, die aus einem Stammfundament emporgesprossen sind"). In den Höhlungen anderer Kastanien zündet sich der caprajo (Ziegenhirt) sein Feuer an, um das Abendbrot zu bereiten, und dennoch griint der unverwüstliche Baum weiter.

3. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 82

1901 - Glogau : Flemming
— 82 — Gebirges Pflanzenvertreter kennen lernen, die wir sonst über 30 geo- graphische Breitengrade sich hinziehen sehen, und wir beobachten hier die Vegetation dreier Zonen, der nordisch-arktischen, der gemäßigten und der südlichen. Natürlich macht einen bedeutsamen Unterschied die Nord- und die Südseite der Alpen, die Schneegrenze beginnt dort schon bei 2300 m, hier ersi bei 3000 in; die Rinderherden gehen bis 2200 m hinaus, und im August wird ein Teil des Gebirges schneefrei. Der Winter dauert aber doch 9 Monate. Charakteristisch für den Höhenzug des Gebirges sind die Legsöhren oder das Krumm- holz, das sich noch über die Grenze des Baumwuchses hinauswagt und die Wände der Berge emporklettert. Im deutsch redenden Rhätien sollen sie Arle genannt werden, und daher leitet Berlepsch die Orts- bezeichnungen Arlberg und Vorarlberg her; im Bayrischen heißen sie Kaatschen. Sie sind die „Lazzaroni" der Alpen, und in ihrer ver- krüppelten, am Boden hinkriechenden Gestalt, in ihrer Verwegenheit, wie sie an den steilen und abschüssigen Felswänden sich hinaufziehen, gewähren sie den eigenartigsten Eindruck. Wie verschieden sind doch die Zeitalter in ihrem ästhetischen Empsinden! Cäsar", trieb, als er diese Alpenwelt kennen lernte, angewidert durch die Ode und Un- fruchtbarkeit der Natur, grammatische Studien, und wir bewundern in romantischem Entzücken die Wildheit der Scenerie. Die Königin der Alpenblumen ist die Alpenrose. Du bist, v Alpenrose, Der Blumen Krön' und Preis, Die einz'ge Dornenlose In deiner Schwestern Kreis. Du wohnst als Königinne So recht auf höchstem Thron Und blühst in reiner Minne Dem freien Alpensohn. Die Alpenrose ist nämlich gar keine Rose, so wie das Alpenveilchen auch kein Veilchen ist, sondern gehört zu den Rhododendren, hat also keine Dornen und ist am ehesten unserem Preißelbeerftrauch zu ver- gleichen. Demungeachtet ist der Eindruck einer von dem „Rubin- feuer" ihrer Blüten überzogenen Matte ganz überwältigend und er- innert an den Anblick eines blühenden Obstgartens. Die sonstigen Alpenblumen, namentlich die Enziane, hat uns wunderschön Haller in seinen „Alpen" geschildert, und der Schüler muß Lessing dankbar sein, daß er die Hallerschen Verse in dem Laokoon kennen lernt. Lessing will ihre poetische Zulässigkeit nicht gelten lassen, weil er alle Beschreibung aus der Poesie verbannt; aber doch sind die Verse von großer Schönheit des Ausdrucks und verraten, wie tief durch- drungen der Dichter von der Großartigkeit seines Heimatsgebirges gewesen ist. — Der schönste Laubbaum der südlichen Alpenwelt ist die

4. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 91

1901 - Glogau : Flemming
— 91 — des Flusses in dieser Gegend russisch-normannische Ansiedler an, um von der Beraubung der Flußschiffer zu leben. Später folgten Kosaken. — Nach der rumänischen Grenze zu ist noch der Fluß Dniestr zu erwähnen, der Tyras der Alten, der eine reifende Strö- mung hat, so daß das Urteil des Ovid millo tardior amne Tyras sich wohl nur aus das Mündungsgebiet beziehen kann. Der kurze Laus der Newa endlich ist nicht allein durch seine merkantile Be- deutung von Wichtigkeit, wie wir das weiter unten sehen werden, sondern ganz Petersburg ist in einer noch nie dagewesenen Weise von dem Wasser des Flusses abhängig. Da die Stadt auf Sumpf- boden erbaut ist, liefert die Newa alles Wasser zum Kochen und — Trinken, und es sind zwei sür die ganze Stadt wichtige Festtage, wenn am 6. Januar unter feierlichen und religiösen Ceremonien die Wasserweihe vollzogen wird, und wenn bei Frühlingsansang das Eis des Flusses zu tauen ansängt und unter dem Donner der Kanonen der Kaiser den ihm überbrachten Becher des Newawassers aus das Wohl seiner Residenz leert. Den Reichtum Rußlands und seine ganze Machtstellung bedingt der Ural. Dies hat schon Ritter behauptet. Das etwa 2000 km lange Gebirge ist das einzige größere in Europa, das genau in der meridionalen Richtung verläuft, also eigentlich an die Streichungs- linien der amerikanischen Gebirge erinnert. Seine geringe Erhebung sichert ihm aber nicht einen so durchgreifenden Einfluß wie eben den Höhenzügen der westlichen Hemisphäre; dennoch empfiehlt es sich recht gut als Scheide zweier Erdteile. Die reichen Laubwälder Rußlands, also Europas, finden sich nur aus seiner westlichen Seite, weder die Eiche noch die Linde überschreiten seinen Kamm, und auf der asiatischen Seite beginnen die unermeßlichen Tannenwälder und weiter südlich die Steppenlandschasten Sibiriens. Die staunenswerte Bedeutung des Gebirges liegt vor allem in seinen Mineralschätzen. Fast un- erschöpslich sind die Eisensteinlager, so daß es 2/3 alles russischen Eisens liefert und die Bergbeamten äußerten: wir könnten ägyptische Pyramiden aus reinem Eisen bauen, wenn nur die Brennmaterialien da wären. Peter der Große siedelte am Ural Schmiede aus Tula an, beschenkte sie mit großen Waldflächen, und dieselben haben hier kolossale Reichtümer erworben, wie die aus der Geschichte der Na- poleoniden bekannten Demidoffs. Ebenso ansehnlich ist die Ausbeute des Gebirges an Edelmetallen, worunter die Goldseisen am Ostfuß des Urals besonders erwähnenswert sind. Das sonst selten gefundene Platina wird hier in reichem Maße gewonnen. Rußland machte sogar den gewagten Versuch, daraus Münzen prägen zu lassen; im ganzen waren davon schließlich 10 Millionen Mark im Umlauf, sie sind aber seit 1863 wieder eingezogen. Da Platin als Edelmetall nicht rostet, sindet es bei subtilen Wägungen als Gewicht seine Ver-

5. Band 1 - S. 42

1900 - Glogau : Flemming
Gewürm verleihen dem Bilde ein farbenprächtiges Aussehen, und dem Seefahrer will es scheinen, als schwebe er in der Luft und sehe herab auf die wunderschönste Vegetation. Der Erdteil selbst, an dem wir landen, tritt uns wie eine Riesengestalt entgegen. Er erstreckt sich durch 125 Breitengrade und hat seine Länder durch vier Zonen verteilt. Es ist, als N'enn er den Ankömmlingen die Arme entgegenhält, ihnen sein freundliches Antlitz zukehrt und in allem und jedem als der jüngere Bruder Europas sich gebärden will, der völlig die europäische Civilisation übernommen hat und mit uns wetteifert in den Kultursortschritten der Menschheit. Die parallele Gegenüberstellung der beiden Ufer- seiten des Atlantischen Oceans hat etwas Überraschendes. Gleichwie die Jungfrau Europa alle ihre gewinnenden Reize nach Westen kehrt und der Erdteil Afrika sozusagen den gewaltigen Sockel bildet, auf dem sie sitzt, so ist Nordamerika die menschlich entgegenkommende und fühlende Brusthälfte des Erdteils, und Südamerika fließt wie eine gleichförmige Gewandung herab von der hehren Gestalt. Manches deutet auch auf den früheren Landzusammenhang mit der alten Welt über die Brücke der Behringsstraße, während erst „im Tertiärzeitalter durch vulkanischen Aufwurf der Landenge von Panama" die Ver- bindung mit Südamerika hergestellt ist. So treffen wir in Nord- amerika aus alte Bekannte, wie den Wachholderstrauch und das Nenn- tier und die vertrauten Gestalten der Kiefernarten, während Süd- amerika uns viel fremdartiger berührt und als der eigentliche Tropen- kontinent, als reichstes und fruchtbarstes Gelände und als „Treib- haus" der Erde sich darstellt. Dennoch betrachten wir Nord- und Südamerika zusammen als eine Kontinentaleinheit, sie haben ja auch ihre gemeinsamen Sonder- thpen, die für den ganzen Erdteil charakteristisch sind, so den Kolibri und die Kakteen. Es erscheint nun bei dem jüngeren Bruder, wie ich vorhin in Bezug auf die Civilisation Amerika Europa gegenüber nannte, alles kolossalischer wie in Europa. Der Hauptvorzug Europas in physikalisch-geographischer Beziehung ist, daß wir hier durchweg auf eine reichere Individualisierung stoßen; so hat z. B. Deutsch- land seine charakteristische Stufenbildung vom Tieflande her über die Mittelgebirgslandschaften und Plateaus hin zur alpinen Hoch- gebirgsnatur. Desgleichen erscheinen die Flüsse in viel reicherer Gliederung, und nun gar die überall aufgelockerten,, Küstenränder und eindringenden Binnenmeere geben Europa die Ähnlichkeit mit einem riesigen Polypen, der nach allen Richtungen hin seine Fang- arme ausstreckt, um die mannigfachsten Kultureindrücke aufzusaugen und in sich zu verarbeiten. In Amerika dagegen fehlen zumeist die Mittelstufen. Am ganzen Westrande des Erdteils haben wir das kolossale Hochgebirge, das namentlich in Südamerika seine staunens-

6. Band 1 - S. 46

1900 - Glogau : Flemming
46 Toronto. Wir haben übrigens in Amerika auch einen Hochlgnds- fluß, und wie alles dort ins Kolossalische sich erhebt, so bilden die Canons dieses Flusses wiederum eine der größten Sehenswürdig- keiten der Welt. Tiefe Schluchten des Stromlaufs haben wir z. B. auch beim Tajo, dort aber beim Colorado erscheinen der Monument cañón und der Grand Canon als wahre Riesenbauten.1 2 3 Die User- wände der Schlucht, in der der Strom fließt, stürzen senkrecht bis zu 2300 in herab, und die buntschillernden Gesteinsmassen der Marmor- wände haben dem ganzen Distrikt den Namen Colorado gegeben. Man kann sich denken, daß bei dieser Einwirkung der Wasser- sülle und der feuchtheißen Winde die Vegetation eine wieder ins Kolossalische gehende Üppigkeit und einen strotzenden Reichtum auf- weisen wird. Daher hat man auch „die Frondosität" oder die Laubfülle als ein besonderes Charakteristikum des Erdteils hervor- gehoben und nennt Amerika schlechthin „den Pflanzenkontinent", oder man behauptet, es sei „bei der großen Dünnheit der Bevölkerung vielfach eine Einöde, nur bestimmt zur Entwickelung des Pflanzen- wuchses". Wie sind bei den Llanos des Orinoko alle Vorbedingungen gegeben, um hier bei dem tropischen Sonnenbrände eine geographische Typenform sich entwickeln zu lassen, ähnlich der afrikanischen Saharah! Während aber dort die Regenarmut dem Landstrich den Fluch und Stempel der ewigen Wüstensorm aufdrückt, zaubert hier die Regen- zeit wenigstens auf drei Monate Fruchtbarkeit und schwellende Vege- tation hervor. Das staunenswerteste Bild der Pflanzensiille bieten aber doch die Selvas des Amazonas mit ihrem Flächenraum von über 100000 Meilen.52 An den Bäumen hängen hier statt unseres nordischen Mooses und der Flechten die Lianen und Orchideen; Fuchsien lassen noch in 30 ui Höhe ihre blütenreichen Gehänge herab- sallen, überall blüht und leuchtet es in schönstem Farbenschmucke, so daß wir an unsere eintönigen nordischen Wälder gewöhnten Euro- päer ganz starr vor Staunen sind, und hier in der Hyläa entwickelt sich der edelste aller Bäume, die Palme, zu ungezwungenstem Wachs- tum, so daß die Wachspalmen und Bombaceen über den Laubkronen des Waldesgrüns sozusagen noch einen besonderen Wald in höherer Etage aufbauen, b Auch kommt es vor, daß einzelne Pflanzen sich zu wahren Monstrositäten des üppigen Gedeihens auswachsen, wie denn in Peru einst vier Pferde im Schatten einer Rübe gestanden haben sollen. Die Triebkraft der vegetativen Natur ist schier unerschöpflich: man sieht mitunter eine Kathedrale bis in die obersten Spitzen mit Gebüsch überwachsen, selbst in den Vulkankegeln grünt und blüht es 1 S. Anhang 8. 2 Zwölfmal so groß als Deutschland. 3 Der Wald über dem Walde (St. Pierre). S. Anhang 6.

7. Band 1 - S. 33

1900 - Glogau : Flemming
33 fo, daß man annimmt, ein ganzer urweltlicher Erdteil Pacificia sei in dem Meere untergegangen und sinke noch immer weiter. Die bereits unter der Oberfläche des Wassers verschwundenen Ränder der Bergkuppen haben die Korallentierchen, die nur in seichten Wassern und nur bei 20 0 Celsius Wassertemperatur (also beschränkt auf die tropischen Meere) leben können, zu bebauen angesangen, und da die Senkung sich fortsetzte, so ragen ringförmige Atolls entweder um einen Erdkern in der Mitte, oder auch dieser ist verschwunden, und nur die Atollinseln sind übrig gebliebent Die Korallenpolypen sind nämlich bald abgestorben, wenn die Luft die Bauten bestreichen kann. Zugetragene Sämereien haben auf diesen Ringinseln Vegetation ent- stehen lassen, und so ist das heutige Polynesien gebildet. Übrigens soll, wenn man auf einer Koralleninsel landet, bald alle vorgefaßte Meinung von ihrer Schönheit schwinden. Der Boden enthält nur „Flecken drahtartigen Grases, und die Bäume bleiben niedrig"? Aber wir haben ja auch höhere und vulkanische Inseln, und obgleich diese sämtlich in der heißen Zone gelegen sind, mäßigen die herrschenden Passatwinde die Hitze, und durch den Einfluß des Meeres werden die Unterschiede in den Jahreszeiten gemildert. Hier herrscht ein ewiger Sommer, mild und angenehm, und wegen der Niederschläge aus den Passaten eine reichliche Pflanzenbekleidung. Da tritt uns zunächst der Kokosbaum entgegen, „der Kosmopolit der Tropenländer". Strömungen haben von Amerika her die Fruchte über ganz Océanien hingesührt, und da das Seewafser ihre Keim- kraft nicht verdarb, so ist überall die stehende Vegetation dieser Palmen erzeugt worden, die der Volkssage nach zu 90 Dingen nütz- lich sein sollen. Sodann ist der Brotfruchtbaum der eigentlich charakteristische Baum der australischen Inselwelt. 1 2 3 Acht bis neun Monate ist der schöne Baum mit Früchten bedeckt, und drei Bäume sollen hinreichen, um einen Menschen während dieser Zeit zu er- nähren. Der Weltumsegler Cook urteilt, „hat dort jemand nur zehn Vrotbäume gepflanzt, so hat er seine Pflicht gegen sein eigenes und gegen sein nachfolgendes Geschlecht ebenso vollständig und reichlich erfüllt als ein Einwohner unseres rauhen Himmelsstriches, der sein Leben hindurch während der Kälte des Winters gepflügt, in der Sommerhitze geerntet und nicht nur seine jetzige Haushaltung mit Brot versorgt, sondern auch seinen Kindern etwas an barem Gelde kümmerlich erspart hat". Diese polynesischen Inseln mit ihrem gesunden Klima und ihrer 1 Aioli = Gruppe. „Jedes Aioli ist der Grabstein einer oersunkenen Jnsel." 2 Koralleuinseln sind die Karoliueu, Marschallsinseln und nameutlich die Pomotuinseln. “ Auherdem Taro, eine Koralleufrucht, = „Stab des Lebens". Ratzel, Volkerkunde I, 238. Hanncke, Erdkundl. Aufsatze. 3

8. Band 1 - S. 47

1900 - Glogau : Flemming
47 noch, und in Quito, wo ein ewiger Frühling herrscht, sind Sämann und Drescher gleichzeitig beschäftigt. Echt charakteristisch klimmt die Vegetation hier auch noch zu Höhen hinan, wo bei uns in Europa bereits alles Leben erstorben ist. Die Hochebenen der Anden liefern reiche Getreideerten und sind von stark bewohnten Städten besetzt, wie in Potosi bei 4000 m Höhe, obschon dem Fremdling in der dünnen Lust das raschere Gehen bereits Atembeschwerden macht. In Peru, ihrem eigentlichen Heimatlande, wächst die Kartoffel bei 4300 m Höhe, unweit der Grenze des ewigen Schnees. Und nun erst der Gras- und Wiesenteppich der Prairieen mit ihren leuchtenden Farben- tönen, wo rote Blumen, vor allem die Georginen, dem Auge die seltenste Augenweide bieten. Da spricht man mit vollem Recht von „einem grünen Ocean", der jetzt allerdings vor der mächtig vorschreiten- den Ackerbaukultur westwärts zurückweichen muß. Nichts ist daher auch bezeichnender für Amerika, als die so häufig wiederkehrenden Bezeichnungen einzelner Landschaften als eines Gartengeländes und eines Blumenangers, wie Chile der Garten der neuen Welt heißt und Chicago die Gartenstadt, Paramaribo der Blumengarten, die vom Golfstrom umflossene Halbinsel Florida von den Blumen ihren Namen hat und selbst ins Meer hinaus noch St. Croix und Haiti Garten der Antillen und Westindiens genannt werden. Der Frondosität des Erdteils entspricht der Reichtum an Tieren, nur daß bei der großen Feuchtigkeit, die wir wenigstens in Süd- amerika haben beobachten müssen, mehr Vögel, Insekten und Rep- tilien gedeihen und die Tiere höherer Ordnung schwächer vertreten sind als in der alten Welt. Namentlich in der trockenen Jahreszeit wimmeln die Landschaften Südamerikas von Getier aller Art; Hum- boldt schrieb von Cumana aus an seinen Bruder: Welche Farben der Vögel, der Fische, ja selbst der Krebse (himmelblau und gelb)! Wie die Narren laufen wir bis jetzt herum, und Bonpland versichert, daß er von Sinnen kommen werde, wenn die Wunder nicht bald aufhörten. In der Nacht erhebt sich ein Höllenlärm im Urwald, die Heultöne der Affen bilden den Grundton in dem infernalischen Konzert, und dazu gesellt sich bei Tage das Gekreisch der grünen Papageien, die in den Waldbäumen sitzen und Kapseln und Beeren von ihrem Fräße wie ein Schloßenwetter auf die harten Blätter herunterfallen lassen. Der Europäer wird den anmutigen Gesang unserer Waldvögel sehr vermissen, und auch in Nordamerika entbehren die Wälder die süßen Melodieen unserer gefiederten Lieblinge. Für die Anmut muß hier wiederum die Kolossalität der Erscheinungs- formen entschädigen. Der Kondor, „der Bote der Sonne", mit 4 m Flügelspannung weilt am liebsten in den höchsten Luftschichten der Anden (bis zu 7000 na), und wenn er „aus solcher Höhe in die glühende Ebene hinabschießt, fährt er in einer Minute durch alle

9. Band 1 - S. 65

1900 - Glogau : Flemming
65 wird ja natürlich zurücktreten; eigentümlich sind z. B. Korsika die immergrünen Buschbestände der Maquis. In Slavonien bewundert man die Eichenwälder und will behaupten, daß ihr Holz „ausreiche für die mächtigsten Flotten, für die Schwellen von Welteisenbahnen und für die Fässer aller Weinländer des Erdteils". Aber den Löwenanteil im Handelsverkehr beansprucht doch Skandinavien, da es die Hälfte alles verhandelten Holzes liefert. Damit kommt es hochentwickelten Kulturländern, die eben darum aber von Wald ent- blößt sind, zu Hilfe, wie Britannien, Niederlande, Dänemark und wohl auch Frankreich. Für Britannien ist charakteristisch das Park- artige der Landschaft, die durch zerstreuten Baumwuchs belebt wird und deren Rasenfläche sich durch saftiges Grün auszeichnet, i da kein Punkt weiter vom Meere als ein Äquatorgrad liegt; im übrigen gilt es als der waldärmste Teil Europas. Auch die Franzosen haben, um Ackerland zu gewinnen, zu unvorsichtig den Waldbestand ver- mindert. Das hat sogar seine großen physikalischen Nachteile gehabt, da der Regen das Erdreich herniederspült und die Flüsse, besonders die Loire, versanden. 2 Skandinavien hat außer dem Holze in seinen Gebirgen viel Mineralschätze, aber auch ein in heutiger Zeit doppelt schmerzlich empfundenes Manko, es besitzt nämlich keine Steinkohlen. Es geht ihm also ebenso wie dem Lande Italien, das durch seine Handels- thätigkeit sonst eine so hervorragende Rolle spielt und das dichter bevölkert ist als das Deutsche Reich. Während es demnach eifrigst den Landbau treibt und namentlich durch seine Seidenzucht hervor- ragt, ermangeln ihm zur Maschinenindustrie die Kohlen, die es erst von Britannien auf Schiffen herbeiholen muß. Denn England besitzt in seinen unerschöpflichen Kohlenflözen, namentlich in den mittel- englischen und denen von Newcastle und Glasgow, eine Quelle er- staunlichen Reichtums. Fördert es doch jährlich 180 Millionen Tonnen Kohlen, worin ihm nur die Vereinigten Staaten von Amerika gleichkommen, während Deutschland noch nicht die Hälfte erzeugt. Wesentlich auf dieser Kohlenförderung beruht die bedeutsame In- dustrie Englands, die es in der verschiedenartigsten Fabrikation die erste Stelle einnehmen läßt, wie es denn in Eisen den dritten Teil der Gesamtproduktion der Erde liefert, wie seine Landschaft Lanca- shire die „Völker aller Erdteile kleiden hilft" und wie endlich Bir- mingham mit seinen Allerweltswaren und Nadeln und Stahlfedern als „Tandladen der Welt" gelten kann. — Kohlen verbürgen im- mer ihrem Fundorte industrielle Thätigkeit und große Wohlhaben- 1 Irland heißt eben deshalb auch die Smaragdinsel. * Seeschiffe können nicht mehr bis Nantes gelangen. Der gefürchtetste Fluß in Frankreich ist übrigens die Garonne wegen ihrer verheerenden Hochfiuten. Die Rhone ist wiederum sehr reißend, wird aber von Dampfschiffen befahren. Hanncke, Erdkundl. Aufsätze. 5

10. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 73

1839 - Reutlingen : Fischer
— 73 — begründetem Erfolg, gegen den Hagel versucht hat. Zu- letzt beschloß Herr Gerhard das Gespräch damit, daß er den Kindern die Ursachen der Gewitter, und die Vor- theile und Segnungen angab, die sie der Natur und da- durch uns bringen. „Kommt," sagte er, als der Regen für eine Weile aufgehört hatte, „lasset uns die frische Luft einathmen, die draußen labend weht. Im Zimmer herrscht noch die drückende Schwüle, die heute Vormittag über der gan- zen Erde lag; aber draußen hat das Wetter die schwere Luft leicht gemacht, und von Bäumen und Blumen eine Fülle köstlicher Wvhlgerüche gezogen und allenthalben cutsgestreut. Ihr werdet so gern wissen mögen, wie es um die Pappel steht, die ihr von ihrer Höhe in den Ab- grund stürzen saht." D e i m Gewitter. Was steigt am fernen Himmel auf? Sin Wetter Gottes ist's! Wer lenkt der Wolken raschen Lauf? Wer hält sie? Gott, du bist's! Es rauscht der Wind, rauscht immer mehr, Es rauschen Bäum' und Wald; Er rüttelt Alles hin und her. Er stürmet mit Gewalt. Fern am Gesichtskreis schlangeln sich Die Blitze hin und her; Manch Augr schließt sich angstiglich Vor Gott, dem Donnerer. Was zagst vor Blitz und Donner du? Schließt's Aug' und birgest dich? Dir kl. d. Jugendfreund. 4
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